Vatikanischer Außenminister: Papst lobte libanesiche und jordanische Flüchtlingspolitik

Erzbischof Paul Richard GallagherDie Neujahrsrede des Papstes am Montag an die Vatikan-Diplomaten hatte eine Schlagzeile: „Wir schaffen das!“ Papst Franziskus hat in einer langen und ausführlichen politischen Grundsatzrede sich vor allem dem Thema Europa und den Flüchtlingen gewidmet. In einem Gespräch mit Radio Vatikan betont auch der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Richard Gallagher, diesen Fokus:

„Ja, der Papst wollte die enormen Anstrengungen anerkennen und die Länder loben, die sofort Flüchtlinge aufgenommen haben wie Jordanien und Libanon und dann auch die Länder an den Grenzen wie die Türkei, Italien, Griechenland, denn trotz der Migrantenfrage, die heute als Europakrise gilt, haben viele Menschen aus diesen Ländern, ihre Regierungen, Behörden sowie viele Privatpersonen Leben gerettet. So wie der Papst sagte: ‚Das sind keine anonymen Menschen, sondern Menschen wie wir, Kinder…’. Und so müssen wir uns diesem dornenvollen Problem widmen, dieser schweren Krise. Und hier bewerten wir auf keinen Fall die internen Krisen und Herausforderungen der einzelnen Länder, absolut nicht. Aber zur selben Zeit behaupten wir, dass es notwendig sei weitere Anstrengungen zu tätigen, denn dieses Problem verlangt nach unserer Aufmerksamkeit, denn es ist nicht nur sozial, sondern eine reale tödliche Krise für Europa. Wie wir reagieren, legt auch fest, welche Art Land wir sind. Und die Idee, dass wir unsere Werte verteidigen müssen, unsere Gesellschaft verschließen müssen, wird uns eventuell mehr Schaden zufügen als die Türen und unsere Herzen zu öffnen um diese Personen in Schwierigkeiten aufzunehmen.“

180 Staaten unterhalten derzeit diplomatische Beziehungen zum Heiligen Stuhl. 86 dieser Botschafter residieren auch in Rom, darunter die der EU und des Malteserordens. Vor all diesen Vertretern prangerte Franziskus am Montag auch den Terrorismus und den religiösen Fundamentalismus an. Er betonte die Notwendigkeit des Dialogs mit dem Islam und allen anderen Religionen. Das sieht auch Gallagher als eine der Hauptaufgaben im Angesicht der sich spaltenden Gesellschaften.

„Und zur selben Zeit hat der Papst auch den Brauch und Missbrauch der Religion im Namen der Gewalt und des Terrorismus verurteilt. Ja, weil – vor allem für den Heiligen Vater – ist das ein entsetzlicher Skandal. Dass Menschen im Namen von Gott getötet, vor allem unschuldige, verwundbare und dass ganze Gemeinden über Jahre hinweg unterdrückt werden. Das ist ein Riesenskandal, welchen wir besiegen müssen. Und wir als Heiliger Stuhl, als religiöse Einrichtung, spüren dieses Bedürfnis noch viel mehr. Denn wir sehen die Liebe als wahre Botschaft der Religion und der Papst zeigt aus diesem Grund auf, mit all seinen Kräften.“ (rv)

Patriarch Raï sieht andere „Interessen“ in Nahost-Krise

Patriarch RaiDie diplomatische Krise zwischen dem vorwiegend sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran zieht weitere Kreise. Nach den 47 Hinrichtung, unter ihnen die des iranischen Geistlichen Al-Nimr und dem darauffolgenden Angriff auf die saudische Botschaft in Teheran herrscht nun diplomatisch Eiszeit. Gleichzeitig werden die internationalen Stimmen lauter, man fordert eine Deeskalation, man bittet um Dialog, denn der diplomatische Stillstand könnte die Friedensbemühungen für Syrien schädigen. Der UN-Sicherheitsrat schaltete sich bereits ein, verurteilte den Angriff auf die saudische Botschaft in Teheran. Saudi-Arabien verteidigt sich unterdessen bei den UN für die 47 Hinrichtungen. Der amerikanische Außenminister John Kerry habe bereits Telefonate in die jeweiligen Staaten getätigt. Es geht nicht nur um den religiösen Konflikt, das betont auch der maronitische Patriarch von Antiochien, Béchra Boutros Raï, im Gespräch mit Radio Vatikan. „Seit mehr als 1.300 Jahren gibt es diesen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Es gibt leider regionale aber auch internationale Interessen. Die regionalen Interessen sind Saudi-Arabien und der Iran, zwei Mächte die ihre eigene politische und wirtschaftliche Strategie durchziehen wollen um das Mittelmeer zu erreichen. Der politische Kontrast hat sich in einen Krieg verwandelt.“

Wegen der Krise zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wird befürchtet, dass die jüngsten Friedensbemühungen für Syrien und den Jemen zum Stillstand kommen könnten. Auch der libanesische Patriarch sieht hier andere Interessen. „Ich kann sagen, dass in diesen Kriegen in Syrien, im Iran, im Jemen – und Gott bewahre jetzt auch noch in Saudi Arabien – andere internationale und lokale Interessen eine große Rolle spielen. Wirtschaftliche, politische und strategische. Leider ist die Quelle all dieser Konflikte der unlösbare Konflikt von Israel und Palästina. So lange die internationale Gemeinde nicht diesen Konflikt löst wird es nie Frieden im Nahen Osten geben“.

Patriarch Raï stellt im Gespräch klar, dass das gemeinsame Miteinander von Muslimen und Christen im Nahen Osten eine Notwendigkeit ist. Die Konflikte würden nun zu einer „Zerstörung der Kultur, der Identität und der Menschen führen.“ Die Wahrheit sei, dass alle terroristischen und fundamentalistischen Organisationen von Ländern unterstützt werden – mit Geld, mit Waffen – nur um ihre Interessen zu fördern.

„Der Heilige Vater Franziskus sagte von Anfang an, es handle sich hier um Waffenhandel. Es stimmt! All diese Kriege….die Stimme des UN-Sicherheitsrates muss lauter werden und diesen Kriegen ein Ende setzen. Es ist unnötig, der Krieg löst nichts. Krieg führt nur zu weiteren Kriegen, weiteren Hass in der Welt. Und das ist es worum wir bitten: Wir müssen die Stimmen erheben. Leider hören wir nur eine Stimme – und das ist die Papstes. Kein Land spricht von Frieden, kein Land spricht davon den Krieg zu beenden.“ (rv)

„Guide Michelin“ für Roms Obdachlose

Sant EgidioEin römischer „Guide Michelin“ für Arme ist dieser Tage in seiner 26. Ausgabe erschienen. Der ganz besondere Restaurantführer verzeichnet Orte in Rom, an denen Obdachlose essen, aber auch schlafen und sich waschen können: rund 600 Adressen alles in allem. Den „Guide Michelin“ der Armen stellt alljährlich die römische Basisgemeinde Sant´Egidio zusammen. Die Auflage liegt diesmal bei 13.000 Exemplaren, die Zahl der Obdachlosen in Rom liegt ihrer Schätzungen nach stabil bei etwa 7.700 Menschen. Nur ein Drittel von ihnen finden Aufnahme in Nachtschlafstellen. Die übrigen übernachten auf der Straße – auch zu Weihnachten. Die gute Nachricht: unter den römischen Bürgern wächst die Hilfsbereitschaft für Obdachlose. Marco Impagliazzo, Präsident von Sant´Egidio:

„Heute verstehen viele Leute, was der Papst sagt. Seine beständigen Aufrufe bleiben im Gedächtnis und veranlassen die Leute, etwas zu tun. Das Problem ist, dass sie oft keinen Ort haben, wo sie ihre Hilfsbereitschaft ausleben können. Bei Sant´Egidio melden sich immer mehr Menschen, die als Freiwillige helfen wollen, und wir kommen dem gerne nach. Aber mein Appell wäre, dass die Pfarreien und katholischen Vereinigungen ihre Pforten öffnen und ihren Mitgliedern die Chance geben, dort zu helfen.“

Seit Beginn des Jahres sind auf Initiative von Papst Franziskus auf dem Petersplatz Duschen und ein Haarschneide-Service für Obdachlose eingerichtet. Außerdem haben die Jesuiten in unmittelbarer Vatikan-Nähe einen Schlafsaal für Männer eingerichtet; Frauen können schon seit vielen Jahren bei den Mutter Teresa-Schwestern neben der vatikanischen Audienzhalle unterkommen, die dort auch eine Armen-Mensa betreiben.

Sant´Egidio versammelt zu seinen Weihnachtsessen an verschiedenen Standorten Roms in diesem Jahr 20.000 Menschen: Arme und Helfer. Die Basisgemeinde hatte diese Weihnachtsessen zum ersten Mal 1982 organisiert und dabei 15 Obdachlose bewirtet, erzählt Impagliazzo. Das Beispiel machte Schule: in diesem Jahr können Bedürftige zwischen 150 verschiedenen Weihnachtsessen wählen, die in Rom von verschiedenen Organisationen ausgerichtet werden. Der „pranzo di Natale“ gilt in Italien als einer der wichtigsten Familientermine des Jahres. (rv)

Kardinal Parolin: „Man bekämpft die Drogen durch ein ‚Nein’“

Kardinal ParolinDie Kirche kann angesichts des Drogenproblems auf der Welt nicht ruhig bleiben. Das betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstagabend gegenüber Radio Vatikan. Parolin hatte in einem römischen Drogenzentrum eine Messe zur Vorweihnachtszeit gefeiert und betont, Drogen seien böse und mit dem Bösen gehe man keine Kompromisse ein. „Man bekämpft die Drogen, indem man ‚Nein’ zu ihnen sagt“, so der Kardinal, Worte von Papst Franziskus aufgreifend. „Und man bekämpft sie, indem man ‚ja’ sagt zu den Werten, die uns zu leben erlauben und die dem Leben einen Sinn geben und die dabei helfen, dass man nicht in dieses Loch fällt.“

Papst Franziskus selber hatte immer wieder das kompromisslose ‚Nein’ zu Drogen betont, es ist ein fester Bestandteil seiner Ansprachen und Begegnungen mit Jugendlichen weltweit. Der Besuch von Drogen-Zentren und die Begegnung mit Abhängigen gehört zu seinem ständigen Besuchsprogramm. Auch Politiker fordert er immer wieder auf, hart gegen Drogenhandel vorzugehen und keineswegs zu legalisieren.

Das Statement Parolins erfolgt, während europaweit über die Zulassung von so genannten ‚leichten Drogen’ debattiert wird. „Drogen bekämpft man nicht mit Drogen“, zitierte der Kardinal den Papst in seiner Predigt im Drogenzentrum. Drogen bekämpfe man mit Bildung, mit Arbeitsplätze und mit Perspektive, also durch Prävention. Die Kirche sei auf der Seite all derer, die aus dieser Sklaverei entkommen wollten, so Kardinal Parolin.

Zwei Abteilungen unterhält das nicht kirchlich getragene Zentrum CEIS, das von Kardinal Parolin besucht wurde. Eine davon befindet sich in Castelgandolfo, das andere am Stadtrand Roms. Damit wolle man den Drogenabhängigen eine Anlaufstelle und eine Perspektive auf die Zukunft bieten, so die Verantwortlichen des Zentrums gegenüber Radio Vatikan. Dass mit Kardinal Parolin ein hochrangiger Vertreter des Vatikan zur Weihnachtsfeier ins Zentrum gekommen sei, nehme man als deutliche Unterstützung wahr. (rv)

Stühlerücken im Medienbereich des Vatikans

Stefano D´AgostiniZwei wichtige Ernennungen im vatikanischen Medienbereich hat Papst Franziskus an diesem Montag vorgenommen. Zunächst einmal ernannte er den Italiener Stefano D’Agostini zum neuen Direktor des vatikanischen Fernsehzentrums CTV. Er war bisher technischer Leiter bei CTV gewesen. Zum ersten Mal erklimmt damit ein Laie den Spitzenposten des Papst-Fernsehservices.

Auch im Pressesaal des Heiligen Stuhls rückt ein Laie vor: Der US-Amerikaner Greg Burke wird Vizedirektor der „Sala Stampa“, die vom Jesuitenpater Federico Lombardi geleitet wird. Der Journalist Burke war bisher Kommunikationsberater im vatikanischen Staatssekretariat – ein Posten, der während des sogenannten Williamson-Skandals im Pontifikat von Benedikt XVI. eingerichtet wurde. Burke wird als Nummer zwei des Pressesaals Nachfolger von Pater Ciro Benedettini, der in den Ruhestand geht.

Die Medienarbeit des Vatikans befindet sich derzeit in einem Reformprozess. Federführend ist dabei der frühere CTV-Direktor Dario Viganò, seit dem Sommer 2015 Präfekt des neugeschaffenen Vatikan-Sekretariats für Kommunikationsmittel. (rv)

Kardinal Parolin feiert mit Suchtkranken und Flüchtlingen

Kardinal Pietro ParolinDer vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin feiert die Weihnachtsmesse mit Suchtkranken und Flüchtlingen. Am 22. Dezember begibt er sich zu den Drogenabhängigen und ihren Familien, die im kirchlichen Fürsorgezentrum Don Mario Picchi in Rom betreut werden, teilte der Vatikan mit. Indessen hat der vatikanische „Innenminister“, Erzbischof Angelo Becciu, am Donnerstag eine Weihnachtmesse im Vatikan mit Fußballschiedsrichtern gefeiert. Dabei erinnerte der Substitut die Schiedsrichter daran, dass man für Weihnachten „trainieren“ muss, und zwar mit Gebet und Meditation, „damit die Begegnung mit dem Jesuskind ein Wunder der Gnade sein kann“. (rv)

Bischof Tebartz: Vorgezogenes Heiliges Jahr „eine Überraschung“

Tebartz van ElstBischof Franz-Peter Tebartz-van Elst begrüßt die Geste von Papst Franziskus in Zentralafrika, den Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit um einige Tage vorzuziehen. Das Kirchenoberhaupt hatte am Sonntag in der Kathedrale von Bangui eine Heilige Pforte eröffnet und zugleich den Beginn des Heiligen Jahres ausgerufen, noch ehe er am kommenden 8. Dezember die entsprechende Pforte im Petersdom öffnet. Tebartz-van Elst wirkt seit März als Delegat am Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, das auf vatikanischer Seite das Heilige Jahr organisiert. Der frühere Bischof von Limburg äußerte sich anlässlich der Eröffnung eines neuen vatikanischen Pilger- und Pressezentrums in der Via della Conciliazione 7, das eigens zum Jubeljahr offenstehen wird. Gudrun Sailer fragte den Bischof zunächst, ob ihn die vorgezogene Ausrufung des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus überrascht habe.

„Ja, das war eine Überraschung. Aber zugleich war es ein wunderbares, voraus scheinendes Zeichen, worauf wir uns hier in Rom freuen dürfen, wenn am 8. Dezember die Heilige Pforte eröffnet wird. Es dort zu tun und auch mit dieser eindrucksvollen Geste und mit dem Akzent, den das Heilige Jahr ja hat – nämlich dass es in den vielen Ortskirchen ja begangen werden soll, wo es ja auch eigene Heilige Pforten gibt, hat das nochmals herausgehoben. Dadurch dass dort eine Heilige Pforte vom Heiligen Vater selbst geöffnet worden ist, ist das nochmals ein Verweis darauf, das auch in den Diözesen so ausdrücklich zu gestalten.“

(Neu-)Evangelisierung und Barmherzigkeit, was ist für Sie die verbindende Linie zwischen diesen beiden Elementen?

„Wenn man das Evangelium in einem Wort zusammenfassen sollte, dann kann man sagen, dann muss man sagen: Barmherzigkeit. Das, was Papst Franziskus jetzt auch wieder bei der Afrikareise eindrucksvoll gezeigt hat, dass es das gilt, in ganz viele Lebensbereiche auszubuchstabieren, es zu zeigen. Und es fängt mit dem an, was wir hier heute tun, wenn auch nur technisch Räume vorgestellt werden, sie eingeweiht werden, dann sind sie doch Ausdruck dafür, dass uns Christen Gastfreundschaft gut ansteht und dass Pilger sich wohlfühlen; dafür zu sorgen, dass sie sich angenommen wissen – all das gehört zur Barmherzigkeit dazu. Das ist das Schöne an der Barmherzigkeit, wie das Evangelium sie uns ans Herz legt: Sie hat unendliche viele Facetten." (rv)

Jesuitenpater Spadaro: Morgenmessen sind Pontifikats-Herzstück

JesuitenDie tägliche Morgenmesse im Gästehaus Casa Santa Marta ist für viele Menschen ein wichtiger Moment des Tages: Jetzt ist von dem italienischen Verleger Rizzoli ein Buch mit den Radio-Vatikan-Berichten zur Morgenmesse (von März 2014 bis Juni 2015) veröffentlicht worden. Das Buch mit dem Titel „Das Glück lernt man jeden Tag“ folgt auf die erfolgreiche Veröffentlichung des Werkes „Die Wahrheit ist eine Begegnung“, die die Predigten des ersten Pontifikats-Jahres zusammenfasste. Antonio Spadaro, Direktor der katholischen Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ und Kurator der Ausgabe, betont dass es sich bei den Morgenpredigten um das „Herzstück des Pontifikats“ und eine „orale Glaubenslehre“ handelt, die direkt und einfach gehalten ist, so dass sie die Menschen miteinbezieht.

„Seine Wörter sind nicht nur Erklärungen aus dem Evangelium, die an eine abstrakte Welt gebunden sind, intellektuell und formal. Seine Wörter berühren die Herzen, die Menschen, und sie fühlen sich eingebunden.“

Franziskus benutze eine poetische und populistische Sprache zugleich, betont der Jesuitenpater Spadaro. Es sei nicht nur eine Sprache, die Vernunft und Glauben bezeuge, sondern sie kommuniziere den Glauben und kontextualisiere sie mit dem Leben von heute.

„Es hat mich wirklich berührt – ich erwähne das auch in der Einleitung (des Buches) – wie der Philosoph Giovanni Reale den ersten Teil der Morgenmessen wie einen philosophischen Text betrachtet: In dem Sinn, dass es den traditionellen Sinn der Beziehung mit den Gedanken umdreht. Das heißt, dass das Denken ‚Logos‘ nicht eine abstrakte Rationalität ist, sondern dass das Evangelium zeitgenössisch wird, für denjenigen, der zuhört.“

Diese Morgenmessen seien oft der direkte „Zugang zu Papst Franziskus und zu seiner Vorstellung der Kirche, so der Jesuitenpater. Besonders oft seien die Begrifflichkeiten Barmherzigkeit und Vergebung in dem letzten Jahr von Papst Franziskus erwähnt worden und diese würden im weiteren Sinn auch eine Einleitung für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit sein und sollten die Gläubigen „miteinbeziehen“, so Spadaro. (rv)

Kardinal Pell: „Keiner kann Benedikt das Wasser reichen“

Kardinal PellKeine Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene: dies werde nach Meinung des australischen Kurienkardinals George Pell „ganz klar“ in dem Abschlussdokument der Bischofssynode festgehalten. 24 Stunden nach der Abschlussmesse zur Ehe- und Familiensynode beginnen schon die ersten Interpretationen zu dem Papier in und außerhalb des Vatikans zu kursieren. Bei einer Buchpräsentation am Montagabend im Campo Santo Teutonico fragten wir Kardinal Pell, was er denn von der deutschen Sprachgruppe bei der Synode hielt:

„Ich hielt sie intellektuell gesehen für nicht so herausragend wie es eigentlich die Bischöfe und vor allem deutschen Theologen in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils waren. Das ist ein großer Verlust für die Kirche. Ich würde sagen, unter den Mitgliedern dieser Sprachgruppe ist keiner, der Papst Benedikt XVI. oder Hans Urs von Balthasar oder Karl Rahner das Wasser reichen kann.“

Er selber sei sehr zufrieden mit dem Abschlussdokument der Synode. Es sei positiv, dass bei allen 94 Paragraphen die Zweidrittelmehrheit erreicht wurde. An Pells Lesart sieht man, wie offen der Text für Interpretationen ist. Im Gespräch mit Radio Vatikan geht er auch auf sein Verhältnis zu Kardinal Marx ein. Pell hatte in einem Interview der französischen Zeitung Le Figaro kritisiert, dass es eine Kluft zwischen Kasper-Anhängern und Benedikt-Befürwortern gebe.

„Ich bin sehr gut mit Kardinal Reinhard Marx befreundet. Wir arbeiten ja in einigen Kommissionen zusammen. Über viele Dinge haben wir absolute Meinungsverschiedenheiten, aber ich bin sehr glücklich darüber, von ihm gehört zu haben, dass es keine Kontraste zwischen den Anhängern von Kardinal Walter Kasper und jenen von Papst Benedikt gegeben habe. Ich bin froh darüber, dass es diesen Gegensatz anscheinend doch nicht gab.“

Der ehemalige Erzbischof von Sydney und Mitglied des Beratergremiums K9-Rat sprach im Campo Santo Teutonico im Vatikan bei der Buchvorstellung des US-Theologen George Weigel. Das Buch ist auf Deutsch erschienen unter dem Titel: „Die Erneuerung der Kirche. Tiefgreifende Reform im 21. Jahrhundert.“ (rv)

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit: Der Guide für die Pilger

Kardinal ValliniRom macht Wunder möglich. Das sagte der Kardinalvikar der Diözese Rom, Kardinal Agostino Vallini, in einer Pressekonferenz am Montag vor Journalisten, die auf den Rücktritt des Bürgermeisters Ignazio Marino aufgrund einer Spesen-Affäre anspielten. Der Vatikan sei nicht beunruhigt, dass die Stadt nicht auf einen Pilgeransturm beim Heiligen Jahr vorbereitet sei. Vallini präsentierte ein rund 80-seitiges Handbuch für bevorstehende außerordentliche Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus am 8. Dezember eröffnet. Das Handbuch will ein theologischer und praktischer Leitfaden für Pilger und Interessierte sein, 5.000 Exemplare werden in der Ewigen Stadt verteilt.

Neben offiziellen Texten aus der pstlichen Bulle, die das Heilige Jahr einführte, finden die Pilger in dem schriftlichen Wegbegleiter alle Daten und Veranstaltungen, sowie Hintergrundinformationen rund um das Heilige Jahr. Das Buch soll die Pilger unterstützen, ihre Pilgerwege zu planen mit Hinweisen und Tipps des römischen Pilgerwerks. Das Heilige Jahr „Jubiläum der Barmherzigkeit“ beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens 2015 (8. Dezember) und endet am 20. November 2016 mit dem Christkönigssonntag.

Die Heiligen Pforten offen für alle

Laut dem Aufruf des Papstes ist jede Diözese weltweit aufgerufen, eine „Pforte der Barmherzigkeit“ zu öffnen. In Rom sind es die Jubiläumspforten, die der päpstlichen Basiliken. Am dritten Advent, den 13. Dezember um 09:30, wird die Pforte in der päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano von Papst Franziskus geöffnet. Durch das „Heilige Tor“ zu schreiten, wird in dem Guide als der „Wunsch nach einer Umarmung mit Gott und nach Barmherzigkeit gegenüber unseren Brüdern und Schwestern“ beschrieben. Sie sollen für alle und jeden zugänglich und offen sein, zitiert der Guide den Papst.

Tor der Nächstenliebe

Eine Neuheit: Papst Franziskus wird am Nachmittag (16:30) des 18. Dezembers auch das „Tor der Nächstenliebe“ eröffnen in einer Caritas-Bleibe namens „Don Luigi Di Liegro“, sowie eine weitere in der Armen-Mensa San Giovanni Paolo II, nahe des Bahnhofs Termini. In dem Guide wird beschrieben, dass selbst Gefängnisinsassen, jedes Mal wenn sie ihre Zelle betreten oder verlassen, und beten, dieselbe Erfahrung wie beim Durchtreten des Heiligen Tors erleben werden.

Zusätzliche Generalaudienzen

Neben der Generalaudienz jeden Mittwoch werden zusätzlich zwölf Samstage außerordentliche Jubiläumsaudienzen gehalten. Der Guide zeigt nicht nur die vorgeschlagenen Pilgerwege zu den Toren, sondern auch die Infopoints des römischen Pilgerwerks, die den Pilgern mit Rat zur Seite stehen sollen. Neben Smartphone App und Shuttle-Service wird auch nochmals beschrieben, dass für den Durchgang durch die Heilige Pforte im Petersdom eine Online-Anmeldung unter www.im.va notwendig sei. Der Guide endet mit einem detaillierten Kalender und einer Übersicht der Events und Messen mit Papst Franziskus persönlich, die im Laufe des Heiligen Jahres stattfinden werden. (rv)