Synode: Nein zur Gender-Theorie

Kardinal Rodriguez MaradiagaDie Synode schnappt nach Luft: An diesem Sonntag haben die Väter, nach einer Woche intensiver Beratungen, mal Pause. Ab Montag wird dann, vornehmlich in Arbeitsgruppen, über den zweiten Teil des Synoden-Grundlagendokuments gesprochen. Im Ringen um einen Neuansatz bei der Ehe- und Familienpastoral geht die ordentliche Bischofssynode im Dreischritt vor: „Sehen“, hieß es letzte Woche, da ging’s um die Wahrnehmung der Wirklichkeit von Ehe und Familie. „Urteilen“ ist ab diesem Montag dran, und „Handeln“ heißt es dann ab nächster Woche.

In den ersten Berichten der Arbeitsgruppen, die am Freitag publik wurden, findet sich mehrfach eine scharfe Verurteilung der ‚Gender’-Lehre. Da werde der Begriff ‚Geschlecht’ willkürlich durch das neutralere Wort ‚Gender’ ersetzt, um den biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau zu verwischen – mit allen Folgen, die das für das traditionelle Eheverständnis hat. Der honduranische Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga sagte im Interview mit Radio Vatikan:

„Das ist wirklich eine Ideologie, und sie ist gar nicht so neu! Im 19. Jahrhundert, als Marx gegen den Kapitalismus kämpfte, setzte sich Engels schon gegen die Familie ein. Dann machte sich Freud daran, den Vater zu eliminieren, und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wollten außerdem einige radikal-feministische Bewegungen die Mutter und die Mutterschaft beseitigen, als wäre das etwas, von dem Frauen sich befreien müssten. Jetzt also die ‚Gender’-Theorie, die praktisch die Familie zu eliminieren versucht.“

Der Salesianer-Kardinal, der einer der engsten Berater von Papst Franziskus ist, scheut sich nicht, die ‚Gender’-Theorie als Ideologie zu bezeichnen und sie in eine Reihe mit den großen Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts zu stellen. „Sie ist eine weitere Ideologie, allerdings noch gefährlicher – denn wenn man die Familie zerstört, zerstört man auch die Gesellschaft. Und dadurch würde man zu einem derartigen Individualismus gelangen, dass ein Zusammenleben von Menschen kaum noch möglich wäre!“

Nun gibt es auf dieser Synode durchaus auch Stimmen, die die ‚Gender’-Theorie nicht so scharf attackieren und denen es auch Unbehagen bereitet, wenn der Individualismus allzu schwarz gemalt wird. Aus der Betonung der Individualität des Menschen ergäben sich doch durchaus positive Zeichen der Zeit, gab am Freitag etwa die deutsche Sprachgruppe in ihrem Bericht zu bedenken. Doch einer Feststellung würde wohl jeder Synodenvater in Rom zustimmen: Ehe und Familie stehen unter Druck, weltweit. Was tun? Der brasilianische Kardinal Odilo Scherer aus Sao Paolo hat da einen Vorschlag:

„Eine Idee, die bei uns ziemlich stark ist, wäre die von Verbänden, die sich für die Familie einsetzen. Die einzelnen Familien müssten sich zusammenschließen, Gruppen und Verbände bilden, damit die Familien im öffentlichen und politischen Diskurs besser vertreten sind. Schließlich ist die Familie ja ein politisches Subjekt – nicht nur das Individuum, sondern auch die Familie. Familienverbände müssten sich um die Interessen der Familie kümmern, um die entsprechenden Themen und Bedürfnisse. Dann würde der Staat auch aufmerksamer für Familienbelange sein, und die Familie hätte ein ganz anderes Standing, um ihre Rolle für die Menschen und die Gesellschaft zu spielen.“ (rv)

Mit dem Dampfzug nach Castel Gandolfo

Castel GandolfoAb dem 12. September wird die Sommerresidenz der Päpste in Castel Gandolfo den Besuchern und Touristen ihre Türe öffnen. Das kündigten an diesem Samstag die Vatikanischen Museen, die für den Zugang zuständig sind. Jeden Samstag soll eine Dampfeisenbahn von dem Bahnhof im Vatikan nach Castel Gandolfo führen, um die Besucher vor Ort zu begleiten, so der zuständige Museumsmitarbeiter Sandro Barbagallo gegenüber der Nachrichtenagentur Adnkronos. Die erste Zugfahrt findet am 11. September statt. Es handelt sich um jene Eisenbahn, die auch Johannes XXIII. in den 60er Jahren benütze, um nach Castel Gandolfo zu reisen.

Papst Franziskus verbringt seine Urlaubstage nicht in den Albaner Bergen, hatte aber beschlossen, die Gärten und die Anlage für Besucher und Touristen zugänglich zu machen. Für die Besichtigung mit Führung muss man sich online anmelden. (rv)

Im Heiligen Jahr gibt es samstags Extra-Generalaudienzen

Erzbischof GänsweinIm Heiligen Jahr der Barmherzigkeit soll jeweils an einem Samstag im Monat eine zusätzliche Generalaudienz stattfinden. Das kündigte der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, im Interview mit Radio Vatikan an. Beginnen werde man 2016, die erste finde am 30. Januar statt, so der deutsche Kurienerzbischof, der für die Organisation der Generalaudienzen des Papstes zuständig ist, im Gespräch mit Mario Galgano.

RV: Millionen von Pilgern werden für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit hier in Rom und im Vatikan erwartet. Gibt es diesbezüglich Besonderheiten?

Erzbischof Gänswein: Gerade in der vergangenen Woche wurde in einer Sitzung beschlossen, dass über die Generalaudienzen und die wichtigen anderen Begegnungen über das Heilige Jahr verteilt, einmal im Monat an einem Samstagvormittag eine Art Generalaudienz des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit stattfinden soll. Die Termine werden in den nächsten Tagen auch via Internet bekannt gegeben, sodass Anfragen – es sind sehr viele schon gekommen – von Gruppen, Schulen, Pfarrgemeinden zu diesen Samstagen beantwortet werden können. Damit soll an den entsprechenden Samstagen eine zweite Generalaudienz auf dem Petersplatz stattfinden. Wie das ganz konkret abläuft, das wird sich noch zeigen. Da sind noch einige Überlegungen notwendig.“

RV: Weiß man aber schon, wann die erste Extra-Generalaudienz beginnen soll?

Gänswein: Das erste Datum ist der 30. Januar. Und das zweite kann ich auch schon nennen: es ist der 20. Februar 2016.

RV: Kann man sich jetzt schon dafür anmelden?

Gänswein: Man kann ab sofort diese Daten ernst nehmen und mit diesen Daten planen.

RV: Wenn man auf die bisherigen Generalaudienzen des Papstes zurückschaut: Wie ist es bisher statistisch gelaufen?

Gänswein: Papst Franziskus wird am 5. August wieder die Generalaudienzen aufnehmen, nach einer Unterbrechung von einem Monat im Juli. Die Audienzen finden im August in der Audienzhalle Paolo VI statt, damit wir von der brutalen Hitze Gottseidank bewahrt sind.

Was Zahlen betreffen: Von Januar bis Juli 2015 waren bei den Generalaudienzen etwa 370.000 Personen. Bei den Privataudienzen waren knapp 300.000 und dann gibt es den Bereich ,Liturgie´ – also Gottesdienste im Vatikan – und auch da waren etwa 300.000 Gläubige. Eine weitere Zahl, die überrascht: von Januar bis Juli haben 1.030.000 Menschen bei den Angelus-Gebeten sonntags auf dem Petersplatz teilgenommen.

RV: Wie können wir das einschätzen? Wie war es in den vergangenen Jahren?

Gänswein: Verglichen mit Vorgängerzahlen so kann man für die Mittagsgebete sagen, dass es eindeutig ein Mehr ist. Bei den Privataudienzen und bei den liturgischen Handlungen des Heiligen Vaters sind etwa gleich wie früher, wobei man beachten muss, dass wir bisher nur die Zahlen für die erste Jahreshälfte 2015 haben.

RV: Weiß man denn, wie viele Menschen Papst Franziskus bisher im Vatikan getroffen hat?

Gänswein: Am 26. August – in knapp vier Wochen – wird Papst Franziskus seine 100. Generalaudienz halten. Die Zahl der Teilnehmer, die er in diesen Audienzen trifft – wenn wir alle Zahlen zusammenzählen – etwa 3.300.000 erreicht. Im Hinblick auf das gesamte Pontifikat ist es so, dass bis gestern, 31. Juli, etwa 15 Millionen Menschen an den Audienzen mit dem Papst teilgenommen haben. (rv)

Irak: Bischof fordert mehr Schutz für Christen

Erzbischof Louis SakoNicht nur wegen IS: Die chaldäische Kirche im Irak fordert mehr Schutz für Christen. Neben den terroristischen Attacken der IS-Milizen seien Christen auch vermehrt Zielscheibe von kriminellen Banden geworden. Dazu warnt der chaldäische Patriarch Louis Sako in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Natürlich leiden nicht nur wir Christen im Irak. Doch die Christen sind eine besonders schwache Minderheit geworden und vor allem ein klares Zielobjekt von Böswilligen, weil wir eben ungeschützt sind. Leider ist die Regierung in Bagdad damit beschäftigt, die Städte Anbar, Ramadi und Mosul zu befreien. Da die Armee also vor allem dort im Einsatz steht, sind nun ,Mafiosi´ in die anderen Gegenden gekommen, vor allem dort aber, wo Christen leben.“

Diese Kriminellen würden Christen bestehlen, um sich dann davon Waffen zu kaufen, so Sako. Allein in den vergangenen zwei Wochen seien vier Christen entführt worden und durch eine Lösegeldforderung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Es sei traurig, wie „anarchisch“ das Land geworden sei, fügt der Patriarch an.

„Es ist ein Skandal, dass die internationale Staatengemeinschaft nicht in der Lage ist, etwas dagegen zu tun. Sie schaut nur tatenlos zu, ohne mahnende Worte zu äußern. Es braucht doch unbedingt eine seriöse Handlung, um den IS zu stoppen. Der ganze Nahe Osten braucht Ordnung. Ich denke an den Iran, Libyen, Syrien, Jemen oder den Libanon. Viele Christen flüchten nach Europa, aber sie kennen die dortigen Sprachen, Kulturen und Bräuche nicht und leben oft auch isoliert. Es ist einfach nur traurig.“ (rv)

Papst an Politik und Gesellschaft: Teilhabe, Solidarität, Verantwortung

Papst FranziskusFür alle Mitglieder der Gesellschaft wie in einer Familie sorgen – das legte der Papst Vertretern der Politik und Zivilgesellschaft ans Herz, vor denen er in der Kirche des heiligen Franziskus in Quito sprach.

„Ausgehend vom Familienleben“ wolle er ein paar „Schlüssel für das bürgerliche Zusammenleben“ aufzeigen, begann Franziskus seine Ansprache. Zuvor hatte er am Eingang der Kirche vom Bürgermeister die Stadtschlüssel überreicht bekommen. Wie in einer gesunden Familie könnten Inklusion und Solidarität auch für eine Gesellschaft fruchtbar sein, betonte der Papst. In der Politik und im sozialen Leben herrsche leider allzu oft das Recht des Stärkeren, klagte er, es herrschten dort „Konfrontation und Ausschließung“:

„Meine Position, meine Idee, mein Vorhaben wird ausgebaut, wenn ich fähig bin, den anderen zu besiegen, mich durchzusetzen. Ist das Familie? In den Familien tragen alle zum gemeinsamen Vorhaben bei, alle arbeiten für das gemeinsame Wohl, aber ohne den Einzelnen ,auszuhebeln‘. Im Gegenteil, sie stützen und fördern ihn. Die Freuden und die Leiden eines jeden machen sich alle zu Eigen. Das ist Familie! Könnten wir doch den politischen Gegner, den Hausnachbarn mit den gleichen Augen sehen wie wir unsere Kinder, die Ehefrau oder den Ehemann, den Vater oder die Mutter sehen!“

Die Liebe zur Gesellschaft und zum Mitbürger müsse sich im Denken zeigen, aber noch mehr im Handeln, unterstrich der Papst: „Die Liebe strebt immer nach Kommunikation, niemals nach Isolierung. Aus dieser Zuneigung wachsen einfache Gesten, die die persönlichen Bande verstärken.“

Als Stützen der Gesellschaft nannte Franziskus hier Unentgeltlichkeit, Solidarität und Subsidiarität – Werte, wie sie in einem gesunden Familienleben eingeübt würden. Für ein gerechtes Zusammenleben, in dem alle Mitglieder ein würdiges Leben führen könnten, seien unentgeltliches Teilen und „gute Werke“ unerlässlich, so der Papst: „Die Güter sind für alle bestimmt, und auch wenn einer ihren Besitz vorweist, lastet auf ihnen eine soziale Hypothek. So wird das wirtschaftliche Konzept, das auf dem Prinzip von An- und Verkauf beruht, durch das Konzept der sozialen Gerechtigkeit überwunden, das das grundlegende Recht der Person auf ein würdiges Leben verteidigt.“

Nachhaltiges Wirtschaften mit Ressourcen

An dieser Stelle kam der Papst auf die in Ecuador „so reichlich“ vorhandenen „natürlichen Ressourcen“ zu sprechen. Der Wirtschaft redete er ins Gewissen, vom reinen Profitstreben Abstand zu nehmen, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und die Natur nicht auszubeuten: „Verwalter dieses Reichtums zu sein, den wir empfangen haben, verpflichtet uns gegenüber der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit und gegenüber den künftigen Generationen, denen wir dieses Erbe nicht hinterlassen dürfen ohne eine angemessene Sorge für die Umwelt, ohne ein Bewusstsein der Unentgeltlichkeit, das aus der Betrachtung der Welt als Schöpfung hervorgeht.“

Die Ureinwohner im Amazonasgebiet seien ein Vorbild für diese Sicht auf die Umwelt, so der Papst. Ihr Lebensraum sei eine der „artenreichsten Zonen“ mit „enormer Bedeutung für das weltweite Ökosystem“. Deutlich sprach sich Franziskus hier gegen die Abholzung dieser „grünen Lunge des Kontinents“ zwecks Bodenbewirtschaftung aus. Ecuador habe hier – zusammen mit anderen Ländern des Amazonas-Gebietes – die Gelegenheit, „Die Pädagogik einer ganzheitlichen Ökologie zu praktizieren“, so Papst Franziskus, und diesen Lebensraum zu schützen.

Ecuador erlebe heute „tiefe soziale und kulturelle Veränderungen“ und „neue Herausforderungen“, fuhr der Papst fort: „Die Migration, die städtische Konzentration, der Konsumismus, die Krise der Familie, der Mangel an Arbeit, die Börsen der Armut – diese Phänomene schaffen eine Ungewissheit und erzeugen Spannungen, die für das gesellschaftliche Zusammenleben bedrohlich werden.“

Inklusion und Räume des Dialoges

Vor diesem Hintergrund müssten „die Normen und Gesetze ebenso wie die Vorhaben der zivilen Gemeinschaft“ für die Inklusion sorgen und „Räume des Dialogs“ und „der Begegnung“ eröffnen. „Repression“, „maßlose Kontrolle“ und „die Beeinträchtigung der Freiheiten“ müssten ein für alle Mal der Vergangenheit angehören, appellierte der Papst wohl mit Blick auf die Diktaturvergangenheit des südamerikanischen Landes. Franziskus sprach sich hier für eine Politik aus, die allen Bürgern und besonders jungen Menschen Arbeitsplätze zugestehe – „mit einem wirtschaftlichen Wachstum, das allen zugutekommt und nicht in den makroökonomischen Statistiken bleibt; mit einer nachhaltigen Entwicklung, die ein starkes und gut verknüpftes soziales Netz erzeugt“.

Wesentlich sei ebenso die Wahrung der Freiheit, fuhr der Papst – das Stichwort der Subsidiarität aufgreifend – fort: Menschen und Gruppen hätten das „Recht, ihren Weg zu gehen, auch wenn dieser zuweilen beinhaltet, Fehler zu machen. In der Achtung der Freiheit ist die zivile Gesellschaft gerufen, jede Person und jede soziale Kraft zu fördern, damit sie ihre jeweils eigene Rolle einnehmen und ihre Besonderheit zum allgemeinen Wohl einbringen können. (…) Anzunehmen, dass unsere Option nicht notwendig die einzig legitime ist, bedeutet eine heilsame Demutsübung. (…) In einer partizipativen Demokratie ist jede der sozialen Kräfte – die Gruppen der Ureinwohner, die afrikanisch stämmigen Ecuadorianer, die Frauen, die bürgerlichen Gruppierungen und alle, die für die Gemeinschaft in öffentlichen Diensten arbeiten – unentbehrlicher Protagonist dieses Dialogs.“

Die Kirche wolle bei dieser Suche nach dem Gemeinwohl ihren Beitrag leisten, so Franziskus abschließend. (rv)

Papstenzyklika: Vatileaks funktioniert noch

DokumenteLaudato Si’, die Enzyklika von Papst Franziskus zu Umwelt und Schöpfung, ist geleakt. Eine italienische Zeitung stellte am Montag Nachmittag eine Version des Textes ins Internet. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi stellte dazu in einer Stellungnahme fest, dass es sich dabei nicht um den endgültigen Text der Enzyklika handle und dass die Embargo-Regeln, welche die Veröffentlichung von Texten durch Journalisten bestimmen, in Kraft blieben. Man erwarte journalistische Korrektheit, die erfordere, dass man auf die offizielle Veröffentlichung des endgültigen Textes warte, so Lombardi.

Ein Kommentar zum Vorgang von Pater Bernd Hagenkord: Sabotage! (rv)

USA: Doppelter Rücktritt wegen Missbrauchskrise

USANeuanfang im US-Bistum Saint Paul and Mineapolis: Wie der Vatikan an diesem Montag bekannt gab, hat Papst Franziskus die Rücktritte des Erzbischofs Jon Nienstedt und seines Weihbischofs Lee A. Piché angenommen. An ihrer Stelle wird zunächst der Koadjutor des Erzbistums Newark, Bernard A. Hebda, das Bistum als Apostolischer Administrator leiten. Ein neuer Bischof ist noch nicht ernannt worden.

Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen das Bistum erhoben, Kinder seien nicht ausreichend vor Missbrauch geschützt gewesen. Konkret geht es um den Schutz von drei Jungen vor einem mittlerweile ehemaligen Priester. Auch innerkirchlich hatte es immer wieder Kritik am Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch gegeben, die sich vor allem gegen den Erzbischof und seinen Weihbischof gerichtet hatte. Es sei bewusst weggesehen worden, als Fälle vorgebracht wurden, hatten zuletzt auch Verantwortliche des Bistums öffentlich moniert. (rv)

Franziskus würdigt den Reformator Jan Hus

Jan HUSPapst Franziskus hat den böhmischen Reformator Jan Hus (1369-1415) gewürdigt. Der „renommierte Prediger“ und Rektor der Prager Universität sei lange Zeit „Streitobjekt“ unter den Christen gewesen, aber heute zu einem „Anlass des Dialoges“ geworden, sagte Franziskus an diesem Montag vor Kirchenvertretern aus der Tschechischen Republik. Die Delegation der Böhmischen Brüder und der hussitischen Gemeinschaft war in Begleitung des emeritierten Erzbischofs von Prag, Kardinal Miloslav Vlk, in den Vatikan gekommen, um anlässlich des 600. Todesjahres von Jan Hus an den Apostelgräbern eine Versöhnungsliturgie zu feiern.

In seiner Ansprache ging der Papst auf Jan Hus‘ „tragischen Tod“ vor 600 Jahren ein. Der böhmische Priester war 1415 auf dem Konzil von Konstanz zum Tode verurteilt und am 6. Juli als Ketzer verbrannt worden. Papst Johannes Paul II. habe 1999 sein „tiefes Bedauern über den grausamen Tod von Jan Hus“ ausgedrückt und ihn als Kirchenreformer gewürdigt, erinnerte Franziskus. Im Zeichen des kirchlichen Dialoges müsse daran die Forschung heute anknüpfen, um Jan Hus' Verdienste für die heutige Zeit fruchtbar zu machen:

„Im Lichte dieser Annäherung muss das Studium zur Person und zum Wirken von Jan Hus (…) weitergeführt werden. Eine solchermaßen ohne ideologische Beeinflussung durchgeführte Forschung wird ein wichtiger Dienst an der geschichtlichen Wahrheit und an allen Christen und der gesamten Gesellschaft auch jenseits der Grenzen eurer Nation sein.“

Franziskus zeigte sich zuversichtlich, dass die „Auseinandersetzungen der Vergangenheit“ endgültig überwunden werden könnten, und rief die Kirchen zu einem gemeinsamen „Weg der Versöhnung und des Friedens“ auf. Das christliche Zeugnis sei umso überzeugender, je mehr es von einer einigen Christenheit vorgebracht werde, äußerte er mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil. „In diesem Sinne hoffe ich, dass sich freundschaftliche Beziehungen auch auf der Ebene der lokalen Gemeinschaften und Gemeinden entwickeln.“

(rv)

Irak: Kultur-Genozid im Gang

IrakDie Christen im Irak sind Opfer eines kulturellen Genozids. Das sagt der Bischof von Erbil, Bashir Warda, im Gespräch mit Radio Vatikan. Die Gläubigen seien gezielt verfolgt, vertrieben oder getötet worden. Die Terrormiliz des „Islamischen Staates“ sei aber nicht nur aus religiösen Gründen hinter den Christen her, sondern auch aus anderen Gründen. „Da ist ein Genozid im Gange – es geht nicht allein um die Tötung von Menschenleben, sondern es geht um weit mehr“, so Bischof Warda: Das Ziel der Islamisten sei es, die Geschichte und die Traditionen der Christen im Irak zu zerstören.

„Die Erinnerung und Bewahrung unserer Tradition hängt von den tausenden Gläubigen ab, die jetzt auf der Flucht sind. Doch gleichzeitig hat sich in ihren Köpfen ein neues Bild eingeprägt – jenes der Vertreibung. Wir hoffen sehr, dass diese Erfahrung nicht die Erinnerung an die alten Traditionen verdrängt.“

In diesen Tagen wurde das traurige einjährige Gedenken an die Vertreibung der Christen aus Mosul begangen. Nichts deute darauf hin, dass die Gläubigen bald wieder zu ihren Häusern zurückkehren könnten, so Bischof Warda:

„Als ich mit einigen Flüchtlingen aus Mosul sprach, sagten sie mir, dass sie keine Hoffnung haben, überhaupt je wieder zu ihren Häusern zurückzukehren. Die irakische Regierung hat zwar versprochen, alles Mögliche zu tun, um Mosul zurückzuerobern, doch die Lage vor Ort sieht anders aus: Wir sehen keine konkreten Erfolge oder Bemühungen.“

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ist im Irak und Syrien trotz Luftangriffen der „Anti-Isis-Koalition“ weiter auf dem Vormarsch. So steht die Terrormiliz inzwischen vor den Toren der syrischen Ortschaft Hassake. Ob sich Syriens Präsident Baschar al-Assad überhaupt noch im Land befinde, sei unklar, melden Nachrichtenagenturen. (rv)

Papst ändert vatikanisches Pensionssystem

Kardinal MarxPapst Franziskus hat durch ein Motu proprio das vatikanische Rentensystem geändert. Das teilte der Vatikan an diesem Freitag mit. Das neue Statut des Pensionsfonds bleibt im Grunde wie bisher. Was neu sein wird, betrifft die Ernennung des Präsidenten des Pensionsfonds, der künftig direkt vom Papst ernannt wird. Ebenfalls neu wird die Aufstellung des Verwaltungsrates des Pensionsfonds sein. Für die Vatikanmitarbeiter hingegen ändert sich mit dem neuen Pensionssystem nichts.

Das neue Pensionssystem sieht eine geändert Auswahl der Verantwortlichen vor. Der Papst wird den Präsidenten jeweils aus einer Dreierliste auswählen, die der Koordinator des Wirtschaftsrates – der Münchner Kardinal Reinhard Marx – aufstellt. Genaue Angaben zu den Anforderungen an die Kandidaten gibt es nicht, auch nicht die Verpflichtung, dass es ein Kleriker zu sein habe. Die bisherige Regelung sah vor, dass der Präsident der vatikanischen Güterverwaltung Apsa gleichzeitig auch Präsident des vatikanischen Pensionsfonds war. Künftig soll der Verwaltungsrat vor allem auf externe Experten setzen. Die Überprüfung des Fonds wird vom Wirtschaftsrat sowie dem Sekretariat für Wirtschaftsfragen und dem obersten vatikanischen Rechnungsprüfer unterstellt sein. Die Vatikanmitarbeiter – also die Laien – gehen weiterhin mit 65 Jahren in Rente. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. (rv)