Zwanzig neue Kardinäle: Weitere Internationalisierung des Papstwahlkollegiums

KardinalserhebungDrei Asiaten, drei Lateinamerikaner, zwei Afrikaner, zwei aus Ozeanien und fünf Europäer: Papst Franziskus hat an diesem Sonntag nach dem Angelusgebet die Namen der Bischöfe bekannt gegeben, die er Mitte Februar zu Kardinälen erheben wird. Außerdem ernennt er fünf Kardinäle, die bereits über achtzig sind und deswegen nicht mehr wählen dürfen, unter ihnen auch einen Deutschen: den ehemaligen Vatikandiplomaten Erzbischof Karl-Joseph Rauber.

Die neuen Kardinäle stammen aus vierzehn Ländern, von denen sechs bisher nicht im Kardinalskollegium vertreten waren: Besonders Tonga, die Kapverdischen Inseln oder Myanmar fallen auf, weil die Katholiken dort in der Minderheit sind oder nur eine kleine Gemeinschaft bilden. Die vatikanische Kurie ist mit einer Ernennung vertreten: Erzbischof Mamberti, der von Papst Franziskus aus dem Diplomatischen Dienst zum Leiter eines der Vatikangerichte befördert wurde, wird Kardinal.

Erzbischof Karl-Joseph Rauber, der einzige Deutschsprachige der Ernannten, gehörte ursprünglich zum Klerus des Bistums Mainz. Während seines Studiums in Rom absolvierte er gleichzeitig die Diplomatenakademie des Vatikan. Während seiner Laufbahn als Diplomat war Erzbischof Rauber unter anderem Nuntius in Uganda, in der Schweiz, in Liechtenstein, in Ungarn und Moldawien und zuletzt in Belgien und Luxemburg. Anfang der 90er Jahre war er der Leiter der Diplomatenakademie in Rom.

Das Konsistorium zur Erhebung der Kardinäle findet am 14. Februar statt, davor werden die Kardinäle gemeinsam über die Reform der Kurie sprechen. Es ist das zweite Mal, dass Papst Franziskus Kardinäle ernennt.

Die Namen der neuen Kardinäle:

Dominique Mamberti, Präfekt der Apostolischen Signatur (Vatikan, geboren in Marokko, Franzose)

Manuel José Macario do Nascimento Clemente, Patriarch von Lissabon (Portugal)

Berhaneyesus Demerew Souraphiel C.M., Erzbischof von Addis Abeba (Äthiopisch-Katholische Kirche, Mitglied des Ordens der Lazaristen)

John Atcherley Dew, Erzbischof von Wellington, Neuseeland

Edoardo Menichelli, Ancona-Osimo (Italien)

Pierre Nguyên Văn Nhon, Erzbischof von Hà Nôi (Vietnam)

Alberto Suàrez Inda, Erzbischof von Morelia (Mexiko)

Charles Maung Bo S.D.B., Erzbischof von Yangon, (Myanmar, Salesianer Don Boscos)

Francis Xavier Kriengsak Kovthavanij, Erzbischof von Bangkok (Thailand)

Francesco Montenegro, Erzbischof von Agrigent (Italien)

Daniel Fernando Sturla Berhouet S.D.B., Erzbischof von Montevideo (Uruguay, Salesianer Don Boscos)

Ricardo Blázquez Pérez, Erzbischof von Valladolid (Spanien)

José Luis Lacunza Maestrojuán O.A.R., Bischof von David (Panamá, Mitglied der Gemeinschaft der Augustiner-Rekollekten)

Arlindo Gomes Furtado, Erzbischof von Santiago (Kapverdische Inseln)

Soane Patita Paini Mafi, Bischof von Tonga (Königreich Tonga, Inselstaat im Südpazifik, gleichzeitig Vorsitzender der Konferenz der Bischöfe der Pazifikstaaten, er ist mit seiner Erhebung in den Kardinalsstand das jüngste Mitglied des Kollegiums)

Die Kardinäle, die bereits die Altersgrenze von achtzig Jahren überschritten haben:

José de Jesús Pimiento Rodriguez, Erzbischof emeritus von Manizales (Kolumbienm der Älteste der Gruppe, 1919 geboren)

Luigi De Magistris, Titularerzbischof von Nova, emeritierter Pro-Großpönitentiar (Italien)

Karl-Joseph Rauber, Titularerzbischof von Gubalziana, emeritierter Vatikandiplomat (Deutschland)

Luis Héctor Villalba, Erzbischof emeritus von Tucumán (Argentinien)

Júlio Duarte Langa, Erzbischof emeritus von Xai-Xai (Mosambik)

(rv)

Hinweis von VH: Leider stimmen nicht alle Angaben zu den neuen Kardinälen in diesem Artikel von Radio Vatikan. Die korrekten Angaben finden sie hier: >>> Übersicht der designierten Kardinäle

Bilanzinterview 2014: „Kultur der Begegnung“ und Kurienreform

Pater LombardiDer Begriff, der das Papstjahr 2014 wahrscheinlich am besten charakterisiert, ist der der „Kultur der Begegnung“. In allen Begegnungen, bei allen Reisen, bei der Synode wie auch bei der Reform der Kurie könne man sehen, wie wichtig Papst Franziskus diese Kultur sei. Das sagt im Bilanzinterview mit Radio Vatikan der Pressesprecher des Papstes, Pater Federico Lombardi. „Der Papst hat eine Haltung und eine Weise, anderen Menschen zu begegnen, in der er sich selber ganz einbringt und den anderen dazu bringt, dasselbe zu tun“, so der Jesuitenpater. „So kann man sich wirklich tief begegnen, und so können auch Wege und Initiativen beginnen, sie sonst vielleicht blockiert waren oder sind, und das in einer Beziehung, die nicht nur formal oder oberflächlich ist.“

Lombardi nennt die ökumenischen Begegnungen und Gebete, die Bewegung zwischen den USA und Kuba, die Reisen nach Korea und ins Heilige Land, aber auch den genuinen Auftrag der Kirche, den Glauben zu verkünden: Überall sei diese Art des Papstes sichtbar geworden. Es sei allerdings nicht ganz einfach, einige wenige Worte oder Themen zu finden, um das Jahr zusammen zu fassen, so Lombardi weiter. Da gäbe es vieles zu nennen. Aber:

„Zu den wichtigsten Dimensionen des Pontifikates in diesem Jahr gehört sicherlich der interreligiöse Dialog; in der Türkei hat er das realisiert, wie auch zum Beispiel bei der Reise nach Albanien und beianderen Gelegenheiten. Mir scheint, dass dem Papst die Situation vor allem des Islam in der modernen Welt bewusst ist und dass er konstruktive Beziehungen sucht, vor allem durch Dialog, wo er möglich ist. Dazu gehört auch das Verurteilen des Missbrauchs des Glaubens durch die Gewalt.“
Bischofssynode: Nachdenken über das wirklich Wichtige

Zu den wichtigen und vielleicht unterschätzten Ereignissen des Jahres gehörten die selig bzw. heilig gesprochenen Päpste des 20. Jahrhunderts, Johannes XXIII., Johannes Paul II. und Paul VI. Hier habe sich vor allem die Aktualität des Zweiten Vatikanischen Konzils gezeigt. Medial sichtbarer dagegen sei die Bischofssynode gewesen und das Thema Familie, das dort behandelt wurde.

„Das ist eine mutige Aufgabe, denn der Papst hat hier Themen auf den Tisch gelegt, die schwierig und delikat sind. Aber es ist notwendig, dass darüber gesprochen wird. Wir wünschen dem Papst von ganzem Herzen, dass es ihm gelingt, die Kirche in Richtung eines Nachdenkens über die wirklich wichtigen Dinge zu bringen, wenn es um die Familie geht – ohne sich von anderen Themen, die vielleicht wichtig sind, aber nur am Rande, ablenken zu lassen. Diese können polemisch werden, ohne die wirklich wichtigen Punkte zu betreffen, nämlich wie wir als Christen diesen wichtigsten Teil des Lebens leben.“

Natürlich habe der Papst auch sein wichtigstes Anliegen 2014 fortgeführt, in ganz verschiedenen Ereignissen, Ansprachen und Begegnungen: Die Aufmerksamkeit für die Armen und die leidenden Menschen. Hier habe es einen besonderen Fokus gegeben. „Nehmen wir zum Beispiel die Friedensbotschaft des Papstes für das kommende Jahr gegen die neuen Formen der Sklaverei: Zu diesem Thema gibt es viele Initiativen des Vatikan, der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, der Ordensgemeinschaften, gegen den Menschenhandel und gegen andere Formen der Gewalt und der Sklaverei heute. Ich würde sagen, dass dem Papst hier eine Mobilisierung der Kirche gelungen ist und darüber hinaus eine Mobilisierung anderer Menschen guten Willens, genau zu diesem Thema.“
Reformen beginnen im Herzen

Ein weiteres Anliegen, das ihm bereits bei seiner Wahl mitgegeben wurde, sei ebenfalls weitergeführt worden: die Reform der römischen Kurie. Besonders durch die Ansprache beim Weihnachtsempfang mit ihrer Aufzählung der „fünfzehn Krankheiten“ sei die zentrale Bedeutung dieser Reform noch einmal betont worden, so Lombardi. Der Papst wolle eine „Kirche im Aufbruch“, und dazu solle die Kurie eine Hilfe sein. „Mir scheint es hier besonders wichtig, zu betonen, dass für den Papst das Herz jeder Reform im Inneren liegt: Die Reformen beginnen sozusagen im Herzen. ‚Reform’ ist ein ständiges Thema des christlichen Lebens und darf nicht nur oberflächlich blieben, bloß organisatorisch.“ Natürlich dürfe man dabei aber die Wichtigkeit der Strukturreform nicht unterschätzen, die sei auch 2014 weiter gegangen. Es brauche allerdings noch Zeit für die Reflexion und für weitere Beratungen.

Was ist es, was für den Papstsprecher das vergangene Jahr am besten beschreibt? Es ist die vom Papst immer wieder beschworene Kultur der Begegnung. „Hinter dem Begriff der ‚Kultur der Begegnung’, den ich zu Beginn selber unterschätzt habe, findet sich das auf den anderen Zugehen, und das in vielen Dimensionen: der religiösen, der geistlichen, aber auch der ökumenischen und politischen. Es ist eine der Charakteristiken dieses Pontifikates.“ (rv)

Kardinal Cottier: „Nicht verhandelbare Werte, ein unglücklicher Ausdruck“

Kardinal CottierDer frühere päpstliche Haustheologe Kardinal Georges Cottier hält den Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ für unglücklich. Viele dächten fälschlich, Werte außerhalb dieser Kategorie seien zweitranging, sagte der Schweizer Kardinal in einem Interview; der Ausdruck „nicht verhandelbare Werte“ sei ein „schwerwiegender Fehler in der Kommunikation“. Cottier nannte die „Lüge über Wirtschaftsprobleme, die eine tragische Jugendarbeitslosigkeit schufen“ und das Drama der Migranten auf den Booten. Das seien Fragen, die das Menschenleben betreffen, hielt der Kardinal fest. „Wir haben nicht das Recht, gleichgültig Menschen gegenüberzustehen, die Krieg, Armut, Ausgrenzung erleben“, so Cottier wörtlich. Es sei nicht wahr, dass Papst Franziskus die Verteidigung des Lebens vernachlässige. Das Interview mit Kardinal Georges Cottier ist das soeben als Buch mit dem Titel „Selfie“ im italienischen Verlag Cantagalli erschienen.

Auch Papst Franziskus hatte – im Interview mit dem „Corriere della Sera“ vom Aschermittwoch 2014 – eingeräumt, mit dem Begriff der „nicht verhandelbaren“ oder „unveräußerlichen“ Werte Schwierigkeiten zu haben: „Werte sind Werte, Schluss, ich kann nicht sagen, dass von den Fingern einer Hand einer weniger nützlich ist als der andere“, sagte Franziskus. Seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten den Ausdruck häufig genutzt, etwa in Fragen des Lebensschutzes und der Definition von Familie. (rv)

Vatikan-Bibliothek will Mutter der Kultur werden

Erzbischof Brugues

Diplomatie und Ökumene mit Hilfe der Vatikan-Bibliothek: Der Bibliothekar der römisch-katholischen Kirche und Archivar des Vatikanischen Geheimarchivs, Erzbischof Jean-Louis Burguès, will seine Einrichtungen vor allem in China, auf Kuba und in Serbien bekannter machen. Das sagt er im Interview mit Radio Vatikan am Sonntag. Geplant seien Zusammenarbeiten mit den staatlichen Einrichtungen in Peking, Havanna und Belgrad, so Bruguès. Vor kurzem wurde dazu beispielsweise ein Abkommen mit Serbien unterzeichnet. In dem Balkanland könne man durch die Bücher die ökumenischen Gespräche mit der Orthodoxie festigen. Mit Kuba könne der Kulturaustausch auch für die Diplomatie wichtige Früchte tragen, so der Bibliothekar des Papstes weiter. Bruguès:

„Wir dürfen nicht vergessen, was während der Nazi-Zeit mit Büchern in Serbien geschehen ist. Hitler persönlich hatte damals angeordnet, die serbische Nationalbibliothek in Schutt und Asche zu vernichten. Damit wollte er die Erinnerung eines gesamten Landes zerstören! Schon damals half die Vatikanische Bibliothek, wichtige Dokumente zu retten.“

Die Kultur müsse heute wieder stärker auch in der Politik gefördert werden, so der Kurienerzbischof. „Ein Land, in der die Politik die Vergangenheit nicht achtet, hat keine Kultur“, so Bruguès weiter. Dies sei in vielen lateinamerikanischen Ländern aber auch in China der Fall und da wolle er helfen, dies zu ändern. „Die Vatikanische Bibliothek soll sozusagen zu einer Mutter der Kultur werden“, so der Vatikan-Bibliothekar. (rv)

Kardinal Tauran neuer Camerlengo

Kardinal TauranKardinal Jean-Louis Tauran ist der neue Camerlengo der Kirche. Er ist damit Nachfolger von Kardinal Tarcisio Bertone, der dieses Amt seit 2007 ausgeübt hatte. Bertone hat zu Beginn dieses Monats sein 80. Lebensjahr vollendet.

Kardinal Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, zuvor war er im diplomatischen Dienst des Vatikan tätig, unter anderem im Libanon. Er ist seit 2003 Mitglied des Kardinalskollegiums. Bislang übte er dort das Amt des Kardinalprotodiakons aus, ein informelles Amt, zu dem untere anderem die Verkündung eines neu gewählten Papstes nach dem Konklave gehört.

Aufgabe des Camerlengo ist es unter anderem, die Kirche während einer Sedisvakanz zu leiten, dazu bekommt das Amt beschränkte Vollmachten. Außerdem organisiert der Camerlengo – auf deutsch Kämmerer – auch das Konklave selbst.

Papst Franziskus hat neben einem neuen Kämmerer auch das Amt des Vize-Camerlengo neu besetzt, Erzbischof Giampiero Gloder wird es ausüben, er ist Präsident der päpstlichen Diplomatenakademie in Rom. (rv)

Papst trauert um Kardinal Jorge Maria Mejia

Kardinal MejiaPapst Franziskus trauert um Kardinal Jorge Maria Mejia, der in der Nacht zu diesem Dienstag verstarb. Der Kardinal habe dem Heiligen Stuhl für viele Jahre mit Treue und Fachkompetenz gedient, lobte Franziskus seinen Landsmann und langjährigen Freund laut einer Vatikanerklärung. Der 1923 in Buenos Aires geborene Mejia hatte im März 2013 einen Herzinfarkt erlitten und lag seitdem im römischen Krankenhaus Pius XI.. Dort hatte ihn der Papst mehrmals, zuletzt am vergangenen 16. November besucht.
Mejia war ehemals Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche sowie Sekretär der vatikanischen Bischofskongegration. Auch als Sekretär der Kommission für die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Juden sowie Vizepräsident der Päpstlichen Kommission Justitia et Pax war er tätig gewesen. Das Kardinalsamt bekleidete Mejia seit Februar 2001; beim selben Konsistorium wurde auch Pater Jorge Mario Bergoglio Kardinal. Bei den Papstwahlen von 2005 und 2013 war Mejia aufgrund seines Alters nicht mehr wahlberechtigt gewesen.
Nach dem Tod des Argentiniers zählt das Kardinalskollegium nun 208 Kardinäle, davon sind 112 im Falle eines Konklaves wahlberechtigt. Die Totenmesse findet am kommenden Donnerstag im Petersdom statt. Papst Franziskus wird dabei die Aussegnung vornehmen. (rv)

Neu: Kirchenrecht im Netz

Kirchenrecht_PCPITLKirchenrechtler haben ein neues Online-Instrument zur Verfügung: die neue Webseite des Päpstlichen Rates für die Interpretation der Gesetzestexte ist freigeschaltet. Unter der Adresse delegumtextibus.va finden sich unter anderem Meldungen über die Aktivitäten des päpstlichen „Justizministeriums“ sowie ein historisches Archiv, das etwa die Revisionen des Kirchenrechts seit 1969 nachvollziehbar macht. Die Webseite erklärt auch die Zuständigkeiten und die Geschichte des Päpstlichen Rates. (rv)

Kommandant Daniel Anrig verlässt die Schweizergarde

AnrigPapst Franziskus hat erlaubt, dass Daniel Rudolf Anrig mit dem 31. Januar sein Amt als Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde abgibt. Das teilte der Vatikan an diesem Dienstag mit. Anrig war seit 2008 Kommandant im Rang eines Oberst, die Bestellung dauert wie im Vatikan üblich fünf Jahre. Seine Dienstzeit war bereits verlängert worden, nun nimmt der Papst den Amtsverzicht an.

Anrig war zunächst 1992 bis 1994 Hellebardier in der Garde. Nach einem Studium beiderlei Rechte – Zivilrecht und kanonisches Recht – trat er bei der Kantonalspolizei in Glarus ein, bis Papst Benedikt XVI. ihn zum Nachfolger von Elmar Mäder bestimmte. Ein Nachfolger für den 42 Jahre alten Anrig wurde noch nicht bekannt gegeben. (rv)

Italien: Kardinal Bertone begeht 80. Geburtstag

bertoneDer ehemalige Kardinalstaatssekretär Bertone begeht heute seinen 80. Geburtstag. Der zum Orden der Salesianer Don Boscos gehörende Kardinal war bis Oktober 2013 mit dem höchsten Vatikanamt betraut und bis heute Mitglied in zahlreichen Dikasterien der römischen Kurie. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 2003 in den Kardinalsstand und Papst Benedikt XVI. 2007 zum Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche erhoben. Im Oktober 2013 hatte Papst Franziskus seinen Rücktritt als Kardinalstaatssekretär angenommen und im Januar 2014 gab er den Vorsitz der Kardinalskommission der Vatikanbank (IOR) ab. Mit seinem heutigen 80. Geburtstag verliert er neben seinen Mitgliedschaften in den verschiedenen Dikasterien der Kurie auch sein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das Kardinalskollegium umfasst somit mit dem heutigen Tag noch 112 wahlberechtigte Kardinäle und 97 Eminenzen ohne Papstwahlrecht. (vh)

Legionäre Christi: Vatikan billigt neue Regeln

Legionäre ChristiDer Heilige Stuhl hat die überarbeiteten Regeln der „Legionäre Christi“ approbiert. Das teilt der neue Generaldirektor der Gemeinschaft, Pater Eduardo Robles-Gil, mit. Die Ordenskongregation des Vatikans gab danach schon am 16. Oktober ihr Plazet zu den „Konstitutionen“. Das ist ein wichtiger Schritt der „Legionäre“ in ihrem Genesungsprozess; die in Mexiko entstandene Gemeinschaft war ins Trudeln geraten, als kurz nach dem Tod ihres Gründers Marcial Maciel 2008 Einzelheiten seines skandalträchtigen Lebens, darunter auch sexuelle Missbrauchsfälle, bekannt wurden. 2010 bescheinigte der Vatikan Maciel nach einer Untersuchung „schwerwiegende, objektiv unmoralische Verhaltensweisen“, „Verbrechen“, „Skrupellosigkeit“ und völliges „Fehlen eines echten religiösen Gefühls“.

Die erneuerten Konstitutionen sind im Internet auf spanisch veröffentlicht worden; sie sind das Ergebnis eines dreijährigen, intensiven Konsultationsprozesses und sind bereits in Kraft getreten. Im Januar und Februar hatte bereits ein Außerordentliches Generalkapitel der „Legionäre“ dem Regelwerk zugestimmt; damit war auch die Amtszeit von Kardinal Velasio De Paolis als Übergangs-Leiter der Gemeinschaft zu Ende gegangen. Benedikt XVI. hatte De Paolis 2010 zum „Päpstlichen Delegaten“ ernannt, um den Erneuerungsprozess der „Legionäre“ zu lenken.

Die neuen Konstitutionen sind sehr viel kürzer als die früheren; sie sollen, so ein Pressestatement, „eine Form der Autoritätsausübung sicherstellen, die mehr Teilhabe der Mitglieder erlaubt und stärker auf einer Linie mit dem Kirchenrecht liegt“. Mitglieder der „Legionäre“ sollen Beichtväter und geistliche Begleiter haben, „die nicht identisch mit den Oberen der Kongregation sind“: Das soll „Gewissensfreiheit“ fördern. Auch die ebenfalls von Pater Maciel gegründete Laienbewegung „Regnum Christi“ macht derzeit einen Reinigungsprozess durch, allerdings ist sie noch nicht soweit wie die Kleriker-Kongregation der „Legionäre Christi“. (rv)