Am kirchlichen Fest des heiligen Ignatius von Loyola – dem Gründer des Jesuitenordens – hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag die Ordensleitung in Rom besucht und mit seinen Ordensmitbrüdern zu Mittag gegessen. Das teilte der Orden an diesem Donnerstag mit. Franziskus traf dabei auch eine Gruppe von Jesuiten in Ausbildung, die sich derzeit zu einem Treffen in Rom aufhalten. Im vergangenen Jahr hatte der Papst mit allen Jesuiten Roms an diesem Festtag gemeinsam die Messe gefeiert. (rv)
Kategorie: Allgemein
Papstreise nach Albanien: Besuch bei einer „wiedergeborenen Kirche“
Der Vatikan hat die Papstreise nach Albanien bestätigt und das offizielle Programm vorgestellt. Demnach wird die Reise am Sonntag, 21. September, stattfinden. Der gesamte Besuch dauert elf Stunden. Franziskus wird lediglich die albanische Hauptstadt Tirana besuchen. Das Programm sieht vor, dass Franziskus mit den Behörden sowie Religionsvertretern sprechen wird. Weiter stehe ein Treffen mit albanischen Priestern auf dem Programm. Vor seiner Abreise werde der Papst auch ein karitatives Zentrum für Kinder besuchen.
Es handelt sich um die zweite Reise eines Papstes nach Albanien. Vor 21 Jahren war Johannes Paul II. in dem Land. Damals gab es wenige kirchliche Infrastrukturen, da die katholische Kirche während der Diktatur von Enver Hoxa verboten war. Papst Franziskus werde eine „wiedergeborene katholische Gemeinschaft“ vorfinden, so der Sprecher der Erzdiözese von Tirana, Gjergj Meta, gegenüber Radio Vatikan. (rv)
USA: Religionsfreiheit im 2013 – eines der schlimmsten Jahre
2013 war eines der schlimmsten Jahre, was die Religionsfreiheit in der Welt betrifft. Das geht aus einer aktuellen Studie des US-amerikanischen Kongresses hervor, welche sich jährlich mit der Situation der Religionsfreiheit weltweit befasst.
Noch nie habe es bisher so viele Länder gegeben, in denen religiöse Minderheiten verfolgt würden, ist das Fazit der Studie. In Syrien seien die Christen „ein Schatten ihrer selbst“ geworden. In der Zentralafrikanischen Republik herrsche ein Religionskrieg zwischen Christen und Muslime und in Burma herrsche eine gezielte anti-islamische Verfolgung. Weitere Länder, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt sei und Minderheiten verfolgt würden, seien Pakistan, Saudi Arabien und Iran. Auch Ägypten habe im vergangenen Jahr Rückschritte erlebt, so die Studie. Hindus hätten es besonders in Bangladesch und Sri Lanka schwer. Auch europäische Länder werden aufgeführt: so seien zum Beispiel Moscheen in Großbritannien mehrmals angegriffen worden. (rv)
Sierra Leone: Ebola ohne Kontrolle
Eine immer voranschreitende Ebola-Epidemie hat nun zur Grenzen-Schließung in Liberia geführt. Alle Ein- und Ausreisenden müssten sich strikten Kontrollen unterziehen, so die Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Thomas Kratz, ein 38-Jähriger Arzt, der für Ärzte ohne Grenzen im Juni im Einsatz in Sierra Leone war um dort in Sierra Leone zu helfen, erlebte eine sehr wechselhafte Situation. Denn anfangs waren sie nur vier internationale Helfer, keine Infrastruktur und viele Infizierte:
„Und ringsherum aus den Dörfern lauter Horrormeldungen kamen. Dort sind mehrere Leute erkrankt und dort sind wieder welche gestorben. Und das wir erstmals mit der Arbeit überhaupt nicht hinterher kamen. Dann konnten wir das Ebola- Behandlungszentrum in Kailahuhn aufbauen. Ein paar Tage hatten wir dann Ruhe, aber gegen Ende meines Einsatzes wurde uns förmlich die Bude eingerannt.“
Das war im Juni. Bislang meldet die UNO-Weltgesundheitsbehörde WHO 1.100 Menschen, die sich mit dem tödlichen Virus infiziert haben und mehr als 660 sind daran gestorben. Die Todesrate liegt bei 60 Prozent, aber das große Problem ist die Ansteckungsgefahr. Infizierte leiden an hohen Fieber, Erbrechen, Durchfall und starken Schmerzen. In schweren Fällen kommt es zu Blutungen, Organversagen.
Laut Ärzte ohne Grenzen, ist die Epidemie bereits außer Kontrolle. Es sei eine große Herausforderung, so der Arzt, dass es kein klares Epizentrum der Krankheit gebe, es an qualifizierten medizinischen Personal mangele und die Menschen in Westafrika sehr unvorbereitet seien, denn sie hätten es noch nie mit Ebola zu tun gehabt.
„Das wichtigste ist, dass sie die Regeln der Hygiene respektieren, dass sie die Botschaft erreicht, dass Ebola nicht über die Luft, aber durch Körperflüssigkeiten übertragen werden kann und dass vor allem kranke Menschen und Leichname hoch ansteckend sind. Eine wichtige Botschaft ist, dass sie wenn sie einen kranken Menschen sehen, sich zuerst an ein Gesundheitszentrum wenden sollten.“
Auch bei einer Beerdigung heißt das „totaler Schutz“, denn eine Beerdigung ist eben ein Hochrisiko-Szenario, erklärt der Arzt. Natürlich kann es schwer sein, den geliebten Menschen nicht näher kommen zu dürfen, aber das kann im Falle des Falles das eigene Leben retten.
„Sobald ein Todesopfer aufgefunden ist und auch wenn es noch so tragisch ist und auch wenn es jemanden aus der eigenen Familie ist, und auch wenn man denkt die Todesursache war Altersschwäche, eben in einem Kontext einer Ebola Epidemie, müssen Profis heran, die die Beerdigung geschützt vornehmen.“
Wissen ist hier also Voraussetzung um mit der Krankheit richtig umgehen zu können, denn eine Medizin gegen Ebola gibt es bislang nicht. Mit der richtigen Behandlung kann die Überlebenschance jedoch gesteigert werden.
In europäischen Medien bricht bereits jetzt der Panik-Wahn vor einer Ebola Epidemie aus, aber so gefährlich die Situation in Westafrika auch sei, sagt der Arzt, in Europa sei diese noch weiter weg, denn hier gebe es ausreichend Hygiene und Wissen um eine Verbreitung abzuwenden. Keine Panik, sondern helfen, sollte besser das Motto in Europa sein.
„Vom wissenschaftlichen Standpunkt kann ich sagen, dass der Virus wird durch direkten Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden oder Körperflüssigkeiten übertragen wird. Das Horrorszenario was man aus dem Film Outbreak kennt, jemand sitzt im Flugzeug und alle stecken sich an, das ist sicher nicht der Fall. Die Leute sollten sich lieber überlegen, wenn sie aus dem medizinischen Bereich oder auch logistischem Bereich kommen, ob sie nicht lieber für solche Unternehmen vor Ort tätig werden wollen.“ (rv)
Papstreise: Sri Lanka und Philippinen fixiert
Papst Franziskus reist im Januar 2015 nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Das gab der Vatikan an diesem Dienstag bekannt. Von 12.-15. Januar wird sich Papst Franziskus in Sri Lanka aufhalten und anschießend vom 15. – 19. Januar wird er auf den Philippinen weiterreisen. Das Programm der Papstreise soll in Kürze veröffentlicht werden. (rv)
Neues Papst-„Interview“ von Scalfari: Krise der Familie, Pädophilie und Mafia
Am Sonntag hat die italienische Zeitung „Repubblica“ einen Artikel des Gründers Eugenio Scalfari über ein Gespräch mit Papst Franziskus abgedruckt. In dem Beitrag geht es um die Krise der Familie, um Pädophilie und das Verhältnis der Kirche zur Mafia. Das „Interview“ fand am vergangenen Donnerstag in Santa Marta statt, ist aber – wie schon bei vorgehenden Interviews – nur aus dem Gedächtnis des 90-jährigen Journalisten rekonstruiert. Vatikansprecher Federico Lombardi betonte, dass die „Zitate“ nicht als authentisch gelten könnten, da sie nicht autorisiert worden sind. Dies gelte insbesondere für die Aussagen zum Thema Zölibat und Fällen von Pädophilie unter Kardinälen, die eine tendenziöse Berichterstattung erkennen ließen. Wie auch beim Interview im Oktober vergangenen Jahres setze Scalfari Aussagen des Papstes in Anführungszeichen und mache sie so als direkte Zitate kenntlich, obwohl er keine Aufzeichnungen gemacht habe. Ausdrücklich weist Lombardi gegenüber Radio Vatikan auf eine Merkwürdigkeit hin: Bei einigen Zitaten würden zwar die Anführungszeichen zu Beginn gesetzt, dann aber nicht zum Abschluss. Das lasse die Frage aufkommen, ob es sich nicht um bewusste Lesermanipulation handle.
Im Folgenden die wichtigsten Aussagen laut Zeitunug:
Krise der Familie und Pädophilie
Der Papst sei erschüttert, dass die meisten Fälle von Pädophilie im familiären und verwandtschaftlichen Rahmen geschehen. Das sei besonders verwerflich, denn eigentlich sollte die Familie ein Schutzraum für die Erziehung der Kinder sein. Leider würden viele Eltern die Erziehung der Kinder vernachlässigen und andere Dinge in ihrem Leben als wichtiger ansehen. Das führe zu einer schleichenden Verwahrlosung der Kinder und zur Verbreitung anderer Laster wie zum Beispiel Drogensucht. Die Kirche kämpfe dagegen und setze sich dafür ein, dass Kinder wieder eine gute Erziehung erhielten.
Pädophilie und Kirche
Nach Kenntnis des Papstes seien im Klerus etwa 2 Prozent pädophil veranlagt, darunter auch Bischöfe und Kardinäle, eine Aussage, die Papstsprecher Pater Federico Lombardi bereits dementiert hat: Das habe der Papst nie gesagt.. Diese (geringe) Zahl beruhige den Papst aber keineswegs, so die Zeitung weiter, sondern sehe sie als äußerst schwerwiegend an. Unhaltbar sei auch das Schweigen der Mitwisser. Er habe die Absicht diese Probleme, wenn nötig, mit Strenge anzugehen.
Über die Barmherzigkeit
Ein weiteres Thema des Gesprächs war die absolute Freiheit des Menschen zur Sünde und die Frage nach der Reue „auf dem Sterbebett“. Scalfari fragt, ob die Aussicht auf Barmherzigkeit „in letzter Minute“ nicht dazu führen könne, sich die Hoffnung auf ein Jenseits zu bewahren ohne das eigene Leben im Jetzt zu ändern. Franziskus antwortet, dass nicht der Mensch richte, sondern der Herr, der schließlich allwissend sei. Die Barmherzigkeit Gottes sei unendlich und könne nicht in eine Falle gelockt werden. Wenn die Reue nicht ehrlich ist, könne auch die Barmherzigkeit ihre erlösendes Werk nicht ausüben. Das Gewissen sei frei, betont der Papst gegenüber dem bekennenden Atheisten Scalfaro. Diese Probleme seien Kernfragen der Theologie, und man müsse dazu vor allem die Weisheitsbücher der Bibel und das Buch Hiob studieren.
Kirche und Mafia
Der Papst gesteht, dass er nicht nachvollziehen könne, wie die Mafia funktioniere. In Argentinien gebe es auch Mörder und Verbrecher, aber keine Mafia. Er lese dazu viele Bücher. Scalfari schreibt, dass er dem Papst in dem Gespräch erklärt habe, dass die Mafia nach eigenen Regeln funktioniere und eine eigene Moral kenne. Es gebe sogar einen Gott der Mafia. Die Familien der Mafia seien regelmäßige Kirchgänger.
Papst Franziskus erinnert in dem Zusammenhang an die öffentliche Anklage Papst Johannes Paul II. Es sei gut, dass die Priester den Opfern der Mafia beistehen, aber es sei selten, dass sie die Mafia öffentlich ächten. Er selber habe nicht vor, es bei einem einmaligen Appell zu belassen, sondern werde die Probleme beständig anprangern: Pädophilie und Mafia: Dies seien, referiert Scalfari den Papst, zwei der wichtigsten Fragen für die Kirche.
Zölibat
Am Ende des Gesprächs fragt Scalfari, wann das Problem des Zölibats in der katholischen Kirche angegangen werde. Franziskus habe laut Scalfari geantwortet, dass das Problem kein großes Ausmaß habe. Es brauche Zeit, aber es gebe Lösungen, und er werde sie finden. (rv)
Kardinal Pell: Abschied von der Ära der Skandale
Es war der neue Präfekt des neuen vatikanischen Wirtschafts-Sekretariats, Kardinal George Pell, der den Journalisten an diesem Mittwochmittag die neuesten Reformpläne vorstellte. Der frühere Erzbischof von Sydney machte dabei klar, dass das seine erste, aber sicher nicht seine letzte Pressekonferenz im Vatikan war:
„Wir werden uns darum bemühen, regelmäßig zu erklären, was wir tun! In meiner Zeit als Bischof habe ich herausgefunden: Je akkurater die Informationen sind, die man gibt, desto weniger Raum bleibt für Phantasie und Spekulation. Sobald wir also substantielle Fortschritte zu vermelden haben, werden wir das öffentlich tun. Für unsere Mitarbeiter gibt es außerdem ein monatliches News-Bulletin, und vielleicht können wir darin auch ein Forum anbieten, wo Mitarbeiter Fragen stellen können und eine Antwort bekommen.“
Vor allem im Wirtschafts- und Finanzbereich des Vatikans zieht Pell einen dicken Schlussstrich unter die bisherige Praxis.
„Wir zielen auf eine substantielle Transparenz: Es wird Jahresberichte geben, mit einem auswärtigen Untersuchungsverfahren. Wir hoffen, noch vor Jahresende – auf jeden Fall ziemlich bald – einen Generalrevisor zu haben, einen Buchprüfer mit Sondervollmachten. Er soll unabhängig sein und in der Lage, jederzeit überall hinzugehen. Natürlich haben wir auch eine Investment-Politik nach ethischen Kriterien. Auf lange Sicht wollen wir im Finanzmanagement eine Art Modell werden – statt eine Quelle immer neuer Skandale.“
Kardinal Pell bekräftigt, er habe nicht nur ein Mandat des Papstes zu seiner Arbeit, sondern auch wichtige Rückendeckung aus dem Kardinalskollegium.
„Im Vorkonklave vor der Wahl des Heiligen Vaters haben viele Kardinäle sehr klar Reformen verlangt. Papst Franziskus hat das akzeptiert und Kommissionen eingerichtet, die sich über einen neuen Zuschnitt von Verwaltung und Finanzstrukturen des Vatikans Gedanken gemacht haben. Von diesen Vorarbeiten haben wir sehr profitiert. Die Einrichtung des vatikanischen Wirtschaftsrates und des vatikanischen Wirtschaftssekretariats sind eine wichtige Neuerung für den Heiligen Stuhl, und zwar aus zwei Gründen: Der Rat ist kein Beratungsorgan des Sekretariats, sondern das Sekretariat legt umgekehrt dem Rat gegenüber Rechenschaft ab. Es ist also der Rat, der die grundlegenden Entscheidungen trifft und dem Heiligen Vater gegenüber Empfehlungen ausspricht. Das gehört zu einem System der „checks and balances“, der Gewaltenteilung. Die zweite Neuerung, die mir auch theologisch sehr angemessen erscheint, ist die enge Zusammenarbeit von Laien-Fachleuten und Klerikern. Das ist auf jeden Fall eine Art Innovation!“ (rv)
Irakischer Patriarch: Schockiert vom Nichtstun des Westens
Der chaldäische Patriarch von Babylon, Louis Raphaël Sako, sieht im Irak einen Bürgerkrieg heraufziehen. Das sagte er am Mittwochnachmittag in einem Interview mit Radio Vatikan. Erzbischof Sako leitet die derzeit am stärksten gefährdete christliche Gemeinschaft des Nahen Ostens; er residiert in Bagdad.
„Das Land erlebt einen chaotischen Moment, es stolpert auf die Teilung zu. Kurdistan ist längst autonom, die sunnitischen Gebiete werden nicht mehr von der Zentralregierung kontrolliert, nur der Süden ist ruhig, weil er im wesentlichen von Schiiten bewohnt wird. Und wir Christen? Wir wissen nicht mehr, wo wir hingehören. Wir haben Angst, und alles ist zerbrechlich geworden, alles wartet auf den großen Knall. Das Risiko eines Bürgerkriegs ist hoch, vielleicht zwischen Sunniten und Schiiten und anderen, und am Schluss kann dann als einzige Lösung der Zerfall des Landes in drei Kantone stehen.“
Er sei nicht der einzige, der mittlerweile fest mit einem Bürgerkrieg rechne, so der Patriarch.
„Auch wenn Sie am Euphratufer irgendeinen Passanten fragen, wird er Ihnen dassselbe sagen.“
Mächtige Staaten – das zielt auf die USA, Russland und den Iran – sollten doch bitte mit nicht-militärischen Mitteln auf die Politiker im Irak einwirken, damit sie zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Dem Patriarchen ist es schon fast gleichgültig, ob diese Lösung in einem einheitlichen oder aber in einem geteilten Irak besteht.
„Falls es einen globalen Plan für eine Teilung des Landes gibt, dann soll man das eben machen – mit einer Übereinkunft! Mit dem Dialog, und nicht durch Krieg!“
Kalifat? „Das ist nichts – nur Propaganda“
Patriarch Sako erinnert daran, dass die islamische Welt jetzt den Fastenmonat Ramadan begehe. Da sollten sich doch die streitenden Muslime im Irak auf einen Waffenstillstand verständigen und um Frieden im Land beten. Die USA hat aus seiner Sicht die „moralische Pflicht, die Streithähne an einen Tisch zu bringen“. Sako ist schockiert über das – aus seiner Sicht – Nichtstun des Westens.
„Die internationale Gemeinschaft ist nur damit beschäftigt, ihre eigenen Interessen zu sichern. Und die Leute interessieren sich mehr für die Fußball-Weltmeisterschaften als für den Krieg im Irak oder anderswo…“
Allerdings hat die Ankündigung der Terrorgruppe Isis, in Teilen Syriens und des Iraks ein islamisches Kalifat wiedereinzurichten, im Westen viel Besorgnis hervorgerufen. Mehr Besorgnis als beim chaldäischen Patriarchen.
„Ach nein, das ist nichts. Das ist nur Propaganda. Isis ist zwar stark, aber nur dank der Allianz mit den Stämmen. Sie haben ein gemeinsames Ziel.“ (rv)
Papst im Interview: „Nichts habe ich allein getan“
Radio Vatikan veröffentlichte ein Papstinterview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“:
„Der Bischof von Rom kennt Rom nicht. Das hat Papst Franziskus in einem Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ eingeräumt, das an diesem Sonntag – zum römischen Patronatsfest Peter und Paul – veröffentlicht wurde. Die Sixtinische Kapelle von innen habe er zum ersten Mal beim Konklave von 2005 gesehen, in den Vatikanischen Museen sei er noch nie gewesen, sagte Franziskus in dem Interview. Als Kardinal sei er nicht oft nach Rom gekommen. Er kannte Santa Maria Maggiore – „denn dorthin bin ich immer gegangen“ – und die Piazza Navona, weil er bei seinen Aufenthalten stets im Priesterhaus um die Ecke gewohnt habe, in der Via della Scrofa. Nun langsam beginne er sich „als Römer“ zu fühlen, sagte der Papst in dem Interview, das wir hier auszugsweise in Übersetzung wiedergeben.
„Ich möchte das Territorium sehen, die Pfarreien. … Es ist eine wunderschöne Stadt, einzigartig, mit den Problemen aller Großstädte. Eine Metropole umfasst sieben, acht Fantasie-Städte, die sich auf mehreren Ebenen überlagern, auch kulturellen Ebenen. Ich denke zum Beispiel an die urbanen Volksstämme der Jugendlichen.“
Vor 40 Jahren hat das Vikariat Rom einen Kongress über die „Übel Roms“ abgehalten. Welche sind heute die Übel dieser Stadt?
„Ich weiß nichts über diesen Kongress. Damals war ich 38 Jahre alt. Ich bin der erste Papst, der nicht am Konzil teilgenommen hat, und der erste, der nach dem Konzil Theologie studiert hat. Zu jener Zeit war unser großes Licht Paul VI. Für mich bleibt [sein Apostolisches Schreiben] „Evangelii Nuntiandi“ ein unübertroffenes Dokument der Seelsorge.“
Gibt es eine Rangordnung der Werte, die es in der Politik zu respektieren gilt?
„Sicher: Immer das Gemeinwohl zu schützen. Das ist die Berufung eines jeden Politikers. Ein breiter Begriff, der zum Beispiel den Schutz des menschlichen Lebens einschließt, seiner Würde. Paul VI. sagte immer, die Auftrag der Politik sei eine der höchsten Formen der Nächstenliebe. Heute ist das Problem der Politik, ich spreche da nicht nur von Italien, dass sie sich entwertet hat und von Korruption zerfressen ist.“
Sie haben gesagt, Korruption trüge den Gestank der Verwesung. … Spricht man so viel von Korruption, weil die Medien dauernd darüber berichten, oder handelt es sich wirklich um eine Seuche?
„Leider ist es ein weltweites Phänomen. Es gibt Staatschefs, die deshalb in Haft sind. Ich habe viel darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass viele Übel während eines Epochenwandels besonders wachsen. Wir erleben gerade nicht so sehr eine Epoche der Änderungen als einen Epochenwandel. Und das ist ein Kulturwandel; gerade in einer solchen Phase tauchen diese Phänomene auf. Der Epochenwandel nährt den moralischen Verfall, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Finanzwelt und im Sozialen.“
Auch die Christen tun sich anscheinend nicht durch ihr Zeugnis hervor…
„Es ist das Ambiente, das Korruption erleichtert. Ich sage nicht, dass alle bestechlich sind, aber ich denke, es ist schwierig, in der Politik ehrlich zu bleiben. …Nicht, dass das die Natur der Politik wäre, sondern weil in einem Epochenwandel die Anstöße zu einem moralischen Abdriften stärker werden.“
Auf den Ausfallstraßen Roms sieht man 14-jährige Mädchen, die gezwungen sind, sich zu prostituieren, und in der U-Bahn bettelnde Kinder. Ist die Kirche noch Sauerteig? Fühlen Sie sich als Bischof ohnmächtig gegenüber dieser moralischen Verwahrlosung?
„Ich empfinde Schmerz. Ich empfinde enormen Schmerz. Die Ausbeutung von Kindern lässt mich leiden. In Argentinien ist es dasselbe. … Einmal wurde mir gesagt, dass auf einer Straße von Buenos Aires zwölfjährige Mädchen sich prostituierten. Ich informierte mich, es stimmte. Mir hat das weh getan. Und noch mehr, als ich gesehen habe, dass da dicke Autos anhielten, gelenkt von alten Männern. Das hätten ihre Großväter sein können. Sie ließen das Kind einsteigen und zahlten 15 Pesos, mit denen nachher Drogenabfälle angeschafft wurden. Für mich sind das Pädophile, die den Kindern so etwas antun. Das geschieht auch in Rom. Die Ewige Stadt, die ein Leuchtturm in der Welt sein sollte, ist ein Spiegel des moralischen Verfalls der Gesellschaft. Ich denke, solche Probleme lassen sich nur mit einer guten Sozialpolitik meistern.“
Was kann die Politik tun?
„Entschlossen reagieren. Zum Beispiel mit Sozialdiensten, die Familien betreuen und ihnen helfen, Auswege aus schweren Lebenslagen zu finden. Das Phänomen zeigt ein Defizit des Sozialdienstes in der Gesellschaft auf.“
In Rom gibt es immer mehr Jugendliche, die nicht in die Kirche gehen, die Kinder nicht taufen, nicht einmal das Kreuzzeichen machen können. Was ist zu tun, um diesen Trend umzukehren?
„Die Kirche muss hinausgehen auf die Straße, die Leute suchen, in die Häuser kommen, die Familien besuchen, an die Ränder gehen. Keine Kirche sein, die bloß empfängt, sondern eine, die schenkt.“
Sorgen Sie sich wegen der niedrigen Geburtenrate in Italien?
„Ich glaube, man muss mehr für das Gemeinwohl der Kindheit tun. Eine Familie zu gründen ist anspruchsvoll. Manchmal reicht das Gehalt nicht bis zum Ende des Monats. Man hat Angst, die Arbeit zu verlieren oder die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Die Sozialpolitik hilft nicht. … Es ist, als ob Europa der Rolle als Mutter überdrüssig geworden wäre und statt dessen lieber Großmutter ist. Vieles hängt mit der Wirtschaftskrise zusammen – es ist nicht nur die kulturelle Tendenz des Egoismus und der Genusssucht. Jüngst habe ich eine Statistik gelesen über die größten Aufwendungen der Bevölkerung, auf Weltebene. Nach den drei grundlegenden Dingen wie Nahrung und Kleidung kommen Kosmetik und Ausgaben für Haustiere.“
Zählen Haustiere mehr als Kinder?
„Das ist eine weitere Erscheinung kulturellen Verfalls. Dazu kommt es, weil die Zuneigung zu einem Haustier leichter ist, leichter programmierbar. Ein Kind zu haben ist komplex.“
Spricht das Evangelium eher zu den Armen oder zu den Reichen, damit sie sich bekehren?
„Das Evangelium richtet sich an Arme und Reiche gleichermaßen. Es verurteilt nicht die Reichen, sondern höchstens die Reichtümer, wenn sie zu götzenhaften Objekten werden. Der Gott Geld, das goldene Kalb.“
Sie gelten als kommunistischer und populistischer Papst. Die Zeitschrift „Economist“ hat Ihnen eine Titelseite gewidmet und festgehalten, Sie sprechen wie Lenin. Erkennen Sie sich wieder?
„Ich sage nur, die Kommunisten haben uns die Fahne geraubt. Die Fahne der Armen ist christlich. Die Armut ist im Mittelpunkt des Evangeliums. Die Armen sind im Mittelpunkt des Evangeliums. Nehmen wir Matthäus 25, die Fragen, nach denen wir gerichtet werden: ich hatte Hunger, ich hatte Durst, ich war im Gefängnis, ich war krank, ich war nackt. Oder sehen wir auf die Seligpreisungen – noch eine Fahne. Die Kommunisten sagen, das alles sei kommunistisch. Ja, sicher, zweitausend Jahre später! Also könnte man ihnen sagen, wenn sie reden: Aber ihr seid doch Christen!“ (Lacht)
Sie sprechen wenig von Frauen, höchstens von Frauen als Müttern und Bräuten. Heutzutage leiten Frauen auch Staaten, Großkonzerne, Heere. Welchen Platz haben in Ihrer Sicht Frauen in der Kirche?
„Die Frauen sind das Schönste, was Gott gemacht hat. Die Kirche ist Frau. Kirche ist ein weibliches Wort. Man kann ohne diese Weiblichkeit keine Theologie betreiben. Davon wird nicht genug gesprochen, da haben Sie ganz recht. Ich bin einverstanden damit, dass man mehr an der Theologie der Frau arbeiten muss. Das habe ich gesagt, und das ist auch in Arbeit.“
Können wir uns von Ihnen historische Entscheidungen erwarten, etwa eine Frau als Behördenleiterin am Heiligen Stuhl, es muss ja nicht die Kleruskongregation sein…?
(Lacht) „Nun, manches Mal geraten Priester unter die Autorität ihrer Haushälterinnen…“
Wohin geht die Kirche Bergoglios?
„Gott sei Dank habe ich keine Kirche, ich folge Christus. Ich habe nichts gegründet. Vom Stil her habe ich mich seit Buenos Aires nicht geändert. Naja, vielleicht ein paar kleine Dinge, weil man das muss, aber es wäre lächerlich gewesen, mich in meinem Alter wirklich zu ändern. Was hingegen das Programm anlangt, folge ich dem, worum die Kardinäle während der Generalkongregationen vor dem Konklave gebeten haben. In diese Richtung gehe ich. So ist der Rat der acht Kardinäle entstanden, ein äußerer Organismus. Er wurde angeregt als Hilfe für die Reform der Kurie. Eine nicht leichte Sache übrigens, denn man setzt einen Schritt, und es zeigt sich, dass dieses und jenes zu tun ist, und wo zunächst eine Behörde ist, werden es vier. Meine Entscheidungen sind die Frucht der Versammlungen vor dem Konklave. Nichts habe ich allein getan.“ (Quelle: il messaggero/rv)
Buchtipp: Ulrich Nersinger, Der unbekannte Vatikan
Ulrich Nersinger, Der unbekannte Vatikan. Eine Besprechung von Gudrun Sailer.
Der deutsche Historiker und Journalist Ulrich Nersinger hat ein neues Buch über den kleinsten Staat der Welt vorgelegt: „Der unbekannte Vatikan“ heißt es, und wie nur wenigen anderen Autoren wurde Nersinger die Ehre zuteil, sein Werk dem Papst persönlich überreichen zu dürfen. Am vergangenen Mittwoch nach der Generalaudienz war es soweit. „Wird gelesen!“, antwortete der Papst auf Deutsch dem hocherfreuten Autor, der danach in unsere Redaktion kam und über sein neuestes Werk sprach.
„Es tauchen ja immer wieder Fragen zum Vatikan auf, aber oft sind die Antworten nicht befriedigend, weil sie mit Fachwörtern versehen sind, die man nicht kennt. Das Buch will versuchen, den Vatikan verständlich darzulegen.“
In 13 Kapiteln geht Ulrich Nersinger dem Innenleben des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhles nach. Er schreibt über die historischen Anfänge, das Petrusgrab, über den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles, die Kardinäle, die Liturgien und Zeremonien der Päpste, das Audienzwesen bis hin zur Feuerwehr, der Schweizergarde und den vatikanischen Münzen und Briefmarken. Als Historiker ist dem aus Eschweiler bei Aachen stammenden Nersinger besonders an den Längsschnitten durch die Zeit gelegen.
„Die Geschichte ist der Lehrmeister, der uns nahebringt, was die Substanz dieser Dinge ist. Das wird heute zu wenig gesehen – man muss einen Blick zurückwerfen und bekommt dann die Antworten für die Zukunft.“
So manche Geste und Entscheidung von Papst Franziskus erstaunt den Historiker schon deshalb nicht, weil er Ähnliches aus der Geschichte bereits kennt. Dass Franziskus darauf verzichtet hat, im Apostolischen Palast zu leben, und stattdessen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta dauerhaft Quartier bezogen hat, ist sogar eine vergleichsweise unbedeutende Meldeangelegenheit, bedenkt man, wo überall Päpste in den vergangenen 2000 Jahren schon residierten.
„In den ersten Jahrhunderten war die Residenz, die Wohnung des Papstes, beim Lateran, bei der Bischofskirche der Päpste. Dann war sie für die sogenannte Babylonische Gefangenschaft in Avignon in Südfrankreich, und auch danach ist man zwar in den Vatikan gezogen, hat aber dennoch manchmal außerhalb gewohnt, in Viterbo und anderen Städten rings um Rom herum. Auch als der Hauptwohnsitz der Vatikan war: Man hat im Sommer etwa im Quirinalspalast (in Rom) gewohnt, manche Päpste haben auch im Palazzo Venezia ihre Residenz gehabt. Andere haben kleine Residenzen im Vatikan selbst vorgezogen, die berühmte Casina Pius IV. in den Vatikanischen Gärten etwa. Leo XIII. hat sich einen kleinen Turm erbauen lassen in den Gärten. Und Castelgandolfo war die Sommerresidenz der Päpste, die manche bevorzugt haben, manche aber auch nicht.“
Allgemein gilt: „Mit Franziskus sind Fragen neu aufgetaucht“, sagt der 56-jährige Vatikan-Beobachter.
„Und manche Entscheidungen des Heiligen Vaters bedürfen einer Erklärung, auch einer historischen Besinnung.“
Dabei könne das Buch ein wenig helfen. Als Beispiel nennt der Autor das Almosenamt des Papstes.
„Das Almosenamt des Papstes war für lange Zeit eine Ehreneinrichtung. Zwar gab es dieses Amt immer und auch die Gelder, die dafür eingesetzt wurden. Der jetzige Heilige Vater hat wirklich einen Fokus darauf gerichtet und dieses uralte Amt neu belegt, und ganz aktiv belebt. So dass der päpstliche Almosengeber nicht nur in Rom tätig ist: Er fährt nach Lampedusa und an andere Orte und schaut nach, wo schnelle Hilfe geleistet werden kann.“
Ulrich Nersinger ist bereits mit mehreren Büchern über den Vatikan hervorgetreten, die sich alle durch breite Kenntnis und solide historische Recherche auch in entlegenen Quellen auszeichnen. Darüber, dass er sein neuestes Werk Franziskus persönlich überreichen durfte, freute er sich besonders.
„Ich fand es sehr schön, dass er dann ganz plötzlich ins Deutsche wechselte. Ich habe ihm das Buch versucht, auf Italienisch zu erklären, dann hat er selber gesagt, ah, der unbekannte Vatikan. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass in dem Buch auch die neuen Initiativen, die er setzen möchte, enthalten sind, und dann kam er darauf, dass er hoffe, das könne auch realisiert werden!“
Ulrich Nersinger: „Der unbekannte Vatikan. Media Maria Verlag, Preis: rund 19 Euro. (rv)