Schweizergarde: Neuer Kaplan (ad interim) ernannt

SchweizergardeMonsignore Markus Heinz ist Kaplan der Schweizergarde ad interim. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Freitagabend mit. Heinz arbeitet derzeit bei der deutschsprachigen Sektion im vatikanischen Staatssekretariat. Er tritt die Nachfolge von Alain de Raemy, der im vergangenen November zum Weihbischof im Westschweizer Bistum Lausanne-Genf-Fribourg ernannt wurde. Heinz ist Österreicher. (rv)

Briefmarken zur Heiligsprechung

Briefmarken_HSp_JPIIZur Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. wird der Vatikan in Kooperation mit der polnischen und italienischen Post Sonderbriefmarken herausgeben. Bei einer Gesamtauflage von 2,2 Millionen Serien erscheinen verschiedene Editionen. Johannes Paul II. wird zunächst mit einer Auflage von 1,5 Millionen Briefmarken geehrt. Die 0,85-Euro Marke wird in Polen gedruckt. Sie zeige den lächelnden Papst mit Segensgestus und Heiligenschein. Außerdem gibt es einen Gedenkblock, der den polnischen Papst mit rotem Schultermantel abbildet.
Auch Johannes XXIII. wird zur Heiligsprechung eine Briefmarke gewidmet: Das Land Italien bringt gemeinsam mit der Vatikanpost eine 0,70-Euro Marke heraus. Johannes XXIII. sei darauf mit der dreifachen Krone, der sogenannten Tiara, abgebildet. Neben ihm sei ein Kreuz zu sehen, das aus den Anfangsworten seiner acht Enzykliken gebildet wird. Auch für Johannes XXIII. gibt es einen entsprechenden Gedenkblock, auf dem er mit rotem Schultermantel abgebildet ist.

Die Briefmarken werden bereits Ende März erhältlich sein.
Am 27. April werden Johannes Paul II. und Johannes XXIII. in Rom heiliggesprochen. (rv)

Kardinalsberatungen gehen weiter

 Rodriguez Kardinal MaradiagaDie acht Kardinäle, die Franziskus bei der Kurienreform beraten, haben dem Papst an diesem Mittwoch Vorschläge zur Reorganisation wirtschaftlicher Angelegenheiten im Vatikan unterbreitet. Darüber informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die versammelte Presse. Die Vorschläge seien vertraulich, sie dienten dem Papst als Entscheidungsgrundlage, so Lombardi. Seinen Angaben zufolge betreffen die Reformvorschläge der Kardinäle sowohl das vatikanische Geldinstitut IOR als auch die verschiedenen wirtschaftlich-administrativen Einheiten, die mit Geldflüssen zu tun haben, beispielsweise die Güterverwaltung des Heiligen Stuhles APSA. Die beiden zuständigen Kommissionen hatten dem Kardinalsrat in den vergangenen Tagen ihre Zwischenberichte vorgetragen. Der Kardinalsrat – auch „K8“ genannt – werde sich das nächste Mal von 28. bis 30. April in Rom treffen, danach wieder von 1. bis 4. Juli.

An diesem Mittwochnachmittag tagt hingegen im Apostolischen Palast der „Rat der 15“. Die beiden Kommissionen, die den „K8“-Kardinälen Bericht erstatteten, informierten in abgekürzter Form auch die 15 Kardinälen dieses Gremiums von ihren Erkenntnissen, sage Lombardi. Der „Rat der 15“ wird Montag und Dienstag kommender Woche seine Beratungen fortsetzen.  (rv)

Italien: Renzi-kritische Töne von der Kirche

Avvenire„Eine Reform pro Monat“ verspricht der künftige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi. Der Jungstar von der „Demokratischen Partei“ verdrängte seinen Parteifreund Enrico Letta aus dem Amt des Regierungschefs; an diesem Montag hat er vom Staatspräsidenten den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Doch von der italienischen Kirche kommen einige Renzi-kritische Töne.

Vor allem die entschlossene Art und Weise, mit der Parteichef Renzi nach der Macht gegriffen hat, missfällt den Machern des „Avvenire“, der katholischen Tageszeitung, die der Bischofskonferenz gehört. „Renzi sollte sich im Klaren sein, dass sein Bruch mit dem derzeitigen Rahmen der Politik, wie er sich aus der Parlamentswahl vor einem Jahr ergab, und mit dem Koalitionsgleichgewicht, das Letta 2013 geschickt hergestellt hatte, wie eine Fortsetzung der „politica di palazzo“ mit anderen Mitteln wirkt.“ Das schreibt „Avvenire“-Direktor Marco Tarquinio in einem Artikel. „Politica di palazzo“ meint ins Deutsche übertragen „Hinterzimmer-Politik“ oder „Kungelei“ – etwas, wogegen der selbsternannte „Verschrotter“ Renzi nach eigener Darstellung eigentlich angetreten war.

Das sei doch ein „auffallendes Paradox“, so die Bischofszeitung weiter: Was sich da als „Diskontinuität“ in der Regierungsführung bezeichne, wirke in Wirklichkeit auf viele als „hässliche und kleinliche Kontinuität mit den enttäuschenden politischen Riten und Mythen der Vergangenheit“. Immerhin geht „Avvenire“ nicht so weit, Renzi – wie viele das tun – den „jungen Silvio“ zu nennen, also eine frischere Ausgabe des früheren rechten Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Nur wenn „Italiens Tony Blair“ (so ein weiterer Vergleich, den man in diesen Tagen öfters hört) jetzt einen „fulminanten Start“ hinlege, die „Trümmer“ beiseite räume und namentlich „konkrete und effiziente Maßnahmen für die Familien“ ergreife, könne Renzi die unschönen Umstände seines Weges an die Macht vergessen machen.

Auch die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ kritisiert die Art und Weise, in der Renzi Letta beiseitegeschoben hat. Die Regierung Renzi sei, wenn sie denn zustandekomme, „mit einer Art Erbsünde behaftet“, so der „Osservatore“; sie werde „zeigen müssen, dass sie imstande sei, sich davon zu erholen“. Italien brauche keine Wiederbelebung „altbackener Rituale“ und Machtspiele, vielmehr müsse endlich „eine neue Seite aufgeschlagen“ werden. Der künftige Premier, bisher Bürgermeister von Florenz, spiele „mit hohem Einsatz“, und damit „steht und fällt zu einem guten Teil auch die nähere Zukunft Italiens“, so die Vatikanzeitung. Renzi solle Struktur- und institutionelle Reformen anpacken, sonst habe sich der Wechsel im Palazzo Chigi (dem römischen Amtssitz des Ministerpräsidenten) nicht gelohnt. Die Frage sei, ob Renzi „zu einem Programm mit so ehrgeizigen Zielen“ auch wirklich in der Lage sei.

Ausgesprochen positiv bewertet der „L´Osservatore Romano“ den scheidenden Ministerpräsidenten Letta: Dieser habe „dem Land wieder ein seriöses und halbwegs vertrauenswürdiges Image verschafft“. Ähnlich urteilt in Radio Vatikan auch Alberto Lo Presti, Leiter des katholischen Studienzentrums Igino Giordani. „Die Strenge, mit der man jetzt die Regierung Letta beurteilt, ist nicht immer gerechtfertigt.“  (rv)

Vatikan: Reden über die Reform

KardinalsratPapst Franziskus hat an diesem Montagvormittag die dritte Begegnungsrunde mit den Kardinälen eröffnet, die ihn bei seiner Kurienreform beraten. Bei dem dreitägigen Treffen stehen diesmal Fragen wirtschaftlich-administrativer Art im Vordergrund, informierte Vatikansprecher Federico Lombardi in der Mittagspause der Sitzungen. Der Papst und die Kardinäle des „K8“ genannten Beratungsgremiums hörten an Montagvormittag einen Zwischenbericht der so genannten „COSEA“, der Kommission für die Organisation der wirtschaftlich-administrativen Struktur des Heiligen Stuhles. Bei dem Treffen war auch der vatikanische Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin anwesend.

Franziskus hatte die „COSEA“ am 18. Juli gegründet. Nach Lombardis Angaben steckt die Kommission, die mehrere Prüfungsarbeiten an externe Fachfirmen vergab, noch mitten in ihrer Erhebungsarbeit. Neben dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten war am Montagvormittag auch der deutsche Versicherungsfachmann Jochen Messemer als Angehöriger der Kommission anwesend, um dem Papst und den acht Kardinälen über die laufenden Arbeiten der „COSEA“ zu berichten.

Dienstagvormittag hingegen erwarten die acht Kardinäle und der Papst den Zwischenbericht einer weiteren Kommission, nämlich jener, die sich mit dem vatikanischen Geldinstitut IOR beschäftigt. Franziskus werden bei den auf drei Tage anberaumten Sitzungen Vollzeit dabei sein, mit Ausnahme des Mittwochvormittags, an dem die Generalaudienz stattfindet, sagte Lombardi.

Der „K8“ setzt sich aus Kardinälen aus allen Erdteilen zusammen. Geleitet wird er von Kardinal Maradiaga aus Honduras. Der einzige Repräsentant aus Europa ist – abgesehen vom Vatikan-Kardinal Giuseppe Bertello – der Münchner Erzbischof Reinhard Marx.

Am Donnerstag tritt das gesamte Kardinalskollegium zu einer Vollversammlung zusammen. Dabei will Franziskus eine Art Bilanz des ersten Jahres seines Pontifikats ziehen und Vorschläge für Reformen und Änderungen an der Kurie und in der Weltkirche besprechen. Das Konsistorium ist Lombardis Angaben grundsätzlich dem Thema Familienpastoral gewidmet. Das Einführungsreferat hält der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Die genaue Zahl der teilnehmenden Kardinäle konnte Lombardi noch nicht angeben.

Am Samstag, 22. Februar, hält der Papst sein erstes Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle. Dabei setzt er 19 Kirchenmännern, unter ihnen dem Deutschen Gerhard Ludwig Müller, den Roten Hut auf.

Am Sonntag schließlich feiert Franziskus mit seinen neuen Kardinälen eine feierliche Messe. Nächste Woche tagt im Vatikan der Rat für Bischofssynoden. Er wird sich mit den Ergebnissen einer weltweiten Umfrage zum Thema Ehe und Familie beschäftigen und zwei Bischofssynoden zu diesem Thema vorbereiten. Die erste dieser Synoden tritt im Herbst 2014 im Vatikan zusammen, die zweite im Herbst des nächsten Jahres. Auch die Kommissionen zur vatikanischen Finanzkontrolle treffen sich in der Woche ab dem 23. Februar im Vatikan zu neuen Beratungen.
(rv)

Vor 75 Jahren: Pius XI. stirbt

Papst Pius XI.Am 10. Februar vor 75 Jahren starb im Vatikan Papst Pius XI. – der Papst der Lateranverträge und der Enzyklika „Mit brennender Sorge“. Wenige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sprangen die Zeiger damit auf Wechsel im Vatikan. Der gelehrte Lombarde Achille Ratti hatte 17 Jahre lang als Nachfolger des heiligen Petrus auf dem römischen Bischofsstuhl gesessen. Sein größtes Verdienst in dieser Zeit: Er hatte mit Mussolini die Lateranverträge geschlossen und damit seinen Frieden mit Italien gemacht, der Vatikan war entstanden und hatte eine völkerrechtliche Absicherung.

„Einige Biografien von Pius XI. verzeichnen, dass dieser schon als Anwärter aufs Priesteramt zu seinen Freunden gesagt habe: Wenn ich eines Tages mal Papst werden sollte, dann würde ich mit dem italienischen Staat per Konkordat Frieden schließen.“ Das berichtet Agostino Gavazzi vom Pius-XI.-Studienzentrum aus Desio, der Heimatstadt des Papstes. Aber Pius sah durchaus auch die dunklen Seiten an Mussolini und überhaupt an den Diktatoren seiner Zeit: Mit ihm begann das Papsttum als Verteidigerin der Menschenwürde die Stimme zu erheben. „Er tat das mit Enzykliken, die den atheistischen Kommunismus verurteilten, die den Faschismus als Einschränkung der Freiheit des Einzelnen verurteilten und die den Nationalsozialismus mit seiner Brutalität verurteilten.“

Enzyklika gegen Rassenwahn blieb in der Schublade

„Mit brennender Sorge“ hieß die Enzyklika von Pius XI. gegen die Nazis in den dreißiger Jahren. Es war die erste Enzyklika überhaupt, die auf deutsch verfasst wurde, richtete sie sich doch vor allem an das Reich. Sie wurde dort überall von den Kanzeln verlesen, nährte den Widerstand vieler Katholiken gegen Hitler. Eine weitere Enzyklika gegen Rassenwahn und Judenverfolgung blieb Entwurf, der Tod des Papstes verhinderte ihre Veröffentlichung, erst Jahrzehnte danach wurde der Text bekannt – lange nach dem Holocaust.

Pius` Tod fiel in die schwierige Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Sofort erhoben sich Gerüchte, er sei vergiftet worden. Nun war zwar der Vater von Mussolinis Geliebter einer der im Vatikanischen Gesundheitszentrum tätigen Ärzte. Doch es gibt bis heute nicht den geringsten Hinweis auf einen Mord an Pius XI. Am 2. März wurde nach einem kurzen Konklave sein Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli zum Papst gewählt: Pius XII.

Zwei Flaschen Wein für den Nachfolger

„An Pius XI. fällt vor allem auf, von welcher Aktualität er auch heute noch ist“, sagt Agostino Gavazzi. „Er hat sich sehr geschickt der Medien bedient, vor allem des Radios.“ Gavazzi gefällt vor allem die Sozialenzyklika Quadragesimo Anno: „Sie spricht, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, vom Prinzip der Subsidiarität. Und sie nennt die Arbeit ein Instrument der Menschenwürde und des menschlichen Wachstums. Und Profit sei zwar nichts Schlechtes in sich, solle aber dem Wohl der Menschheit insgesamt zugute kommen. Auch hier zeigt sich wieder mal die Aktualität von Papa Ratti!“

Im Geburtshaus des Papstes in Desio werden einige Erinnerungsstücke an Pius aufbewahrt. Die kurioseste ist bestimmt – eine Flasche Wein. „1938 war der Papst krank geworden; da bekam er ein paar Flaschen Wein aus Karthago geschenkt. Daraufhin entschied er, zwei davon übrigzulassen für den, der im Jahr 2000 Papst sein würde. Das Interessante ist, dass sich Pius XI. als ein polnischer Bischof bezeichnete, weil er in seiner Zeit als Nuntius in Polen zum Bischof geweiht worden war; und der Papst des Jahres 2000, der die Flaschen zum Geschenk bekam, war der polnische Papst Karol Wojtyla! Johannes Paul II. behielt eine dieser Flaschen für sich, die zweite schenkte er dem Museum in Desio. Und die haben wir heute hier in der Vitrine, mit dem Etikett: Pius XI., für seinen Nachfolger des Jahres 2000.“ (rv)

Staatsekretär Parolin für schlanke Kurie

EB Pietro ParolinDie römische Kurie solle ein „bewegliches und schlankes“ Mittel im Dienst an der „Mission der Kirche in der Welt von heute“ sein. Das sagt der neue Staatsekretär Piero Parolin in einem langen Interview mit der italienischen Zeitung „Avvenire“ vom Sonntag. Die Kurie müsse dem Papst, den Bischöfen, der Welt- und den Ortskirchen dienen. Es gebe immer die Gefahr des Machtmissbrauchs, allerdings reichten Strukturreformen allein nicht aus, es sei immer auch eine persönliche Bekehrung notwendig. Parolin kritisierte zugleich das einseitige Bild, das manche Medien von der Kurie zeichneten. In Vergangenheit und Gegenwart habe es viele heilige Menschen an der Kurie gegeben.
Zum Vatileaks-Skandal äußerte der zweite Mann im Vatikan die Hoffnung, dass er definitiv überwunden sei. Die Krise habe in ungerechter Weise Benedikt XVI. leiden lassen und bei vielen Menschen Anstoß erregt. Zum politischen Einsatz des Heiligen Stuhls befragt, unterstreicht der Staatsekretär die Priorität des Themas Frieden auf der Agenda der Vatikandiplomatie. Angesichts von Kritiken aus dem konservativen Spektrum an der vermeintlich „marxistischen Linie“ von Papst Franziskus in wirtschaftlichen Fragen, stellt Parolin die Gegenfrage: „Ist es Marxismus, wenn man zu nicht interessegeleiteter Solidarität auffordert und zur Rückkehr und einer Wirtschafts- und Finanzpolitik im Dienst am Menschen?“ Die starken Appelle im Schreiben „Evangelium Gaudii“ seien motiviert von der Wahrnehmung von Unrechtssituationen und von Ausschluss in Lateinamerika und in anderen Teilen der Welt. (rv)
 

Unser Buchtipp: Tatort Konklave

Buch Tatort KonklaveZur Überraschung der ganzen Welt hat Papst Benedikt XVI. vor fast einem Jahr seinen Rücktritt vom Papstamt bekannt gegeben. 29 Tage später folgte das Konklave. Von der sagenumwobenen Papstwahl handelt das Buch, dass wir Ihnen heute vorstellen möchten: „Tatort Konklave“, eine Besprechung von Marion Sendker.

„Komm, Schöpfer Geist“, singen die Kardinäle, wenn sie ins Konklave einziehen. Bei manchem Konklave der Kirchengeschichte sucht man den Heiligen Geist allerdings vergebens. „In einer Schenke, einer Wechselstube, in einem Bordell wird über Petrus entschieden“ (S. 47), so steht es wörtlich auf einem Flugblatt vor jener Wahl im Jahr 1522, aus dem letztendlich der strenge und integre Hadrian VI. aus Utrecht als Papst hervorging.

Als wäre er selbst live dabei gewesen, gewährt der Vatikan-Kenner Ulrich Nersinger in seinem Buch „Tatort Konklave“ einen Einblick in die Vorgänge rund um die Papstwahl. Dem Autor gelingt ein lebendiger Streifzug durch die Geschichte des Vatikans. Wie ein unsichtbarer Beobachter ist Nersinger dabei, wenn in „der Sixtina die Nerven blank“ liegen, weil sich die Kardinäle ihre Mägen verdorben haben und um einen Giftanschlag auf das Kolleg fürchten oder wenn das Kardinalskolleg auf einmal weibliche Unterstützung im Konklave bekommt.

20 ausgewählte Konklaveveranstaltungen ab dem Jahr 1241 werden unter die Lupe genommen. Das letzte Kapitel widmet sich der Papstwahl „mit Vorankündigung“, dem jüngsten Konklave der Kirchengeschichte. 30 Tage nach Benedikt´s Rücktritt haben die Kardinäle im fünften Wahlgang einen Argentinier auf den Stuhl Petri gewählt. Wie in der apostolischen Konstitution vorgeschrieben, hat auch er, Jorge Mario Bergoglio, damals noch als Erzbischof von Buenos Aires, zu Beginn des Konklaves einen Eid abgelegt. Hierdurch verpflichtet er sich zur strengsten Geheimhaltung.

Und ich, Mario Kardinal Bergoglio, verspreche, verpflichte mich und schwöre es, so wahr mir Gott helfe und diese heiligen Evangelien, die ich mit meiner Hand berühre.

Dass jedes Konklave unbedingt auch von den politischen Bedingungen der Zeit geprägt ist, belegt Nersinger eindrucksvoll. Er berichtet aus Tagebüchern von Zeitzeugen, zitiert aus Zeitungsartikeln, Fernsehschlagzeilen und Interviews mit Kardinälen und Journalisten. Der unterhaltsame Schreibstil sorgt dazu für detailreiches Kopfkino. Ernüchternd dagegen erscheint die lediglich zweiseitige Auswahl von Literaturquellen am Ende des Buches. Fußnoten mit konkreten Quellenangaben hätten die Ernsthaftigkeit der zum Teil reißerisch dargestellten Situationen eindrucksvoll belegen können.

Dank einer kurzen, aber inhaltsstarken Einführung in die wichtigsten Standards rund um die Nachfolge Petri ist der Leser aber bestens gewappnet, um verschiedene Tatorte von Papstwahlen kennenzulernen. Das Buch ist ein Konklave-Crashkurs für Anfänger und ein kompaktes Mini-Lexikon für Fortgeschrittene, die ihr Wissen schnell wieder auffrischen wollen oder eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Infos suchen.

Ulrich Nersinger ist Journalist, Historiker und ausgewiesener Kenner des Vatikans, der Kurie und der Kirchengeschichte. Sein Werk „Tatort Konklave“ ist ein erzählendes Sachbuch mit Krimi-Elementen, was der Sprache wie auch dem Thema zu danken ist. Die Masse an Information ist fast so beeindruckend, wie der präzise und an manchen Stellen auch brisante Schreibstil, der Lust auf mehr macht.

Die Angaben zum Buch:
Tatort Konklave, ein Buch von Ulrich Nersinger, erschienen im Verlag Petra Kehl, ca. 17 Euro. (rv)

Laienrat: Spitze bestätigt, Mitglieder ausgetauscht

Kardinal RylkoPapst Franziskus hat eine Reihe von Ernennungen für den Päpstlichen Laienrat vorgenommen. Er bestätigte zunächst den Präsidenten und Sekretär des Rates, der polnische Kardinal Stanislaw Rylko und der deutsche Bischof Josef Clemens bleiben im Amt. Unter den neu ernannten Mitgliedern sind der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Den Wiener Kardinal Schönborn hatte Franziskus jüngst bereits in die Kardinalskommission zur Aufsicht über das vatikanische Geldinstitut IOR berufen. Kardinal Marx gehört auf Wunsch von Franziskus dem achtköpfigen Kardinalsrat an, der den Papst zur Kurienreform berät. Wie dessen Leiter, Kardinal Rodriguez Maradiaga, jüngst bekannt gab, plant Franziskus offenbar, den Laienrat zur Kongregation aufzuwerten.

Zusätzlich berief der Papst eine Reihe von Laien als neue Mitglieder in den Laienrat, so den Deutschen Hans Stapel, der in Brasilien die „Fazenda da Esperança“ gegründet hat, außerdem die litauische Religionswissenschaftlerin Irena Egle Laumenskaite, die libanesische Menschenrechtsaktivistin Jocelyne Khoueiry und den spanischen Medienfachmann Yago de la Cierva, Professor für Krisenkommunikation. Weitere neue Mitglieder des Laienrates sind die Kardinäle Angelo Scola, John Njue, Luis Antonio G. Tagle und Willem Jacobus Eijk, die Erzbischöfe von Mailand, Nairobi, Manila beziehungsweise Utrecht, außerdem der Präfekt der Ordenskongregation, Kardinal João Braz de Aviz, der Erzbischof von Philadelphia, Charles Joseph Chaput und der Erzbischof von Rio de Janeiro, Orani João Tempesta. Verstärkung bekommt der Laienrat weiter durch gut ein Dutzend neue Konsultoren aus aller Welt, darunter der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge.

Kardinal Stanislaw Rylko als Präsident und Bischof Josef Clemens als Sekretär sind beide seit 2003 im Amt. Als Untersekretär des Laienrates wirkt ebenfalls ein Priester, nämlich der Spanier Miguel Delgado Galindo.  (rv)

Vatikan Vertreter zu UN – Kinderschutzbericht: „Wichtige Fakten fehlen“

UNO-FahneDas UN-Kinderrechtskomitee (UNCRC) hat an diesem Mittwoch seinen Bericht zum Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen veröffentlicht und geht dabei hart mit dem Heiligen Stuhl ins Gericht. Im Interview mit Radio Vatikan sagte der diplomatische Vertreter des Vatikan bei den UN-Einrichtungen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi dazu:

„Das schien mir ein konstruktiver Dialog, und ich denke, so sollte es auch weiterhin sein. Nach dem Eindruck, den die Delegation des Heiligen Stuhls beim Treffen mit dem UN-Kinderschutzkomitee hatte, sind wir nun bei dem Text mit diesen Empfehlungen versucht zu sagen, dass dieser Text wohl vorher geschrieben wurde. … Deshalb müssen wir mit Seelenruhe angesichts der Realitäten – denn wir haben nichts zu verbergen – die Erklärungen der Positionen des Heiligen Stuhls weiter führen und auf die noch offenen Fragen antworten. Das alles muss so geschehen, dass das Hauptziel weiterhin der Schutz der Kinder bleibt und erreicht werden kann.“

In der Tat habe er das Gefühl, das Dokument sei nicht aktualisiert worden, beschreibt Tomasi seinen Eindruck des Abschlussberichts zum Kinderschutz. Was der Heilige Stuhl in den vergangenen Jahr an Maßnahmen ergriffen habe, scheine ihm nicht berücksichtigt worden zu sein und ebenso wenig die Maßnahmen, die die einzelnen Bischofskonferenzen der verschiedenen Länder getroffen hätten, so Tomasi. Seiner Meinung nach fehle der aktualisierte und korrekte Blick auf die vielen Maßnahmen zum Kinderschutz, die hier ergriffen worden sein. Diese Fakten dürften nicht verdreht werden.

„Wir können jetzt nicht in zwei Minuten auf alle Behauptungen antworten, die in diesem Abschlussbericht aufgestellt werden und die zum Teil nicht korrekt sind. Ich bin mir aber sicher, dass der Heilige Stuhl in Ruhe antworten wird. Wir haben die UN-Kinderschutzkonvention unterzeichnet und wollen sie auch einhalten.“

Mit Blick auf Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche betonte Tomasi erneut die eindeutige Position des Heiligen Stuhles dazu:

„Es geht immerhin um 40 Millionen Fälle von Kindesmissbrauch weltweit. Leider sind einige Missbräuche auch von Kirchenleuten begangen worden, auch wenn das mit Blick auf die Gesamtzahl der Fälle ein geringer Teil ist. Die Kirche hat darauf reagiert und tut das weiterhin. Wir müssen auf unserer Politik der Transparenz und Intoleranz von Missbräuchen beharren, weil schon jeder einzelne Fall von Kindesmissbrauch ein Fall zu viel ist.“

Eine weitere Ungereimtheit ortet Erzbischof Tomasi beim Thema Lebensschutz. So heiße es etwa in der Präambel der vom Heiligen Stuhl unterschriebenen Konvention, Kinder seien vor und nach ihrer Geburt zu schützen. Gleichzeitig werde dem Heilige Stuhl nahegelegt, seine Position zur Abtreibung zu überdenken. Auch in anderen Fällen müssten die Vereinten Nationen bestimmte Haltungen des Heiligen Stuhles vielleicht nochmals reflektieren.

„In gewisser Weise hat das Kinderrechtskomitee den Vereinten Nationen keinen guten Dienst erwiesen, indem es versucht, mit dem Vatikan über Positionen der Lehre zu verhandeln, die nicht verhandelbar sind. Das sind Werte und Prinzipien, die im Interesse des Gemeinwohls und der Menschheitsfamilie stehen. Es ist etwas traurig zu sehen, dass das Komitee offensichtlich nicht ganz die Natur und die Funktionen des Heiligen Stuhls erfasst hat.“ (rv)