Der Kardinalsrat, der den Papst in Organisations- und Wirtschaftsangelegenheiten berät, tritt erst am 24. und 25. Februar und damit nach dem Konsistorium zusammen. Ursprünglich war das Treffen für Anfang Februar geplant gewesen. Im Februar ist auch die dritte Zusammenkunft jenes achtköpfigen Kardinalsrates angesetzt, der den Papst bei der Kurienreform berät. (rv)
Kategorie: Allgemein
Vatikan untersucht historische Christenverfolgung in Japan
Die Vatikanische Bibliothek will in Zusammenarbeit mit japanischen Institutionen die Christenverfolgung in Japan zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert untersuchen. Das kündigte der Präfekt der Apostolischen Bibliothek, Cesare Pasini, im Gespräch mit unserem Sender an. Im Vatikan liegen rund 10.000 Dokumente zu diesem Thema, die der italienische Salesianer-Missionar Mario Marega in den 1930er und 40er Jahren gesammelt hat. Die japanische Christenverfolgung begann 1612 unter der Herrschaft der sogenannten Shoguns als Vertreter des Kaisers. Christen wurden als „Verbrecher“ gebrandmarkt. Cesare Pasini:
„Wir haben Dokumente, die das Todesurteil für Christen aussprechen. In anderen finden wir Beweise dafür, dass die Behörden versuchten, die Christen zu bekehren. Die übliche Methode bestand darin, sakrale Bilder oder gar das Kruzifix mit den Füßen zu treten. Das ist alles dokumentiert.“
Die Dokumente des „Bestandes Marega“ sind überwiegend behördlicher Herkunft. Pasini freut sich darüber, dass die japanischen Institutionen die Aufarbeitung des Materials sehr unterstützen, obwohl viele Dokumente das Land nicht im besten Licht erscheinen lassen.
„Wir hatten einige Kontakte mit japanischen Institutionen geknüpft und gemerkt, dass von ihrer Seite ein großes Interesse besteht. Deshalb ist nun diese Zusammenarbeit entstanden. Es geht darum, gemeinsam die Geschichte besser kennen zu lernen.“
Als Voraussetzung sollen die Dokumentes des Bestandes Marega digitalisiert werden, erklärt der Präfekt der Vatikanischen Bibliothek.
„Aber nicht nur das: es geht auch darum, Ordnung zu schaffen und die Originaldokumente zu sichern. Diese Texte befinden sich noch in den Original-Behältern. Diese waren in den staatlichen Ämtern Japans aufbewahrt, die sich im Süden der Insel befinden. Die Digitalisierung und Konservierung gehen also Hand in Hand und sollen gleichzeitig durchgeführt werden.“
Das Projekt kann sich des Interesses von Papst Franziskus gewiss sein. Jorge Mario Bergoglio wäre in seiner Anfangszeit bei den Jesuiten gerne als Missionar nach Japan entsandt worden. Er hat mehrmals auf Episoden aus der Zeit der japanischen Christenverfolgung verwiesen. (rv)
Kuba: Päpstlicher Medienrat veranstaltet Seminar
Wie kann die Kirche Bewohnerin des digitalen Kontinents werden? Zu dieser Frage veranstaltet der Päpstliche Medienrat ab diesem Dienstag ein Seminar für Bischöfe auf Kuba. „Kommunikation im Dienst einer authentischen Kultur der Begegnung“ hatte Papst Franziskus seine Botschaft zum Medientag in diesem Jahr überschrieben, genau damit wolle man sich intensiv befassen, erklärt vor seiner Abreise der Leiter des Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli.
„Das Ziel ist ein ganz einfaches: Verstehen, was heute Kommunikation bedeutet und wie das mit der Sendung der Kirche zusammen hängt. Vor allem geht es um die neuen Technologien. Es geht weniger um die konkrete Situation Kubas, sondern um das, was alle Kirchen dort in Zentralamerika gemeinsam haben.“
Das Seminar wird für Bischöfe Zentralamerikas und der Karibik in Zusammenarbeit zwischen Medienrat und der Bischofskonferenz Celam veranstaltet, so Celli, etwa 35 Bischöfe werden erwartet.
„Es sind neue Herausforderungen, bisher waren unsere Instrumente das Radio, die Zeitung und das Fernsehen. Wir versuchen nun den Bischöfen zu helfen zu verstehen, was es heißt, Bewohner der sozialen Netze zu werden, ich habe mir angwöhnt, vom ‚Digitalen Kontinent‘ zu sprechen. Die Kirche muss neu entdecken, was ihre Sendung in diesem Kontinent bedeutet, denn wir sollen ja immer Verkünder sein und das Evangelium Christi weiterzugeben.“
Das sei aber nicht nur eine Aufgabe der Bischöfe, so Celli. Gerade in Kuba gehe eben ein zweijähriger Ausbildungskurs zu Ende, den der Medienrat mit Hilfe von Lehrern aus Chile und Spanien veranstaltet habe. Die besonderen Umstände auf der Insel würden so berücksichtigt. Auch die Armutsprobleme in ganz Zentralamerika, die viele Menschen noch keinen Zugang zum Internet geben würden, wolle man nicht verschweigen.
„Sicherlich gibt es in einigen Regionen die „digitale Trennung“ [zwischen denen, die Zugang haben und denen, die ihn nicht haben], aber auch in diesen Ländern gibt es bereits eine weite Präsenz der digitalen Medien. Bisher ist es vor allem das Radio, das uns hilft, aber das ist nicht mehr alles. Wir hatten immer etwas Probleme mit dem Fernsehen, aber jetzt gibt es Web-TV. Man kann die Absicht des Seminars vielleicht so zusammen fassen: Den Bischöfen helfen, die Möglichkeiten zu entdecken, welche die neuen Medien bieten.“
Man müsse aber auch der jüngeren Generation dabei helfen, Kommunikation nicht als ein technisches Problem, sondern als eine menschliche Aufgabe zu sehen, so Erzbischof Celli. Es gehe um Spiritualität. (rv)
Erzbischof Müller: „Kirche sollte sich keine Machtkämpfe leisten“
Die Kirche sollte nicht nur „um eigene Strukturprobleme“ kreisen. Das sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, in einem Vortrag an der Katholischen Universität von Valencia in Spanien. Eine „Neujustierung von … bischöflicher Kollegialität und dem Primat des Papstes darf die epochale Herausforderung der Gottesfrage nie aus den Augen lassen“, so der designierte Kardinal. Sein Text erschien in Kurzfassung auch in der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“ von diesem Freitag, zeitgleich zur Papstaudienz für die Glaubenskongregation also. Deutlich stellt sich der deutsche Kurienerzbischof in dem Vortrag hinter das Projekt von Papst Franziskus, die Kirche zu dezentralisieren: „Der Papst kann und muss nicht die vielfältigen Lebensbedingungen, die für die Kirche in den einzelnen Nationen und Kulturen sich zeigen, zentral von Rom aus erfassen und jedes Problem vor Ort selbst lösen“.
„Kein Signal für Richtungswechsel oder Revolution“
Zur Neuevangelisierung gehöre durchaus „auch eine reformierte Primatsausübung“, fuhr der Leiter des wichtigsten Vatikan-Ministeriums fort. Er bestätigte, dass „auch die Bischöfe, die Synoden und Bischofskonferenzen eine größere Verantwortung wahrnehmen (sollten) inklusive einer gewissen lehramtlichen Kompetenz“. Aber, so Müller wörtlich: „Im Gegensatz zu oberflächlichen Interpretationen ist damit nicht das Signal für einen Richtungswechsel oder eine ,Revolution im Vatikan‘ gegeben.“ Die Kirche solle sich keine „Machtkämpfe und Kompetenzstreitigkeiten“ leisten, sonst bliebe am Ende „eine säkularisierte und politisierte Kirche zurück, die sich von einer Nichtregierungsorganisation nur noch graduell unterschiede“. Die Einheit der Bischöfe mit und unter Petrus hänge mit dem sakramentalen Charakter der Kirche zusammen. Darum gelte: „Nur um den Preis einer Entsakramentalisierung der Kirche könnte ein Machtkampf zwischen zentralistischen und partikularistischen Kräften geführt werden.“
Erzbischof Müller erwähnte, dass das Apostolische Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus vom 24. November letzten Jahres „kein dogmatischer“ Text sei. Es gehe Franziskus mit dem Schreiben „um eine Überwindung der Lethargie und Resignation angesichts der extremen Säkularisierung und um ein Ende der lähmenden innerkirchlichen Auseinandersetzungen“. Mit einer Prise Spott wies der künftige Kardinal darauf hin, dass die Kirche nicht eine „rein menschliche Organisation“ sei; darum „ist die Frage nach ihrer vereinsrechtlichen Gründung durch den ,historischen‘ Jesus sachlich verfehlt“.
„Kirche ist kein Weltbund, Papst ist kein Ehrenvorsitzender“
Zum Thema Kollegialität der Bischöfe bemerkte er, es gehe dabei „nicht um eine schwebende geistliche Vollmacht, die nach Erwägungen politischer und strategischer Zweckmäßigkeit zwischen dem Papst und den Bischöfen, der Universalkirche und den Ortskirchen aufgeteilt würde“. Vielmehr habe Christus die Apostel „als Kollegium“ berufen und „ihnen den Apostel Petrus vorangestellt als Grundlage und Prinzip der Einheit … für die gesamte Kirche“. Beim richtigen Austarieren „der Beziehung zwischen Universalität und Partikularität“ der Kirche helfe der Blick auf andere „Organisationsformen von menschlichen Gesellschaften und Unternehmen“ nicht weiter.
Skeptisch äußerte sich der designierte Kardinal über eine mögliche Aufwertung von Bischofskonferenzen: „Da das Bischofskollegium der Einheit der Kirche dient, muss es selbst das Prinzip seiner Einheit in sich tragen. Dies kann nur der Bischof einer Ortskirche sein und nicht der Präsident einer Föderation von regionalen und kontinentalen Kirchenbünden.“ Eine Bischofskonferenz könne „niemals separate verbindliche dogmatische Erklärung abgeben oder gar definierte Dogmen und konstitutive sakramentale Strukturen relativieren“. Die katholische Kirche sei „nicht eine Föderation von Landeskirchen oder ein Weltbund von konfessionsverwandten kirchlichen Gemeinschaften, die aus menschlicher Tradition den römischen Bischof als Ehrenvorsitzenden respektieren“.
„Bischofsamt ist sakramental“
Dass Bischöfe Nachfolger der Apostel sind und in „Einheit mit dem Nachfolger Petri als dem sichtbaren Haupt der ganzen Kirche und des Bischofskollegiums“ stehen, ist nach Erzbischof Müllers Überzeugung grundlegend „für den katholischen Begriff von Kirche“. Ohne einen Primat des Bischofs von Rom sei die katholische Kirche darum nicht vorstellbar. Die Glaubenskongregation habe den Primat 1998 mit Recht als „Befugnis“ des Papstes bezeichnet, „der Einheit aller Bischöfe und aller Gläubigen wirksam zu dienen“. Der Präfekt der Kongregation betonte aber gleichzeitig, es sei „wichtig, den bischöflichen Dienst selber als sakramentale Wirklichkeit in der sakramentalen Kirche aufzufassen und ihn nicht mit dem eines Moderators von rein menschlichen Vereinigungen zu verwechseln“. (rv)
Vatikan: Neuer Übergangspräsident der vatikanischen Aufsichtsbehörde (AIF)
Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Attilio Nicora, dem Präsidenten der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF angenommen. Dies gab der Vatikan an diesem Donnerstagmittag bekannt. Gleichzeitig ernannte der Papst Bischof Giorgio Corbellini zum Übergangspräsidenten des Instituts. Corbellini ist Titularbischof von Abula und beim Vatikan bereits Leiter für Arbeit und Präsident der Disziplinarkommission der römischen Kurie. (rv)
Gedenkmedaillen für Päpste-Heiligsprechung
Der Vatikan gibt zur Heiligsprechung zweier Päpste des 20. Jahrhunderts offizielle Gedenkmedaillen in Bronze und Silber heraus. Das gab er an diesem Mittwoch bekannt. Johannes XXIII. und Johannes Paul II. werden am 27. April von Papst Franziskus heiliggesprochen. Die Vorderseite der Medaillen – ein Werk der Bildhauerin Daniela Longo – zeigt das Wappen von Papst Franziskus, die Rückseite Profilporträts der neuen Heiligen. Die Bronzemedaille wird in einer Auflage von 30.000 Stück geprägt und soll 15 Euro kosten. Von der Silbermedaille hingegen wird es nur 7.000 Exemplare geben, und der Preis liegt bei 50 Euro. (rv)
„Heiliger Vater, die Post ist da!“
Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, dem Papst einen Brief zu schreiben? Tut uns leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie sind nicht die Ersten. Der Vatikan ertrinkt im Moment in Briefen an Franziskus; mehrere tausend Pakete, Zeichnungen, Briefe erreichen das „Büro für die Korrespondenz des Papstes“ in der Dritten Loggia des Apostolischen Palastes jede Woche. Der Priester Giuliano Gallorini leitet das Büro. Er erzählt, was er alles so findet in der Post an den Papst: Bitten um Ratschlag in schwieriger Lebenslage, Gedichte, auch mal Schuhe.
„Bei Bittbriefen geht es in der Regel um Zuspruch und um Gebet. Ausgesprochen viele Briefe – das liegt auch an der Zeit, die wir durchmachen – betreffen Schwierigkeiten, vor allem Krankheiten. Die Menschen bitten um Gebet für Kinder, sie beschreiben auch ihre wirtschaftlich schwierige Lage. Man bittet um die Nähe des Papstes in ihrem Leiden, ihrer prekären Lage, um seine Nähe im Gebet. Soweit möglich leiten wir Bitten an die entsprechenden Büros weiter. Zum Beispiel gehen Anfragen nach wirtschaftlicher Hilfe an die jeweilige Bistums-Caritas, damit die das verifizieren und gegebenenfalls sofort ein wenig helfen kann.“
Monsignore Gallorini, Schwester Anna und zwei weitere Frauen: Das ist das Team für die Papst-Post. Als erstes teilen sie die Briefe nach ihrer Sprache ein, dann wird der Umschlag geöffnet und der Text gelesen. Papst Franziskus alleine würde unter diesem täglichen Berg an Post zusammenbrechen. Aber welche Briefe oder Päckchen erreichen den Heiligen Vater aus Argentinien überhaupt noch direkt? Um es gleich zu sagen: Es sind nicht die, die an „Papst Franziskus in Casa Santa Marta“ adressiert sind, auf den Trick sind mittlerweile zu viele gekommen. Nein, an den Papst direkt geht Folgendes:
„Es sind die etwas heikleren Fälle, etwa Gewissensfragen. In einem solchen Fall machen wir eine Notiz und geben das den Sekretären des Papstes weiter, damit er das direkt einsehen kann. Der Papst liest das und gibt uns kurze Anweisungen, wie wir antworten sollen.“
Nicht auf alle Briefe an den Papst antwortet er selber – aber alle Briefe an den Papst bekommen eine Antwort. Das Büro in der Dritten Loggia versucht, sich im Stil an Papst Franziskus zu halten und in seinem Geist zu antworten.
„Diese Briefe (sollen wir) mehr mit dem Herzen lesen als mit dem Verstand; Anteil nehmen am Leiden, auszudrücken versuchen, worum es dem Papst so sehr geht, Nähe, Anteilnahme… Es geht um einen Stil der Anteilnahme. Wie der Papst es immer sagt: Der Hirte soll mit der Herde leben, mit den Schafen. Mit ihnen fühlen und leben.“ (rv)
Vatikan fordert direkte Friedensgespräche im Heiligen Land
„Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern erfordert, dass dem Wunsch nach Gerechtigkeit aller Völker und Gemeinschaften nachgekommen wird.“ Das hat Vatikanvertreter Francis Chullikatt in dieser Woche auf einer Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen mit Blick auf den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern unterstrichen. Der Vatikan sei für „direkte, ernsthafte und konkrete Verhandlungen“ der Konfliktparteien, „damit ein erneuerter Friedensprozess helfen kann, bessere Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen“, so der Erzbischof. Die Wiederaufnahme der Friedensgespräche sei schon an sich eine „positive Entwicklung“, so Chullikatt. Jetzt müssten „mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft mutige Entscheidungen gefällt werden“, zitierte der Nuntius Papst Franziskus. Der Papst besucht Ende Mai das Heilige Land, darunter auch die besetzten Palästinensergebiete. (rv)
Vatikanbank will Kampf gegen Geldwäsche verstärken
Die „Vatikanbank“ IOR führt ihren Kampf gegen Geldwäsche fort und arbeitet weiter daran, ihre Geschäfte transparent zu machen. Das erklärte ihr Präsident, Ernst von Freyberg, am Mittwoch im Gespräch mit Radio Vatikan. Die entsprechenden Richtlinien seien grundlegend überarbeitet und aktualisiert worden; Ende 2013 habe das IOR das revidierte Regelwerk der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF) vorgelegt. Unser Redakteur Stefan v. Kempis sprach mit Ernst von Freyberg.
„Zwei Dinge haben wir letztes Jahr als besonders wichtig definiert. Das Erste ist Compliance, das Zweite ist Transparenz. Was haben wir nun gemacht auf dem Weg dorthin? Compliance bedeutet ja die Übereinstimmung mit Rechtsnormen; wir haben bei uns unsere Systeme grundlegend überholt, und wenn ich ,Systeme‘ sage, dann ist das ein System, das beim IOR anfängt, über die zuständigen Behörden des Vatikans bis hin zu den internationalen Behörden geht, mit denen der Vatikan zusammenarbeitet. Unser Teil ist, dass wir unser Anti-Geldwäsche-Handbuch neugeschrieben haben: Wir haben unsere Anti-Geldwäsche-Prozesse überarbeitet, wir haben unsere Mitarbeiter trainiert. Wir haben – und das ist die nächste Stufe des Systems – auf der Basis der vatikanischen Gesetze unsere Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde des Vatikans (AIF) sehr stark professionalisiert.
Was heißt das? Wann immer wir einen verdächtigen Fall sehen, wird er nun in einem bestimmten Schema bei uns aufgearbeitet und weitergereicht. Die AIF wiederum hat mit einer Reihe internationaler Behörden, zum Beispiel in den USA und in Italien, Abkommen geschlossen, unter denen Informationen über verdächtige Fälle ausgetauscht werden.
Das ist der Teil ,System‘; ein zweiter wichtiger Teil dabei sind ,Kunden‘. Wir haben im vergangenen Jahr begonnen, alle unsere Kunden systematisch daraufhin zu durchleuchten, ob es welche gibt, die nicht die Voraussetzungen erfüllen, die wir wollen. Wir haben auch begonnen, alle Daten zu erfassen, die man über seinen Kunden wissen soll – und die zum Teil bei uns nicht vorhanden waren. In einem zweiten Schritt haben wir Transaktionen unserer Kunden daraufhin durchleuchtet, ob es Auffälligkeiten gibt, und das sehr umfangreich.“
„IOR soll ein Leuchtturm sein“
Die Durchleuchtung dieser Konten ist noch nicht ganz abgeschlossen, nicht wahr?
„Wir haben zum Jahresende 2013 ca. 10.000 von 18.000 Konten überprüft. Das ist ein Moment, auch all den Kunden zu danken, für die das auch mühsam war, denn wir sind mit vielen und aus der Sicht eines Kunden auch bürokratischen Anforderungen gekommen, und es war hervorragend, wie unsere Kunden dort mit uns zusammengearbeitet haben! Bis zur Mitte dieses Jahres werden wir mit der Durchleuchtung aller Kundenkonten abgeschlossen haben.“
Gab es auch Unzufriedenheit mit dieser Durchleuchtung? Bei einer deutschen Bank würde sich mancher Kunde bedanken, wenn die Bank ihm hinterhertelefonieren würde: Warum haben Sie gestern 2.000 Euro abgehoben, woher kommt das Geld, wozu dient es…
„Das ist natürlich aus der Sicht des Kunden bürokratisch und erfordert zusätzlichen Aufwand; das ist besonders schwer für unsere Kunden zu verstehen, die ja überwiegend Orden sind und katholische Einrichtungen, die jetzt sowieso ihre ganze Zeit damit verbringen, Gutes zu tun in der Welt und denen es nicht unmittelbar verständlich ist, warum gerade sie jetzt von uns so genau durchleuchtet werden. Viele unserer Kunden haben aber exakt gleiche Erfahrungen mit ihren Banken in Italien oder in anderen Ländern; das, was wir machen, ist ja ein Prozess, der in anderen Ländern früher eingesetzt hat, so dass uns auch eine ganze Reihe von Kunden sagen: Es ist völlig normal, was ihr macht, und wir sind froh, dass ihr es macht – denn zum Schluss wollen wir ja, dass das IOR ein Leuchtturm ist. Und dass, wer bei uns seine Konten hat, als jemand gesehen wird, der sie in einer besonders sicheren und korrekt geführten Institution hat.“
Gibt es Kunden, die aufgegeben und ihre Gelder abgezogen haben – aus Ärger über die Bürokratie, oder angesichts der vielen Skandale und Affären rund um die Vatikanbank in den letzten Jahrzehnten?
„Das ist nicht in nennenswertem Umfang passiert. Für unsere Kunden sind wir vor allen Dingen ein Dienstleister, der über Jahrzehnte sehr genau die Realität unserer Kunden kennt und bedient. Unsere Kunden sind ja in erster Linie Orden, und die sind dankbar für einen Dienstleister, der weiß, wie ein Orden funktioniert, und ihn deswegen besonders gut unterstützen kann.“
Fall Scarano: „Wir blockieren nicht“
Sie haben letztes Jahr gesagt, Sie wollen in die Hände des Papstes mehrere Optionen für die Zukunft des IOR legen. An welchem Punkt sind Sie jetzt – dass Sie sagen können: Alle diese Optionen sind tatsächlich umsetzbar? Wie weit ist das IOR, damit der Papst wirklich eine Wahl hat?
„Von seiner Seite aus hat das IOR alles getan, um es heute dem Papst zu ermöglichen, seine Entscheidung zu treffen.“
In den italienischen Zeitungen und auch im SPIEGEL schlägt im Moment der Fall Nunzio Scarano hohe Wellen. Nun war dieser Monsignore vatikanischer Rechnungsprüfer in der APSA, also nicht in der Vatikanbank, aber nach italienischen Agenturmeldungen gibt es doch Auswirkungen und Wellengekräusel bis in den IOR-Turm hinein. Letzten Sommer haben Sie dazu einen Bericht erstellt, ist jetzt noch Weiteres im Kommen oder zu befürchten? Etwa Hausdurchsuchungen durch die italienische „Guardia di Finanza“ oder Ähnliches?
„Ich kann natürlich nicht zu einem individuellen Fall Stellung nehmen. Es hat mich aber sehr gefreut, gestern von der Staatsanwaltschaft von Salerno in einem Interview zu lesen, wie hochzufrieden sie mit der Zusammenarbeit mit dem Vatikan sei, bei der Aufarbeitung eines solchen Falles. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit: Wir werden nicht gesehen als jemand, der blockiert, wir werden als jemand gesehen, der genauso wie die italienischen Behörden dem Recht Geltung verschaffen will.
Was natürlich nicht stimmt: dass italienische Behörden im Vatikan Ermittlungsarbeit durchführen. Der Vatikan ist ein souveräner Staat; dafür gibt es bei uns unsere eigenen Behörden, die mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten.“
Ist die Transparenz-Anstrengung des IOR eigentlich etwas Ungewöhnliches, oder machen das andere Banken – sagen wir mal, in Deutschland – auch?
„Wenn Sie fünfzehn Jahre zurückgehen, hielt es das IOR mit der Transparenz wahrscheinlich nicht anders als viele Banken in der Welt. Die Anforderungen an Transparenz haben sich über fünfzehn Jahre dramatisch geändert. Das, was wir heute machen, haben andere Banken vor zehn, fünfzehn Jahren schon vor uns gemacht. Besonders wichtig war für uns, zum ersten Mal in der Geschichte des IOR einen Jahresbericht zu publizieren und eine Internetseite zu schaffen. Wir haben das gemacht, weil wir Transparenz herstellen wollen für unsere eigenen Kunden, für die Kirche – von der wir ein Teil sind -, für unsere Korrespondenzbanken und für die Öffentlichkeit im weiten Sinne.“
„Wir sind transparenter als viele Banken“
In Ihrer Pressemeldung erwähnen Sie ein Handbuch, das im Rahmen Ihrer Anti-Geldwäsche-Maßnahmen erstellt wurde. Was steht darin? Es wird ja nicht veröffentlicht.
„In dem Handbuch haben wir detaillierte Prozesse, wie wir Geldwäsche identifizieren. Deswegen veröffentlichen wir es auch nicht! Wir wollen ja nicht Leuten, die das einmal versuchen würden, das Handbuch auf den Tisch legen, welche Maßnahmen wir ergriffen haben. Es geht aber immer wieder um Prozesse, Kontrolle – wenn man so will, Gürtel und Hosenträger –, um Geldwäsche bei uns zu verhindern.“
Während des Vorkonklave vor einem Jahr war auch immer wieder das IOR ein Thema. Ein Kardinal aus Nigeria soll gesagt haben: Der heilige Petrus hatte doch auch keine Bank. Sogar Papst Franziskus hat einmal etwas Ähnliches formuliert. Was sagen Sie dazu?
„Der heilige Petrus hat schon sehr früh getrennt zwischen Diakonie und Evangelisierung – und hat die Diakonie Spezialisten übertragen. Die haben dafür auch Geld eingesammelt. Die Kirche hat große Werke; alle diese Werke werden mit Geld versorgt, alle diese Werke brauchen eine Bank, um sie zu unterstützen.“
Wie weit ist das IOR nun mit Compliance und Transparenz?
„Als wir letztes Jahr damit angefangen haben, sagten viele: Das ist unmöglich! Nichts könnte falscher sein, und das ist Teil der Mythen der Vergangenheit. Es ist eine Frage der systematischen Arbeit, der Ressourcen, die man da hineinsteckt – und wir sind heute sehr weit. Wir haben unseren Jahresbericht ins Internet gestellt, wir sind so transparent wie jede, ja vielleicht sogar transparenter als viele Banken! Wir haben unsere Konten in einem Maße durchleuchtet, wie das nicht überall der Fall ist. Das heißt: Wir sind heute viel weiter, als die meisten im letzten Jahr geglaubt haben, dass wir sein würden. Es bleibt noch viel zu tun.“ (rv)
Vatikan vergibt Forschungspreis für Sozialwissenschaftler
Wissenschaftler, die sich mit der Soziallehre der Kirche beschäftigen, sind dazu eingeladen, ihre Arbeiten bei einem internationalen Preisausschreiben des Vatikans einzureichen. Die päpstliche Stiftung „Centesimus Annus – Pro Pontifice“ schreibt zum zweiten Mal einen Forschungspreis aus, wie aus einer Mitteilung der im Vatikan ansässigen Institution hervorgeht. Prämiert werden herausragende Arbeiten, die wirtschaftliche und soziale Fragen aus dem Blickwinkel der katholischen Soziallehre beleuchten. Der Hauptpreis ist mit 30.000 Euro dotiert. Zum ersten Mal verleiht die Stiftung darüber hinaus auch einen Preis in der Höhe von 20.000 Euro für Nachwuchsforscher. Die Beiträge können in sechs Sprachen eingereicht werden, darunter Deutsch. Einsendeschluss ist der 15. April 2014, die Preisverleihung findet 2015 statt. Juryvorsitzender ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Aus Deutschland gehören der Jury überdies die Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer sowie der Jesuit Peter Schallenberg an, der das Sozialethische Institut der Deutschen Bischofskonferenz in Mönchengladbach leitet. (rv)