Tauran zu Syrien-Verhandlungen: „Entweder ein Resultat oder eine Katastrophe“

Kardinal Tauran„Die Welt erwartet sich von den Syrien-Friedensverhandlungen ‚Genf 2’ etwas sehr Positives – wirkliche Schritte hin zum Frieden.“ Das sagte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit Radio Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog hatte am Montag im Vatikan hinter verschlossenen Türen die Arbeiten einer Vatikan-Konferenz eröffnet, bei der Wege zum Frieden in Syrien erörtert wurden. ‚Genf 2’, eine internationale Konferenz zum selben Thema, startet in einer Woche in der Schweiz.

„Wir haben alle sehr auf der Notwendigkeit bestanden, dass in Genf alle Akteure aus der Region und darüber hinaus präsent sind.“ – Alle Akteure, also auch der Iran? – „Ja, denn das Nuklearabkommen war ja schon ein sehr positiver Schritt, und man hofft, dass das jetzt „ansteckend“ sein kann. Es ist unerlässlich, dass auch der Iran bei ‚Genf 2’ vertreten ist!“

Dem Papst seien die Ergebnisse der Syrienkonferenz im Vatikan übermittelt worden; jetzt könne Franziskus entscheiden, in welcher Form der Heilige Stuhl den Prozess weiter begleiten soll.

„Ich denke, es wird eine Initiative des Heiligen Stuhls geben, aber was für eine, das lässt sich heute unmöglich sagen. Mit Sicherheit ist jedoch ‚Genf 2’ ein sehr wichtiger Moment: Entweder gibt es dort Resultate, oder es kommt zu einer Katastrophe!“

„Vatikan-Haltung hat Gewicht“

Am Montag – einen Tag nach der Vatikankonferenz zu Syrien – war US-Außenminister John Kerry zu einem Gespräch im Vatikan. Für Tauran ist das ein Zeichen dafür, dass die Stimme des Vatikans im internationalen Konzert nicht untergeht.

„Sie wird gehört, daran besteht kein Zweifel – auch wenn dann nicht immer gleich Fakten folgen. Der Heilige Stuhl ist eine moralische Macht, dahinter steht eine diplomatische Geschichte, die ihr Gewicht hat. Im allgemeinen hört man die Stimme des Heiligen Stuhls. Die große Popularität von Papst Franziskus bringt es mit sich, dass auch die politischen Führer neugierig und ein bisschen beeindruckt sind.“

Der französische Kardinal, der auch lange im vatikanischen Staatssekretariat gearbeitet hat, setzt vor allem auf die UNO, um zu einer Friedenslösung für Syrien zu finden.
„Kapitel sechs und sieben der Charta der Vereinten Nationen zeigen sehr klar, was zu tun ist, wenn der Friede bedroht ist, wie in diesem Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Verantwortlichen der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen: Sie haben alle diese Charta unterschrieben!“

In den zwei genannten Kapiteln geht es um die „friedliche Beilegung von Streitigkeiten“ bzw. um „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. Dabei wird detailliert geregelt, unter welchen Bedingungen der UNO-Sicherheitsrat bei einem Konflikt wie dem syrischen „dringende militärische Maßnahmen“ anordnen darf.  (rv)

Vatikan: Gerhard Ludwig Müller zum Kardinal ernannt

Erzbischof Gerhard Ludwig MüllerErzbischof Gerhard Ludwig Müller ist in den Kardinalsstand erhoben worden. Am Ende des Angelusgebets am Sonntag teilte Franziskus die Namen der 19 neuen Kardinäle mit, die er beim Konsistorium am 22. Februar kreieren will. Mit dabei der aus Mainz stammende frühere Bischof von Regensburg und derzeitige Präfekt der Glaubenskongregation. Außerdem ernannte Franziskus u.a. den Staatssekretär Pietro Parolin zum Kardinal und den Erzbischof von Westminster Vincent Nichols. Auch der Generalsekretär der Bischofssynode Erzbischof Baldisseri ist unter den Ernannten.
Ein Viertel der wahlberechtigten Kardinäle gehören der römischen Kurie an, alle anderen sind Ortsbischöfe, viele von ihnen von der Südhalbkugel der Welt: 2 Kardinäle stammen aus Europa, 3 aus Nord- und Mittelamerika, 3 aus Südamerika, 2 aus Afrika und 2 aus Asien. Interessant: Perugia und Cotabato (Philippinen) sind traditionell keine Kardinalssitze.
Franziskus führt auch die Tradition weiter, verdiente Kirchenmännern über 80 Jahren in den Kardinalsstand zu erheben: drei der 19 neu ernannten Kardinäle sind nicht mehr wahlberechtigt. Unter ihnen Erzbischof Capovila (98), der einst Privatsekretär von Papst Johannes XXIII. war.

Hier die Namen der neuen Kardinäle:

1 Pietro Parolin, Titularerzbischof von Acquapendente, Staatssekretär.

2 Lorenzo Baldisseri, Titularerzbischof von Diocleziana, Generalsekretär der Bischofssynode.
3 Gerhard Ludwig Műller, Erzbischof emeritierter Bischof von Regensburg, Präfekt der Glaubenskongregation.
4 Beniamino Stella, Titularerzbischof von Midila, Prefetto der Kleruskongregation.
5 Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster (Großbritannien).
6 Leopoldo José Brenes Solórzano, Erzbischof von Managua (Nicaragua).
7 Gérald Cyprien Lacroix, Erzbischof von Québec (Kanada).
8 Jean-Pierre Kutwa, Erzbischof von Abidjan (Costa d’Avorio).
9 Orani João Tempesta, O.Cist., Erzbischof von Rio de Janeiro (Brasilien).
10 Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia-Città della Pieve (Italien).
11 Mario Aurelio Poli, Erzbischof von Buenos Aires (Argentinien).
12 Andrew Yeom Soo jung, Erzbischof von Seoul (Korea).
13 Ricardo Ezzati Andrello, S.D.B., Erzbischof von Santiago de Chile (Chile).
14 Philippe Nakellentuba Ouédraogo, Erzbischof von Ouagadougou (Burkina Faso).
15 Orlando B. Quevedo, O.M.I., Erzbischof von Cotabato (Philippinen).
16 Mons. Chibly Langlois,Bischof von Les Cayes (Haïti).

Außerdem ernannte der Papst einige emeritierte Bischöfe zu Kadinälen, die sich “durch ihren Dienst am Heiligen Stuhl oder der Kirche ausgezeichnet haben":

1 Loris Francesco Capovilla, Titularerzbischof von Mesembria. (früherer Privatsekretär von Johannes XXIII.)
2 Fernando Sebastián Aguilar, C.M.F., em. Erzbischof von Pamplona (Spanien).
3 Kelvin Edward Felix, em. Erzbischof von Castries (Antillen).
(rv)

2014: Synode, Konsistorium, Heiligsprechungen und viel mehr

Bernd HagenkordDas neue Jahr bringt neue Pläne, auch für den Papst und den Vatikan. Was steht an und was kommt auf uns zu? Pater Bernd Hagenkord hat für uns zusammen getragen, was so alles auf dem Programm steht. Was wird das erste sein?

„Das ist nicht so einfach zu sagen, weil der Papst sehr spontan ist. Aber geplant ist auf jeden Fall ein gut gefüllter Februar, der Papst wird am 22. in einem Konsistorium neue Kardinäle erheben, davor werden sich die acht Kardinäle zur Vatikanreform treffen, außerdem wird in einer Konferenz die Bischofssynode weiter vorbereitet und eine Kommission trifft sich zur wirtschaftlichen Lage des Vatikan, also ein dichter Monat –
und gar nicht mehr so weit weg. Zum Jahrestag der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar, wird sicherlich noch einmal Benedikt zitiert werden.“

Stichwort Kardinalskommission: Wird 2014 jetzt die Kurienreform kommen?

„Ja und Nein. Der Papst hat ja angekündigt, dass das Grundsatzdokument für die Vatikanverwaltung neu geschrieben werden soll, so hatte es der Vatikan bekannt gegeben. Das kann man natürlich nicht über Nacht, auch wenn der Vatikan nun wirklich keine sehr große Behörde ist. Um die internationalen Erfahrungen und auch Erwartungen einzuholen, braucht es Zeit. Aber auf der anderen Seite hat der Papst ja schon mit Reformen begonnen: Es gibt eine ganze Reihe von kleineren Entscheidungen über die Einrichtung von Kommissionen und zur Hilfe von außen, wenn es um die Reform von Strukturen geht, da findet bereits jetzt die Reform statt. Meiner Meinung nach geht es da weniger um einen Tag und um eine Unterschrift und dann wird alles neu, sondern das wird – wie etwa bei der so genannten Vatikanbank der Fall – Schritt für Schritt gehen. Aber einige dieser Schritte werden wir sicherlich 2014 sehen, und das nicht einmal in allzu weiter Ferne.“

Die Bischofssynode im Oktober dieses Jahres ist ebenfalls bereits angesprochen. Sie wird nicht nur in Deutschland mit vielen Hoffnungen und Erwartungen versehen, denn es wird um Familien gehen und damit auch um zerbrochene Familien und um die Geschiedenen…

„Da muss man glaube ich vorsichtig sein. Es ist die erste von zwei Synoden zum Thema, 2014 und dann noch einmal 2015. Es ist ja nicht so, dass man über die weltweit sehr verschiedenen Kulturen hinweg einfach so etwas entscheiden könnte, das will überlegt sein und ich glaube nicht, dass wir von der Synode 2014 eine Revolution erwarten dürfen. Es wird ein wichtiges Ereignis werden, weil der Papst ja wiederholt angekündigt hat, die Weltkirche mehr einzubeziehen, aber das braucht seine Zeit.“

Was steht sonst noch auf dem Programm, wissen wir schon etwas von Papstreisen?

„Es wird immer wieder von einer Reise ins Heilige Land gesprochen, ob das aber stattfinden wird oder nicht ist noch nicht klar, schon gar nicht ist es offiziell. Aber abgesehen von Reisen: Was sicherlich ein großes Fest werden wird ist die Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. im April, am Sonntag nach Ostern. Die Osterzeit ist eine sehr volle und liturgisch reiche Zeit, da ist Rom voller Pilger, das wird dann noch einmal mehr werden.“

Sprechen wir einmal über Inhalte: Was wird sich der Papst für 2014 als Thema vornehmen?

„Franziskus ist ja sehr stark darin, seine Themen immer wieder aufzugreifen. Ganz gleich ob das Geschwisterlichkeit ist oder die berühmten Peripherien: Er entwickelt die Dinge weiter, setzt sie in neue Zusammenhänge und spricht zu immer anderen Gruppen, so dass uns diese Themen erhalten bleiben und immer wieder neu angedacht werden. Es ist glaube ich nicht allzu sehr spekulativ, wenn wir einmal vermuten, dass vieles von dem, was wir in den ersten neun Monaten des Pontifikates gehört haben, uns auch weiter begleiten wird. Und das ist ja auch gut so. 2014 wird sicherlich genauso viele und genauso intensive Themen haben, wie 2013 auch schon.“ (rv)

„Der Papst hat die Sünde nicht abgeschafft“

La RepubblicaPapst Franziskus hat die Sünde nicht abgeschafft. Das stellt Vatikansprecher Federico Lombardi klar. Er äußerte sich zu einem Editorial des italienischen Journalisten Eugenio Scalfari, der dies in der Zeitung „La Repubblica“ geschrieben hatte. Scalfari hatte vor einigen Wochen den Papst im Vatikan getroffen und daraus ein Interview geschrieben. Das Argument Scalfaris ist, dass Franziskus in der Apostolischen Exhortation „Evangelii Gaudium“ „von der Abschaffung der Sünde“ spreche. „Wer hingegen den Papst täglich verfolgt, weiß, dass der Heilige Vater immer wieder von Sünde und Sünder spricht, aber auch von Vergebung und Versöhnung“, so Lombardi. Der Papst habe auch mehrmals darauf hingewiesen, dass auch Päpste Sünder seien, fügte Jesuitenpater Lombardi an. (rv)
 

Botschaft an Taizé-Treffen: Geburtsstätte des Friedens in Europa

TaizeIn seiner Botschaft an das 36. europäische Jahrestreffen der Gemeinschaft von Taizé versichert Franziskus den Teilnehmern seiner Solidarität und erinnert an die Zusammenkunft vor einem Jahr, das in Rom stattgefunden hatte. Der Ort des diesjährigen Treffens sei bedeutsam, so der Papst in seiner Botschaft. Es handelt sich um die französische Stadt Straßburg.

Europa braucht den Einsatz von Jugendlichen, ihres Glaubens und ihres Mutes, um die Schwierigkeiten der Gegenwart zu überwinden. Diese wie in diesen Fällen üblich vom vatikanischen Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin unterschriebene päpstliche Botschaft begrüßt die 20.000 erwarteten Teilnehmer an diesem Samstag zum Taizé- Jahrestreffen in Straßburg und der Ortenau. Papst Franziskus würdigt in der Botschaft die Tatsache, dass das Treffen an der Geburtsstätte des modernen Europas stattfinde, dort wo die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland nach dem Krieg gewachsen sei. Die Region sei deswegen ein Symbol der Hoffnung für die europäische Familie, so der Papst. Die Aufgabe der Jugendlichen für 2014 sei es, die Einheit aller Menschen zu suchen, die Christus lieben, so Franziskus. „Ihr wisst, dass die Spaltung zwischen den Christen ein großes Hindernis für die Aufgabe ist, die Christus der Kirche gegeben hat. Auch die Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung wäre viel größer, wenn es den Christen gelingen würde, die Trennungen zu überwinden“, heißt es in der Botschaft. Er als Papst teile die Überzeugung der Jugendlichen, dass man viel voneinander lernen könne, vor allem wenn die Wirklichkeiten der Welt so verschieden seien. Franziskus versichert den Teilnehmern, den Gastgebern und den Vorbereitern und Seelsorgern seinen Segen und wünscht, dass der Geist des Friedens und der Versöhnung sich über diese Treffen an alle Zeitgenossen ausbreite. (rv)

Unser Buchtipp: Männer Gottes

Pater Bernd HagenkordBenedikt Lautenbacher und Andreas Ruffing (Herausgeber): Männer Gottes. 12 Portraits aus Bibel und Tradition. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord

Ein neues Jahr steht an und dafür darf ich einen Begleiter anbieten: Männer Gottes heißt er. Das Buch stellt für jeden Monat des Jahres einen Mann Gottes vor, wie die Tradition unseres Glaubens sie hervor gebracht hat. Die Männer tragen in den Überschriften Bezeichnungen wie „kraftvoll und verletzbar“, „Mann der Konflikte“ oder „Im Hintergrund leben“. Es sind aber keine Klischeebilder, die hier abgerufen werden, längst in den Lebenshilfe-Regalen der Buchläden massenhaft vorhandene Idealisierungen.
Es sind Charaktere und Rollen, Biografien und Männlichkeit, die in Beziehung gesetzt werden und auf das Geistliche, das tiefer liegende abgeklopft werden. Berühmte Männer sind darunter wie Jeremia und Paulus – und Jesus – aber auch unbekannte wie Konrad von Parzham. Die Autoren schreiben bewusst aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, ihrer eigenen Auseinandersetzung mit ‚ihrem’ Mann. Das macht das Buch zu einem hilfreichen Begleiter für das Jahr, wird der Leser doch in diese Auseinandersetzungen hinein genommen.
Jenseits der Debatte über Gender-Mainstreaming und dergleichen sind die Autoren überzeugt, dass ‚ihre’ Männer uns heute etwas zu sagen haben, dass wir geistlich wachsen können mit Hilfe dieser Lebensgeschichten. Dabei sind die Lebens- und Glaubensbilder herrlich unideologisch, besonders bei den berühmten, von denen wir alle ein Bild im Kopf haben wie bei Jesus oder dem heiligen Martin, hier öffnet das noch einmal neue Zugänge, die lohnen für das kommende Jahr.
Es sind zwölf Männer. Heißt das, dass das Buch nur für Männer geschrieben ist? Das ist schwer zu sagen. Ich denke nein, wenn es sicherlich für Männer besonders attraktiv sein dürfte. Aber vielleicht ist ja gerade das auch für ‚Nichtmänner’ ein guter Zugang.

Das Buch ist im Kösel Verlag erschienen und kostet etwa 15 €. (rv)

Papstmessen im Gästehaus mit den Pfarreien Roms

Gästehaus Santa MarthaPfarreien des Erzbistums Rom werden ab Januar bei den Morgenmessen des Papstes im Gästehaus Santa Marta mitfeiern. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitag bekannt. Der Papst als Bischof von Rom könne nicht alle seine Pfarreien besuchen, dies sei eine Möglichkeit, gemeinsam zu feiern. Für die Messen werden über den Bischofsvikar für Rom, Kardinal Agostino Vallini, die Gemeinden organisiert, die mit jeweils etwa 25 Vertretern teilnehmen können.

Papst Franziskus wird am 7. Januar die Messfeier im Gästehaus wieder aufnehmen. Das Erzbistum Rom hat 334 Pfarreien und umfasst über zwei Millionen Katholiken. (rv)

D: Kardinal Meisner feiert 80. Geburtstag

Kardinal MeisnerDer Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner feiert heute seinen 80. Geburtstag. Trotz seines Alters steht er immer noch der Kirchenprovinz Köln als Oberhaupt vor. In den letzten fünf Jahren hat Meisner mehrfach seinen Rücktritt dem Papst angeboten, doch wurde dieser nie angenommen. Mit seinem Geburtstag verliert er sein aktives Wahlrecht in einem Konklave und es verbleiben noch 108 wahlberechtigte Kardinäle im Kardinalskollegium bei einer Gesamtanzahl von 199 Purpurträgern. Mit dem heutigen Tag endet auch seine Tätigkeit als Mitglied des Päpstlichen Rates für die Interpretation der Gesetzestexte bei der Kurie in Rom. Diesem Dikasterium gehörte er als Berater seit 2003 an. Sollte, wovon man sicherlich ausgehen darf, sein Rücktritt durch Papst Franziskus endlich angenommen werden, wird das vierte (Erz-) Bistum in Deutschland vakant. (vh)
 

Die Predigt von Papst Franziskus in der Heiligen Nacht

Papst Franziskus1. »Das Volk, das im Dunkel geht, sieht ein helles Licht« (Jes 9,1).

Diese Weissagung des Jesaja ergreift uns immer neu, besonders wenn wir sie in der Liturgie der Heiligen Nacht hören. Und das ist nicht nur eine Sache des Gefühls, eine Sentimentalität; sie ergreift uns, weil sie die innerste Wirklichkeit dessen ausdrückt, was wir sind: ein Volk unterwegs, und um uns – wie auch in uns – gibt es Dunkelheit und Licht. Und in dieser Nacht, während der Geist der Finsternis die Welt einhüllt, erneuert sich das Ereignis, das uns immer in Erstaunen versetzt und uns überrascht: Das Volk, das unterwegs ist, sieht ein helles Licht. Ein Licht, das uns zum Nachdenken bringt über dieses Geheimnis – über das Geheimnis des Gehens und des Sehens.

Gehen. Dieses Verb lässt uns an den Lauf der Geschichte denken, an jenen langen Weg der Heilsgeschichte, angefangen von Abraham, unserem Vater im Glauben, den der Herr einst dazu rief aufzubrechen, sein Land zu verlassen, um in das Land zu ziehen, das er ihm zeigen werde. Von da an ist unsere Identität als Glaubende die Identität pilgernder Menschen auf dem Weg zum verheißenen Land. Diese Geschichte wird stets vom Herrn begleitet! Er ist seinem Bund und seinen Verheißungen immer treu. »Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm« (1 Joh 1,5). Auf der Seite des Volkes wechseln hingegen Momente des Lichtes und des Dunkels, Treue und Untreue, Gehorsam und Auflehnung einander ab – Momente des pilgernden Volkes und des umherirrenden Volkes.

Auch in unserer persönlichen Geschichte wechseln helle und dunkle Momente, Licht und Schatten einander ab. Wenn wir Gott und die Mitmenschen lieben, gehen wir im Licht, doch wenn unser Herz sich verschließt, wenn in uns Stolz, Lüge und die Verfolgung der eigenen Interessen vorherrschen, dann bricht in und um uns die Finsternis herein. »Wer aber seinen Bruder hasst« schreibt der Apostel Johannes, »ist in der Finsternis. Er geht in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht« (1 Joh 2,11).

2. In dieser Nacht ertönt wie ein ganz heller Lichtstrahl die Verkündigung des Apostels Paulus: »Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten« (Tit 2,11).

Die Gnade, die in der Welt erschienen ist, ist Jesus, geboren von der Jungfrau Maria, wahrer Mensch und wahrer Gott. Er ist in unsere Geschichte eingetreten, hat den Weg mit uns geteilt. Er ist gekommen, um uns von der Dunkelheit zu befreien und uns das Licht zu schenken. In ihm ist die Gnade, die Barmherzigkeit, die Zärtlichkeit des Vaters erschienen: Jesus ist die Mensch gewordene Liebe. Er ist nicht nur ein Lehrer der Weisheit, er ist nicht ein Ideal, dem wir zustreben und von dem wir uns hoffnungslos weit entfernt wissen, er ist der Sinn des Lebens und der Geschichte, der sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen hat.

3. Die Hirten waren die Ersten, die dieses „Zelt“ sahen, die die Verkündigung von der Geburt Jesu empfingen. Sie waren die Ersten, weil sie zu den Letzten, den Ausgegrenzten gehörten. Und sie waren die Ersten, weil sie in der Nacht wachsam waren und über ihre Herde wachten. Mit ihnen bleiben wir vor dem Kind stehen, halten wir schweigend inne. Mit ihnen danken wir dem Herrn, dass er uns Jesus geschenkt hat, und mit ihnen lassen wir aus der Tiefe unseres Herzens das Lob für seine Treue aufsteigen: Wir preisen dich, Herr, höchster Gott, der du dich für uns erniedrigt hast. Du bist unermesslich groß und bist klein geworden; du bist reich und bist arm geworden; du bist allmächtig und bist ein schwacher Mensch geworden.

In dieser Nacht teilen wir die Freude aus dem Evangelium: Gott liebt uns, er liebt uns so sehr, dass er uns seinen Sohn als Bruder geschenkt hat, als Licht in unserem Dunkel. Der Herr wiederholt: »Fürchtet euch nicht« (Lk 2,10). Und auch ich sage es euch noch einmal: Fürchtet euch nicht! Unser Vater ist geduldig, er liebt uns, er schenkt uns Jesus, um uns auf unserem Weg zum verheißenen Land zu führen. Er ist das Licht, das die Finsternis erhellt. Er ist die Barmherzigkeit, er ist unser Friede. Amen. (rv)

Irak: Weihnachten wird nationaler Feiertag

Patriarch SakoDie Regierung in Bagdad hat den Wunsch des chaldäischen Patriarchats erfüllt und den 25. Dezember zum offiziellen nationalen Feiertag erklärt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Asianews. Dies sei ein wichtiger Beitrag für den Frieden und die Anerkennung der christlichen Minderheit, sagt gegenüber Radio Vatikan der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako. Die Regierung von Nouri al-Maliki hat als Zeichen des Respekts einen fünf Meter hohen Christbaum aufstellen lassen. Damit wolle die Regierung betonen, dass die Christen zum Irak gehören und sie sich für deren Verbleib im Zweistromland einsetze.

„Die Anerkennung von Weihnachten als nationaler Feiertag ist ein sehr positives Zeichen, das uns Christen im Irak gut tut. Die Christmetten finden hier bei uns jeweils am Abend und nicht nachts statt. Das hat auch dazu geführt, dass wir viele Anfragen von Muslimen bekommen haben, die gerne an der Messe teilnehmen und den Christen Glückwünsche zu Weihnachten aussprechen wollen. Das sind Zeichen der Solidarität, die uns viel Hoffnung schenken.“

Weihnachten sei das Fest des Friedens und der Versöhnung schlechthin, so Patriarch Sako.

„Ich hoffe und wünsche mir vom diesjährigen Weihnachten, dass für alle Menschen im Nahen Osten endlich der Friede herrsche. Mögen der Friede und die Ruhe kommen, damit alle Völker hier in Eintracht miteinander leben. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Weihnachten das Fest des Lebens ist und nicht des Todes und der Zerstörung.“ (rv)