Papst nach Neapel eingeladen

Kardinal SepeDer Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, hat den Papst nach Neapel eingeladen. Franziskus habe spontan einen Besuch zugesagt, ein Datum gebe es aber noch nicht, so Sepe. Im Vatikan hatte der Kardinal dem Papst die Krippe am Petersplatz vorgestellt, die dieses Jahr aus seinem Erzbistum kommt. Eingeweiht wird die Krippe an Heiligabend vor der Christmette in Sankt Peter.  (rv)
 

D/Afghanistan: Den Aufbau des Friedens solidarisch mittragen

Bischof Franz-Josef OverbeckIn Afghanistan steht der Einsatz der Bundeswehr schon jetzt ganz im Zeichen der Übergabe der Verantwortung an die lokalen Ordnungskräfte. Das berichtet Militärbischof Franz-Josef Overbeck nach einem Besuch im Land. Vier Tage lang war Overbeck gemeinsam mit dem für Polizeiseelsorge zuständigen Weihbischof Wolfgang Bischof und mit dem Leiter der Kommission Gerechtigkeit und Frieden, Bischof Stephan Ackermann, in Afghanistan unterwegs. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet er von seinem Eindruck vom Engagement Deutschlands im Land.

„Ich bin 2011 zum ersten Mal in Afghanistan gewesen und habe damals festgestellt, dass alle mit den großen Konflikten beschäftigt waren. Jetzt, gut zwei Jahre später, ist der Prozess vorangeschritten, erstens zieht sich die Bundeswehr zurück und zweitens wird die Frage, wie die afghanischen Kräfte auf Dauer mit der Sicherheit umgehen, eine wichtigere Rolle spielen.
Es ist ein Transitionsprozess im Gang, der an Fahrt zunimmt. Das betrifft vor allem die Bedeutung der Polizisten, weswegen ich auch den Beauftragten der Bischofskonferenz für die Landespolizeien, Weihbischof Bischof aus München, mitgenommen hatte, der sich darüber informieren wollte, wie auf Dauer dort Seelsorge geschehen kann.“

Die über 3.000 Soldaten sollen in einem Jahr abziehen, bleiben sollen Berater für Afghanistan, das hat sicherlich die Perspektive auf den Einsatz verändert.

„Der augenblickliche Einsatz wird bereits so gefahren, dass er Schritt für Schritt zurückgefahren wird, was die Präsenz der Soldaten angeht. Das ist der politische Wille, der umgesetzt wird. Gleichzeitig ist das mit der Hoffnung verbunden, dass die Kräfte in Afghanistan militärisch und politisch im Stande sind, diesen Prozess der Befriedung positiv voranzubringen.
Ich habe in den Gesprächen festgestellt, gerade auch als ich mit den Mullahs der Blauen Moschee von Mazar al Scharif gesprochen habe, eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam, wie sehr die Deutschen wertgeschätzt werden und wie auch ihr Dienst, der dem Frieden und der Integration der verschiedenen Kräfte dient.“

Afghanistan will den Frieden

Was ist Ihr Eindruck: Werden die afghanischen Sicherheitskräfte es schaffen, die Stabilität aufrecht zu erhalten, nachdem die internationalen Kräfte sich aus Afghanistan zurück ziehen?

„Es muss auf Dauer immer ein Ziel sein, dass ein Land sich selbst verwaltet und dafür Sorge trägt, dass es die entsprechenden Kräfte generiert, um das auch leisten zu können. Gleichzeitig geht das nur mit einem befriedeten Umland, beziehungsweise mit Nachbarn, die diesen Frieden fördern. Hier sagen alle Afghanen, dass die Beziehungen und die Einflussmöglichkeiten, die es durch den Iran und durch Pakistan gibt, für den Frieden oder Nichtfrieden in Afghanistan von höchster Bedeutung sind.
Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass sich die innerafghanischen Gruppen auf einen Friedensprozess begeben müssen, um überhaupt dieses Ziel zu erreichen. Im Norden des Landes, wo die deutschen Kräfte auch tätig sind, ist dieser Prozess schon gut voran gegangen, so zumindest unsere Information und mein Eindruck, in Kabul und im Süden ist das schwieriger.
Es gibt viele Kräfte, die den Frieden wollen und die all diesen unsäglichen Bürgerkrieg und die Auseinandersetzungen leid sind. Wenn sie dann durch das Land fahren und sehen, wie viel zerstört ist, dann kann man das auch umso besser verstehen.
Gleichzeitig gehört Afghanistan zu den ärmsten Ländern dieser Erde und die Menschen wissen, dass es ohne Frieden nicht den kleinsten Schritt zu mehr Wohlstand gibt.“

Solidarisches Mittragen des friedlichen Aufbaus

Warum ist Deutschland und ist die Bundeswehr dort engagiert, geht es um deutsche Interessen oder um afghanische Stabilität?

„Heute ist, glaube ich, sehr deutlich festzustellen, dass diese komplexen Sachverhalte nur mit Blick auf das Weltallgemeinwohl zu regeln sind. Deswegen ist eine weltweite Solidarität auch einzufordern. Wo so viel Gewalt ist wie dort, sind natürlich die Kräfte des Militärs und der Polizei gefragt. Aber ohne eine zivile Aufbauleistung auf den Weg zu bringen, wird es doch auch keinen Frieden geben, so dass das, was durch Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf Bildung getan wird, gerade wegen der Frauen und der Mädchen von höchster Bedeutung ist.
Wir dürfen in Deutschland nicht meinen, dass wir unsere Angelegenheiten nur für uns regeln könnten. Wir sind in einen Weltzusammenhang eingebunden, den wir auch solidarisch mittragen müssen.“

Sie waren gemeinsam mit Bischof Stephan Ackermann dort, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kommission Gerechtigkeit und Frieden, es ging also nicht nur um den Einsatz der Bundeswehr.

„Es war mir ein Anliegen, den Vorsitzenden der Unterkommission der Bischofskonferenz Justitia et Pax einzuladen mitzukommen, um deutlich zu machen, dass unser Engagement als Bischofskonferenz verschiedene Perspektiven betrachten muss. Dazu gehören auch die wachen ethischen Fragen nach der Möglichkeit der Herstellung von Gerechtigkeit.
Ich glaube, dass wir auf Dauer als Bischofskonferenz und als Kirche durch unseren wachen Einsatz für die Seelsorge auf der einen Seite, aber auch für die ethischen Begründungsperspektiven, wie denn Frieden und Gerechtigkeit überhaupt hergestellt werden können, von großer Bedeutung sind.
Das macht sich ja immer wieder fest an konkreten Situationen und deswegen haben Bischof Ackermann und ich uns im jetzt zu Ende gehenden Jahr auch in die Drohnen-Debatte eingeschaltet und darauf hingewiesen, dass Kampfdrohnen klaren ethischen Kriterien unterliegen, wenn sie denn eingesetzt werden. Ich habe deutlich gesagt, dass es keine Waffe gibt, die ethisch neutral ist. Das alles gehört in einen weltweiten Diskurs, in dem wir als Kirche eine wichtige Rolle spielen.

Herausforderungen für die Bundeswehr

Haben Sie besondere Wünsche an die neue deutsche Regierung und an „Ihre“ neue Ministerin, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen? Sie war ja sozusagen direkt nach Ihnen in Afghanistan.

„Sie ist neu im Amt, hat aber schon mehrere Ministerämter gut verwaltet und damit viel Erfahrung. Eine der Herausforderungen für die Bundeswehr wird darin bestehen, das, was wir gesamtgesellschaftlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nennen, mehr in den Blick zu nehmen.
Ich hoffe auch, dass sich im Blick auf die Weltinnenpolitik und im Blick auf die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, zeigt, wo die Bundeswehr sowohl im Weltweiten Einsatz gefragt ist, aber auch, dass sie wertschätzende Wahrnehmung auch bei uns in Deutschland bekommt. Das gehört genauso dazu.“ (rv)

Papstbesuch bei seinem Vorgänger: Frohe Weihnachten!

Mater_EcclesiaePapst Franziskus zu Besuch bei Papst emeritus Benedikt XVI.: An diesem Montag begab sich der Nachfolger zum Vorgänger, um ihm für die Weihnachtstage alles Gute und Gottes Segen zu wünschen. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi bekannt gab, besuchte der Papst die Wohnung seines Vorgängers gegen 17 Uhr, wo er an der Tür empfangen wurde. Nach einem gemeinsamen Gebet und etwa einer halben Stunde persönlichen Gesprächs wünschte der Papst auch der „Famiglia“ seines Vorgängers ein gesegnetes Fest, also den Memores Domini – den Schwestern, die den Haushalt führen – und Erzbischof Georg Gänswein. (rv)
 

Papst an Protestler: „Keine Gewalt!“

VatikanplatzPapst Franziskus hat Demonstranten in Rom aufgerufen, keine Gewalt anzuwenden. Er hoffe, „dass alle, die heute in Italien für soziale Belange demonstrieren, einen konstruktiven Beitrag leisten, dass sie der Versuchung zu Zusammenstössen und Gewalt widerstehen, immer den Weg des Dialogs gehen und die Rechte verteidigen“, sagte er nach dem Angelusgebet am Sonntag an die Adresse der sogenannten „Forconi“. Viele der „Forconi“-Demonstranten waren trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen auf den Petersplatz gekommen. „Forconi“ bedeutet „Mistgabeln“; unter diesem Begriff demonstrieren seit einigen Wochen Menschen in ganz Italien oft spontan gegen wachsende Armut, Arbeitslosigkeit, Sparzwänge und Politikerprivilegien. Es handelt sich um ein lose, heterogene Bewegung von extrem-rechten bis extrem-linken Gruppierungen, die sich bereits in mehreren Städten gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert hat. Neuerdings sind die „Forconi“ auch in Rom aktiv. Vorrangiges Ziel dieser „Wutbürger“ ist der Sturz der Regierung von Enrico Letta, die die Belange der Bürger nicht ernst genug nehme.


Franziskus las nach dem Angelusgebet auch laut den Schriftzug eines Transparents auf dem Petersplatz ab: „Die Armen können nicht warten.“ Das lasse ihn daran denken, dass Jesus „in einem Stall, nicht in einem Haus geboren“ sei, so der Papst, und dass heute „viele Familien kein Obdach“ hätten, „entweder weil sie nie eines hatten, oder auch, weil sie es aus vielerlei Gründen verloren haben“. Dabei gehörten „Familie und Haus“ eigentlich zusammen, fuhr Franziskus fort. Er appellierte an die Behörden, „alles Mögliche zu tun, damit jede Familie ein Heim habe“. (rv)

Dank an Kurienmitarbeiter: Der stille und notwendige Dienst

B_Franziskus3.Dienst, Professionalität und Heiligkeit: Mit diesen drei Charakteristika hat Papst Franziskus an diesem Samstag die Arbeit der Vatikanmitarbeiter beschrieben. Traditionell empfängt der Papst kurz vor Weihnachten die Mitarbeiter der Kurie zur Weihnachtsbegegnung. In seiner Ansprache dankte er zunächst Erzbischof Pietro Parolin, dem Staatssekretär, der erst vor kurzem seinen Dienst angetreten hatte, dann weitete Franziskus seinen Dank aus.

„Ich habe an diesem meinem ersten Weihnachten als Bischof von Rom das Bedürfnis, euch allen als Arbeitsgemeinschaft wie auch jedem Einzelnen persönlich ein großes „Danke“ zu sagen. Ich danke euch für euren tagtäglichen Dienst: für die Sorgfalt, den Fleiß, die Kreativität; für den nicht immer leichten Einsatz, im Büro zusammenzuarbeiten, einander anzuhören, sich auseinanderzusetzen, die verschiedenen Persönlichkeiten und Qualitäten in gegenseitigem Respekt zur Geltung zu bringen.”

In besonderer Weise danke er einer ganz besonderen Gruppe unter den anwesenden Mitarbeitern der Kurie:

„Ein spezielles, herzliches „Danke“ also an euch, liebe Mitbrüder, die ihr die Kurie verlasst, besonders an diejenigen, die hier jahrelang mit großer Hingabe im Verborgenen gearbeitet haben. Das ist wirklich bewundernswert. Ich bewundere diese Prälaten sehr, die dem Beispiel der alten Kurialen folgen, diesen vorbildlichen Personen… Doch auch heute haben wir solche! Menschen, die mit Sachkenntnis, Genauigkeit und Opferbereitschaft arbeiten und so ihre tägliche Pflicht mit Sorgfalt erfüllen.”

Franziskus’ Vorgänger Benedikt hatte in seinen Ansprachen immer Grundsätzliches angesprochen, so hatte er zum Beispiel die Debatte um das Verstehen des Konzils als Bruch oder Kontinuität in einer seiner Weihnachtsansprachen begonnen. Franziskus hingegen nutzte die Gelegenheit, um über den Charakter des Dienstes in der Vatikan-Verwaltung nachzudenken.

„Aus diesem Vorbild und diesem Zeugnis leite ich die Merkmale des Kurienmitarbeiters – und erst recht des Vorgesetzten – ab, die ich hervorheben möchte: Professionalität und Dienst. Die Professionalität – das bedeutet Sachkenntnis, Studium, Fortbildung… Das ist ein grundlegendes Erfordernis, um in der Kurie zu arbeiten. (…) Und das zweite Merkmal ist der Dienst, der Dienst für den Papst und die Bischöfe, für die Weltkirche und für die Teilkirchen. In der Römischen Kurie erfährt, ,atmet‘ man in besonderer Weise gerade diese zweifache Dimension der Kirche, diese gegenseitige Durchdringung von Universalem und Teilbezogenem; und ich denke, es ist eine der schönsten Erfahrungen derer, die in Rom leben und arbeiten: die Kirche in dieser Weise „wahrzunehmen“.“

Professionalität, Demut und brüderliche Liebe statt Klatsch und Tratsch

Ohne Professionalität rutsche man in die Mittelmäßigkeit herab, so der Papst, Akten würden zu „klischeehaften Informationen“ und zu Mitteilungen ohne eine innerlich treibende, lebendige Kraft. Sie öffneten nicht mehr den Blick auf das Große hin.

„Wenn andererseits die Haltung nicht die des Dienstes für die Teilkirchen und ihre Bischöfe ist, wächst die Struktur der Kurie wie ein schwerfälliges Zollamt, eine bürokratische Untersuchungs- und Kontrolleinrichtung, die dem Wirken des Heiligen Geistes und dem Wachsen des Gottesvolkes keinen Raum lässt.“

Diesen beiden Merkmalen fügte Papst Franziskus noch ein drittes hinzu: Die Heiligkeit des Lebens.

„Wir wissen sehr wohl, dass sie das wichtigste Merkmal in der Rangordnung der Werte ist. Tatsächlich ist sie die Grundlage auch der Arbeitsqualität und des Dienstes. Ich möchte hier auch sagen, dass es in der römischen Kurie Heilige gegeben hat und Heilge gibt. Das habe ich auch mehr als einmal öffentlich gesagt. Heiligkeit bedeutet ein in den Heiligen Geist „eingetauchtes“ Leben, die Öffnung des Herzens für Gott, beharrliches Gebet, tiefe Demut, brüderliche Liebe im Umgang mit den Kollegen. Heiligkeit bedeutet auch Apostolat – ein mit Eifer und in direktem Kontakt mit dem Volk Gottes ausgeübter taktvoller, treuer seelsorglicher Dienst. Das ist unverzichtbar für einen Priester.”

Daran fügte der Papst ein Thema an, dass ihm im Zusammenhang mit der Arbeit der Kurie immer wieder wichtig ist: aus Gewissensgründen müsse man sich dem Tratsch verweigern.

„Wir beharren zu Recht sehr auf dem Wert der Verweigerung aus Gewissensgründen, doch vielleicht müssen wir sie auch anwenden, um uns gegen ein ungeschriebenes Gesetz in unseren Kreisen zu verteidigen, welches leider das des Tratsches ist. Üben wir also alle die Verweigerung aus Gewissensgründen; und beachtet, dass ich hier nicht bloß moralische Erwägungen anstellen will! Der Tratsch verdirbt die Menschen, beeinträchtigt die Arbeitsqualität und schadet dem Betriebsklima.”

Papst Franziskus wies auf den heiligen Josef hin, der „still und notwendig“ an der Seite seiner Familie gestanden habe. Das sage sehr viel über den Dienst für die Kirche, „leben wir also diese Weihnacht in der geistigen Nähe zum heiligen Josef.“ (rv)

Katholische Bildung ist Erziehung zur Toleranz

Kardinal GrocholewskiKatholische Schulen sind en vogue – weltweit, überraschenderweise auch und gerade im säkularisierten Europa. Katholische Bildung ist immer mehr dazu aufgerufen, Bildung zum Dialog mit anderen zu sein: mit Nichtglaubenden und mit Angehörigen anderer Religionen, Kulturen und Völker. Zu diesem Zweck hat die vatikanische Bildungskongregation soeben ein Dokument vorgelegt. Es trägt den Titel „In der katholischen Schule zum interkulturellen Dialog erziehen – gemeinsam leben für die Zivilisation der Liebe“. Dazu Angelo Vincenzo Zani, Sekretär der vatikanischen Bildungskongregation:

„Die Realität, in der wir heutzutage leben, ist normalerweise interkulturell. Wir wollen unsere Schulen nicht aus dem kulturellen Umfeld herausnehmen, das ja vorhanden ist. Nun pflegen wir aber an unseren Schulen natürlich die christliche Sicht auf die Erziehung. Unserer Vorstellung nach ist der Mensch dazu gemacht, sich mit anderen Situationen als seiner eigenen auseinanderzusetzen. So ist die interkulturelle Erziehung, die wir an katholischen Schulen bieten, einerseits eine Antwort auf die Lage von heute. Andererseits ist dies wirklich eine große Hilfe, die wir allen Menschen geben, um sich als Person und als Bürger in ihrem jeweiligen Umfeld zu verwirklichen.“

Genau das sei auch die große Herausforderung der katholischen Bildung heute, so Zani: Die Erziehung, die zur Auseinandersetzung mit Unterschieden und mit Konflikten befähigt. Der vatikanische Bildungsexperte nennt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit:

„Die Erfahrung von Bosnien Herzegowina. Dort fragten sich am Ende des Balkankriegs die Bischöfe, was sie tun können angesichts einer Lage, in der alle miteinander verfeindet sind und weglaufen aus dem Land. Die Kirche setzte auf Bildung – Bildung, die nicht nur interkulturelle, sondern auch ethnische Gegebenheiten in den Blick nimmt. Also haben die bosnischen Bischöfe eine inter-ethnische Schule eröffnet, und alle sind dort hin gegangen. Das entsprach einem tiefen allgemeinen Bedürfnis, sogar der Staat hat die Bischöfe in Bildungsfragen um Rat gebeten. Heute gibt es acht, neun dieser katholischen Schulen in Bosnien. Ein solches Modell ist im Grund für alle Länder wichtig. Es ist eine Sache, die über die Frage der Schule und der Kirche weit hinausgeht.“

Katholische Identität an katholischen Schulen sei gleichzeitig die Basis der Erziehung, hielt Zani fest. Ohne Identität kein Dialog.

„Religion berührt die Identität der Person, das geht weit über das Soziologische hinaus. Man darf die Identität nicht aufzwingen. Man muss aber Identität schaffen. So legen wir die Basis für eine echte Gemeinschaft inmitten aller Unterschiede.“

Ein Ansatz, der offenbar attraktiv ist. Zwischen 2008 und 2011 sind weltweit mehr als 6.000 neue katholische Schulen hinzugekommen, gab der Präfekt der Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholwski bekannt. Dieser würdigte am Rand der Vorstellung des Dokuments am Donnerstag im Vatikan die 16-jährige Pakistanerin Malala Yousafazi. Das Mädchen, das im November den diesjährigen Sacharow-Preis für geistige Freiheit des EU-Parlaments entgegennahm, musste für ihre Schulbildung teuer bezahlen. Im Swat-Tal Pakistans, wo die radikalislamischen Taliban Mädchen den Schulbesuch verwehren, überlebte sie im Oktober 2012 einen Mordanschlag. Malala zeige, dass „ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift die Welt verändern können“, zitierte Kardinal Grocholewski die Worte des Mädchens. Ihre Botschaft habe auch für die kirchlichen Schulen große Relevanz.  (rv)

Kardinal Koch bei Patriarch Kyrill: „Wir brauchen noch Zeit“

Kard_KochDen russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill begeistert das Pontifikat von Papst Franziskus. Das sagte der Moskauer Patriarch dem vatikanischen Ökumeneverantwortlichen Kardinal Kurt Koch diese Woche in der russischen Hauptstadt. Der Schweizer Kurienkardinal traf am Mittwoch und Donnerstag bereits zum zweiten Mal das Oberhaupt der russischen Orthodoxie. Im Interview mit Mario Galgano geht Kardinal Koch auf die Themen ein, die er mit Patriarch Kyrill besprochen hat.

„Es ging vor allem natürlich um die allgemeine Beziehung zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche. Wir haben aber auch über die theologischen Gespräche beraten und wie es weitergehen kann. Ein weiteres Thema war die Herausforderung der heutigen Gesellschaft für die Christen. Der Patriarch und ich haben aber auch über die politische Weltsituation gesprochen. Hierbei hat uns vor allem die Lage in Syrien und allgemein im Nahen Osten sehr beschäftigt.“

Viele erwarten ja, dass bei einem offiziellen Gespräch zwischen einem Vertreter der katholischen und dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche ein mögliches Treffen mit dem Papst besprochen wird. Gab es dazu diesmal konkrete Pläne?

„Darüber wird immer wieder gesprochen. Der Verantwortliche für die ökumenischen Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, hat immer wieder betont, dass es etwas Wichtigeres gibt als das Datum des Treffens, und zwar ist dies die Vorbereitung. Und ich unterstütze diese Haltung. Dazu braucht man auch Zeit.“

Was hat den Patriarch Kyrill konkret über Papst Franziskus gesagt?

„Er ist sehr erfreut über dieses Pontifikat und hat das in seiner ersten Rede auch zum Ausdruck gebracht. Vor allem bewundert er, wie Papst Franziskus die Kirche leitet und seine Art, mit Menschen umzugehen. Kyrill nannte auch die besonderen Akzente, die Papst Franziskus in der Begegnung mit den Armen setzt. Ein weiterer Bereich ist die Haltung des Papstes gegenüber der Familie.“

In Osteuropa ist derzeit vor allem die Lage in der Ukraine sehr angespannt. Dort haben sich sowohl die katholische Kirche als auch die russisch-orthodoxe Kirche zu den politischen Auseinandersetzungen geäußert. War das auch ein Thema, dass Sie mit dem Patriarchen besprochen haben?

„Die Ukraine ist ein Thema, das die russisch-orthodoxe Kirche immer wieder beschäftigt. Vor allem geht es um ihre Sorgen rund um die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in der Ukraine. Das wurde immer wieder angesprochen. Aber auch die politische Entwicklung in der Ukraine war ein Thema, denn das Land weist gefährlich auf eine Spaltung hin. Das ist eine sehr dringliche Herausforderung.“ (rv)

Vatikan: Kardinal Amato als Präfekt der Heiligsprechungskongregation bestätigt

Kardinal Amato, Präfekt der SeligsprechungskongregationKardinal Angelo Amato wird weiterhin die Kongregation für Heiligsprechungen leiten. In diesem Amt bestätigte ihn Papst Franziskus an diesem Donnerstag, wie der vatikanische Pressesaal bekannt gab. Als Mitglied der Kongregation bestätigte Franziskus u.a. auch den deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes und den schweizer Kardinal Kurt Koch. (rv)

„Größte Neuigkeit in der Kirchengeschichte“

OuelletEr gibt nur selten Interviews: Kardinal Marc Ouellet. Der Kanadier ist – soeben im Amt bestätigter – Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation und damit einer der wichtigsten Männer an der Kurie. Im Gespräch mit Radio Vatikan hat Ouellet nun eine Bilanz des Jahres 2013 gezogen – und spricht dabei unumwunden von einer historischen Wende im Vatikan.

„Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat große Möglichkeiten eröffnet – darum ist das große Ereignis des Jahres aus meiner Sicht der Amtsverzicht des Papstes. Das war eine neuartige Geste, die größte Neuigkeit in der Kirchengeschichte. Sie zeugt von großer Demut und großem Vertrauen in den Heiligen Geist, was das Weitergehen der Dinge betrifft. Man muss Papst Benedikt sehr dankbar sein, dass er diesen Horizont eröffnet und die Neuigkeit von Papst Franziskus möglich gemacht hat.“

Aus seiner Sicht gebe es eine „Kontinuität zwischen der ersten Neuigkeit“, nämlich Benedikts Rücktritt, „und allen Neuerungen, die Papst Franziskus ins Werk setzt“. 2013 sei das „Jahr einer großen Wende“, die vor allem eine „pastorale“ Wende sei, erklärte Kardinal Ouellet. Franziskus zeige schon mit der Wahl seines Papstnamens, dass es ihm um eine Reform gehe, „aber eine Reform der Heiligkeit“.

„Das ist nicht in erster Linie eine Reform durch Ideen, sondern durch Gesten, Haltungen, Werte und durch eine Nähe zum Volk Gottes. Die große Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils, nämlich eine erneuerte Haltung der Kirche für die Pastoral der modernen Welt, realisiert sich durch Papst Franziskus. Er öffnet ein neues Kapitel in der Verwirklichung des Konzils; das sieht man vor allem daran, dass er seinen Petrusdienst auf bischöfliche Weise ausübt, auf pastorale Weise.“

Die erste Reform von Papst Franziskus ist es aus Sicht des Präfekten der Bischofskongregation, „sich über alle Formen hinwegzusetzen“, um „einen direkten Kontakt“ zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Das sei „ein Modell für alle Bischöfe“.

„Ich glaube, bei dieser großen pastoralen Wende geht es auch um stärkeren Dialog und stärkere Teilhabe. Da denke ich an die Bischofskonferenzen, an das Kardinalskollegium, die verschiedenen Räte. Franziskus will eine neue Saison der Teilhabe und des Gesprächs innerhalb der Kirche. Sehr wichtig für das Jahr 2013 scheint mir auch der Durchbruch des Papstes in der Wahrnehmung der öffentlichen Meinung weltweit. Das ist doch ein außerordentliches Ereignis der Evangelisierung!“

Erst vor ein paar Tagen hat etwa das US-Magzin „TIME“ den Papst zur „Persönlichkeit des Jahres“ erklärt. Ouellet dazu:

„Das ist ein Zeichen dieses Einflusses und dieses Suchens nach Hoffnung in der Menschheit, das in Papst Franziskus einen Bezugspunkt gefunden hat. Das ist eine große, gute Neuigkeit, über die wir uns nur freuen können.“

Die Beliebtheit dieses Papstes sei „eine gute Popularität, die sich nicht nur auf Oberflächlichkeiten stützt“, glaubt der kanadische Kurienkardinal. In der Kurie herrsche Freude über diesen Papst, und Offenheit.

„Ich habe viele Kommentare auch von Leuten gehört, die von einigen Initiativen des Papstes überrascht sein dürften. Sie freuen sich aber über diesen Durchbruch in der öffentlichen Meinung, über diese Aufnahme beim Volk Gottes – und natürlich fordert uns das heraus und verpflichtet uns auch zu Änderungen in unserem Verhalten. Der Heilige Vater will die Reform einer gewissen, klerikalen Mentalität, er kämpft gegen Karrierismus, und ich glaube, das tut der Kirche viel Gutes, auf verschiedensten Ebenen – bei der Römischen Kurie angefangen!“  (rv)

Ouellet bleibt Präfekt der Bischofskongregation, Genn wird Mitglied

Kardinal OuelletPapst Franziskus hat den kanadischen Kurienkardinal Marc Ouellet als Präfekt der Bischofskongregation bestätigt. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Montag mit. Zum Mitglied der Kongregation ernannte Franziskus unter anderem auch Kardinal Kurt Koch und den Bischof von Münster, Felix Genn. Alle Konsultoren der Kongregation wurden bestätigt. Die rund 30 Mitglieder der Bischofskongregation kommen in regelmäßigen Abständen zu Sitzungen in Rom zusammen. Die Kurienbehörde ist eine Art Personalabteilung für Bischöfe und für die Vorbereitung von Bischofsernennungen zuständig.  (rv)