Päpstlicher Dialograt zum König-Abdullah-Zentrum: „Wir erwarten Glaubwürdigkeit“

Mit einer Rede von Kardinal Jean-Louis Tauran, mit Plädoyers zur Überwindung religiös-kultureller Vorurteile sowie der Versicherung der Solidarität mit den Taifunopfern auf den Philippinen ist am Montag in Wien die „Global Forum"-Konferenz des Wiener King-Abdullah Dialogzentrums KAICIID eröffnet worden. Mehr als 490 Teilnehmer aus 90 Ländern nehmen noch bis Dienstagabend daran teil, darunter der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Bischof Mounib Younan, der Pariser orthodoxe Metropolit Emmanuel Adamakis und der Präsident des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC), Rabbiner David Rosen. Radio Vatikan fragte den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog nach seinen Eindrücken. Tauran:

„Ich bin beeindruckt von der Qualität der Beiträge hier. Und was wichtig war: Der Akzent wurde auf die Notwendigkeit gesetzt, die Werte dieses Zentrums den jungen Generationen zu vermitteln, insbesondere geht es hier um Unterricht in den Schulen und den Gebrauch der modernen Massenmedien, um eine neue Generation heranzubilden, die sich darüber bewusst ist, dass die Auseinandersetzung ein Reichtum ist – Vielfalt ist Reichtum."

Das von Saudi Arabien finanzierte König-Abdullah-Zentrum will den jungen Generationen nach eigenen Angaben eine „objektive, ehrliche und richtige" Sicht auf Angehöriger anderer Religionen und Ethnien vermitteln.

Religion ohne Angst und Überlegenheitsgefühl
Vatikan-Vertreter Tauran hob die Wünsche des Papstes für ein Gelingen der Konferenz hervor und zeigte sich in seiner Ansprache besorgt über die Missachtung der Menschenwürde durch die Wirtschaft. In der globalisierten Welt würden Menschen oft nur nach ihrem Erscheinungsbild und ihrer ökonomischen Leistung beurteilt. Bedroht sei die Würde des Menschen aber auch von gewissen Entwicklungen in der Biotechnologie, wo der Mensch als bloßes Objekt behandelt werde. Eine der Aufgaben des KAICIID-Dialogzentrums könnte sein, der „Intelligenz des Herzens" Gehör zu verschaffen, sagte der französische Kurienkardinal. Die innere Intelligenz „inspiriert uns, zu respektieren, was Gott in jedem menschlichen Herz vollbringt, und gleichzeitig das Geheimnis zu respektieren, das jedes menschliche Wesen darstellt". Dieses Hören des Herzens führe auch dazu, absolut zu vermeiden, dass die Religion „Furcht verbreitet und mit der Sichtweise der eigenen Exklusivität und der eigenen Überlegenheit einhergeht".

Neben Kardinal Tauran ist vom päpstlichen Dialograt der spanische Combonianer-Ordensmann Pater Miguel Angel Ayuso Guixot bei der Konferenz mit dabei. Der Sekretär des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Die Unterstützung des Heiligen Stuhls für diese Initiative und den saudischen Monarchen versteht sich als Ermutigung dazu, auf dem Weg weiterzugehen, die Menschenwürde anzuerkennen und zu schützen, ebenso wie die dazugehörenden fundamentalen Rechte, insbesondere die Religionsfreiheit. (…) König Abdullahs Initiative wird von den Regierungen von Österreich und Spanien unterstützt, unter Mitwirkung des Heiligen Stuhls als Beobachter. Und jeder erwartet, dass hier eine ehrliche Sicht und Glaubwürdigkeit vermittelt wird."

KAICIID-Generalsekretär Faisal A. Bin Muammar erinnerte bei der Konferenzeröffnung am Montag daran, dass am Beginn der saudischen Dialoginitiative die Begegnung des Monarchen des wahabitischen Königreichs, König Abdullah Bin Abdulaziz, mit Papst Benedikt XVI. am 6. November 2007 gestanden sei. Bin Muaammar verwies auf das Spezifische, das Wien als Standort des KAICIID mit sich bringe: „Wien ist die Stadt der Musik und der Dirigenten, und auch im Dialog müssen wir wie Dirigenten vorgehen. Wir müssen mit der Musik vertraut sein, wir haben sie aber nicht selbst geschrieben." Der frühere saudische Vize-Bildungsminister hob hervor, dass aktuell die Katastrophe auf den Philippinen zeige, wie stark die Menschheit über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg verbunden sei. Es gelte, diese Kräfte der Zusammengehörigkeit durch Austausch von Expertise zu stärken und zu mobilisieren.

Proteste christlicher Menschenrechtsgruppen
Die Eröffnung des „Global Forum" des KAICIID war von Protesten von christlichen Menschenrechtsgruppen vor dem Konferenzort, dem Wiener Hotel Hilton-Stadtpark, begleitet. Kritiker des Zentrum sehen das deklarierte Anliegen der Einrichtung im krassen Widerspruch zur eingeschränkten Religionsfreiheit in Saudi-Arabien selbst: Drei Millionen Christen – vor allem philippinische Gastarbeiter – haben dort kein Recht auf Kirchen und ein öffentliches religiöses Leben. (rv)

D: Kirche verfolgt den Verlauf der Koalitionsgespräche mit

Radio VatikanDie katholische Kirche in Deutschland nimmt das Ringen der Politik um eine mögliche große Koalition genau in den Blick. „Wir beobachten alle Politikfelder, die jetzt auf dem Tisch liegen, von Mindestlohn über Familien- und Jugendpolitik bis hin zur Rüstungs- und Entwicklungshilfepolitik." Das sagt Karl Jüsten vom Katholischen Büro Berlin. Radio Vatikan traf ihn an diesem Freitag in Rom, wo der Geistliche an der ersten Vatikantagung für Parlamentsseelsorger teilnahm.

„Wir versuchen, die Ideen, die schon seit Jahren von der Kirche vertreten werden, mit einzubringen. Etwa in der Entwicklungspolitik, dass wir an den Milleniumszielen festhalten, etwa am Ziel zur Erreichung der Bekämpfung des Hungers und der Armutshalbierung. Wir treten nach wie vor auch in der Familienpolitik dafür ein, dass wir die Familien besser ausstatten, dass insbesondere den Familien besser ermöglicht wird, nach ihrem eigenen Lebensplan leben zu können: Da fordern wir etwa einen besseren Ausbau des Betreuungsgeldes. Wir könnten aber noch viele andere Politikfelder hinzufügen, wo wir darauf achten, dass da christliche Positionen sich wiederfinden."

Jüsten ist als Leiter des Katholischen Büros in Berlin die Kontaktperson der Bischöfe zur Bundespolitik; er hat protokollarisch den Rang eines Ministers. Wir fragten ihn, wie sehr die Stimme der katholischen Kirche derzeit in der deutschen Politik gehört wird.

„Wir haben ja ein sehr gutes Staat-Kirche-Verhältnis, und wir werden eigentlich zu allen Fragen, zu denen wir uns äußern wollen, auch gehört. Manchmal werden wir auch aufgefordert, zu bestimmten Fragen Stellung zu nehmen. Es ist nicht immer so, dass man hundertprozentig unserer Auffassung folgt, aber als beachtlich wird unsere Stimme doch sehr wahrgenommen, etwa im Bereich des Lebensschutzes, zuletzt bei der sog. Präimplantationsdiagnostik oder eben wenn es jetzt um die Migrationsfragen geht. Und da hilft uns natürlich auch, dass wir als Kirche vor Ort sehr gute Arbeit leisten und dass wir da natürlich auch eine besondere Expertise einbringen können, etwa wenn es darum geht, Flüchtlinge in unserem Land zu integrieren wie zurzeit die Syrer."

Womit Jüsten ein aktuelles Anliegen der beiden großen Kirchen in Deutschland aufgreift: Die katholische und evangelische Kirche fordern eine Verdopplung der Zahl der Syrienflüchtlinge, die Deutschland aufnehmen soll. Bislang war eine Aufnahme von nur 5.000 Kriegsflüchtlingen aus der Region zugesagt worden.

„Wir können ja nicht alleine Jordanien und der Türkei, den Nachbarländern Syriens, das Problem der Flüchtlinge überlassen! Sondern da muss Europa als Wertegemeinschaft auch zu seinen Werten stehen und den Menschen, die jetzt in diese Not geraten sind, auch konkret helfen. Es ist ja auch damit zu rechnen, dass die Syrer nach Beendigung der Kriegshandlungen auch wieder in ihr Land zurückwollen. Wir hoffen natürlich, dass diese Kriegshandlungen bald ein Ende haben…"

Von Bundesinnenminister Friedrich seien „ganz gute Signale" gekommen, dass Deutschland möglicherweise doch mehr Menschen aus Syrien aufnehmen wolle, so Jüsten: „Er verweist allerdings auf Europa, so dass wir jetzt die dicken Bretter bohren müssen und die Europäische Union davon überzeugen müssen, mehr zu tun."

Eine andere Forderung der Kirchen an die deutsche Politik betrifft Deutschlands boomende Rüstungsexporte. Dazu Jüsten:

„Beide Kirchen in Deutschland treten schon seit Jahren für eine sehr restriktive Rüstungsexportpolitik ein, und vor allem auch dafür, dass transparent gemacht wird, was mit Rüstung passiert. Grundlegend treten wir dafür ein, dass natürlich keine Waffen in Krisengebiete exportiert werden und dass wir sehr restriktiv in Deutschland damit umgehen."

Deutschland war zuletzt auch in die Kritik geraten, Chemikalien nach Syrien geliefert zu haben, wie sie in Chemiewaffen zu finden waren, die im Bürgerkrieg gegen die syrische Bevölkerung eingesetzt wurden. Hier müsse man folgende Frage stellen, so Jüsten:

„Sind das wirklich Produkte, die als Waffen oder als waffenfähiges Material exportiert wurden oder waren sie für etwas anderes gedacht? Das ist manchmal nicht so ganz einfach und nur holzschnittartig zu beantworten."

Müsste die deutsche Politik bei solchen Exporten besser darüber informiert sein, wozu solche Substanzen eingesetzt werden können – etwa in Bürgerkriegssituationen? Dazu Jüsten:

„Solche Art von Verfolgung können Politiker natürlich nicht machen, das müssen die entsprechenden Behörden tun, das müssen Geheimdienste tun, die Polizei, das müssen die Genehmigungsbehörden vor allem tun. Was für uns aber noch wichtiger ist, dass das Parlament aktiv in die Entscheidungen miteinbezogen wird, wohin welche Waffen exportiert werden. Bisher ist das alleine Sache der Regierung, bisher wird das Parlament erst sehr viel später informiert. Wir fordern eine enge Einbeziehung des Parlamentes, und da gibt er Koalitionsvertrag nun Einiges her, es wird etwas besser, aber noch nicht so gut, wie wir’s wirklich haben wollen: nämlich dass das Parlament wirklich mit einbezogen wird!"

Prälat Karl Jüsten ist seit März 2000 Leiter des Katholischen Büros Berlin. Das Büro gibt zum Beispiel Stellungnahmen ab zu Gesetzesvorhaben, die den Bereich Bioethik, Familie, Migranten und Religionsfreiheit betreffen. Jüsten ist auch Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, welche die deutsche Öffentlichkeit über Ziele, Institutionen und Aktivitäten der Vereinten Nationen informiert. (rv)

Mexiko: Papst warnt vor schädlichem Klerikalismus

OuelletIn einer Videobotschaft an die Teilnehmer einer Wallfahrt nach Guadalupe in Mexiko hat Papst Franziskus vor Klerikalismus gewarnt. Dieser sei selbstreferentiell und verhindere die Orientierung auf Jesus hin. Deswegen sei eine Priesterausbildung nötig, die zur Begegnung und zur menschlichen Nähe befähige, damit die Seelsorger die Herzen der Menschen entzünden könnten. Diese Aufgabe dürften die Hirten der Kirche nicht delegieren. Desweiteren mahnte Franziskus eine stärker missionarische Haltung an. Die Christen sollten sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sich nicht in sich verschließen und selbstzufrieden sein. Mission bedeute nicht, den Menschen neue Lasten aufzubürden. Sie erfordere viel Geduld und die Fähigkeit, sich angesichts von „Unkraut" nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. – Die Wallfahrt zum Abschluss des Jahrs des Glaubens wird von der Päpstlichen Lateinamerikakommission unter Vorsitz von Kardinal Ouellet und den sog. Columbusrittern" veranstaltet. (rv)

Irak: Patriarch vermutet Absicht hinter Vertreibung der Chris

Es könnte einen Plan geben, die christlichen Familien aus dem Irak zu vertreiben. Das befürchtet der chaldäische Patriarch Louis Sako im Gespräch mit Radio Vatikan. Während es derzeit keine aktuellen Verfolgungen von Christen gäbe, risse der Strom der Flüchtenden nicht ab, er könne nicht verstehen, warum das so sei. „Ja, es gibt Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten, aber im Augenblick ist keine Aggression gegen Christen gerichtet," so Sako.

„Wenn alle Christen gehen, was bleibt dann noch übrig? Es bleiben nur einzelne Familien, die nichts mehr tun können, das wäre sehr fragil. Es hat in unserer Geschichte immer Probleme gegeben, auch Verfolgungen, aber unsere Vorväter haben das Land nicht verlassen. Es braucht das christliche Zeugnis, das ist auch eine Aufgabe für uns. Wir sind schließlich auch Verkünder des Evangeliums."

Es gebe eine vermehrte und zunehmend freie Vergabe von Visa für die Nachbarländer, dahinter vermutet der Patriarch Absicht.

„Vielleicht steckt da ein Plan dahinter, denn in den vergangenen Schwierigkeiten, die wir erlebt haben, waren die Botschaften nicht so freizügig mit der Vergabe von Visa. Die Menschen gehen jetzt nach Syrien, in den Libanon, in die Türkei, nach Jordanien und es gibt viele Menschen dort, die sie erwarten."

Die Kirche im Irak dagegen ermutige die Menschen, zu bleiben. Dazu tue man alles, was in ihrer Macht stehe, um bei Arbeit oder Unterkunft zu helfen. Man könne keine Wunder wirken, so Sako, es brauche viel Geduld und Vertrauen in die Zukunft. (rv)

Tauran über Dialog mit Islam: „Ich bin ein Realist“

Kardinal TauranFünfzig Jahre Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam: Kardinal Jean-Louis Tauran hat die beachtliche bereits zurückgelegegte Wegstrecke gewürdigt. Die wirklich bedeutenden Schritte des Dialogs mit dem Islam sind dabei laut Tauran die Begegnung an der Basis, vor Ort.

„Denn der interreligiöse Dialog spielt sich nicht hier im Vatikan ab, sondern in den Ortskirchen. Sehr wichtig sind auch große Begegnungen wie die Friedenstreffen von Assisi. Mittlerweile haben wir regelmäßigen Kontakt mit verschiedenen Dioalogeinrichtungen in Libyen, Ägypten und bald, wie ich hoffe, im Irak. Das alles schafft ein neues Klima, und ich denke, dass alle Gläubigen zusammenstehen müssen, um zunächst ihren eigenen Glauben zu leben – und in der Folge zu verstehen und zu respektieren, dass jemand, der anderes glaubt als ich, nicht notwendigerweise ein Feind ist, sondern ein Partner, ein Pilger zur Wahrheit so wie ich selbst."

Vor einem Jahr öffnete in Wien ein Zentrum für interreligiösen Dialog seine Pforten, bei dem der Heilige Stuhl Beobachterstatus hat: das Zentrum König Abdallah Ben Abdelaziz für den interreligiösen und interkulturellen Dialog, kurz Kaiciid. Es ist eine Gründung Österreichs, Spaniens und vor allem Saudi Arabiens, dessen König Namensgeber der Einrichtung ist. Tauran sprach sich dafür aus, „diesen Kanal zu nutzen", um bestimmte Situationen zu lösen, ohne Furcht, auf Hindernisse zu stossen. Gleichzeitig fügte Tauran hinzu:

„Ich bin ein realistischer Mann. Das Baby beginnt zu laufen, man muss es unterstützen."

Anfang nächster Woche wird das Kaiciid in Wien eine Konferenz ausrichten, die darauf zielt, den jungen Generationen ein objektives, ehrliches und richtiges Bild des anderen zu vermitteln. Bildungsminister aus mehreren Ländern werden daran teilnehmen.

Einige kritische Beobachter halten den christlich-islamischen Dialog für eine Einbahnstraße: Nur der christliche Part bewege sich. Es sei richtig, stimmt Tauran zu, dass die meisten Dialoginitiativen bisher von Christen ausgingen. Der Kardinal weist aber auch auf das Dokument namens „Common Word" hin, jenen Brief islamischer Gelehrter, der nach Papst Benedikts missverstandener Regensburger Rede entstand, in der Benedikt über Glaube und Vernunft nachdachte.

„Das war das erste Mal, dass eine Initiative von den Muslimen ausging, das muss man anerkennen. 38 Islam-Gelehrte, die dann zu 138 wurden, schrieben dem Papst jenen Brief; sie legten die Prinzipien des Islam dar und wünschten sich mehr gegenseities Verständnis und eine Beziehung zwischen Islam und Christentum, die sich auf die Liebe Gottes und des Nächsten stützt. Frucht dieser lobenswerten Initiative war die Schaffung eines islamisch-christlichen Forums, das heute noch besteht. Auch wenn es sehr kompliziert ist: Man muss sich treffen, einander in die Augen blicken und sehen, dass man am Ende viele Dinge gemeinsam hat."

Der Weg sei noch lang, sagte der Sekretär des Dialogrates, Miguel Angel Auyuso Guixot, „aber mit Papst Franziskus geht dieser Weg in Dialog und Freundschaft weiter". Tauran erzählt:

„Papst Franziskus ist als Erzbischof Bergoglio zu mir gekommen und hat mich gebeten, ihm eine gute Ausbildungsstätte für Islam-Studien für einen Priester aus Buones Aires zu nenen. Er wollte jemanden in seiner Diözese, der mit Muslimen zu sprechen versteht und sich sachlich auskennt. Das bezeugt sein Interesse. Im übrigen hat Franziskus von Beginn seines Pontifikates an diesen Aspekt des interreligiösen Dialogs betont. Es gibt keine Alternative zum Dialog."

Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog äußerte sich am Dienstag bei der Präsentation eines Buches von 2.000 Seiten, in dem sämtliche 909 päpstliche Dokumente zum

Papsttelegramm zum Tod von Kardinal Bartolucci

Papst Franziskus hat ein Beileidstelegramm an die Angehörigen des am Montag in Rom verstorbenen Kardinals Domenico Bartolucci geschickt. Er denke mit großer Zuneigung an Bartolucci, der ein „lieber und geschätzter Priester" gewesen sei sowie ein „hoch geehrter Komponist und Musiker", schreibt Franziskus. Der Kardinal, der auch viele Jahre lang Domkapellmeister des Vatikan war, habe es verstanden, den Glauben besonders durch die geistliche Musik zu vermitteln, die aus dem Glauben erwachse und diesen ausdrücke, so der Papst weiter.
Domenico Bartolucci, der zweitälteste Kardinal der katholischen Weltkirche starb im Alter von 96 Jahren. Das Kardinalskollegium zählt nun noch 200 Mitglieder. Davon sind 109 jünger als 80 Jahre und damit zur Papstwahl berechtigt. Ältester Kardinal ist mit 97 Jahren Fiorenzo Angelini, früherer vatikanischer Gesundheitsminister. (rv)

Erstmals Petrus-Reliquien öffentlich ausgestellt

Zum Abschluss des „Jahres des Glaubens" will der Papst erstmals Reliquien des Apostels Petrus öffentlich zeigen. Das schreibt Erzbischof Rino Fisichella, der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, in der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano". Demnach sollen die Reliquien am 24. November, dem Christkönigssonntag und feierlichen Abschluss des Jahres des Glaubens, zur Verehrung ausgestellt werden. Welche Überreste genau gezeigt werden, gab Fisichella nicht an, er schrieb von „Reliquien, welche die Tradition als diejenigen des Apostels anerkennt". Fisichella hielt an diesem Samstag eine Predigt am Petrusgrab vor norditalienischen Pilgern. Über die Bedeutung des Apostelgrabes sagte er ihnen:

„Hättet ihr die Möglichkeit, hier acht Meter hinunterzusteigen, dann würdet ihr das Grab sehen können. Zirka im Jahr 160 oder 170 erhielt ein römischer Priester namens Gaio einen Brief von weit weg mit der Frage, für wen haltet ihr euch eigentlich? Wir in Pamphilien haben die Gräber so vieler Märtyrer. Gaio antwortet: Wir haben hier in Rom die Trophäe der Apostel. Genau deshalb sind wir auch heute hier: Hier ist das Zeichen dessen, der sein Leben gegeben hat, der wirklich geglaubt hat. Und immer noch sind wir eingeladen, vom Papst, der verschiedene Namen hat und doch immer Petrus ist. Ob er Benedikt heißt, Franziskus, Pius, Johannes Paul, Klemens: Alle sind sie Petrus. Und das geht uns an. Er ist Petrus. Er ist hier, uns um Glauben zu stärken; gerade hier am Grab des Apostels."

Die ersten archäologischen Grabungen am Petrusgrab unter den Grotten des Petersdomes fanden auf Anordnung von Papst Pius XII. ab 1940 statt. Ob die dabei geborgenen menschlichen Knochen wirklich zu dem Jünger Jesu gehören, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. (rv)

„Papst plant Aufsehenerregendes“

FranziskusPapst Franziskus plant eine aufsehenerregende Aktion gegen Menschenhandel, Prostitution und Organhandel. Das kündigte der Kanzler der Päpstlichen Akademien für Wissenschaften und für Sozialwissenschaften am Montag im Vatikan an. Bischof Marcelo Sánchez Sorondo sprach zum Abschluss einer internationalen Expertenkonferenz über Menschenhandel, die in den letzten Tagen auf Initiative des Papstes im Vatikan stattgefunden hat. Was genau an Aufsehenerregendem Franziskus plane, verriet der Kanzler nicht. Er sagte lediglich: „Der neue Papst kennt das Phänomen sehr genau von Buenos Aires her und wird etwas Wichtiges tun." Im Jahr 2015 solle im Vatikan eine Großkonferenz zum Thema Menschenhandel stattfinden, sagte er weiter vor Journalisten. Das Thema sei eine neue Priorität im Vatikan, nachdem es in der Vergangenheit nicht die nötige Aufmerksamkeit gefunden habe. Bischof Marcelo Sánchez Sorondo stammt selbst aus Buones Aires, wirkt aber schon seit vielen Jahren in Rom. (rv)

Neuer Leiter des deutschen Pilgerzentrums stellt sich vor

Pilgerzentrum_kleinAbertausende Rom-Pilger deutscher Sprache docken hier jährlich an, am Tiberufer in Sichtweite der Engelsburg: im deutschen Pilgerzentrum. Demnächst bekommt das Pilgerzentrum einen neuen Leiter. Werner Demmel, 59 Jahre alt, gebürtiger Saarländer, Priester des Erzbistums München und Freising. Um sein neues Amt kennenzulernen, ist Demmel schon seit einigen Wochen in Rom. Wir haben ihn zu einem Gespräch eingeladen und fragten ihn zunächst, wie es zu seiner Berufung kam.

„Ich will nicht sagen, dass ich wie die Jungfrau zum Kind dazu gekommen bin. Es hat sich schon einmal im Gespräch angebahnt, und ich wurde in meinem Urlaub im Juli angerufen und gefragt, ob ich dazu bereit wäre, die Aufgabe zu übernehmen – also recht plötzlich. Ich habe zugesagt, weil ich Rom liebe und weil es mein dritter Aufenthalt hier ist."

Sie waren die letzten 30 Jahre Krankenhausseelsorger und in dieser Funktion auch zwei Jahre in Rom, und da gleich im ältesten und berühmtesten Krankenhaus eingesetzt: Sie waren Seelsorger auf der Tiberinsel. Was bringt einen deutschen Priester dazu, ausgerechnet dort Dienst zu tun?

„Ich bin in Frankfurt bei den Barmherzigen Brüdern eingetreten 1975, habe die ordensinterne Ausbildung dort gemacht, Studium in Regensburg und Rom an der Gregoriana. Im lauf der Jahre hat es mich in die verschiedensten Häuser getragen. Ich bin aber seit 1999 Diözesanpriester der Diözese München und Freising. Ich war 20 Jahre bei den Barmherzigen Brüdern, und dann kam der Punkt, wo Gott mich andere Wege führen wollte."

Krankenseelsorge ist eine menschlich sehr intensive Sache, der Umgang mit Leid und mit leidenden Menschen. Inwieweit hat diese Zeit Sie geprägt? 30 Jahre Krankenhausseelsorge ist keine Kleinigkeit.

„Ich bin voll geimpft! Ich habe eine große Liebe zu kranken Menschen, sonst hätte ich es nicht 30 Jahre machen können. Über dieses Charisma des Ordens der Barmherzigen Brüder, über die Spiritualität des Heiligen Johanens von Gott muss ich sagen, ich bin geworden, was ich heute bin. Von meiner Haltung her, meiner Spiritualität her und von meinem Blick her."

Was geben die Kranken der Kirche?

„Was geben die Kranken der Kirche? Sie geben ihr ein Beispiel des Gottvertrauens und des Sich Überlassens. Vielleicht auch des Haderns. Das kommt auf die Situation des einzelnen Menschen an."

Was haben Pilger und Kranke geheimsam? Inwiefern sind Pilger auf ihre Art selbst, sagen wir, Unvollendete, Kranke, Bedürftige, Suchende?

„Ich würde die Gleichung umdrehen: auch Kranke sind Pilger. Ich will damit andeuten, dass ich 30 Jahre lang Einzelseelsorge betrieben habe, keine Gemeinde geleitet habe außer zwei Jahre. Kranke sind Pilger, das heißt auch Menschen unterwegs, die ein Ziel vor Augen haben oder auch nicht, deren Weg verstellt ist, deren Leben isoliert ist, bedroht ist durch die Krankheit, deren Leben geprägt ist durch Angst und Ungewissheit. Deshalb kann man glaube ich Kranke und Pilger vergleichen. Auch hier komme ich mit Menschen zusammen, die ein Ziel vor Augen haben, die Fragen und Erwartungen haben, vielleicht auch Enttäuschungen erleben werden auf dem Pilgerweg oder in Rom."

Mehr als nur ein Service

Sie werden am 20. November in Ihr Amt als neuer Leiter des deutschen Pilgerzentrums eingeführt. Haben Sie schon eine Vorstellung davon, was Sie gerne verwirklichen möchten?

„Ich wollte zunächst einmal ein halbes Jahr lang gut hinschauen und mit ein Bild machen. Mit welcher Erwartung kommt der Mensch zu uns? Was sind die dringendsten Fragen und Bedürfnisse? Was mir gleich auffiel, war die unterschiedliche Bezeichnung dese Zentrums. Die einen sagen deutsches Pilgerzentrum, die anderen sagen Centro Pastorale, also Pastorales Zentrum für Pilger deutscher Sprache. Ich frage mich die erste Zeit, wo ich da bin, was macht das Zentrum zu einem pastoralen Zentrum, was gehört dazu? Was kann man anbieten, dass der Pilger, der zu uns kommt, nicht nur einen Schalter erlebt, an dem er Fahrkarten bekommt für eine Audienz, sondern auch ein pastorales Geschehen ermöglicht wird? Da muss man hinschauen, ausprobieren, vielleicht eine Tageszeitengestaltung, vielleicht einen Gottesdienst. Wir haben gegenüber dem Pilgerzentrum eine wunderschöne alte Kirche, die bisher kaum genutzt wurde. Die am alten Pilgerweg liegt, der die Pilger über jahrhunderte zum Petrusgrab geführt hat. Schauen wir mal, was möglich ist!"

Werner Demmel, der neue Leiter des deutschen Pilgerzentrums in Rom. Demmel folgt auf Hans-Peter Fischer, der gleichzeitig amtierender Rektor des Camposanto Teutonico ist. Davor war mehrere Jahrzehnte lang der süditalieinische Priester Don Antonio Tedesco für die Seelsorger der deutschsprachigen Rompilger zuständig. In seiner Amtszeit übersiedelte das deutsche Pilgerzentrum – das eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz ist – von einem Büro beim Petersplatz ins Stadtzentrum. (rv)

Kirchenaustritte: Langfristige Gründe und aktuelle Anlässe

TitelkirchenKirchenaustritte hängen mit dem Verlust von Glaubwürdigkeit der Kirchen zusammen, Geschichten um Finanzen und fehlende Transparenz führen zu stark ansteigenden Austrittszahlen. Darauf weisen Untersuchungen hin, die in Nordrhein-Westfalen nach der Geschichte um das Bistum Limburg stichprobenartig erhoben wurden. Aber ist das wirklich so? Sind die vom WDR veröffentlichten Zahlen wirklich auf die Geschichte um Limburg, um das Geld der Kirche zurückzuführen? Detlef Pollack ist Religionssoziologe an der Universität Münster. Ihn haben wir gefragt, ob einzelne Ereignisse wirklich eine so große Rolle bei den Austritten spielen.

„Das glaube ich schon. Im Jahr davor sind die Austritte deutlich geringer und es gibt auch Vergleiche zwischen dem Monat Oktober und dem Monat September und auch da sind die Differenzen deutlich. In vielen Bistümern haben sich die Austritte verdoppelt. Man muss wahrscheinlich sagen, dass die Vorgänge im Bistum Limburg wahrscheinlich ausschlaggebend dafür waren."

Wenn man sich jetzt darum kümmert und die Ursachen abstellt, wäre dann diese Tendenz umkehrbar?

„Ich glaube, dass sich an den Vorgängen um das Bistum Limburg sehr viel entzündet. Sehr viele Vorbehalte, die es ohnehin gegenüber der katholischen Kirche gibt, können artikuliert werden und finden einen klaren Gegenstand. Nun hat man den Grund, empört zu sein. Ich glaube nicht, dass es so leicht ist, das wieder umzukehren."

Sie sprechen von bereits bestehenden Vorbehalten, es gibt also durchaus eine schleichende Entwicklung, die jetzt ihren Auslöser gefunden hat?

„So würde ich das sagen. Mein Eindruck ist seit vielen Jahren, dass viele katholische Christen zu ihrer Kirche stehen, aber doch mit vielen inneren Vorbehalten. Das bezieht sich sehr stark auf die Sexualmoral, aber auch auf die Hierarchie, man fühlt sich innerhalb der Kirche nicht ganz Ernst genommen, man möchte mehr Mündigkeit, mehr Selbstständigkeit und mehr Autonomie haben. Diese ganzen Probleme, die es seit Jahren in der katholischen Kirche gibt, die führen nicht unbedingt gleich dazu, dass man aus der Kirche austritt, weil man die Kirche hoch schätzt, weil man von ihr viel bekommen hat, weil man durch seine kindliche und jugendliche Erziehung mit der Kirche zusammen gewachsen ist. Das ist ein hohes Gut.
Bevor man austritt, muss viel geschehen. Die Ereignisse im Bistum Limburg sind dann gewissermaßen wie der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Auf einmal kippt auf einmal die Balance, die man über Jahre gehalten hat."

Wie sieht das mit positiven Ereignissen aus? Ich erinnere an den Papstwechsel und die universelle Begeisterung für diesen Papst. Dreht das die Entwicklung um?

„Das dreht das nicht um, aber es hat schon eine Auswirkung. Es ist ganz deutlich, dass viele Katholiken gesagt haben, dass er eine große Hoffnung ist, jetzt hätten sie neues Vertrauen, jetzt müsse man sehen, was das konkret in den Gemeinden bringe. Ich würde aber den Einfluss der Kirche auf das Verhältnis der Katholiken zu ihrer eigenen Kirche aber nicht überschätzen, weil dies von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist.
Solche Faktoren sind zum Beispiel die kindliche Prägung, was man also in der Kindheit an religiösen Erfahrungen gemacht hat und wie man in die Gemeinde hinein gekommen ist. Wichtig ist auch das öffentliche Meinungsbild. Ganz entscheidend ist, was die Kirche tut, also ob sie in der Caritas tätig ist und ob man das Gefühl hat, dass sie eine wichtige Arbeit macht. Dann gibt es solche Ereignisse wie etwa den Papstwechsel oder jetzt solche Skandale wie in Limburg, die das gewissermaßen auch noch mit beeinflussen. Aber es ist ein sehr komplexes Feld und die Beziehung der Menschen zu ihrer Kirche wird von diesen vielen Faktoren beeinflusst."

Zur Zugehörigkeit zur Kirche geht auch die Kirchensteuer einher. Was für einen Einfluss haben die finanziellen Erwägungen?

„Einen ziemlich großen. Wir haben leider keine genauen Untersuchungen zur katholischen Kirche, aber aus dem Raum der evangelischen Kirche wissen wir, dass das Kirchensteuer-Ersparnis-Motiv ganz entscheidend ist für den Kirchenaustritt. Man kann das nicht isoliert betrachten, wie ich schon sagte, dahinter steht eben oft auch eine Entfremdung von der Kirche und dass einem der Glauben nicht so wichtig ist. Dann kommt dieses finanzielle Motiv hinzu und man fragt, warum man für diese Kirche auch noch was bezahlen soll. Dann ist das gewissermaßen der entscheidende Austrittsgrund."

Ist das irgendwie aufzuhalten?

„Ich glaube schon, dass die Kirchen einiges tun können, man muss aber auch ganz realistisch sehen, dass die Kirchen auch schon viel getan haben. Es ist ja nicht so, dass sie jetzt überrascht sind von irgendwelchen Ereignissen und auf einmal treten die Menschen aus. Die treten seit Jahrzehnten aus.
Seit dem Zeiten Vatikanischen Konzil gibt es eine starke Reformbemühung in den Kirchen und das hat ja auch Wirkung gezeigt. Die Kirche ist dialogischer geworden, sie geht mehr auf die Bedürfnisse der Laien ein, sie ist weniger hierarchisch strukturiert – nicht unbedingt formell, aber im Erscheinungsbild – aber trotzdem ist der Trend zur Abkehr von der Kirche nicht aufgehalten worden und er hat sich in den letzten 20 Jahren gerade in der katholischen Kirche in Deutschland noch einmal verstärkt." (rv)