Erzbischof Zollitsch spricht mit Franziskus – Nichts Neues zu Limburg

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat an diesem Donnerstag mit Papst Franziskus gesprochen. Bereits am Mittwoch besuchte Zollitsch den emeritierten Papst Benedikt XVI. Vor der Presse erklärte Zollitsch am Donnerstag Nachmittag:

„Heute hatte ich die schon seit mehreren Wochen gewährte Gelegenheit, mit Papst Franziskus zu einem längeren Gespräch zusammenzutreffen. Nachdem wir uns im Juli erstmals persönlich kennengelernt haben, konnte ich den Heiligen Vater ausführlich über die Kirche in Deutschland informieren.

In unserem Gespräch ging es vor allem um die Beratungsergebnisse der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vor wenigen Wochen in Fulda. Ebenso habe ich mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg gesprochen. Zu den weiteren Inhalten meines mitbrüderlichen Gesprächs mit Papst Franziskus, das mich gestärkt und ermutigt hat, möchte ich keine Erklärung abgeben, da dieses Gespräch einen vertraulichen Charakter hatte.

Mit Blick auf das Bistum Limburg bin ich dankbar, dass die von mir berufene Prüfungskommission morgen mit ihrer Arbeit beginnen wird. Über eine zeitliche Perspektive zur Arbeit der Kommission kann ich derzeit noch nichts Verbindliches sagen.

Ich bin zuversichtlich – auch nach meiner heutigen Begegnung mit Papst Franziskus – dass alle Seiten an einer guten und baldigen Lösung interessiert sind, um die Lage im Bistum Limburg zu beruhigen und um einen Weg aus der schwierigen Situation zu finden."

Die Audienz war schon seit längerem geplant gewesen. Vor Journalisten hatte Zollitsch am Montag angekündigt, auch den Streit im Bistum Limburg zur Sprache zu bringen. Er habe Franziskus vorab mit Material dazu versorgt, so der Erzbischof. Dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst werden Falschaussage an Eides Statt sowie die Kostenexplosion beim Bau seines Diözesanen Zentrums vorgehalten. (rv)

Abschied von Kardinal Bertone als Kardinalstaatssekretär – Parolin tritt Amt später an

bertone EB Pietro ParolinKardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist an diesem Dienstag offiziell aus dem Amt verabschiedet worden. Papst Franziskus dankte der bisherigen „Nummer zwei" im Vatikan in einer Ansprache vor Vertretern des Staatssekretariates. Neben Kardinal Bertone hätte hier auch sein Nachfolger Erzbischof Pietro Parolin an seinem ersten Arbeitstag anwesend sein sollen. Dies war aber nicht der Fall. Papst Franziskus erklärte, warum:

„Wir sind hier zusammengekommen, um Kardinal Tarcisio Bertone zu danken, der heute das Amt des Staatssekretärs niederlegt, und um Erzbischof Parolin zu begrüßen, doch es wird ein Willkommen ,in Abwesenheit‘ sein, weil Parolin seinen neuen Dienst erst einige Woche später als heute antreten wird, aufgrund eines kleinen chirurgischen Eingriffes, den er vornehmen lassen musste."

Der Papst hatte Parolin am 31. August ernannt, der Erzbischof tritt das Amt mit diesem Dienstag trotz Abwesenheit an. Dem scheidenden Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone dankte der Papst in seiner Ansprache in der Bibliothek des Staatssekretariates auch im Namen Benedikt XVI., unter dem der ehemalige Erzbischof von Genua am 15. September 2006 sein Amt aufgenommen hatte:

„In diesem Moment möchte ich mit euch allen ein Gefühl der Dankbarkeit teilen. Lieber Kardinal Bertone, ich denke, ich greife auch den Gedanken meines geliebten Vorgängers Benedikt XVI. auf, wenn ich Ihnen für den in diesen Jahren geleisteten Dienst herzlich danke."

Mit Unternehmungslust und Liebe dem Papst gegenüber
Besonders würdigte Franziskus die Verbundenheit des Salesianers mit „dem Geiste Don Boscos" – „trotz der vielfältigen Verpflichtungen", die mit dem Dienst des Staatssekretärs verbunden sind, habe Bertone den Geist des Ordensgründers und Sozialpioniers „zu bewahren und zu bezeugen" verstanden, so der Papst in seiner Grußbotschaft:

„Mit Unternehmungslust und Liebe dem Papst gegenüber, welche die Kinder des Heiligen Johannes Bosco kennzeichnen, haben Sie immer mit Hingabe Ihre Leitungsaufgabe in den internationalen Beziehungen des Heiligen Stuhles ausgeübt, die so wichtig für die Amtsausübung des Bischofs von Rom ist. Gleichzeitig haben Sie sich nicht zurückgehalten, das päpstliche Amt und den apostolischen Segen überall hinzutragen: in Länder, Diözesen, Gemeinden, Universitäten, Institutionen, Verbände."

Bertone habe mit „Mut" und „Geduld" „vielen Widrigkeiten" die Stirn bieten müssen, so der Papst anerkennend – wie der Heilige Don Bosco, der es im Traum mit den Tücken einer Gartenlaube voll von Rosen aufnehmen musste:

„Wer von außen schaut, sieht nur die Rosen, während Don Bosco und seine Jünger, die in den Rosen wandeln, die Dornen spüren: viele verlässt der Mut, doch die Jungfrau Maria redet allen zu, beharrlich zu sein, und am Ende findet der Heilige mit seinem Gefolge einen wunderschönen Garten. Der Traum will die Mühen des Erziehers veranschaulichen, doch ich denke, man kann ihn auch auf jedes Amt von Verantwortung in der Kirche anwenden."

Die drei großen Tugenden des Don Bosco – „die Anwesenheit des eucharistischen Jesus, die Fürsprache der Gottesmutter und die Freundschaft des Papstes" – gab Franziskus dann auch Bertones Nachfolger als Wunsch mit auf den Weg:

„Mit diesen drei Gedanken heißen wir den neuen Staatssekretär, auch wenn er heute abwesend ist, herzlich willkommen. Er kennt die Familie des Staatssekretariates sehr gut, hat dort für viele Jahre gearbeitet, mit Leidenschaft und Kompetenz und der Fähigkeit zu Dialog und Menschlichkeit, die ein Merkmal seiner sind. In gewissem Sinne ist das wie eine Rückkehr nach Hause."

Ein oft verborgener und anonymer Dienst
Der Papst dankte im Anschluss allen Mitarbeitern des Staatssekretariates für ihren täglichen „oft verborgenen und anonymen" Dienst, der für den Dienst des Papstes jedoch sehr „kostbar" sei. Und er rief seine Zuhörer dazu auf, für ihn zu beten.

Kardinal Tarcisio Bertone blickte in seiner Dankesrede auf seinen siebenjährigen Dienst unter Benedikt XVI. und seine sieben Monate währende Amtszeit unter Papst Franziskus zurück. Eine „vollständige Bilanz" falle ihm schwer, so Bertone. Er und seine Mitarbeiter hätten auch so „manches Opfer" gebracht. Benedikt XVI. würdigte der langjährige Staatssekretär des deutschen Papstes als „"Reformator des Gewissens und des Klerus":

„Sein Pontifikat ist durch starke pastorale Projekte gekennzeichnet gewesen: das Paulus-Jahr , das Priesterjahr und das zu Ende gehende Glaubensjahr. Er hat schwer an den Krankheiten gelitten, die das Gesicht der Kirche verunstalten und hat sie deshalb mit einer neuen Gesetzgebung ausgestattet, die mit Entschiedenheit das schändliche Phänomen der Pädophilie im Klerus bekämpft. Und er hat dabei nicht vergessen, neue wirtschaftlich-administrative Normen auf den Weg zu bringen."

Benedikt XVI.: Ein pastorales Pontifikat
Benedikt habe der Kirche ein tiefes Verständnis als Gemeinschaft vermittelt, so Bertone weiter, und sie zugleich befähigt, „zur Welt zu sprechen", „zum Herzen und zum Intellekt eines jeden Menschen mit doktrineller Klarheit und gedanklicher Größe", so Bertone mit Verweis unter anderem auf die großen Reden und Enzykliken des deutschen Papstes. Franziskus führt laut Bertone den begonnenen Weg weiter:

„Heute sehe ich in Papst Franziskus nicht so sehr eine Revolution, sondern eine Kontinuität mit Papst Benedikt XVI., wenn auch die Akzente und die Abschnitte des persönlichen Lebens unterschiedlich sind (…) Das Zuhören, die Zärtlichkeit, die Barmherzigkeit und das Vertrauen sind wunderbare Eigenschaften, die ich persönlich mit Ihnen, Heiliger Vater, erfahren durfte, in den vielen Unterredungen, Gesten, Überraschungen am Telefon und den Aufgaben, die Sie mir auftrugen. Danke Papst Franziskus für Ihr Wohlwollen!"

Dem Papst und dem neuen Staatssekretär wünschte Bertone viel Erfolg bei der Bewältigung ihrer Aufgaben:

„Maria helfe Papst Franziskus und dem neuen Staatssekretär, Seiner Exzellenz Erzbischof Pietro Parolin, dem wir wünschen, dass er bald kommen kann, die Knoten zu lösen, die die Kirche immer noch behindern, in Christus im Herzen der Welt zu sein, dem erhofften und ständig angerufenen Horizont. Das ist unser inbrünstiges Gebet. Danke, Heiliger Vater!"

Der neue Staatssekretär
Erzbischof Pietro Parolin stammt aus der italienischen Provinz Vicenza in Norditalien, wo er 1955 in der Stadt Schiavon geboren wurde. Sein Theologiestudium absolvierte er in Mailand, nach seiner Priesterweihe war er zunächst als Kaplan tätig, bevor er 1984 zum Weiterstudium an die päpstliche Diplomatenakademie wechselte. 1986 promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fach Kirchenrecht. Erste diplomatische Stationen waren Nigeria und Mexiko, danach wechselte er zurück in das Staatssekretariat, wo er zwischen 2002 und 2009 das Amt des Untersekretärs inne hatte. Seit 2009 war er Nuntius in Venezuela, im selben Jahr wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Bischof geweiht. (rv)

Libanon/Syrien: Kardinal Rai warnt vor Religionskrieg

Der Konflikt in Syrien könnte zu einem Religionskrieg werden. Davor warnt der maronitische Patriarch im Libanon, Kardinal Bechara Boutros Rai, wie die die libanesische Zeitung „L’Orient le Jour" an diesem Montag berichtet. Es gäbe einen „heuchlerischen Plan", das Christentum im Nahen Osten zu zerstören, so das maronitische Oberhaupt. Damit würde jedoch auch das Jahrhunderte lange Zusammenleben von Christen und Muslimen im Orient beseitigt. Dies führe dann zwangsläufig zu einem Religionskonflikt, befürchtet Boutros Rai. Vergangene Woche empfing der Kardinal die Delegation einer französischen Friedensinitiative, die sich für das Zusammenleben von Christen und Muslime einsetzt. (rv)

Kardinal Erdö Generalrelator der Außerordenlichen Bischofssynode 2014

Papst Franziskus hat den ungarischen Primas, Kardinal Peter Erdö, zum Generalrelator der Außerordentlichen Bischofssynode 2014 ernannt. Das Treffen der Bischöfe wird vom 5. bis 19. Oktober des kommenden Jahres zum Thema „Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" stattfinden. Als Sondersekretär jener Synode hat Papst Franziskus an diesem Montag den italienischen Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, ernannt. Kardinal Erdö ist auch Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE. (rv)

„Vorhof der Völker“ in Berlin – Programm im Vatikan vorgestellt

Vom 26. bis 28.November 2013 ist der „Vorhof der Völker" in Berlin zu Gast. Der emeritierte Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch stellte an diesem Montag in Rom das Programm vor. Es handele sich um ein Treffen für „Gottgläubige, Agnostiker und Atheisten". In der deutschen Bundeshauptstadt soll es „um die Tiefe des ethischen Humanismus und um die Weite des Gottesglaubens" gehen. Auch werde die „Freiheit der Kunst" erörtert sowie Fragen „um die Anmut und Würde von Menschlichkeit und Frömmigkeit" behandelt. Der Generalsekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langedörfer erläuterte weitere Einzelheiten des Treffens, dass die Erzdiözese Berlin zusammen mit dem Päpstlichen Kulturrat organisiert:

„Die intellektuellen Kräfte in Berlin, die Guardini-Stiftung und die Katholische Akademie in Berlin sind an dem Projekt beteiligt. Es ist wichtig, dass es in Berlin auch eine intellektuell kirchlichgeprägte Präsenz gibt. Das tut allen Beteiligten gut, auch denen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Beim ,Vorhof der Völker´ sind die Symbole der Orte wichtig. Es sind Orte, an den sich auch Freiheit heutzutage thematisieren lässt. Die politische Freiheit wird beispielsweise im Roten Rathaus thematisiert. Wir gehen auch in das wichtigste und bekannteste Krankenhaus dieser Stadt. Es ist die Universitätsklinik ,Charité`, die in der deutschen Geschichte eine bedeutende Rolle spielte. Dort geht es um die Frage der Freiheit in der Biotechnik." (rv)

Zollitsch gegen „Schnellschuss“ im Bistum Limburg

Erzbischof Robert Zollitsch„Ich bin kaum in Rom gelandet, aber immer wieder angesprochen worden auf die Situation bei uns im Bistum Limburg." Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an diesem Montag vor der Presse im Vatikan. „Ich war am vergangenen Donnerstag bei der Bundespressekonferenz in Berlin, und da habe ich an diesem Vormittag erfahren, dass die Staatsanwaltschaft in Hamburg einen Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen den Bischof von Limburg veröffentlicht hat." Gleichzeitig wurde die Kostenexplosion beim Bau des Diözesanen Zentrums an der Lahn bekannt. Das alles habe ihn „persönlich sehr bewegt", so Zollitsch: „Den Vorgang verfolge ich aufmerksam und auch mit großer Sorge, denn das ist für uns tatsächlich ein entscheidender Schritt, den wir da sehen."

„Steht mir nicht zu, zu urteilen"

Allerdings stehe es ihm nicht zu, „über den Antrag der Staatsanwaltschaft Hamburg oder über den Bischof von Limburg zu urteilen", sagte Zollitsch. „Ich bin mir aber sicher, dass sich der Bischof von Limburg gründlich und auch mit der nötigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt." Dass er gerade in Rom sei, liege vor allem an der Sitzung des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, dem Zollitsch angehört; aber natürlich wolle er die Gelegenheit zu einigen Gesprächen über die Causa Limburg nutzen, „um zur Klärung beizutragen".

„Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst; die vom Bischof erbetene Prüfungskommission über die Finanzen – was die Ausgaben waren – habe ich auch eingesetzt. Diese Prüfungskommission nimmt noch diese Woche ihre Arbeit auf." Interne und externe Fachleute, deren Namen fürs erste geheim blieben, gehörten dem Gremium an. Wie lange die Untersuchung dauern werde, lasse sich jetzt noch nicht sagen. „Natürlich wird zum Schluss die Sache veröffentlicht werden, und dann wird auch bekannt gegeben werden, wer diese Leute sind." Der Auftrag der Kommission sei ein dreifacher: Klärung der Kosten des Bauprojekts in Limburg, Klärung seiner Finanzierung – und Nachvollzug der Entscheidungswege.

„Erst den Prüfbericht abwarten"

„Wir warten nun alle, wie nun dieses Ergebnis sein wird, um dieses Ergebnis dann mit dem Bischof zu besprechen und zu schauen, welche Konsequenzen dann daraus zu ziehen sind." Dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz ist durchaus klar, „dass das auch eine Frage der Glaubwürdigkeit ist" und darum nicht der Eindruck entstehen darf, die Klärung werde auf die lange Bank geschoben. „Wir werden so zügig handeln, wie das möglich ist! Sie werden aber verstehen, dass, wenn eine sachliche Klärung angesetzt ist, ich natürlich auch die sachliche Klärung abwarten muss. Ich kann nicht den Leuten jetzt den Auftrag geben, die Sache zu klären, und schon vorher sagen, was alles herauskommt."

Noch in dieser Woche – dem Vernehmen nach am Donnerstag – wird Erzbischof Zollitsch mit Papst Franziskus über die Causa Tebartz-van Elst sprechen. Er habe schon einiges schriftliche Material nach Rom geschickt, wisse aber vorab nicht, „was der Papst gelesen hat". Zum Trommelfeuer immer neuer medialer Enthüllungen über Limburger Baukosten sagt Zollitsch: „Der Druck ist für mich von der psychologischen Seite her sehr groß, denn die Leute warten auf Klarheit. Und ich muss schauen, wie wir es fertig bringen, dass wir auch vermitteln können, dass wir eine sachliche Klärung brauchen und nicht durch einen Schnellschuss am Ende auch wieder neue Fehler machen können." (rv)

Pakistan: Blasphemiegesetzt bleibt umstritten

PakistanImmer wieder wird die Abschaffung des sog. Blasphemiegesetz in Pakistan gefordert. Gotteslästerung werde zum Vorwand genommen für Übergriffe gegen Minderheiten, so internationale Menschenrechtsgruppen und katholische Hilfswerke wie zum Beispiel „Missio". Zuletzt kam es zu Gewalttätigkeiten gegen Besucher einer christlichen Kirche, bei der 120 Menschen starben.

Joseph Coutts ist Erzbischof von Karachi. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, dass das Blasphemiegesetz leicht missbraucht werden könne. Man dürfe nicht extremistische Minderheiten mit dem Islam gleichsetzen.

„Das Gesetz wendet sich eigentlich nicht direkt gegen Christen. Das Problem ist, dass das Gesetz sehr leicht missbraucht werden kann. Das Gesetz kann auch einen Moslem treffen. Wenn erst einmal jemand der Blasphemie angeklagt wird, ist es sehr schwierig seine Unschuld zu beweisen. Es wird noch gefährlicher, wenn der Imam über die Lautsprecher der Moschee verkündet, dass jemand blasphemisch geredet hat. Das ist 2009 in einer kleinen Stadt namens Gojra passiert, worauf hin ohne Überprüfung der Tatsachen das Christenviertel überfallen wurde. Dabei kamen acht Menschen ums Leben. Es gab auch viele gute Muslime, die nach den Übergriffen gesagt haben, das hätte nicht passieren dürfen."

Über das Schicksal von Asia Bibi, die seit 2009 wegen des Blasphemiegesetzes in Haft ist, gibt es nichts neues zu berichten, so der Erzbischof. Derzeit warte man auf das Urteil des Berufungsgerichtes.

„Wir dürfen nicht vergessen: Wenn wir von Terroristen und Extremisten reden, dann sind nicht alle Muslime so. Die Mehrheit der Moslems in Pakistan ist sehr moderat. Wir leben gut zusammen, und auch Moslems besuchen unsere christlichen Schulen. Es waren auch viele Moslems dabei, die nach den letzten Übergriffen zu mir gekommen sind und ihr Mitleid ausgedrückt haben. Es gibt Gruppen – so die Menschenrechtskommission oder auch unabhängige Gruppen -, bei denen fast alle Moslems sind und sie sind sehr gut. Sie erheben ihre Stimme bei Übergriffen gegenüber religiösen Minderheiten, aber auch bei anderen Ungerechtigkeiten." (rv)

D: Medienhype um Limburg – Ein Kommentar

B_Tebartz_van_ElstIn einem Kommentar zum gegenwärtigen Medienhype um den Limburger Bischof betont der Redaktionsleiter von Radio Vatikan P. Bernd Hagenkord SJ, dass ohne Transparenz, Offenheit und Verantwortung das Bistum Limburg und die deutsche Kirche nicht zur Ruhe kommen werden. Zugleich hinterfragt er aber kritisch die Berichtserstattung in den deutschen Medien

„Gottes teurer Diener" ist der Titel des neuen Spiegel. Seit Tagen hören wir dauernd Neues aus Limburg, die großen Medien werden nicht müde, jede Einzelheit und jeden Vorwurf einzeln zu benennen. Quasi im Stundentakt wurden die Meldungen aktualisiert, kommt Bischof Tebartz-van Elst nach Rom, kommt er nicht, Kameras wurden am Flughafen aufgebaut, Listen im Internet veröffentlicht, mit Titeln wie „Protzbischof" das Urteil gleich vorweg genommen und mit dem Vergleich zu Papst Franziskus ein medial schön aufzubereitender Kontrast geschaffen.
Die Geschichte um den Limburger Bischof hat zwei Enden. Das eine Ende ist Transparenz, Offenheit und Verantwortung. Ohne das kommt das Bistum und kommt der Bischof nicht aus der Situation heraus. Was auch immer beim Bau des Bischofshauses und beim Flug nach Indien vorgefallen ist, Ehrlichkeit und Transparenz sind notwendige Schritte. Und natürlich, Verantwortung zu übernehmen. Vor allem anderen muss das immer wieder klar gemacht und betont werden.
Das zweite Ende ist aber der Überdreh, den wir im Augenblick medial beobachten. Medien verstärken Prozesse, das ist Teil des Lebens. Aber wenn man sich nur noch gegenseitig zitiert, wenn überteuerte Badewannen wichtiger sind als Koalitionsgespräche in Berlin oder Tote vor Lampedusa, dann stimmt da was nicht.
Wenn wir die Transparenz und die Verantwortung einfordern, und es gibt wenige Katholiken, die das nicht wollen, dann hilft es nicht, ein Spektakel zu inszenieren. Und genau das wird gerade inszeniert. Die Frage lautet immer cui bono, wem hilft es? Der Wahrheit, Aufklärung und der Übernahme von Verantwortung? Wenn ich an diesem Wochenende durchs Internet blättere dann habe ich den Eindruck, dass wir diese Perspektive bereits verloren haben. Von diversen Eintragungen bei Facebook mal ganz zu schweigen. Hier wird nur noch getrieben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich sehe die Vorwürfe nicht als Ergebnis einer Medienkampagne. Aber die Kirche steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise, immer noch. Da helfen keine medial inszenierten Opferhandlungen, sondern – ich wiederhole – Transparenz und das Übernehmen von Verantwortung. Das ist das einzige, was mich im Augenblick an der Debatte interessiert. (rv)

Heiligsprechungen der Päpste: Keine Eintrittskarten nötig

VatikanAn der Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. kann jeder teilnehmen und eine Eintrittskarte ist nicht nötig. Das kündigt die Präfektur des Päpstlichen Hauses in einem Statement von diesem Samstag an. Jeder, der rechtzeitig am 27. April 2014 am Petersplatz sei, dürfe an den von Papst Franziskus vorgenommenen Heiligsprechungen teilnehmen. (rv)

Bischof Ackermann: „Wir wollen Klarheit in Limburg“

Die deutschen Bischöfe wollen eine schnelle Lösung der Krise im Bistum Limburg. Angesichts der sich zuspitzenden Lage ist bei den deutschen Oberhirten eine Schmerzgrenze erreicht, lässt der Trierer Bischof Stephan Ackermann im Interview mit Radio Vatikan durchblicken. Das Vertrauen im Bistum sei „massiv gestört", klagte Ackermann, dessen Bistum an das Bistum Limburg angrenzt. Der Bischof äußerte sich am Donnerstagabend am Rande einer Veranstaltung zum Thema Religionsfreiheit in der deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom.

„Das gilt für mich als Bischof von Trier, ich bin ja unmittelbarer Nachbar zu Limburg, aber das gilt im Grunde für alle Bischöfe in Deutschland: Dass wir wirklich auch mitleiden in der Situation, das heißt, mit dem Bischof und mit dem Bistum, mit den Menschen. Weil man ja sieht: Das hat sich irgendwie derart verknotet, dass es schwierig ist, eine Lösung zu sehen. Wir wissen, und das wird von allen Seiten auch gesagt, das ist unbestritten, dass Kardinal Lajolo wirklich eine gute Mission erfüllt hat. Wichtig ist natürlich, dass es jetzt noch mehr Klarheit gibt. Es wird die Kommission ja geben von Seiten der Bischofskonferenz, was die Kosten des Bischofshauses bzw. des diözesanen Zentrums angeht. Aber das Entscheidende ist, dass Wege wieder zueinander gefunden werden. Und das Vertrauen ist ja massiv gestört, das muss man ja ganz nüchtern so sagen."

Bischof Ackermann erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan auch, warum sich die deutschen Bischöfe mit einer gemeinsamen Stellungnahme in der Frage Limburg bisher zurückgehalten haben:

„Es ist ja schon gesagt worden: Warum melden sich die Bischöfe nicht deutlicher zu Wort, auch sozusagen, indem sie den Bischof stützen, aber ich glaube, es gibt auch von unserer Seite gewisse Hilflosigkeiten, weil man natürlich die Situation letztlich auch nicht wirklich überblicken kann, sondern das mitbekommt, was an Stellungnahmen da ist, und das ist wirklich bestürzend und schmerzlich für alle." (rv)