D: Abschluss des Lajolo-Besuchs im Bistum Limburg

LajoloHier die Erklärung im Wortlaut (veröffentlicht im Bistum Limburg):

"Gemeinsame Erklärung des Bischofs von Limburg und des Limburger Domkapitels zum Abschluss des Besuches von Giovanni Kardinal Lajolo im Bistum Limburg:


Die väterliche Sorge des Bischofs von Rom, Papst Franziskus, der im Kollegium der Bischöfe „den Vorsitz in der Liebe führt", ist im brüderlichen Besuch von Giovanni Kardinal Lajolo überzeugend zum Ausdruck gekommen.
1. Den eindringlichen Appell des Heiligen Vaters an uns im Bistum Limburg, den Frieden zu suchen und die Einheit zu wahren, haben wir mit Dankbarkeit aufgenommen.

2. Der Zweck des Besuches war, ein klares und differenziertes Bild von der Situation der Diözese zu gewinnen und alle zum Verständnis füreinander und zur Eintracht zu bewegen.

3. Der Kardinal hat im Laufe der Woche eine Fülle von Gesprächen mit dem Bischof, dem Domkapitel, Vertretern des Priesterrates und der synodalen Gremien sowie mit weiteren Ordensleuten, Priestern und Laien geführt und wird den Heiligen Vater darüber ausführlich informieren.

4. Der Bischof hat zugesichert, dass er alle Kosten für die Baumaßnahme auf dem Domberg umgehend im Bischöflichen Ordinariat feststellen lassen und der Sonderprüfung einer Kommission zugänglich machen wird, die er beim Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz erbeten hat. Der Abschlussbericht der Kommission, der alle Kosten, die Finanzierung und die eingeschlagenen Verfahrenswege überprüft und erfasst, wird offengelegt.

5. Der Bischof hat erneut seinen festen Willen zum Ausdruck gebracht, bei der Leitung der Diözese von den Beratungsorganen regelmäßigen und verlässlichen Gebrauch zu machen, die dafür im allgemeinen und partikularen Kirchenrecht vorgesehen sind.

6. Dem Wunsch des Heiligen Vaters entsprechend, wird das Domkapitel diesen Weg des Bischofs aufmerksam und loyal begleiten.

7. Der Bischof vertraut darauf, dass die Konferenzen und Räte auf diesem Weg dazu beitragen, die anstehenden Probleme im Geist der Offenheit und der Geschwisterlichkeit zu lösen.

Möge der Herr die vielen Gebete, die für das Bistum und den Bischof vor ihn getragen werden, in seiner großen Barmherzigkeit erhören.

Limburg, am Fest Kreuzerhöhung, 14.9.2013

Giovanni Kardinal, Lajolo Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Domdekan Günther Geis"

(Quelle: Bistum Limburg)

Polen/Vatikan: Genderideologie in der Kritik

In Krakau findet derzeit eine internationale Tagung zum Thema „Die Familie im heutigen Europa" statt. Auf der u.a. von der COMECE (Kommission der europäischen Bischofskonferenzen) und der Päpstlichen Universität in Krakau organisierten Tagung wird über Schwierigkeiten und Herausforderungen für die Familien in Europa debattiert. In seinem Eröffnungsvortrag diagnostizierte der örtliche Kardinal Stanislaw Dziwisz die sog. Homo-Ehe und die Genderideologie als Hauptproblem. Wir haben mit dem Präsidenten des Päpstlichen Familienrats, Erzbischof Vincenzo Paglia gesprochen. Er betont die trotz aller kulturellen Wandlungen bleibende Sehnsucht nach stabilen familiären Bindungen:

„Ich denke, dass die Debatte an der Front der „Genderideologie" mit Bestimmtheit – auch wissenschaftlich – fortgesetzt werden muss. Denn viele wollen kämpferisch beweisen, dass die Kultur von der Natur des Menschen absehen könne. Aber das ist Unsinn. Schon wenn man auf die Bedürfnisse der Kinder schaut, dann ist doch offensichtlich, dass jeder einen Vater und eine Mutter braucht. Wir traurig ist die Definition „Eltern A" und „Eltern B"! Es ist absolut nicht wahr, was viele behaupten, nämlich dass das Geschlecht gleichgültig ist. Ich denke es ist wichtig, und das gilt auch für Menschen, die nicht glauben, immer und immer wieder darüber nachzudenken, denn wir brauchen da eine tiefgehende Reflexion."

Der polnische Präsident Bronislwa Komorowski hatte in seinem Grußwort auf die Zunahme des Phänomens alleinerziehender Eltern hingewiesen; während der Apostolische Nuntius Celestino Migliore europaweit zum Schutz der Familie aufrief, unabhängig vom politischen und sozialen Kontext. (rv)

EU/USA: Frauen im Kardinalsamt

Birett2Katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA haben an Papst Franziskus appelliert, auch Frauen zu Kardinälen zu erheben. Bis ins 19. Jahrhundert seien gelegentlich Laien ins Kardinalsamt berufen worden, heißt es in einem am Donnerstag in Oberursel vorab veröffentlichten Aufruf, der in Kürze in den Zeitschriften „Aufbruch" (Schweiz) und „Publik-Forum" (Deutschland) publiziert wird. „Weder in der Bibel noch in der Dogmatik und der kirchlichen Tradition spricht irgendein Argument dagegen, das den Papst daran hindern könnte, eine solche Maßnahme baldmöglichst in die Tat umzusetzen." Das Kirchenoberhaupt sei frei, die im Kirchenrecht vorausgesetzte Weihe zu erlassen. (rv)

Pater Lombardi: „Beim Papst ist Franziskus Programm“

Vor genau sechs Monaten, am 13. März 2013, trat Jorge Mario Bergoglio die Nachfolge von Benedikt XVI. auf dem Stuhl Petri an. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zieht im Interview mit Radio Vatikan Bilanz über die ersten Monate eines Papstes, der neue Akzente setzte.

„Die erste Neuheit, würde ich sagen, ist der Name. Der hat mich von Anfang an berührt: Franziskus – das ist neu, kein Papst hat sich zuvor so genannt. Und mit diesem Namen kommt die Erklärung, vom Papst selbst gegeben: ,Arme, Frieden, Hüter der Schöpfung‘. Und wir haben schon gesehen, dass das wirklich Grundzüge seines Pontifikates sind, zumindest bisher die Armen und der Frieden. Es sind äußerst aktuelle Fragen, etwa sein extrem mutiger Einsatz für Frieden in Nahost in den letzten Wochen."

Als erster Papst aus Lateinamerika trage Franziskus positiv zu einer „Horizonterweiterung" der Kirche bei, so Lombardi weiter. Das sei ganz deutlich beim Weltjugendtag geworden, bei dem der Papst mit seiner Volksnähe und einfachen Sprache ganz Hirte gewesen sei:

„Alle Päpste waren ,universell’, waren Päpste, die die Welt im Herzen trugen und nicht parteiisch waren. Ich denke aber, dass die Wahl eines Papstes von einem anderen Kontinent doch etwas Besonderes im Stil mit sich bringt, in der Perspektive. Und das ist etwas, das sich die universelle Kirche wünscht, das die Kardinäle wollten und das wir schätzen, eine weitere Bereicherung auf dem Weg der universellen Kirche."

Drittes Merkmal des neuen Papstes und seines Pontifikates laut Jesuit Lombardi: Missionarität. Franziskus stehe für eine nicht selbstbezügliche Kirche, eine Kirche, die aus sich selbst hinausgehe, an die Ränder der Welt. Mit diesem Papst könne das Schiff der Kirche „ohne Angst ins Weite" segeln, schwärmt Lombardi, „mit der Freude, dem Geheimnis Gottes in neuen Horizonten zu begegnen". Dass Franziskus große Begeisterung und großes Interesse auslöst, erklärt sich Lombardi folgendermaßen:

„Ich glaube und hoffe, dass der Hauptgrund dieses Interesses tief geht und dass es damit zu tun hat, dass dieser Papst sehr auf einem Gott besteht, der liebt, der barmherzig ist, der immer vergibt, der Demut zeigt. Und damit, scheint mir, berührt er zutiefst die Männer und Frauen unserer Zeit, und er weiß, wie tief verletzt diese sind – verletzt durch viele schwierige Erfahrungen, Frustrationen, Ungerechtigkeiten, durch große Armut und Marginalisierung in der heutigen Welt."

Barmherzigkeit – ein Schlüsselbegriff in Jorge Mario Bergoglios Denken und Wirken als Jesuit und als Papst. Das rühre alle an, auch die Nicht-Glaubenden, fährt Lombardi fort. Mit Blick auf die Kurienreform, die auf den Weg gebracht ist, warnt der Sprecher vor zu großen Erwartungen. Auch wenn Franziskus notwendige Strukturreformen eingeleitet habe, gehe es doch um eine Erneuerung der Kirche im Inneren – man solle sich also nicht nur auf äußere Formen versteifen, rät Lombardi. Die Erneuerung der Kirche und die Aufgabe der Kirche mit Franziskus sieht er woanders:

„Eine Kirche unterwegs, fähig zur Solidarität, Begleiterin einer Menschheit unterwegs. Da werden wir uns noch viele Gesten und Entscheidungen erwarten können und müssen. In diesen Wochen haben wir das große Thema Frieden und die Menschen, die unter Spannungen und Kriegen leiden, aber es gibt auch viele andere Punkte: die Nähe zu Flüchtlingen und zu anderen, die ausgegrenzt sind, Strafgefangene usw."

Nach der Präsenz „zweier Päpste" im Vatikan gefragt, unterstreicht Lombardi das persönlich gute Verhältnis des neuen Papstes zu seinem Vorgänger. Benedikt XVI. unterstütze die Kirche weiter durch seine Spiritualität und sein Gebet, über seine Anwesenheit im Vatikan seien alle, angefangen bei Franziskus, „sehr glücklich":

„Ich glaube, dass wir – auch wenn wir ihn nicht oft sehen – immer seine Anwesenheit und seine Zuneigung spüren, sein Gebet, seine Weisheit und seinen Rat, mit dem er seinem Nachfolger bei Bedarf immer zur Verfügung steht."

Mit Blick auf seine eigene Arbeit als Vatikansprecher unterstreicht Lombardi, es habe sich nicht allzu viel verändert. Sicher, mit einem solch aktiven und intensiven Papst gebe es schon ein wenig mehr zu tun:

„Sagen wir so: Es gibt viel zu tun, um ihm zu folgen, aber er spricht für sich selbst." (rv)

Kardinal Ravasi: Papstbrief ist „Manifest“ des Vorhofs der Völker

Als „Manifest" im Dialog mit Nichtglaubenden sieht Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Kulturrates den Offenen Brief von Papst Franziskus. Der umtriebige Kardinal freut sich, dass Franziskus an Nichtglaubende geschrieben hat, denn dieses Thema beschäftigt auch Ravasi. Er organisiert den „Vorhof der Völker". Die Veranstaltungsreihe wurde 2009 von Benedikt XVI. ins Leben gerufen und bringt Vertreter der katholischen Kirche, Atheisten und Agnostiker miteinander ins Gespräch. Im Interview mit Radio Vatikan sagte Ravasi:

„Ich glaube, dass dieser Text von Franziskus in gewisser Weise zum Manifest des Vorhofs der Völker werden könnte – wegen seiner Inhalte, aber auch aufgrund der Methode des Dialogs an sich. Es gibt da einen bedeutungsvollen Satz: ,Der Gläubige ist nicht arrogant, sondern demütig‘. Das haben wir auch beim Vorhof der Völker immer wieder festgestellt. Der Glaube ist Licht und nicht dunkler, mysteriöser Schatten."
Franziskus‘ Offener Brief an die Nichtgläubigen, der am Mittwoch in der linksliberalen italienischen Tageszeitung „La Repubblica" veröffentlicht worden war, könne so quasi die Schirmherrschaft des „Vorhofs der Völker" vom 25. September in Rom übernehmen, so Ravasi. Zum Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen werde auch der Gründungsherausgeber der „Repubblica", Eugenio Scalfari, erwartet. Genau er war der Auslöser für den jetzigen Brief des Papstes: Scalfari hatte unter dem Titel „Fragen eines Nichtglaubenden an den Jesuitenpapst, der sich Franziskus nennt" im Juli zuerst einen Offenen Brief an das Kirchenoberhaupt gerichtet. Die Antwort des Papstes druckte die Zeitung dann an diesem Mittwoch unter der Überschrift „Wahrheit ist nie absolut" ab. Dazu Ravasi:„Dieses nicht-absolut-Sein der Wahrheit – wie es ja Franziskus auch erklärt – ist lebendiger Ausdruck der Wahrheit. Die Wahrheit geht uns aufgrund ihrer Natur voraus, und sie übersteigt uns. Deshalb brauchen wir eine Beziehung zur Wahrheit, die uns umgibt. Für den Gläubigen ist das ganz klar etwas Göttliches, Transzendentales. Für den Nichtgläubigen ist es der Horizont, unter dem man sich bewegt."Für Kardinal Ravasi ist das ein gutes Fundament für einen fruchtbaren Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. (rv)

Osservatore Romano: Glaubenskongregation zur Befreiungstheologie

Die Stellungnahmen der Glaubenskongregation zur Befreiungstheologie sind keineswegs so ablehnend gewesen wie oft dargestellt. Das betont der peruanischen Theologe Gustavo Gutierrez am Mittwoch im Interview mit der Vatikanzeitung. Der Mitbegründer der Befreiungstheologie trifft diese Woche den Papst. Es ist das erste Mal, dass der „Osservatore Romano" ein Gespräch mit einem führenden Vertreter dieser Theologierichtung abdruckt. (rv)

Abends in den Vatikanischen Museen: „Das muss man einfach erleben!“

VatikanplatzSeit dem sechsten September sind die Vatikanischen Museen freitags auch abends geöffnet: von 19 bis 23 Uhr bietet sich den Besuchern dann eine ganz besondere Atmosphäre. Was es mit der ungewöhnlichen Öffnungszeit des Museums bis in die Nacht auf sich hat, das hat Radio Vatikan den Direktor der vatikanischen Museen, Antonio Paolucci gefragt:

„Der Gedanke hinter den verlängerten Sommeröffnungszeiten – also vom späten Nachmittag bis zur Nacht – ist, dass wir in den Vatikanischen Museen auch ein Angebot für die Römer machen wollen. Ich glaube, die Römer fühlen sich oft ausgesperrt aus ihren eigenen Museen: Sie sehen die nicht enden wollenden Schlangen der Besucher vor den Vatikanischen Museen und denken, dass die Museen des Papstes in gewisser Weise nicht mehr ihre Museen sind. Wir wünschen uns, dass die Römer auch wieder in die Museen zurückkehren, zumindest für ein paar Stunden im Sommer."

Die Vatikanischen Museen sind nämlich auch für die Römer gedacht, sogar besonders für sie, erläutert Paolucci:

„Das kann man in den Museen überall auf Latein lesen: Die Päpste der Vergangenheit haben genau ihnen, dem ,Populo romano‘, dem römischen Volk, ihre Museen und ihre Kunstsammlungen gewidmet. Und mit der verlängerten Freitagsöffnungszeit bieten wir den Römern – den Familien, den Paaren und ihren Freunden – eine Gelegenheit, diese Museen wieder zu ihren zu machen."

Und wie ist die Atmosphäre so abends in den Vatikanischen Museen?

„Durch die besonderen Lichtverhältnisse ergeben sich ganz zauberhafte Stimmungen: Die Hauptwerke der klassischen Skulptur, zum Beispiel die Laokoon-Gruppe oder der Apollo von Belvedere im Hof unter dem Himmel einer Sommernacht – ich glaube, dass ist eines der bewegendsten Erlebnisse, das man haben kann. Und alles ohne Stress, ohne Angst, gleich wieder gehen zu müssen – einfach in Ruhe schauen, glücklich sein, diese Werke sehen: Das macht die Schönheit der Museen aus."

Und noch etwas sorgt für eine ganz besondere Stimmung: Bei den Abendbesuchen im Museum gibt es auch Musik. Das Zusammentreffen von so viel Kunst auf einmal in Worte zu fassen, das sei gar nicht wirklich möglich, meint der Museumsdirektor. Sein Vorschlag:

„Ach, kommen Sie doch einfach mal vorbei. Dann werden Sie das verstehen. Wie erklärt man das, wenn man Mozarts ,Don Giovanni‘ hört und dabei umgeben ist von Fresken, zum Beispiel von Raffello oder Pinturicchio? Das muss man erleben, um es zu verstehen: Musik und Kunst sind zwei Varianten, Gefühle auszudrücken. Die Kunst drückt sich auf tausend verschiedene Arten aus, das ist das Schöne daran."

Also, ob Römer oder Pilger: Auf geht es am Freitagabend in die Vatikanischen Museen! Angst vor einer langen Warteschlange muss dann auch keiner haben: Rein kommen nur die, die sich vorher im Internet auf der Seite museivaticani.va vorangemeldet haben. Einlass ist von 19.00 bis 21.30 Uhr. Gelegenheit zum Abendbesuch in den vatikanischen Museen gibt es noch bis zum 25. Oktober, danach gelten wieder die normalen Öffnungszeiten. (rv)

Ägypten: „Verfassung bleibt islamisch“

Ägyptens neue Verfassung wird nach Einschätzung eines islamischen Rechtsexperten ihre islamische Prägung behalten. Die Verfassung sei „in guten Händen"; nichts werde „auf Kosten des Islam" oder der islamischen Identität verändert. Das sagte Abdullah al-Naggar nach Angaben der Kairoer Zeitung „Al-Masry Al-Youm". al-Naggar vertritt die al-Azhar-Universität im Komitee zur Überarbeitung des Verfassungstextes. Unter den 50 Mitgliedern des Komitees sind auch drei Vertreter der Christen. Die Salafisten rief al-Naggar auf, in der Arbeit an der neuen Verfassung zu kooperieren und zugleich anderen Sichtweisen Raum zu geben. Die Kairoer Al-Azhar-Universität ist die angesehenste Lehrinstanz im sunnitischen Islam.

Der umstrittene Artikel 219, der die Interpretation des islamischen Religionsrechts festlegt, sei vom Verfassungskomitee noch nicht revidiert worden, so al-Naggar. Dieser Abschnitt ergänzt den zweiten Verfassungsartikel, der die Prinzipien des islamischen Rechts, der Scharia, als Rechtsquelle definiert. Beide Artikel im Verfassungstext vom Dezember 2012 wurden von säkularen und nicht-muslimischen Gruppen kritisiert.

Eine Erklärung von al-Azhar am Wochenende bekräftigt, dass auch die christlichen Kirchen einverstanden sind mit dem islamischen Element in der künftigen Verfassung. Es sei mit den drei Kirchen im Land abgesprochen, dass „es eine Verfassung geben soll, die die islamische Identität des Landes unterstreicht und besonderen Wert auf nationale Aussöhnung durch die Überwindung politischer Einzelinteressen legt", so die Erklärung. Die christlichen Vertreter im Ausschuss, der vom früheren Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, geleitet wird, sind der koptisch-orthodoxe Bischof Paula (Eparchie Tanta), der koptisch-katholische Bischof Antonios Aziz Mina und der Vorsitzende der evangelischen Glaubensgemeinschaft Sawfat al-Bayyady. In der Kommission ist auch die salafistische al-Nour-Partei vertreten, während die Muslimbrüder sie boykottieren.

Der Minister für religiöse Angelegenheiten, Mohammad Mokhtar Gomaa, hat etwa 55.000 islamischen Predigern das Recht entzogen, sich in einer Moschee zu Wort zu melden. Das berichtet an diesem Mittwoch der Fernsehsender al-Arabiya. Die Prediger hätten nicht über die nötige Lizenz verfügt. Die Maßnahme soll die Muslimbrüder treffen, deren Bewegung offenbar wieder vor einem Verbot steht.

Im ägyptischen Minya hat die Polizei am Dienstag 27 Verdächtige festgenommen. Sie sollen an Anschlägen auf Kirchen sowie Polizeistationen und öffentliche Einrichtungen beteiligt gewesen sein. Bei der Razzia wurden nach Zeitungsangaben 16 Feuerwaffen sichergestellt, die zuvor aus Polizeistationen geraubt worden waren. Die Vorwürfe gegen die Verhafteten beziehen sich auf die gewaltsamen Ausschreitungen, die nach der Entmachtung von Staatspräsident Mohammed Mursi Anfang Juli landesweit ausgebrochen waren. Nach einer Schadensliste des koptischen Patriarchats waren bei den Unruhen allein in der mittelägyptischen Provinz Minya 25 Kirchen und kirchliche Einrichtungen unterschiedlicher Konfessionen angegriffen und teils zerstört worden. Landesweit waren nach Kirchenangaben 58 kirchliche Gebäude sowie rund 90 Geschäfte und 40 Privathäuser in koptischem Besitz betroffen. (rv)

Papst trifft auf Sardinien Strafgefangene

SardinienPapst Franziskus wird bei seinem Sardinien-Besuch am 22. September auch Roma, Strafgefangene und Arme treffen. Das geht aus dem Reiseprogramm hervor, das der Vatikan am Mittwoch veröffentlicht hat.

Demnach wird der Papst um 8.15 Uhr auf dem Flughafen Cagliari-Elmas erwartet, wo er unter anderem von der italienischen Justizministerin Anna Maria Cancellieri empfangen wird. Im Zentrum von Cagliari trifft er anschliessend mit Arbeitern und Kranken zusammen. Höhepunkt der eintägigen Reise ist eine Messe vor dem Marienheiligtum von Bonaria, zu der mindestens 80.000 Menschen erwartet werden. Nach einem Mittagessen mit den Bischöfen der Insel stehen am Nachmittag eine Begegnung mit der „Welt der Kultur" und dann ein Treffen mit Vertretern der Roma, Strafgefangenen sowie von der Caritas betreuten Armen auf dem Programm. Zudem ist um 17 Uhr eine Begegnung mit Jugendlichen vorgesehen. Um 19.30 Uhr wird Franziskus im Vatikan zurück erwartet.

Franziskus hatte seine Sardinien-Reise zum Marienheiligtum der „Madonna von Bonaria" im Mai auf dem Petersplatz angekündigt. Die „Jungfrau des guten Windes" ist die Namenspatronin von Buenos Aires, der Heimatstadt von Franziskus. Vor seiner Papstwahl war Jorge Maria Bergoglio seit 1997 Erzbischof der argentinischen Hauptstadt. Der spanische Gründer von Buenos Aires, Pedro de Mendoza, nannte die Stadt 1536 nach dem Bild der Madonna, das in der gleichnamigen Wallfahrtskirche in Cagliari aufbewahrt wird. „Buenos Aires" ist die spanische Übersetzung des italienischen „Bonaria" und bedeutet so viel wie „guter Wind" oder „gute Luft". Papst Johannes Paul II. (1978-2005) suchte die Pilgerstätte 1985 auf, Benedikt XVI. (2005-2013) im Jahr 2008.
(rv)

Papst schreibt an Nichtglaubende

La RepubblicaPapst Franziskus hat sich mit einem Offenen Brief an die Nichtglaubenden gewandt. Darin schreibt er, es sei an der Zeit, dass Gläubige und Nichtglaubende sich gemeinsam engagierten. Der Brief erschien in der Mittwochsausgabe der linksliberalen italienischen Tageszeitung „La Repubblica". Franziskus antwortete damit auf einen Beitrag des „Repubblica"-Gründungsherausgebers Eugenio Scalfari, der seit Jahrzehnten zu den führenden antiklerikalen Köpfen Italiens zählt. Scalfari hatte unter dem Titel „Fragen eines Nichtglaubenden an den Jesuitenpapst, der sich Franziskus nennt" seinerseits einen Offenen Brief an das Kirchenoberhaupt gerichtet. Dem Brief des Papstes hat die Zeitung die Überschrift „Wahrheit ist nie absolut" gegeben. Hier einige Auszüge aus dem Papstbrief in unserer eigenen Übersetzung.

„Sehr geehrter Dr. Scalfari, ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, mit der Sie die Enzyklika ,Lumen fidei‘ gelesen haben, denn sie will ja einen ehrlichen und klaren Dialog anstoßen mit Menschen, die sich – wie Sie – als ,Nichtglaubende‘ sehen, ,die aber fasziniert sind von der Predigt des Jesus von Nazareth‘. Es scheint mir auch für die Gesellschaft, in der wir leben, sehr positiv, wenn wir über eine so wichtige Realität wie den Glauben sprechen, der sich ja auf die Predigt und Figur Jesu beruft.

Dialog ist kein Accessoire

In der Moderne erleben wir ein Paradox: Der christliche Glaube, dessen Neuheit für den Menschen oft mit dem Symbol des Lichtes ausgedrückt wurde, ist oft als Dunkel des Aberglaubens beschrieben worden, der sich dem Licht der Vernunft entgegenstelle. Dadurch ist das Gespräch zwischen der Kirche und einer christlich inspirierten Kultur auf der einen und der modernen, aufklärerisch geprägten Kultur auf der anderen Seite verstummt. Jetzt ist die Zeit gekommen für einen offenen Dialog ohne Vorurteile, der uns die Türen für eine ernsthafte und fruchtbare Begegnung wieder öffnet. Dieser Dialog ist nicht nur ein nebensächliches Accessoire für das Leben eines Gläubigen, sondern ganz im Gegenteil sein unverzichtbarer Ausdruck!

Für mich entsteht der Glaube aus der Begegnung mit Jesus. Einer persönlichen Begegnung, die mein Herz angerührt hat und meinem Leben eine Richtung und einen neuen Sinn gegeben hat. Aber gleichzeitig eine Begegnung, die möglich wurde durch die Gemeinschaft des Glaubens, in der ich lebe und die mir erlaubt hat, die Heilige Schrift zu verstehen; zum neuen Leben aus den Sakramenten Zugang zu haben; Zugang zu finden zur Brüderlichkeit mit allen und zum Dienst an den Armen, die das wahre Bild des Herrn sind. Glauben Sie mir: Ohne die Kirche hätte ich Jesus nicht begegnen können.

Kirche bemüht sich nicht um Hegemonie

Der Christ glaubt, dass Jesus Sohn Gottes ist, gekommen, um sein Leben hinzugeben, damit allen der Weg der Liebe offenstehe. Sie haben darum recht, verehrter Dr. Scalfari, wenn Sie in der Menschwerdung des Gottessohnes den Angelpunkt des christlichen Glaubens ausmachen. Diese Menschwerdung, also die Tatsache, dass der Sohn Gottes unsere Freuden und Schmerzen, Siege und Niederlagen bis zum letzten Schrei am Kreuz geteilt hat, belegt die unglaubliche Liebe, die Gott zu jedem Menschen hat, und den unermesslichen Wert, den er ihm beimisst. Darum ist jeder von uns aufgerufen, sich Jesu Blick und seine Wahl der Liebe zu eigen zu machen, seine Art zu sein, zu denken und zu handeln. Das ist der Glaube.

Sie fragen mich nach der Originalität des christlichen Glaubens im Vergleich zu anderen Bekenntnissen, die vor allem die absolute Transzendenz Gottes betonen. Nun, sie liegt darin, dass uns der Glaube in Jesus an seiner Beziehung zu Gott als Vater teilhaben lässt – und im Lichte dessen an seiner Beziehung zu allen Menschen, auch zu seinen Feinden. Die Sohnschaft Jesu zieht nicht eine Mauer zwischen ihn und die anderen, sondern in ihm sind wir alle dazu aufgerufen, Söhne des einen Vaters und untereinander Brüder zu sein. Die Einzigartigkeit Jesu dient der Kommunikation, nicht dem Ausschluss. Natürlich – und das ist nicht wenig – ergibt sich daraus auch diese Unterscheidung zwischen der religiösen und der politischen Sphäre, die sich aus dem Satz ergibt: Gott geben, was Gottes ist, und dem Cäsar, was dem Cäsar gehört. Hierauf ist die Geschichte des Westens aufgebaut. Wer den Glauben lebt, flüchtet nicht aus der Welt oder sucht irgendeine Hegemonie, sondern es geht ihm um den Dienst am Menschen: dem ganzen Menschen und allen Menschen.

Sie fragen mich auch, was man den jüdischen Brüdern über den Bund sagen kann, den Gott mit ihnen geschlossen hat: Ist er denn ganz ins Leere gegangen? Glauben Sie mir: Das ist eine Frage, die uns als Christen radikal bewegt, weil wir vor allem vom Konzil ausgehend wiederentdeckt haben, dass das jüdische Volk für uns immer noch die heilige Wurzel ist, aus der Jesus kam. Gott ist dem Bund mit Israel immer treu geblieben, und die Juden haben trotz aller furchtbaren Geschehnisse dieser Jahrhunderte ihren Glauben an Gott bewahrt. Dafür werden wir ihnen als Kirche, aber auch als Menschheit, niemals genug danken können. Und in ihrem Glauben drängen sie alle, auch uns Christen, immer Wartende auf die Rückkehr des Herrn zu bleiben (wie Pilger), und dass wir uns nie im schon Erreichten einrichten dürfen.

Wahrheit ist nicht „absolut"

Sie fragen, welche Haltung die Kirche gegenüber den nicht an Jesus Glaubenden hat, und ob der Gott der Christen denen, die nicht glauben und sich auch nicht um den Glauben bemühen, verzeiht. Ich sage dazu, dass die Barmherzigkeit Gottes keine Grenzen hat, wenn sich jemand ehrlichen, zerknirschten Herzens an ihn wendet. Das ist fundamental. Bei der Frage der Nichtglaubenden geht es um das Hören auf das eigene Gewissen. Sünde ist auch beim Nichtglaubenden, wenn er gegen sein Gewissen handelt. Auf es zu hören und ihm zu gehorchen bedeutet, sich angesichts des für gut oder für böse Erkannten zu entscheiden. Und an dieser Entscheidung hängt Güte oder Schlechtigkeit unseres Handelns.

Sie fragen mich auch, ob es ein Irrtum oder eine Sünde sei zu glauben, dass es keine absolute Wahrheit gebe. Ich würde zunächst auch für einen Glaubenden nicht von ,absoluter‘ Wahrheit sprechen – für den Christen ist die Wahrheit die Liebe Gottes zu uns in Jesus Christus, also eine Beziehung! Und jeder von uns geht von sich selbst aus, wenn er die Wahrheit aufnimmt und ausdrückt: von seiner Geschichte, Kultur, seiner Lage usw. Das heißt nicht, dass Wahrheit subjektiv oder veränderlich wäre, im Gegenteil. Aber sie gibt sich uns immer nur als Weg und als Leben. Hat nicht Jesus selbst gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben?

Und schließlich fragen Sie, ob mit dem letzten Menschen von der Erde auch der Gedanke an Gott verschwinden wird. Natürlich: Die Größe des Menschen besteht darin, Gott denken zu können, also eine bewusste und verantwortliche Beziehung zu ihm zu haben. Aber das ist eine Beziehung zwischen zwei Realitäten. Gott ist keine Idee, Gott ist kein Ergebnis menschlichen Denkens. Gott ist eine Realität mit großem R. Jesus zeigt ihn uns als Vater voller Güte und Barmherzigkeit. Gott hängt also nicht von unserem Denken ab.

Verehrter Dr. Scalfari, ich hoffe, Sie sehen in meiner provisorischen, aber ehrlichen Antwort eine Antwort auf Ihre Einladung, einen Teil des Weges gemeinsam zu gehen. Glauben Sie mir: So langsam, untreu und voller Irrtümern und Sünden die Menschen, die die Kirche bilden, auch waren und noch sind – die Kirche hat doch keinen anderen Sinn und kein anderes Ziel als das, Jesus zu leben und zu bezeugen. In brüderlicher Nähe,

Franziskus" (rv)