Papst Franziskus hat den größten Teil des Sommers im Domus Santa Marta verbracht, anders als seine Vorgänger, die die heißen Monate im etwas kühleren Castelgandolfo Urlaub machten oder auch arbeiteten. An diesem Donnerstag – dem Hochfest Aufnahme Mariens in den Himmel oder auf italienisch Ferragosto – wird der Papst die Tradition fortführen und die Messe in der Gemeindekirche des Ortes in den Albaner Bergen feiern. Zunächst wird er privat den Klarissenkonvent von der Unbefleckten Empfängnis besuchen, danach folgen dann die Messe und das sich daran anschließende Angelusgebet. Es wird bereits der zweite Besuch von Papst Franziskus in diesem Kloster sein. (rv)
Kategorie: Allgemein
Nord-Irland-Konflikt: „Insgesamt nimmt die Gewalt ab“
Gewalt-Nachrichten aus Nordirland: Nach einem Marsch pro-britischer Demonstranten kam es in der Nacht auf Samstag in Belfast wieder einmal zu Krawall auf den Straßen. Nach Medienangaben wurden dabei mehr als 50 Polizisten verletzt. Die deutsche Uschi Grandel berichtet für die Internetseite info-nordirland.de schon lange über den Konfliktlösungsprozess auf der Insel und ist grade selbst in Nord-Irland unterwegs. Sie berichtet Radio Vatikan, wie es zu dem Zusammenstoß kam. Die Loyalisten seien grade in Krawall-Laune, meint Grandel. Sie hatten zwar die Erlaubnis, am Freitag gegen eine Demonstration in Belfast zu protestieren, hielten sich aber nicht an die Auflagen:
„Dieser Protest wurde erlaubt, allerdings sollten sie an der Seite demonstrieren und es sollten nicht mehr als insgesamt sechs Gruppen mit nicht mehr als 75 Leuten dabei sein, damit das ganze unter Kontrolle gehalten werden kann. Es war allerdings klar, dass die Hardliner unter den Krawallmachern das nicht beachten: Relativ früh haben sie die Straße im Stadtzentrum besetzt, an der die Demonstration entlanggehen sollte. Es gab ein riesiges Polizeiaufgebot. Die Polizei hat versucht, Recht durchzusetzen – was sie in früheren Jahren wohl kaum getan hätte. Sie hat die Loyalisten von der Straße vertrieben und die Demonstration umgeleitet. Das war der Anlass für die Krawalle, die es dann später gab: Da sind pro-britische Gruppen gezielt, wie sie es immer machen, gegen kleine und isolierte Viertel in Stadtnähe vorgegangen."
Diese Auseinandersetzung war also absehbar…
„Ja, das war absolut absehbar. Im Sommer, der so genannten ,marching-season’, wo auch die Oranierorden ihre Märsche abhalten, gab es in Belfast gewaltsame Auseinandersetzungen mit Loyalisten und auch Oranierorden, die bestimmte Auflagen nicht akzeptieren wollten, die ihnen auf ihre Marschrouten auferlegt wurden. Man muss aber dazu sagen, dass Belfast ein spezielles Thema ist: Es war lange die Hochburg der absoluten britischen Hardliner. Es gibt andere Orte, wo Konflikte zum Beispiel um Oranier-Märsche oder um Fahnen oder ähnliches, friedlich im Dialog ausgetragen werden. Das ist meistens da, wo es irische Mehrheit gibt, in Derry zum Beispiel. Dort sind die Märsche dieses Jahr absolut friedlich abgelaufen, weil im Vorfeld geredet wurde, weil man sich geeinigt hat, was in Belfast so leider nicht möglich war."
Wie ist denn die Lage aktuell in Belfast, auch für die Katholiken dort?
„Man sieht in den Nachrichten immer nur die Randale und die Krawall-Macher. Die sind aber nur ein ganz, ganz kleines Spektrum in Belfast. Im normalen Leben fallen die eigentlich kaum auf. Das war jetzt diese Blockade in der Innenstadt, das haben die Touristen auch gesehen, aber ansonsten sind solche Krawalle eigentlich eher sehr lokal in irgendwelchen Vierteln und flammen mal über eine Nacht oder so auf. Ansonsten ist es aber in Belfast ruhig, friedlich und im Moment sehr sonnig."
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Lage ein, ist davon auszugehen, dass es weitere Krawalle gibt?
„Ich glaube, dass da noch etwas kommt, aber das ist auch nichts Neues. Ich glaube man muss verstehen, dass dieser Konfliktlösungsprozess zu ungeheueren Fortschritten geführt hat. Das Friedensabkommen ist 1998 unterschrieben worden, das ist also schon eine Zeit lang her. Danach gab es noch ziemlich heftige Auseinandersetzungen.
Es ging im Friedensprozess sehr viel um die Demokratisierung der Polizei und 2007 hat die Partei Sinn Féin den Schritt getan, die Polizei anzuerkennen.Das war vorher nicht der Fall. 2007 ist außerdem die Regionalregierung in Nordirland aufgestellt worden. Sie arbeitet seither unter Führung von dem Minister und dem stellvertretenden ersten Minister, die von Peter Robinson von der DUP (Democartic Unionist Party) als erster Minister und von Martin McGuinness (Sinn Féin) als stellvertretendem ersten Minister gleichberechtigt geführt wird. In diesen Etappen sind gewaltige Schritte nach vorne gemacht worden – zur Stabilisierung und zur Beruhigung der Lage. Aber dieser Konfliktlösungsprozess erfordert eine ganze Menge Themen: Auf der einen Seite eine Demokratisierung Nordirlands in allen Bereichen, weil das Land durch diese über 30 Jahre Konflikt zum einen extrem militarisiert ist, aber auch strukturell extrem auf Konflikt ausgerichtet war. Was auch ein wichtiges Thema ist, ist die Aufarbeitung der Vergangenheit, dass man sich wirklich als Gesellschaft klar wird über das, was passiert ist. Dass man sich gegenseitig respektiert und dass es gleiche Bedingungen für jeden gibt. Da tun sich etliche von den pro-britischen Unionisten sehr schwer, weil insbesondere ihre Führer die Lage in Nordirland sehr lange kontrolliert haben. Für die heißt Gleichberechtigung Abgabe von Macht. Das ist vor allem für die Oranierorden ein Problem, die ihren Einfluss schwinden sehen. So kann man sehen, dass es Führungspersönlichkeiten gibt, im pro-britischen Lager, die nicht auf Ausgleich setzen, sondern auf Eskalation, weil sie sich davon erhoffen, dass sie sich in dem Machtkampf, der dort tobt, die Hardliner auf ihre Seite ziehen und damit vielleicht Wähler fangen können. Es ist schade, dass es im Moment keine Führungspersönlichkeit auf dieser pro-britischen Seite gibt, die aufsteht und sagt: ,Leute, ihr lauft da in eine Sackgasse.’
Aber das ist ein Prozess, der sich da abspielt. Der ist im Moment nicht mehr oder weniger gewaltsam, wie letztes oder vorletztes Jahr. Der Gewaltlevel schwankt immer so ein bisschen, aber er nimmt ins gesamt extrem stark ab – und das ist die positive Botschaft daran." (rv)
Finanzaufsicht im Vatikan: „Ein positives Zeichen und ein Vertrauensbeweis“
Die Finanzaufsicht des Vatikan – AIF – hat mit den jüngsten Anordnungen von Papst Franziskus die „notwenigen Instrumente" in der Hand, um wirkungsvoll agieren zu können. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Leiter der AIF, der Schweizer René Brülhart. Man habe jetzt die Grundlage, nun folge die Implementierung. Mit Blick auf den Vatikan ist er zuversichtlich: Die Aufklärung und Transparenz werde gewollt. In dem Motu Proprio, mit dem der Papst in der vergangenen Woche die Finanzaufsicht ausgeweitet hatte, sieht er auch einen Vertrauensbeweis für die bisher geleistete Arbeit.
Herr Brülhart, Sie sind Leiter der AIF, der Finanzaufsichsbehörde des Vatikan. In der vergangenen Woche hat Papst Franziskus mit einem Motu Proprio die Aufgabenbereiche und die Struktur geändert; was genau hat sich geändert?
„Es hat sich eigentlich nichts geändert, sondern es hat eine Ergänzung gegeben in dem Sinne, dass der Aufgabenkatalog des AIF um die so genannte ‚prudentielle Aufsicht’ erweitert worden ist. In anderen Worten: AIF ist jetzt schon zuständig als so genannte Geldwäsche-Meldestelle und hat zum jetzigen Zeitpunkt eine entsprechende Aufsichtsfunktion. Diese Aufsichtsfunktion ist ausgedehnt worden."
Also in Richtung einer allgemeinen Bankenaufsicht wie etwa der Bafin in Deutschland?
„Genau. Das, was wir mit dem Motu Proprio und den damit verbundenen Konsequenzen jetzt haben bedeutet eine umfassende Aufsichtsfunktion für AIF."
Kontrolle aller Finanzaktivitäten des Vatikans
Wen und was genau kontrollieren Sie? Natürlich die so genannte Vatikanbank IOR, aber auch andere Werke?
„Ob das IOR wirklich eine Bank ist, sei dahin gestellt, in meinen Augen ist es das nicht, sondern wirklich ein Finanzinstitut sui generis im Dienste des Heiligen Stuhls. Was AIF kontrolliert sind sämtliche Finanzaktivitäten die durch entsprechende zuständige Institutionen innerhalb des Vatikans durchgeführt werden."
Wer ist das noch außer dem IOR?
„In erster Linie ist es natürlich das IOR, wenn man auf den Moneyval- Bericht von 2012 zurück greift wird da unter anderem auch APSA erwähnt, das ist etwas, was wir momentan prüfen, inwieweit das eine Ausdehnung mit sich bringt …"
… nur zur Ergänzung: APSA ist die Güterverwaltung des Vatikan …
„… Genau. Und wir werden weiter sehen, wo weitere Finanzaktivitäten stattfinden und dort dann auch entsprechende Schritte einleiten."
Die Grundlagen sind geschaffen
Sie haben die Moneyval-Kommission erwähnt, die Ausweitung der Bankenaufsicht ist ja eine Empfehlung der Kommission gewesen. Das Ganze ist ein Prozess, was heißt, dass es noch weitere Schritte geben wird. In welche Richtung wird sich das weiter entwickeln?
„Ich denke, dass an dieser Stelle ein kleiner Rückblick dient. Mit dem ersten Motu Proprio von [Dezember] 2010 von Papst Benedikt hat man Ende 2010, Anfang 2012 begonnen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das ist eine relativ kurze Zeitspanne, über die wir hier sprechen, wo man doch in den letzten Monaten und Wochen doch sehr aktive Schritte hat einleiten können. Jetzt mit dem neuen Motu Proprio ist eine wie ich meine ganz zentrale Empfehlung seitens von Moneyval umgesetzt worden, zumindest ist die Grundlage für die entsprechende Umsetzung geschaffen worden. Was jetzt als Nächstes folgen wird ist die ganze Implementierung. Einen rechtlichen Rahmen zu setzen ist immer gut und schön, aber dann auch konkret Fakten schaffen zu können, die Implementierungen vorzunehmen, das ist eine andere Geschichte."
Vielleicht kurz noch zur Ergänzung: Die AIF – wie viele sind Sie denn eigentlich, wie groß habe ich mir Ihr Büro vorzustellen?
„[lacht] Keine Sorge, wir sind keine Monsterbehörde, zum jetzigen Zeitpunkt sind wir sieben Personen, da wird man in der nächsten Zeit sehen, wie sich das entsprechend entwickeln wird."
Umgang mit den Skandalen
Die Öffentlichkeit bekommt von den Finanzen des Vatikans meistens nur die Skandale mit, auch in der jüngeren Vergangenheit noch einmal. Sie werden in einer italienischen Zeitung zitiert damit, dass es eine „Zunahme von Verdachtsmomenten" gäbe, die Sie feststellen könnten. Was für ein Zeichen setzt das Motu Proprio hier? Haben wir hier eine Skandalgeschichte, die weiter geht, oder was für ein Zeichen sehen Sie hier?
„Ich finde, dass das ein sehr positives Zeichen ist und ein großer Vertrauensbeweis, dass man mit den Arbeiten, die man in den vergangenen Monaten eingeleitet hat, auf dem richtigen Weg ist. Wir haben den richtigen Weg gefunden, da sind aber noch einige Schritte zu gehen, da darf man keine falsche Erwartungshaltung haben. Entscheidend diesbezüglich ist, dass man entsprechende Instrumente geschaffen hat, sollten – was wir alle nicht hoffen – solche Geschichten wieder geschehen, diese aktiv anzugehen um ein Umfeld zu schaffen, das wir alle vorfinden möchten."
Also sagen Sie, dass ein Stoßen auf solche Fälle ein Zeichen der Erfolgsgeschichte ist.
„Ich glaube, dass wir ehrlich sein müssen. Überall dort, wo Finanzaktivitäten stattfinden, geschieht manchmal etwas, was nicht stattfinden sollte – wir sind halt Menschen. Nochmals: Entscheidend ist dann, dass man die entsprechenden Instrumente hat, um solche Vorfälle aufarbeiten zu können und die notwendigen Maßnahmen ergreifen zu können. Da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg.
Entscheidend in diesem Zusammenhang ist auch, dass man viel Aufklärungsarbeit betreibt, dass wir einen sehr präventiven Ansatz fahren möchten, um dort im Sinn einer Sensibilisierung die notwendigen Maßnahmen ergreifen zu können, dass in der Zukunft solche Vorfälle nicht mehr geschehen."
Kultur der Transparenz
Wie sehen Sie für die Zukunft eine Kultur der Transparenz und Aufklärung im Vatikan?
„Sehr positiv, weil das mit dem Geist, den man hier vorfindet, in Einklang geht. Ich glaube, dass alle ein Bedürfnis nach Transparenz haben, alle haben ein Bedürfnis nach Offenheit, insbesondere nach interner Offenheit. Wenn wir etwas dazu beitragen können, dass auch im Finanzbereich wie wir das in den vergangenen Monaten getan haben weiter vorwärts zu bringen, dann sind wir alle auf dem richtigen Weg."
Hintergrund
Im Juli 2012 attestierte der Expertenausschuss des Europarates, Moneyval, dem Vatikan Fortschritte bei der Bekämpfung der Möglichkeit von Geldwäsche, listete zugleich aber noch bestehende Mängel auf. Einer diese Mängel hing mit der Frage nach Finanzaufsicht zusammen.
Die normale Prozedur von der Moneyval-Kommission des Europarates sieht vor, dass ein Staat, der auf die „weiße Liste" der Staaten gelangen will, die nach Bewertung von Moneyval ausreichende Maßnahmen gegen Terrorfinanzierung und Geldwäsche eingeführt haben, im weiteren Verlauf der Untersuchungen Fortschrittsberiche erstellt, in dem nach einer ersten Prüfung die Umsetzung der einzelnen durch Moneyval ausgesprochenen Empfehlungen dokumentiert ist. Der nächste Bericht zum Vatikan ist für den Dezember dieses Jahres vorgesehen.
Mitte Mai hatte die AIF das erste mal einen Jahresbericht vorgelegt und darunter auch Verdachtsfälle aufgelistet, denen man nachgehe. Verdachtsmomente seien beispielsweise eine Nichtübereinstimmung von Kundenprofil und Finanzgebaren, plötzliche überhöhte Transaktionen oder Ähnliches.
Seit Anfang Juli ist die AIF Mitglied der Egmont-Gruppe, eines Anti-Geldwäsche-Verbandes von Finanzaufsichtsbehörden von 130 Ländern an. (rv)
Papst unterstützt Kampagne „Más por Menos“
Papst Franziskus hat die argentinische Spendenkampagne „Más por Menos" begrüßt. Er unterstütze diese Initiative, so eine Botschaft des Papstes, die von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet wurde. Am kommenden 8. September findet die Spendenaktion in dem südamerikanischen Land statt. Franziskus lade alle Argentinier ein, „eine christliche Tat zu vollbringen, die im Glauben an Gott fest geankert ist". Denn Gott selber sei für alle durch seine Großzügigkeit ein Vorbild, so Franziskus. Die Kampagne „Más por Menos" – auf Deutsch: „Plus mal Minus" – ist die kirchliche Kollekte für die nationale Caritas. Im vergangenen Jahr wurden knapp 2,9 Millionen US-Dollar gesammelt. (rv)
Motu Proprio: Papst weitet Finanzkontrolle im Vatikan aus
Im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung stärkt Papst Franziskus die zuständigen Behörden des Vatikan: In einem an diesem Donnerstag unterschriebenen und bekannt gegebenen Motu Proprio setzt er einige konkrete Maßnahmen um.
Ziel dieses Rechtstextes ist es vor allem, das Bekenntnis des Vatikan im Einsatz gegen Geldwäsche zu bestätigen und dem konkrete und administrative Schritte folgen zu lassen. So erweitert der Papst die Anwendung bestehender Gesetze des Vatikans auf alle Behörden und alle Organisationen, die ihren Sitz im Vatikan haben. Zweitens stärkt der Papst die Aufsichts- und Regelungsfunktion der Finanzaufsichtsbehörde AIF (Autorità di Informazione Finanziaria). Der Papst nimmt eine Kritik und Empfehlung des Moneyval Komitees des Europarates auf und weitet die Befugnisse der AIF erheblich aus, sie ist nun eine allgemeine Finanzaufsicht und nicht mehr nur auf Geldwäsche und Terrorfinanzierung beschränkt. Damit nimmt sie eine internationalen und nationalen Aufsichtsbehörden vergleichbare Position ein.
Drittens etabliert das Motu Proprio ein Komitee für Finanzsicherheit, das die zuständigen Behörden des Heiligen Stuhles und des Staates der Vatikanstadt auf dem Gebiet der Geldwäschebekämpfung koordinieren soll. Sieben Mitglieder repräsentieren alle Institutionen, die in den Kampf gegen Geldwäsche einbezogen sind: So etwa die AIF und das Staatssekretrariat, der Staatsanwalt und die vatikanischen Sicherheitsbehörden.
All dies sind notwendige Schritte auf dem Weg zu dem transparenten und anerkannten Finanzsystem, zu dem sich der Vatikan verpflichtet hat. Papst Franziskus setzt damit die Linie von Papst Benedikt XVI. fort, die dieser ebenfalls in einem Motu Proprio Ende 2010 begonnen hatte.
(rv)
Acht Millionen Follower: Der Papst und die Netzpräsenz
Acht Millionen „Follower" und mehr: Damit ist Papst Franziskus in der Welt von Twitter eine der wichtigsten Persönlichkeiten. Seitdem Papst Benedikt diese Kommunikationsform begonnen hat, ist die Anzahl derer, die vom Papst direkt lesen wollen, stetig gestiegen, während des Weltjugendtages in Rio hat die Zahl dann den Sprung über die Achtmillionengrenze gemacht. Das ist aber nicht nur ein Zahlenspiel, wie Pater Antonio Spadaro meint. Er ist Leiter der italienischen kirchlichen Zeitschrift „" und selber eifriger Twitterer:
„Der Papst ist zu einer echten Persönlichkeit im Internet geworden, der Leitungsfigur, deren Nachrichten und Botschaften die meisten Menschen verfolgen und der deswegen der einflussreichste ist, nicht nur der Anzahl der Follower bei Twitter wegen, sondern auch weil er viele Retweets hat, wie es heißt, also dass seine Botschaften im Internet weitergeschickt werden. Er hat eine sehr physische Präsenz, wie wir in Brasilien gesehen haben: Er hatte sehr körperliche, sehr physische Begegnungen mit den Jugendlichen. Aber genau dieses Anfassbare hat den Jugendlichen erlaubt, ihre Erfahrungen mit seiner Präsenz auch in den sozialen Netzwerken zu verbreiten, und dieses Teilen setzt Integration voraus."
Pater Spadaro war selber beim WJT in Rio dabei, als Beobachter und als eifriger Twitterer. Ihm ist vor allem eines bei den vielen Begegnungen zwischen Papst und Jugendlichen aufgefallen: Die große Energie, welche die Jugendlichen ausgedrückt haben. Das zeige sich in der ‚realen’ genauso wie in der ‚virtuellen’ Welt.
Pater Spadaros eigene Tweets vom WJT sind jetzt in e-Book-Form erschienen und auf seiner Seite cyberteologia.it herunterladbar: Es sei eine Art Tagebuch geworden und das habe er in Zusammenhang veröffentlichen wollen, so der Internetfachmann. (rv)
Paul VI. – der erste „moderne“ Papst
„Der große Paul VI. sagte, dass man das Evangelium nicht mit traurigen, entmutigten Christen weitertragen kann. Manchmal machen die Christen ein Gesicht, das mehr zu einem Friedhof passt als zum Gotteslob, stimmt`s?" So Papst Franziskus am vergangenen 1. Juni bei der Frühmesse in der Casa Santa Marta im Vatikan. Sein Vorgänger Paul VI. gilt als der „moderne" Papst, er war der erste, der auf Weltreise ging. Er war der erste, der durch das Fernsehen und Radio in mehreren Sprachen an die Gläubigen der Weltkirche sprach.
Paul VI. starb vor genau 35 Jahren, am 6. August 1978. Geboren wurde er als Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini am 26. September 1897 in dem kleinen Ort Concesio, nahe der norditalienischen Bischofsstadt Brescia, als Sohn des Journalisten, Verlegers und späteren Abgeordneten Giorgio Montini (1861 – 1943) und Giuditta Alghisi (1874 – 1949). Seine Beziehung zu den Medien war zwar nicht immer positiv während seines Pontifikates, bei einem Besuch bei Radio Vatikan betonte er jedoch, wie wichtig die Medien für die Verkündung der Frohen Botschaft seien. Es gibt auch Ansprachen auf Deutsch des Papstes, der das Zweite Vatikanische Konzil abschloss. So sagte er 19. Oktober 1963 an die nach Afrika abreisenden Missionare:
„Bei allen Ihren Mühen, Leiden und Enttäuschungen sollen Sie stets wissen, dass der Statthalter Christi an Sie denkt und für Sie betet. Wir versichern Sie Unserer väterlichen Liebe und Unser besonderes Wohlwollen begleitet all jene, die alles verlassen und dem Herrn folgen. Wir flehen zu ihm, Ihre Kräfte zu verdoppeln, Ihnen heilige Beredsamkeit zu schenken, großen Seeleneifer und wahre Heiligkeit, auf dass jeder ein anderer Christus sei, der viele Seelen zu Gott führt durch sein Beispiel."
Paul VI. veröffentlichte sieben Enzykliken. Seine Schreiben sorgten damals für Diskussionen auch innerhalb der katholischen Kirche. Man denke an die Debatte rund um „Humanae vitae" und die Frage nach dem Verbot von Verhütungsmittel. Dass es Paul VI. vor allem um das Gesamtbild christlicher Liebe und Ehe ging, nicht nur um „repressive Sexualmoral", das hatten Johannes Paul II. und auch Benedikt XVI. mit „Deus caritas est" weiter fortgeführt.
Paul VI. führte auch die großen Gesten seines Vorgängers Johannes XXIII. weiter: Während des Konzils reiste er ins Heilige Land und nach New York an den Sitz der Vereinten Nationen sowie nach Bombay in Indien, um die Absichten der Bischofsversammlung durch päpstliche Gesten zu unterstreichen. Die wohl wichtigste Auslandsreise des Konzilspapstes war wohl die erste. In Jerusalem traf er sich mit Athenagoras, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. In einer historischen Geste hoben die Oberhäupter der katholischen und der orthodoxen Christen das gegenseitige Anathema des Jahres 1054 auf und begannen so erste Schritte des ökumenischen Dialogs, der beim Papstbesuch 1967 fortgesetzt wurde.
Im Blick auf den 30. Todestag des Vorgängers formulierte Papst Benedikt XVI. beim Angelus in Brixen am 3. August 2008 auf Italienisch einen Dank, dass die göttliche Vorsehung Paul VI. berufen und befähigt habe, zu der fast übermenschlichen Leistung, die das Pontifikat auszeichne.
„Liebe Freunde, ich lade euch nun ein, zusammen mit mir in kindlicher Ehrerbietung des Dieners Gottes Papst Paul VI. zu gedenken, dessen 30. Todestag wir in wenigen Tagen begehen werden. Es war am Abend des 6. August 1978, als sein Geist zu Gott heimkehrte; am Abend des Festes der Verklärung des Herrn, Geheimnis des göttlichen Lichtes, das von je her eine einzigartige Faszination auf seine Seele ausgeübt hatte. Als oberster Hirte der Kirche führte Paul VI. das Volk Gottes hin zur Betrachtung des Antlitzes Christi, des Erlösers des Menschen und Herrn der Geschichte. Und gerade die liebevolle Hinführung des Geistes und des Herzens zu Christus war einer der Angelpunkte des Zweiten Vatikanischen Konzils, eine grundlegende Haltung, die mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. übernommen und im Jubeljahr 2000 mit neuem Leben erfüllt hat. Im Mittelpunkt von allem steht immer Christus allein: im Mittelpunkt der Heiligen Schrift und der Tradition, im Herzen der Kirche, der Welt und des ganzen Universums."
Papst Benedikt XVI. erkannte Paul VI. am 20. Dezember 2012 den heroischen Tugendgrad zu. Damit ist der Weg für eine Seligsprechung des Konzilpapstes frei. (rv)
Offline: Wartung der Webseiten von Radio Vatikan
Radio Vatikan: Am Mittwoch, dem 7. August, werden die Webseiten von Radio Vatikan von 19 bis 24 Uhr nicht erreichbar sein, wir bitten jetzt schon um Ihr Verständnis. (rv)
Kirchweih von Santa Maria Maggiore
Es ist die am häufigsten von Papst Franziskus besuchte Kirche in Rom, neben Sankt Peter: Santa Maria Maggiore. Bereits fünf mal war der Papst zu Gast und zum Gebet in der Basilika. An diesem Montag wird Kirchweih gefeiert: Alljährlich wird am 5. August der Neueinweihung der Basilika im fünften Jahrhundert gedacht. Der Beiname von Santa Maria Maggiore, „Maria zum Schnee", geht aus einer Legende hervor, nach der in Rom zur Zeit des Papstes Liberius ein reicher Senator namens Johannes mit seiner Frau lebte. In der Nacht zum 5. August erschien Maria sowohl den Eheleuten als auch Papst Liberius mit dem Auftrag, eine Kirche zu ihren Ehren auf dem Esquilinhügel zu bauen. Am nächsten Morgen war der Hügel auf wunderbare Weise mit Schnee bedeckt. Von Priestern und Volk begleitet, zog der Papst zum Hügel hinauf und steckte den Grundriss der Kirche ab. Jedes Jahr am 5. August wird mit einer besonderen Zeremonie an das „Schneewunder" erinnert: Vor den Augen der Pilger fallen Tausende von weißen Blumenblättern von der Kassettendecke herab. Mit der weißen Blütendecke soll eine Einheit zwischen der Muttergottes und den Gläubigen hergestellt werden. (rv)
Papst: „Ich weiß noch nicht, was aus der Vatikanbank wird“
Was aus der Vatikanbank IOR werden soll, ist noch völlig offen. Das sagte der Papst in seiner Pressekonferenz auf dem Rückflug aus Rio nach Rom am Montag. Direkt zu Beginn des Gesprächs mit den mitreisenden Journalisten wurde das Thema „Vatikanbank" angesprochen.
„Eigentlich wollte ich mich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans im nächsten Jahr kümmern, doch die Aktualitäten, die der Öffentlichkeit bekannt sind, haben meine Agenda durcheinander gebracht und haben mich dazu bewogen, jene Kommission einzuberufen, die sich mit dem IOR auseinandersetzen wird. Es geht um Reformvorschläge aber auch um Verbesserungsmöglichkeiten usw."
Er habe viele Ratschläge bekommen, so der Papst: Einige rieten ihm, die Bank zu behalten, andere wollten sie in einen Hilfsfonds umwandeln oder ganz schließen, so Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien.
„Ich weiß nicht, wie das enden wird mit dem IOR. Derzeit habe ich noch keine klare Option. Ich verlasse mich auf den Rat von Mitarbeitern des Geldinstituts und auf die eingesetzte Reformkommission. Kennzeichen der Vatikanbank müssen in jedem Fall Transparenz und Gewissenhaftigkeit sein. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Vatikanbank (der Deutsche Ernst von Freyberg; Anmerk d. Red.), bleibt weiterhin im Amt. Das ist schön, weil wir Lösungen suchen: das ist menschlich. Wir müssen immer versuchen, das Beste daraus zu machen."
Papst Franziskus setzte im Juni eine Kommission ein, die Vorschläge für eine „bessere Harmonisierung" der Aktivitäten der Vatikanbank mit dem kirchlichen Auftrag erarbeiten soll. IOR-Präsident Ernst von Freyberg war von Benedikt XVI. im Februar ernannt worden. (rv)