Messe in Aparecida: Von Maria lernen wir wahre Jüngerschaft

„Am Tag nach meiner Wahl zum Bischof von Rom habe ich die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom besucht, um meinen Dienst als Nachfolger Petri der Gottesmutter anzuvertrauen. Heute bin ich hierher gekommen, um Maria, unsere Mutter, um ein gutes Gelingen des Weltjugendtags zu bitten und ihr das Leben der lateinamerikanischen Bevölkerung zu Füßen zu legen." Es war ein Augenblick persönlichen Gebetes für Papst Franziskus: Er war in das größte Marienheiligtum Brasiliens gekommen, um sich und sein Pontifikat im Gebet der Mutter Gottes anzuvertrauen.

Zu diesem persönlichen Gebet gehörte für Papst Franziskus aber auch die Erinnerung an die Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas 2007 in der Kathedrale von Aparecida, an der er maßgeblich mitgearbeitet hatte: In seiner Predigt sprach er davon, wie sehr diese Versammlung und ihre Ergebnisse vom Pilgergeist des Ortes geprägt worden seien.

„Diese Versammlung war ein bedeutungsvolles kirchliches Ereignis. Und tatsächlich kann man sagen, dass das Dokument von Aparecida gerade aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen ist, unter dem mütterlichen Schutz Marias. Wenn die Kirche Christus sucht, klopft sie immer am Haus der Mutter an und bittet: „Zeige uns Jesus". Von ihr lernt man die wahre Jüngerschaft. Und das ist der Grund, warum die Kirche immer auf den Spuren Marias in die Mission geht."

Papst Franziskus rief die Menschen auf, die Hoffnung nicht zu verlieren und stets die Gewissheit im Herzen zu haben, das Gott an der Seite der Menschen geht. Es gebe das Böse in der Welt, aber das sei nicht das Stärkste, sondern Gott. Und darum gebe es Grund zur Hoffnung.

„Es ist wahr, dass heute alle, und auch unsere Jugendlichen, ein wenig den Reiz der vielen Götzen spüren, die sich an Gottes Stelle setzen und Hoffnung zu geben scheinen: Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen. Im Herzen vieler breitet sich oft ein Gefühl der Einsamkeit und der Leere aus und führt zur Suche nach Kompensationen, nach diesen vergänglichen Götzen. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns Lichter der Hoffnung sein! Lasst uns eine positive Sicht der Wirklichkeit haben! Fördern wir die Großherzigkeit, welche die jungen Menschen kennzeichnet, begleiten wir sie auf ihrem Weg, Protagonisten des Aufbaus einer besseren Welt zu werden: Sie sind ein mächtiger Antrieb für die Kirche und für die Gesellschaft."

Zur Hoffnung auf Gott gehört laut Papst Franziskus eine weitere Verhaltensweise: Sich von Gott überraschen zu lassen. Wie die Fischer nach einem erfolglosen Tag im Fluss Parnaíba die Statue gefunden hätten, die in Aparecida nun verehrt wird, so handle Gott immer wieder gerade inmitten von Schwierigkeiten.

„Gott hält immer das Beste für uns bereit. Aber er verlangt, dass wir uns von seiner Liebe überraschen lassen, dass wir seine Überraschungen annehmen. Vertrauen wir auf Gott! Fern von ihm erschöpft sich der Wein der Freude, der Wein der Hoffnung. Wenn wir in seine Nähe kommen, wenn wir bei ihm bleiben, verwandelt sich das, was kaltes Wasser zu sein scheint, das, was Not, was Sünde ist, in neuen Wein der Freundschaft mit ihm."

In dieser Freundschaft zu leben, dass ist dann die dritte Verhaltensweise, auf die Papst Franziskus in seiner Predigt einging.

„Ein Christ kann nicht pessimistisch sein! Er hat nicht ein Gesicht wie einer, der in ständiger Trauer zu sein scheint. Wenn wir wirklich in Christus „verliebt" sind und spüren, wie sehr er uns liebt, wird unser Herz in einer solchen Freude „entbrennen", dass sie alle ansteckt, die in unserer Nähe leben – wie Benedikt XVI. sagte: „Der Jünger weiß nämlich, dass es ohne Christus kein Licht, keine Hoffnung, keine Liebe und keine Zukunft gibt" (Eröffnungsansprache der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik, Aparecida, 13. Mai 2007: Insegnamenti III/1 [2007], 861)."

Bereits zu Beginn der Messe hatte der Papst vor dem Gnadenbild ein persönliches Gebet gesprochen, vor dem Segen sprach er erneut ein Gebet, in dem er sich und seinen Dienst als Bischof von Rom dem Schutz der Mutter Gottes anvertraute. (rv)

Ulrich Nersinger: Die Gendarmen des Papstes

Nersinger_Gendarmen des PapstesSie tragen keine farbenprächtige Uniform, für ein Touristen-Foto taugen die Männer kaum. So wundert es nicht, dass die vatikanische Gendarmerie in der Öffentlichkeit lange im Schatten der Schweizergarde stand – bis zur Vatileaks-Affäre. Ein neues Buch des Vatikan-Kenners Ulrich Nersinger erzählt nun erstmals die Geschichte der Gendarmerie von den Ursprüngen im 14. Jahrhundert bis zum Pontifikat von Franziskus. Ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat die vatikanische Gendarmerie erst mit der Vatileaks-Affäre. Vatikanische Gendarmen verhafteten im Mai 2012 den päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele. Hätten sie den Dokumentklau nicht verhindern können? Nersinger verneint dies. Die Gendarmen könnten nicht wie ihre deutschen Kollegen den Koffer eines kirchlichen Würdenträgers durchsuchen. (rv)

IOR-Generaldirektor Cipriani tritt zurück

Ernst_von_FreybergDer bisherige Generaldirektor der Vatikanbank IOR, Paolo Cipriani, und sein Vize Massimo Tulli haben ihren Rücktritt angeboten. Sie hätten beide entschieden, dass diese Entscheidung das Beste für das IOR sei. Das teilte der Vatikan am Montagabend mit. Die Kardinalskommission und Aufsichtsbehörde des IOR haben die Rücktritte angenommen, so der Vatikan weiter. IOR-Präsident Ernst von Freyberg hat das Amt des Generaldirektors vorläufig mit übernommen, die zuständige Aufsichtsbehörde AIF und die vom Papst neu ernannte Untersuchungskommission seien umgehend informiert worden.
Das IOR hätte seit 2010 hart an der Umsetzung der Standards gegen Geldwäsche gearbeitet, viel sei erreicht worden, aber nun müsse die Umsetzung mit Hilfe einer neuen Leitung beschleunigt werden: So kommentierte IOR-Präsident Ernst von Freyberg die Entwicklung. Ein Auswahlverfahren zur Ernennung eines neuen Direktors sei begonnen worden.
Zwei Neueinstellungen werden von Freyberg in seiner Aufgabe helfen, Rolando Marranci und Antonio Montaresi werden als amtierender Stellvertreter und als Chief Risk Officer die Umsetzung der Standards überwachen, auf die sich das IOR und der Vatikan festgelegt haben. Beide haben zuvor bei verschiedenen italienischen und US-Banken gearbeitet. Neben diesen Einstellungen auf Führungsebene wurden zwei weitere erfahrene Banker, Elizabeth McCaul und Raffaele Cosimo von der Firma Promontory beauftragt, das Programm des IOR gegen Geldwäsche zu verstärken. Die Vatikannote bezeichnete sie als international anerkannte Fachleute im Kampf gegen die Geldwäsche. (rv)

Weltweite Kollekte: Peterspfennig

VatikanplatzAm Sonntag wird in allen Kirchengemeinden der Welt traditionsgemäß der so genannte Peterspfennig entrichtet. Die Erlöse der Kollekte an diesem Tag kommen direkt dem Heiligen Stuhl und den von ihm finanzierten wohltätigen Initiativen zugute. Neben kirchlichen Einrichtungen, Geistlichen und Ordensleuten in besonderen Schwierigkeiten werden mit der Kollekte, die stets um das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus stattfindet, auch humanitäre Hilfsinitiativen und soziale Projekte des Papstes gefördert. Die Einführung des Peterspfennigs geht auf eine Initiative der Angelsachsen gegen Ende des 8. Jahrhunderts zurück: Nach ihrer Bekehrung fühlten sie sich dem Bischof von Rom in besonderer Weise verbunden und wollten ihm einen jährlichen Beitrag zukommen lassen. Heute wird die Kollekte weltweit durchgeführt. (rv)

Papst bestätigt De Paolis bis 2014 als Delegaten für die Legionäre Christi

Papst Franziskus hat Kardinal Velasio De Paolis als Päpstlichen Delegaten für die Legionäre Christi bestätigt. Das teilte der Vatikan an diesem Donnerstag mit. De Paolis hatte bereits unter Papst Benedikt XVI. diese Aufgabe übernommen. Seit Juni 2010 ist der Kurienkardinal für die Kongregation zuständig. In dem Bestätigungsbrief des Papstes weist Franziskus darauf hin, dass die Legionäre Christi „eine authentische und tiefgründige Erneuerung" durchführen. Für Anfang 2014 ist ein Kapitel der Kongregation geplant, bis dahin bleibt De Paolis Päpstlicher Delegat für die Legionäre Christi. Der Papst hoffe, dass De Paolis ihn über die Vorbereitungen dieses Kapitels auf dem Laufenden halte, so Franziskus in dem Brief an den Kurienkardinal.

Der Papstbrief an Kardinal De Paolis im Wortlaut
(Übersetzung des italienischen Originals)

An den verehrten Bruder
Kardinal VELASIO DE PAOLIS

Während der Audienz am vergangenen 27. Mai haben Sie mich über den Fortgang Ihres Dienstes als Delegat für die Kongregation der Legionäre Christi unterrichtet, der Ihnen am 16. Juni 2010 von meinem hochverehrten Vorgänger, Benedikt XVI., anvertraut worden war. Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie mich über die zur Erfüllung des anspruchsvollen Auftrags geleistete Arbeit informiert haben und versichere Ihnen, dass ich auch Ihre Ausführungen in dem mir mit Schreiben vom 10. Mai 2013 zugesandten Bericht sowie den Inhalt der früheren Berichte und der Unterlagen zur Apostolischen Visitation, die in den Jahren 2009-2010 stattgefunden hat, aufmerksam zur Kenntnis genommen habe.
Hiermit bestätige ich Ihnen, dass Ihr Mandat mit dem Außerordentlichen Generalkapitel der Kongregation der Legionäre Christi abgeschlossen sein wird, das Anfang 2014 unter Ihrem Vorsitz stattfinden soll. Die Aufgaben des Generalkapitels werden hauptsächlich in der Wahl einer neuen Leitung für das Institut sowie in der Approbation der neuen Konstitutionen bestehen, die Sie mir dann zwecks der erforderlichen Überprüfung übersenden werden. Das sind unerlässliche Schritte für den Weg einer authentischen und tiefreichenden Erneuerung der Kongregation der Legionäre Christi und, indirekt, auch für das Wirken der gesamten Bewegung Regnum Christi.

Daher bitte ich Sie, mich über die Vorbereitungen des Generalkapitels auf dem Laufenden zu halten, für das ich den Beistand des Heiligen Geistes anrufe, damit er alle Ordensleute dazu ansporne, sich mit größtem Einsatz der Aufgabe der tieferen Erkenntnis ihrer Berufung in Kirche und Welt zu widmen.

Ihnen spreche ich meine aufrichtige Anerkennung für Ihren großzügigen Einsatz aus und möchte durch Sie allen Legionären Christi, den gottgeweihten Männern und Frauen der Bewegung Regnum Christi sowie den in ihr tätigen Laien ein Wort der Ermutigung zukommen lassen. Ich versichere ihnen mein Gebetsgedenken, erteile ihnen von Herzen einen besonderen Apostolischen Segen und vertraue alle der mütterlichen Sorge Mariens, der Mutter der Kirche, an.

Aus dem Vatikan, 19. Juni 2013

Franziskus (rv)

Serbische Christen feiern Mailänder Edikt: „Ein Schritt nach dem anderen“

1.700 Jahre Religionsfreiheit: Das wird in diesen Tagen in Serbien gefeiert. Warum gerade dort? Weil Kaiser Konstantin aus Nis im heutigen Serbien stammt. Konstantin I., Kaiser der westlichen Hälfte des Römischen Reichs, erließ im Jahr 313 zusammen mit seinem östlichen Kollegen Licinius das Mailänder Toleranzedikt.

Statt „Edikt" müsste man genauer „Vereinbarung" sagen. Der Inhalt:Jeder darf sich frei zu der Religion seiner Wahl bekennen, auch die Christen. „Die Feiern in Serbien könnten eine Gelegenheit sein, um im ökumenischen Dialog Schritte nach vorn zu machen", urteilt der Päpstliche Nuntius Orlando Antonini im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Als ich 2009 in Serbien anfing,war eine großartige Idee im Gespräch: nämlich 2013 in Nis alle Führer von christlichen Kirchen zusammenzubringen. Den Papst, die orthodoxen Patriarchen, die Leiter der historischen protestantischen Konfessionen. Man dachte damals, der Anlass und der Ort könnten ein angemessen ,neutraler’ Raum sein für ein solches historisches Zusammentreffen."

Eine „Großartige Idee" – nur wurde nichts daraus. Erst recht nicht aus dem Plan, auf serbischem Boden einmal eine Begegnung zwischen dem Papst und dem orthodoxen Patriarchen von Moskau zu organisieren. Ein solches Treffen hat es in der Geschichte noch nicht gegeben.

„Als man auf das Kleingedruckte sah, stellte sich heraus, dass verschiedene Teile der serbisch-orthodoxen Gesellschaft sich einem Kommen des Papstes widersetzten. Das hängt mit noch ungelösten historischen Problemen zwischen Serben und Kroaten wegen der Verbrechen des Ustasha-Regimes während des Zweiten Weltkrieges zusammen. Erst solle der Papst um Verzeihung bitten, forderten sie, weil in ihren Augen die katholische Kirche allgemein für diese Verbrechen verantwortlich war, und dann könne er kommen. Andere sahen das allerdings nicht so; man kann sogar sagen, dass ein guter Teil der serbischen Kirche einem Papstbesuch durchaus freundlich gegenübergestanden wäre."

Das galt auch für den serbisch-orthodoxen Patriarchen Irinej von Belgrad. Als er im Januar 2010 an die Kirchenspitze gewählt wurde, sprach er zunächst offen von der Möglichkeit einer Papstreise zu den 1.700-Jahrfeiern des Mailänder Edikts. Wenig später allerdings kamen dann Bedenken aus dem Heiligen Synod der Kirche.

„Aus Gründen der Vorsicht, um ein mögliches Schisma in ihrem Innern zu vermeiden, aber auch um keine Schwierigkeiten mit anderen orthodoxen Kirchen zu bekommen, hat die serbisch-orthodoxe Kirche nicht den nötigen Konsens erreicht, der eine für beide Seiten fruchtbare Papstreise möglich gemacht hätte. Das führt dazu, dass nun jede Kirche mit eigenen Initiativen das Jubiläum des Edikts feiert – allerdings werden dazu jeweils Vertreter der anderen Kirchen eingeladen. Zu den zentralen orthodoxen Feiern im kommenden Oktober zum Beispiel werden ausdrücklich höchste Vatikanvertreter eingeladen, wenn auch nicht spezifisch der Papst."

Immerhin sei es dem derzeitigen serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic gelungen, die Kirchen „enger zusammenzubringen": Er habe nämlich ein nationales Komitee für die Feiern gegründet, das der Präsident selbst leite. Co-Präsident sei Patriarch Irinej, zu den Mitgliedern gehörten die katholische Kirche und die örtlichen protestantischen Gemeinschafen. Den Nuntius erinnert das daran, wie einst Kaiser Konstantin 325 Kirchenvertreter zum Konzil von Nicäa zusammenbrachte.

„Ich weiß nicht, wie das 1.600-Jahr-Jubiläum des Edikts im Jahr 1913 gefeiert wurde, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht so ökumenisch war wie jetzt, im Jahr 2013. Einen Schritt nach dem anderen… Vielleicht werden wir im Jahr 2113, dank dem Heiligen Geist und dank Konstantin und Helena endlich alle zusammen feiern können, in einer endlich wieder ungeteilten Kirche, wenn der 1.800. Geburtstag des Mailänder Edikts ins Haus steht!"

Vatikan-Erzbischof Orlando Antonini bringt die bleibende Bedeutung des Mailänder Edikts so auf den Punkt: Es gebe nicht nur den Christen Religionsfreiheit, sondern betone auch die Gewissensfreiheit überhaupt aller Menschen. Das sei die wichtigste Botschaft des Textes für heute, hier hätten viele Staaten noch Nachholbedarf.

„In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung brachte das von Christen vergossene Blut die politisch Verantwortlichen dazu, die Gesetze zur Religionsfreiheit zu ändern – auch weil die Christen geeint waren. Darum müssten die Christen heute, um endlich das Mailänder Edikt auch für die Gewissensfreiheit aller durchzusetzen, ihre Spaltungen überwinden und sich angesichts der Herausforderungen der modernen Gesellschaft untereinander verbünden."

Doch der Alltag, den der Vatikan-Botschafter auf dem Balkan erlebt, ist heute ein ganz anderer. Der Konflikt zwischen orthodoxen Serben und katholischen Kroaten scheint ihm „einer der kompliziertesten des Planeten".

„Ein Knäuel, das schwer zu entwirren ist – viel älter als die serbischen Gemetzel im Zweiten Weltkrieg, es geht auf die Jahrzehnte, ja vielleicht sogar auf die Jahrhunderte zuvor zurück. Ich fürchte, keine historische Forschung wird je mit Bestimmtheit sagen können, welche Seite einmal mit den Feindseligkeiten angefangen hat! Die geistliche Einheit der Christen ist also nicht nur etwas Wichtiges, sondern etwas Essentielles, um weitere Dramen zu verhindern."

Der Nuntius hält es „für sehr wichtig, dass die Balkanländer in die Europäische Union kommen".

„In einem politischen Rahmen, der größer als ihr eigener ist, könnte man das Entstehen einer pluri-ethnischen Gesellschaft fördern, in der die einzelnen kulturellen Komponenten friedlich zusammenleben und ihr jeweiliges Potential fürs Allgemeinwohl fruchtbar machen."

Zurück zu den Feiern des Mailänder Edikts: Alle katholischen Bistümer haben dazu eigene Feiern, Veranstaltungen, Gebetsinitiativen.

„Die zentrale Feier der Katholiken findet am 20. und 21. September in Nis statt. Der Mailänder Kardinal Angelo Scola wird einen Kreuzweg durch die Stadt führen, zur Erinnerung an das von Konstantins Mutter in Jerusalem aufgefundene Kreuz, und auch zur Erinnerung an die Kreuzvision des heiligen Konstantin vor der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom 312. Die Schlussfeier findet im örtlichen Stadion statt."

Die Katholiken machen in Serbien allerdings nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung aus; die meisten davon leben im Norden, in der Vojvodina, nicht auf dem Territorium des Erzbistums Belgrad. Darum ermuntern die katholischen Bischöfe Christen aus dem Ausland zu Pilgerreisen nach Nis. (rv)

Syrien: Mönch bei Angriff auf Kloster getötet

SyrienIn Syrien ist ein christlicher Geistlicher durch Rebellentruppen getötet worden. Wie der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, gegenüber Radio Vatikan bestätigte, kam der Mönch bei einem Angriff auf ein Franziskanerkonvent in Ghassanieh, im Norden des Landes, ums Leben. In Mitteilungen der vergangenen Tage habe der Mönch sich davon überzeugt gezeigt, in Lebensgefahr zu schweben, doch er habe sein Leben als Pfand für den Frieden in Syrien und auf der gesamten Welt angeboten. Pierbattista Pizzaballa:

„Ich bestätige den Tod eines Mönches, der mit uns lebte. Es war kein Franziskaner, doch er lebte aus Sicherheitsgründen bei uns, denn er war ein Eremit. Er ist gestern durch Rebellentruppen getötet worden: Sein Name ist François Murad, er war 49 Jahre alt."

Die Gewaltbereitschaft, die sich in dem Angriff auf ein christliches Konvent entladen habe, sei erschreckend; ihm fehlten sprichwörtlich die Worte, so Pater Pizzaballa:

„Leider ist dieses Dorf im Norden Syriens, in der Nähe der türkischen Grenze, gemeinsam mit anderen christlichen Siedlungen mittlerweile total zerstört und auch fast vollständig verlassen. Nur die Rebellen mit ihren Familien sind noch dort geblieben, Rebellen – und das muss gesagt werden – aus dem Ausland kommen und besonders extremistisches Verhalten an den Tag legen, zumindest diese Gruppe. Das Einzige, was wir sagen können (außer ein Gebet für Pater François und alle Opfer zu sprechen) ist, dass dieser Wahnsinn hoffentlich bald ein Ende findet und dass hoffentlich keine Waffen nach Syrien eingeführt werden, denn das hieße nur, diesen absurden Bürgerkrieg zu verlängern." (rv)

Vatikanverlag stellt neues Bergoglio-Buch vor

Ein Handbuch für Bischöfe, geschrieben von Kardinal Jorge Mario Bergoglio: Dieses Werk stellt nun der vatikanische Verlag LEV vor. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung von Exerzitien, die der damalige Erzbischof von Buenos Aires und jetzige Papst im Januar 2006 hielt. Die Exerzitien galten spanischen Bischöfe, teilte die Libreria Editrice Vaticana mit. In seinen Texten erklärt Bergoglio, die größte Herausforderung für einen Bischof sei die Überwindung der Angst. Das Buch ist nun auf Italienisch erschienen. (rv)

Vatikan: Weiterbildungskurs für die Verantwortlichen der vatikanischen Behörden

EB_VersaldiDie vatikanische Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten hat für die Verantwortlichen der vatikanischen Behörden einen Weiterbildungskurs angeboten. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch mit. Bei dem Treffen ging es auch um die Besprechung des vatikanischen Haushaltes. Das genaue Budget des Vatikanstaates soll demnächst veröffentlicht werden. Bereits im vergangenen Dezember wurde ein solcher Austausch der Wirtschaftspräfektur mit den Behördenchefs durchgeführt. Dies soll auch in Zukunft weiter geschehen, geht aus der Vatikannote von diesem Mittwoch hervor. (rv)

Interreligiöses Treffen in Castelgandolfo: Juden und Christen im Dialog

Castel GandolfoVier Tage lang stand in Castelgandolfo der jüdisch-christliche Dialog im Mittelpunkt: Insgesamt 27 Christen und Juden aus den USA, Argentinien, Uruguay und Italien trafen sich bis Donnerstag in den Albaner Bergen, um sich über Glaubensfragen auszutauschen. Organisiert hatte das Treffen – nicht zum ersten Mal – die Fokolarbewegung; einer der Höhepunkte war die Teilnahme an der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am Mittwoch.

Es kommt darauf an, dass wir bereit sind, vom anderen zu lernen, und dass wir bereit sind, uns durch den Dialog zu ändern und uns gegenseitig zu helfen. Das war das Fazit der Teilnehmer eines viertätigen Juden-Christen-Treffens diese Woche in Castelgandolfo. Es schrieb einen Dialog zwischen den Religionen fort, den Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolarbewegung, 1977 begonnen hatte. „Wir wollen von den anderen lernen, und dabei geht es nicht nur um einen Austausch von Ideen, sondern auch um einen spirituellen Austausch", so brachte es der Rabbiner Tsvi Blanchard aus New York auf den Punkt:

„Ein Gedanke ist: ,Du glaubst dieses und ich jenes. Ich denke, dass manches von deinem Glauben richtig ist, und anderes falsch – doch du mit deinem Glauben berührst mich nicht.’ Wenn es hingegen einen spirituellen Austausch gibt, dann kommt das, was du sagst, wirklich aus deinem Herzen, und es trifft mich in meinem Herzen. Und dann kann ich mich davon nicht lösen, ohne dir etwas zurückzugeben. Wir haben es geschafft, genau diese neue Ebene des Dialogs zu erreichen. Das ist in gewisser Weise auch ein Risiko, denn viele Menschen haben Angst vor dem Dialog, weil sie lieber die Menschen bleiben wollen, die sie waren, und befürchten, der Dialog könne sie verändern. Wir haben aber keine Angst. Ich denke, dass wir das alle gemeinsam so sehen, wir haben hier so miteinander geredet, als ob wir gemeinsam eine Lösung finden könnten."

Eine Lösung nicht für die Unterschiede zwischen den beiden Glaubensformen, sondern für die vielfältigen Konfrontationen und Konflikte zwischen Christen und Juden. Er sei sich jedenfalls sicher, dass er nicht als der gleiche wieder zurückreise, so der Rabbiner aus New York. Der Dreh- und Angelpunkt sei nicht, ob man Christ oder Jude sei, sondern der Gedanke: „Wir sind beide Menschen, und den spirituellen Aspekt des Lebens, den können wir teilen".

„Natürlich gibt es noch Klärungsbedarf. Das ist das erste Mal, dass wir einen Dialog auf diesem Niveau hatten, aber wir wissen noch nicht einmal, ob uns das ein zweites Mal gelingen wird. Wir wissen nur, dass wir eine Begegnung auf einer so tiefgehenden Ebene erreicht haben wie nie zuvor. Was es uns kosten wird, das aufrechtzuerhalten, das wissen wir nicht, aber wir werden es versuchen."

Nach vier Tagen des Dialogs, die von gegenseitigem Respekt und Achtung geprägt waren, seien sich alle einig: „Das ist gut, aber wir wollen noch mehr, wir wollen mehr sein als gute Nachbarn, wir wollen Menschen sein, die sich lieben." Rabbiner Tsvi Blanchard ist überzeugt:

„Wenn du den Weg des Lebens alleine beschreitest, dann leidest du nicht nur mehr, sondern du wirst niemals dieses tiefe Verständnis spüren, dass du erlebst, wenn du dein Leben hingegen gemeinsam mit Menschen lebst, die du liebst und um die du dich kümmerst. Meine Erfahrung ist: Wenn ich alleine über etwas nachdenke, dann gehe ich der Sache nicht so auf den Grund, wie wenn ich mit jemand anderem darüber rede. Und wenn ich mit dem anderen rede, dann entsteht eine herzliche Beziehung, und es entsteht Vertrauen. Dann merke ich, dass ich auf die eine oder andere Art schon vorwärtskommen werde. Wir haben nicht die Antworten, die wir suchen, wir haben nur die Fragen, aber wir kennen auch die Schritte, die wir tun müssen, um weiter zu kommen. Diese Schritte können wir aber nur gehen, wenn wir wissen, dass es jemanden gibt, der uns liebt und der sich um uns kümmert. So gehen wir, gemeinsam, voran." (rv)