„Vatikanbank“: Fast 5.000 Konten wurden aufgelöst

IORDer Operation Transparenz sind bei der sogenannten „Vatikanbank“ IOR von 2013 bis Ende 2015 fast 5.000 Konten zum Opfer gefallen: Genau 4.935 verdächtige Konten wurden geschlossen. Das steht im Jahresbericht des IOR für 2015, der an diesem Donnerstag publik wurde. Der Nettogewinn des Finanzinstituts wird mit 16,1 Millionen Euro angegeben, das Nettokapital mit insgesamt 654 Millionen.

Trotz der Unsicherheiten und Talfahrten an den Finanzmärkten, vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015, ist das IOR mit seiner Leistung zufrieden: Die neue Investitionsstrategie, die seit Ende 2014 greife und auf mehr Sicherheit ziele, habe sich bezahlt gemacht. Den „tiefen Erneuerungsprozess“, bei dem alle Konten einzeln unter die Lupe genommen wurden, erklärt das Institut für abgeschlossen: „Die geltenden Normen werden sorgfältig auf alle Neukunden angewandt.“

Die Zahl der IOR-Kunden liegt bei etwa 14.800: Vatikanmitarbeiter, Orden und kirchliche Einrichtungen, Kleriker und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten. Zweidrittel der Kunden haben ihren Sitz in Italien und dem Vatikan, 15 Prozent in Europa, zehn Prozent im Rest der Welt.

„Geldwäsche? Unmöglich“

Der Jahresbericht listet ausführlich auf, was das IOR alles tut, um im Einklang mit internationalen Standards zu sein. Die Haushaltsbilanz wurde den Rechnungsprüfern von „Deloitte & Touche” vorgelegt.

„Es ist mittlerweile unmöglich, über das IOR Geld zu waschen“, versicherte der Präsident des Instituts, der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu, gegenüber Radio Vatikan. „Das mag in der Vergangenheit passiert sein, wie auch in vielen anderen Finanzinstituten und Banken in aller Welt. Aber inzwischen haben wir ausgesprochen strenge Bestimmungen, welcher Kunde überhaupt ein Konto beim IOR eröffnen kann, und alle Mitarbeiter wurden geschult, um diese Regeln genau umzusetzen. Und zweitens haben wir Steuerabkommen mit verschiedenen Ländern der Welt, in denen Kunden von uns wohnen, abgeschlossen – das macht das IOR zur schlechtesten Wahl für jemanden, der einen Platz zur Geldwäsche sucht… Wir sind jetzt eine starke Institution, die gegen Geldwäsche kämpft.“

Der adlige Banker betont, dass das IOR auf „volle Transparenz“ und Zusammenarbeit mit Steuerbehörden setzt. Zur Zukunft des IOR sagt er: „Wir bieten dem Heiligen Stuhl zwei Dienstleistungen an. Erstens Geldüberweisungen – das haben wir immer getan und werden wir weiterhin tun. Zweitens Vermögensmanagement für unsere Kunden; auch das werden wir fortsetzen. Das ist auch das, was der Heilige Vater uns bestätigt hat.“

Hintergrund

Das „Istituto per le Opere di Religione“, zu deutsch „Institut für religiöse Werke“, wurde 1942 von Pius XII. als karitative Stiftung im Sinn des Kirchenrechts gegründet; Vorläuferin des IOR war eine von Leo XIII. 1887 ins Leben gerufene „Commissione ad Pias Causas“. Die Statuten des IOR legen fest, dass das Institut „Einrichtungen oder Personen des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt“ offensteht. IOR-Sitz ist die Vatikanstadt. (rv)

Aus dem Geheimarchiv des Vatikans: Die Bullen der Jubeljahre

Siegel Gregor XIIIVATIKANSTADT – Das Pilgerzentrum des Bistums Rom organisiert eine Ausstellung von historischen Dokumenten über die Heiligen Jahre der Kirche seit dem Jahr 1300. Damit soll das Heilige Jahr der Barmherzigkeit auch unter einem historischen Blickwinkel betrachtet werden können.

„Peregrinatio Sancta. Die Bullen der Jubeljahre aus dem Geheimarchiv des Vatikans“. Unter diesem Namen zeigt jetzt eine Ausstellung die päpstlichen Bullen, mit denen die Heiligen Jahre zwischen 1300 und 2000 verkündigt wurden. Die Schau wird von der Opera Romana Pellegrinaggi organisiert.

Die gezeigten Dokumente sind normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur Fachleute, die Experte auf diesem Gebiet sind, sowie Spezialisten in Konservierung, die im Geheimarchiv des Vatikans arbeiten, haben in der Regel Zugang dazu.

Die Ausstellung enthält auch Bullen aus den Archiven der Petrusbriefe, die in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt werden, sowie die sogenannten „Inkunabeln“ – Bücher, die vor 1500 gedruckt wurden -, die sich in der Biblioteca Casanatense befinden.

Die Schau, die noch bis zum 31. Juli 2016 im Palazzo del Vicariato Vechio in Rom zu sehen ist, enthält auch Informationstexte auf Englisch und Italienisch über den historischen Rahmen der einzelnen Heilige Jahre.

Päpstliche Bullen sind Urkunden, die mit einem Siegel aus Blei – lat. „bulla“ – versehen sind, die ihre Echtheit beweisen.

Mit diesen Dokumenten wurden im Laufe der Geschichte die Heiligen Jahre ausgerufen. Die biblischen Wurzeln der Heiligen Jahre gehen auf das mosaische Gesetz zurück. In dieser Zeit wurde festgelegt, dass alle 50 Jahre ein Jubeljahr sein sollte, als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes, der die Sklaven erlöst und die Schulden erlassen hatte.

Im Jahr 1300 nahm Papst Bonifatius VIII. diese Tradition wieder auf; die nach Rom gepilgerten Gläubigen konnten einen vollkommenen Ablass unter den gewohnten Bedingungen gewinnen. Zwischen den Jahren 1300 und 2000 wurden in Rom 29 Heiligen Jahre gefeiert.

Papst Franziskus rief das Jubiläum der Barmherzigkeit aus, ein Außerordentliches Heiliges Jahr, das am 8. Dezember 2015, Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, begann und am 20. November 2016, Christkönigfest, zu Ende geht.

Der Papst eröffnete offiziell das Heilige Jahr mit dem Öffnen der Heiligen Pforte vom Petersdom, die ausschließlich in den berühmten Jubeljahren geöffnet wird – in der Regel alle 25 Jahre, oder wenn ein Papst ein außerordentliches Heiliges Jahr ausruft.

Die Pilger, die die Pforte durchschreiten, können einen vollkommenen Ablass gewinnen unter Beachtung der gewohnten Bedingungen, wie die Beichte und das Gebet für die Anliegen des Papstes. (CNA Deutsch)

Britisches Studienzentrum im Geist Benedikts XVI.

Papst Benedikt XVI.Er war Botschafter Ihrer Majestät beim Heiligen Stuhl – und ist jetzt Vizekanzler von St. Mary’s University Twickenham, London. Aber das Thema Vatikan hat Francis Campbell nicht losgelassen: An der Londoner Uni half er mit, ein Benedikt-XVI.-Institut aus der Taufe zu heben. Es soll den Dialog der Zivilisationen sozusagen von innen her erneuern, ganz im Geist Joseph Ratzingers.

Vor ein paar Tagen wurde das „Benedict XVI Centre for Religion and Society”, also ein „Studienzentrum für Religion und Gesellschaft“, offiziell lanciert – übrigens in demselben Saal, in dem der damalige Papst Benedikt während seines Besuchs in Großbritannien 2010 eine Rede gehalten hatte. Campbell hatte die Reise mitorganisiert.

„Für mich war es ein Highlight dieser Reise, als Benedikt XVI. an einem Freitagnachmittag in der Westminster Hall an genau der Stelle stand, an der einst Thomas Morus zum Tod verurteilt wurde. Er hielt eine Rede an die britische Gesellschaft, aber da ging es um ein Thema, mit dem er sich in seinem ganzen intellektuellen Leben beschäftigt hatte und das in der ganzen Geschichte des Christentums eine wichtige Rolle gespielt hat, nämlich um die Beziehung des Einzelnen zum Staat, um den Platz des Glaubens im größeren Kontext der Gesellschaft. Ich saß an diesem Abend seitlich und konnte während der Rede den Papst, aber auch jeden einzelnen der noch lebenden Ex-Ministerpräsidenten sehen, die ihm zuhörten. Auch Frau Thatcher war, ein letztes Mal, noch dabei. Und für mich war diese Szene sehr sprechend: In einem Land, das keineswegs eine katholische Bevölkerungsmehrheit hat, waren alle früheren Ministerpräsidenten gekommen, um ihn in Westminster Hall sprechen zu hören!“

Der historische Moment überwältigte den Botschafter gewissermaßen; noch heute hält er die Londoner Rede für „eine der zwei bedeutendsten, die er während seines Pontifikats gehalten hat“. (Leider haben wir vergessen, nachzufragen, welche die andere Rede war.) „Darum ist es sehr angemessen für uns, darauf aufzubauen und hier in St Mary’s ein Studienzentrum für Religion und Gesellschaft zu eröffnen. Und dieser Saal, in dem das Zentrum lanciert wurde, ist genau die Stelle, wo Benedikt 2010 zwischen dem Oberrabbiner und dem ersten weiblichen muslimischen Kabinettsmitglied einmal mehr über die Rolle von Religion in der Gesellschaft sprach. Wir wollen, sechs Jahre nach diesem Augenblick, dieses Engagement fortführen und dabei interdisziplinär alle Ressourcen der Universität einsetzen.“

Francis Campbell hebt hervor, dass der emeritierte Papst einen ganz spezifischen Blick auf das Thema Religion und Gesellschaft habe. Andere Religionsführer oder Gelehrte bezögen sich in der Regel auf eine Vergangenheit, die aus ihrer Sicht „einfacher oder besser“ gewesen sei. „Joseph Ratzinger hingegen erinnerte uns in seinen Veröffentlichungen als Kardinal und später dann als Papst daran, dass es um die Zukunft der westlichen Zivilisation geht und dass das Christentum gerade bei dieser Erneuerung eine Rolle zu spielen hat. Und das ist besonders gültig für das Vereinte Königreich.“

Der frühere Botschafter würdigt auch einen zweiten Ansatz Benedikts, der ihm besonders wichtig scheint: die sogenannten „kreativen Minderheiten“. „Für ihn war das Christentum eine kreative Minderheit, die sich engagiert auf die Zivilisation – die westliche Zivilisation – einlässt und sie herausfordert, aber auch dazu beiträgt, sie von innen her zu erneuern. Dieser Begriff der „kreativen Minderheit“ ist allerdings gar nicht von ihm, sondern er bezieht sich da auf einen britischen Denker: Arnold Toynbee. Da geht es um die berühmte Debatte zwischen Spengler und Toynbee zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, ob die westliche Zivilisation wie alle anderen bisherigen irgendwann einmal einfach an ein Ende kommen wird – das war Spenglers Sicht. Toynbee hingegen sagte: Nein, die westliche Zivilisation ist anders. Und sie ist anders wegen der erneuernden Rolle des Christentums, das im Kern unserer Zivilisation ist. Das ist es, was Benedikt XVI. neu hervorgebracht hat: Er erinnerte Glaubensgruppen an ihren Beitrag zur westlichen Zivilisation und Gesellschaft.“

Das neue Institut ist an der Schnittstelle zwischen Religion und Sozialwissenschaften angesiedelt. In Zusammenarbeit mit dem University College London, Queen’s University Belfast und Coventry University wird es bis Dezember eine erste Studie über nichtreligiöses Glauben vorlegen. Auch eine Konferenz über den fünfzigsten Jahrestag der Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI. ist in der Planung. Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Philip Booth wird am Institut eine Vorlesungsreihe über die katholische Soziallehre halten. (rv)

„Ihr seid Zeugen Christi“: Vereidigung der neuen Schweizergardisten

cna_SchweizergardistenVATIKANSTADT – Jedes Jahr, am Tag der Plünderung Roms im Jahre 1527, werden die neuen Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Sie schwören, den Papst zu schützen und verteidigen, wenn nötig mit ihrem Leben. In diesem Jahr legten 23 junge Männer den Eid ab, den schon ihre Vorgänger und Vor-vorgänger abgelegt haben.

„Ihr seid Zeugen Christi — hier in Rom, in Euer Schweizer Heimat und wo auch immer Ihr hingeht“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den neuen Rekruten der kleinsten und ältesten Armee der Welt im Petersdom.

Er sagte den Gardisten, dass ihr Einsatz ein Beispiel sei für Gleichaltrige, die sich „nach Sinn und Erfüllung“ sehnen in einer Welt, die verzweifelt das Licht suche, aber oft nicht den Mut habe, diese auch zu empfangen, so Kardinal Parolin.

Sie, die neuen Gardisten, dagegen könnten ihren Altersgenossen sagen, dass es sich lohne, sich für große und schöne Dinge einzusetzen, und das mit Einsatz und Hingabe, so der Staatssekretär des Heiligen Stuhls zu den Gardisten — auch wenn es zu Erschöpfung führe.

Kardinal Parolin erinnerte an die Schlacht vom 6. Mai 1527, bei der 147 Schweizergardisten ums Leben kamen — die höchste Zahl in der Geschichte der päpstlichen Wache. Sie kämpften gegen die Landsknechte des Heiligen Römischen Reiches und ermöglichten so Papst Klemens VII., durch einen Geheimgang vom Vatikan in die Engelsburg zu fliehen.

Treu zu sein: Das sei nicht immer einfach, so Kardinal Parolin, wie es auch nicht einfach für die Gardisten gewesen sei, die ihr Leben in der Schlacht ließen. Diese Helden seien Vorbilder, deren Beispiel die neuen Gardisten ohne zu zögern folgen sollten.

„Liebe Gardisten, zögert nicht. Fangt schon heute an, Zeugen zu sein — mit Eurer Treue im täglichen Dienst für den Heiligen Vater, mit Euer Kameradschaft, und mit guten Beziehungen untereinander“, sagte er.

Indem sie beispielhaft Zeugnis für den Glauben abgeben sollten, sollte die Schweizergarde zeigen, „dass der Herr lebt, dass er Mitleid hat und barmherzig ist, dass er Friede, Freude und wahre Erfüllung schenken will, um jede Wunde zu heilen“, fuhr der Kardinal fort.

Die Gardisten sollten Gott stets erkennen, und ihn für seine stete Anwesenheit in ihrem Leben lieben; er ermutigte sie, sich ein Beispiel an ihren Schutzpatronen zu nehmen: St. Martin, St. Sebastian und St. Nikolaus von der Flue. Dazu rief sie der Kardinal in dem Augenblick auf, in dem die neuen Wachen ihren Eid ablegten. Und er bat die Heiligen im Gebet dafür, sich dafür einzusetzen, dass die Gardisten ihren Dienst stets treu erfüllten, mit der „Freude im Herzen, die niemand wegnehmen kann“.

Die Schweizergarde, deren Motto „Mut und Treue“ ist, ist die kleinste und älteste Armee der Welt. Sie hat eine Stärke von 120 Mann. (CNA Deutsch)

Nigeria: Nach Angriff auf Kardinal – „Ich war nicht das Ziel“

Kardinal OnaiyekanEs kommt – zum Glück – nicht alle Tage vor, dass ein Anschlag auf einen Kardinal für Schlagzeilen sorgt. In Nigeria wurde vor zwei Wochen ein Angriff auf den nigerianischen Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan verübt. Vieles war unklar, sogar über das Datum des Überfalls gab es widersprüchliche Angaben. Nun äußerte sich der Erzbischof von Abuja selbst im Interview mit Radio Vatikan zum Vorfall. Er sagt: solche Gewalttaten geschehen fast täglich, und sie haben nichts Religion zu tun. Dass man jetzt darüber spreche, liege eben daran, dass auf einmal ein Kardinal betroffen sei.

„Ich wollte seit dem Überfall keinen großen Wind darum machen, weil nicht ich das Ziel dieser Gewaltaktion war. Ich saß in einem Auto und es gab noch weitere Fahrzeuge auf einer öffentlichen Straße hier in Nigeria. Plötzlich wurde das Feuer eröffnet und wir gerieten leider dazwischen. Und im Übrigen wurden nicht nur wir in den Autos angegriffen, sondern sogar die Passanten wurden beschossen, denn auf dieser Straße laufen auch viele Menschen zu Fuß.“

Der Chauffeur des Kardinals habe sofort den Rückwärtsgang eingelegt und habe versucht, sich so rasch wie möglich vom Ort des Geschehens zu entfernen. Im Auto des Kardinals saßen noch weitere drei Personen.

„Solche Angriffe geschehen fast täglich. Vor zwei oder drei Wochen wurde ein Auto beschossen, in dem auch mehrere Priester saßen. Ein Priester wurde schwer verletzt. Das Problem ist, dass es keine Straßensicherheit und Kontrollen gibt. Ich hoffe, dass die Aufmerksamkeit für den Vorfall, der mir zugestoßen ist, dazu führt, dass sich diesbezüglich etwas ändert.“

Gemäß Medienberichten handelt es sich bei den Angriffen auf der Straße von Benin nach Ekpoma um die Suche nach Aufmerksamkeit der nomadischen Ethnie der Fulani, die seit Jahren für ihre politische Anerkennung kämpft. Doch dazu wisse er nichts und er könne auch zur Identität der Täter nichts sagen, antwortete der Kardinal auf Anfrage. (rv)

Europas Bischöfe: Verschiedene Perspektiven in Sachen Flüchtlingspolitik

CCEEDie Uneinigkeit, die beim Thema Flüchtlinge in Europa herrscht, wirft ihre Schatten bis in die Bischofskonferenzen Europas. Deshalb stand das Thema ganz oben auf der Tagesordnung beim Besuch des Präsidiums des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen – kurz CCEE mit Sitz im Schweizerischen St. Gallen – bei Papst Franziskus und bei verschiedenen vatikanischen Dikasterien. Der Vorsitzende des Rates, der ungarische Kardinal Peter Erdö, erläutert nach dem Treffen mit dem Papst am Montag im Gespräch mit Radio Vatikan, wie unterschiedlich die Problematik von den einzelnen Bischofskonferenzen in Europa angegangen wird.

„Unter unseren Mitglieds-Bischofskonferenzen zählen wir auch die Türkei oder Russland. Deshalb gibt es da unterschiedliche Perspektiven“, kommentiert Kardinal Erdö. Auch weist er auf die unterschiedlichen sozialen Begebenheiten in den Ländern Europas hin. So sei auch sein Heimatland Ungarn von der Flüchtlingswelle betroffen, jedoch vor allem als Durchgangsland. Gerade Ungarns Politik mit der Errichtung von Barrieren an ihrer Staatsgrenze sorgte für Diskussionen darüber, ob und wie man Flüchtlinge aufnehmen solle. Für Kardinal Erdö ist eines klar: „Wir können unterschiedliche politische Lösungen haben, aber als Christen hören wir auf die Botschaft des Heiligen Vaters und zwar, dass wir solidarisch sein sollen: und genau das waren die kirchlichen Einrichtungen in allen Ländern Europas.“ Kurz zusammengefasst: Jedes Land in Europa muss aus seiner eigenen Sicht handeln, dürfe dabei jedoch niemals die christliche Solidarität vergessen, so die Botschaft Erdös.

Die Bischofskonferenzen in Europa wollen sich nicht auf eine einheitliche Linie in der Flüchtlingskrise verständigen. In dieser Frage könne es „nicht nur eine einzige Antwort geben“, sagte der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Peter Erdö, am Dienstag in Rom. Bei einem Treffen der CCEE-Leitung mit hohen Kurienvertretern im Vatikan habe man zwar lange über Migration gesprochen; das Problem lasse sich aber nicht in einer Stellungnahme „mit drei Zeilen“ erklären, so der Budapester Kardinal. (rv)

D: Heinrich Timmerevers wird Bischof von Dresden-Meißen

Bischof_TimmereversHeinrich Timmerevers wird der neue Bischof von Dresden-Meißen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Freitag bekannt. Damit wird der bisherige Weihbischof von Münster die Nachfolge von Heiner Koch auf dem seit September 2015 vakanten Bischofsstuhl antreten und verlässt seinerseits den Titularbischofssitz von Tulana. Bischof Timmerevers ist am 25. August 1952 in Nikolausdorf bei Münster geboren worden und hat Philosophie und Theologie in Münster studiert. 1980 wurde er zum Priester geweiht, wobei er in seiner Heimatdiözese verblieb.

Bis 1984 war er als Vikar in Visbeck tätig. In der Folge war er Vizerektor des“Collegium Borromaeum” in Münster. 1990 wurde ihm die Pfarre St. Vitus in Visbeck anvertraut. Am 6. Juli 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Tulana und Weihbischof im Bistum Münster, die Bischofsweihe empfing Timmerevers am 2. September desselben Jahres im Hohen Dom zu Münster. Seit 2001 ist er Kappellan des Malteserordens. (rv)

EXKLUSIV: „Ein Bruch mit der Lehrtradition“ – Robert Spaemann über Amoris Laetitia

Amoris_LaetitiaROM/STUTTGART – Der heilige Johannes Paul II. schätzte ihn als Berater, Benedikt XVI. schätzt ihn als Freund, und er gilt als der wichtigste katholische deutsche Philosoph der letzten Jahrzehnte: Robert Spaemann. Im exklusiven Interview mit CNA Deutsch äußert der emeritierte Philosophie-Professor eine deutlich kritische Lesart von Amoris Laetitia, dem fast 300 Seiten umfassenden nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus, das am 8. April vorgestellt wurde.

Professor Spaemann, Sie haben die Pontifikate von Johannes Paul II. und Benedikt XVI mit Ihrer Philosophie begleitet. Viele Gläubige diskutieren nun, wie Amoris Laetitia von Papst Franziskus in Kontinuität mit der Lehre der Kirche und dieser Päpste zu lesen ist. Wie sehen Sie das?

Zum größten Teil ist das möglich, wenngleich die Richtung Folgerungen zulässt, die mit der Lehre der Kirche nicht kompatibel gemacht werden können. Der Artikel 305 zusammen mit der Anmerkung 351 allerdings, in dem festgestellt wird, dass Gläubige „mitten in einer objektiven Situation der Sünde“, „auf Grund mildernder Faktoren“ zu den Sakramenten zugelassen werden können, widerspricht direkt dem Artikel 84 des Schreibens Familiaris Consortio von Johannes Paul II.

Worum ging es Papst Johannes Paul II. denn?

Johannes Paul II. erklärt die menschliche Sexualität als „Realsymbol für die Hingabe der ganzen Person“ und zwar „ohne jede zeitliche oder sonstige Begrenzung“. Er formuliert daher in Artikel 84 ganz klar, dass wiederverheiratete Geschiedene auf Sexualität verzichten müssen, wenn sie zur Kommunion gehen wollen. Eine Änderung in der Praxis der Sakramentenspendung wäre daher keine „Weiterentwicklung von Familiaris Consortio“, wie dies Kardinal Kasper meint, sondern ein Bruch mit ihrer wesentlichen anthropologischen und theologischen Lehre über die menschliche Ehe und Sexualität. Die Kirche hat keine Vollmacht, ohne vorherige Umkehr, ungeordnete sexuelle Beziehungen durch die Spendung von Sakramenten positiv zu sanktionieren und damit der Barmherzigkeit Gottes vorzugreifen. Ganz gleich wie diese Situationen menschlich und moralisch zu beurteilen sind. Die Tür ist hier — wie beim Frauenpriestertum — verschlossen.

Könnte man nicht einwenden, dass die von Ihnen genannten anthropologischen und theologischen Überlegungen zwar richtig sind, Gottes Barmherzigkeit aber nicht an solche Grenzen gebunden ist, sondern an die konkrete Situation jedes einzelnen Menschen anknüpft?

Die Barmherzigkeit Gottes betrifft den Kern des christlichen Glaubens an die Menschwerdung und Erlösung. Natürlich hat Gott jeden einzelnen Menschen in seiner konkreten Situation im Blick. Er kennt ihn besser, als dieser sich selber kennt. Das christliche Leben ist aber nicht eine pädagogische Veranstaltung, bei der man sich auf die Ehe als einem Ideal zubewegt, wie das Amoris Laetitia an vielen Stellen nahezulegen scheint. Der ganze Bereich der Beziehungen, insbesondere der Sexualität betrifft die Würde des Menschen, seine Personalität und Freiheit. Er hat etwas mit dem Leib als einem „Tempel Gottes“ zu tun (1 Kor 6,19). Jede Verletzung dieses Bereichs, mag sie noch so oft vorkommen, ist daher auch eine Verletzung der Beziehung zu Gott, zu der die Christen sich berufen wissen, eine Sünde gegen seine Heiligkeit, und bedarf immer wieder der Reinigung und Umkehr.

Gottes Barmherzigkeit besteht gerade darin, diese Umkehr immer neu zu ermöglichen. Natürlich ist sie nicht an bestimmte Grenzen gebunden, aber die Kirche ihrerseits ist der Verkündigung der Umkehr verpflichtet und hat nicht die Vollmacht durch die Spendung von Sakramenten bestehende Grenzen zu überschreiten und der Barmherzigkeit Gottes Gewalt anzutun. Das wäre vermessen. Klerikern, die sich an die bestehende Ordnung halten, verurteilen deshalb niemanden, sondern berücksichtigen und verkünden diese Grenze zur Heiligkeit Gottes. Eine heilsame Verkündigung. Ihnen zu unterstellen, sie würden „sich hinter der Lehre der Kirche verstecken“ und „sich auf den Stuhl des Moses setzen“, um „Felsblöcke … auf das Leben von Menschen“ zu werfen (Artikel 305) will ich nicht weiter kommentieren. Es sei nur angemerkt, dass hier missverständlich auf die entsprechende Stelle im Evangelium angespielt wird. Jesus sagt zwar, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten auf dem Stuhl des Moses sitzen, betont aber ausdrücklich, dass sich die Jünger an das halten sollen, was sie sagen. Sie sollen nur nicht so leben wie sie (Matt 23,2).

Papst Franziskus hat freilich betont, dass man sich nicht auf einzelne Sätze seines Lehrschreibens fokussieren soll, sondern das Ganze im Auge behält.

Die Konzentration auf die genannten Textstellen ist in meinen Augen völlig berechtigt. Man kann bei einem päpstlichen Lehrschreiben nicht erwarten, dass sich die Menschen an einem schönen Text erfreuen und über entscheidende Sätze, die die Lehre der Kirche verändern, hinwegsehen. Es gibt hier tatsächlich nur eine klare Ja-Nein-Entscheidung. Kommunion geben oder nicht geben, dazwischen gibt es kein Mittleres.

Der Heilige Vater unterstreicht in seinem Schreiben wiederholt, dass niemand auf ewig verurteilt werden darf.

Es fällt mir schwer zu verstehen, was er damit meint. Dass die Kirche niemanden persönlich verurteilen darf, schon gar nicht ewig, was sie ja Gott sei Dank auch gar nicht kann, ist ja klar. Wenn es aber um sexuelle Verhältnisse geht, die objektiv der christlichen Lebensordnung widersprechen, so würde ich gerne vom Papst wissen, nach welcher Zeit und unter welchen Umständen sich eine objektiv sündhafte, in eine gottgefällige Verhaltensweise verwandelt.

Handelt es sich hier also tatsächlich aus Ihrer Sicht um einen Bruch mit der kirchlichen Lehrtradition?

Dass es sich um einen Bruch handelt ergibt sich zweifellos für jeden denkenden Menschen, der die entsprechenden Texte kennt.

Unabhängig davon, ob man nun zustimmt: Stellt sich die Frage, wie es dazu gekommen ist.

Dass Franziskus seinem Vorgänger Johannes Paul II. mit kritischer Distanz gegenübersteht, zeichnete sich schon ab, als er ihn zusammen mit Johannes XXIII. heiliggesprochen hat, für den er eigens das, für Heiligsprechungen erforderliche, zweite Wunder fallen ließ. Dies wurde von vielen zurecht als manipulativ empfunden. Es hatte den Anschein, als wollte der Papst die Bedeutung von Johannes Paul II. relativieren.

Das eigentliche Problem aber ist eine seit vielen Jahren, schon bei den Jesuiten im 17. Jahrhundert zu findende, einflussreiche Strömung in der Moraltheologie, die eine reine Situationsethik vertritt. Die vom Papst in Amoris Laetitia angeführten Zitate von Thomas von Aquin scheinen diese Richtung zu stützen. Hier wird aber übersehen, dass Thomas objektiv sündhafte Handlungen kennt, für die es keine situativen Ausnahmen gibt. Zu ihnen gehören auch alle sexuell ungeordneten Verhaltensweisen. Wie zuvor schon Karl Rahner in den 1950-iger Jahren in einem Aufsatz, der alle wesentlichen, noch heute gültigen Argumente enthält, hat Johannes Paul II. die Situationsethik abgelehnt und in seiner Enzyklika Veritatis Splendor verurteilt. Auch mit diesem Lehrschreiben bricht Amoris Laetitia. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es Johannes Paul II. war, der sein Pontifikat unter das Thema der göttlichen Barmherzigkeit gestellt hat, ihr seine zweite Enzyklika widmete, in Krakau das Tagebuch der Schwester Faustyna entdeckte und sie später heiligsprach. Er ist ihr authentischer Interpret.

Welche Folgen sehen Sie für die Kirche?

Die Folgen sind jetzt schon abzusehen: Verunsicherung und Verwirrung von den Bischofskonferenzen bis zum kleinen Pfarrer im Urwald. Vor wenigen Tagen drückte mir gegenüber ein Priester aus dem Kongo seine Ratlosigkeit angesichts dieses Lehrschreibens und des Fehlens klarer Vorgaben aus. Nach den entsprechenden Textstellen von Amoris Laetitia können bei nicht weiter definierten „mildernden Umständen“ nicht nur die Wiederverheiratet Geschiedenen, sondern alle, die in irgendeiner „irregulären Situation“ leben, ohne das Bemühen ihre sexuellen Verhaltensweisen hinter sich zu lassen, das heißt ohne Beichte und Umkehr, zur Beichte andrer Sünden und zur Kommunion zugelassen werden. Jeder Priester, der sich an die bisher geltende Sakramentenordnung hält, kann von Gläubigen gemobbt und von seinem Bischof unter Druck gesetzt werden. Rom kann nun die Vorgabe machen, dass nur noch „barmherzige“ Bischöfe ernannt werden, die bereit sind, die bestehende Ordnung aufzuweichen. Das Chaos wurde mit einem Federstrich zum Prinzip erhoben. Der Papst hätte wissen müssen, dass er mit einem solchen Schritt die Kirche spaltet und in Richtung eines Schismas führt. Ein Schisma, das nicht an der Peripherie sondern im Herzen der Kirche angesiedelt wäre. Gott möge das verhüten.

Eines scheint mir jedoch sicher: Das Anliegen dieses Pontifikats, dass die Kirche ihre Selbstbezogenheit überwinden soll, um freien Herzens auf die Menschen zugehen zu können, ist durch dieses Lehrschreiben auf unabsehbare Zeit zunichte gemacht worden. Ein Säkularisierungsschub und ein weiterer Rückgang der Priesterzahlen in weiten Teilen der Welt sind auch zu erwarten. Es ist ja schon seit längerem zu beobachten, dass Bischöfe und Diözesen mit eindeutiger Haltung in Sachen Glaube und Moral den größten Priesternachwuchs haben. Man wird an die Worte des heiligen Paulus im Korintherbrief erinnert „wenn die Trompete keinen deutlichen Klang gibt, wer wird dann zu den Waffen (des Heiligen Geistes) greifen?“ (1 Kor. 14,8).

Wie soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?

Jeder einzelne Kardinal, aber auch jeder Bischof und Priester ist aufgefordert, in seinem Zuständigkeitsbereich die katholische Sakramentenordnung aufrecht zu erhalten und sich öffentlich zu ihr zu bekennen. Falls der Papst nicht dazu breit ist, Korrekturen vorzunehmen, bleibt es einem späteren Pontifikat vorbehalten, die Dinge offiziell wieder ins Lot zu bringen. (CNA Deutsch)

Kardinal Sandri: „Der Kaukasus muss eine Brücke sein“

Kardinal SandriAm Sonntag hat es sich zum 101. Mal gejährt: ‘Metz Yeghern’, das große Übel, wie die Armenier das schreckliche Massaker an eineinhalb Millionen Menschen durch das Heer des damaligen Osmanischen Reiches bezeichnen. Papst Franziskus selbst hat in seiner Ansprache zu Beginn der Gedenkmesse zum 100. Jahrestag vor einem Jahr das Morden an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs öffentlich als „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. In den letzten Wochen stand Armenien wieder aus traurigem Anlass in den Schlagzeilen: In der Region Bergkarabach sind im wieder aufgeflammten Konflikt mit Aserbaidschan zahlreiche Opfer zu beklagen. Ende Juni wird Papst Franziskus nun persönlich nach Armenien reisen. Kardinal Leonardo Sandri ist Präfekt der Ostkirchenkongregation. Im Gespräch mit Radio Vatikan unterstreicht er die Wichtigkeit einer lebendigen Erinnerung an die Übel der Menschheitsgeschichte wie eben den Massenmord an Armeniern, die jedoch nicht von den aktuellen Gräueln ablenken dürfe:

„Wir alle fühlen auch in der jetzigen Situation mit dieser Tragödie und den Toten, den Opfern dieser Realität in Bergkarabach und hoffen, dass man mithilfe der internationalen Gemeinschaft eine gerechte und dauerhafte Lösung für den Konflikt finden kann, der sehr schlimme Folgen für die beiden Völker haben könnte. Besonders für Armenien, dieses Land, das der katholischen Kirche so sehr am Herzen liegt, das erste christliche Land. Wollen wir hoffen, dass all das sich nicht in einen Krieg zwischen Religionen und zwischen Positionen, die so weit auseinander liegen, verwandelt.“

Deshalb sei es nötig, dass diejenigen, die dazu in der Lage seien, auch Hilfe anböten, um aus provisorischen Lösungen endlich einen dauerhaften Frieden zu schaffen, betont Kardinal Sandri, „damit man diese Zusammenstöße vermeiden kann, die sich zu all den Leiden in der Geschichte des armenischen Volkes summieren und die sich zu dieser richtiggehenden Welle von Kriegen zwischen Völkern und Religionen gesellen, die das menschliche Zusammenleben stören.“

Der Besuch des Papstes in der Region sei der erste Teilabschnitt seiner Kaukasusreise, die ihn vom 24. bis zum 26. Juni nach Armenien führt. In einer zweiten Etappe wird er vom 30. September bis zum 2. Oktober Aserbaidschan und Georgien besuchen. Ein offizielles Programm ist noch nicht bekanntgegeben worden, doch Kardinal Sandri bewertet auch in der kommenden Reise zunächst einmal die Dimension der persönlichen Begegnung als besonders wichtig.

„Er wird in Armenien insbesondere die Armenische Apostolische Kirche vorfinden, die Kirche, die der katholischen Kirche die Türen geöffnet hat und die den Heiligen Johannes Paul II empfangen hat, die auch der katholischen Kirche die Möglichkeit gegeben hat, zu existieren, denn von ihr war dort nach dem Kommunismus nichts übrig. Und er wird die Bevölkerung treffen und das tun, was er bei all seinen Reisen tut: begegnen, nahe sein, vor allem denjenigen, die leiden. Gleichzeitig ist da die Begegnung, der Besuch, der prophetisch auf eine bessere Welt hinweist, eine Welt, die die Trennungen überwindet, die diese schädlichen Realitäten überwindet, die das menschliche Leben zerstören.“

Dieses Versprechen einer besseren Welt könne durch einen Papstbesuch ein Stück weit näher rücken, freut sich Kardinal Sandri. Armenien habe es verdient, eine offene Zukunft vor sich zu haben und seine Werte der internationalen Gemeinschaft anbieten zu können. „Ich wünsche mir, dass diese vom Heiligen Vater angekündigte Reise viel Gutes bringen möge, für das liebe Armenien, aber auch für die anderen beiden Länder, für Georgien, das auch christlich ist, als auch für Aserbaidschan. Der Kaukasus muss eine Brücke sein, wie der Papst betont, auch wenn er von anderen Realitäten spricht, nicht eine Mauer von Trennungen und Kriegen, sondern eine Brücke, die den Osten und den Westen verbindet.“ (rv)

Kardinal Zen fordert China auf, Christenverfolgung zu stoppen

Kardinal ZenHONG KONG – Der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat die Regierung Chinas aufgefordert, die Verfolgung von Christen zu beenden und das Recht auf Religionsfreiheit zu gewähren.

Bei einer einfachen Demonstration von circa 100 Personen am Sonntag, den 24. April, vor den Verwaltungsgebäuden Hong Kongs hat der kirchliche Würdenträger gesagt „dass wir es nicht als selbstverständlich ansehen können, dass wir diese Verfolgung erleiden. Wir dürfen nicht untätig bleiben. Wenn wir schweigen, sind wir Mittäter.“

Am gleichen Tag hat die diözesane Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Hong Kong die Beendigung einer Kampagne verkündet, in der man sich an Papst Franziskus wendet, damit er für die Religionsfreiheit und das Ende der Verfolgung in China bete.

Die Petition, die in der Diözese 800 Unterschriften gesammelt hat, fordert die Regierung auf, dass sie aufhören solle, die Kreuze von den Kirchen zu entfernen und bittet den Papst, für zwei verschwundene Bischöfe zu beten.

In Erläuterungen gegenüber UCAnews.com erklärte der Kardinal, er hoffe, „der Papst könne die Kampagne gegen die Entfernung der Kreuze und für die verschwundenen Bischöfe in sein tägliches Gebet aufnehmen.“

Die Autoritäten haben seit Ende 2013 mindestens 1700 Kreuze entfernt.

Die katholische Gemeinde ist darüber hinaus besorgt um das Schicksal der beiden Bischöfe aus der Provinz Hebei: Monsignore James Su Zhimin, der 84 Jahre alt ist, sowie der 95-jährige Monsignore Cosmas Shi Enxiang.

„Diese beiden Bischöfe haben mehr als die Hälfte ihres Lebens im Gefängnis verbracht. Und sie sind vor 15 bis 18 Jahren auf gewaltsame Weise verschwunden“ heißt es in der Petition.

Die katholische Kirche in China

China erlaubt das Praktizieren des Glaubens nur in der Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung, die der kommunistischen Partei in China untersteht – und lehnt die Autorität des Vatikan bei der Ernennung der Bischöfe und deren Leitung ab. Die papsttreue katholische Kirche ist nicht komplett im Untergrund, auch wenn sie beständig verfolgt wird.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan wurden 1951 unterbrochen, nachdem die Kommunisten an die Macht gekommen waren und die ausländischen Kleriker ausgewiesen hatten.

Im Dezember 2010 hatte die Ernennung eines ordentlich geweihten Bischofs als Präsident der Vereinigung, während einer Versammlung, an der romtreue Priester und Bischöfe zwangsweise teilnehmen müssen, eine Distanzierung zwischen Vatikan und China verursacht.

Seither hat der Heilige Stuhl versucht, sich den Autoritäten der Regierung des asiatischen Riesen anzunähern.

Zwischen 201 und 2015 erlaubte China die Weihe von zwei Bischöfe, die vom Vatikan anerkannt werden; das hat eine gewisse Annäherung gebracht.

Im August 2014 schickte Papst Franziskus ein Telegramm an den Präsidenten Chinas, während er mit seinem Flugzeug auf der Reise nach Südkorea den chinesischen Luftraum durchquerte. Er drückte darin seine guten Wünsche aus und gab dem Land seinen Segen.

Die Tatsache, dass der Papst die Erlaubnis erhalten hatte, den chinesischen Luftraum zu durchfliegen, wurde als eine kleiner Schritt nach vorne bewertet. Papst Johannes Paul musste bei seinen Asienreisen diesen Raum noch meiden. (CNA Deutsch)