Größte Bischofssynode der Neuzeit

Die Bischofssynode, die am Sonntag im Vatikan beginnt, ist die größte in der Neuzeit. Das wurde an diesem Freitag im Vatikan bekannt. Der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Nikola Eterović, stellte den Journalisten Einzelheiten der Großveranstaltung vor, die vom 7. bis zum 28. Oktober dauert und das Thema Neuevangelisierung hat.

„An der 13. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynde werden 262 Synodenväter teilnehmen: Das ist die höchste Zahl in der Geschichte der Synoden. Aus Europa kommen 103, aus Amerika 63, aus Afrika 50, aus Asien 39 und aus Ozeanien sieben. Die Mehrheit der Synodenväter, nämlich 182, ist gewählt worden (…). Unter den Synodenvätern sind sechs Patriarchen, 49 Kardinäle, 71 Erzbischöfe, 120 Bischöfe und vierzehn Priester. 32 Synodenväter sind jeweils Vorsitzende einer Bischofskonferenz, 26 leiten Dikasterien der römischen Kurie. Generalrelator ist Kardinal Donald William Wuerl, Erzbischof von Washington in den USA; Sondersekretär ist Pierre-Marie Carré, Erzbischof von Montpellier in Frankreich."

Die drei „delegierten Präsidenten" der Synode kommen interessanterweise nicht aus den USA oder Europa: Es sind Kardinal John Tong Hon von Hongkong in China, Kardinal Francisco Robles Ortega von Guadalajara in Mexiko und Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya von Kinshasa im Kongo. Erzbischof Eterović nannte an diesem Freitag vor der Presse weitere Zahlen: 45 Experten sind zur Synode geladen und 49 Beobachter.

Anglikanischer Primas hält Vortrag auf Synode

„An den Arbeiten werden auch Brüderliche Delegierte teilnehmen, die fünfzehn Kirchen und kirchliche Gemeinschaften vertreten, welche noch nicht in voller Einheit mit der katholischen Kirche stehen. In dieser Hinsicht ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch der anglikanische Primas, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, im Lauf der Synode das Wort ergreifen wird. Außerdem hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., seine Teilnahme an der feierlichen Eucharistie vom 11. Oktober zugesagt. Diese beiden Personen leisten einen beachtlichen Beitrag zum ökumenischen Inhalt der Synode."

Bartholomaios I. hatte vor vier Jahren bei einer vatikanischen Bischofssynode zum Thema Heilige Schrift als erster griechisch-orthodoxer Patriarch einen Vortrag gehalten. Eingeladen hatte ihn dazu Benedikt XVI. Mit der Eucharistiefeier vom 11. Oktober startet das vom Papst ausgerufene „Jahr des Glaubens". Rowan Williams ist scheidendes Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, er tritt zum Jahresende zurück, die Gespräche über einen Nachfolger laufen derzeit. Er wird sich am Nachmittag des 10. Oktober an die Synode wenden. Eterović verriet, dass es bei der Synode zur Neuevangelisierung drei spezielle Gäste geben soll, von denen zwei aus dem deutschen Sprachraum stammen:

„Als gesondert Eingeladene nehmen an der Synode Bruder Alois teil, der Prior der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, dann Lamar Vest, Leiter der Amerikanischen Bibelgesellschaft und schließlich Werner Arber, Professor für Mikrobiologie in Basel und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Den Synodenvätern werden in diesen Tagen 32 Assistenten und dreißig Übersetzer zur Hand gehen. Insgesamt nehmen an der Bischofssynode mehr als vierhundert Personen teil."

Schweizer Mikrobiologe spricht über Wissenschaft und Glauben

Der Schweizer Professor Werner Arber – ein reformierter Christ – wird sogar am Freitagnachmittag, dem 12. Oktober, einen Vortrag vor den Synodenvätern halten. Darin geht es um die Beziehung zwischen Wissenschaft und Glauben. Bereits am Dienstagnachmittag, dem 9. Oktober, ist außerdem ein Referat von Kardinal Marc Ouellet angesetzt. Der Kanadier, der die Bischofskongregation leitet, will über die Aufnahme des Schlussdokuments zur Bibelsynode von 2008 berichten.

„Die erwähnten Vorträge dürften Stoff liefern für die freie Diskussion, die am Ende jeder nachmittäglichen Generalkongregation vorgesehen ist."

23 Generalkongregationen – also Aussprachen im Plenarsaal – und acht Sitzungsrunden in insgesamt 12 kleineren Zirkeln, die nach Sprachen aufgeteilt sind: Das wird die Struktur der Synode. Zu Beginn der Arbeiten werden die Synodenväter acht Personen wählen, die die Schlussbotschaft der Synode erstellen sollen. Die Leiter der entsprechenden Kommission sind vom Papst bereits ernannt worden: Erzbischof Claudio Maria Celli vom Päpstlichen Medienrat und Erzbischof Luis Antonio Tagle von Manila auf den Philippinen. Benedikt XVI. wird noch zwei weitere Mitglieder für diese Redaktion der Schlussbotschaft bestimmen.

„Angesichts der Erfahrung mit früheren Bischofssynoden bleibt das Vorgehen im Wesentlichen unverändert: Jeder Synodenvater hat fünf Minuten Zeit, um auf den Generalkongregationen zu sprechen. Während der freien Diskussion von 18 bis 19 Uhr (an den Tagen, an denen die Generalkongregationen tagen, Anm. d. Red.) darf jeder Synodenvater nicht länger als drei Minuten reden – das soll mehr Teilnahme an der Diskussion ermöglichen. Brüderliche Delegierte sowie Beobachter haben hingegen für Wortbeiträge vier Minuten Zeit." (rv)

Stichwort Bischofssynode zur Neuevangelisierung

Papst Benedikt XVI. hat für Oktober 2012 zur 13. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode eingeladen. Vom 7. bis 28. Oktober treffen hundert Bischöfe aus aller Welt und Delegierte aller Ostkirchen unter der Leitung des Papstes in Rom zusammen. Die Weltbischofssynode fällt damit in die Zeit des 50. Jahrestages der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2012. Mit diesem Tag beginnt auch das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens". Die Vollversammlung der Synode steht unter dem Thema „Die Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens".

Thematische Grundlage für die Beratungen der Bischofssynode bildet ein Arbeitspapier aus dem Vatikan, das so genannte „Instrumentum laboris", das am 19. Juni 2012 erschienen ist. Auch Initiativen des 2010 gegründeten „Päpstlichen Rats zu Förderung der Neuevangelisierung" sollen in die Synode mit einfließen. Von deutscher Seite nehmen an der Synode der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil. Kardinal Joachim Meisner von Köln wurde direkt vom Papst als Synodenvater ernannt. Aus Österreich kommt – neben Kardinal Christoph Schönborn als ernanntem Synodalen – der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, aus der Schweiz der Bischof von Basel, Felix Gmür.

Was ist eine Bischofssynode?

Die Bischofssynode ist ein Beratungsorgan des Papstes, das 1965 von Papst Paul VI. durch das Motu Proprio Apostolica Sollicitudo eingerichtet wurde. Im Zug des II. Vatikanischen Konzils reifte die Idee der Synode als Element der kollegialen Beratung des Papstes durch die Bischöfe.
Papst Paul VI. am 22. September 1974 über die Bischofssynode:

„Sie ist eine kirchliche Einrichtung, die wir im Blick auf die Zeichen der Zeit, mehr aber noch mit dem Versuch, den göttlichen Plan und die Verfassung der katholischen Kirche in ihrer ganzen Tiefe zu deuten, nach dem II. Vatikanischen Konzil beschlossen haben mit dem Ziel, die Einheit und Zusammenarbeit der Bischöfe der ganzen Welt mit dem Apostolischen Stuhl durch gemeinsames Studium der Lage der Kirche und die einträchtige Lösung all jener Fragen bezüglich ihrer Sendung zu fördern. Sie ist kein Konzil, kein Parlament, sondern eine Synode besonderer Art."

In Fragen von gesamtkirchlichem Belang gibt es die „Ordentliche Generalversammlung". In aktuellen Belangen tritt die „Außerordentliche Generalversammlung" zusammen, die sich unter anderem aus den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zusammensetzt. In Fragen von regionaler oder thematischer Bedeutung gibt es die „Sonderversammlung".

Die Bischofssynode ist nicht entscheidungsbefugt und unterscheidet sich damit vom allgemeinen Konzil. Die Synode unterstützt den Papst bei der Bewahrung der Einheit der Gesamtkirche durch gegenseitige Information und Beratung im Bezug auf Glaube, Sitte und Disziplin. In der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode werden die Bischofskonferenzen je nach Größe durch gewählte Vertreter repräsentiert. Auch Delegierte der Ostkirchen und Ordensgemeinschaften nehmen an der Synode teil. Zuletzt gab es ein solches Zusammentreffen 2008 zum Thema „Das Wort Gottes im Leben und der Sendung der Kirche". Die Synode untersteht dem Papst direkt und unmittelbar. Er leitet sie selbst oder durch einen Delegierten und bestimmt den Gegenstand der Beratung. Als ständiges Organ im Dienst der Synode dient das Generalsekretariat. Unter Leitung eines vom Papst ernannten Generalsekretärs, stellt es eine Verbindung zwischen den verschiedenen Versammlungen der Synode her. (rv)

Kardinal Turkson: Anschläge von Bagdad als Reaktion auf Nahost-Synode?

In seiner Friedensbotschaft hat sich Papst Benedikt besorgt über die Lage der Christen im Irak geäußert. Wir haben Kardinal Peter Turkson, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, zu diesem Thema befragt. Der Kardinal stellte die Friedensbotschaft von Benedikt XVI. am Mittag der Presse vor. Sich einzuigeln, um sich zu schützen – das sei der falsche Weg, sagte uns der Kardinal mit Blick auf den Schutz christlicher Einrichtungen durch Betonmauern in Bagdad und Mossul.
 „Wir müssen vielmehr nicht mehr Mauern aufbauen, sondern versuchen mit den Leuten zu reden. Sie sind im Grundprinzip Iraker, im Irak geboren, sie haben die irakische Staatsbürgerschaft. Aber wegen des Glaubens darf man nicht seine staatsbürgerlichen Rechte verlieren! Also keine Mauern bauen, sondern die Leute sollen verstehen, dass man nicht staatsbürgerliche Rechte wegen des Glaubens verlieren darf."
Turkson drängt auf mehr Einsatz europäischer Politiker für die Christen im Irak. Sie müssten mit der irakischen Regierung verhandeln, damit vor Ort Sicherheit geschaffen werde. Obwohl die Christen voll im Irak integriert seien, würden ihre Rechte dort nicht geachtet – sie würden als Fremdkörper gesehen, ihre Bürgerrechte würden missachtet. Und dann geht der aus Ghana stammende Kardinal auch auf das Attentat vom 31. Oktober in Bagdad ein, das zwei Priestern und über 50 Gläubigen das Leben kostete. Er sieht den Vorfall in Zusammenhang mit der Nahostsynode im Vatikan. Turkson:
„Das Attentat, das wir im Irak gehabt haben, wurde von einigen Leuten als Antwort für diese Synode ausgedrückt. Es gibt Leute, die das sozusagen als Strafe sehen." (rv)

Vatikan/Israel: Kritik an Wortmeldungen, aber nicht am Vatikan

Auch wenn Israel mit einzelnen Wortmeldungen bei der Nahost-Bischofssynode nicht einverstanden ist: Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan werden sich deshalb nicht verschlechtern. Das meint Mordechay Lewy, Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, im Gespräch mit uns.
 „Nein, ich glaube nicht, dass sich die Beziehungen verschlechtern. Es hängt auch davon ab, inwieweit der Vatikan den Weg finden wird, sich von den Worten von Bischof Bustros zu distanzieren. Ich bin sicher, dass er hier einen Weg finden wird.“
Der aus dem Libanon stammende Bischof Cyrille Salim Bustros hatte nach der Vorstellung der Schlussbotschaft mündlich auf Fragen geantwortet und dabei sinngemäß gesagt, dass sich der Staat Israel mit einer Rückkehr aller palästinensischen Christen auf demografische Weise erledigen würde. Botschafter Lewy sieht darin eine Wiedergabe „bekannter arabischer Standpunkte“ und betont,
„dass die katholischen Ostkirchen die Tatsache, dass Israel 1948 gegründet wurde, nie begrüßt haben. Sie haben sogar dagegen gearbeitet, lange bevor man von irgendeiner Verwaltung und Kontrolle Israels von gewissen Teilen der Westbank sprechen konnte, als das noch jordanisch war, waren sie schon dagegen. Die Ostkirchen waren auch gegen die Konzilserklärung Nostra Aetate in den 60er Jahren im II. Vatikanischen Konzil, das ist belegt. Sie waren gegen eine Annäherung zwischen Israel und dem Heiligem Stuhl und gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in den 90er Jahren.“
Die Nahost-Synode sei trotz anders lautender Vorsätze „politisch“ gewesen, so Lewy. Das sei aber keine Kritik an den Positionen des Heiligen Stuhls.
„Meine Worte und meine Kritik ist gegen die Botschaft der Synode an die Welt und gegen das, was der Wortführer des Entwurfskomitees – Bustros – daraus gemacht hat. Meine Kritikpunkte beziehen sich nicht auf die Haltung des Vatikans.“
Einige wenige Passagen der Synodendokumente seien aus israelischer Sicht immerhin relativ mild ausgefallen, etwa der Punkt 5 der Propositiones, wo „eine milde Formulierung über die Gründe der Emigration vorgebracht wurde“. Doch im Allgemeinen spiegelten die Synodendokumente, so Lewy, eine dezidiert arabische Sicht.
„ Das ist wie ein UN-Forum gewesen, und im UN-Forum gibt es immer eine automatische Mehrheit für die arabische Sicht. Das gab es auch hier in der Synode, und das kann ich nicht gut heißen.“
Kurz vor Beginn der Synode hatte die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl eine Mitteilung verbreitet, die auf die wachsende Zahl von Christen von Christen in Israel hinwies. „Bei uns gibt es wieder Verfolgung noch Exodus von Christen“, betonte Lewy.
„Ich halte die Lage der Christen und Katholiken, soweit sie der israelischen Jurisdiktion unterstehen, für besser als in allen arabischen Staaten, wo Christen unter muslimischer oder anderer Regierung leben müssen. Das wurde in der Synode nicht gewürdigt, weil man es ja viel leichter hat, Israel zu kritisieren, als seine Existenz zu riskieren, wenn man zurückfährt in sein arabisch-muslimisches Land. Das muss gesagt werden, denn in der Synode wurde das nicht gewürdigt. (rv)

Kardinal Kasper: Die Synode hat ein Bewußtsein geweckt

Kardinal Walter Kasper war von Anfang an mit der Vorbereitung der Synode befasst, er hat an ihr auch teilgenommen. Ihn haben wir gefragt, ob die Synode ein Erfolg war:
 „Es ist vor allem sehr wichtig gewesen, dass man alle Patriarchen und Bischöfe des mittleren Orients beieinander hat – sie kommen ja normalerweise nicht zusammen – damit sie eine Möglichkeit hatten, ihre Probleme vor dem Papst und vor den anderen Bischöfen auszusprechen. Diese Kirchen brauchen unsere Hilfe und brauchen vor allem auch unsere moralische Unterstützung, unsere Unterstützung durch das Gebet. Ich denke, da hat die Synode schon ein Bewußt sein bei uns und in der Kirche geweckt."
In den deutschsprachigen Ländern begegnet vielfach der Meinung, die Kirche und vor allem Rom wende viel mehr Energie für die Ökumene mit den Ostkirchen auf als für die mit den Lutheranern und Reformierten. Stimmt das?
„Das ist eine Wahrnehmung, die mir in Deutschland sehr oft begegnet, sie trifft aber nicht zu. Als der Papst meinen Nachfolger ausgewählt hat, hat er mir ausdrücklich gesagt, er wolle jemanden, der deutschsprachig ist und der die Kirchen der Reformation kennt. Hier denkt man eher von der Weltkirche her, da kommen ganz andere Aspekte in den Blick, die man in Deutschland so nicht hat. Im Übrigen sind der Nahe und der Mittlere Osten ein Weltproblem und die Mutter sehr vieler anderen Konflikte, damit ist es auch ein enormes deutsches Problem." (rv)

Bischofssynode zum Nahen Osten: Die Abschlussbotschaft

An diesem Samstag hat der Vatikan die Schlussbotschaft der Sonderbischofssynode im Vatikan veröffentlicht. Das Schreiben wurde am Freitagnachmittag von den Synodenvätern gebilligt; es trägt den Titel „Nuntius, Botschaft an das Volk Gottes" und gibt Rechenschaft über die Beratungen und Themen, die in den letzten zwei Wochen auf dem Weltbischofstreffen zur Sprache kamen. Adressaten sind alle Gläubigen, Geistlichen, Schwestern und Laien in den Ländern des Nahen Ostens.
 

Wiege des Christentums
Nach dem Dank an Papst Benedikt XVI. für das Einberufen dieser ersten großen Sonderbischofssynode zum Nahen Osten unterstreichen die Synodenväter einleitend das pastorale Anliegen der Synode. Weiter wird auf den Orient als Wiege der ersten christlichen Gemeinschaft verwiesen. Im Folgenden kommt man schnell auf „Herausforderungen und Erwartungen" zu sprechen, vier an der Zahl, die die Völker des Nahen Ostens betreffen.

Herausforderungen und Erwartungen

Erste Herausforderung ist dem Schreiben nach die innere Einheit der Kirche. Es gehe darum, die Einheit jeder Kirche, darunter auch die innerhalb der verschiedenen katholischen Traditionen, zu stärken und durch Gebet und Akte der Nächstenliebe die Einheit aller Christen zu erreichen.
Als zweite Herausforderung werden politische Bedingungen, Sicherheit und religiöser Pluralismus im Nahen Osten genannt. Im Mittelpunkt stehe hier vor allem der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, der Auswirkungen auf die gesamte Region, insbesondere auf die Bewohner der besetzten Palästinensergebiete habe. Hier werden zahlreiche Einschränkungen wie etwa die Militärbarrieren oder der Abriss von Häusern aufgezählt. Auch die Unsicherheit der Israelis und die Situation der Stadt Jerusalem sei Teil der Reflektionen gewesen, heißt es danach weiter. Mit Blick auf die Einschränkung des Wohnrechtes von Palästinensern in Jerusalem durch jüdische Israelis zeigen sich die Synodenväter „besorgt" über „unilaterale Initiativen", die die Bevölkerungszusammensetzung und den Status Jerusalems „riskieren zu verändern". Nur ein „gerechter und endgültiger Frieden" könne das Wohl der gesamten Region und ihrer Völker sichern, erinnern sie.
Als weiterer Brennpunkt wird der Irak genannt: Hier erklären sich die Synodenväter solidarisch mit dem gesamten irakischen Volk und deren Kirchen und appellieren für Unterstützung der Flüchtlinge, die gezwungen sind, das Land zu verlassen – solange, bis diese wieder in ihre Länder zurückkehren könnten und dort in Sicherheit leben könnten, so heißt es.
Eine andere große „Baustelle" betrifft das Verhältnis von Christen und Moslems. Die Synodenväter unterstreichen, dass die „christliche Vision als ursprüngliches Prinzip" dieses Verhältnis bestimmen müsse. Es gehöre zur christlichen Mission und Berufung, mit Moslems nach dem „Gebot der Liebe und der Kraft des Geistes" zusammenzuleben. Als integraler Bestandteil der Gesellschaften des Nahen Osten seien alle Gläubigen – Moslems, Juden und Christen – zur Entwicklung der Region beizutragen.

Gemeinsam für dauerhaften Frieden in Nahost
Ein weiterer Abschnitt der Botschaft widmet sich dem Dialog mit Juden und Moslems. Hier kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass der christlich-jüdische Dialog auch zur konkreten Lösung des politischen Konfliktes beitragen könne. Dieser dürfe keinen Keil zwischen die Religionen treiben. Schließlich sei der Dialog zwischen Vertretern des Juden- und Christentums seit Jahren in Gang – nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Auch wird an die gemeinsamen Wurzeln der drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam erinnert. Erneut mahnen hier die Synodenväter, sich gemeinsam für einen „ehrlichen, gerechten und endgültigen Frieden" einzusetzen.
Der Dialog zwischen Moslems und Christen sei eine die gemeinsame Zukunft bestimmende „Lebensnotwendigkeit", heißt es weiter mit Hinweis auf Papst Benedikts Kölner Rede an die Muslime vom August 2005. Trotz einiger „Schieflagen" im Verhältnis in Vergangenheit und Gegenwart müsse es darum gehen, der Weltgemeinschaft ein positives Modell des Zusammenlebens und der Kooperation zu geben.
 

Zwei-Staaten-Lösung favorisiert
Die Synodenväter rufen die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen, in ihrer Abschlussbotschaft dazu auf, „aufrichtig" an einer Lösung für die Region zu arbeiten und dort „gerechten und endgültigen Frieden" zu garantieren. Um die Besetzung der verschiedenen arabischen Gebiete zu beenden, müssten die Entschlüsse des Sicherheitsrates angewendet und „notwendige juristische Schritte" unternommen werden, heißt es weiter.
Es folgt ein klares Plädoyer für die Zweistaatenlösung und die Einrichtung eines „unabhängigen und autonomen" palästinensischen Staates. Dieser könne der Volksgruppe ein Leben „in Würde und Sicherheit" garantieren. Der Staat Israel könne seinerseits „innerhalb der international anerkannten Grenzen" Frieden und Sicherheit genießen, heißt es weiter. Und schließlich könne die Stadt Jerusalem dann zu einem Status finden, der dem religiösen Erbe von Juden, Christen und Moslems gleichermaßen gerecht werde, so die Synodenväter.
 

Verurteilung jeglicher Gewalt
Einstimmig wird in der Botschaft „Gewalt und Terrorismus jeder Herkunft" und „jeglicher religiöser Extremismus" verurteilt, ebenso Rassismus, Antisemitismus, Anti-Christianismus und Islamophobie. Alle Religionen seien aufgefordert, in der Region den Dialog der Kulturen voranzutreiben, heißt es dazu abschließend. (rv)

Bischof Hanke auf Nahost-Synode: Für mehr Solidarität

In Rom geht die Sondersynode von Bischöfen zum Thema Nahost in die letzte Runde: An diesem Donnerstag berieten die Teilnehmer im Vatikan über konkrete Vorschläge („propositiones"), die sie dem Papst unterbreiten wollen. Der einzige deutsche Ortsbischof, der an den Arbeiten teilnimmt, ist der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke. Im Gespräch mit Stefan Kempis berichtet Hanke, dass seine Mitbrüder aus dem Nahen Osten „natürlich sehr wachsam auf unsere Bemühungen im Westen schauen, wie wir mit dem Islam umgehen".

„Da muss man wohl noch viel, viel stärker eine Abstimmung, eine engere Kommunikation schaffen. Es ist sehr viel gesprochen worden von reziprokem Verhalten; nun gut, das kann man vielleicht im Nahen Osten nicht ganz so anwenden, darauf haben einige Bischöfe aufmerksam gemacht. Dann muss man das vielleicht neu übersetzen. Aber für unsere Politiker wäre das auf alle Fälle ein Impuls, das, was bei uns im Westen möglich ist, doch im Rahmen des globalen Geschehens auch in den Stammländern des Islams anzumahnen und unseren christlichen Schwestern und Brüdern Raum zu geben."

Auf der Synode sei ihm klar geworden, "dass der Mittlere und Nahe Osten nicht über einen Leisten geschlagen werden kann", so Bischof Hanke.

„Mir persönlich ist dann noch aus der Schilderung einzelner Bischöfe aufgegangen, wie wichtig unsere Solidarität im Westen mit den Christen in der Bedrängnis dort ist. Ich glaube, da müsste noch wesentlich mehr Bewusstsein entstehen und wachsen in unseren Pfarrgemeinden und Diözesen in Europa und Nordamerika!" (rv)

Nahost-Synode: „Im Irak auch Zeichen der Hoffnung“

Vom Leben der Christen im Irak gibt es nicht nur alarmierende Nachrichten, sondern durchaus auch Zeichen der Hoffnung. Das machte der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Jacques Ishaq, deutlich: Er berichtete den Synodenvätern am Freitag Abend vom „Babel College", dessen Rektor er ist. Das „Babel College" ist eine theologisch-philosophische Fakultät im Irak, die mit der vatikanischen Missions-Universität Urbania zusammenarbeitet. „Diese Fakultät wird von Seminaristen aller Kirchen im Irak besucht, auch von den orthodoxen", so Ishaq; seit 1991 hätten fast vierhundert Studenten dort ihr Diplom in Theologie oder Philosophie gemacht; dazu kämen fast 350, die eine dreijährige Ausbildung in Religionswissenschaften durchlaufen hätten. „Babel College hat also 735 Arbeiter für den Weinberg des Herrn ausgebildet." Er wolle mit „dieser kleinen Statistik" zeigen, dass „die Schwierigkeiten und Massaker" die Kirche im Irak nicht zerstört hätten, so der Weihbischof. „Stellen Sie sich vor, dass wir allein dieses Jahr 12 Priesterweihen von Absolventen des Babel College haben! Ich würde sogar sagen, dass die Schwierigkeiten und Massaker ein Stimulus für Berufungen sind, denn die Zahl der chaldäischen Priesteramtskandidaten ist dieses Jahr gestiegen." Einige Anwärter seien auch aus dem Ausland gekommen, darunter auch einer aus Deutschland.
 Hier ist ein Überblick über weitere wichtige Wortmeldungen auf der Nahost-Synode der Bischöfe im Vatikan am Freitag Abend:
Kardinal William Levada von der Glaubenskongregation: „Mehrere Synodenväter haben sich auf die Enzyklika Ut unum sint bezogen, in der dieser 1985 zum Nachdenken über eine neue und ökumenisch akzeptable Form der Ausübung des Petrusdienstes einlud… Wir denken über die Einberufung der Kommissionen zu Glaubensfragen der Synoden und Bischofskonferenzen der östlichen und orientalischen Kirchen eigenen Rechts nach – dabei denke ich auch an ein Studium und einen Gedankenaustausch über das Petrusamt in dieser Hinsicht…"
Patriarchalvikar Mikael Moradian aus dem Libanon: „Wir haben im Nahen Osten eine Berufungskrise; der können wir nur über neue Anstrengungen in der Familienpastoral begegnen."
Der melkitische Weihbischof Joseph Absi aus Damaskus: „Die Bischofskonferenzen der einzelnen Länder sollten sich von Zeit zu Zeit gemeinsam treffen. Man sollte den Bi-Ritualismus erlauben, so dass keine Pfarrei ohne Gottesdienst bleibt, ganz gleich zu welcher Kirche sie gehört."
Der melkitische Weihbischof Georges Bakar aus Ägypten: „Ich wünsche mir die Einberufung eines panarabischen Generalkongresses: Dazu sollten Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe aller Kirchen des Nahen Ostens kommen und über die Ausbildung der künftigen christlichen Generationen beraten."
Der libanesische Bischof Simon Atallah, ein Maronit: „Christus hat uns nicht gesagt: Ihr seid eine Minderheit!, sondern: Ihr seid Sauerteig."
Der melkitische Erzbischof Jean-Clément Jeanbart aus Aleppo in Syrien: „Ich schlage (angesichts der Emigration von Christen) vor, Optimismus unter unseren Gläubigen zu verbreiten, was ihre Zukunft im Land betrifft. Unsere Länder sind doch auch nicht ganz ohne Ressourcen und Werte! Lernen wir doch, Freunde unserer muslimischen Brüder zu sein; helfen wir ihnen, sich uns gegenüber zu öffnen!"
Der melkitische Erzbischof Michel Abrass aus Syrien: „Sind wir überhaupt dazu in der Lage, die Probleme all unserer Kirchen zu lösen? Ich bezweifle es! Nehmen wir doch zum Beispiel die Probleme der christlichen Kirchen im Irak – die sind doch politischer Natur und können daher nur politisch gelöst werden… Viele Laien fragen sich, wie man sie behandeln wird, wenn sie sich als Christen bekennen – darum geben sie sich einen Schuss Laizität, je nachdem wie emanzipiert ihr (häufig muslimischer) Gesprächspartner ist. Wir sollten diesen Laien einen gewissen Liberalismus zugestehen…"
Der Schweizer Erzbischof Kurt Koch, neuer Leiter des Päpstlichen Einheitsrates: „Die Ostkirchen sind besonders dazu aufgerufen, mit zwei Lungen zu atmen… Helft uns und der ganzen Weltkirche, so zu atmen – auf ökumenische Weise!"
Der armenische Erzbischof von Bagdad im Irak, Emmanuel Dabbaghian: „Das Heilige Land ist ein Pilgerziel – der Herr will, dass man ihn besucht. Im Vatikan gibt es ja auch keine Einwohner, und trotzdem sind das ganze Jahr über Pilger da. (Lachen im Auditorium, darunter Papst Benedikt.) Umso mehr sollte auch das Heilige Land immer von Pilgern übervölkert sein! Die Synode sollte über den Papst alle Bischöfe in West und Ost auffordern, jedes Jahr zu einer genau festgesetzen Zeit auf Wallfahrt ins Heilige Land zu kommen: So wären dann alle Tage im Jahr mit Pilgerfahrten besetzt… und das würde auch die Emigrierten davon überzeugen, wieder in ihr Land zurückzukommen!"
Der syrisch-katholische Erzbischof Denys Antoine Chahda aus Aleppo: „Ich glaube, was uns von unseren orthodoxen Brüdern trennt, ist der Primat des Petrus. Da sollten die Theologen bald eine neue Interpretation finden! Warum nicht zu einer Einheit im Glauben, aber in der Verschiedenheit kommen?"
Der maronitische Bischof Michel Aoun aus dem Libanon (diese und die folgenden drei Stellungnahmen stammen noch vom Freitag Vormittag: „Ich hoffe, dass diese Synode die Kirchen im Nahen Osten ermutigt, die neuen geistlichen Bewegungen als einen neuen Frühling der Kirche willkommen zu heißen!"
Der Leiter der neuen „Domus Galilaeae" auf dem Berg der Seligpreisungen in Israel, Rino Rossi: „Seit der Eröffnung unseres Zentrums kommen viele Juden zu uns – allein im letzten Jahr mehr als 100.000! Sie werden angezogen von der Aufnahmebereitschaft und der Ästhetik des Hauses. Viele von ihnen kennen weder die Kirche noch Jesus Christus. Sie stellen uns viele Fragen über unseren Glauben."
Der Palästinenser Husan Wahhab: „Wir sollten nicht nur auf Kirchenspaltung und Emigration achten, sondern auch auf die Gefahr, dass die Christen in der palästinensischen Gesellschaft immer mehr an den Rand gedrängt werden!" (rv)