Ende der ersten Synodenwoche: „Da ist Bewegung drin“

Bischofssynode 2015Wie läuft's bei der Synode? Das fragten wir Pater Bernd Hagenkord SJ, der die Debatten aus der Nähe verfolgt.

RV: Was ist neu, überraschend im Vergleich zur Synode im letzten Jahr?

„Die Stimmung ist besser. Es ist schwer, das genau festzumachen, aber es gibt weniger offene Konflikte außerhalb der Aula, weniger Kontroverse, und innerhalb des Saales versuchen alle, konstruktiv und positiv an Positionen zu arbeiten. Natürlich gibt es Auseinandersetzungen, es wäre nach all den Monaten von öffentlicher Debatte auch verwunderlich wenn nicht, aber die Mitglieder der Synode sind sich offensichtlich bewusst, dass es keine weitere Synode zum Thema gibt: Das hier ist es, und der Einsatz ist dementsprechend. Da ist richtig Bewegung drin.“

RV: Zur Methode Bergoglio: Arbeitsgruppen sind diesmal besonders wichtig – aber sie reden laut Erzabt Schröder („ein paar Tage im Blindflug“) nebeneinander her, ohne direkte Vernetzung mit den Ergebnissen der anderen. Ist das nicht ein Schwachpunkt?

„Nein, das ist normal. Die Alternative wäre ja, alles in der Großgruppe zu machen, dann könnte keiner auf den anderen reagieren, alles liefe auf vorbereitete Statements hinaus, und keiner würde auf das eingehen können, was vorher gesagt wurde. Rein mathematisch bedeutet die kleine Gruppe, dass viele Mitglieder nicht dabei sind. Das ist kein Schwachpunkt, das ist eine Stärke, weil es Dialog und Zusammenarbeit bedeutet.“

RV: Gibt es eine Diskrepanz zwischen der Außenwirkung der Synode und dem, was die Synodenväter tatsächlich hinter verschlossenen Türen sagen und tun?

„Ja und nein, wie immer. Es ist naturgemäß schwer, die Geschichte der Synode zu berichten, wenn man selber nicht drin sitzt, wie es bei den Journalisten der Fall ist. Die würden natürlich gerne mehr wissen, aber der Papst möchte Vertraulichkeit. Auf der anderen Seite ist das alles natürlich schon lange debattiert, so dass die Themen nicht wirklich neu sind.

Es kommt wie immer darauf an, wohin man schaut. Die Berichterstattung ist im Allgemeinen sehr gut, wenn man die einseitigen Medien vermeidet, die nur auf Krawall aus sind oder die nicht berichten, sondern beeinflussen wollen. Immer wieder wird ja gesagt, dass es zwei Synoden gäbe, die wirkliche und die in den Medien. Diese These teile ich nicht, sie sind schon miteinander verbunden und sind zwei Seiten oder zwei Dimensionen.“

RV: In welche Richtung entwickelt sich die Synode?

„Da müsste ich raten. Also rate ich einmal, dass am Ende ein Dokument stehen wird, dass mit großer Einmütigkeit verabschiedet wird. Ich würde raten, dass es in der zweiten und besonders auch der dritten Woche mehr Konflikte inhaltlicher Art geben wird, als in der ersten. Denn dann kommen ja die Themen auf die Tagesordnung, die auch bislang schon eifrig debattiert wurden.

Aber ich nehme auch wahr, dass immer mehr Synodalen in Kaffeepausen und dergleichen sagen, es werde noch viel mehr Zeit brauchen als die drei Wochen, die wir hier in der Synode verbringen. In einer gewissen Hinsicht beginnt dann die Arbeit erst.“ (rv)

Bischöfe: „Gnade bedeutet keine Abkehr von der Lehre“

Kardinal GraciasEs sind die zwei Denkschulen, die bei der katholischen Kirche in Bezug auf Ehe und Familie zusammenkommen. Die französischen Sprachgruppen haben am Samstag beim Pressebriefing im Vatikan hervorgehoben, dass sich kirchliche Lehre und die Barmherzigkeit bei den Beratungen gegenüberstanden. Die Bischöfe hätten sich zudem gefragt, was die Kirche in den letzten 50 Jahren unabhängig von „äußeren, feindlichen Kräften“ falsch gemacht habe. Wo lägen die Schwächen der Kirche selbst?

Die englischsprachigen Bischöfe wiederum betonten bei ihren Beratungen zum zweiten Teil des Synodenpapiers „Instrumtentum Laboris“, dass die Gnade mit Menschen mit sozialen Problemen nicht zwangsläufig eine Abkehr von der kirchlichen Lehre bedeuten müsse. Denn viele Menschen seien schlicht machtlos gegenüber den Schicksalen, die ihnen widerführen. Dennoch habe auch die Gnade bestimmte Regeln. Die Familie sei eine Schule für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Die Familie sei aber auch Grundlage für organisierte Kriminalität und Diktaturen, denn hier herrsche eine Clan-Struktur und ein hoher Sinn für Loyalität. Umso mehr seien christliche Familien dazu aufgerufen, nach jenen zu schauen, die litten. „Ein Kind, das leidet, ist unser Kind“, so der Sprecher der englischen Sprachgruppen in dem Briefing.

Er betonte zugleich, dass es eine Verbindung gebe zwischen der Krise der kirchlichen Berufungen und der Krise der katholischen Ehe. Die Ehevorbereitung gelte es besser zu gestalten und man solle dabei stärker als bislang Bezug auf die Heilige Schrift nehmen.

Am Samstag sprach auch ein indisches Ehepaar zu den Bischöfen. Es war ein interreligiöses Paar, die Frau römisch-katholisch, der Ehemann Hindu. Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbay, sprach sich wie viele Bischöfe für ein positiveres Familienbild aus, wo nicht nur die Probleme, sondern vor allem die Tiefe, Schönheit und Spiritualität der örtlichen Kirchen und ihren Familien hervorgehoben werde. Auch ältere Menschen verdienten eine Wertschätzung, da sie von der Gesellschaft aus ökonomischer Sicht oft als nutzlos angesehen würden. Dabei sorgten sie sich um die Enkel und deren spirituelle Entwicklung.

Auf die schwierige Lage der Christen in Indien angesprochen, übte sich der Kardinal in Zuversicht. Leiden und Martyrium gehörten auch zum Christentum dazu, doch die christliche Minderheit existiere nunmehr seit 2.000 Jahren in Indien. „Es ist eben erst Freitag, aber wir hoffen auf den Sonntag“, sagte der Kardinal. Was die Fluchtbewegungen vieler Menschen und auch Christen angehe, betonte Gracias, dass es wichtig sei, den Menschen in ihren Herkunftsländern Bedingungen zu schaffen, dass sie blieben. So ehrbar die Einladung von Franziskus sei, Flüchtlinge aufzunehmen. Es sei auch wichtig, dass die Weltgemeinschaft sich um die Heimatländer der Flüchtlinge kümmere. (rv)

Synode: Abstrakte Glaubenslehre vs. Seelsorge

 Kardinal CoccopalmerioDer Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte, Kardinal Francesco Coccopalmerio, sieht in der Diversität der einzelnen 13 Sprachgruppen vor allem eine „Bereicherung“. Die Sprachgruppen werden in den kommenden Tagen die Basistexte zu neuen Fassungen formulieren. Die Gruppen seien im Allgemeinen von dem „freundschaftlichen und geschwisterlichen Umgang“ der Bischöfe geprägt: „Ich würde sagen, es gibt vor allem sehr viel Geschwisterlichkeit, vor allem in den Sprachgruppen (circoli minores), jetzt wo man sich besser kennt, spricht man freier. Das hat eine große Bedeutung, denn der Papst hat dies hervorgehoben. Die anderen Meinungen werden mehr geschätzt, auch wenn sie sich unterscheiden. Das scheint mir sehr positiv.“

Er wünsche sich einen weiteren Verlauf der Synode in einem friedlichen und geschwisterlichen Ambiente. Die Glaubenslehre selbst solle nicht verändert werden, denn sie sei für den Menschen. Man solle vielmehr den Menschen in seinem Leiden betrachten, und dann in der Glaubenslehre die richtigen Ansatzpunkte dafür suchen und nicht in einer umgekehrten Reihenfolge. Denn die Glaubenslehre „sei für das Gute der Menschen“ und das Pastorale sei „das Gute der Menschen“.

„Man kann sagen, dass wir eine abstrakte Glaubenslehre dem Pastoralen gegenüberstellen, aber nicht die Glaubenslehre dem Pastoralen. Die Lehre muss nämlich, in ihrem innersten Kern, konkrete Probleme beleuchten und lösen.“

Mit der Vereinfachung des Verfahren der Ehe- Annullierung für Katholiken habe Papst Franziskus bereits eine erste Antwort, auf den ersten Teil der Synode gegeben, so der kirchliche Rechtsexperte. Dadurch seien die Ehenichtigkeitserklärungen zwar schneller möglich, aber das Ziel sei es in dem Eheannullierungsprozess die Wahrheit, die Realität herauszufinden. „Das ist ein fundamentales Postulat. Die Geschwindigkeit, aber, soll die Wahrhaftigkeit der Untersuchung und des Beschlusses nicht belasten“, betont Kardinal Coccopalmerio. (rv)

Synode: Ergebnis oder nicht Ergebnis, das ist hier die Frage

Kardinal TagleNach dem Friedensappell von Papst Franziskus von diesem Freitag in der Synodenaula folgten die dreizehn Ansprachen und Präsentationen der einzelnen Sprachgruppen, die eine Überarbeitung des ersten Teiles des „Instrumentum laboris“ (Arbeitspapiers für die Ordentliche Bischofssynode über Ehe und Familie) präsentierten. Weniger Krise und mehr Hoffnung – so die erste Kurzzusammenfassung der aktuellen Entwicklungen. Die bisherigen Texte haben vor allem die Schönheit der Familie und nicht ihre Schwierigkeiten hervorgehoben. Eine genaue Zusammenfassung der Texte in den unterschiedlichen Sprachen finden Sie auf unserer Internetseite.

Am Freitagmittag war das Thema in dem Pressebriefing sowie die beliebteste Frage der Journalisten, welche Ergebnisse die Synode nun mit sich bringen werde. Journalisten fragten auch nach Veränderungen und konkrete Ergebnissen. Ein weiteres Mal wurde der Ablauf und Verlauf der Synode klargestellt und vor allem betont, wie erfolgreich die „circoli minores“ (Sprachgruppen) bisher verlaufen sind. Kardinal Luis Antonio Tagle, Präsident von Caritas Internationalis, der zum sechsten Mal an einer Synode teilnimmt, ist diesmal überzeugt, dass die Botschaft aus der Synode auch andere Religionsgemeinschaften und Lebensbereiche erreichen werde, denn die Familie sei ein universales Anliegen, ein seelsorgerliches Anliegen, so Kardinal Tagle. Die Lehre sei da, es gehe aber darum, wie sie lebendig gemacht werden solle.

„Es ist nicht nur die katholische Kirche, die sich um die Familie sorgt. Es ist eine universale Sorge von Gläubigen, Nichtgläubigen, Menschen mit und ohne Religionen. Die großen Erwartungen gibt es nicht nur für die Glaubenslehre, sondern es geht um die Unterstützung, die diese große christliche Gemeinschaft geben kann, als menschliche Institution, die die Gesellschaft fördert."

Der Erzbischof von Mardid, Carlos Osoro Sierra, betonte im Zuge der Pressekonferenz, dass die Familie der Kern der Gesellschaft sei und jeden einzelnen von uns formen würde, so wie auch ihn selbst. Er verneinte vehement, dass das Dokument nur nach den Westen ausgerichtet sei. Genau aus diesem Grund gebe es die Sprachgruppen, die eine globale Sichtweise darstellen sollten. (rv)

Relator Kardinal Schönborn überrascht von Familienerzählungen

Kardinal SchönbornDie „neue Methode“ bei der Synode, die auch kleine Sprachgruppen betrifft, ist positiv. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Damit sei der direkte Austausch der Synodenteilnehmer besser möglich. Früher habe es nur Wortmeldungen von Bischöfen geben, oft ohne Zusammenhalt, nun komme es zu richtigen Diskussionen, zu einem Dialog, so Kardinal Schönborn.

„Hier gehen wir nach den drei Teilen des Arbeitspapiers vor: eine Woche gibt es den ersten Teil, in der zweiten Woche folgt der zweite Teil und in der dritten Woche der dritte Teil. Wir haben eine ganze Woche Zeit, um über den ersten Teil des Grundlagenpapieres zu arbeiten und die meiste Zeit verbringen wir in den Sprachgruppen. Das heißt eine viel intensivere Beteiligung der Teilnehmer der Synode und eine viel stärkere Konzentration auf das jeweilige Thema, damit verbunden ist aber auch eine viel effizientere, effektivere Arbeitsweise und somit auch zufriedenere Teilnehmer. Das Gefühl der Frustration, dass ich bei früheren Synoden erlebt habe, scheint mir hier überhaupt nicht vorhanden zu sein. Es herrscht eine intensive Arbeit, des Zusammenarbeitens und des Miteinander Gehens – und das ist ein ganz enormer Fortschritt.“

Außergewöhnlich waren für den Kardinal, der zugleich Moderator der deutschen Sprachguppe „Germanicus“ ist, die privaten Erzählungen der Bischöfe. In einigen Gruppen haben die Bischöfe über ihren eigenen Familienerfahrungen gesprochen.

„Und da gibt es alles, was zum Thema dieser Synode passt, natürlich auf der persönlichen Erfahrungsebene. Da gibt es die wunderbare Erfahrung des Glaubens, der Eltern, der Großeltern, in denen man aufwachsen konnte. Da gibt es aber auch Erfahrungen von Flucht, von Migration, von Scheidungen, von schmerzlichen Konflikten in der Familie. Da gibt es die Erfahrung der sogenannten ,extendet familiy´, der erweiterten Familie, der inneren Familie. Da gibt es die Erfahrungen des Glaubensweges innerhalb einer Familie, die vielleicht von weniger Glauben zu mehr Glauben gewachsen ist. Alles das wird viel lebendiger, wenn es nicht die Theorie unserer Familie ist, sondern unsere eigenen Erfahrungen sind. Wir sprechen hier nicht abstrakt, wir sprechen von dem, was wir selber erleben und was uns begegnet.“

Die deutsche Sprachgruppe selbst sei eine sehr homogene Sprachgruppe, so der österreichische Kardinal. Diese Homogenität – also auch die ähnlichen Meinungen und Übereinstimmungen der vor allem aus Deutschland und Österreich kommenden Teilnehmern (manche aus Ungarn, Türkei etc.) sei ein Mangel an Vielseitigkeit, der vielleicht in anderen Sprachgruppen gegeben sei. Kardinal Schönborn stellte im Gespräch mit Radio Vatikan klar, dass in „seiner“ Gruppe, auch wenn es die Medien so annehmen, nicht gestritten wurde.

„Man hat von medialer Seite erwartet, wenn man die Namen der fünf Kardinäle liest – ‚da müssen die Fetzen geflogen sein, da muss also heftig gestritten worden sein – wurde nicht. Vielleicht liegt das auch daran, dass der erste Teil des Synodendokuments der Blick auf die Realität ist, in der wir leben und da besteht sicher sehr viel Einmütigkeit.“

Mehr Widerstand sei wohl im zweiten Teil, also in der nächsten Woche zu erwarten. Denn da gehe es um die Lehre und die pastorale Anwendung, doch diese Spannung sei wohl auch notwendig für den Fortschritt. (rv)

Gruppe von Kardinal Sarah fordert „Intervention des Lehramts“

Kardinal SarahUnter den Berichten der drei französischen Sprachgruppen kann vor allem die „Gruppe B auf Interesse zählen: Immerhin spiegelt sie die Debatten in dem von Kurienkardinal Robert Sarah geleiteten Kreis. Diese „Gruppe B“ nennt nun das Grundlagendokument (Instrumentum Laboris) zu „negativ“ und aus „sehr europäischer“ Perspektive geschrieben; man müsse viel mehr darauf bestehen, dass Familien „ein Segen“ seien. „Nicht alles läuft schlecht in der Familie von heute, sie bleibt eine Schule der Menschlichkeit.“ Das Herausstreichen der „Würde der Frau“ sei schön und gut, doch drohe dabei „die Berufung und Mission des Mannes in der Familie manchmal überschattet oder vergessen zu werden“. Die Gender-Theorie wird von der „Relatio B“ – wie auch von einer weiteren französischen – als „ideologisch“ verworfen, „vor allem wenn sie durch bestimmte internationale Organisationen verbreitet oder sogar aufgezwungen wird“. Außerdem ruft die von Kardinal Sarah geleitete Gruppe nach einer „Intervention des Lehramts“: Damit solle dem Nebeneinander von Texten „mehr Kohärenz“ und, vor allem, „mehr Einfachheit im Ausdruck“ gegeben werden.

Der französische Sprachkreis A, geleitet von Kardinal Gérald Lacroix, drückt „eine gewisse Unruhe“ darüber aus, ob sich von der lebhaften Diskussion und den dabei gewonnenen Erkenntnissen genug im Synoden-Schlußdokument wiederfinden wird. Sprachkreis C unter Leitung von Bischof Maurice Piat betont, die Synodenväter seien „keine Psychologen oder Soziologen“, sondern müssten in erster Linie „als Männer des Glaubens“ und als Seelsorger sprechen. Das Schlußdokument solle „verhindern, dass irgendjemand sich von unserer Sorge ausgeschlossen fühlt“: „Erinnern wir uns daran, dass schon in der Bibel Familien oft dysfunktional sind!“ (rv)

Gegen Genderideologie, für Schönheit der Familie

Bischofssynode 2015Fasst man die Berichte der Sprachgruppen zusammen, so stellt man sofort fest, dass die Synodenteilnehmer bei gewissen Themen an einem Strang ziehen. Bei fast allen Sprachgruppen sprach man sich klar gegen die Genderideologie aus. Stattdessen solle die Kirche die Schönheit der Familie hervorheben. Auch der eurozentrische Blick wurde bei den meisten Gruppen kritisiert. Es fällt an sich auf, wie selbstkritisch die Sprachgruppen sind. (rv)

Die Zusammenfassung der deutschen Sprachgruppe finden Sie hier

Die Zusammenfassung der englischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der italienischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der spanischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der französischen Sprachgruppen finden Sie hier

(rv)

Auch ein deutsches Ehepaar reist zur Synode

Kardinal Walter KasperDer Vatikan hat die offizielle Teilnehmerliste der kommenden Bischofssynode veröffentlicht. Neben den Vertreter aller Bischofskonferenzen und Ostkirchen sowie Gästen anderer Konfessionen wurden auch die von Papst Franziskus direkt berufenen Vertreter bekannt. Unter ihnen ist wie bereits bei der Synode im vergangenen Jahr der deutsche Kurienkardinal und emeritierte Präsident des vatikanischen Ökumene-Rates, Kardinal Walter Kasper; er hatte 2014 mit einem Grundsatzreferat über Ehe und Familie den synodalen Prozess zu diesem Themenkreis eröffnet.

Weitere Vertreter aus dem deutschen Sprachraum sind – von der Deutschen Bischofskonferenz – Kardinal Reinhard Marx (München-Freising), Heiner Koch (Berlin) und Franz-Joseph Bode (Osnabrück). Aus Österreich kommen der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, sowie Kardinal Christoph Schönborn von Wien, der als einer von 45 vom Papst Ernannten zur Synode reist. Überdies nimmt mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic ein dritter Österreicher an der Synode teil. Er wird auf der Teilnehmerliste unter den Ökumene-Vertretern aus Schwesterkirchen genannt. Aus der Schweiz wird der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, dabei sein. Unter den Ordensvertretern findet sich der Erzabt von St. Ottilien, Jeremias Schröder, auf der Synodenliste.

Neben den Geistlichen und Geweihten gibt es auch einige Ehepaare, die – wie bei der vergangenen Synode vom Oktober 2014 – an der kommenden Synode teilnehmen und ihre Erfahrungen und Zeugnisse einbringen werden. Aus Deutschland wird das Ehepaar Petra und Alois Johann Buch aus Aachen sprechen. Petra Buch ist in der diözesanen Familienseelsorge tätig. Ihr Mann wirkt als Professor für Moraltheologie beim Interdiözesanen Priesterseminar St. Lambert und ist Ständiger Diakon der Diözese Aachen.

Eine weitere deutsche Stimme bei der Synode wird der Gast der evangelischen Kirche sein: Es handelt sich um Thomas Schirrmacher. Er ist Präsident der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz. (rv)

Synode: „Wer direkte Ergebnisse erwartet, wird enttäuscht“

Erzbischof Stefan Heße„Die Erwartungen an die Synode sind riesig und ich habe ernsthaft die Sorge, dass viele Erwartungen enttäuscht werden“. Das sagt Erzbischof Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, über das wichtigste und emotionalste Thema, das die weltweite Kirche derzeit diskutiert. Heße ist ein ‚Bischof in Ausbildung‘, im Januar diesen Jahres zum Erzbischof ernannt und im März geweiht, absolviert er in diesen Tagen seinen Ausbildungskurs in Rom. 125 Bischöfe nehmen daran teil, die überwiegende Mehrheit derer, die im Laufe des vergangenen Jahres zu Bischöfen geweiht wurden.

In den informellen Gesprächen unter den Bischöfen würden die Debatten um die Synode eine Rolle spielen, so Heße, man spreche über die Unterschiedlichkeit der Situationen von Ehe und Familie in der Kirche. „Ich habe den Mitbrüdern erzählt, wie das in Deutschland ist, das sieht in manchen europäischen Ländern ähnlich aus, aber in Übersee sieht die Welt ganz anders aus. Afrikaner haben wir interessanterweise keinen einzigen in dem Kurs. Ich wette, wenn da noch afrikanische Bischöfe wären, die brächten noch einmal ein anderes Licht in die ganze Diskussion.“ Heße schwärmt von der Vielgestaltigkeit der Kirche, die sich in seinem Kurs zeige. Die Situationen der Kirche sei verschieden, „die Weltkirche ist ziemlich bunt und dadurch ziemlich reich“.

Aber er empfinde es gleichzeitig auch als schwierig, die Sichtweise der eigenen, der deutschen Kirche zu vermitteln. Schade sei, wenn einiges zu schnell abgetan werde, das bedauere er. „Vieles von dem, was an Diagnose gesagt wird, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Ich bin der Meinung, dass wir erst einmal wahrnehmen müssen, was ist, um dann zu schauen, wie die Ideale, die wir als Kirche auch zurecht haben, umsetzbar und lebbar sind. Mir scheint es so zu sein, dass die Wirklichkeit der Menschen, die Wirklichkeit von Ehe und Familie sich so gewandelt hat, dass man fast davon sprechen muss, dass sie sich verflüssigt hat und dass es gar nicht mehr so leicht ist, unsere Ideale in diese veränderten Lebensformen hineinzubringen. Wie wir da eine Brücke schlagen können und das, was wir berechtigt vertreten, so vermitteln können, dass es gelebt werden kann, das scheint mir die entscheidende Frage der Synode zu sein, ohne sie auf „geschieden-wiederverheiratet“ und „Homosexualität“ zu begrenzen.“

Es gehe nicht nur um einzelne Sachfragen, so Erzbischof Heße, er würde sich wünschen, den engen Blick auf eine umfassende Perspektive zu weiten. „Die Erwartungen sind irgendwie geweckt worden, sie stehen im Raum und klar wird ja sein, dass die Synode sicherlich nicht eine Entscheidung trifft – das war noch nie bei einer Synode. Das heißt also, wer jetzt meint, einen Tag nach der Synode die Ergebnisse verkündet zu bekommen, der wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Wie differenziert man da heran geht und wie sich das weiterentwickelt, da bin ich sehr gespannt.“ (rv)

D: Differenzierte Lösungen für wiederverheiratete Geschiedene

Bischofssynode 2014Die deutschen Bischöfe plädieren für differenzierte Lösungen bei der Frage der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Bereits bei der Tagung des Ständigen Rates im Juni 2014 wurde dazu ein Text mit großer Mehrheit beraten und verabschiedet, er bildete die Vorarbeiten für die Stellungnahme der Bischöfe bei der Bischofskonferenz 2014, war aber nach den Worten des Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx damals nicht veröffentlicht worden, um der Synode nicht vorzugreifen.

Jetzt ist dieser Text Teil einer Textsammlung, welche von der Bischofskonferenz an diesem Montag vorgelegt wurde. Dort finden sich vor allem Dokumente, die mit der im Oktober zu Ende gegangenen außerordentlichen Versammlung der Bischofssynode zu tun haben, die Antworten auf den Fragebogen etwa, die Relatio und auch die Ansprachen des Papstes.

In der Pressemitteilung zur Veröffentlichung erklärt Kardinal Marx, dass die Suche nach einer theologisch verantwortbaren und pastoral angemessenen Begleitung von Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die zivil geschieden und wiederverheiratet sind, „weltweit zu den drängenden Herausforderungen der Ehe- und Familienpastoral im Kontext der Evangelisierung“ gehört. Damit verbunden sei vielfach ein Prozess der Distanzierung von der Kirche und vom Glauben.

Wie alle Gläubigen müssten auch diese Menschen aktiv am Leben der Kirche teilnehmen können, betont Kardinal Marx. „Eine an diesen Grundsätzen orientierte Pastoral kann der Frage nach einer möglichen Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur sakramentalen Kommunion nicht ausweichen,“ heißt es weiter. Deshalb habe die Deutsche Bischofskonferenz „mit großer Mehrheit“ diese Überlegungen verabschiedet, die sich ausführlich mit den theologischen Fragen einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu Buße und Kommunion befassten.

Eine unterschiedlose Zulassung aller wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten sei „nicht richtig“, so Marx, aufgrund ihrer pastoralen Erfahrungen und auf der Grundlage ihres theologischen Nachdenkens plädierten die Bischöfe vielmehr für differenzierte Lösungen, die dem Einzelfall gerecht werden und unter bestimmten Bedingungen eine Zulassung zu den Sakramenten ermöglichen.

Die Texte der Arbeitshilfe sollen dazu dienen, allen Interessierten das Verständnis für die Arbeit der Bischofssynode zu erleichtern, so die Pressemittelung. Die Arbeitshilfe Nr. 273, „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung. Texte zur Bischofssynode 2014 und Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz“, ist ab sofort bei der Deutschen Bischofskonferenz als Download abrufbereit (rv)