Generalaudienz: Synode war weder Parlament noch Sportereignis

Bischofssynode 2014Streit auf der Suche nach dem Willen Gottes ist kein Übel, sondern ein Zeichen der Freiheit der Kirche. Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch während der Generalaudienz, er sprach über die Versammlung der Bischofssynode im zurück liegenden Oktober und begann damit eine neue Katechesereihe zum Thema Familie.

Um über die Familie sprechen zu können, müsse er zunächst berichten, was bei der ersten Bischofssynode zu diesem Thema geschehen sei, so der Papst.

„Während der Synode haben die Medien ihre Arbeit gemacht – es gab ja viel Erwartung und Aufmerksamkeit – und wir danken ihnen, denn sie haben es sehr ausführlich gemacht, so viele Berichte, so viele! Das war möglich Dank des Pressesaales, der jeden Tag eine Pressekonferenz gehalten hat. Aber oft war der Blick der Medien ein wenig wie eine Sportreportage oder ein politischer Bericht: Es wurde über zwei Gruppen gesprochen, pro und contra, Konservative und Progressive, und so weiter. Ich möchte heute kurz berichten, was bei der Synode passiert ist.“

Er habe die Synodenteilnehmer zu Beginn gebeten, „mit Offenheit und Mut“ zu sprechen und demütig zuzuhören, all das zu sagen, was sie auf dem Herzen hatten. Bei der Synode habe es keinerlei Zensur gegeben, so der Papst, „jeder konnte, nein sollte das sagen, was er auf dem Herzen hatte. Aber Pater, das führt doch zu Streit. Ja, das ist wahr, wir haben doch gehört, wie schon die Apostel gestritten haben. Wie die Bibel sagt: Es gab einen großen Streit. Sie haben sich angeschrien, die Apostel, ja! Denn sie haben nach dem Willen Gottes gesucht, dürfen die Heiden Mitglied der Kirche sein? Das war etwas Neues. Immer dann, wenn der Wille Gottes in einer Synodenversammlung gesucht wird, gibt es verschiedene Ansichten und Diskussionen, und das ist keine schlechte Sache.“

Grundlage der ersten Phase sei das ‚Instrumentum Laboris’ gewesen, Ergebnis der Beratungen vor der Synode. Dazu habe es eine offene Aussprache gegeben, bei der fast alle gesprochen hätten, offen und mit viel Vertrauen.

Niemand wollte die Lehre ändern

„Kein Beitrag hat die grundlegenden Wahrheiten des Sakraments der Ehe in Frage gestellt“, so der Papst, „kein einziger Beitrag: die Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für das Leben.“ Alle Beiträge seien dann in einem zweiten Schritt in einem Bericht zusammen gefasst worden, erstellt durch Kardinal Peter Erdö. Dieser habe drei Dimensionen gehabt: Das Wahrnehmen der konkreten Umstände und Herausforderungen, der Blick auf Christus und die Behandlung der pastoralen Perspektive.

„Über diese erste Zusammenfassung hat es dann in Kleingruppen in einem dritten Schritt Diskussionen gegeben, wie immer aufgeteilt nach Sprachen, weil man sich so besser austauschen kann: Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch. Alle Gruppen haben zum Schluss ihrer Arbeit einen Bericht vorgelegt, und diese Berichte sind dann sofort veröffentlicht worden. Alles ist veröffentlicht worden, da war Transparenz, damit man verfolgen konnte, was geschah.“

An diesem Punkt habe dann in einem vierten Schritt eine Kommission alle Vorschläge in einen Schlussbericht eingearbeitet, der die Grundstruktur des vorhergehenden Berichtes beibehalten habe: Wahrnehmen der Realität, Blick auf die Frohe Botschaft und die Pastoral. Gleichzeitig sei auch die so genannte Botschaft der Synode formuliert worden, ein kürzerer und verständlicherer Text im Vergleich zum Abschlussbericht.

„Einige von Ihnen möchten mich jetzt vielleicht fragen: Aber Pater, die Synodenteilnehmer haben sich doch gestritten. Ich weiß nicht, ob es Streit war, aber sie haben sehr klar und deutlich gesprochen, das schon. Das ist die Freiheit, die es in der Kirche gibt. Das alles ist ‚cum Petro et sub Petro’ geschehen, das heißt in Anwesenheit des Papstes, und die ist Garantie für die Freiheit und das Vertrauen und auch Garantie der Rechtgläubigkeit. Am Ende habe ich dann in meiner Schlussansprache eine zusammenfassende Auswertung der Erfahrung der Synode gegeben.“

Die Synode ist kein Parlament

Die offiziellen Dokumente der Synode seien also drei: Die Abschlussbotschaft, das Abschlussdokument und die Schlussansprache des Papstes. Das Abschlussdokument wiederum würde zur Zeit gemeinsam mit angefügten Fragen an die Bischofskonferenzen verschickt. Beide zusammen bilden die sogenannten „Lineamenta“, die Diskussionsgrundlage für die kommende Synodenversammlung im Oktober 2015.

„Wir müssen wissen: Die Synode ist kein Parlament, bei dem Repräsentanten von dieser und jener und jener Kirche kommen. Nein. Die Struktur ist nicht parlamentarisch, sondern grundsätzlich anders. Die Synode ist ein geschützter Raum, damit der Heilige Geist wirken kann. Es war kein Aufeinandertreffen verschiedener Fraktionen, wie es im Parlament ist und sein soll, sondern eine Begegnung zwischen Hirten nach einer langen Vorbereitungszeit. (..) Es ist ein Prozess, es ist der normale synodale Weg. Jetzt beginnt in den Ortskirchen die Arbeit des Gebetes, der Reflexion und der geschwisterlichen Diskussion zur Vorbereitung der kommenden Versammlung.“ (rv)

Neue Synode, neuer Fragebogen

Kardinal BaldisseriAuch für die kommende Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst 2015 gibt es einen Fragebogen. Das Sekretariat der Bischofssynode unter Kardinal Lorenzo Baldisseri hat ihn an diesem Dienstag im Vatikan veröffentlicht. Eine analoge Aktion hatte das Synodensekretariat auf Wunsch von Papst Franziskus bereits zur Vorbereitung der Außerordentlichen Vollversammlung der Synode im Herbst 2014 gestartet, um herauszufinden, wie es um die Befindlichkeit und die Realität der katholischen Familien in aller Welt bestellt ist.
So wie damals geht der neue Fragebogen an alle Bischofskonferenzen der Weltkirche, außerdem an die Union der Ordensoberen und die Kurienbehörden. In den Ortskirchen können die Bischöfe entscheiden, unter Einbeziehung welcher Gruppen und Institutionen sie das Papier ausfüllen wollen. Ziel ist es, „eine breite Beratung über die Familie im Einklang mit der Orientierung und dem Geist des synodalen Prozesses“ zu fördern, erklärte das Synoden-Sekretariat.
46 Fragen zu Ehe, Familie und Sexualität
Die neuerliche Fragebogenaktion versteht sich als zweiter Teil der sogenannten Lineamenta, also des Planungspapiers der Synode von 2015, das zugleich das Schlussdokument der Synode von 2014 ist. Die 46 Fragen zu Ehe, Familie und Sexualität zielen erklärtermaßen darauf, eventuelle Lücken in den Lineamenta aufzudecken. Bis 15. April 2015 sollen die ausgefüllten Fragebögen in den Vatikan zurückgeschickt werden. Die Antworten werden in das Grundlagendokument der kommenden Synode einfließen, das „Instrumentum Laboris“. Die nächste Synode, eine Ordentliche Generalversammlung, findet vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan statt und trägt den Titel „Die Berufung und die Sendung der Familie in der Kirche und in der Welt von heute“.
Die 46 Fragen – eher Fragenblöcke – greifen weit aus. Sie reichen von den Wegen, die die Kirche wählt, um Familien „in extremen Situationen“ nahe zu sein, über die Ehevorbereitung und die Frage, wie am besten mit arrangierten Ehen umzugehen sei, bis hin zur Frage nach der seelsorgerlichen Aufmerksamkeit für Homosexuelle.
Menschliche Werte, irreguläre Situationen…
Ein kurzer Abschnitt betrifft die Unauflöslichkeit der Ehe, wobei vor allem nach Wegen gefragt wird, wie die Ehe als Weg der Selbstverwirklichung, nicht der Selbstbeschränkung begreiflich gemacht werden kann. Drei Fragen gelten Familien in irregulären Situationen; auch in diesen könne man „menschliche Werte“ antreffen, heißt es nebenbei in einer der Fragen. Wie können die Gläubigen gegenüber Menschen in solcher Lebenslage „eine Haltung der Aufnahme und der vertrauensvollen Begleitung zeigen, ohne jemals auf die Verkündigung der Anforderungen des Evangeliums zu verzichten?“ Und wie können Ehenichtigkeitsverfahren breiter zugänglich, vielleicht sogar kostenfrei gemacht werden? Zur Lage von wiederverheirateten Geschiedenen und eventuell „mildernden Umständen“: Welche Schritte sind möglich? Zum Anliegen homosexueller Menschen will der Fragebogen aus dem Vatikan wissen, wie man „bei Vermeidung jeder ungerechten Diskriminierung“ sich solcher Menschen im Licht des Evangeliums annehmen und ihnen „die Anforderungen des Willens Gottes zu ihrer Lage“ verdeutlichen kann.  (rv)

Die Synodenbotschaft in einer Arbeitsübersetzung

Bischofssynode 2014Radio Vatikan bietet hier eine Arbeitsübersetzung der Schlussbotschaft, die an diesem Samstag von der 3. Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode mit großer Mehrheit approbiert und veröffentlicht wurde. (rv)

Wir Synodenväter, die hier in Rom vor Papst Franziskus im Zuge der außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode versammelt sind, wenden uns an alle Familien der unterschiedlichen Kontinente und vor allem an jene, die Christus folgen‚ der Weg, Wahrheit und Leben ist. Wir verkünden unsere Bewunderung und unsere Dankbarkeit für das tägliche Zeugnis, das ihr uns und der Welt mit eurem Glauben, eurer Hoffnung und eurer Liebe zeigt.

Auch wir, Hirten der Kirche, sind geboren und aufgewachsen in einer Familie mit unterschiedlichen Geschichten und Vorkommnissen. Als Priester und Bischöfe haben wir Familien getroffen und begleitet, die uns an ihren Geschichten teilhaben ließen in all ihren Facetten von Glanz und Schatten.

Die Vorbereitung dieser synodalen Versammlung selbst, angefangen bei den Antworten aus den Fragebögen, die an alle Kirchen der Welt gingen, hat es uns erlaubt, die Stimme sehr vieler Erfahrungen in Familien zu hören. Unser Dialog in den vergangenen Tagen der Synode hat uns bereichert und uns geholfen, die gelebte und komplexe Realität der Familien zu betrachten.

Euch präsentieren wir die Worte von Jesus Christus: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb 3,20) So wie er es auch tat, während seiner langen Reise auf den Wegen im Heiligen Land, in die Häuser der Dörfer eintretend, so reist Jesus auch heute weiter und kreuzt die Straßen unseres Lebens. In euren Häusern erfährt man Licht und Schatten, schreckliche Herausforderungen, mitunter auch dramatische Prüfungen. Die Dunkelheit wird noch dichter, wenn sich ins Herz der Familie selbst das Böse und die Sünde einschleichen.

Da gibt es vor allem anderen die große Herausforderung der Treue in der ehelichen Liebe. Eine Schwächung des Glaubens und der Werte, Individualismus, Verarmung der Beziehungen, Stress aus Raserei, die kein Nachdenken kennt, zeichnen auch das Leben der Familien. So sehen wir nicht wenige Ehe-Krisen, die dann oft oberflächlich angegangen werden und ohne den Mut der Geduld, der Überprüfung, des gegenseitigen Verzeihens, der Versöhnung und auch des Opfers. So bringt das Scheitern neue Beziehungen hervor, neue Paare, neue Verbindungen und neue Ehen, die komplizierte und problematische Familiensituationen für Christen ergeben.

Unter diesen Herausforderungen wollen wir auch die Mühe der Existenz selbst hervorheben. Denken wir an das Leid, das in einem Kind mit Behinderung auftreten kann oder in einer schwere Krankheit, im mentalen Abbau des Alters oder im Tod eines geliebten Menschen. Bewundernswert ist die großzügige Treue der Familien, die diese Prüfung mit Mut, Liebe und Glaube durchleben und sie nicht ansehen als etwas, das ihnen entrissen oder auferlegt wird, sondern als eine Gabe und als etwas, das sie selbst geben, indem sie den leidenden Christus in den kranken Körpern erkennen.

Denken wir an die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, verursacht durch perverse Systeme wie einem „Fetischismus des Geldes und der Wirtschaftsdiktatur ohne Gesicht und ohne menschliches Ziel“ (Evangelii Gaudium, 55), der den Menschen entwürdigt. Denken wir an die arbeitslose Mutter oder den arbeitslosen Vater, die kraft- und machtlos sind, der Familie das Nötigste zu geben. Denken wir an Jugendliche, die sich vor leeren Tagen wiederfinden und leichte Beute für Drogen und Kriminalität werden.

Denken wir auch an die vielen armen Familien, an jene, die sich an ein Boot klammern, um ein Ziel des Überlebens zu erreichen, an die Flüchtlingsfamilien, die ohne Hoffnung in der Wüste wandern, an jene Familien, die allein wegen ihres Glaubens und ihrer spirituellen und menschlichen Werte verfolgt werden, an jene, die von der Brutalität der Kriege und der Unterdrückung betroffen sind. Denken wir auch an die Frauen, die Gewalt leiden müssen und ausgebeutet etwa im Menschenhandel, denken wir an die Jugendlichen und die Kinder, die Opfer von Missbrauch werden, sogar durch jene, die sie eigentlich beschützen und in einer vertrauensvollen Umgebung gedeihen lassen sollten, und an die vielen gedemütigten und gequälten Familienmitglieder.

„Die Kultur des Wohlstandes betäubt uns, […]während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert. (Evangelii Gaudium 54)
Appellieren wir an die Regierungen und an die internationalen Organisationen, die Familienrechte für ein besseres Gemeinwohl zu fördern.

Christus wollte, dass seine Kirche ein Haus mit einer immer offenen Türe sei, offen in der Aufnahme, ohne irgendjemanden auszuschließen. Wir sind daher dankbar für die Priester, die Gläubigen und die Gemeinden, die Paare und Familien auf ihrem Weg begleiten und sich ihrer inneren und sozialen Wunden annehmen.

Es gibt freilich auch das Licht, das abends hinter den Fenstern der Häuser in der Stadt leuchtet, in den bescheidenen Wohnstätten der Peripherie, in den Dörfern oder den Hütten: diese Licht leuchtet und erwärmt Körper und Seelen. Dieses Licht des hochzeitlichen Geschehens der Eheleute entzündet sich mit einer Begegnung: es ist eine Gabe, eine Gnade, die sich ausdrückt, wenn die beiden Gesichter genau gegenüber sind, in einer „Hilfe“, die ihnen „entspricht“, wie es im Schöpfungsbericht heißt (Gen 2,18), das heißt, wenn sie ebenbürtig und wechselseitig sind. Die Liebe von Mann und Frau lehrt uns, dass jeder von beiden den anderen braucht, um er oder sie selbst zu sein, obwohl jeder sich vom anderen in seiner Identität unterscheidet, die sich in der gegenseitigen Hingabe öffnet und enthüllt. Das ist es, was die Frau im Hohelied Salomos suggestiv ausdrückt: „Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter gehört mir“.

Damit diese Begegnung authentisch ist, beginnt der Weg mit der Verlobung, Zeit der Erwartung und der Vorbereitung. Sie verwirklicht sich in Fülle im Sakrament, wo Gott besiegelt, seine Gegenwart und seine Gnade gibt. Dieser Weg kennt auch Sexualität, Zärtlichkeit, Schönheit, die jenseits der jugendlichen Kraft und Frische fortdauern. Die Liebe neigt ihrer Natur zufolge danach, für immer zu sein, bis zur Hingabe des Lebens für den Menschen, den man liebt. In diesem Licht dauert die eheliche Liebe, die einmalig und unauflöslich ist, fort trotz der vielen Schwierigkeiten der menschlichen Beschränkung; sie ist eines der schönsten Wunder und zugleich das geläufigste.

Diese Liebe verbreitet sich durch Fruchtbarkeit, die nicht bloß Fortpflanzung ist, sondern auch Geschenk des göttlichen Lebens in der Taufe, Erziehung und Katechese der Kinder. Sie ist auch Fähigkeit, das Leben schenken zu können, Zuneigung, Werte, eine Erfahrung, die auch jenen möglich ist, die sich nicht fortpflanzen können. Die Familien, die dieses lichtreiche Abenteuer leben, werden Zeugen für alle, besonders für die Jugendlichen.

Während dieses Weges, der manchmal ein Höhenweg ist mit Mühen und Rückschritten, ist Gott gegenwärtig und begleitet. Die Familie erfährt dies in der Zuneigung und dem Gespräch zwischen Ehemann und Ehefrau, zwischen Eltern und Kinder, zwischen Brüdern und Schwestern. Weiterhin lebt sie dies im gemeinsamen Hören auf das Wort Gottes und im gemeinsamen Gebet, eine kleine Oase des Geistes, die man im Alltag schaffen kann. Dann gibt es das tägliche Bemühen in der Erziehung zum Glauben und zur Heiligkeit. Diese Aufgabe wird oft geteilt und mit großer Hingabe von Großeltern übernommen. So zeigt sich die Familie als wirkliche Hauskirche, die sich zur Familie der Familien ausdehnt, also die kirchliche Gemeinschaft. Die christlichen Eheleute sind dazu berufen, Meister im Glauben und in der Liebe zu werden, auch für junge Paare.

Ein weiterer Ausdruck der geschwisterlichen Gemeinschaft ist jene der Nächstenliebe, der Nähe zu den Letzten, den Ausgegrenzten, Armen, Einsamen, Kranken, Ausländern, an alle Familien in der Krise, eingedenk des Wortes des Herrn: Geben ist seliger als Nehmen. Es ist ein Hingeben von Gütern, von Gesellschaft, von Liebe und Mitleid, und auch eine Bekundung der Wahrheit, des Lichts, des Lebenssinns.
Der Gipfel, auf den alle Fäden der Gemeinschaft mit Gott und dem Nächsten zulaufen, ist die sonntägliche Eucharistie, wenn die Familie mit der gesamten Kirche am Tisch des Herrn Platz nimmt. Er gibt sich hin an uns alle, Pilger in der Geschichte mit dem Ziel der letzten Begegnung, wenn „Christus in allen sein wird“. Deshalb haben wir in der ersten Etappe unseres synodalen Weges über die seelsorgerliche Begleitung und den Zugang zu den Sakramenten der wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen.

Wir Synodenväter bitten euch, mit uns auf die nächste Synode hin zu gehen. Auf euch schwebt die Gegenwart der Familie von Jesus, Maria und Josef in ihrem bescheidenen Haus. Indem wir uns mit der Familie von Nazaret vereinen, tragen auch wir vor den Vater aller unsere Fürbitte für die Familien der Erde:

Vater, gib allen Familien die Gegenwart starker und weiser Eheleute, die Quelle einer freien und vereinten Familie seien.
Vater, gibt den Eltern, dass sie ein Haus haben mögen, wo sie in Frieden mit ihrer Familie leben können. (rv)

Papst Franziskus zum Ende der Synode

Papst FranziskusMit Dank und einem Ausblick auf das anstehende Jahr hat Papst Franziskus an diesem Samstag die Beratungen der Versammlung der Bischofssynode beendet. Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung die Ansprache des Papstes zum Ende der Sitzungen.

Liebe Eminenzen, Seligkeiten, Exzellenzen, Schwestern und Brüder,

mit einem Herzen voller Dankbarkeit möchte ich gemeinsam mit Ihnen dem Herrn danken, der uns begleitet und in diesen vergangenen Tagen mit dem Licht des Heiligen Geistes geleitet hat.

Von ganzem Herzen danke ich Seiner Eminenz, Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, Seiner Exzellenz Erzbischof Fabio Fabbene, dem Untersekretär, und mit ihnen danke ich dem Relator, Seiner Eminenz Kardinal Peter Erdö, und dem Sondersekretär, Seiner Exzellenz Bischof Bruno Forte, ich danke den drei delegierten Präsidenten, den Autoren der Dokumente, den Beratern und allen anderen, die mit echter Treue und Hingabe an die Kirche gearbeitet haben: Danke, aus ganzem Herzen!

Gleichzeitig danke ich aber auch Ihnen, liebe Synodenväter, Delegierte der anderen Christlichen Kirchen, Auditoren und Auditorinnen und Experten für ihre aktive und fruchtbare Teilnahme. Ich trage sie alle im Gebet und bitte den Herrn, sie überreich mit den Gaben seiner Gnade zu beschenken.

Gelassen kann ich sagen, dass wir im Geist der Kollegialität und der Synodalität wirklich eine Erfahrung von „Synode“ gemacht haben, einen gemeinsamen Weg (Synode griechisch: gemeinsam gehen).

Und weil es ein Weg war, gab es wie bei allen Wegen Momente von großer Geschwindigkeit, als ob man gleichsam die Zeit besiegen wollte und mit größter Geschwindigkeit zum Ziel kommen wollte. Es gab andere Momente der Müdigkeit, als ob man sagen wollte, dass es jetzt reicht; es gab wiederum andere Momente des Enthusiasmus und des Fleißes. Es hab Momente des Trostes, beim Hören auf die Zeugnisse wahrer Hirten (Joh 10), die in ihren Herzen weise die Freuden und die Tränen ihrer Gläubigen tragen. Es gab Momente der Gnade und des Trostes beim Hören auf die Zeugnisse der Familien, die an der Synode teilgenommen haben und mit uns die Schönheit und die Freude ihres Lebens als Eheleute geteilt haben. Ein Weg, bei dem der Stärkste sich verpflichtet fühlte, dem Schwächsten zu helfen, wo der beste Experte den anderen gedient hat, auch in der Auseinandersetzung. Und weil es ein Weg von Menschen war gab es auch Momente des Mistrostes, der Spannung und der Versuchung, von denen man vielleicht die Folgenden nennen könnte.

Die Versuchung der feindlichen Erstarrung: Das ist der Wunsch, sich im Geschriebenen einzuschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen, vom Gott der Überraschungen, dem Geist. Im Gesetz einschließen, in der Sicherheit dessen, was wir wissen und nicht dessen, was wir noch lernen und erreichen müssen. Das ist die Versuchung der Eifrigen, der Skrupulösen, der sogenannten „Traditionalisten“ und auch der Intellektualisten.

Die Versuchung des zerstörerischen Gutmenschentums, das im Namen einer falschen Barmherzigkeit die Wunden verbindet, ohne sie zuvor zu behandeln; dabei handelt es sich um ein Symptom, nicht um Gründe oder Wurzeln. Es ist die Versuchung der „Gutmenschen, der Ängstlichen und auch der so genannten „Progessiven und Liberalen“.

Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln um ein langes, schweres und schmerzhaftes Fasten zu beenden (Lk 4:1-4). Eine weitere Versuchung: Brot in Steine zu verwandeln und sie auf die Sünder zu werfen, die Schwachen und die Kranken (Joh 8:7) und ihnen so unerträgliche Lasten aufzubinden (Lk 11:46).

Die Versuchung, vom Kreuz herunter zu steigen, um den Menschen zu gefallen, und nicht dort zu bleiben um den Willen des Vaters zu erfüllen; sich vor dem Geist der Weltlichkeit zu verbeugen anstatt sich zu reinigen und vor dem Geist Gottes zu verneigen.

Die Versuchung, das „depositum fidei“ zu vernachlässigen und sich selber nicht als Hüter, sondern als Besitzer und Herren zu verstehen oder andererseits die Versuchung, die Realität zu vernachlässigen und eine einengende Sprache zu benutzen und so zu sprechen, dass man viel redet und nichts sagt!

Liebe Schwestern und Brüder, diese Versuchungen dürfen uns nicht erschrecken, nicht befremden, aber auch nicht entmutigen, denn kein Knecht ist größer als sein Herr; wenn also Jesus versucht worden ist und sogar selbst Beelzebub genannt wurde (Mt 12:24), dann dürfen seine Jünger keine andere Behandlung erwarten.

Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben; das sind Bewegungen des Geistes, wie sie der Heilige Ignatius nennt. Wir hätten alle einverstanden oder schweigsam in einem falschen und ruhigen Frieden bleiben können. Stattdessen habe ich mit Dank und Freude Beiträge und Diskussionen gehört, die voller Glauben sind, voller Einsatz für Pastoral und Lehre, voller Weisheit, Offenheit, Mut und Parresia (Freiheit des Wortes). Und ich habe wahrgenommen, dass uns das Wohl der Kirche, der Familien und das höchste Gesetz, das Wohl der Seelen, vor Augen stand. Und das alles, ohne jemals die fundamentale Wahrheit des Sakraments der Ehe in Frage zu stellen: Die Unauflöslichkeit, die Einheit, die Treue und die Zeugungsfähigkeit, also die Offenheit für das Leben (GS 48).

Das ist die Kirche, der Weinberg des Herrn, die fruchtbare Mutter und sich sorgende Lehrerin, die keine Angst hat, die Ärmel hochzukrempeln und das Öl und den Wein über die Wunden der Menschen auszugießen (Lk 10:25-37). Sie beobachtet die Menschheit nicht aus einer Burg aus Glas beobachtet, um die Menschen zu klassifizieren oder zu richten. Das ist die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die aus Sündern besteht, die Seine Barmherzigkeit brauchen. Das ist die Kirche, die wahre Braut Christi, die ihrem Bräutigam und seiner Lehre treu zu bleiben sucht. Das ist die Kirche, die keine Angst hat, mit Huren und Sündern zu essen (Lk 15). Die Kirche, welche ihre Tore aufreißt, um die Bedürftigen und Reuevollen einzulassen, nicht nur die Gerechten und die, die glauben, perfekt zu sein! Die Kirche, die sich nicht für den gefallenen Bruder schämt und nicht so tut, als sehe sie ihn nicht, sondern betroffen ist und die Pflicht spürt, ihn aufzurichten und zu ermutigen, den Weg weiter zu gehen und ihn begleitet, bis zur endgültigen Begegnung mit ihrem Bräutigam, im himmlischen Jerusalem.

Das ist die Kirche! Und wenn die Kirche, in der Verschiedenheit ihrer Charismen, sich in gemeinschaftlich ausdrückt, dann kann sie nicht irren: Das ist die Schönheit und die Kraft des sensus fidei, dieses übernatürlichen Sinns des Glaubens, der vom Heiligen Geist geschenkt wird, damit mir gemeinsam in das Herz des Evangeliums gelangen können und lernen können, Jesus in unserem eigenen Leben nachzufolgen. Das darf nicht als Grund für Verwirrung und Unbehagen sein.

Viele Kommentatoren haben sich eine Kirche vorgestellt, in der ein Teil gegen den anderen kämpft und so den Heiligen Geist bezweifelnd, den wahren Förderer und Garanten der Einheit und Harmonie in der Kirche. Der Heilige Geist hat in der Geschichte immer das Schiff durch seine Diener geführt, auch wenn das Meer aufgewühlt war und die Diener ungläubig und sündig.

Wie ich zu Beginn der Synode gesagt habe, ist es nötig, das alles in Ruhe und innerem Frieden zu durchleben, damit die Synode cum Petro et sub Petro (mit Petrus und unter der Leitung Petri) verläuft, und die Anwesenheit des Papstes ist für das alles Garantie.

Die Aufgabe des Papstes ist es nämlich, die Einheit der Kirche zu garantieren; es ist seine Aufgabe, alle Gläubigen an ihre Pflicht zu erinnern, treu dem Evangelium Christi zu folgen; es ist seine Aufgabe, die Hirten daran zu erinnern, dass es ihre wichtigste Aufgabe ist, die Herde zu hüten, der Herr ihnen anvertraut hat und die verirrten Schafe zu suchen und willkommen zu heißen, in Väterlichkeit, Barmherzigkeit und ohne falsche Angst.

Es ist seine Aufgabe, alle daran zu erinnern, dass die Macht der Kirche der Dienst ist (Mk 9:33-35), wie es klar und deutlich Papst Benedikt XVI. gelehrt hat, mit folgenden Worten:

„Die Kirche ist berufen und bemüht sich, diese Art von Autorität auszuüben, die Dienst ist, und sie übt sie nicht aus eigener Vollmacht aus, sondern im Namen Jesu Christi… . Durch die Hirten der Kirche nämlich weidet Christus seine Herde: Er ist es, der sie leitet, schützt und zurechtweist, da er sie zutiefst liebt. Doch Jesus, der Herr, der oberste Hirt unserer Seelen, hat gewollt, dass das Apostelkollegium, heute die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri … für das Gottesvolk zu sorgen, Erzieher im Glauben zu sein und der christlichen Gemeinschaft Orientierung zu geben, sie zu beseelen und zu stützen oder, wie das Konzil sagt, »dafür zu sorgen, dass jeder Gläubige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönlichen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums, zu aufrichtiger und tätiger Liebe und zur Freiheit, zu der Christus uns befreit hat« (Presbyterorum Ordinis, 6). Jeder Hirt also ist das Mittel, durch das Christus selbst die Menschen liebt: Dank unseres Dienstes, liebe Priester, durch uns erreicht der Herr die Seelen, durch uns lehrt, bewahrt und leitet er sie. Der hl. Augustinus sagt in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: »Es sei ein Erweis der Liebe, die Herde des Herrn zu weiden« (123,5); dies ist die oberste Norm für das Verhalten der Diener Gottes, eine bedingungslose Liebe, wie jene des Guten Hirten, voll Freude, allen Menschen gegenüber offen, achtsam auf den Nahestehenden und fürsorglich gegenüber den Fernen (vgl. Augustinus, Reden 340,1; Reden 46,15), einfühlsam gegenüber den Schwächsten, den Geringen, den Einfachen, den Sündern, um die unendliche Barmherzigkeit Gottes mit den ermutigenden Worten der Hoffnung zu offenbaren (vgl. ders., Brief 95,1).“ (Generalaudienz vom 26. Mai 2010).

Die Kirche ist deswegen aus Christus, sie ist seine Braut, und alle Bischöfe, gemeinsam mit dem Nachfolger Petri, haben die Aufgabe und die Pflicht, sie zu hüten und ihr zu dienen, nicht als Herren sondern als Diener. Der Papst ist in diesem Sinn nicht der oberste Herr sondern vielmehr der oberste Diener, der Diener der Diener Gottes; er ist der Garant des Gehorsams, der Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, mit dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche. Jede persönliche Willkür beiseite lassend ist er dem Willen Christi gemäß der „oberste Hirte und Lehrer alle Gläubigen“ (Katechismus 749), dazu hat er „die volle ordentliche Autorität, die oberste, volle, unmittelbare und universale in der Kirche“ (Katechismus 331-334).

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben jetzt noch ein Jahr um die hier vorgeschlagenen Ideen in einer wirklichen geistlichen Unterscheidung reifen zu lassen und konkrete Lösungen für alle Schwierigkeiten und die unzähligen Herausforderungen zu finden, welchen die Familien begegnen müssen; Antworten zu geben auf die vielen Entmutigungen, welche die Familien umgeben und einschnüren. Ein Jahr, um an der „Relatio Sinodi“ zu arbeiten, welche die getreue und deutliche Widergabe dessen ist, was in dieser Aula und in den Arbeitskreisen gesagt und diskutiert wurde.

Der Herr begleite und leite uns auf diesem Weg, zur Herrlichkeit seines Namens und auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria und des Heiligen Josef! Und bitte: vergesst nicht, für mich zu beten! (rv)

Kardinal Kasper: „Mir Rassismus vorzuwerfen, ist abwegig“

Kardinal Walter Kasper„Es ist selbstverständlich, dass südliche Kirchen sich zu Wort melden und Einfluss nehmen.“ Mit diesen Worten reagiert Kardinal Walter Kasper auf den Vorwurf, er habe sich am Rand der Synode zu Ehe und Familie in rassistischer Weise über afrikanische Ortskirchen geäußert. Der emeritierte deutsche Kurienkardinal hatte am Dienstagabend mit drei Journalisten gesprochen, die vor der Synodenaula auf ihn warteten. Dabei kam die Rede unter anderem auf die Frage, wie afrikanische Bischöfe mit Homosexualität umgehen. „Das ist dort ein Tabu“, sagte Kasper, während andere Ortskirchen sich darum bemühten, Homosexuelle nicht zu diskriminieren. Kasper sagte weiter, es müsse „Raum für örtliche Bischofskonferenzen geben, ihre Probleme zu lösen, aber über Afrika kann ich nichts sagen. Aber sie sollten uns nicht zu sehr sagen, was wir zu tun haben.“ Pater Bernd Hagenkord sprach mit Kardinal Kasper.

„Das war ein zufälliges Gespräch, das ich geführt habe, gar kein Interview, es wurde heimlich aufgenommen. Es liegt mir natürlich jeder Rassismus völlig fern. Ich war in 15 Ländern in Afrika, in manchen mehrfach, und habe mich sehr für die Entwicklung in Afrika eingesetzt , auch finanziell und wirtschaftlich, in jeder Hinsicht. Mir Rassismus vorzuwerfen ist völlig abwegig. Das entspricht in keiner Weise meinem Denken. Ich würde sagen, in Afrika hat man eine etwas andere Kultur, was ja unbestreitbar ist. Und dass wir uns nicht einmischen in Afrika und es natürlich für die Afrikaner schwierig ist, unsere Situation zu beurteilen. Aber doch in keiner Weise würde ich sagen, dass die Afrikaner hier nichts zu melden hätten, das ist ja völlig unsinnig, das wäre gegen jede Kollegialität, die mir sehr am Herzen liegt. Ich bin mit sehr vielen afrikanischen Bischöfen befreundet. Diese ganze Sache ist gemacht worden, es hat mit meiner Überzeugung, mit dem, was ich wirklich gesagt habe, nichts zu tun. Da ist ein Halbsatz oder zwei Sätze herausgezogen worden aus einem längeren Geplauder, das ich hatte und das heimlich aufgezeichnet wurde und dann hochgespielt worden ist.“

Die Afrikaner spielen hier (bei der Synode) eine große Rolle. Man hört sie häufig und auch zu wichtigen Punkten, sie werden ernstgenommen, sie spielen eine große Rolle, nicht?

„Nirgends ist die Kirche im letzten Jahrhundert so sehr gewachsen wie in Afrika. Sie haben recht, so aufzutreten. Ich habe an vielen Gottesdiensten in Afrika teilgenommen und habe selber welche gefeiert, das ist jedes Mal ein Erlebnis: da ist lebendiger Glaube in Afrika. Da lebt das Christentum, mehr zum Teil als bei uns in Europa. Und so haben die Afrikaner allen Grund, hier mit Selbstbewusstsein aufzutreten und ihre Stimme zu erheben. Sie sind ein wichtiger Teil der Kirche geworden, überhaupt: zwei Drittel der Katholiken leben heute in der südlichen Heimsphäre, während in Europa nur noch knapp 25 Prozent leben. Das muss uns klar sein. Und es ist selbstverständlich, dass diese Kirchen sich zu Wort melden und Einfluss nehmen, und das neue Pontifikat ist ein Zeichen dafür, dass ein Papst aus der anderen Hälfte der Welt sozusagen kommt und Haupt der universalen Kirche wird. Das zeigt, man nimmt das ernst, die südliche Hemisphäre, und das wird sicher noch so weiter gehen.“ (rv)

Kardinal Pell: Barmherzigkeit ja, aber…

Kardinal PellZehn Kardinäle haben schon vor der Synode ausführlich Kritik am Startvortrag von Kardinal Walter Kasper über Ehe- und Familienpastoral geäußert, in der Regel in längeren Aufsätzen. Von diesen zehn Kardinälen nehmen sechs an der derzeitigen Generalversammlung der Bischofssynode in Rom teil: Es sind die Kardinäle Müller, Burke, Caffarra, Pell, Ouellet und Scola. Gemeinsam ist ihnen wichtig, dass sie an die Unverrückbarkeit der kirchlichen Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe erinnern. Am Donnerstag hielten die Synodenväter eine – den Berichten nach bewegte – Aussprache über die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen. Wir fragten den australischen Kurienkardinal George Pell, wie er diese Aussprache bewertete.

„Aus meiner Sicht war das sehr, sehr ermutigend! Es war eine Atmosphäre des offenen Redens, der Wahrheit, der Vielfalt in der Einheit. Und es war sonnenklar, dass die Lehre der Kirche, die Lehre Jesu absolut fundamental und zentral ist. Natürlich bedeutet das: Barmherzigkeit, aber Barmherzigkeit in der Wahrheit! Die Dokumente aus den Arbeitsgruppen sind wirklich katholisch im besten Sinn des Wortes. Es gibt da Diversität – offensichtlich. Aber da ist auch die radikale Treue zum Evangelium und zu Jesus Christus.“

Mit einer klaren Mehrheit bei der entsprechenden Abstimmung haben die Synodenväter dafür gesorgt, dass ihre Berichte aus den Arbeitsgruppen noch am Donnerstag in vollem Wortlaut veröffentlicht wurden. Zuvor hatten Synodenväter, etwa die Kardinäle Müller und Burke, kritisiert, dass die einzelnen Wortmeldungen der Teilnehmer nicht, wie früher üblich, in Zusammenfassungen an die Presse gegeben wurden. Frage an Pell: Ist die Synode transparent genug?

„Ja! Nach der Veröffentlichung dieser Wortmeldungen der einzelnen Arbeitsgruppen ist die Lage viel, viel klarer! Ich bin mir sicher, dass das auch in der Schlussbotschaft so sein wird.“

Die Schlussbotschaft der Synode wird am Samstag veröffentlicht – anders als das Schlussdokument, dessen Übersetzung ein paar Tage brauchen wird.

Teilnehmer wie Beobachter der Synode staunen immer wieder, wie vielfältig die Blickwinkel auf vermeintlich gut bekannte Probleme im Ehe- und Familienbereich sein können. Beispiel: die wiederverheirateten Geschiedenen. Vor der Synode hatte es immer wieder geheißen, das sei vor allem ein westliches Spezialproblem. In der Aula aber stellte es sich als eines der brennendsten Probleme überhaupt heraus, und zwar bei weitem nicht nur für Westeuropa. Ioan Robu ist katholischer Erzbischof der Hauptstadt Rumäniens, Bukarest. Er sagte in einem Radio-Vatikan-Gespräch:

„Ich habe in meiner Wortmeldung über unsere Beziehungen zu orthodoxen Familien gesprochen; in der Regel haben sie keinerlei religiöse Ausbildung in der orthodoxen Kirche bekommen, aber bei uns einen Weg des Glaubens begonnen. Sie kommen jeden Sonntag in die katholische Messe, aber weil wir ihre Familiensituation nicht als regulär einstufen, gehen sie einmal im Jahr in die orthodoxe Kirche, um zu beichten und die hl. Kommunion zu empfangen. Meine Frage war, ob wir das nicht für diese Familien anstelle der orthodoxen Kirche anbieten können, so dass wir ihnen einmal im Jahr die Beichte abnehmen und die Kommunion geben können. Einige dieser Familien bitten uns immer und immer wieder, doch bei uns beichten zu können.“

Und warum ist die Situation dieser Familien „nicht regulär“? Nicht etwa, weil sie Orthodoxe sind. Erzbischof Robu erklärt:

„Das sind Familien, bei denen – wie das die Norm in der orthodoxen Kirche ist – die Ehepartner schon das zweite oder sogar dritte Mal verheiratet sind. Für uns ist das etwas, das wir nicht als normal einstufen können, wir stufen sie als irregulär ein; aber weil sie immer in unsere Kirchen kommen und gerne voll in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen würden, ist das für uns ein Problem. Wir suchen neue Wege für diese Familien, die letztlich auch ihre Schönheit, ihren Wert haben.“ (rv)

Synodenaula: Was machen die Arbeitsgruppen?

Bernd HagenkordSeit Montag tagen im Vatikan die Arbeitsgruppen der Bischofssynode, um das von Kardinal Erdö erstellte zusammenfassende Papier, die so genannte „Relatio post Disceptationem“, zu bearbeiten. Pater Bernd Hagenkord nimmt an den Arbeitsgruppen hinter verschlossenen Türen teil und weiß, dass es eine intensive Arbeitsphase ist, voller Engagement und auch Kritik.

Täglich sechs Stunden Texten und Diskutieren
Dreieinhalb Stunden am Vormittag und noch einmal zweieinhalb Stunden am Nachmittag: Täglich setzen sich die nach Sprachen zufällig zusammengestellten Gruppen mit der „Relatio“ auseinander. Hinzu kommen die Zeiten, an denen einzelne oder mehrere Teilnehmer an Verbesserungsvorschlägen arbeiten, in den Pausen oder auch abends. Es werden Texte erarbeitet, Änderungsvorschläge zu Papier gebracht, Entwürfe verworfen und dann wieder ergänzt. Man kann die Konzentration in diesen Tagen fast mit Händen greifen.

Mindestens so viel kann man über den Text sagen: Er hat alle Teilnehmer zum Nachdenken und Mitdenken angeregt. Nicht alle stimmen zu, es gibt viel Kritik, wie es auch normal ist bei Textarbeit, dass vor allem die kritischen Dinge zur Sprache kommen. Einige Stimmen sind sehr kritisch, und das zeigt sich auch in den Arbeitsgruppen. In allen Gruppen, die ich bislang besuchen konnte, wird das sehr deutlich.

Einzelne Arbeitsgruppen mit zwanzig Teilnehmer

Die Gruppen umfassen etwa zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vor allem natürlich die stimmberechtigten Synodenväter, aber auch alle anderen sind eingeladen, ihren Beitrag zu leisten. Man geht durch den Text – die Relatio – diskutiert, macht Textvorschläge, bespricht diese und arbeitet sich so durch die einzelnen Teile hindurch. Wenn es einen ausformulierten Änderungsvorschlag gibt, wird der in der Arbeitsgruppe abgestimmt und bei Mehrheit geht er an die Redaktionsgruppe weiter, die alle Vorschläge aus allen Gruppen einsammelt.

Am Donnerstag werden die jeweiligen Berichterstatter der Gruppen in der Vollversammlung berichten, danach geht es für die Redaktionsgruppe an die Arbeit. Eineinhalb Tage wird dieses Redaktionsteam Zeit haben um daraus einen einzigen Text zu formulieren.

In den vergangenen Synoden war es im Anschluss daran zu so genannten „Propositionen“ gekommen, Vorschlägen, die dem Papst übergeben wurden. Dieses Mal soll ein runder Text den Abschluss bilden, der im Anschluss den Bistümern und der Weltkirche zur Vorbereitung und Weiterarbeit gegeben wird, in Vorbereitung auf die kommende Synode 2015. Das ist ungleich mehr Arbeit, denn die einzelnen und sehr unterschiedlichen Einwände, Vorschläge und Änderungsanträge müssen miteinander abgestimmt sein.

Mediale Aufmerksamkeit bringt neues Gefühl in die Synode

Allen Teilnehmern hier ist klar, dass nach den öffentlichen Reaktionen auf die Relatio am Montag nun die Augen auf ihre Arbeit gerichtet ist. Es ist ein neues Gefühl, in der Vergangenheit war das Interesse an Synoden eher übersichtlich. Man arbeitet hier am Abschlusstext, aber auch daran, etwas für die Diskussionen und Arbeiten in der Weltkirche zu erstellen. Wie gesagt, man kann die Konzentration in diesen Tagen fast mit Händen greifen.

Aus der Bischofssynode Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan. (rv)

Synode: „Nicht so tun, als wäre nichts geschehen“

AulaEs ist der richtige Blickwinkel auf Ehe und Familie, um den die Synodenväter von Rom derzeit im besten Sinn des Wortes streiten. Wovon sollte man ausgehen, von der Lehre oder von der Wirklichkeit? Für den italienischen Erzbischof von Ancona, Edoardo Menichelli, ist die Antwort klar: Zuerst gelte es, die „verwirrend verschiedenen Formen“ von Ehe und Familie, die es heute gebe, wahrzunehmen.

„Keuschheit als Fremdwort“

„Heute ist es einfach nicht mehr möglich, alles mit einem klaren Etikett zu versehen! Viele Wirklichkeiten passen gar nicht zu unseren Etiketten. Nur mal ein Beispiel: Bei den Ehevorbereitungskursen sprechen wir von Keuschheit. Da gucken uns diese armen Paare immer ganz erschrocken an: Keuschheit, wie denn? Keusch vorher, keusch dann auch in der Ehe? Sie verstehen ganz einfach das Wort nicht. Wir müssen also in diese neuen Dynamiken eintreten und die Menschen mit Intelligenz, Liebe und auch einer Prise Demut begleiten. Vielleicht mit mehr als nur einer Prise Demut. Denn Eheleute zu sein, ist schwierig.“

Genauso schwierig wie Priester sein, so Menichelli. Er hätte auch sagen können: Wie Synodenvater sein. Wie soll man etwa als zölibatärer Seelsorger den „unperfekten Formen“ heutiger Ehewirklichkeit – die Formulierung ist aus dem Zwischenbericht der Synode vom Montag – gerecht werden? Mehr zuhören, genauer hinsehen, meint erzbischof Menichelli.

„Das Problem ist nicht: Kommunion ja oder Kommunion nein!“

„Das bedeutet: Wir können nicht so tun, als wäre nichts geschehen! Und gleichzeitig können wir nicht so tun, als bräuchten wir die Situationen nicht zu bewerten. Für mich ist das Problem gar nicht so sehr: Kommunion ja oder Kommunion nein. Das Problem ist ein anderes: Ist diese Ehe gültig, ja oder nein? Hat es sie gegeben oder nicht? In meiner Wortmeldung bei der Synode habe ich über die Härte des Herzens gesprochen, die Jesus im Matthäusevangelium den Pharisäern vorwirft. Wieviel Herzenshärte haben wir heute, wenn wir auf dieses große Geheimnis von Mann und Frau blicken, das das lebendige Zeichen des Bundes Christi mit sein er Kirche sein sollte? Sie sehen – wir haben es hier mit einer Begrifflichkeit zu tun, die man erstmal sozusagen verdauen muss…“

Kommunion ja oder nein – das zielt auf die vieldebattierte Frage, ob geschiedene Wiederverheiratete zur Kommunion zugelassen werden sollen oder nicht. Das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen war bei den Generalversammlungen in der Synodenaula das am meisten diskutierte – schon das hat viele Beobachter überrascht, außerhalb wie auch innerhalb der Synodenaula. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Kurtz, bestätigte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, dass auch die Arbeitsgruppen intensiv darüber reden.

„Hinausgehen und Willkommenheißen“

„Das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen. Meine Wahrnehmung aus unserer Gruppe ist die Haltung des Willkommen-Heißens. Das war die Tendenz. Was die Frage des Kommunionempfangs betrifft, da war die Tendenz die, dass mehr theologische Vertiefung verlangt wurde, um sicherzustellen, dass unsere Entscheidungen theologisch wohlbegründet sind. Aber das erste Wort ist wirklich der Begriff: Hinausgehen und willkommen heißen.“

Mehr theologische Vertiefung erhoffen sich manche von einem Blick über den ökumenischen Gartenzaun: Orthodoxe Kirchen lassen auch eine zweite Eheschließung zu. Dazu sagt aber der katholische Erzbischof aus Moskau, Paolo Pezzi:

„Unauflöslichkeit der Ehe wird nicht ernst genommen“

„Nicht alle orthodoxen Kirchen haben dasselbe Prinzip und dieselbe Praxis, was den Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten betrifft; aus meiner Sicht nehmen sie die Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe oft nicht ernst genug. Bestimmte Elemente könnten wir allerdings übernehmen – da denke ich vor allem an den interessanten Bussweg. In der russisch-orthodoxen Kirche ist die zweite Heirat kirchlich in erster Linie ein Bussakt!“

Erzbischof Pezzi ist ansonsten etwas besorgt darüber, wie sehr die Blickwinkel auf dieser Synode verschieden sind.

„Ich finde, wir müssen vor allen Dingen aufpassen, Lehre und Seelsorge nicht voneinander zu trennen. Denn eine gute Pastoral ist immer auch lehrmäßig gut fundiert, sonst bestände ja Seelsorge darin, dass jeder einfach macht was er will!“

Lackmustest: Kirche und Homosexualität

Ein Lackmustest für das Zusammengehen von Lehre und Seelsorge ist sicher der Umgang der katholischen Kirche mit homosexuell veranlagten Menschen. Der Zwischenbericht der Synode vom Montag hatte angemerkt, diese Menschen hätten „Gaben und Qualitäten, die sie in die christliche Gemeinschaft einbringen können“. Dazu Erzbischof Menichelli von Ancona:

„Jeder Mensch ist ein Geschenk Gottes, nicht wahr? Und jeder hat dem anderen etwas zu geben. In diesem Sinn kann keiner das auslöschen, was ein Homosexueller oder eine Lesbierin zu geben hat! Das Problem ist, was diese Menschen ein Recht nennen und was nicht dem Projekt Gottes entspricht, wie die Bibel es schildert. Hier können wir nun, glaube ich, ganz in Ruhe überlegen: Wir können nicht ins Gewissen der Menschen eintreten, wie ja auch der Papst betont, und wir sind nicht dazu berufen, über sie zu richten. Wir sind dazu berufen, sie zu begleiten, damit auch diese Menschen die Botschaft des Evangeliums verstehen. Diese Botschaft ist nicht gegen sie gerichtet! Sie ist, ganz im Gegenteil, zu ihren Gunsten – in dem Sinn, dass es ihnen helfen kann, ihre Identität zu verstehen und sie zu leben.“ (rv)

Synode: Erzbischof Gadecki distanziert sich von „Relatio“

Bischofssynode 2014„Redet bitte offen!“, hat Papst Franziskus die Synodenväter vor einer Woche, zu Beginn ihrer Beratungen im Vatikan, gebeten. Und tatsächlich ist hinter den verschlossenen Türen der Synodenaula in den letzten Tagen offenbar Klartext zum Thema Ehe- und Familienpastoral gesprochen worden. Zum Beispiel am Montag, nach der Vorstellung des Zwischenberichts, der so genannten „Relatio post disceptiationem“.

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki von Posen, spricht auch gegenüber Radio Vatikan ganz offen seine Bedenken aus: Der Zwischenbericht sei für viele Bischöfe nicht akzeptabel, er entferne sich von der Lehre des hl. Johannes Paul II. und lasse eine klare Vision vermissen; stattdessen hätten gar Spuren einer gegen die Ehe gerichteten Ideologie Eingang in den Text gefunden.

„Geht es bei dieser Synode darum, Familien in Schwierigkeiten pastoral zu unterstützen, oder etwa darum, Einzelfälle zu studieren? Unser erstes Ziel sollte es doch sein, die Familienseelsorge zu unterstützen und nicht, sie zu beschädigen, indem wir auf schwierige Situationen eingehen! Diese Situationen existieren zwar, aber betreffen doch nicht den Kern des Familiären, und das darf uns doch nicht von der Notwendigkeit ablenken, die normalen, einfachen und gängigen Familien zu unterstützen, die nicht so sehr ums Überleben als um ein Festhalten an der Treue kämpfen.“

Zweifel am Begriff der „Gradualität“
Gadecki äußert auch Zweifel am Begriff der „Gradualität“, der im Zwischenbericht auftaucht. Man könne doch die Ehe ohne Trauschein „nicht als graduellen Schritt auf dem Weg zur Heiligkeit darstellen“, beanstandet der Erzbischof. Überhaupt fänden sich wesentliche Elemente der katholischen Sicht von Ehe und Familie nicht in der „Relatio“ wieder.

„An dem Dokument ist interessanter, was es verschweigt, als was es sagt. Natürlich kann man über Sonderfälle sprechen. Aber in erster Linie sollten wir doch die Wahrheit präsentieren! Ein Punkt erwähnt die Möglichkeit, dass homosexuelle Paare Verantwortung für Minderjährige übernehmen – als ob das etwas Akzeptables wäre. Das ist einer der Irrtümer des Textes: statt die Treue und die Familienwerte zu ermutigen, nimmt er die Dinge einfach so hin, wie er sie vorfindet. Das vermittelt den Eindruck, als sei die Lehre der Kirche bisher unerbittlich gewesen – und als ginge man jetzt stattdessen dazu über, Barmherzigkeit zu lehren.“ (rv)

Synode: „Unsere Reise geht weiter“

Pater Lombardi PressekonferenzDer Zwischenbericht zur Weltbischofssynode ist ein Arbeitsinstrument für die Synodenväter und kein Abschlussbericht. Das hat Vatikansprecher P. Federico Lombardi an diesem Dienstag noch einmal vor der Presse klargestellt. „Das Drama geht weiter“ – mit diesen Worten umschrieb Kardinal Luis Tagle von Manila am Montag scherzhaft die Fortsetzung der synodalen Arbeiten. Er ist einer der drei Synodenpräsidenten. Nach seiner Darstellung ist der Austausch in der Synodenaula konstruktiv und unverblümt. Der am Montag präsentierte Zwischenbericht zur Synode habe in diesem lebendigen Gefüge nur provisorischen Charakter, betonte der Kardinal vor Vertretern der Presse:

„Die ,relatio post disceptationem’ kann als kein abschließendes Dokument der Synode betrachtet werden. Sie ist sehr vorläufig, ist für uns eine Art Spiegel, in dem wir Synodenväter sehen können, was wir so weit diskutiert haben, was wir erreicht haben bis jetzt auf dieser Reise. Das Dokument ist also eine Art Zusammenfassung, eine Synthese der Diskussionen der ersten Woche. Und die Synodenteilnehmer sind nun dazu aufgerufen zu sehen, was vertieft und geklärt werden muss, welche anderen Fragen gestellt werden sollten. Das Drama geht also weiter.“

Die Redakteure der 240 synodalen Beiträge, die den Zwischenbericht erstellten, hätten „heroische Arbeit“ geleistet, lobte Tagle. Der Generalrelator Kardinal Peter Erdö, der Synodensekretär Erzbischof Bruno Forte und die Expertengruppe hätten die in verschiedenen Sprachen vorgebrachten und inhaltlich vielfältigen Statements der Synodenväter innerhalb von nur zwei Tagen in ein handliches Dokument geschmolzen, das den Synodenvätern in dieser Woche als Arbeitshilfe dient. Die Tatsache, dass einige Synodenväter konkrete Punkte an dem Papier bemängelt hatten oder Präzisierungen anmahnten, sei kein Zeichen von Spaltungen, erklärte Tagle weiter:

„Ich wäre sehr vorsichtig, Leute zu etikettieren, nach dem Motto: ,Wer ist konservativ, wer ist progressiv’ – das ist gefährlich. Menschen sind unterschiedlich, aber wir sind alle verbunden durch die gemeinsame Liebe zur Kirche, die Treue gegenüber Christus und die Mission. Ich bezweifle, dass solche Zuordnungen irgendjemanden erschöpfend beschreiben könnten. Und was die Wahl der Moderatoren der Kleingruppen betrifft, die wurden von den Gruppen selbst gewählt.“
An diesem Dienstag gibt es wie in den kommenden Tagen jeweils zwei Sitzungen der Kleingruppen, der sog. „Circoli minori“, eine am Morgen und eine am Abend. Sie dauern jeweils dreieinhalb Stunden. Am Donnerstag werden die in den Arbeitskreisen erarbeiteten Ergebnisse in der Vollversammlung vorgestellt. Danach tritt wieder das Redaktionskommitee zusammen, um sie einzuarbeiten. Der so erstellte Text – die „Relatio Sinodi“ – wird dann am Samstag von den Synodenvätern abgesegnet. Ob das Dokument, das dem Papst übergeben werden soll, dann auch veröffentlicht werden wird, ist noch nicht bekannt. Das Papier ist die Arbeitsgrundlage für die Bischofssynode von 2015. (rv)