Kardinal Marx isoliert in Bayern?

Die „Pastorale Handreichung für konfessionsverschiedene Ehen“ hat den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, in ernste Schwierigkeiten gebracht.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Obwohl diese Handreichung am 20. Februar von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen wurde, ist seit gestern bekannt, dass unter der Führung des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, sechs (Erz-) Bischöfe den Beschluss nicht mittragen wollen. Sie haben sich mit einem Brandbrief an den Heiligen Stuhl in Rom gewandt. Die Angelegenheit ist nach Angaben von Kardinal Marx, ohne sein Wissen geschehen. Mittlerweilen ist die Angelegenheit nicht nur in Deutschland bekannt geworden, sondern in ganz Europa und auch in Übersee publiziert worden. Besagter Streit ist somit nicht nur ein Thema der DBK sondern steht auch im Focus der Weltkirche.

Für Kardinal Marx ist dieser Streit besonders fatal. Schließlich ist er nicht nur Vorsitzender der DBK sondern auch Metropolitan der Kirchenprovinz München und Freising sowie Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Zum Erzbistum München und Freising gehören die Suffraganbistümer Augsburg, Regensburg und Passau, zur Freisinger Bischofskonferenz zählen das fränkische Erzbistum Bamberg mit den Suffraganbistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer.

Faktisch steht Marx in der Frage der Zulassung evangelischer Ehepartner zur katholischen Kommunion in seiner kirchlichen Heimat Bayern vollkommen isoliert da. Zu seiner Kirchenprovinz und der Freisinger Bischofskonferenz gehören folgende Episkopaten:

Suffraganbistümer von München und Freising:

  • Augsburg: Bischof Dr. Konrad Zdarsa
  • Regensburg: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
  • Passau: Bischof Dr. Stefan Oster

Freisinger Bischofskonferenz:

  • Bamberg: Erzbischof Dr. Ludwig Schick
  • Würzburg: Bischof (designiert) Dr. Franz Jung
  • Eichstätt: Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB
  • Speyer: Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

Alle rot gekennzeichneten Episkopaten sind Mitunterzeichner des Brandbriefes von Kardinal Rainer Maria Woelki an den Vatikan. Betrachtet man die Namensliste genauer, so fällt auf, dass der Bischof von Würzburg (designiert) auf seine Amtseinführung am 10 Juni wartet und deshalb noch nicht Diözesanbischof ist. Bischof Wiesemann ist somit der einzige Episkopat auf der Seite von Kardinal Marx. Hinzukommt, dass der Erzbischof von Bamberg, Erzbischof Schick, in der Freisinger Bischofskonferenz Stellvertreter von Kardinal Marx ist. In den genannten Kirchengremien steht Marx in der Frage der „konfessionsverschiedenen Ehen“ eigentlich vollkommen isoliert im Abseits.

In einigen Medien wurde von „Bürgerkrieg“, „Revolution“, Kampfansage aus Köln“ gesprochen, ja sogar der Rücktritt von Kardinal Marx gefordert. Nachdem der Fall nun in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist, wird die Antwort aus Rom mit Spannung erwartet. Ob Papst Franziskus sich auf die Seite des Beschlusses der DBK stellen oder diesen als Verstoß gegen die Glaubenslehre bewerten wird, muss man abwarten. (vh – mm)

Kardinal Cordes: Interkommunionsvorschlag der DBK ist theologisch nicht fundiert

Kardinal Paul Cordes, der emeritierte Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ äußerte sich gegenüber „National Catholic Register“ (NCR) zum jüngsten Streit in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).

Vaticanhistory – Martin Marker.

Kardinal Cordes bringt ernste Besorgnis über die pastorale Handreichung der Bischöfe zum Ausdruck, die es einigen protestantischen Ehepartnern in gemischten Ehen ermöglichen würden, die heilige Kommunion zu empfangen. Wie VH gestern berichtete, stellen sich im deutschen Episkopat sieben Bischöfe aus Protest gegen die Entscheidung der DBK.

Cordes hat sich gegenüber NCR sehr kritisch zum Vorstoß der DBK geäußert:

„Im Gegensatz zu den Irrlehren, die entstanden sind, gilt immer das Prinzip, dass jeder dorthin gehört, wo er oder sie die heilige Kommunion empfängt“, erklärt er.

Ferner führte Cordes aus:

„Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf ihrer letzten Vollversammlung beschlossen, dass der protestantische Partner in gemischten Ehen in Einzelfällen und unter bestimmten Bedingungen das Abendmahl empfangen kann.

Diese Entscheidung stößt auf ernsthafte theologische Hindernisse.

Da ist zunächst die gut bezeugte kirchliche Tradition. L. Hertling hat dies in einem beeindruckenden historischen Artikel über die Praxis der Kommunion des frühen Christentums (Communio und Primat, in: „Una Santa“ 17 (1962) 91ff.) dargestellt.

Das Einzige, was ich von ihm nehmen möchte, ist dies.

Die eucharistische Kommunion ist das sichtbare Zeichen der kirchlichen Gemeinschaft für das frühe Christentum. Als Bischof Polycarp von Smyrna um die Mitte des 2. Jahrhunderts nach Rom kam, um mit Papst Aniketos über den Streit um die Osterfeierlichkeiten zu verhandeln, konnten sich die beiden Bischöfe nicht einigen. Sie haben also die kirchliche Gemeinschaft nicht gelöst. Irenäus von Lyon drückt die erhaltene Glaubensgemeinschaft folgendermaßen aus: „Sie haben miteinander kommuniziert.“

Neben der Orientierungspraxis der frühen Kirche ist eine klare Belehrung der kirchlichen Lehre aus der Gegenwart. Papst Benedikt XVI. Sagt in seinem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis (das Sakrament der Nächstenliebe) über die Eucharistie, Quelle und Gipfel des Lebens und der Sendung der Kirche (23. März 2007):

„Auf der anderen Seite hindert uns der Respekt, den wir dem Sakrament von Christi Leib und Blut zu verdanken haben, daran, es zu einem bloßen“ Mittel „zu machen, das wahllos benutzt werden kann, um diese Einheit zu erreichen.“

Als Fazit bemerkt Kardinal Cordes sehr deutlich, was er von dem Ansinnen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx hält:

„Der Vorschlag der Bischofskonferenz kann nicht behaupten, theologisch gesund zu sein.“

(vh – mm)

D: Episkopat zerstritten über „Kommunion für evangelische Christen“

Wie Vatican News (VN) heute meldet, ist es offenbar zu einem schweren Streit in der Deutschen Bischofskonferenz gekommen.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Es geht um die Frage der Kommunion für evangelische Christen. Vatican News bezieht sich auf den Kölner Stadtanzeiger von heute. Vatican News berichtet:

„Nach seiner Darstellung haben sich sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki an den Vatikan gewandt. Sie halten eine am 20. Februar von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossene pastorale Handreichung für konfessionsverschieden Ehen für unrechtmäßig. Aus ihrer Sicht verstößt der Text, so berichtet der Stadt-Anzeiger, gegen die katholische Glaubenslehre und die Einheit der Kirche.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, war nach Darstellung des Blattes über den Brief an den Vatikan nicht informiert. Die sieben Bischöfe verweisen nach Angaben der Zeitung, der der Brief vorliegt, auf eine Reihe offener dogmatischer und kirchenrechtlicher Fragen. Sie bitten den Vatikan um Hilfe und um Klärung.

 „Beispielloser Vorgang ” 

Konkret ging das Schreiben sowohl an den Präfekten der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, als auch an den „Ökumene-Minister“ des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, so der Stadt-Anzeiger.“

Unter der Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki haben sich folgende sechs Episkopaten dem dreiseitigen Schreiben an den Vatikan angeschlossen:

  • Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg),
  • Bischof Konrad Zdarsa (Augsburg),
  • Gregor Maria Hanke (Eichstätt),
  • Wolfgang Ipolt (Görlitz),
  • Rudolf Voderholzer (Regensburg) und
  • Stefan Oster (Passau)

Als „Aktuelle Meldung“ wurde ebenfalls heute, eine Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf der Internetseite der DBK veröffentlicht. Sie trägt die Überschrift: „Antwortbrief von Kardinal Reinhard Marx zum Thema „Beschluss der Vollversammlung über die pastorale Handreichung über konfessionsverschiedene Ehen und eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“

Der Originaltext des Antwortschreibens von Kardinal Marx auf der DBK-Seite lautet:

„Hochwürdigste Herren, liebe Mitbrüder,
am 28. März 2018 erreichte mich das Schreiben des Erzbischofs von Köln vom 23. März 2018, mit dem er mir – persönlich/vertraulich – einen Brief an den Präsidenten des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen vom 22. März 2018 zur Kenntnis gibt.

Trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses bestehen bei Euch so große Zweifel, ob der in der pastoralen Handreichung über konfessionsverschiedene Ehen und eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie ‚vorgelegte Lösungsentwurf mit dem Glauben und der Einheit der Kirche vereinbar ist‘, dass Ihr den Präsidenten des Rates für die Einheit der Christen ‚um Hilfe‘ bittet. Dabei geht Ihr von dem Entwurfstext aus, der ja nach dem Beschluss der Vollversammlung noch eine Modiphase durchläuft.

Zu den im Brief vorgebrachten Hintergründen möchte ich nur anmerken:
1. Anders als im Brief beschrieben wird nicht ‚in der Konfessionsverschiedenheit der Ehe‘ die gravis spiritualis necessitas angenommen, sondern es wird dargelegt, dass ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis aus dem gemeinsamen Eheleben in einer konfessionsverschiedenen Ehe im Einzelfall entstehen kann.
2. Es wurde mehrfach und deutlich dargelegt, dass es selbstverständlich einer nationalen Bischofskonferenz (und nach c. 844 § 4 CIC sogar einem Diözesanbischof) möglich ist, Kriterien zu formulieren, die die Kommunionspendung an nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche befindlichen Christen erlauben, und auch auf bereits bestehende Regelungen in anderen Teilen der Kirche verwiesen.

Die Vollversammlung hat ihre Entscheidung vor dem Hintergrund theologischer und ökumenischer Bezugstexte und kirchenrechtlicher Regelungsmöglichkeiten getroffen und sieht deshalb die Rückbindung mit der Universalkirche als klar gegeben an, zumal nach der Ermutigung von Papst Franziskus zu weiteren Schritten in der Ökumene, auch in der Seelsorge. Die Handreichung setzt diesen Wunsch behutsam um mit der Absicht, für die Seelsorger und die Eheleute eine größere Klarheit zu schaffen.

Da dieser Brief den Beschluss der Vollversammlung betrifft und er nicht nur mir, sondern auch Erzbischof Ladaria, Bischof Arrieta und dem Apostolischen Nuntius zur Kenntnis gegeben wurde, halte ich es für geraten, alle Mitglieder der Bischofskonferenz darüber in Kenntnis zu setzen.

Oremus pro invicem.
Mit herzlichen Grüßen
Reinhard Kardinal Marx“

 

Zuerst fällt auf, dass die Mitteilung von Vatican News, bezogen auf den Kölner Stadtanzeiger, nur von zwei Dikasterien als Empfänger des Schreibens spricht. Nach der Erklärung von Kardinal Marx ging besagtes Schreiben aber scheinbar noch an andere Empfänger. An den Sekretär des „Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten“, Bischof Arrieta, deshalb an den Sekretär, weil der Posten des Präsidenten des Dikasteriums derzeit vakant ist. Ferner wurde der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterović informiert.

Kardinal Marx hat in den letzten Jahren mehrfach gezeigt, dass er für Veränderungen in der katholischen Kirche in Deutschland eintritt und diese auch vorantreiben will. Viele seiner Argumentationen basieren auf Aussagen von Papst Franziskus. So ist er ein absoluter Befürworter des Kapitels VIII. des Papstdokumentes „Amoris Laetitia“, dass unter bestimmten Voraussetzungen geschiedene wiederverheiratete Ehepaare zur Kommunion zulässt. Das besagte Dokument steht seit seiner Bekanntgabe 2016 in schärfster Kritik der Weltkirche.

Bisher hat sich das deutsche Episkopat zu diesem Papstdokument in der Öffentlichkeit kaum geäußert. Einzig der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat klar Stellung gegen die Kommunion für geschiedene wiederverheiratete Ehepaare bezogen. Pastorale Begleitung ja, Kommunionempfang nein.

Das Schreiben der sieben Bischöfe an verschiedene Dikasterien im Vatikan zeigt, dass Marx seine Revolution in der deutschen Kirche doch nicht so einfach bewerkstelligen kann. Offenbar schlägt ihm heftige Kritik aus den eigenen Reihen entgegen. (vh -mm)

Marx: „Deutschland dreht sich nicht um eine einzige Partei“

Nicht nur auf die AfD starren, sondern „verbal abrüsten“: Dazu lädt Kardinal Reinhard Marx ein, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Debatten in Deutschland dürften sich nicht ausschließlich um eine Partei drehen, sagte er zum Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe am Montagnachmittag in Fulda.

„Deutschland dreht sich nicht nur um eine Partei! Sechs Parteien sind im Bundestag vertreten; es geht nicht nur um den Blick auf eine Partei, sondern um den Blick auf Lösungen für Probleme. Nicht von vornherein die Fixierung auf ein einziges Thema und eine einzige Partei – das wäre kontraproduktiv!“

Zwar mache ihm der „Rechtsruck“, der bei der Bundestagswahl zutage getreten sei, durchaus Sorge, sagte der Kardinal. Doch das sei „ein Trend, der generell durch Europa geht, nichts typisch Deutsches“.

„Jeder Abgeordnete ist dem ganzen deutschen Volk verpflichtet. Ich appelliere, verbal abzurüsten und jetzt zur Sachdiskussion zu kommen. Das Parlament hat auch seine Würde. Ich bitte alle Abgeordneten darum, zwar zu streiten, aber mit Respekt vor dem anderen, in der Form eines Dialogs, im Streit um das bessere Argument und in der Suche nach dem Gemeinwohl.“

Aus seiner Sicht gebe es in allen Parteien „Menschen, die sich auf den christlichen Glauben berufen“, fuhr Marx fort. Er hoffe auch im neuen Bundestag auf eine anständige Form der Auseinandersetzung. „Es geht darum, dass der Stil auch deutlich macht: Wir ringen um einen guten Weg. Da ist es sehr wichtig, dass man keine Sprache des Hasses in eine politische Kultur hineinbringt.“

Der Erzbischof von München und Freising nannte ein paar Themenfelder, die auch künftig in der Politik wichtig sein werden und denen das besondere Augenmerk der deutschen Bischöfe gehöre. „Wie gehen wir mit den Fremden um, wie gehen wir mit den Armen um? Wie gehen wir mit Menschen um, die wegen einer Notsituation zu uns gekommen sind? Das sind Fragen, die für Christen in allen politischen Gruppierungen bedeutsam sein sollten.“ Er könne verstehen, dass sich bei den Menschen in Deutschland angesichts von Migranten Ängste entwickelten. „Dass wir die Sorgen der Menschen ernst nehmen, ist klar; diesen Sorgen können wir nur durch eine gute Integration der Menschen begegnen.“ (rv)

Kardinal Marx: Den Papst nicht instrumentalisieren

Kardinal Marx„Der Franziskus-Effekt ist ohne Zweifel da“ – so beschreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Einfluss von Papst Franziskus auf das katholische Leben in Deutschland. Mit anderen Worten: Die Begeisterung über den neuen Papst ist nach wie vor riesig. Die „überwältigende Mehrheit der Katholiken“ spüre diesen „Rückenwind“ und wolle „nach vorne“ gehen, sagte Marx an diesem Freitag gegenüber Radio Vatikan auf dem Katholikentag in Regensburg. Es herrsche der Eindruck einer Kirche vor, „die gute Zeichen für die Zukunft gibt“, so der Kardinal, der einer der engsten Berater des Papstes ist.
Marx warnte jedoch auch davor, Franziskus zu instrumentalisieren – wenn etwa Worte des Papstes „gegen andere benutzt werden“: „Franziskus will, dass wir gemeinschaftlich Kirche sind“, betonte Marx. Er wolle „keinen Bruch mit der Vergangenheit“, sondern „möglichst viele auf die Reise nach vorn einladen“, wolle eine „Dynamik des Gemeinsamen voranbringen“. Ein Beispiel dafür könne der Katholikentag sein.
Nach der kommenden Weltbischofssynode zur Ehe- und Familienpastoral gefragt betonte Marx: „Da geht es nicht um bestimmte Positionen“. Die Frage der Ehe und Familie sei in der Weltkirche eine „gemeinsame Sorge“, denn „die auf die Ehe gegründete Familie“ sei die „Kernzelle des gesamten gesellschaftlichen Lebens“. (rv)

D: Kardinal Marx neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz

Kardinal MarxKardinal Reinhard Marx ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die in Münster versammelten Bischöfe wählten ihn an diesem Mittwoch ins Amt. Damit wird der 60 Jahre alte Marx Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch, dem emeritierten Erzbischof von Freiburg. Aus Altersgründen konnte Zollitsch nicht wieder zur Wahl antreten.

Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising, daneben übt er mehrere Funktionen beim Heiligen Stuhl aus. So ist er Mitglied des Kardinalsrates des Papstes zur Kurienreform und seit einigen Tagen auch Koordinator des Rates des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Ferner übt er den Vorsitz des Rates der europäischen Bischofskonferenzen COMECE in Brüssel aus. In einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl äußerte Marx, er werde künftig nicht alles selbst machen, sondern auch delegieren. Der Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz sei für ihn eine „neue große Herausforderung“, sagte er der versammelten Presse.

„Ich weiß, manche von Ihnen haben geschrieben: Wann soll der das alles noch machen, was er sich auf die Schultern legt? Aber es gibt gute Formen der Organisation, und man kann auch einige Aufgaben abgeben, man muss nicht alles behalten, man muss kein Sammler und Jäger sein von Posten und Aufgaben, man kann auch andere mit einbeziehen, und das werde ich in den nächsten Tagen gründlich überlegen.“

„Kein Sammler und Jäger von Posten“

Reinhard Marx stammt aus Westfalen. Nach seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn und Bischof von Trier wurde er 2007 Erzbischof von München, im November 2010 erhob der Papst ihn in den Kardinalsstand. Dass die katholische Kirche Deutschlands in der Weltkirche und auch im Vatikan ihren Beitrag leistet, findet Kardinal Marx „richtig“.

„Wir haben einen Aufbruch durch Papst Franziskus, der muss sich auch bestätigen, denn vieles wird auf uns zukommen, was wieder zu neuen Problemen und Krisen führt. Das kann gar nicht anders sein in der Verkündigung des Evangeliums, in dem Weg der Kirche durch die Geschichte gibt es immer Turbulenzen, Neuaufbrüche, Korrekturen, Umkehr. Aber das, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ gesagt hat, hat viele angesprochen, und das ist auch ein guter Orientierungsrahmen für das, was die katholische Kirche in Deutschland betrifft. Insofern ist es vielleicht ganz hilfreich, dass ich in engerer Verbindung stehe mit dem, was in Rom passiert. Ich will das eine nicht mit dem anderen vermischen, jedes Amt hat seine eigene Herausforderung und Aufgabe, aber es kann sich gut ergänzen.“

Den Prüfbericht der Bischofskonferenz über die Vorgänge in Limburg kennt Marx eigenen Angaben zufolge nicht. Er werde sich in die Sache einarbeiten. Was die Kirche in Deutschland derzeit brauche, sei Einheit, gerade angesichts einer vielfältigen Umgebung. Kardinal Marx:

„Wir sind vielfältig“

„Wir sind vielfältig. Wir werden nicht in überschaubare Lebensverhältnisse zurückkommen, aber in dieser Pluralität brauchen wir eine starke Stimme des Evangeliums. Alle Untersuchungen zeigen, dass ohne die konkrete sichtbare Gemeinschaft der Kirche der Glaube und die Stimme der Kirche in diesem Land schwächer werden. Deshalb müssen wir uns bemühen, glaubwürdig und authentisch auch diese konkrete, sichtbare katholische Kirche zu einer Stimme zu machen, die in diesem Land gehört wird.“

Die Wahl des Vorsitzenden war im fünften Wahlgang erfolgreich. Dazu war eine absolute Mehrheit erforderlich. Die ersten beiden Wahlgänge hätten hingegen zumindest eine Zweidrittelmehrheit erfordert. Es habe „viele“ geeignete Kandidaten gegeben, verriet der scheidende Vorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch.
Nach der Wahl des Vorsitzenden wurde der Sekretär der Konferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, von den Bischöfen in seinem Amt bestätigt. Auch Pressesprecher Matthias Kopp bleibt im Amt. (rv)

D: Hier wird sich etwas ändern

DBK_LogoDie deutschen Bischöfe treffen sich ab Montag zu einer entscheidenden Vollversammlung in Münster. Dort wollen sie am Mittwoch einen neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz wählen. Er wird Nachfolger des 75-jährigen emeritierten Erzbischofs von Freiburg, Robert Zollitsch, werden. Wahlberechtigt sind 66 Mitglieder der Bischofskonferenz; eine wichtige Rolle könnten bei der Abstimmung die Weihbischöfe spielen. Kardinal Joachim Meisner wird nicht mehr an der Wahl teilnehmen, weil Papst Franziskus letzte Woche sein Rücktrittsgesuch als Erzbischof von Köln angenommen hat. Auch der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der derzeit auf Anweisung des Papstes eine Auszeit außerhalb des Bistums nimmt, ist nicht in Münster angemeldet. Zum ersten Mal nimmt der neue Päpstliche Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, an einer Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz teil. (rv)

D: DBK dementiert Bericht des „Focus“

DBK_LogoDie Prüfungskommission zur Causa Limburg hat noch keinen Bericht vorgelegt. Mit diesen Worten widerspricht der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, einem Bericht des Magazins Focus. In einem Online- Bericht behauptet der Focus, aus Rom erfahren zu haben, dass die von Erzbischof Robert Zollitsch eingesetzte Kommission bereits zu einem Ergebnis gekommen sei. Bischof Tebartz-van Elst sei weder Geldverschwendung noch das Übergehen der Kontrollgremien vorzuhalten, berichtet der Focus über die angeblichen Ergebnisse der Kommission. „Die Prüfungskommission arbeitet weiterhin an ihrem Bericht. Es liegt – anders als der Focus berichtet – noch kein Ergebnis vor“, so Kopp in einer Stellungnahme. Bei der noch anstehenden Arbeit gehe es nicht ‚um abschließende Formulierungen‘, wie der Focus schreibe, sondern um das „kontinuierliche Aufarbeiten inhaltlicher Fragen.“ Wegen der aktuellen Arbeiten am Bericht werde die Kommission diesen erst im Laufe des Monats Februar dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch vorlegen, so Kopp weiter. "Inhalte des Berichts sind dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz bisher nicht bekannt.“ (rv)
 

Deutschland: DBK-Vorsitzender fordert von Muslimen klare Distanzierung

Angesichts der gewalttätigen Proteste in der islamischen Welt hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, eine klare Distanzierung der Muslime gefordert. „Der Islam muss sich von jeder Form des Fundamentalismus lossagen. Töten im Namen Gottes ist eine Sünde gegen Gott", sagte der Konferenzvorsitzende und Freiburger Erzbischof der Zeitung „Bild". Zur Meinungsfreiheit gehöre auch, die Freiheit des anderen einschließlich seines religiösen Bekenntnisses zu respektieren, so der Erzbischof. „Zu häufig – auch bei uns in Deutschland – wird die Schmerzgrenze überschritten." Kritisch zur Diskussion äußerte sich der italienische Kardinal Camillo Ruini in einem Radiointerview: „Wenn wir die Beleidigungen des Islams nur deshalb beklagen, weil sie zu Tötungen und Unruhen führen, dann zeigen wir damit, dass uns der Respekt vor Religion nicht wirklich interessiert, sondern nur der Schutz unserer praktischen Interessen." Der frühere Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz erklärte weiter: „Die Ereignisse dieser Tage sollten uns nicht nur dem Islam gegenüber sensibler machen, sondern allen Religionen gegenüber." (rv)

DBK-Missbrauchsbeauftragter: „Neue Phase hat begonnen“

Als „Meilenstein im Engagement gegen sexuellen Missbrauch" hat Bischof Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, den internationalen Kongress „Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom bezeichnet: „Er zeigt, wie wichtig der Kirche die Beschäftigung mit diesem Thema ist. Der Papst macht damit klar, dass die Kirche die Aufarbeitung weltweit pro-aktiv und noch systematischer angehen will", wird der Missbrauchsbeauftrage in einer Presseaussendung der Deutschen Bischofskonferenz zitiert.

Im Gespräch mit dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, berichtet Bischof Ackermann von seinen Eindrücken, die er bisher auf dem Kongress gewinnen konnte. Die hochrangig besetzte Tagung geht noch bis Donnerstag, 220 Vertreter von 110 Bischofskonferenzen aus aller Welt nehmen daran teil. Das Symposium war mit einer Botschaft des Papstes eröffnet worden, in der er mahnte, die Sorge um die Opfer zu einem Hauptanliegen der Kirche zu machen.

Hohes Niveau: Starke Beteiligung der Kurie

P. Hagenkord: Bischof Ackermann, was ist Ihr Eindruck nach den ersten beiden Tagen dieses Kongresses?

Bischof Ackermann: „Ich bin erstens davon beeindruckt, wie hoch die Resonanz auf den Kongress ist und dass wirklich alle Kontinente und sehr viele Bischofskonferenzen vertreten sind. Man spürt die hohe Professionalität und dass man auch voneinander profitieren kann. Es gibt – wenn wir an die USA, Irland oder England denken – ja auch Bischofskonferenzen, die mit der Aufklärungsarbeit in dem Sinn schon mehr Erfahrung haben, weil sie sich schon länger damit beschäftigen. Das ist spürbar und man spürt natürlich auch, dass in Rom und von Seiten der Kurie dem Ganzen große Aufmerksamkeit gewidmet wird und man auch durch Präsenz zeigt, wie wichtig das ist."

Es ist auffällig, wie viele hochrangige Vertreter des Vatikan dabei sind.

„Gestern Abend [Montag, Anm. d. Red.] waren sowohl der Präfekt der Glaubenskongregation, der Präfekt der Bildungskongregation und der Bischofskongregation anwesend. Kardinal Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation, war heute den ganzen Tag über präsent. Das zeigt, dass man das wirklich sehr ernst nimmt und das unterstützen will. Die Initiative geht von der Gregoriana aus, einer päpstlichen Universität, aber es ist doch etwas anderes, wenn es von der Kurie selbst kommt. Hier ist sehr deutlich die gegenseitige Unterstützung spürbar."

Beispiel Prävention: Lernen von anderen Ländern

Sie sind seit ziemlich genau zwei Jahren Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für den Umgang mit Missbrauchsfällen. Haben Sie in Ihrem Amt von anderen Ländern lernen können, etwa von den USA oder von Irland, wo die Diskussion schon seit 20 Jahren läuft?

„Schon als bei uns die ersten Anzeichen kamen, gab es Kontakt nach Irland. Aber vor allen Dingen auch schon davor, in der ganzen Frage der Heimkinderproblematik. Damals sind Mitarbeiter der Bischofskonferenz nach Irland gefahren und haben sich dort erkundigt. Im vergangenen Herbst war ich selbst in den USA, wir haben da Gespräche geführt, etwa mit der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Ich war aber auch in der Erzdiözese New York. Was man dort lernen kann, ist alles zur Prävention. Die sind da weiter und machen das sehr strukturiert, etwa ein so genanntes ,Monitoring‘, also eine Kontrolle der ganzen Präventionsprogramme. Sie haben auch in den Diözesen zum Teil ehemalige Mitarbeiter des FBI, die sich dort sehr systematisch darum kümmern und schauen, ob Priester, Lehrer und Katecheten in den Präventionsprogrammen geschult werden, ob es entsprechende Bescheinigungen gibt. Was die systematische Umsetzung der Prävention angeht, können wir schon noch einiges lernen.
Wir können auch lernen, wie der Umgang mit den Tätern ist: Therapien und die Fragen nach einem möglichen weiteren Einsatz. Hier sind die US-Amerikaner weiter und hier können wir von ihnen lernen."

Bisherige Arbeit kann sich sehen lassen

Gibt es denn auch umgekehrt etwas, was Sie anderen Ländern oder Bischofskonferenzen weitergeben wollten?

„Ich glaube, dass die anderen Länder, was die Leitlinien und die Präventionsrahmenordnung angeht, lernen, dass wir schnell reagiert haben. Ich würde auch sagen, dass die Ansätze, die bei uns da sind, gut sind und ja auch mit den Normen des Vatikan überein stimmen. Wir haben die ja auch zum Kongress mitgebracht, sie sind in Englisch verfügbar. Wir können also sagen, dass wir das, was wir uns mit Mühe erarbeitet haben durch viele Gespräche auch mit Fachleuten von außerhalb der Kirche – etwa den Opferschutzverbänden – , hier einbringen. Und ich denke, das kann sich auch sehen lassen."

Sie sind jetzt zwei Jahre im Amt, was sind im Rückblick Augenblicke, die besonders waren, besonders gut oder besonders schlecht und dunkel?

„Ich fange einmal bei dem an, was gut war: Was mich wirklich bestärkt hat und was meine Aufgabe erleichtert hat, war die hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Fachleuten, die in der Opferarbeit schon seit längeren Jahren tätig sind, seien es Psychologen oder seien es eben auch in der Opferschutzarbeit engagierte Menschen. Die waren bereit, uns dabei zu helfen, Leitlinien und die Präventionsrahmenordnung zu erstellen. Die haben nicht gesagt, dass wir schauen sollen, wie wir alleine klar kommen, sondern gesagt haben, dass sie bereit sind, ihr Know-How einzubringen, und zwar auch mit dem kritischen Blick von außen. Es hat viele Kooperationserfahrungen gegeben, auch in den Bereich des Staates hinein. Bei all den Diskussionen und der Auseinandersetzung, die wir ja hatten, gerade zu Beginn auch mit der Bundesjustizministerin – in der Zusammenarbeit beim Runden Tisch war viel Gespräch und gegenseitige Bereicherung möglich!

Zu den dunklen und schmerzlichen Erfahrungen gehören natürlich die Begegnungen mit den Betroffenen. Ich habe zwei Begegnungen in einem größeren Kreis mit Betroffenen aus dem eigenen Bistum gehabt. Das zu hören und sich dem auszusetzen und auch zu wissen, dass ich als Bischof auf der Seite der Täter stehe, weil ich die Institution Kirche repräsentiere – das alles war schon sehr schmerzlich. Eine zugleich sehr gute und sehr schmerzliche Erfahrung war die Begegnung, die die fünf Betroffenen mit dem Heiligen Vater bei seinem Deutschlandbesuch hatten. Das war wirklich eine sehr dichte Begegnung. Wir hatten uns vorher schon zusammen gesetzt; dann war aber das Gespräch mit dem Papst von einer ganz besonderen Dichte, das haben ja auch die Gäste – so haben wir sie ja genannt – nachher auch bestätigt."

Bei so einem Symposion arbeitet man zusammen, aber es gibt auch die informellen Teile, die Pausen, die Kleingruppen. Können Sie dort über diese Erfahrungen sprechen, wird das nachgefragt von den anderen Bischöfen und Verantwortlichen?

„Ja, selbstverständlich. Ich glaube, dass Netzwerkarbeit ein ganz wichtiger Punkt bei diesem Kongress ist. So verstehe ich auch die Konzeption, dass es am Vormittag Vorträge gibt und am Nachmittag Arbeitsgruppen, die ja dann nach Sprachen gemischt sind oder nach Interessenslagen. Es gibt die Pausen zwischendrin und alle, die hierhergekommen sind, sind ja auf die eine oder andere Weise mit der Thematik befasst, und da ist schon ein großes Interesse, noch einmal zu hören, wie das bei uns ist, wie die Problemlage ist, sei es in Paraguay oder auf den Philippinen.
Es gibt natürlich kulturelle Unterschiede, das ist ganz klar, aber es gibt Vernetzung. Wir haben zum Beispiel einen guten Kontakt mit dem Bischof von Belfast, der mit uns im letzten Jahr in die USA gefahren ist. Wir versuchen, über die nationalen Grenzen hinweg voneinander zu lernen."

Der Kongress erfüllt also seine Aufgabe der internationalen Vernetzung und des Austausches über die Länder und Kulturen hinweg?

„Das glaube ich schon. Das ist natürlich ein ganz privilegierter Moment, so einen Kongress zu haben. Die Organisatoren helfen sehr, besonders bei der Vernetzung. Die Motivation ist sehr hoch, da ist der Kongress wirklich eine gute Chance."

Ordnungen gibt es, jetzt müssen sie auch wirken

Die vielleicht größte Gefahr in der Diskussion ist ja vielleicht das Historisieren, also das Sprechen über die Aufarbeitung damals, vielleicht auch in der Hoffnung, dass es endlich vorbei sei. Aber es bleibt eine Frage für das Heute – Sie selbst haben die Frage der Ausbildung angesprochen. Wie würden Sie sagen gehen wir jetzt mit diesen Fragen in die nähere Zukunft?

„Nach meinem Eindruck – das ist eine Wahrnehmung, mit der ich mich im Augenblick trage – treten wir in eine neue Phase der Beschäftigung mit dem Thema ein, sowohl was Aufklärung angeht, als auch was Prävention angeht. Die großen grundsätzlichen Fragen nach der Kooperation zwischen Staat und Kirche, nach der Verbesserung der Leitlinien, nach der Prävention, diese Grundsatzfragen sind über die Ordnungen, die wir erlassen haben, geklärt. Jetzt geht es darum, das umzusetzen und zu schauen, dass es auch wirksam umgesetzt wird. Es braucht immer wieder das Controlling, also zu schauen, ob das, was in den Ordnungen steht, in die Wirklichkeit kommt, und das auch bleibend und nicht nur in der Aufgewühltheit der vergangenen zwei Jahre. Das wird jetzt die große Aufgabe sein.
Und dann auch, insgesamt in der Gesellschaft das Thema bewusst zu halten. Ich verstehe schon, dass Leute fragen, ob man das Thema immer wieder anbringen muss, das gibt es natürlich auch im kirchlichen Zusammenhang. Ich selber kenne das ja auch, dass wenn der Bischof Ackermann auftritt, Leute mich mehr als Missbrauchsbeauftragten sehen denn als Bischof von Trier. Trotzdem liegt eine Gefahr darin zu sagen, dass das ein unangenehmes Thema ist. Natürlich muss man nicht jeden Tag darüber reden, trotzdem muss man der Gefahr wehren, dass es wieder absinkt und dann möglicherweise auch die Gefahr stärker ist, dass Täter wieder leichteren Zugang haben und Möglichkeiten, Straftaten zu begehen."

Es muss also im Alltag ankommen, in der Aufmerksamkeit eines Lehrers, eines Seminarleiters, eines Regens oder Spirituals.

„So würde ich das auch sehen. Es muss also zu den Programmen gehören, ob das für Lehrer ist, für Menschen in der Jugendarbeit, für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, natürlich in der Priesterausbildung; so wie man andere Kurse absolviert wie etwa die Erste-Hilfe-Kurse, die ja auch im Grunde immer wieder aufgefrischt werden müssen. In dem Sinne bekommt es eine Normalität, sich damit auseinander zu setzen; Normalität in dem Sinn, dass das Thema wichtig ist. Je klarer es ist, dass es in die Ausbildungsprogramme und Schulungsprogramme hinein gehört, um so selbstverständlicher ist es und umso stärker wird dann auch die Sensibilität für das Thema gestärkt und auch die Bereitschaft, klar Grenzen zu ziehen, gewisse Dinge nicht zuzulassen und Kinder und Jugendliche zu stärken, so dass sie sagen können ‚hier ist eine Grenze, ich wehre mich’."

Klare Signale wichtig

Meine abschließende Frage: Was wäre für Sie ein Erfolg des Kongresses?

„Ein Erfolg wäre für mich, neue Perspektiven zu gewinnen und auf Lücken hingewiesen zu werden, die wir vielleicht haben. Es gibt ja auch blinde Flecken, wo wir vielleicht sagen müssen, dass wir uns damit noch nicht genug beschäftigt haben. Das etwas zu lernen wäre für mich wichtig. Dann aber auch, dass wir noch stärker Netzwerkarbeit betreiben unter den verschiedenen Verantwortlichen der Bischofskonferenzen. Drittens, dass noch einmal klar das Signal ausgeht, dass von Rom her und von der katholischen Kirche her das Problem pro-aktiv angegangen wird."

Herr Bischof Ackermann, herzlichen Dank für dieses Gespräch. (rv)