Die Deutsche Bischofskonferenz plant angesichts der Missbrauchsskandale eine Dialoginitiative, „die sowohl sich selbst als auch die Bistümer und die Gemeinden einbezieht". Das sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Freitag in Fulda nach Abschluß der Herbst-Vollversammlung. Die Bischöfe wollten „das selbstkritische Gespräch in der Bischofskonferenz vermehrt pflegen", so Erzbischof Robert Zollitsch wörtlich. Erstmals hatten die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung einen Reflexions-Tag eingelegt – dabei ging es um Lehren aus den Missbrauchs-Skandalen.
„Wir stimmten überein in der Einschätzung, dass die Aufdeckung von Fällen sexuellen Missbrauchs eine Erschütterung bewirkt hat, in deren Folge aber noch tiefere Verwerfungen zutage traten, die schon längere Zeit bestanden. So war die Frage des priesterlichen Lebens und des persönlichen geistlichen und sakramentalen Lebens unserer Geistlichen schon längere Zeit drängend."
Ein anderes Thema sei das „Spannungsfeld zwischen einerseits Macht und andererseits Bescheidenheit oder auch Demut" gewesen, so Erzbischof Zollitsch. Die Bischöfe suchten nach Wegen, um „die kirchliche Botschaft kommunikativ nach innen und in die Gesellschaft zu vermitteln" und „sprach- sowie auskunftsfähig zu bleiben".
„Dazu gehören auch Wege, den Dialog über sperrige Themen etwa aus den Bereichen der Sexualität, der Zölibatsverpflichtung oder des Sakramentenempfangs wiederverheirateter Geschiedener zu führen."
Am Ende des Reflektionstags einigten sich die deutschen Bischöfe, wie Erzbischof Zollitsch bekanntgab, darauf, in die Offensive zu gehen:
„Die Bischofskonferenz ergreift eine Dialoginitiative, die sowohl sich selbst als auch die Bistümer und die Gemeinden einbezieht. Die Bischöfe werden – auf der Grundlage der guten Erfahrungen des Reflektionstages – das selbstkritische Gespräch in der Bischofskonferenz vermehrt pflegen. Ein weiterer Teil diese Initiative ist ein strukturierter Dialog auf der Ebene der Bistümer über das Bezeugen, Weitergeben und praktische Bekräftigen des Glaubens. Schließlich gehört die praktische Erschließung von Brennpunkten der Gegenwartsgesellschaft zur dialogischen Initiative."
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sei in diesem Zusammenhang „ein von vielen Bischöfen geschätzter Kooperationspartner", so Zollitsch ausdrücklich. Die Bischöfe wollten auch noch in diesem Jahr einen gemeinsamen Brief an die Gemeinden schreiben.
„Überhaupt wollen die deutschen Bischöfe künftig stärker als bislang öffentlich wirksame Gesten und Symbole der Ausrichtung auf Gott nutzen, um den Gegebenheiten der Mediengesellschaft besser zu entsprechen."
Den Rufen nach einer Neuauflage der Würzburger Synode der katholischen Kirche erteilte Erzbischof Zollitsch allerdings auf die Nachfrage von Journalisten eine klare Absage:
„Ich darf vielleicht sagen, dass gerade Kardinal Lehmann, der bei der damaligen deutschen Synode als Theologieprofessor bei der Vorbereitung sehr intensiv mit dabei war, mich darauf hingewiesen hat, welch großen Aufwand eine Synode bedeuten würde – und dass auch das Ergebnis etwas lange auf sich warten lassen würde. Deswegen haben wir gesagt: Wir wollen einen offeneren Prozess, einen Gesprächsprozess – um dann zu schauen, in welcher Weise wir dann das Ganze zusammenführen. Jedenfalls ist im Augenblick keine Synode konkret im Blick…"
Zollitsch lobte den Ökumenischen Kirchentag von München und warnte ziemlich deutlich vor einer Neuübersetzung des Messbuchs: Die Bischöfe seien „der Auffassung, dass das bisherige Deutsche Messbuch (2. Auflage) weithin den Anforderungen einer textgetreuen Übersetzung entspricht"; seine religiöse Sprache habe sich „in der liturgischen Praxis der letzten Jahrzehnte bewährt". Dieser „hohe Wert" dürfe „durch eine grundständig neue Übersetzung nicht gefährdet werden".
Zum Sparpaket der Bundesregierung meinte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der nächsten Montag zu Gesprächen mit der CDU nach Berlin reisen will, das Paket weise „grundsätzlich in die richtige Richtung".
„Endlich wird auf breiter politischer Ebene über eine Eingrenzung der Staatsverschuldung diskutiert, deren Notwendigkeit seit längerer Zeit offen liegt. Die Bundesregierung vollzieht damit einen Paradigmenwechsel und kommt nach den bisherigen Diskussionen über Steuersenkungen endlich in der Realität an. Eine grundsätzliche Ablehnung der Sparvorschläge ist völlig unverantwortlich."
Aus sozialethischer Sicht seien jedoch einzelne Vorhaben kritisch zu bewerten, etwa die Streichung des Elterngeldes für Hartz IV-Empfänger oder die Streichung des Beitrags zur Rentenversicherung für Hartz IV-Empfänger.
„Angesichts dieser Kritikpunkte ist die soziale Ausgewogenheit der Sparvorschläge in Frage zu stellen. Insgesamt kann zwar nicht von einem sozialen Kahlschlag gesprochen werden, dennoch wäre es sinnvoll und wünschenswert, auch im Bereich der höheren Einkommen nach einer Beteiligung an der Schuldeneingrenzung zu suchen." (rv)
Kategorie: DBK
D: Keine Rede von „Durchregieren“ der Bischöfe
Eine „handstreichartige Übernahme" der katholischen Journalistenschule ifp in München durch die deutschen Bischöfe befürchtet der Deutsche Journalistenverband laut seinem Sprecher Hendrik Zörner. Am vergangenen Freitag ist der geistliche Rektor des ifp, Pfarrer Michael Broch, von seinem Amt zurück getreten. Er zog damit die Konsequenzen aus seinen kritischen Äußerungen zu Papst Benedikt und den deutschen Bischöfen. Seitdem wird die Befürchtung laut, kritischer Journalismus sei in der Kirche nicht erwünscht. Elvira Steppacher ist journalistische Direktorin des ifp. Ihr haben wir die Frage gestellt, ob es sich wirklich um eine „handstreichartige Übernahme" handelt.
„Ich halte diese Aussage für zugespitzt, obwohl ich die Lage sehr ernst einschätze. Man muss klar unterscheiden zwischen zwei Dingen: zum einen dem, was der geistliche Direktor durch eine wirkliche Ungeschicklichkeit an Folgen aushält – daraus hat er ja auch für sich Konsequenzen gezogen. Ich bedaure das und wünschte mir, dass es für ihn einen Weg zurück geben könnte. Das andere ist, dass der Vertrauensentzug genau auf diese Profilierungsfunktion zielt, die dem geistlichen Direktor zugebilligt wurde. Diese Funktion hat eine Erschütterung erfahren. Daraus aber abzuleiten, dass die Bischöfe hier nun unmittelbar durchregieren würden, halte ich für völlig an der Realität vorbei. Ich habe in meinen acht Jahren hier noch nicht einmal erlebt, dass ein Bischof sich zu einem Kurrikulum geäußert hätte."
Das ifp sei bestürzt, so Steppacher, auch wenn die Ausbildung der Nachwuchsjournalisten weitergehe. Die Schule lege großen Wert auf die Einbindung des geistlichen Direktors in die Ausbildung. Man sei zwar eine Ausbildungsstätte für Journalisten,
„gleichzeitig aber – und das ist das Proprium des ifp – kann man das nicht trennen von dem besonderen katholischen Geist, der hier herrscht. Der geistliche Direktors ist deshalb eigens eingeführt worden, nicht nur um Seelsorger für Mitarbeiter und Auszubildende zu sein, sondern er sollte darüber hinaus deutlich die Vermittlung des katholischen Profils in die kirchliche und säkulare Öffentlichkeitsarbeit leisten."
Das ifp wurde 1968 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet, es ist – wenn man so will – die katholische Journalistenschule. Dort wird Nachwuchs für alle Medienbereiche ausgebildet, nicht nur für konfessionelle Medien.
„Zunächst steht das ifp für eine handwerklich solide Ausbildung. Weiters ist es eine Besonderheit des ifp, dass wir in erster Linie katholische Studierende ausbilden beziehungsweise Volontäre, die in der konfessionellen Presse arbeiten. Insofern ist es eine Versammlung von Christen, die sich hier treffen. Und das hat Einfluss auf die Arbeit. Nicht zuletzt deswegen, weil der Journalismus als Beruf für Christen auch eine Berufungsdimension hat. Das merkt man auch in der Art und Weise, wie Leute, auch Anfänger, ihre Arbeit hier ausüben, wie sie sich einlassen auf die Themen, die ihnen wichtig sind." (rv)
D: Neuer Rektor am Campo Santo Teutonico
Diözesanpriester Hans-Peter Fischer folgt dem Prälaten Erwin Gatz als Rektor des Campo Santo Teutonico im Vatikan. Das gab am Freitag die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) bekannt.
Zum Artikel bei >>>Radio Vatikan<<<
D: Zollitsch würdigt Kasper
Papst Benedikt XVI. hat an diesem Donnerstag das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Kurienkardinal Walter Kasper angenommen. Neun Jahre war Kardinal Kasper Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Anlässlich des Rücktritts würdigt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Kardinal Kasper mit einer langen Erklärung. (rv)
Hier finden Sie den vollen Wortlaut des Textes.
„Für Walter Kardinal Kasper ist der Begriff Dialog weder eine leere Worthülse noch eine realitätsferne Utopie. Dialog ist bei ihm lebendige Wirklichkeit. Wie kaum ein anderer hat sich Kardinal Kasper in den vergangenen Jahren um den Dialog der Kirche in der Ökumene und mit den Juden verdient gemacht. Ja, Walter Kardinal Kasper ist Garant eines gelebten Dialogs.
Wer Kardinal Kasper kennt, weiß, dass es ihm aus seinem Glauben heraus ganz zentral um die Menschen geht. Der große Gelehrte der Katholischen Theologie hatte gerade in seiner Zeit als Universitätsprofessor stets den Anspruch, die ganze Glaubenswahrheit den Studierenden verständlich zu vermitteln. Seine eindringliche und einfühlsame Sprache, sein stetes Suchen nach einer Antwort auf aktuelle theologische Fragen, sein Mut, komplexe Zusammenhänge der Theologie Stück für Stück nachvollziehbar aufzuschlüsseln, zeichnen Kardinal Kasper aus. Als er 1989 Nachfolger von Bischof Georg Moser im Bistum Rottenburg-Stuttgart wurde, erlebte die Diözese einen sehr weltverbundenen Professor auf dem Bischofsstuhl. Das hat viele Menschen beeindruckt, den Walter Kasper ist immer sich selbst treu geblieben, ganz nach seinem Wahlspruch: „Wahrheit in Nächstenliebe" (Veritatem in caritate).
Das theologische Wirken und umsichtige Handeln in seiner Diözese Rottenburg-Stuttgart war selbstverständlich auch dem Heiligen Stuhl nicht verborgen geblieben. So war es verständlich, dass Papst Johannes Paul II. gerade Walter Kasper zu sich rief, um ihm dort 1999 die wichtige Aufgabe des Sekretärs des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen zu übertragen. Mit Walter Kasper kam ein Dogmatiker aus dem Stammland der Reformation in den Vatikan, der seine vielfältigen Erfahrungen – auch auf dem Gebiet der Ökumene in Deutschland – in die Arbeit der Universalkirche einfließen lassen konnte. Nur zwei Jahre nach seiner Ernennung übertrug der Papst Walter Kasper die Leitung des Päpstlichen Rates und zeichnete ihn mit der Kardinalswürde aus. Papst Benedikt XVI. hat Kardinal Kasper schon wenige Tage nach seiner Wahl im Amt bestätigt.
Mit Kardinal Kasper hat die Ökumene der Weltkirche über viele Jahre ein geschätztes Gesicht erhalten. Es war eindrucksvoll, wenn er von den nicht an zwei Händen abzuzählenden aktuellen Dialogen des Heiligen Stuhls mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften berichtete. So wie er sich bei diesen Gemeinschaften als Bruder unter Brüdern aufgehoben fühlte, so war er in der Welt unterwegs. Kardinal Kasper hat in den Jahren seines römischen Wirkens mehrfach die Welt umrundet, im Dienste der Ökumene. Seine Gesprächspartner würdigen ihn als eine Person, der eine „Ökumene des Herzens" ausstrahle. Ich möchte hinzufügen: Das ökumenische Gespräch, die Versöhnung zwischen den Konfessionen ist Walter Kaspers Herzensanliegen. Gerade für Papst Johannes Paul II. hat er viele Wege bereitet, die Papst Benedikt XVI. in Kontinuität übernommen hat. Dabei denke ich vor allem an seine äußerst erfolgreichen Annnäherungen an die griechisch-orthodoxe Kirche, an die Patriarchate der Armenier in Etchmiadzin und Sis und nicht zuletzt an seinen vorsichtigen, mutigen und von tiefer Überzeugung der notwendigen Aussöhnung getragenen Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche von Moskau. Bei aller Internationalität hielt Walter Kasper immer die Erinnerung an die Reformation wach. Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland war und ist er ein gern gesehener Gesprächspartner dem gegenüber man den Mut hat, ihm Sorgen anzuvertrauen.
Der Name Walter Kasper ist aber auch unverbrüchlich mit der Aussöhnung mit dem Judentum verbunden. Die Beziehungen zum Judentum sind im Vatikan dem Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen zugeordnet. Kardinal Kasper hat das Wort geprägt, dass es im Aussöhnungsprozess, den die katholische Kirche mit dem Judentum durch das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen hat, keine Wende von der Wende geben dürfe. Die katholische Kirche ist – und daran hat Walter Kasper in seinen römischen Jahren unermüdlich und äußerst verdienstvoll, ja selbstlos gearbeitet – unwiderruflich zum Dialog mit dem Judentum verpflichtet. So wurde Kardinal Kasper für den Vatikan der wichtigste Vermittler auf diesem manchmal nicht einfachen Weg. Rabbinerkonferenzen weltweit, Jüdische Gesellschaften und Stiftungen und vor allem das Oberrabbinat von Jerusalem sehen in Kardinal Kasper die lebendige Brücke in den Vatikan. Das Wirken von Kardinal Kasper kann man nur so zusammenfassen: Er war und ist Brückenbauer im besten Sinne des Wortes. Dialog ist für Walter Kasper zur Lebensaufgabe geworden.
Die Kirche in Deutschland und die Weltkirche sind Walter Kardinal Kasper zu tiefem Dank und hohem Respekt für seine Arbeit verpflichtet. Mit seinem heutigen Rücktritt hinterlässt er eine Lücke und ein Erbe. Dieses Erbe ist der Mutterboden für die weiteren theologischen Dialoggespräche in der Ökumene und mit dem Judentum. Ich wünsche mir sehr, dass dieser Boden weiter gut bestellt wird. Wahrheit in Nächstenliebe hat Walter Kasper tatsächlich und in tiefster Überzeugung gelebt."
(dbk)
D: Mixa spekuliert über Rückkehr nach Augsburg
Es will nicht ruhig werden um den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa. Nachdem er am 22. April Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten hatte, den der Papst am 8. Mai angenommen hat, will Mixa nun den Vorgang wieder rückgängig machen.
Es war ein Interview in der Online-Version der Zeitung ‚Die Welt’, in der Bischof emeritus Walter Mixa seine Sicht der Dinge klarzustellen versucht. Er sei in Wirklichkeit Opfer einer Intrige, nicht Täter, heißt es in dem Interview. An Prügeleien könne er sich „beim besten Willen“ nicht erinnern, außerdem seien sie üblich und bis 1980 auch rechtens gewesen. Und dann wiederholt er den Vorwurf, deutsche Bischöfe seien mit falschen Vorwürfen, nämlich mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs, nach Rom gefahren, um Druck auf ihn aufzubauen und ihn zum Rücktritt zu zwingen.
Dazu erklärt der Diözesanadministrator des Bistums Augsburg, Weihbischof Josef Grünwald, an diesem Mittwoch: „Der an die Staatsanwaltschaft gegebene Anfangsverdacht war zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Rücktrittserklärung durch Bischof em. Dr. Walter Mixa der Diözese Augsburg noch nicht bekannt.“
In dem Interview erhebt Mixa ebenfalls gegen seinen ehemaligen Generalvikar Karlheinz Knebel und gegen Weihbischof Anton Losinger den Vorwurf, an einer Intrige gegen ihn beteiligt gewesen zu sein, indem sie Vorwürfe an die Öffentlichkeit gegeben hätten. Auch hierzu stellt Diözesanadministrator Grünwald fest: „Die Diözese Augsburg dementiert ausdrücklich, dass sie den Missbrauchsvorwurf an die Öffentlichkeit gegeben hat.“
Mixa sieht sich als Opfer, denn er sei Vertreter einer ‚kultiviert-konservativen’ Richtung im Bistum, die nicht allen gefallen habe. Ferner spekuliert Mixa im Interview, das Kirchenrecht könne ihm zu Hilfe kommen: Canon 125 sehe vor, dass unter Druck vorgenommene Handlungen als nicht geschehen gelten könnten. So könne er – über den päpstlichen Gerichtshof – vielleicht wieder als Bischof zurück nach Augsburg, er würde dies „erwägen und bedenken“. Er kündigte an, im Juli selbst mit Papst Benedikt XVI. darüber sprechen zu wollen, schließlich habe er drei Tage nach der Unterschrift den Rücktritt selber wieder zurückgenommen.
Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bestätigt gegenüber Radio Vatikan, dass der Papst Bischof Mixa in den nächsten Wochen in Audienz empfangen werde. Es sei aber „nicht anzunehmen, dass die Entscheidung des Papstes noch einmal geändert werde“, so Lombardi weiter.
Die bayerische Bischofskonferenz unter Erzbischof Reinhard Marx weist die Vorwürfe ebenfalls scharf zurück. Sprecher Bernhard Kellner fasst die Stellungnahme im Münchner Kirchenradio folgendermaßen zusammen:
„Es ist alles rechtmäßig gelaufen, darüber hinaus gibt es nichts zu sagen. Nicht zuletzt zum Schutz von Bischof emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten. Wir wünschen Bischof emeritus Mixa weiterhin gute Genesung, sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt.“ (rv)
Zum Artikel >>>Die Welt<<<
D: Vorwürfe gegen Zollitsch
D: Bischöfe begrüßen neue Nihil-obstat-Normen
Die deutschen Bischöfe begrüßen die neuen „Nihil-obstat-Normen“ der vatikanischen Bildungskongregation. Damit werde erstmals für alle theologischen Fakultäten und Hochschulen in Deutschland die kirchliche Mitwirkung bei der Berufung von Theologieprofessoren geregelt. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag mit. Mit der neuen Regelung werde ein für alle Beteiligten transparentes Verfahren gewährleistet, so der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. Das lateinische „Nihil obstat“ bedeutet wörtlich: „Es steht nichts entgegen.“ Der Ausdruck bezeichnet die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung, die für einen katholischen Theologen notwendig ist, um an einer Universität lehren zu können. Andere gebräuchliche Begriffe sind Lehrerlaubnis oder -befugnis. Nach dem Staatskirchenrecht wird sie vom jeweiligen Ortsbischof erteilt. Ohne dessen Zustimmung darf der Staat keinen theologischen Lehrstuhl besetzen. Die neuen Normen sind mit Dekret vom 25. März 2010 für fünf Jahre probehalber in Kraft gesetzt worden. Sie gelten sinngemäß auch für die Fakultäten und Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft. (rv)
D: Ansturm auf kirchliche Missbrauchs-Hotline
Die seit letztem Dienstag frei geschaltete Beratungs-Hotline der katholischen Kirche zu sexuellem Missbrauch hat bisher einen regelrechten Ansturm erlebt. Insgesamt 13 293 Anrufsversuche seien in der vergangenen Woche registriert worden. Das gab der Sprecher des Bistums Trier, Stephan Kronenburg, im Interview mit dem Kölner Domradio an. Die zuständigen Psychologen und Sozialpädagogen hätten Dienstag, Mittwoch und Donnerstag allein 394 Beratungsgespräche geführt, die zwischen fünf Minuten und einer Stunde gedauert hätten. Dass es sich um ein kirchliches Angebot handelt, sei für die Menschen anscheinend kein Problem. Kronenburg:
„Wir sind überrascht, dass so viele Menschen anrufen. Es gab im Vorfeld ja Befürchtungen oder teilweise sogar Kritik sowie die Frage: Kann die Kirche ein solches Angebot überhaupt machen? Werden sich Menschen, die von Mitarbeitern der Kirche missbraucht wurden, überhaupt an ein solches kirchliches Angebot wenden? Da sieht man jetzt doch schon nach den ersten Tagen deutlich, dass diese Befürchtung oder Kritik so nicht zutreffend ist. Es gibt offensichtlich viele Menschen, die fast auf dieses Angebot gewartet haben. Mit einem Ansturm in dieser Größenordnung haben wir so nicht gerechnet."
Die unabhängige Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, die Berliner Rechtsanwältin Ursula Raue, hatte nach der DBK-Sitzung zum Thema Missbrauch Beratungsangebote gefordert, die von der Kirche unabhängig sind. Auch sie erhält seit Wochen Anrufe von hunderten Missbrauchsopfern. Bei der Hotline der deutschen Bischofskonferenz bemühe man sich um einen differenzierten Zugang, so Kronenberg. So unterscheide man zwischen Beratungen zu sexuellem Missbrauch und körperlicher Gewalt.
„Es sind im Wesentlichen Missbrauchsopfer, aber auch Angehörige von Opfern, die dann aus der familiären Situation berichten. Was wir ebenfalls festgestellt haben, ist, dass es nicht nur Missbrauchsopfer sind, die sich melden, sondern dass sich auch Opfer von Misshandlungen an die Hotline wenden. Da geht es um Misshandlungen im Heimbereich und in Internaten. Wir verweisen dann allerdings an die eigene Hotline, die es seit einiger Zeit dafür gibt. Die Grenzen sind da natürlich fließend oder können nicht immer genau definiert werden. Aber unsere Berater versuchen einzuschätzen, ob sie oder die anderen Kollegen die richtigen Ansprechpartner sind."
Kronenburg bat um Verständnis dafür, dass aufgrund der Vielzahl der Anrufe nicht jeder durchgekommen sei. Wer seine Telefonnummer hinterlasse, werde aber auf jeden Fall zurückgerufen. Aufgrund des Andrangs habe man die Zahl der Berater aufgestockt, so der Bistumssprecher. Viele verschiedene Formen von Missbrauch seien aufzuarbeiten. So berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" an diesem Donnerstag, dass an der Odenwaldschule in Südhessen offenbar bis in die neunziger Jahre hinein auch Schüler durch Schüler sexuell misshandelt oder in brutalen Ritualen gedemütigt worden seien. Ein ehemaliger Lehrer der Schule soll dabei in mindestens einem Fall nicht eingegriffen haben. Durch die neuen Fälle sei die Zahl der Missbrauchsfälle an der Schule von 33 auf etwa 40 gestiegen, so das Blatt. – Die kostenlose Hotline ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 13.00 bis 20.30 Uhr unter der Nummer 0800 / 120 1000 erreichbar. Auch Täter können sich dort melden. Im Internet wird Beratung unter hilfe-missbrauch.de angeboten. (rv)