Syrien: „Sie spielten mit den geköpften Schädeln“

ChristenverfolgungDas katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat ausgerechnet, dass jeder zehnte Christ auf der Welt verfolgt wird. Um auf dieses Problem hinzuweisen, organisiert das Hilfswerk in Frankreich seit zehn Jahren eine sogenannten „Nacht der Zeugen“. Es handelt sich um eine mehrtägige Veranstaltung, die in mehreren französischen Städten durchgeführt wird. In der Pariser Kathedrale Notre-Dame sprach am Wochenende die syrische Ordensfrau Raghida. Sie ist Pädagogin und arbeitet an einer Schule des griechisch-katholischen Patriarchats in Damaskus, doch seit dem Krieg lebt sie in Paris. Ihre sechs Brüder und Schwestern leben jedoch noch in Syrien. Uns gegenüber erläutert sie:

„In den Städten und Dörfern, die von Dschihadisten besetzt sind, können die Christen zwischen zwei Optionen wählen: Entweder sie treten zum Islam über, oder sie werden getötet. Es gibt dann noch die sogenannte Steuer der Ungläubigen: Damit finanzieren sich diese muslimische Extremistengruppen. Die Tötung der Christen ist ein unmenschliches Martyrium.“

In der Ortschaft Maalula, unlängst bekannt geworden durch die zeitweise Entführung von mehreren orthodoxen Nonnen, seien zwei Jugendliche gekreuzigt worden, erklärt Schwester Raghida. Die zwei jungen Männer hätten sich beim Einmarsch der Rebellen geweigert, das islamische Glaubensbekenntnis zu sprechen, und seien darum vor den Augen ihrer Väter gekreuzigt worden, „so wie Jesus“.

„In einem anderen Dorf wurden Christen geköpft, und die Überlebenden mussten mitansehen, wie die Extremisten mit den Schädeln Fußball spielten. Solche grausige Bilder sorgen für Angst und Schrecken bei Christen, aber auch bei Muslimen. Doch trotz all dieser schrecklichen Ereignisse gibt es noch etliche Christen, die ihr Land nicht verlassen und sogar so mutig sind, an Gottesdiensten teilzunehmen.“

Seit drei Jahren herrschen Krieg und Chaos in Syrien. Die UNO geht von über 140.000 Todesopfern und über neun Millionen Flüchtlingen oder Vertriebenen in Syrien und in den Nachbarländern aus. (rv)

Vatikansprecher zum Amtsverzicht Benedikts: „Ein herausragender Regierungsakt“

Bene_140110So abrupt ist die Stimmung wohl selten umgeschlagen an einem Rosenmontag: Am 11. Februar vor genau einem Jahr kündigte Benedikt XVI. seinen Verzicht auf das Papstamt an. Kaum jemand war weltweit auf einen solchen Epochenschnitt vorbereitet, die Reaktionen reichten von Verständnis bis Entsetzen. Der Jesuitenpater Federico Lombardi ist Sprecher des Papstes – damals Benedikts, heute der von Papst Franziskus. Im Interview mit Radio Vatikan urteilt er:

„Es war ja Jahrhunderte her, dass kein Papst mehr auf sein Amt verzichtet hatte, und darum war das für eine überwältigende Mehrheit der Menschen eine Überraschung. Wer Benedikt XVI. nahe war, der konnte allerdings spüren, dass er über dieses Thema nachgedacht hatte, dass er darüber betete und sich um geistliche Urteilskraft bemühte. Das alles ist dann eingegangen in seine Erklärung des Amtsverzichts: kurze, aber ausgesprochen dichte Worte, die absolut adäquat und klar die Kriterien erklärten, aufgrund derer er seine Entscheidung getroffen hatte.“

„Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“ Das sagte Benedikt an diesem 11. Februar 2013 vor Kardinälen, die ihm wie vom Donner gerührt lauschten. „Um das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig.“ Diese Kraft habe „in den vergangenen Monaten derart abgenommen“, dass er sein „Unvermögen“ zur weiteren Amtsführung erkenne. Lombardi:

„Das schien mir ein herausragender Regierungsakt – eine frei getroffene Entscheidung, die wirklich in dieser Lage und in der Kirchengeschichte eine Spur hinterlassen hat. Daraus spricht auch ein großer Mut, weil angesichts der mangelnden Präzedenzfälle Fragen zum Warum aufkommen mussten. Die Klarheit, mit der sich Benedikt XVI. auf diese Geste vorbereitet hatte, und der Glaube, mit dem er das tat, zeugen von Mut und innerer Ruhe.“

Er habe nie geglaubt, dass das „Zusammenleben“ zweier Päpste im Vatikan – eines zurückgetretenen und eines aktiven – irgendwelche Probleme schaffen würde, so Pater Lombardi. Das Petrusamt sei nun mal „ein Dienst und nicht eine Macht“. Er spüre eine „tiefe geistliche Solidarität der Diener Gottes“ Benedikt und Franziskus. Auch die jüngste Äußerung des emeritierten Papstes spricht für einen solchen Gleichklang: Nach Angaben der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ hat Benedikt XVI. dem Tübinger Theologen und Kirchenkritiker Hans Küng Ende Januar einen Brief geschrieben. Darin stehe wörtlich: „Ich bin dankbar, mit Papst Franziskus durch eine große Übereinstimmung der Sichtweisen und eine herzliche Freundschaft verbunden zu sein.“ Das jetzige Leben Benedikts in der Verborgenheit gehört nach Darstellung von Pater Lombardi vor allem dem Gebet.

„Das erinnert mich an ein Erlebnis, das ich vor allem zu Beginn seines Pontifikates öfters mit ihm hatte. Jedes Mal vor einer Audienz, wenn ich den Papst kurz begrüßte, gab er mir einen Rosenkranz und sagte: Auch die Priester sollten nicht vergessen, zu beten! Das geht mir nicht aus dem Kopf, weil er so auf sehr einfache Weise seine Überzeugung ausdrückte, dass das Gebet einen wichtigen Platz in unserem Leben haben sollte.“

Benedikt lebe seinen letzten Lebensabschnitt in den Vatikanischen Gärten „wie ein weiser Mann“, so Pater Lombardi; er sei keineswegs eine Art Gefangener.

„Man sollte sehen, dass er zurückgezogen lebt, ohne öffentliche Auftritte, aber das heißt nicht, dass er isoliert wäre oder in strenger Klausur. Er führt das normale Leben eines älteren Menschen – sagen wir, eines älteren Ordensmannes. Gebet, Nachdenken, Lektüre, Antworten auf Briefe, Treffen mit Menschen, die ihm nahestehen, die seinen Rat suchen oder seine geistliche Nähe. Und zu den Menschen, die er trifft, gehört auch sein Nachfolger, Papst Franziskus; sie haben sich schon gegenseitig zuhause besucht, sie telefonieren oder tauschen Botschaften aus. Ich finde es sehr schön, diese seltenen Bilder von zwei Päpsten zu haben, die zusammen beten – ein sehr schönes und ermutigendes Zeichen für die Kontinuität des Petrusdienstes im Dienst der Kirche.“

Der Bruder von Benedikt XVI., Georg Ratzinger, betont, dass Benedikt seine Entscheidung zum Rücktritt vom letzten Jahr nicht bereue. Die Gründe von damals seien auch heute noch gültig, so Ratzinger in einem Zeitungsartikel. (rv)

Christenverfolgung verschärft sich weltweit

ChristenverfolgungRund 100 Millionen Christen werden weltweit um ihres Glaubens willen verfolgt. Das geht aus dem an diesem Mittwoch von Open Doors veröffentlichtem Weltverfolgungsindex 2014 hervor. Mit dem Index erfasst und dokumentiert das überkonfessionelle christliche Hilfswerk jährlich neu die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen weltweit. Berichtszeitraum für die aktuelle Veröffentlichung ist November 2012 bis Ende Oktober 2013. Im Gespräch mit Radio Vatikan–Redakteurin Stefanie Stahlhofen erklärt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland:

„Was vielleicht in der Öffentlichkeit überrascht, ist dass die Christen-Verfolgung doch so dramatisch zugenommen hat: In mehr als zwei Dritteln der Länder, die im vergangenen Jahr in den Weltverfolgungsindex kamen, hat sich die Verfolgung deutlich verschärft.“

Christen sind ihrem Bericht nach die am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit – wie erklären Sie sich das und wie erklären Sie sich, dass sich die Verfolgung sogar in einigen Ländern noch verschärft hat?

„Der Grund ist, dass die meisten Christen in islamischen Ländern sind – China lassen wir vorerst außer Betracht. Das bedeutet, dass die Christen innerhalb der Regime der islamischen Länder nicht wirklich Glaubensfreiheit genießen, weil der Islam das nicht zulässt. Würde der Islam das zulassen, könnten Christen ihren Glauben frei bekennen. Der Abfall vom Glauben ist aber für einen Muslim ein todeswürdiges Verbrechen. Deshalb wird den Christen untersagt, mit Muslimen über Ihren Glauben zu sprechen. In einigen Ländern ist der islamische Extremismus, der deutlich aufblüht, eine der Haupttriebfedern für eine zunehmende Verfolgung."

In welchen Ländern, zum Beispiel?

„Da sind besonders die Länder des arabischen Frühlings. Eines der größten Negativbeispiele ist Syrien. Das war im vergangenen Jahr auf Platz elf des Weltverfolgungsindex, jetzt ist es auf Platz drei – weil es dort mittlerweile einen regelrechten Religionskrieg gibt. So sind zum Beispiel Djihadisten aus verschiedenen Ländern angerückt, um aus Syrien einen islamischen Staat zu machen, in dem Christen keinen Platz haben. Insofern gib es gezielte Massaker an Christen in erheblichem Umfang.“

Wie zuverlässig sind Ihre Zahlen?

„Es ist natürlich nie so, dass man ein komplettes Bild hat, besonders in Ländern, in denen Christen aufgrund der Verfolgung in den Untergrund abtauchen müssen. Unser Vorteil ist, dass wir schon seit 59 Jahren in diesen Ländern aktiv sind und somit enge Beziehungen auch zu den Untergrundchristen habe. Wir bekommen also unsere Informationen aus erster Hand. Außerdem wirken Experten, Religionswissenschaftler bei der Methodik mit. Ein unabhängiges Institut für Religionsfreiheit entwickelt unseren Bericht mit. Von daher denken wir, dass unsere Hintergrundinformationen gut sind und die Zahlen solide. Es wird aber immer eine Dunkelziffer geben, denn wir können nicht in die nordkoreanischen Arbeitslager direkt reinschauen…“

Nordkorea steht immer noch an der Spitze Ihres Index, denken Sie, da wird sich irgendwann einmal etwas ändern?

„Seit zwölf Jahren steht das Land jetzt an der Spitze, dort gibt es die härteste Christenverfolgung. Die Christen selber in Nordkorea bitten uns ums Gebet. Sie sagen immer wieder, betet für uns, damit wir im Glauben das durchhalten, was uns angetan wird. Politisch sehen wir im Moment keine besondere Perspektive, was aber nicht heißt, dass es auch hier Überraschungen geben kann, wie man es ja auch gesehen hat durch den arabischen Frühling. Allerdings ist die Lage in Nordkorea noch einmal erheblich schwieriger, denn die Machtverhältnisse sind so etabliert und die Bevölkerung ist so schwach, dass wir uns einen wirklichen Aufstand der Bevölkerung gegen dieses diktatorische Regime kaum vorstellen können.“

Was ist Ihr Fazit, welche Forderung stellen Sie nach der Veröffentlichung Ihres Berichts?

„Ganz wichtig ist, dass bei dieser unbeschreiblich großen Dimension von Christenverfolgung und Gewalt gegen Christen das Thema viel stärker in die Öffentlichkeit kommt. Dann erwarten wir uns natürlich auch, dass Politiker, Kirchen und auch die Medien noch stärker reagieren. Ganz besonders appellieren wir an die Politik. Wir sind dankbar für die Unterstützung der deutschen Bundesregierung, das haben wir noch nie so stark erlebt. Auch im Koalitionsvertrag wurden die Unterstützung und der Einsatz für verfolgte Christen sogar benannt, das ist ein großer Schritt nach vorne. Wir rufen aber auch sehr stark die Kirchen auf, besonders die Christen, sich noch mehr aktiv für ihre verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen.“

Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland zum an diesem Mittwoch veröffentlichten Index zur Christenverfolgung auf der Welt. Den vollständigen Bericht gibt es im Internet: weltverfolgungsindex.de. (rv)

Mindestens 70.000 Tote durch Christenverfolgung

Christenverfolgung2013 wurden mindestens 70.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Davon geht der Turiner Soziologe Massimo Introvigne aus. Er ist Koordinator der „Beobachtungsstelle Religionsfreiheit” in Italien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass die Zahl der getöteten Christen zwar sinkend sei, doch hinter den rein statistischen Zahlen verbärgen sich konkrete Menschen.

„Die Statistik ist sehr umstritten. Es gab sogar eine Polemik zwischen dem wohl namhaftesten Statistiker für Religionsfragen, Todd Johnson, und dem britischen Sender BBC. Alles hängt davon ab, wie man die afrikanischen Situationen betrachtet. Sind die Toten im Kongo und Südsudan Opfer von Christenverfolgung oder nicht? Für Johnson ist dies der Fall, für die BBC nicht. 2012 wurden mindestens 100.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Für 2013 würde ich sagen, dass es 80.000 waren und ich zähle die umstrittenen Situationen in Afrika nicht mit.“

Der Rapport der US-Regierung zur Situation der Religionsfreiheit weltweit zeigt für 2013, dass Länder wie Burma, China, Eritrea, Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Sudan und Usbekistan die schlimmsten Fälle von Verletzung der Religionsfreiheit verantwortlich waren. Der gefährlichste Ort für Christen bleibt indes derselbe, wie in den Vorjahren, so Introvigne.

„Ich denke, der schlimmste Ort ist und bleibt Nordkorea. Das liegt daran, dass Christen willkürlich umgebracht werden, aber immer mit der Beschuldigung, sie seien Christen. Ich finde es aber persönlich spannend, dass es trotz der Abschottung des Landes immer noch viele Jugendliche gibt, die sich zum Christentum bekennen. Die Staaten, die die USA aufzählen, sind aber nicht die einzigen, die schlimme Verbrechen gegen die Religionsfreiheit verüben. Es gibt Länder, die die Einschränkung von Religionsfreiheit auch durch Gesetze fördern. Ich denke hierbei an das Blasphemiegesetz in Pakistan. Da haben wir einen Fall, wie den von Asia Bibi, bei der durch ein Gesetz Christen verfolgt werden.“

Ein weiteres Land sei Nigeria, das zu den reichsten Staaten Afrikas geworden sei und wo das Zusammenleben zwischen Religionsgemeinschaften hingegen immer schwieriger wird.

„Auch wenn man präziseren muss, dass dort die Regierung alles daran setzt, damit das Zusammenleben funktioniert. Das Problem sind dort die Fundamentalisten wie beispielsweise die Gruppe Boko Haram, die gezielt christliche Einrichtungen angreift. In Nordkorea ist ein kommunistisches Regime am Werk, in Afrika geht es hingegen meistens um ethnische Auseinandersetzungen.“

Deshalb sind statistisch gesehen die Todesopfer in Afrika „umstritten“, weil viele davon ausgehen, dass dort Menschen nicht unbedingt wegen ihres Glaubens sondern wegen der Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe verfolgt werden. Doch auch im Westen gibt es Christenverfolgung, so der Turiner Soziologe.

„Ja, das gilt vor allem gegen Christen aber im Allgemeinen gegen Menschen, die religiös sind. Ich denke, Papst Franziskus hat das treffend in der Exhortation ,Evangelii Gaudium´ beschrieben, wenn er sagt, dass es Gesellschaften gibt, die die Religion auf eine rein private Ebene stellen und versuchen Glaubende in Kirchen, Synagogen oder Moscheen sozusagen einzusperren, damit sie ja nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Ich bin beeindruckt von Papst Franziskus, wenn er ein altes Buch von Robert Hugh Benson zitiert. In ,Der Herrscher der Welt´ wird genau die heutige Situation in Europa beschrieben.“ (rv)

Irak: Lehrerin ermordet

IrakDie Ermordung einer Lehrerin im nordirakischen Mosul lässt die Ängste der christlichen Minderheit wieder hochkommen. Die chaldäische Christin ist das jüngste Opfer einer ganzen Reihe gezielter Anschläge gegen die schrumpfende christliche Gemeinde. Der prominenteste Fall war die Ermordung des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Mosul, Faraj Rahho, im Jahr 2008. Mosul ist als Hochburg des Wahhabismus bekannt, einer besonders extremen Auslegung des sunnitischen Islam, der vor allem von Saudi-Arabien gefördert wird. Der Terror hat zur massiven Flucht und Beeinträchtigung der christlichen Bevölkerung im Irak geführt. Die Regierung kann die Sicherheit der Christen nicht mehr garantieren. (rv)

Mali: 200 Christen fürchten um ihr Leben

In Mali ist eine Massenflucht in Gang; zugleich ist die Lage der Christen im Norden des Landes prekär. Nach der Verwüstung der Caritas-Büros in der Stadt Gao bangen dort nun 200 Christen um ihr Leben, berichtet der vatikanische Fides-Dienst unter Berufung auf eine kirchliche Quelle vor Ort. Seit Beginn der bewaffneten Konflikte zwischen Tuareg-Rebellen und Regierungstruppen im Januar diesen Jahres hätten sich 200.000 Menschen aus dem Nordteil des Landes auf die Flucht begeben, berichtet derweil das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Allein in den vergangenen fünf Tagen hätten 2.000 Menschen das Land Richtung Burkina Faso und Mauretanien verlassen. Das Flüchtlingshilfswerk erhöht nach eigenen Angaben seine Hilfe für Flüchtlinge aus Mali vor allem in den Anrainerstaaten, die trotz bereits bestehender Versorgungsengpässe und schwieriger Umstände Zuflucht für Menschen aus Mali böten.

Mit Besorgnis verfolgt auch das katholische Hilfswerk Misereor die Lage in dem westafrikanischen Land. Radio Vatikan hat mit der Regionalreferentin für die Sahelzone, Dorothee Zimmermann, gesprochen. Sie erläutert noch einmal, wie es zum Putsch gegen die Regierung in Mali kam.

„Im Januar sind oben im Norden 80 Soldaten ermordet worden, und das vor dem Hintergrund, dass die malische Armee sehr schlecht ausgestattet ist – im Ganzen verfügt sie sowieso nur über knapp 7000 Mann – und eben große Sorgen hat angesichts dieser Rebellion. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund einer Leitung und Regierung ab, die aus ihrer Sicht zu wenig im Hinblick auf diese Rebellion im Norden tut und die Armee selber für diesen Kampf auch zu schlecht ausgestattet hat, und die Unzufriedenheit über diese Situation hat dann auch ganz akut zu diesem Militärputsch geführt."

Wie Caritas Mali mitteilt, wurde dabei auch eine Kirche der Stadt in Mitleidenschaft gezogen. Trotz des anhaltenden Konflikts im Norden des Landes und des Militärputsches im vergangenen Monat setzt Caritas Mali jedoch die eigenen Hilfsprogramme für bedürftige Menschen in den restlichen Landesteilen fort. In den betroffenen Gebieten ist humanitäre Hilfe aktuell aber nicht zu leisten, wie Zimmermann berichtet.

„Es herrscht absolute Panik, und da sind auch keine Institutionen mehr, mit denen man arbeiten könnte; ich habe die Situation auch mit der nationalen Caritas diskutiert und im Moment muss erst einmal abgewartet werden, wie sich die Situation jetzt weiter entwickelt.
Diese Rebellensituation überschattet im Moment alles andere und macht ein Arbeiten im Sinne von humanitärer Unterstützung und Entwicklungsarbeit im Moment unmöglich."

Mali ist auch von der Hungerkrise in der Sahelzone betroffen. Deshalb verteilen dort Hilfswerke derweil Mais, Hirse, Reis und Saatgut an über 100.000 Menschen, die von der Lebensmittekrise betroffen sind. (rv)

„Hier gibt es keine Christenverfolgung“ – Kardinal Sandris Reise ins indische Kerala

Mit positiven Nachrichten ist Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, von einer Reise ins südwestindische Kerala nach Rom zurückgekehrt. In dem Bundesstaat leben anteilmäßig die meisten Christen ganz Indiens; neben Hindus und Muslimen machen Christen in Kerala immerhin rund ein Fünftel der Bevölkerung aus. Diskriminierung oder Verfolgung von Christen wie vor einigen Jahren im ostindischen Orissa gibt es hier nicht. Im Vergleich zu anderen Bundesstaaten herrscht in Kerala keine drastische Armut, auch das Bildungs- und Gesundheitssystem ist relativ gut ausgebaut. Kardinal Sandri, der auf Einladung lokaler christlicher Gemeinschaften nach Kerala kam, lobt die Regierung des indischen Bundeslandes:

„In Kerala gibt es eine sehr offene und achtsame Regierung. Und zwischen den religiösen Konfessionen, also den katholischen, orthodoxen und jakobitischen, sowie Indiens großen Religionen wie dem Hinduismus und dem Islam herrschen Kooperation, gutes Zusammenleben und gegenseitiger Respekt. Es gibt hier nicht solche Gewalteskapaden, Verfolgungen und Unsicherheiten, wie es sie in anderen Regionen des Landes gab und welche die Kirche als solche leider in die schmerzvolle Lage bringen, sehen zu müssen, dass es nicht in allen Teilen Indiens Respekt vor der Menschenwürde, der Religionsfreiheit und den verschiedenen Kirchen und Konfessionen gibt."

Keralas Christen haben ein lange Tradition; sie führen ihren Ursprung bis auf den Apostel Thomas zurück und werden deshalb auch Thomas-Christen genannt. Ihre soziale Stellung ist stark; so gehören sie den oberen Kasten im Land an. Die katholischen Konfessionen stellen in Kerala die Mehrheit des christlichen Bevölkerungsteils: Es sind neben den Syro-Malabaren die Syro-Malankaren und die Lateinische Kirche, dazu außerdem noch die Orthodoxen. Besonders beeindruckt zeigt sich Kardinal Sandri von der Glaubensstärke der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche:

„Die syro-malabarische Kirche ist eine der wichtigsten der katholischen Ostkirchen – wir sprechen da von ungefähr fünf Millionen Gläubige. Diese Kirche hat eine Vitalität und einen apostolischen Geist der Evangelisierung, der einen wirklich mit Freude erfüllt! Außergewöhnlich bewegend war das Treffen mit den Christen, die sehr mit dem Heiligen Stuhl verbunden sind und denen ich den ausgiebigsten und zuneigungsvollsten apostolischen Segen des Papstes überbracht habe. Sie haben ihn alle mit erbaulicher Hingabe für den Nachfolger Petri aufgenommen!"

Doch auch in Kontakt mit den anderen indischen Religionen ist der Vatikanvertreter gekommen. Dabei wurde der Kardinal regelrecht in die Willkommenszeremonien mit hineingezogen, das lässt sich aus seinem enthusiastischen Bericht heraushören:

„Ich wurde zum Beispiel in allen Zeremonien, an denen ich teilgenommen habe, von den Hindus herzlich empfangen. Sie kamen sogar einmal mit einem Elefanten, dem ich mich nähern durfte. Oder bei einer anderen Gelegenheit sind sie mit ihren Cembali und ihren Musikern gekommen und haben inmitten all der Katholiken aufgespielt: das ist ein friedliches Zusammenleben!" (rv)

Indonesien: Christenverfolgung nimmt zu

 Die Christenverfolgung in dem Land hat stark zugenommen. Das berichtet die Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker in einer Pressemeldung von diesem Mittwoch. Demnach habe sich die Zahl der Übergriffe auf Christen in 2010 vervierfacht: Von 75 christenfeindliche Aktionen seien 43 Anschläge auf Kirchen oder willkürliche Schließungen von Gotteshäusern gewesen, so der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Der Trend setze sich offenbar fort, so Delius weiter mit Verweis auf jüngere Vorfälle: Im Februar 2011 seien allein auf der Insel Java drei Kirchen niedergebrannt worden, nachdem ein Christ wegen angeblicher Blasphemie zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Auch am Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog hatte man zuletzt eine Radikalisierung der indonesischen Gesellschaft befürchtet. Die Einführung eines Blasphemiegesetzes auch in Indonesien schloss Pater Markus Solo vom Päpstlichen Dialograt im Gespräch mit Radio Vatikan nicht aus.
Noch dramatischer als die Lage der Christen in Indonesien sei die Lage der Ahmadiyya-Muslime, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker weiter. Ihnen sei Glaubensausübung komplett untersagt, ihre Moscheen würden geschlossen, Gläubige bedroht, vertrieben oder zur Konversion zum sunnitischen Islam gezwungen. (rv)

Pakistan: Attentat auf Asia Bibi geplant?

Eine Gruppe islamischer Extremisten plant angeblich ein Attentat auf Asia Bibi: Die Christin ist wegen Blasphemie zum Tod verurteilt worden und sitzt seit 2009 im Gefängnis von Sheikhupura. Die Gruppe wolle einen oder mehrere Selbstmordattentäter einsetzen, um Asia Bibi zu töten. Das behauptet der pakistanische Geheimdienst, der den Namen der Gruppe mit „Moaviya" angibt. Nach Angaben des Bischofs von Rawalpindi, Anthony Rufin, sind in den letzten zwanzig Jahren etwa 35 Menschen wegen des Blasphemie-Gesetzes ums Leben gekommen, darunter der Blasphemie Angeklagte oder auch Gegner des Gesetzes. Vor wenigen Tagen wurde in Islamabad der Gouverneur des wichtigsten Bundesstaates Punjab von seinem Leibwächter umgebracht, weil er sich für eine Abschaffung des Blasphemiegesetzes ausgesprochen hatte. (rv) 

Sudan: Exodus der Christen

Vor dem Referendum fliehen tausende Christen aus dem Norden des Landes in ihre südsudanesische Heimat. Das geht aus kirchlichen Quellen hervor. Im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur spricht der Bischof von Rumbek, Cesare Mazzolari, wörtlich von einem „Exodus". Die Menschen fürchteten eine striktere Einführung des islamischen Rechts der Scharia im Falle einer Abspaltung des Südens vom Norden. Der sudanesische Präsident, Omar Hassan al-Bashir, will die Scharia im Falle einer Unabhängigkeit des Südens zur Grundlage der reformierten Verfassung machen. Das hatte al-Bashir im Vorfeld des Referendums angekündigt. Die Zentralregierung in Khartoum habe im Falle einer Abspaltung des Südens Bereitschaft zur Zusammenarbeit erklärt, so Bischof Mazzolari weiter. „Aber wir erwarten, dass sie den ordnungsgemäßen Ablauf des Referendums stören will", fügte der Bischof an. – Die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Südsudan beginnt am kommenden Sonntag. Sie gilt als Abschluss des stufenweise umgesetzten Friedenabkommens. (rv)