Papst wird mit Welby zusammen beten

Erzbischof Justin WelbyPapst Franziskus und der anglikanische Primas Justin Welby planen einen ökumenischen Gebetsgottesdienst in Rom. Das berichtet der Info-Dienst Aci-Stampa an diesem Montag. Am 4. Oktober wollten sich die beiden Kirchenführer in der Basilika San Gregorio Magno auf dem römischen Celio-Hügel treffen und zusammen beten.

Der Kamaldulenser-Orden, der die Kirche betreut und sich in den ökumenischen Beziehungen zur anglikanischen Weltkirche engagiert, hat den Termin bestätigt. Auch Franziskus’ Vorgänger Johannes Paul und Benedikt haben in den Jahren 1989, 1996 und 2012 solche Gebetsgottesdienste mit dem jeweiligen anglikanischen Primas in San Gregorio Magno durchgeführt.

Papst Franziskus und Erzbischof Welby sind sich im Juni 2013 im Vatikan zum ersten Mal begegnet. (rv)

Kardinal Koch: Ein spannendes Jahr für die Ökumene

Kardinal KochDie Einheit der Christen hat ein interessantes Jahr vor sich: Die Ökumene mit den Lutheranern, den Orthodoxen, den Orientalen und den Anglikanern steht vor unterschiedlichen und großen Herausforderungen. Wenn ab Montag die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen wird, dann sind diese Herausforderungen immer mit dabei, sagt Kardinal Kurt Koch, der als Präfekt des vatikanischen Einheitsrates für die Ökumene zuständig ist.

„Wir haben als Leitwort der Woche dieses schöne Wort gewählt, dass wir berufen sind, die Großtaten Gottes zu verkünden. In diesem Zusammenhang wird im biblischen Text gesagt, dass wir eine Zeit lang ausgeschlossen gewesen sind von der Barmherzigkeit, nun aber aus der Barmherzigkeit Gottes leben dürfen. Da haben wir eine schöne Koinzidenz mit dem Jubiläum der Barmherzigkeit, und dieses Jubiläum ist ein Anlass, tiefer über die Mitte des christlichen Glaubens gemeinsam nachzudenken. Ökumene heißt ja nicht nur, über die schwierigen, uns noch trennenden Fragen zu diskutieren, sondern gemeinsam die Mitte und das Herz des christlichen Glaubens zu vertiefen. Dazu ist das Heilige Jahr, das Jubiläum der Barmherzigkeit und die Einheitswoche eine gute Gelegenheit.“

Die Woche steht am Beginn eines interessanten Jahres für die Ökumene, die Kirchen gehen schließlich auf den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation zu. Kardinal Koch ist überzeugt, dass die Kirchen gut darauf vorbereitet sind. „Wir haben bereits ein Dokument veröffentlicht unter dem Titel ‚Vom Konflikt zur Gemeinschaft’, in dem wir zeigen, wie man gemeinsam das Reformationsgedenken begehen kann. Auf der Basis dieses Dokuments hat eine Arbeitsgruppe liturgische Elemente erarbeitet, wie man dieses Reformationsgedenken gemeinsam begehen kann. Das wird nun vom Lutherischen Weltbund und von uns versandt. Dann sind wir aber auch in der Vorbereitung der liturgischen Begegnung zwischen Lutheranern und Katholiken auf weltweiter Ebene. Das ist geplant für Ende Oktober in Lund in Schweden, dem Geburtsort des Lutherischen Weltbundes. Hier haben wir die schöne Idee, dass die Lutheraner von Anfang an gesagt haben, dass nicht sie die Katholiken einladen, sondern dass Lutheraner und Katholiken gemeinsam die anderen einladen. So hoffe ich, dass dieses Ereignis in Lund die Einheit zwischen Lutheranern und Katholiken vertieft und ein guter Schritt ist auf dem Weg zur vollen Einheit.“

Reformation stehe für viele Christen für Konflikt und Trennung, kein Grund erst einmal für Feiern. Das müsse man ernst nehmen, sagt Kardinal Koch, denn die Reformation habe ja nicht nur die Wiederentdeckung der Bibel und der Rechtfertigungslehre gebracht, sondern auch die Trennung der Kirche heraufgeführt – und damit grausame Konfessionskriege.

„Papst Franziskus hat unlängst einmal gesagt: Wenn wir die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten sehen, dann müssen wir uns daran erinnern, dass wir dasselbe gemacht haben zwischen Lutheranern und Katholiken. In dem Sinn müssen wir Buße tun!“ Das sei aber nur die eine Seite, sagt der Ökumeneverantwortliche des Vatikans, man begehe nicht nur 500 Jahre Beginn der Reformation, sondern man feiere auch fünfzig Jahre des ökumenischen Dialogs zwischen Katholiken und Lutheranern. Für die dabei entdeckten Gemeinsamkeiten dürfe man dankbar sein.

Ökumene mit Orthodoxen und Orientalen

Das ist der eine Bereich der Ökumene, der Dialog mit den Kirchen der Reformation, besonders den Lutheranern. Aber auch in anderer Hinsicht wird 2016 ein ökumenisch interessantes Jahr: Die Kirchen der Orthodoxie haben ihr erstes Konzil seit der Trennung der Kirchen vor tausend Jahren geplant. „Ich denke, dass der Ökumenische Patriarch Bartholomaios den Ernst sehr klar erfasst hat, wenn er sagt, dass die Orthodoxen zwar immer sagen, dass sie eine synodale Kirche seien, nun müssten sie es der Welt auch zeigen. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass in der Panorthodoxen Synode (dem Konzil) die orthodoxen Kirchen unter sich mehr Einheit finden können und dass das auch eine große Hilfe sein wird, die Schwierigkeiten im katholisch-orthodoxen Dialog zu bearbeiten und zu überwinden.“

Bei diesen Schwierigkeiten geht es unter anderem um einen gemeinsamen Ostertermin, um die gegenseitige Anerkennung der Sakramente und um die Frage des Primats des Papstes. Er hoffe und bete, dass das Konzil wie vorgesehen wirklich zu Pfingsten stattfinden könne, so Kardinal Koch.

Der dritte Bereich der Ökumene, der Dialog mit den orientalischen Kirchen, sieht im kommenden Jahr ebenfalls ein wichtiges Ereignis: Bei einer Konferenz in Kairo wird die dritte Phase eines Dialogprozesses begonnen. In den ersten beiden Phasen habe man über die Kirche und ihre Sendung gesprochen, in der zweiten sei es um die Gemeinschaft zwischen den Kirchen gegangen. „Und jetzt beginnen wir einen Dialog über die Sakramente, vor allem über die Sakramente der Initiation, im Vordergrund steht die Taufe. Das wird kein leichtes Thema sein, weil einzelne orientalische Kirchen noch immer die Wiedertaufe haben, etwa bei Heirat oder bei Konversion. Das ist eine schwierige Herausforderung, weil Taufe und die gemeinsame Anerkennung der Taufe das Fundament der Ökumene ist. Da hoffe ich, dass wir mehr Konsens untereinander finden können.“

Ökumene mit den Anglikanern

In den Fokus gerückt ist in diesen Tagen die Entscheidung der anglikanischen Weltgemeinschaft, ihre Kirchen in den USA wegen der Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe für eine bestimmte Frist zu sanktionieren: Drei Jahre lang dürfen US-Amerikaner keine Leitungsaufgaben in der Gemeinschaft wahrnehmen. Er sei froh, dass es nicht zum endgültigen Bruch gekommen sei, kommentiert Kardinal Koch diese interne Entscheidung der Anglikaner. Er hoffe, dass die Zeit der Suspendierung der US-Anglikaner genutzt werden könne, um die tiefere Einheit wieder zu finden.

„Im ökumenischen Zeitalter, wo wir Einheit suchen, ist jede neue Spaltung eine große Gefahr und eine große Herausforderung. Ich glaube, dass wir unseren Dialog weiterführen, denn die Hauptthemen dieses Dialogs betreffen ja genau dieselben Fragen. Auf der einen Seite das Verhältnis von Ortskirche und Universalkirche, und auf der anderen Seite geht es darum, wie wir mehr Einheit finden können in der Behandlung von ethischen Differenzen. Das sind die Hauptthemen unseres Dialogs. Es wäre schön, wenn dieser Dialog helfen könnte, in der anglikanischen Gemeinschaft die Einheit wieder zu finden!“ (rv)

„Kirche von England“ stimmt über Bischöfinnen ab

Großbritannien Seit Freitag tagt in York die Synode der anglikanischen ‚Kirche von England’. Sie dürfte Geschichte schreiben, denn an diesem Montag soll sie über die Bischofsweihe für Frauen abstimmen. Und alle rechnen mit einem Ja zu Bischöfinnen, schießlich ist auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, dafür. 2012 war die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen noch auf einer Generalsynode zurückgewiesen worden – mit nur zwölf Stimmen Mehrheit.

Rémy Bethmont ist Experte für britische Geschichte und Zivilisation, er lehrt in Paris und erklärt für Radio Vatikan, dass England mit dieser Entscheidung keineswegs die Vorreiterrolle innerhalb der Anglikaner hätte.

„Man muss die Sache in einem internationalen Kontext sehen. Frauen als Bischöfe gibt es in der anglikanischen Kirche schon seit langer Zeit. Die Kirche von England ist ja nicht die einzige anglikanische Kirche auf der Welt! Die US-Episkopalkirche hat schon in den achtziger Jahren damit begonnen, Frauen zu Bischöfen zu weihen. Auch in den anglikanischen Kirchen Australiens, Neuseelands und Kanadas gibt es längst Bischöfinnen – das ist also alles andere als eine Premiere in der anglikanischen Welt. Die Kirche von England tut nichts anderes, als sich einer wachsenden Zahl anglikanischer Kirchen anzuschließen, die das Bischofsamt für Frauen geöffnet haben.“

Und schon seit zwei Jahrzehnten gebe es auch in der Kirche von England schon Priesterinnen – da sei die Bischöfin gewissermaßen der nächste logische Schritt. Man habe das Thema lange genug hin und her gedreht; eine Austrittswelle sieht der Experte jetzt nicht losrollen.

„Die, die die Kirche wegen der Bischofsweihe für Frauen verlassen wollten, haben sie längst verlassen, glaube ich. Die, die noch da sind, haben sich allmählich an den Gedanken gewöhnt, dass eine Mehrheit in ihrer Kirche Bischöfinnen will. Sie sind außerdem zufrieden mit den Massnahmen, die ihr Gewissen schützen sollen.“

Diese Massnahmen sind von den Bischöfen nach langem Ringen in allen Details festgezurrt worden. Ausgangspunkt: Jeder Bischof ist vollgültig Bischof, egal ob er ein Mann ist oder eine Frau. Aber wenn eine Bischöfin in einer Pfarrei auf schwere Gewissensvorbehalte gegen sie stößt, dann überträgt sie ihre pastorale Zuständigkeit für diese Pfarrei auf einen anderen (männlichen) Bischof. Die Voraussetzung ist, dass der entsprechende Pfarrgemeinderat das mit Zweidrittel-Mehrheit beantragt hat. Bethmont glaubt, dass dieses System funktionieren wird. Und er glaubt auch nicht an eine Verschlechterung in den Beziehungen zwischen anglikanischer und katholischer Kirche nach dem Votum von York.

„Auch hier gilt: Die Beziehung zwischen Anglikanern und Katholiken lässt sich nicht allein auf die Beziehung zwischen der Kirche von England und der Kirche von Rom reduzieren. In diesen Beziehungen wird längst der Tatsache Rechnung getragen, dass es in der anglikanischen Gemeinschaft Bischöfinnen gibt. Es stimmt, dass sich unter dem neuen Papst Franziskus und dem anglikanischen Primas Justin Welby der Ton in den Beziehungen verbessert hat – aber ich wüßte nicht, warum sich das jetzt ändern sollte.“ (rv)

Kirche von England’ stimmt über Bischöfinnen ab

Erzbischof Justin Welby Seit Freitag tagt in York die Synode der anglikanischen ‚Kirche von England’. Sie dürfte Geschichte schreiben, denn an diesem Montag soll sie über die Bischofsweihe für Frauen abstimmen. Und alle rechnen mit einem Ja zu Bischöfinnen, schießlich ist auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, dafür. 2012 war die Öffnung des Bischofsamtes für Frauen noch auf einer Generalsynode zurückgewiesen worden – mit nur zwölf Stimmen Mehrheit.

Rémy Bethmont ist Experte für britische Geschichte und Zivilisation, er lehrt in Paris und erklärt für Radio Vatikan, dass England mit dieser Entscheidung keineswegs die Vorreiterrolle innerhalb der Anglikaner hätte.

„Man muss die Sache in einem internationalen Kontext sehen. Frauen als Bischöfe gibt es in der anglikanischen Kirche schon seit langer Zeit. Die Kirche von England ist ja nicht die einzige anglikanische Kirche auf der Welt! Die US-Episkopalkirche hat schon in den achtziger Jahren damit begonnen, Frauen zu Bischöfen zu weihen. Auch in den anglikanischen Kirchen Australiens, Neuseelands und Kanadas gibt es längst Bischöfinnen – das ist also alles andere als eine Premiere in der anglikanischen Welt. Die Kirche von England tut nichts anderes, als sich einer wachsenden Zahl anglikanischer Kirchen anzuschließen, die das Bischofsamt für Frauen geöffnet haben.“

Und schon seit zwei Jahrzehnten gebe es auch in der Kirche von England schon Priesterinnen – da sei die Bischöfin gewissermaßen der nächste logische Schritt. Man habe das Thema lange genug hin und her gedreht; eine Austrittswelle sieht der Experte jetzt nicht losrollen.

„Die, die die Kirche wegen der Bischofsweihe für Frauen verlassen wollten, haben sie längst verlassen, glaube ich. Die, die noch da sind, haben sich allmählich an den Gedanken gewöhnt, dass eine Mehrheit in ihrer Kirche Bischöfinnen will. Sie sind außerdem zufrieden mit den Massnahmen, die ihr Gewissen schützen sollen.“

Diese Massnahmen sind von den Bischöfen nach langem Ringen in allen Details festgezurrt worden. Ausgangspunkt: Jeder Bischof ist vollgültig Bischof, egal ob er ein Mann ist oder eine Frau. Aber wenn eine Bischöfin in einer Pfarrei auf schwere Gewissensvorbehalte gegen sie stößt, dann überträgt sie ihre pastorale Zuständigkeit für diese Pfarrei auf einen anderen (männlichen) Bischof. Die Voraussetzung ist, dass der entsprechende Pfarrgemeinderat das mit Zweidrittel-Mehrheit beantragt hat. Bethmont glaubt, dass dieses System funktionieren wird. Und er glaubt auch nicht an eine Verschlechterung in den Beziehungen zwischen anglikanischer und katholischer Kirche nach dem Votum von York.

„Auch hier gilt: Die Beziehung zwischen Anglikanern und Katholiken lässt sich nicht allein auf die Beziehung zwischen der Kirche von England und der Kirche von Rom reduzieren. In diesen Beziehungen wird längst der Tatsache Rechnung getragen, dass es in der anglikanischen Gemeinschaft Bischöfinnen gibt. Es stimmt, dass sich unter dem neuen Papst Franziskus und dem anglikanischen Primas Justin Welby der Ton in den Beziehungen verbessert hat – aber ich wüßte nicht, warum sich das jetzt ändern sollte.“ (rv)

Einführung des Erzbischofs von Canterbury: Gemeinsam mit Papst Franziskus

Erzbischof Justin WelbyCanterbury bekommt an diesem Donnerstag offiziell einen neuen anglikanischen Erzbischof – und damit die gesamte anglikanische Kirche ein neues Oberhaupt. Justin Welby wird am Nachmittag offiziell in der Kathedrale der Stadt im Südosten Englands inthronisiert. Für den Vatikan nimmt der Ökumenebeauftragte, Kardinal Kurt Koch, an der Zeremonie teil. Damit hat nicht nur die römisch-katholische, sondern auch die anglikanische Kirche ein neues geistliches Oberhaupt; allerdings ist das ein Vergleich, den Welby selbst im Interview mit Radio Vatikan kurz vor der Inthronisierung zurückweist.

„Man darf uns beide nicht im gleichen Satz nennen. Er ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Alles, was man von ihm jetzt hört, ist beachtlich, sowohl sein bisheriges Leben als auch die Predigt am Dienstag.“

Direkt nach seiner Ernennung im vergangenen Jahr hatte Welby auf den Einfluss anderer christlicher Traditionen auf seine Spiritualität hingewiesen, besonders hatte er damals die benediktinische und die jesuitische genannt. Diesen Einfluss bestätigt er noch einmal:

„Ich bin Oblate eines anglikanischen Benediktikerhauses, und das schon seit fast fünfzehn Jahren. Ich lese jeden Tag etwas von den Regeln Benedikts und versuche, mein Leben danach auszurichten. Ich finde Benedikt so gnadenlos vernünftig, voller Einsichten und Herausforderungen. Besonders in den letzten Jahren bin ich beeinflusst durch eine römisch-katholische Gemeinschaft namens Chemin Neuf, die mit ihren Wurzeln in der jesuitischen Spiritualität eine charismatische Version dieser Frömmigkeit bildet. Sie ist sehr ökumenisch, eine bemerkenswerte Gruppe. Ihre Spiritualität hat mich sehr beeinflusst, wie auch meine Frau, die in ihrer Arbeit als geistliche Begleiterin diese Impulse sehr wichtig findet.“

Er habe also viel vom ersten Jesuitenpapst zu lernen, so Welby. Aber auch auf einem anderen Gebiet sieht er Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. Welby denkt da an die Betonung, die Papst Franziskus der Soziallehre der Kirche gleich zu Beginn seines Pontifikates gibt.

„Wenn Sie mir etwas Kritik bei Radio Vatikan erlauben: Ihr haltet die katholische Soziallehre viel zu sehr versteckt. Sie ist einer der größten Schätze, den die Kirchen weltweit anzubieten haben, und sogar viele Katholiken wissen nichts darüber. Angefangen mit Rerum Novarum im 19. Jh und durch die außergewöhnlichen Entwicklungen unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und natürlich durch das Zweite Vatikanum. Man sieht hier eine umfassende und gut durchdachte Annäherung an die Weise, wie wir unsere Gesellschaft ordnen sollten, und zwar so, dass christliches Denken und Werte dadurch reflektiert werden. Es ist ein Schatz, von dem die gesamte Kirche lernen kann, und er wird uns in bessere Zusammenarbeit führen.“

Hintergrund
Bereits im November war Welby von Königin Elisabeth II. zum Erzbischof von Canterbury ernannt worden, damit war ein längerer Auswahlprozess zu Ende gegangen. Weltweit zählt die anglikanische Kirche knapp 80 Millionen Mitglieder. Anders als der Papst hat der Erzbischof von Canterbury als Primus inter Pares keine Weisungs- oder Ernennungsbefugnis für Bischöfe oder Ortskirchen. (rv)

Kardinal Koch beunruhigt über Zerreißprobe bei Anglikanern

Kardinal KochDer vatikanische Ökumene-Verantwortliche sieht mit Sorge, wie die Debatte um eine Bischofsweihe für Frauen die anglikanische Kirche von England und Wales spaltet. „Wenn die Anglikaner alles, was mit dem Priesteramt zu tun hat, tiefgreifend verändern, ist das selbstverständlich auch für uns eine große Herausforderung“, sagte Kardinal Kurt Koch dem Internet-Nachrichtenportal zenit. Der Vatikan wolle „dazu beitragen, dass die Anglikaner ihre innere Einheit wiederfinden, aber natürlich nur, wenn die Anglikaner unsere Hilfe nicht ablehnen“. Ziel der katholischen Kirche sei es, „eine Einheit aller Christen in Bezug auf die Glaubensinhalte, die Sakramente und das Priesteramt herbeizuführen“.

Der aus der Schweiz stammende Kurienkardinal betonte auch, dass eine neue Evangelisierung ein ökumenisches Projekt sein müsse. „Ich habe verschiedene ökumenische Partner, die von dieser Initiative begeistert sind; andererseits gefällt sie manchen auch nicht“, so Koch wörtlich. Das hänge damit zusammen, dass es „heute in der Ökumene eine Trennung in zwei Lager gibt, die quer zu den Konfessionsgrenzen verlaufen“. Auf der einen Seite stehe „eine liberale Vision der Ökumene zwischen Katholiken und Reformierten“. Auf der anderen Seite gebe es „das Bestreben, die Grundlagen des Glaubens in den katholischen und in den reformierten Gemeinden zu vertiefen“. In dieser zweiten Gruppierung sei die Neuevangelisierung „eine große Herausforderung“, so Kardinal Koch.

Derweil ist ein Misstrauensvotum gegen den Vorsitzenden des „Hauses der Laien“ der anglikanischen Kirche von England gescheitert. Wie britische Medien berichten, lehnten bei einer Sondersitzung am Freitag 80 Mitglieder den Misstrauensantrag gegen den Vorsitzenden Philip Giddings ab, 47 stimmten dafür, 13 enthielten sich. Beobachter werten das Scheitern des Antrags als Zeichen dafür, dass eine Mehrheit der Laien-Abteilung die Entscheidung der Generalsynode der Kirche von England gegen die Zulassung von Bischöfinnen weiter für richtig hält.  (rv)

Großbritannien: Nein zu Bischöfinnen

Die Abstimmung der Generalsynode der „Church of England" ist denkbar knapp ausgegangen, und das trotz des beachtlichen Einsatzes, den der bisherige und der neue Primas – vergeblich – gezeigt hatten: Die anglikanische Generalsynode in London hat am Dienstagabend die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt abgelehnt, im dritten von drei Gremien fehlten letztlich ganze sechs Stimmen. Damit bleibt der von Spaltungstendenzen geplagten Kirchengemeinschaft eine ihrer wichtigsten Streitfragen auf Jahre erhalten. Und der designierte neue Primas und Hoffnungsträger Justin Welby ist in seiner Autorität beschädigt, noch bevor er sein Amt angetreten hat.

Es war die erwartete kraftvolle Rede, mit der Welby, über Jahre erfolgreicher Finanzmanager im Ölgeschäft, vor der Synode für die Zulassung von Bischöfinnen warb. Es sei Zeit, diese Aufgabe zu vollenden, forderte der Bischof von Durham die Delegierten auf. Seit ihrer Zulassung zum Priesteramt vor 20 Jahren hätten Frauen in allen Bereichen der Kirche mit viel Energie gewirkt. Die anglikanische Kirche müsse nun zeigen, dass sie Vielfalt ohne Spaltung verwirklichen könne.

Und der scheidende Amtsinhaber Rowan Williams, der wohl mehr als jeder andere unter dem Dauerstreit gelitten hatte, sprang ihm in einem seiner letzten großen Auftritte als Primas zur Seite: Es sei „Zeit, die Seite umzublättern" und nach vorne zu blicken. Ein Nein, so Williams, würde zudem ein negatives Signal an die Gesellschaft senden. Das ist nun geschehen – obwohl die Mehrheit für Bischöfinnen eigentlich erdrückend ausfiel: 44 zu 3 bei den Bischöfen, 148 zu 45 bei den Geistlichen – aber eben nur 132 zu 74 bei den Laien, womit die Zweidrittelmehrheit knapp verfehlt worden ist. Der Bischof von Norwich, Right Reverend Graham Jones ist einer der Befürworter des Bischofsamtes für Frauen. Im BBC-Interview verlieh er seiner Enttäuschung über das Abstimmungsergebnis Ausdruck:

„Es ist natürlich sehr enttäuschend, dass die Wahl so knapp verloren gegangen ist, aber es ist zu bedenken, dass die Generalsynode an sich mit überwältigender Mehrheit für die Bischofsweihe von Frauen gestimmt hat. Allerdings hat die Church of England in der Tat eine sehr hohe Hürde gesetzt, denn man braucht, um eine Abstimmung zu gewinnen, die Zweidrittelmehrheit in allen drei Häusern. Natürlich ist das ein Zeichen dafür, dass wir so viele Menschen wie möglich mit uns bringen wollen und das ist auch eine große Herausforderung für alle, die dagegen gestimmt haben aber sich gleichzeitig mit dem Gedanken tragen, in welcher Weise man vorgehen könnte, um Frauen doch zu Bischöfen zu machen. Es ist eine große Verantwortung für sie und alle Bischöfe in Führungspositionen, das so bald als möglich wahr werden zu lassen."

Schon als man sich Anfang der 90er Jahre in der englischen Mutterkirche sowie in mehreren Nationalkirchen zur Freigabe des Frauenpriestertums entschloss, führte das die anglikanische Gemeinschaft an den Rand der Spaltung. Auch damals hatte der Beschluss in der englischen Generalsynode eine hauchdünne Mehrheit: Hätten nur drei Delegierte der Laien anders votiert, wäre er gescheitert. Bischof Jones gibt sich aber nicht geschlagen:

„Ich erkenne an, dass viele Frauen sehr enttäuscht sein müssen, aber was ich betonen möchte, ist, dass die Bischöfe selbst mit überwältigender Mehrheit für die Weihe von Frauen zu Bischöfen gestimmt haben, auch der Klerus wählte mit einer großen Mehrheit dafür, nur im Haus der Laien ist die Wahl sehr knapp dagegen entschieden worden. Ich denke, das ist ein Zeichen dafür, dass es einen Willen von vielen Teilnehmern der Generalsynode gibt, eine Formulierung zu finden, mit der man sich einigen kann, und ich hoffe, es wird nicht allzu viele Jahre dauern, bevor das passiert."

Auch diesmal, 20 Jahre später, war das „Haus der Laien" also das Zünglein an der Waage. Nur sind die Verästelungen all der Bedingungen, Kompromisse, Zusatzvereinbarungen und Hintertüren, die die Weihe von Bischöfinnen möglich machen sollten, noch unübersichtlicher geworden. Traditionalistische Pfarreien, die eine Pfarrerin oder Bischöfin ablehnen, sollten Anspruch auf Seelsorge durch einen männlichen Pfarrer oder Bischof haben. Frauen hätten damit nur eine „Weihe zweiter Klasse" erhalten, meinten Kritiker. Zoe Ham von der Traditionalisten-Vereinigung Church Society sieht das Ergebnis hingegen positiv::

„Ich bin froh, dass der Vorschlag in seiner heutigen Form abgelehnt worden ist denn ich denke, dass es nicht in ausreichender Weise die Vorstellungen derjenigen einbezogen hat, die nach dem biblischen Vorbild davon ausgehen, dass Mann und Frau unterschiedliche Rollen in der Kirche spielen sollten. Ich hätte mir eine größere Klarheit für diejenigen erwartet, die eine andere Meinung vertreten und denen es nicht möglich wäre, eine Frau als Bischöfin zu akzeptieren. Es wäre eine klare Alternative für diese Leute nötig gewesen."

Schon im Vorfeld der Abstimmung gingen die Wogen hoch; Gegner wie Befürworter unterzeichneten Memoranden, gaben Interviews, beschworen die Kircheneinheit oder die Gefahr innerer Spaltung. Das Scheitern des Projekts am Dienstagabend dürfte der Startschuss für eine neue Welle der Diskussionen sein. Währenddessen durfte sich, sehr weit weg, Ellinah Wamukoya über einen großen Tag freuen: Die 61-Jährige wurde zur ersten anglikanischen Bischöfin Afrikas geweiht. Sie leitet künftig eine Diözese im konservativen Königreich Swasiland. (rv)

Vatikan/GB: Anglikaner stellen Weichen für den ökumenischen Dialog mit Rom

Die Entscheidungen der Generalsynode der anglikanischen Kirche in Großbritannien werden die Weichen für den ökumenischen Dialog mit Rom, aber auch für den inneren Zusammenhalt der eigenen Kirche stellen. Das hat der Ökumenebeauftragte des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, in einer Rede vor Vertretern der anglikanischen Kirche in London betont. Er erinnerte daran, dass es viele Stimmen gebe, die die Beziehungen zwischen der römisch-katholischen und der anglikanischen Kirche in einer Krise sähen. Die Konsequenzen der Entscheidungen, so der Kardinal, seien vorsichtig abzuwägen. Dennoch sei er beeindruckt von der Offenheit und Entschiedenheit, mit der die anglikanischen Bischöfe strittige Fragen diskutierten, und er werde die Synode mit seinem Gebet begleiten. (rv)

Großbritannien: Erzbischof Rowan Williams tritt zurück

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, tritt mit Ende des Jahres von seinem Amt zurück. Das gab das Büro des Primas der anglikanischen Kirche an diesem Freitag bekannt. Williams hatte das Amt seit 2002 inne. Es sei „ein Privileg" gewesen, über zehn Jahre als Erzbischof von Canterbury und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft dienen zu dürfen, so Williams auf seiner Webseite. Er habe die Position des Leiters des Magdalene College in Cambridge akzeptiert und werde dieses Amt im Januar antreten, teilte der Erzbischof weiter mit. Vor seiner Ernennung zum Bischof der anglikanischen Kirche wirkte Williams als Theologiedozent zunächst in Cambridge und dann in Oxford. (rv)

Rowan Williams: Für die Ökumene von den Mönchen lernen

Die Vesper in San Gregorio am Samstagabend war der Abschluss Tages der Begegnungen für Rowan Williams, den Erzbischof von Canterbury und Haupt der anglikanischen Kirche. Weniger als sechs Monate nach dem Friedenstreffen von Assisi hatte er wieder die Gelegenheit, sich mit Papst Benedikt auszutauschen.

Bei der Privataudienz am Samstagmorgen sei es um ähnliche Themen gegangen wie schon in Assisi, so Erzbischof Rowan im Interview mit Radio Vatikan.

„Wir haben ein wenig über die Situation im Nahen Osten und die Antwort der Kirche darauf gesprochen. Wir teilen die Sorge, die Frustration und auch die Unsicherheit darüber, was die Zukunft dort bringen wird. Wir haben dann auch über meine Ansprache gesprochen, die ich in Genf bei der UNO über Menschenrechte allgemein gehalten habe. Wir haben uns dann recht lebhaft über die theologischen Fundamente für Menschenrechte unterhalten und darüber, eine solides Verständnis des Bildnisses Gottes im Menschen zu haben. Wir sind uns hier ganz einig darin, dass die theologische Debatte wieder mehr in den Diskurs muss."

Erzbischof Williams war gekommen, um mit Papst Benedikt die Vesper zu feiern, ganz in der Tradition der jeweiligen Vorgänger. Die Tatsache, dass bereits drei Erzbischöfe von Westminster hier gewesen seien, mache deutlich, wie sehr der Beginn der Missionierung Englands mit diesem Ort verbunden würde.

„Dadurch, dass wir zu den gemeinsamen Wurzeln und der gemeinsamen Vergangenheit zurück gehen, schaffen wir auch eine Gemeinschaft in der Gegenwart. Selbst die protestantischsten der englischen Christen erkennen diese Wurzel an. Das gibt uns die Kraft, weiter für die sichtbare Einheit zu streiten, wann immer sie kommen mag."

Neben den gemeinsamen Wurzeln sei aber auch die Mönchsgemeinschaft der Kamaldulenser, die in diesem Jahr 1.000 Jahre alt wird und zu deren Kloster die Kirche gehört, in der Papst Benedikt und Erzbischof Rowan feierten, eine Inspiration: Auch die Ökumene könne von den Mönchen lernen:

„Die Bedeutung des Mönchslebens sowohl für die Ökumene als auch für die Evangelisierung – auch das war ein Thema – liegt daran, dass die Mönchsgemeinschaft eine Gemeinschaft ist, die sich um das Wort Gottes versammelt. Sie sind nicht verwandt oder haben Stammesloyalitäten, sie sind schlicht eine Gemeinschaft, die gemeinsam die Psalmen singt und die sich mit dem Gebet Jesu identifizieren."

Erzbischof Williams wird bereits im Oktober dieses Jahres nach Rom zurückkehren, um vor der Bischofssynode zur Neuevangelisierung zu sprechen, ein weiteres Thema der Privataudienz bei Papst Benedikt.

„Es ist glaube ich sehr klar, dass ich eingeladen bin, um eine theologische Reflexion über die Natur der Evangelisierung zu geben. Ich fühle mich geehrt, das tun zu dürfen. Ich hoffe, dass das ein Zeichen dafür ist, dass wir bei der Evangelisierung in Europa zusammen arbeiten können. Es wäre desaströs, wenn das eine Kirche alleine versuchen würde und glauben würde, sie allein könne es schaffen. Es gibt nicht den einen und wahren Schlüssel für die Evangelisierung, wir brauchen so viele und so tiefe Ressourcen, wie wir finden können." (rv)