Kardinalskongregationen: Offen, frei und in großer Wahrhaftigkeit

Kardinal SchönbornWer das Konklave in seinem tieferen Sinn verstehen will, muss sich den religiösen Charakter vor Augen halten, es geht um den Willen Gottes und nicht um die Besetzung einer Managerstelle. Das sagte Kardinal Christopf Schönborn am Sonntag Abend vor Journalisten, nachdem er in seiner Titelkirche Gesù Divino Lavoratore die Abendmesse gefeiert hatte. Darüber hinaus sei aber das anstehende Konklave etwas ganz Besonderes, sei es doch geprägt vom „unvergleichlichen und auch neuen Akt“ des Rücktritts Benedikts XVI.

„Ich möchte versuchen, diesen Akt vor allem als ein sehr starkes Zeichen der Freiheit zu sehen. Dieser Verzicht macht deutlich, dass die höchste und verbindlichste Norm für den Menschen und sein Verhalten immer die persönliche und freie Gewissensentscheidung ist. Diese innere Freiheit hat Papst Benedikt durch diesen Akt gezeigt, aber neben dieser inneren Freiheit wurde auch gleichzeitig deutlich, dass der Papst nach außen hin in Freiheit handeln darf.

Das setzt aber auch voraus – und das haben wir in diesen Kardinalsversammlungen während der vergangenen Woche sehr deutlich erlebt – dass wir das Wort Jesu ernstnehmen ‚Die Wahrheit wird euch frei machen’. Es ist in beeindruckender Weise in dieser Woche – ich sage das, ohne die gebotene Diskretion zu verletzen – offen, frei und in großer Wahrhaftigkeit miteinander gesprochen worden über die Licht-, aber auch die Schattenseiten der gegenwärtigen kirchlichen Situation. Und das ist nur möglich, wo Freiheit ist, innere und äußere Freiheit.“

Ehrlich und im gegenseitigen Wohlwollen habe man unter den Kardinälen geredet, so Schönborn. Themen seien die Herausforderungen und Verfolgungen gewesen, die Frage nach der Zerstörung der Schöpfung, aber auch die religiöse Sprachlosigkeit und Ratlosigkeit, wie mit den Herausforderungen der Zeit umzugehen ist und das Evangelium neu verkündet werden könne. Der neue Papst müsse, um mit all dem umgehen zu können, ein Mann des Glaubens und glaubwürdig sein, so Schönborn.

„Es wird bei den Wahlvorgängen nicht diskutiert. Es wird gebetet. Das mag etwas seltsam erscheinen, aber man geht ja auch bewusst in eine Kapelle. Denn es geht ja bei dieser Wahl darum, herauszufinden, wie der Eid lautet, den jeder Einzelne dann unter dem Jüngsten Gericht des Michelangelo ausspricht: Wer ist der von Gott Erwählte? Natürlich müssen wir da mitarbeiten und mitwirken, aber es geht zuerst einmal nicht um irgendwelche Parteien und Gruppierungen, sondern darum, wer das geistliche Oberhaupt der Kirche sein soll.“

Das wirke sich auch direkt aus auf die Eigenschaften, die ein neuer Papst mitbringen müsse, es gehe hier vor allem um seine religiösen Eigenschaften.

„Ich glaube, dass man das nicht genug betonen kann. Es gibt hervorragende Manager, und auch eine große Gemeinschaft wie die katholische Kirche braucht Managerqualitäten, aber das ist nicht das Erste, was man vom Papst erwartet. Er soll gute Mitarbeiter haben. Natürlich schaut man unter den Kardinälen auch auf Qualitäten, wie jemand eine Diözese leitet, wenn er Bischof einer Diözese war, was ja bei den meisten Kardinälen der Fall ist. Man wird sicherlich nicht jemanden zum Papst wählen, der in seiner Diözese ein Desaster hinterlassen hat. Da gibt es auch ganz einfache Klugheitsregeln. Man schaut natürlich auf menschliche Qualitäten, ob er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen kann. Aber die entscheidende Voraussetzung ist sicherlich die, ob er ein Mann des Evangeliums ist. Das ist glaube ich die entscheidende Frage.“
(rv)

Zeitplan für das Konklave

Sixtina_KonklaveDas Konklave zur Wahl eines neuen Papstes wird nach folgendem Zeitplan ablaufen:

Erster Tag, Dienstag:
Um 10 Uhr wird mit der Messe „pro eligendo romano pontifice“ das Konklave offiziell eröffnet, Kardinaldekan Angelo Sodano wird der Messfeier vorstehen. Zuvor ziehen die Kardinäle in die ihnen zugelosten Unterkünfte im Gästehaus des Vatikan.
Am Dienstag werden die Kardinäle ab 15.45 Uhr vom Domus Santae Marthae, ihrer Unterkunft, in den Komplex des Apostolischen Palastes gebracht, wo sie sich in der Capella Paolina versammeln. Diese Kapelle ist von der Sixtinischen Kapelle durch einen Saal getrennt, die Sala Regia (Königssaal).
Um 16.30 Uhr werden die Kardinäle feierlich in die Sixtinische Kapelle einziehen, es folgt die Ablegung des Eides, eine weitere Ansprache oder geistliche Betrachtung, in diesem Jagh durch Kardinal Prosper Grech (Malta, über 80 Jahre) und dann das Einschließen und ein eventueller erster Wahlgang.
Um 19.15 Uhr feiern die Kardinäle gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle die Vesper, um 19.30 Uhr geht es zurück ins Domus Santae Marthae.

Alle weiteren Tage:
Nach dem Frühstück geht es um 7.45 Uhr zur Feier der Heiligen Messe in die Capella Paolina. Ab 9.30 Uhr finden dann in der Sixtinischen Kapelle zwei Wahlgänge statt. Nach dem Mittagessen in der Unterkunft begeben sich die Wähler um 16 Uhr erneut in die Sixtinische Kapelle, wo ab 16.50 bis 19.15 Uhr erneut zwei Wahlgänge stattfinden. Nach der Feier der Vesper endet der jeweilige Tag.

Die Angaben stammen aus der Pressekonferenz des Vatikan vom Samstag. (rv)

9. GK: Mehrheit der Kardinäle für 12. März als Konklavebeginn

Pater Lombardi PressekonferenzIn seinem Briefing für die Presse von diesem Samstag hat der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, Einzelheiten zur Entscheidung der Kardinäle über den Konklavebeginn bekannt gegeben. Die Entscheidung sei, so Pater Lombardi, mit einer überwältigenden Mehrheit der Stimmen bereits zu Beginn der Sitzung gefallen. Der kommende 12. März sei der erste einer Reihe von Terminen gewesen, die den Kardinälen zur Abstimmung vorgelegt wurden, nachdem der Dekan und der Camerlengo sich über den Status der laufenden Vorbereitungen informiert hatten. Sofort nach der Abstimmung und noch während der laufenden Sitzung habe der Pressesaal das Datum bekannt gegeben. In der heutigen Vormittagssitzung sei hingegen über das Einzugsdatum der Kardinäle in die Casa Santa Marta diskutiert worden:

„Es ist schließlich durch die Mehrheit bestimmt worden, dass die Kardinäle erst ab Dienstagmorgen um 7.00 Uhr die Zimmer in Santa Marta beziehen werden. Das heißt, am Morgen desselben Tages, an dem das Konklave beginnen wird, und vor Beginn der Messe „Pro Eligendo Romano Pontifice“, die um 10.00 Uhr morgens im Petersdom stattfindet. Heute sind auch die Zimmer verlost worden, so dass jeder weiß, in welchem Raum er wohnen wird.“

Um 16.30 am Dienstag würden die wahlberechtigten Kardinäle dann nach ihrem Schwur in der Paolinischen Kapelle zum Konklave in die gegenüber liegende Sixtinische Kapelle einziehen. Auch die Wortmeldungen am Samstagvormittag seien zahlreich gewesen, einschließlich der IX. Generalkongregation am Samstagmorgen hätten mehr als 100 Kardinäle das Wort ergriffen. Die Themen, die am Samstag behandelt worden seien, seien wieder sehr breit gefächert gewesen, so Lombardi;

„Die Erwartungen an den neuen Papst, die Tätigkeiten des Heiligen Stuhls und der Dikasterien, aber auch die Arbeit der Kurie und Verbesserungsvorschläge dafür; außerdem ging es um Informationen über wichtige Tätigkeitsfelder der Kirche sowie die Situation der Kirche in der Welt. Zwischen gestern und heute gab es rund dreißig Wortmeldungen.“

Pater Lombardi gab außerdem bekannt, dass nicht nur der päpstliche Fischerring durch Einritzen eines „X“ annulliert wurde, sondern auch die Gussform des Bleisiegels, mit dem beispielsweise Bullen versehen werden und weitere Stempel. Der neue Fischerring werde identisch mit dem Ring sein, den Benedikt XVI. getragen habe, nur der Name werde entsprechend dem neuen Papst geändert. Weitere Einzelheiten gab er zu den Zeitpunkten bekannt, an denen mit Rauch aus dem Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle zu rechnen sei:

„Die Wahlzettel werden nach jeweils zwei Wahlgängen am Vormittag und am Nachmittag verbrannt. Das heißt, wenn es nicht nur einen Wahlgang gibt, sind die normalen Zeiten um 19 Uhr abends und um 12 Uhr mittags herum. Sollte der Papst beim ersten Wahlgang vormittags oder nachmittags gewählt werden, wird der Rauch, der in diesem Fall weiß ist, zwischen 10.30 und 11.00 Uhr beziehungsweise zwischen 17.30-18.00 Uhr am Nachmittag aufsteigen. Im Fall der Wahl Joseph Ratzingers war es der erste Wahlgang am Nachmittag, so dass der Rauch nach 17.00 Uhr aufstieg.“

Am Sonntag feiern die Kardinäle jeweils in ihren römischen Titelkirchen die Messe, und am Montagvormittag wird nochmals eine Generalkongregation stattfinden. (rv)

8. GK: Konklavebeginn am kommenden Dienst

AulaIn ihrer Nachmittagssitzung haben die Kardinäle an diesem Freitag entschieden, dass das Konklave am kommenden Dienstag beginnen wird. Das gab der Vatikan noch während der laufenden Sitzung bekannt. Das heißt, die 115 wahlberechtigten und anwesenden Kardinäle werden am Dienstagvormittag die Messe pro eligendo Pontifice feiern und am Nachmittag ins Konklave in der Sixtinischen Kapelle einziehen. Nach jeweils zwei Kongregationen am Montag und Donnerstag und jeweils einer am Dienstag und Mittwoch trafen sich die Kardinäle an diesem Freitagnachmittag zum achten Mal.

In seinem täglichen Briefing für die Presse im Anschluss an die Vormittagssitzung der Generalkongregation gab Pater Federico Lombardi bekannt, dass die Kardinäle – wie in der Verfahrensordnung vorgesehen – über die Abwesenheit von zwei Wählern beraten haben. Der emeritierte Erzbischof von Jakarta wird aus Gesundheitsgründen nicht anwesend sein, während Kardinal Keith O’Brien, der Erzbischof von Edinburgh, aus persönlichen Gründen nicht gekommen war. Ihm war sexuelles Fehlverhalten während seiner Zeit als Ausbilder im Priesterseminar vorgeworfen worden, Kardinal O’Brien hatte die Verantwortung dafür übernommen. Die Briefe der beiden Abwesenden wurden der Versammlung vorgelegt, und die Kardinäle haben durch Abstimmung die Motive akzeptiert, die beiden fehlenden Kardinäle sind also entschuldigt. Grundsätzlich haben wahlberechtigte Kardinäle Anwesenheitspflicht.

Benedikt XVI. hatte in seinen Modifikationen der Verfahrensordnung während der letzten Tage seines Pontifikates festgelegt, dass die Kardinäle eine Vorverlegung des Konklavebeginns beschließen dürfen, sobald festgestellt ist, dass alle Wählenden anwesend sind. Mit der Ankunft des letzten Wahlkardinals an diesem Donnerstagabend und der Akzeptanz der Abwesenheitsgründe der zwei Entschuldigten ist dieser Fall nun eingetreten, deswegen dürfte nun der Termin in den von Benedikt XVI. vorgegebenen Grenzen festgelegt werden.

Insgesamt hätten sich bisher über einhundert Kardinäle zu Wort gemeldet, der Inhalt der Interventionen sei aber weiterhin vertraulich, so Lombardi. Der Vatikansprecher gab aber bekannt, dass es um interreligiösen Dialog, Gerechtigkeit und Fragen der Bioethik gegangen sei. Außerdem sei betont worden, dass die Verkündigung der Botschaft eine Frohe Botschaft sein müsse, eine Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes. Weitere Themen seien die Kollegialität unter den Bischöfen und die Rolle der Frau in der Kirche gewesen.

Am Samstag werden die Kardinäle wieder tagen, am Sonntag werden die Kardinäle in ihren jeweiligen Titelkirchen die Messe feiern. (rv)

7. GK: Konklavebeginn wird am Freitagnachmittag entschieden

AulaDer Beginn des Konklaves wird von den Kardinälen in ihrer Sitzung am Freitagnachmittag entschieden. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitagmittag in einem Briefing vor Journalisten bekannt. Nach jeweils zwei Kongregationen am Montag und Donnerstag und jeweils einer am Dienstag und Mittwoch trafen sich die Kardinäle an diesem Freitag zum siebten Mal. Seiner Meinung nach werde das Konklave wohl an den ersten Tagen der kommenden Woche beginnen, also Montag, Dienstag oder Mittwoch, nicht aber schon am Samstag oder Sonntag.
Wie in der Verfahrensordnung vorgesehen haben die Kardinäle über die Abwesenheit von zwei Wählern beraten, des emeritierten Erzbischofs von Jakarta, der aus Gesundheitsgründen nicht anwesend sein kann, und Kardinal O’Brien, des Erzbischofs von Edinburgh, der aus persönlichen Gründen nicht gekommen war. Ihm war sexuelles Fehlverhalten während seiner Zeit als Ausbilder im Priesterseminar vorgeworfen worden, Kardinal O’Brien hatte die Verantwortung dafür übernommen. Die Briefe der beiden Abwesenden wurden der Versammlung vorgelegt, und die Kardinäle haben durch Abstimmung die Motive akzeptiert, die beiden fehlenden Kardinäle sind also entschuldigt. Grundsätzlich haben wahlberechtigte Kardinäle Anwesenheitspflicht.
Benedikt XVI. hatte in seinen Modifikationen der Verfahrensordnung während der letzten Tage seines Pontifikates festgelegt, dass die Kardinäle eine Vorverlegung des Konklavebeginns beschließen dürfen, sobald festgestellt ist, dass alle Wählenden anwesend sind. Mit der Ankunft des letzten Wahlkardinals an diesem Donnerstagabend und der Akzeptanz der Abwesenheitsgründe der zwei Entschuldigten ist dieser Fall nun eingetreten, deswegen dürfte nun der Termin in den von Benedikt XVI. vorgegebenen Grenzen festgelegt werden.

Insgesamt hätten sich bisher über einhundert Kardinäle zu Wort gemeldet, der Inhalt der Interventionen sei aber weiterhin vertraulich, so Lombardi. Der Vatikansprecher gab aber bekannt, dass es um interreligiösen Dialog, Gerechtigkeit und Fragen der Bioethik gegangen sei. Außerdem sei betont worden, dass die Verkündigung der Botschaft eine Frohe Botschaft sein müsse, eine Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes. Weitere Themen seien die Kollegialität unter den Bischöfen und die Rolle der Frau in der Kirche gewesen.

Am Samstag werden die Kardinäle wieder tagen, am Sonntag werden die Kardinäle in ihren jeweiligen Titelkirchen die Messe feiern. (rv)

Letzter Kardinal vereidigt

Sedisvakanz 2013Im Vatikan ist am Donnerstagnachmittag der letzte der erwarteten 115 Papstwähler eingetroffen. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte, wurde der vietnamesische Kardinal Jean-Baptiste Pham Minh Man zu Beginn der sechsten Generalkongregation vereidigt. Über den Termin des Konklavebeginns sei bislang noch nicht abgestimmt worden, so Lombardi. Bei der Nachmittagskonferenz hätten 16 Kardinäle das Wort ergriffen. (rv)

5. GK: Noch kein Termin für das Konklave

AulaEs gibt weiterhin noch keine Entscheidung zum Beginn des Konklave. Das gab Pater Federico Lombardi bei seinem Pressebriefing an diesem Donnerstag bekannt. Nach der Sitzung des Kardinalskollegiums informierte er über die Entscheidungen des Tages. Lombardi wies damit auch Presseberichte zurück, die von einer geplanten Messe vor dem Konklave am Montag berichtet hatten: Anders als von italienischen Agenturen berichtet, gebe es keine konkreten Vorbereitungen, eben weil es noch kein Datum gebe.

An der fünften Versammlung der Kardinäle an diesem Donnerstag hätten insgesamt 152 Kardinäle teilgenommen. 114 von ihnen seien wahlberechtigte Kardinäle, so Lombardi. Der letzte wählende Kardinal (aus Vietnam) werde an diesem Donnerstag im Laufe des Nachmittags erwartet. Bei der Sitzung sei es zunächst um die wirtschaftlichen Angelegenheiten gegangen. Wie vom Kirchenrecht vorgeschrieben, hätten die drei für diesen Bereich zuständigen Kardinäle das Kollegium über den Stand der Dinge informiert.

In der Sixtinischen Kapelle seien die Vorbereitungen weit fortgeschritten, der Ofen für das Verbrennen der Wahlzettel sei mittlerweile aufgestellt und der gesamte Bereich, der für das Konklave vorgesehen ist, abgetrennt worden; so seien zum Beispiel auch sämtliche Fenster, durch die man in die Gebäude hinein sehen könne, verhängt worden.

Nach weiteren drei Tagen der Sedisvakanz seien ebenfalls wieder drei Kardinäle für die Sonderkongregation ausgewählt worden: Für die kommenden drei Tage wurden die Kardinäle Boutros Rai, Monsengwo und De Paolis ausgelost. (rv)

Fehlende Kardinal aus Vietnam: Kardinal Pham Minh Man

3. GK: Fünf wahlberechtigte Kardinäle fehlen noch

AulaDie zur Vorbereitung der Papstwahl in Rom versammelten Kardinäle haben am Dienstagvormittag über eine mögliche Vorverlegung des Konklaves diskutiert. Eine Terminentscheidung sei bislang nicht getroffen worden, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi vor der Presse mit. Fünf wahlberechtigte Kardinäle fehlen noch, darunter der Mainzer Bischof Karl Lehmann. An der bisher dritten Generalkongregation nahmen insgesamt 148 Kardinäle teil, davon sind 110 wahlberechtigt.

„Es gab an diesem Vormittag elf Wortmeldungen. Ich kann die Themen nur überblicksweise nennen; es ging um Aktivitäten des Heiligen Stuhls und die Beziehungen der Vatikan-Dikasterien zu den Bischofskonferenzen, um eine Erneuerung der Kirche im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils, um die Lage der Kirche und die Neuevangelisierung in verschiedenen kulturellen Umfeldern. Die Kardinäle schreiben sich für Wortmeldungen ein, und Kardinaldekan Angelo Sodano erteilt ihnen dann das Wort. Unter den Wortmeldungen sind auch bisherige Leiter von Vatikandikasterien. Ich habe unter den bisher insgesamt 33 Wortmeldungen sehr verschiedene Themen gehört; es waren alle Kontinente dabei vertreten. Die Freiheit des Wortes ist groß, Redezeit-Beschränkungen gibt es bislang nicht, das ist der Selbstbeschränkung der Redner überlassen.“

Telegramm an Benedikt XVI.

Jesuitenpater Lombardi konnte kein Datum nennen, wann über den Beginn des Konklaves entschieden werde. Er glaube aber nicht, dass dazu sämtliche wahlberechtigte Kardinäle eingetroffen sein müssten, äußerte der Vatikansprecher. Er verwies darauf, dass am Dienstag- und Mittwochnachmittag keine Kardinals-Vollversammlungen stattfänden; das sei ein Hinweis darauf, dass sich die Papstwähler Zeit nehmen wollten zum Nachdenken, Beten und Kennenlernen. Mit einem Telegramm, das den Kardinälen an diesem Dienstag vorgelegt wurde, bedanken sie sich beim zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. für seine Bemühungen. Lombardi las den Text vor, der an diesem Mittag an Benedikt XVI. nach Castelgandolfo geschickt wurde.

„Die Kardinäle, die sich vor dem Konklave im Vatikan zu ihren Generalkongregationen treffen, schicken Ihnen einmütig einen Gruß und drücken Ihnen erneut Dankbarkeit für Ihren leuchtenden Petrusdienst aus und für das Beispiel, das Sie mit großherzigem pastoralem Einsatz zum Wohl der Kirche und der Welt gegeben haben. Ihre Dankbarkeit steht stellvertretend für die Anerkennung der ganzen Kirche für Ihre unermüdliche Arbeit im Weinberg des Herrn. Die Mitglieder des Kardinalskollegiums vertrauen auf Ihr Gebet für sie und für die heilige Kirche.“

Am Mittwochabend Gebet in St. Peter

Am Mittwochnachmittag wollen sich die Kardinäle im Petersdom zu einem Gebetstreffen unter Leitung von Kardinaldekan Angelo Sodano versammeln.

„Weil ja am Mittwochnachmittag keine Generalkongregation stattfindet, sind die Kardinäle um fünf Uhr nachmittags in die Apsis von Sankt Peter zu einem Gebet für die Kirche eingeladen, an dessen genauer Form noch gearbeitet wird. Natürlich wollen die Kardinäle damit auch der ganzen Kirche ein Beispiel geben, damit sie diese Zeit der Vorbereitung auf eine so wichtige Entscheidung, wie die Papstwahl sie darstellt, im Gebet leben.“ (rv)

Kardinal Lehmann: „Papst-Toto“ eher kontraproduktiv

Kardinal LehmannKardinal Karl Lehmann ist einer der deutschen Kardinäle, die an dem kommenden Konklave teilnehmen werden. Es ist für den ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz das zweite Mal, dass dabei sein wird, er weiß also, was ihn und seine Kollegen erwarten wird. Von dem in diesen Tagen in der Presse bereits munter betriebenen „Papst-Toto“ hält er allerdings wenig:

„Das ist glaube ich ein Gemisch von gewissen Tendenzen in den Medien, jemanden herauszustellen und Wunschkandidaten aufzustellen. Ich weiß nicht, wie das zustande kommt. Man kann eigentlich nur sagen, wer vorher allzu oft genannt wird, der trifft auch auf eine gewisse Skepsis. Deshalb gibt es ja auch das alte Sprichwort, wer als „papabile“ ins Konklave hinein geht, der kommt mit Sicherheit als Kardinal wieder hinaus. Insofern halte ich von diesen Dingen nichts. Ich bin ganz froh, dass manche Leute nicht genannt werden, die eine Rolle spielen könnten, denn dann sind die nicht vorher schon kaputt.“

Der neue Papst, so der Kardinal, habe eine große Aufgabe vor sich. Die Weltkirche mit ihren über eine Milliarde Gläubigen stelle den Papst täglich vor neue Herausforderungen und erfordere gute, aber auch rasche Entscheidungen.

„Sonst sind für mich zwei Dinge wichtig, das eine, es muss ein Papst sein, der eine durchaus nüchterne Vision von der Zukunft der Kirche hat und es muss jemand sein, der durchsetzungsfähig ist und der das, was er als wahr erkannt hat, auch mit Entschiedenheit weiter verfolgen kann. Das ist für mich ganz entscheidend, alles andere, wie Herkunft, Hautfarbe, Kontinent ist unerheblich.“

Das Konklave ist geheim, und damit das auch so bleibt, ist den Teilnehmern jeder Kontakt nach außen strikt untersagt – bei Nichteinhaltung drohen drakonische Kirchenstrafen wie die automatische Exkommunikation. Wer sich allerdings nun vorstellt, die Kardinäle würden auf Schritt und Tritt kontrolliert und durchsucht, täuscht sich:

„Nach dem Rücktritt wird ja die Leitung der Kirche an das Kardinalskollegium übergehen, es finden gleich am anderen Tag bis zur Wahl täglich von etwa 10 Uhr bis 12.30 Uhr die so genannten Generalkongregationen aller Kardinäle statt. Da wohnt man dann auch noch privat und zieht erst, wenn offiziell zum Konklave einberufen wird, in das Haus Santa Marta. Bisher gab es da nie irgendwelche besonderen Aktionen, sondern jeder weiß, dass kein Kontakt nach außen erlaubt ist. Der Telefonverkehr ist dann gesperrt auf den Zimmern, man nimmt also das Handy also am besten gar nicht erst mit.“ (rv)

Die Sommerresidenz der Päpste erwartet Benedikt

Castel GandolfoAm Donnerstag um etwa 17.00 Uhr, wenn der Papst mit dem Hubschrauber aus den Vatikanischen Gärten abfliegt, werden in der Diözese Rom, aber auch in Castel Gandolfo, wo der Hubschrauber knapp zwanzig Minuten später erwartet wird, alle Kirchenglocken läuten. Viele Gläubige, aber auch die lokalen Autoritäten bereiten sich darauf vor, den Papst an seinem letzten Tag im Petrusamt in der Sommerresidenz der Päpste willkommen zu heißen. Dort wird er die nächsten zwei Monate verbringen. Unter denen, die in Castel Gandolfo alles vorbereiten, damit der scheidende Papst bestmöglich empfangen werden kann, sind die Verwalter Saverio Petrillo und Pier Paolo Turoli – für sie ist der Benedikts Aufenthalt, trotz der ungewöhnlichen Umstände, „business as usual“. Petrillo:

„Manch einer sagt uns, dass wir in dieser Zeit viel Arbeit haben werden, aber dem sehe ich wirklich sehr gelassen entgegen. Denn der Papst wird sein gewöhnliches Appartement beziehen, das heißt, es wird keine speziellen Vorbereitungen geben, das ist alles Routine für uns. Die Päpste fühlen sich jedenfalls sehr wohl hier! Castel Gandolfo hat zwar keine großen Kunstwerke oder große Empfangssalons, aber es hat eine familiäre Atmosphäre, die die Päpste Entspannung finden lässt. Papst Benedikt XVI. hat das vor zwei Jahren sehr gut auf den Punkt gebracht, als er sich aus dem Fenster gelehnt und gesagt hat: Hier habe ich alles, die Berge, den See, und ich sehe sogar das Meer.“

Der Papst, so erzählt Petrillo, gehe seit jeher gerne in den Gärten spazieren, übertreibe es damit aber nicht:

„Er ist nicht der Typ für lange und strapaziöse Spaziergänge, sagen wir, er ist nicht Johannes Paul II., das ist nicht Teil seines Wesens. Er ist ein sehr reservierter Mensch, ein Büchermensch; er liebt es nicht, allzu lange in der Natur zu sein. Wir bereiten die Zimmer für eine Familie vor, die aus dem Papst, aus zwei Sekretären und vier Memores besteht, außerdem wird ein Zimmer für seinen Bruder Georg vorbereitet, nichts Übertriebenes also. Castel Gandolfo hat den Papst immer als einen seiner Bürger angesehen.“

Pier Paolo Turoli hingegen macht sich bereits Gedanken darüber, wie er den scheidenden Papst wohl ansprechen sollte:

„Das ist ein schönes Problem, ich hoffe natürlich von ganzem Herzen, ihn zu treffen, aber bis sie uns nicht sagen, was für einen Titel er tragen wird… denn das hängt vom kanonischen Recht und anderen Überlegungen ab, die nicht unsere Aufgabe sind …“

Bereits als Kardinal Ratzinger sei Benedikt XVI. gern nach Castel Gandolfo gekommen, festes Ritual sei es beispielsweise gewesen, am Tag des heiligen Josef, seinem Namenstag, zu kommen, um in den Gärten spazieren zu gehen. Der Wahl seines neuen obersten Vorgesetzten sieht Turoli ebenfalls gelassen entgegen:

„Wir haben eine klare Aufgabe, wir müssen die Sommerresidenz am Laufen halten. Deshalb, wenn nun der nächste Papst lieber in die Dolomiten fährt, anstatt hier seine Ferien zu verbringen, müssen wir das akzeptieren! Aber ich denke nicht, dass der Heilige Stuhl uns alle versetzt und die Villa verkommen lässt. Wir sind jeden Tag hier, und sollte der neue Papst kommen und neugierig sein, was sich in den einzelnen Villen verbirgt, werden wir ihm gerne alles zeigen. Wir sind ja aus diesem Grund hier.“ (rv)