Dialog mit China: „Der Wert der großen kleinen Schritte

Warum ein Dialog mit den chinesischen Behördenvertretern? Die Katholiken in China sind dem Glauben treu geblieben – trotz des großen Leids, das sie durch ein religionsfeindliches Regime erdulden mussten. Was kann ein solcher Dialog bewirken?

Sergio Centofanti und P. Bernd Hagenkord, SJ – Vatikanstadt

Der Dialog ist wesentlicher Bestandteil des Lebens der Kirche. Er nimmt einen wichtigen Stellenwert in ihrem Handeln ein, sowohl intern als auch, was ihre Beziehungen zur Außenwelt betrifft. Einen Dialog führen bedeutet, mit der Gesellschaft, den Religionen, den Kulturen in Kontakt zu treten.

Nicht umsonst hat schon das Zweite Vatikanische Konzil den Dialog als Stil pastoralen Wirkens empfohlen, und das nicht nur unter Mitgliedern der Kirche, sondern auch mit Nicht-Christen, zivilen Behördenvertretern und Menschen guten Willens. So heißt es in der Pastoralkonstitution Gaudium et Spes ja auch: „[…] Alle Menschen, Glaubende und Nichtglaubende, müssen zum richtigen Aufbau dieser Welt, in der sie gemeinsam leben, zusammenarbeiten. Das kann gewiss nicht geschehen ohne einen aufrichtigen und klugen Dialog“ (Nr. 21).

Weitblickende Worte für den Dialog fand auch Papst Paul VI. in seiner Enzyklika Ecclesiam Suam: „Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog (Nr. 67); die katholische Kirche „muss zum Dialog mit allen Menschen guten Willens bereit sein, außer- und innerhalb ihres eigenen Umfeldes“ (Nr. 97).

Der Dialog zwischen Personen, Institutionen und menschlichen Gemeinschaften ermöglicht ein gegenseitiges Kennenlernen, aus dem auch Freundschaft werden kann. Unbedingte Voraussetzung des Dialogs ist Vertrauen. Und dieses gegenseitige Vertrauen ist das Ergebnis vieler kleiner Schritte, Gesten und Begegnungen, die bei zahlreichen Gelegenheiten möglich geworden sind – oft ohne allzu große Hoffnungen und stets mit der allergrößten Diskretion. „Es gibt immer Türen, die nicht verschlossen sind”, wie der Heilige Vater sagte (Pressekonferenz auf dem Rückflug von Fatima, 3. Mai 2017).

Dialog durch kleine Schritte der Annäherung

Das Klima, das den Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und China heute bestimmt, ist auch den kleinen Schritten zu verdanken, die die letzten Päpste gemacht haben: ein jeder von ihnen hat einen Weg geebnet, einen Stein in den neuen Bau eingefügt, Gedanken und Werke der Hoffnung entstehen lassen. Denken wir nur an das umsichtige Vorgehen von Paul VI. oder an die klaren Anweisungen, die Benedikt XVI. und der hl. Johannes Paul II. zum proaktiven Dialog mit den chinesischen Behördenvertretern gegeben haben. Nicht zu vergessen Papst Franziskus, der mit seiner Persönlichkeit, seinen Gesten und seinem Lehramt entscheidend zur Beschleunigung des Prozesses der Annäherung der Völker beigetragen hat, das chinesische Volk eingeschlossen.

Dass die Kirche auf den Dialog setzt, ist natürlich kein Selbstzweck, hat nichts mit bedingungsloser Kompromissbereitschaft oder der Verzichtshaltung jener zu tun, die bereit sind, für einen leichten politischen oder diplomatischen Erfolg ihre Prinzipien zu verraten und dabei den Leidensweg vergessen, den die katholische Gemeinschaft gegangen ist. Für die Kirche muss der Dialog stets von der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit beseelt sein und das ganzheitliche Wohl der Person im Blick haben, im Respekt der Grundrechte.

Sendung der Kirche – auch in China – ist es aber nicht, die Struktur und Verwaltung des Staates zu verändern, oder sich gegen die weltliche Macht zu stellen, die im politischen Leben zum Ausdruck kommt. Würde die Kirche ihre Sendung nämlich nur als einen politischen Kampf verstehen, würde sie ihre wahre Natur verraten, zu einem x-beliebigen politischen Akteur unter vielen werden. Und das würde bedeuten, dass sie ihre transzendente Berufung einbüßt und ihr Handeln auf einen rein weltlichen Horizont reduziert.

Ein wahrer und ehrlicher Dialog versetzt die Gesellschaft dagegen in die Lage, von innen heraus zu agieren, sowohl was den Schutz der rechtmäßigen Erwartungen der Katholiken angeht als auch die Förderung des Gemeinwohls aller. Wenn sich die Kirche in diesem Zusammenhang also kritisch äußert, will sie nicht polemisieren oder unkonstruktive Verurteilungen aussprechen, sondern konstruktiv für eine gerechtere Gesellschaft eintreten. Und so wird auch Kritik zu einer konkreten Übung pastoraler Nächstenliebe, weil sie den verzweifelten Ruf der Schwachen hört, die oft nicht die Kraft oder die Autorität haben, sich selbst Gehör zu verschaffen.

Der Heilige Stuhl ist der Meinung, dass ein offener und respektvoller Dialog, der zweifellos mühsam ist und Risiken birgt, auch in China ein Klima schaffen wird, das eine auf Vertrauen basierende Aussprache ermöglicht, dem gegenseitigen Kennenlernen zuträglich ist und hilft, die großen Missverständnisse der früheren und neueren Zeit allmählich auszuräumen.

Signale der Öffnung

Es gibt Signale, die schon heute darauf hinweisen, dass China der „soft power”, die der Heilige Stuhl auf internationaler Ebene ausübt, immer mehr Beachtung schenkt. Die Geschichte in China geht voran, und das macht es erforderlich, dass die kirchlichen Verantwortungsträger ein umsichtiges Unterscheidungsvermögen walten lassen. Gerade deshalb ist der Weg des Dialogs, den der Heilige Stuhl in Sachen Beziehungen mit den chinesischen Behördenvertretern schon vor einem Vierteljahrhundert eingeschlagen hat, heute zu einer wahren pastoralen Pflicht geworden – für alle, die bereit sind, die Zeichen der Zeit zu sehen und anzuerkennen, dass Gott in der Geschichte gegenwärtig ist, sie mit seiner Vorsehung leitet und auch konkret für die Zukunft der chinesischen Katholiken wirkt (Vatican News)

Ein bayerischer Konstantin?

Die Aufregung um das vom Bayerischen Kabinett beschlossene Aufhängen des Kreuzes im Eingangsbereich von Dienstgebäuden erscheint übertrieben. In diesem Zusammenhang von Häresie und Blasphemie zu sprechen ist völlig abwegig. Generell wird die Konstantinische Wende von Theologen seit den 1960-er Jahren zu kritisch gesehen. Als Römer wusste Konstantin, dass ein politisches Gemeinwesen ohne metaphysisch-religiöses Fundament auf Dauer keinen Bestand haben kann. Er sah ein, dass die altrömische Religion dazu nicht mehr in der Lage war. Das Christentum hatte sich als eine gesellschaftlich prägende Kraft in der Antike über einen Zeitraum von gut dreihundert Jahren bewährt. Warum sollte es nicht auch in der Lage sein, einen Beitrag zur normativen Grundlegung eines Staates zu leisten? Zwar zielt Jesu Botschaft nicht auf die Gründung eines Staates, sie verwirft den Staat aber auch nicht als ein prinzipiell gottloses Gebilde. Paulus erwartet von den Christen, dass sie die Gesetze des Staates, in dem sie leben, achten. In seiner Ermahnung setzt er voraus, dass sich der Staat bei der Anwendung von Gewalt an das Recht hält (Röm 13,1-7). Unrechtmäßige Gewalt (violentia) soll durch rechtmäßige Gewalt (potestas) in Grenzen gehalten werden. Damit steht Paulus in gut biblischer Tradition. Die Eingrenzung unrechtmäßiger Gewalt durch rechtmäßige Gewalt gehört nach Auskunft der Bibel zu den normativen Grundlagen eines Rechtsstaates (vgl. Gen 9,5-6; Ri 17-21). Wenn sich nun ein Staat dazu bekennt, seine normativen Grundlagen vom christlichen Glauben her prägen und diese Bereitschaft auch öffentlich symbolisch sichtbar werden zu lassen, dann ist dagegen weder aus christlicher noch aus staatspolitischer Sicht grundsätzlich etwas einzuwenden.

Streng laizistische Staatskonzeptionen sind, wie das französische Beispiel zeigt, besonders krisenanfällig. Es dürfte kein Zufall sein, dass sich französische Politiker in jüngster Zeit Gedanken machen, ob die bisweilen militant laizistische Ausrichtung des französischen Staates angesichts der wachsenden Bedeutung von Religionen noch zeitgemäß ist. Es widerspricht dem Selbstverständnis wohl der meisten Religionen, wenn sie aus dem Raum der Öffentlichkeit und der Gestaltung des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens ausgeschlossen werden. Der radikale, sich auf eine einseitige Interpretation der Französischen Revolution berufende westlich-laizistische Weg scheint ein Sonderweg zu sein, der an Grenzen stößt und für viele Kulturen der Welt nicht in Frage kommt. Dieser Weg weist selbst in einigen seiner Ausprägungen religiös-fanatische Züge auf. Wer meint, er könne das Bekenntnis zur Bibel durch ein Bekenntnis zur Französischen Revolution ersetzen, sei daran erinnert, dass nicht nur der Terror, sondern auch die Legitimation des Terrors zu den Begleiterscheinungen der Französischen Revolution gehörten. Ihr fielen allein in der Vendée rund 200.000 Katholiken zum Opfer. Einige Historiker sprechen von einem Genozid. Die Französische Revolution wurde damit zwar nicht nur, aber doch auch zu einer Vorläuferin des Terrors des 20. Jahrhunderts, eine ihrer dunklen Seiten, die oft übersehen wird.

Israel versteht sich als eine jüdische Demokratie. Alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien haben sich jüngst zum Existenzrecht dieses jüdischen Staates bekannt. Jüdischer Staat heißt aber nicht, dass darin andere Religionen benachteiligt oder gar verfolgt werden. Ein Staat, der sich in besonderer Weise dem normativen Gehalt einer Religion verpflichtet weiß und sich dazu auch in symbolischer Weise öffentlich bekennt, wie etwa der Staat Israel in seiner Staatsflagge mit dem Davidstern oder in öffentlichen Gebäuden mit dem Anbringen der Mesusa, muss also keineswegs notwendigerweise zu religiöser Intoleranz führen. Im Gegenteil könnten in einer Zeit, da die Bedeutung der Religionen wächst, ein lebendiger Wettbewerb zwischen ihnen in dem Sinne stattfinden, dass sie auf ihre je eigene Weise einen Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft und der Staaten und ihrer Beziehungen untereinander leisten. Eine Ansammlung laizistischer Einheitsstaaten nach westlich-säkularistischem Kanon scheint mir kein reizvoller Ausblick auf die Zukunft zu sein.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung von Ministerpräsident Söder keineswegs so abwegig wie von manchen Eiferern behauptet wird. Gerade der universale Anspruch des christlichen Glaubens kann den Freistaat Bayern vor den Gefahren einer Provinzialisierung bewahren. In diesem offenen Sinn von „Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz“ hat Markus Söder den Beschluss interpretiert. Es besteht nicht die Gefahr, dass Bayern seine Weltoffenheit und Toleranz verliert. Das Land ist nach wie vor höchst attraktiv und bei vielen Menschen, Einheimischen wie Zugereisten, sehr beliebt. Es hat Großes bei der Aufnahme von Flüchtlingen geleistet und tut es noch immer. Es widerspricht nicht der christlichen Botschaft, wenn auch Politiker zu der Einsicht gelangen, die der frühere Bundespräsident Joachim Gauck in einem Vortrag an der Universität Bochum kürzlich zur Flüchtlingspolitik wie folgt zum Ausdruck gebracht hat: „Wer ernsthaft über Begrenzung nachdenkt, muss daher keineswegs ein Gegner menschenrechtlicher Politik sein.“

Ludger Schwienhorst-Schönberger ist katholischer Theologe und Universitätsprofessor für Alttestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Wien. (CNA Deutsch)

Gipfel in Korea: „Gott hat unsere Gebete erhört“

SEOUL – Koreanische Bischöfe haben das Gipfeltreffen der Führer Nord- und Südkoreas am 27. April als Gebetserhörung bezeichnet.

Bei dem historischen Treffen am Samstag überquerte der Machthaber des kommunistischen Nordkoreas die Demarkationslinie, die sein Land seit 1953 vom demokratischen Süden trennt, um sich mit dem Präsidenten Südkoreas auf dessen Territorium zu treffen.

Beide unterzeichneten im Rahmen der Begegnung die Panmunjeom-Erklärung, in der es heißt: „Es wird auf der Koreanischen Halbinsel keinen Krieg mehr geben, und somit hat ein neues Zeitalter des Friedens begonnen.“

Mit dieser gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die Führer beider Länder „dem gemeinsamen Ziel, durch vollständige Entnuklearisierung, eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel zu verwirklichen“. Als weitere Schritte sind nun Treffen mit den USA und möglicherweise China geplant, um einen langfristigeren Frieden zu sichern.

Erzbischof Kim Hee-Jung von Gwangju begrüßte den Schritt.

„Die Panmunjom-Erklärung für Frieden, Wohlstand und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel ist ein historisches Ereignis, das die Ära der Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel eröffnet und ein Evangelium der Hoffnung auf dieser Erde ist“.

Der koreanische Oberhirte würdigte das Treffen als Erhörung vieler Gebete für Frieden und Einheit.

„Ich erwarte, dass die Früchte dieses innerkoreanischen Gipfels, den Gott als Antwort auf unsere Gebete und Bemühungen gegeben hat, durch das Vereinigungsministerium und den privaten Austausch, den die koreanische katholische Kirche in dieser Zeit gefördert hat, stärker wird“, so Erzbischof Kim.

Unter anderem verpflichten sich die beiden Länder in der Erklärung zu einer Vielzahl von Austauschen, Besuchen, Möglichkeiten der Familienzusammenführung und weiteren Maßnahmen. Bis heute leben Familien seit dem Koreakrieg von einander getrennt.

Erzbischof Kim erinnerte daran, dass die Katholische Kirche in Südkorea aktiv private Treffen und Austausche mit Nordkorea unterstütz hat, vor allem durch das von den Bischöfen eingesetzte Nationale Versöhnungskomitee sowie Caritas International Korea.

„Die Katholische Kirche in Korea hat seit 1965 für einen echten Frieden zwischen den beiden Koreas gebetet und jedes Jahr den 25. Juni der Versöhnung gewidmet“, so der derzeitige Vorsitzende der Koreanischen Bischofskonferenz.

Die Kirche werde auch weiter die Menschen auf dem Weg der Versöhnung hin zur Einheit begleiten, so der Erzbischof.

Der Vorsitzende des katholischen Komitees für Versöhnung, Bischof Peter Lee Ki-heon, rief die Katholiken zum täglichen Gebet eines Rosenkranzes für den Frieden um 21 Uhr auf.

„Durch diese Gebete geschieht etwas wunderbares in diesem Land, mit der Hilfe Gottes, für den nichts unmöglich sein wird“, so Bischof Lee am 25. April, und bezeichnete das Gipfeltreffen als ein Wunder, das vor sechs Monaten noch völlig unvorstellbar gewesen wäre. Zuallerst sei dessen Zustandekommen den „verzweifelten Gebeten der Gläubigen“ zu verdanken, os der Bischof.

„Gott hat unsere Gebete mit dieser kostbaren Chance erhört“, so Bischof Lee. Nun gelte es, weiter zu beten.

Auch Papst Franziskus betet mit: In seiner Generalaudienz am 25. April sagte der Pontifex, er bete persönlich für das Gipfeltreffen der beiden Koreas.

Das nun mit noch größerer Spannung erwartete Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un werde „in den kommenden Wochen“ stattfinden, teilte einen Tag später das Weiße Haus in Washington mit.

Kritiker des Interkoreanischen Treffens beklagen indessen, dass wenig konkrete Details zustande kamen, auch und gerade was die angekündigte Abschaffung der Atomwaffen betreffe.

Nicholas Eberstadt, Gründer und Direktor des Komitees für Menschenrechte in Nordkorea wies darauf hin, dass das Regime in der Vergangenheit mehrfach Friedensabkommen gebrochen habe. Dazu gehöre die „Gemeinsame Erklärung für die Entnuklearisierung der Koreanischen Halbinsel“ im Jahr 1992, die „Gemeinsame Süd-Nord-Erklärung“ des Jahres 2000, und die „Friedenserklärung“ des Jahres 2007, mit der Südkoreas Präsident und Nordkoreas Machthaber zu einem Ende der Waffenstillstandsabkommen, hin zu einem echten Frieden aufriefen.

„Das Problem ist, das Nordkorea jederzeit seine Friedensversprechen wieder brechen kann“, so Eberstadt in einem Kommentar in der „New York Times“. Und wenn es soweit komme, werde das Regime jemand anderen dafür die Schuld geben – und möglicherweise die Politik Südkoreas unter Druck setzen, oder auch das Bündnis Seouls mit Washington.

Eberstadt, der auch ein Gelehrter des „American Enterprise Institutes“ ist, wies auch daraufhin, dass in der neuen Erklärung die massiven Menschenrechtsverletzungen Nordkoreas nicht zur Sprache kommen.

Nach Untersuchungen des US-Außenministeriums werden im kommunistischen Norden zwischen 80.000 und 120.00 Menschen in Lagern gehalten, in denen Hunger, Folter und Zwangsarbeit an der Tagesordnung seien.

Zehntausende Gefangene sind Christen, so die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit unter Berufung auf mehrere Berichte.

„Tatsächlich gibt es viele Berge, die wir noch erklimmen müssen auf diesem Pfad hin zu einem Dialog. Deshalb müssen wir umso mehr beten, damit der Wille unseres Vaters getan werde, im Himmel wie auf Erden“, so der südkoreanische Bischof Peter Lee Ki-heon.

„Wir müssen eifrig weiterbeten für einen ewigen Frieden auf der Koreanischen Halbinsel.“

Courtney Grogan ist CNA-Korrespondentin in Washington. Übersetzt aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)

Bayerische Behörden sollen ab 1. Juni im Eingangsbereich ein Kreuz aufhängen

 

MÜNCHEN  – Als „klares Signal für die christliche Tradition“, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, soll ab 1. Juni in allen bayerischen Behörden im Eingangsbereich ein Kreuz hängen. Bislang ist es bereits für Klassenzimmer und Gerichtssäle vorgeschrieben. Die Maßnahme hat der bayerische Ministerrat am heutigen Dienstag beschlossen. Eine Änderung der Geschäftsordnung der Behörden im Land regelt den Schritt, wie die Staatskanzlei in München mitteilte:

„Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete das christliche Kreuz als grundlegendes Symbol der kulturellen Identität des Freistaates – und brachte selbst gleich in der Staatskanzlei ein Kreuz an.
Auch Kommunen, Landkreisen und Bezirken wird empfohlen, das Kreuz aufzuhängen, falls es nicht ohnehin bereits der Fall ist. Verpflichtet sind diese jedoch nicht.
Kritik der Opposition
Während Vertreter der Oppositionsparteien, darunter SPD und Grüne, den Schritt kritisierten, meldet der „Bayerische Rundfunk“ (BR), dass Joachim Unterländer vom Landeskomitee der bayerischen Katholiken die Entscheidung begrüße: Kreuze seien Bestandteil des öffentlichen Lebens im Bayern, so der Vorsitzende der Katholikenvertretung und CSU-Landtagsabgeordnete laut BR. Für ihn seien Kreuze gelebte Volkskultur – doch reichten Symbole allein nicht aus, warnte Unterländer.
Positives Potential für die bayerische Holzschnitzkunst sieht der Oberammergauer Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Florian Streibl, in der Maßnahme – auch wenn er es bedauerte, wenn das Kreuz – so der BR – für „wahlkampfpolitische Spielchen“ instrumentalisiert werde. (CNA Deutsch)

Arbeiten für die Kirche: Europäischer Gerichtshof fällt Grundsatz-Urteil

 

MÜNCHEN – Muss ich katholisch sein, um für die katholische Kirche zu arbeiten? Was für die einen selbstverständlich ist, gilt in Deutschland schon seit einiger Zeit ohnehin nicht mehr unbedingt. Manche sehen selbst das als Diskriminierung.

Ein Grundsatzurteil hat nun am heutigen Dienstag der Europäische Gerichtshof (EuGH) gefällt: Die Kirche darf von ihren Mitarbeitern nun nicht mehr voraussetzen, dass diese auch ihrer Religion angehören.

Auslöser war die Klage einer Berliner Sozialpädagogin. Sie ist nach eigenen Angaben keine der evangelischen Glaubensgemeinschaft angehörige Christin, wollte aber trotzdem für diese Kirche arbeiten, genauer, für eine Einrichtung der Diakonie: Sie bewarb sich für eine Stelle, für welche die „Religionszugehörigkeit“ als Bedingung angeführt war. Nachdem sie daher kein Bewerbungsgespräch erhielt, zog die Dame vor Gericht.

Prüfung „im Einzelfall“

Mit seinem heutigen Urteil hat das EuGH entschieden, dass die Kirche grundsätzlich nicht mehr fordern dürfe, dass seine Mitarbeiter auch Christen sind – die Rede ist von „Konfessionszugehörigkeit“ – sondern dies von Stelle zu Stelle, von Job zu Job zu prüfen sei.

Medienberichten zufolge hat die Klägerin das Urteil begrüßt, weil nun die Kirchen vor Gericht nachweisen müssten, „wann eine Verkündigungsnähe“ vorliege.

Was ein schwerer Schlag für die Kirche sein dürfte in den Augen vieler Beobachter, wird von offizieller Stelle seitens der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) begrüßt.

Denn das EuGH betont auch, dass die Religionszugehörigkeit für eine berufliche Tätigkeit bei der Kirche „notwendig“, „objektiv“ geboten und verhältnismäßig sein muss. Und auch wenn Gerichte „im Einzelfall“ prüfen dürfen, so das Urteil weiter: Sie dürfen nicht über das „zugrundeliegende Ethos als solches“ befinden, welches die Basis einer beruflichen Anforderung ist.

Der DBK-Sekretär Pater Hans Langendörfer SJ sagte in einer Pressemitteilung, die Bischofskonferenz begrüße insbesondere „die Klarstellung des Gerichtshofs, dass den staatlichen Gerichten im Regelfall nicht zusteht, über das religiöse Ethos der Religionsgemeinschaft zu befinden. Die Kirche legt ihr Selbstverständnis fest, diese Festlegung kann nicht dem Staat oder einem staatlichen Gericht überlassen werden.“

Die katholische Kirche in Deutschland habe in der Vergangenheit in ihren eigenen Regelungen deutlich gemacht, so der DBK-Sekretär weiter, „ob und insbesondere für welche Tätigkeiten sie die Religionszugehörigkeit ihrer Angestellten zur Bedingung der Beschäftigung macht“.

Somit habe die Kirche auch bislang gewährleistet, nicht „unverhältnismäßige Anforderungen“ an die Mitarbeit im kirchlichen Dienst zu stellen. Den staatlichen Gerichten obliege es nun, im Einzelfall die Einhaltung dieser Maßstäbe zu überprüfen.

Ob es eine „unverhältnismäßige Anforderung“ ist, dass in der Kirche Menschen arbeiten, die auch das glauben und vertreten, was der ganze Grund für die Existenz der Kirche ist: Darüber sind sich nicht alle Beobachter einig. (CNA Deutsch)

UNO/Vatikan: Die Würde der Frau achten hat oberste Priorität

Die Rolle der Frau kann bei der Friedenslösung in Kriegs- und Konfliktsituationen wichtiger als bisher werden. Das sagt der Vatikanvertreter bei UNO in New York, Erzbischof Bernardito Auza.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Der UN-Sicherheitsrat in New York debattierte am Montag über das Thema „Frauen, Frieden und Sicherheit“. Der Ständige Beobachter beim Heiligen Stuhl stellte in seinem Wortbeitrag drei grundlegende Punkte vor, für die sich der Heilige Stuhl diplomatisch einsetze: erstens müsse man die Stimme der Frauen in Kriegsgebieten stärker hören und sie im Dialogprozess miteinschließen; zweitens sei jegliche Gewalt gegenüber Frauen zu unterbinden und für ihre Sicherheit zu sorgen und drittens müsse die Sicherheit auch in nachkriegerischen Situation gewahrt werden, indem für Frauen Wege der Bildung und des wirtschaftlichen Fortkommens gefunden würden.

Erzbischof Auza wies am Montag auch darauf hin, dass sich die Kirche weltweit konkret für Mädchen und Frauen einsetze und ihre Rolle als Friedensstifterinnen unterstütze. Der Vatikanvertreter zitierte Worte des Papstes, die Franziskus bei seinem Peru-Besuch am vergangenen 19. Januar in Puerto Madonado äußerte: „Wir können nicht die Gewalt ,normalisieren´, sie als natürliche Sache betrachten … indem wir eine Macho-Kultur unterstützen, die die Rolle der Frau in unserer Kultur nicht akzeptiert.“ (vatican news)

Vatikan: Besonderen Status Jerusalems respektieren

Der Heilige Stuhl ist für eine Beibehaltung des bisherigen Status von Jerusalem. Die Stadt im Heiligen Land soll ihren „einzigartigen Charakter“ bewahren, hob die Vatikandelegation bei der UN-Debatte zu dem Thema hervor.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Diese Woche besprach die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York unter anderem auch über die Lage in Jerusalem. Der Vatikan ist zwar nicht Mitglied der UNO, hat jedoch eine Delegation unter der Leitung des Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in New York. Bei der Debatte äußerte sich das Mitglied der Vatikandelegation bei UNO, Tomasz Grysa, in einer Rede über die Haltung des Vatikans zur Jerusalem-Frage.

Pflicht für alle Nationen

„Die Delegation des Heiligen Stuhls begrüßt die Haltung der UN-Mitgliedstaaten, neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern zu verhindern und den Dialog sowie die Verhandlungen zu fördern“, so Monsignore Grysa in seiner Rede an die UN-Vollversammlung. Es sei eine Pflicht für alle Nationen, „den historischen Status quo der Heiligen Stadt“ zu achten, so wie es „bedeutende UN-Resolutionen“ vorsähen, fügte er an.

“ Jerusalem hat einen universalen Charakter. ”

Jerusalem habe eine „einzigartige Identität, die von „universalem Interesse“ sei. Dies sei die Besonderheit der Heiligen Stadt, denn sie sei für alle drei monotheistischen Religionen – also für Juden, Christen und Muslime – eine wichtige Kultstätte und „ein Symbol für Millionen von Gläubigen auf der Welt“. Jerusalem gelte bei vielen sogar als „spirituelle Hauptstadt“ schlechthin, betonte der Vatikan-Diplomat. „Die Bedeutung Jerusalems geht über die Grenzfrage hinaus und dies muss bei allen Verhandlungen für eine politische Lösung beachtet werden“, so Monsignore Grysa.

Natur Jerusalems

Der Heilige Stuhl rufe deshalb zu einer friedvollen Resolution auf, die die „Natur Jerusalems“ respektiere. Die Stadt sei „heilig und von universaler Bedeutung“. Nur ein international garantierter Status könne diesen einzigartigen Charakter bewahren und auch ein Garant für den Dialog und die Versöhnung sein, die den Frieden in jener Region garantiere.

Resolution gegen USA

Nach der Debatte hat die UN-Vollversammlung eine nicht bindende Resolution angenommen. Die US-Regierung solle die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zurücknehmen. Der entsprechende Beschluss wurde mehrheitlich angenommen. 128 Nationen stimmten dafür, neun dagegen, 35 Mitglieder enthielten sich. 21 Nationen waren nicht anwesend.

In der Resolution wird „tiefes Bedauern“ über „jüngste Entscheidungen im Hinblick auf den Status Jerusalems“ ausgedrückt. Wörtlich erwähnt wird die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump von Anfang Dezember nicht. Zudem heißt es, dass der endgültige Status der Stadt durch Verhandlungen in Einklang mit einschlägigen UNO-Resolutionen verhandelt werden müsse. (vatican news)

Hintergrund: Die päpstliche Diplomatie und die Multilateralität

JERUSALEM – Der Heilige Stuhl hat bei der Gründung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor über 40 Jahren mitgearbeitet, indem er sich intensiver mit dem Thema der Religionsfreiheit beschäftigt hatte, als es je im diplomatischen Bereich geschehen war.

Und er glaubt auch heute noch daran, erklärte Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im Vatikanischen Staatssekretariat, bei seinem Vortrag vor dem Ministerrat der OSZE. Der Beitrag des Erzbischofs erfolgte am Ende einer Woche, in der zahlreiche diplomatische Themen behandelt wurden: Jerusalem, Lebensende, Migrationen, aber auch das immerwährende Thema der verfolgten Christen.

Gallagher bei der OSZE

Es war das 24. Mal dass sich der Ministerrat der OSZE versammelt hatte. Ein Treffen zum Jahresende, an dem auch stets der Heilige Stuhl teilnimmt.

Amtierender Vorsitzender ist Sebastian Kurz, der Außenminister Österreichs, mit dem Erzbischof Gallagher auch ein vertraulicheres Gespräch geführt hat.

Die Versammlung des Rates fand am 7. und 8. Dezember statt; der Beitrag des Heiligen Stuhles war bereits für den 7. vorgesehen.

Erzbischof Gallagher hat die „zahlreichen“ Herausforderungen für die Sicherheit und Stabilität betont, vor die die Mitgliedstaaten der OSZE gestellt sind, darunter auch die sogenannten „eingefrorenen Konflikte“, die vor Jahrzehnten entstanden sind, aber auch „Konflikte, Terroranschläge und andere Episoden der Gewalt“, die durch verschiedene Episoden der Radikalisierung ausgelöst werden, die innerhalb der OSZE mit VERLT (Violent Extremism and Radicalisation that Lead to Terrorism) abgekürzt werden – eines der vielen Projekte des multilateralen Organismus.

Die Sorge des Heiligen Stuhls betrifft – erinnerte Erzbischof Gallagher – unter anderem die „Verhärtung der Herzen“ in Bezug auf die Migranten, Flüchtlinge und all jene, die aufgrund von „Rasse, Geschlecht, Sprache und Religion“ zu „Opfern ungerechter Diskriminierung“ werden,

Sicherlich, so der vatikanische „Außenminister“, gebe es auch Probleme innerhalb der OSZE, die verschiedene Bereich betreffen würden, vom Budget bis hin zur Ernennung der neuen Funktionäre, aber „der Heilige Stuhl glaubt an die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ weil sie „eine entscheidende Rolle spielen sollte, wenn es darum geht, auf diesem Gebiet und darüber hinaus Sicherheit und Stabilität zu schaffen, getreu ihrer eigenen Natur und getreu dem gemeinsamen Auftrag für die regionale Sicherheit.“

Und die OSZE besitze alle nötigen Instrumente, erklärte Erzbischof Gallagher, der betonte, dass „das Vertrauen des Heiligen Stuhls in die OSZE auf ihrer unablässigen Zustimmung zum und Verkündigung des Evangeliums des Friedens gründe“, weshalb er „stets bereit sei, mit allen nationalen und internationalen Autoritäten zusammenzuarbeiten.“

Wie kann man die Sicherheit gewährleisten?

Nach Meinung des Heiligen Stuhles, wird Sicherheit nur dann „wirksam und dauerhaft“ sein, wenn die Initiativen zur Rüstungskontrolle und die Konfliktprävention, die die OSZE betreibt, Hand in Hand mit anderen Kriterien gehen; angefangen vom Verständnis füreinander, denn „auch wenn der Dialog weniger glorreich zu sein scheint als zu kämpfen, so bringt doch sein Ergebnis weit mehr Nutzen für alle Beteiligten.“

Der Dialog, auf dem das System der OSZE aufgebaut ist, ist für den Heiligen Stuhl „vital“; ebenso die „politische Natur der Organisation“ und ihre Regeln, die es den 57 Mitgliedstaaten ermöglicht haben, bei sehr vielen Themen einen Konsens zu erreichen.

Das zweite Kriterium ist das Verständnis der Realität, angefangen von den Menschenrechten, wie sie in der Schlussakte von Helsinki anerkannt worden waren.

Das dritte Kriterium bezieht sich darauf, dass die „Sicherheit und Zusammenarbeit unter den Staaten nur dann aufrechterhalten werden kann, wenn sie nicht nur auf politischen und strategischen Fähigkeiten beruht, sondern auf Gerechtigkeit, Solidarität und Achtung der universellen Menschenrechte und der Grundfreiheiten.“

Die menschliche Person ist „unser Ausgangspunkt“ und die Menschenrechte sind der Polarstern, wenngleich man auch die Pflicht „eines jeden Bürgers betrachten müsse, das Recht der anderen zu achten und zugunsten des Gemeinwohls zu wirken.“

Die Angelegenheit Jerusalem

Erzbischof Leopoldo Girelli wurde am 13. September zum Nuntius in Israel und zum Apostolischen Delegaten in Jerusalem und Palästina ernannt. Zu dieser Ernennung kam am 15. September noch jene zum Apostolischen Nuntius in Zypern. Er hat seine Mission im Heiligen Land genau an dem Tag begonnen, an dem Donald Trump, der amerikanische Präsident, die Verlegung der Botschaft der Vereinten Nationen in Israel nach Jerusalem angekündigt hatte.

Es scheint sein Schicksal zu sein, sich in schwierigen Szenarien zu befinden. Girelli kommt aus der Nuntiatur in Singapur; zu diesem Dienst hatte sich jener des nicht ortsansässigen Päpstlichen Repräsentanten in Vietnam gesellt. Jene letztere war eine sehr bedeutsame Ernennung – denn er war der erste Repräsentant des Papstes, der von Hanoi seit 1975 anerkannt wurde, als Ergebnis eines bilateralen Treffens, das darauf abzielt, diplomatische Beziehungen zu knüpfen.

Nuntius Girelli hat dem israelischen Präsidenten Rivlin am 29. November sein Beglaubigungsschreiben präsentiert und wird am 14. Dezember seinen feierlichen Einstand am Heiligen Grab feiern, um das Beglaubigungsschreiben auch der Versammlung der katholischen Ordinarien des Heiligen Landes vorzustellen.

Sein Dienst beginnt mitten in einer komplexen Situation, nach der Entscheidung des amerikanische Präsidenten Donald Trump, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Der Heilige Stuhl hat gefordert, den Status quo der Heiligen Stadt zu achten und er hat es durch einen Appell von Papst Franziskus am Ende der Generalaudienz vom vergangenen 6. Dezember getan, aber auch auf anderen Wegen.

Vor allem hatte Kardinal Pietro Parolin bei einem Besuch in Apulien erklärt, dass die Situation „besorgniserregend“ sei, weil ein „Prozess, der noch mehr Gewalt und Spannung bringt“ ausgelöst werden könnte. Die christlichen Vertreter im Heiligen Land haben ihrerseits dem Präsidenten der Vereinigten Staaten einen Brief gesandt, in dem sie betonten, dass die Art und Weise, in welcher der Status von Jerusalem durch diese Entscheidung neu überdacht wird, „zunehmenden Hass, zunehmende Konflikte, zunehmende Gewalt und Leid in Jerusalem und im Heiligen Land produzieren könnte, so wie eine Entfernung vom angestrebten Ziel der Einheit und eine intensivere Bewegung hin zu einer zerstörenden Spaltung“; in einem Land, das „dazu berufen ist, ein Land des Friedens zu sein. Jerusalem, die Stadt Gottes, ist eine Stadt des Friedens für uns und für die Welt.“

Der Brief wurde unterzeichnet: Von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, dem Apostolischen Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem; von Pater Francesco Patton, Kustos des Heiligen Landes, vom griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III; vom armenisch-apostolischen Patriarchen Nourhan Manougian; von Erzbischof Anba Antonious vom koptisch-orthodoxen Patriarchat; von Erzbischof Swerios Malki Murad vom syrisch-orthodoxen Patriarchat; von Erzbischof Aba Embakob vom äthiopisch-orthodoxen Patriarchat; von Erzbischof Joseph-Jules Zerey vom melkitischen griechisch-katholischen Patriarchat; von Erzbischof Mosa El-Hage vom maronitisch-patriarchalischen Exarchat; von Erzbischof Suheil Dawani von der Episkopalkirche von Jerusalem und dem Nahen Osten; von Bischof Munib Younan von der evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land; von Bischof Pierre Malki vom syrisch-katholisches Patriarchal-Exarchat; von Monsignore Georges Dankaye vom armenisch-katholisches Patriachal-Exarchat.

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hat ebenfalls eine Botschaft veröffentlicht, in der es hervorhebt, dass „Jerusalem eine Stadt ist, die Aufnahme anbieten soll, in der sich Räume öffnen sollen und nicht schließen“ – und es dürfe nicht „auf eine Frage territorialer Dispute und politischer Souveränität reduziert werden.“

Der menschlichen Person dienen: Ein Seminar des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Luxemburg

Vom 10. – 12. Dezember fand das Treffen der juristischen Berater der Europäischen Bischofskonferenzen statt. Neben den Beiträgen von Kardinal Angelo Bagnasco, dem Präsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und Erzbischof Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, sprachen die Teilnehmer über wichtige Themen für die Kirche, die am Europäischen Gerichtshof behandelt werden, der ebenfalls in Luxemburg seinen Sitz hat und von den Teilnehmern besucht wurde.

Zwei Themen wurden besonders diskutiert: Das Lebensende, mit all den Problemen auf ethischer und juristischer Ebene, die durch die Veränderungen anthropologischer, sozioökonomischer und medizinischer Art zugenommen haben und das Thema der Migrationen, das vor allem im Hinblick auf die internationalen Vereinbarungen zur Migration von Bedeutung ist, die bei den Vereinten Nationen zur Unterzeichnung kommen sollen.

Zum Thema Lebensende haben sich die Rechtsberater mit den aktuell geltenden Gesetze und mit Gesetzen, die zur Diskussion stehen, auseinandergesetzt und über ethische Parameter gesprochen, die die Gesetzgeber leiten sollten. Es gibt viele Ansätze zum Lebensende: Euthanasie, Beihilfe zu Selbstmord, Patientenverfügung, Palliativpflege, künstliche Verlängerung des Lebens.

Zu die Fällen, die behandelt wurden, gehörte auch jener von Mortier vs. Belgium, also der Appell von Tom Mortier am Europäischen Gerichtshof. Tom Mortier hatte von der Sterbehilfe an seiner Mutter erst am Tag, nachdem sie durchgeführt worden war, erfahren. ADF International, eine Organisation christlicher Anwälte, die hauptsächlich Fälle von Religionsfreiheit behandelt, kümmert sich auch um diesen Fall. Sophia Kuby, Verantwortliche des Büros in Brüssel, hielt ebenfalls einen Vortrag.

Bei diesem Fall handelt es sich um die Geschichte von Godolieva De Troyer, die wegen einer „unheilbaren Depression“ Sterbehilfe in Anspruch genommen hatte. Die Euthanasie wurde im April vom Onkologen Wim Distelmans durchgeführt, nachdem er die Zustimmung von drei weiteren Ärzten erhalten hatte, die die Frau jedoch nie behandelt hatten, während der Arzt, bei dem sie über 20 Jahre lang in Behandlung war, seine Zustimmung zur Euthanasie verweigert hatte. Sie kam zur Anwendung, nachdem die Frau 2500 Euro an des Life End Information Forum überwiesen hatte, eine von Distelmans mitbegründete Organisation, was zu einem offensichtlichen Interessenkonflikt führt. Niemand hatte den Sohn über die Entscheidung seiner Mutter informiert, obwohl ihre Depression auch durch die Entfernung zur Familie verursacht war und nicht nur durch die gescheiterte Beziehung zu einem Mann. Der Fall betrifft das Recht aus Leben und das Recht auf Familienleben, die beide von der Europäischen Menschenrechtskonvention geschützt werden.

Andrea Popescu, Anwalt beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der im Bereich der Verteidigung der Familie sehr aktiv ist, gehörte ebenfalls zu den Rednern.

Vereinte Nationen – die Vorbereitung eines Dokumentes zu den Migrationen

Letzte Woche fand in Mexiko ein Treffen zur Vorbereitung des Global Compact on Migration für eine sichere, geordnete und geregelte Migration statt. Am 4. Dezember hatte Erzbischof Auza, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen in New York, das Wort ergriffen und über die erste Phase der Vorbereitung dieses Global Compact gesprochen.

In seinem Vortrag sagte Erzbischof Auza, dass in dieser erste Phase der Diskussion geklärt wurde, dass das Dokument zu den Migrationen „einen internationalen Rahmen der Zusammenarbeit und der gemeinsamen Verantwortung erstellen müsse“, um auf ein Phänomen zu antworten, das eine „menschliche und häufige Antwort“ auf Krisen und auf den Wunsch nach einem besseren Leben ist.

Der Nuntius betonte auch, dass man „die bilateralen, regionalen und internationalen Vereinbarungen beachten müsse“ und sich die Erfahrung von Institutionen wie der Internationalen Organisation für Migration zu Nutzen machen sollte, deren Mitglied auch der Heilige Stuhl ist. Ebenso hob er die vier Worte hervor, die den Ansatz des Heiligen Stuhles zum Thema Migration zusammenfassen: Aufnehmen, Schützen, Fördern, Integrieren.

Erzbischof Auza hat noch weitere zwei Male, in den Sitzungen vom 6. Dezember, gesprochen.

Bei seinem ersten Beitrag sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, dass der Erfolg des Global Compact davon abhängen werde, wie das Dokument verfasst werde, besonders was das „Follow up“ betrifft, d.h. die nachträglichen Verifizierungen, damit die politischen Vorschläge auch wirksam umgesetzt werden, und dass dieses Follow up sich die bereits auf örtlicher Ebene bestehenden Abkommen zu Nutze machen sollte.

Nach Meinung des Heiligen Stuhls sollte das Dokument auch die Verpflichtung beinhalten, verfügbare, zeitnahe und verlässliche Daten zu den Migrationen zu sammeln, sowie Finanzierungsmechanismen für die Länder, die gefordert sind, Menschen aufzunehmen, denen aber gemäß den „gemeinsamen, aber differenzierten“ Leitlinien der Verantwortlichkeit die nötigen Ressourcen dazu fehlen.

In der letzten Sitzung sagte Erzbischof Auza, dass man sich beim Erstellen des Global Compact nicht darauf stützen solle, wie der Flüchtlingsnotstand behandelt wurde, sondern es müssten vielmehr „Lösungen gefunden werden, die die Menschenrechte der Migranten, sowie die Förderung und die Sorge um die Sicherheit in den Herkunftsländern, den Durchgangsländern und den Zielländern achten.“

Der Heilige Stuhl fordert mittel- und langfristige Lösungen, denn die kurzfristigen Lösungen brauchen „Klugheit und Verantwortlichkeit, sowohl auf der Seite der Migranten, als auch in den Ziel-, Durchgangs- und Rückkehrländern.“

Ebenso hat der Heilige Stuhl gebeten, Migration als Recht anzuerkennen und regelmäßig Migrationskorridore zu schaffen. Man müsse jedoch auch das Recht aller, in Frieden und Sicherheit in ihrem Heimatland zu bleiben, achten und anerkennen. Das beinhalte „für die Entwicklung, den Frieden, die Sicherheit, für stabile demokratische Institutionen und gute Regierungen zur Verteidigung der Menschenrechte und für den Zugang zu Gerechtigkeit zu arbeiten.“

Das Thema Naher Osten

Am vergangenen 30. November hat die Vertretung des Heiligen Stuhles, zusammen mit dem Niniveh Reconstruction Committee und den Kolumbusrittern im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York eine Veranstaltung zum Thema „Pluralismus und Vielfalt in der Region Ninive erhalten“ organisiert.

Die Organisatoren des Treffens betonten, dass der Islamische Staat (IS) im Begriff ist, besiegt zu werden, aber solange die Vertriebenen der Ninive-Ebene nicht in ihre Häuser zurückkehren könnten, hätte der IS sein ideologisches Ziel erreicht, die religiösen Minderheiten in der Region zu eliminieren.

Vor dem Jahr 2014 lebten 40 Prozent der Christen des Irak in der Ninive-Ebene. Für den Wiederaufbau wurde auch die Summe aus dem Verkauf eines Papst Franziskus Mitte November geschenkten Lamborghinai Huracan gespendet.

Carl Anderson, Großmeister der Kolumbusritter, hatte erklärt: „Während der IS als militärische Macht bereits sein Ende gefunden hat, hat die Philosophie hinter ihrem Völkermord, die Idee, den Irak von Gruppen religiöser Minderheiten wie Jesiden und Christen zu ´säubern´ Erfolg.“

Der chaldäische Erzbischof Bashar Warda aus Erbil betonte, dass „es offensichtlich sei, dass die Christen im Irak, besonders die leitenden Männer der Kirche, sich – was Friedensstiftung und Menschenrechte im Irak anbelange – dafür eingesetzt hätten, ein Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein. (CNA Deutsch)

Vatikan/USA: Sorge wegen Botschaftswechsel nach Jerusalem

Im Vatikan stößt das Vorhaben der US-Regierung, ihren Botschaftssitz in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, auf Unverständnis. Für den langjährigen Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO, Erzbischof Silvano Tomasi, müsse weiterhin die Zwei-Staaten-Lösung verfolgt werden, wie er im Gespräch mit Radio Vatikan an diesem Mittwoch sagt. Seit jeher unterstütze der Heilige Stuhl die Haltung der Vereinten Nationen, die darauf abzielt, einen palästinensischen Staat neben einem israelischen Staat anzuerkennen. Voraussetzung sei, dass sich beide unabhängige Staaten gegenseitig respektieren, fügt Erzbischof Tomasi an. Doch mit der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem werde dieses Ziel wesentlich schwieriger zu erreichen sein.

„Jerusalem muss weiterhin allen drei großen abrahamitischen Religionen zugänglich bleiben, also für Christen, Muslime und Juden. Die Tatsache, dass man sagt, Jerusalem sei die Hauptstadt allein von Israel und all die damit verbundenen juristischen Konsequenzen, verkompliziert die bisherige Haltung der UNO, die auch vom Heiligen Stuhl unterstützt wird. Deshalb muss eine politische Linie verfolgt werden, die nicht Trennungen hervorruft, sondern die im Gegenteil Eintracht stiftet und Frieden garantiert.“

Als langjähriger Vatikandiplomat habe er festgestellt, dass es einer „vertieften Zusammenarbeit“ auf internationaler Ebene bedarf. Man können nicht einseitige Beschlüsse fassen, gerade wenn es um die Beziehungen zwischen Staaten gehe.

„Doch solche Gesten und auch solche Äußerungen, die den internationalen Konsens zerbrechen, bergen die Gefahr neuer Gewaltausbrüche. Wir müssen aber stattdessen versuchen, eine solche Politik mit allen möglichen Mitteln zu verhindern.“

Gerade die jüngsten Beschlüsse in den USA seien nicht förderlich. So würde der sogenannte „Travel Ban“ – auch „Muslim Ban“ genannt – ein falsches Zeichen setzen und in die falsche Richtung führen. Der Oberste Gerichtshof der USA entschied diese Woche, dass Donald Trumps umstrittener Bann mit Einschränken vorerst in Kraft treten dürfe.

„Dieser Beschluss ist selektiv, weil damit sieben Länder auf die Schwarze Liste gesetzt werden. Es handelt sich um sehr arme Länder und vor allem leben dort mehrheitlich Muslime. Die Haltung der US-Regierung stiftet somit sehr viel Trennung anstatt Einheit. Es fehlt an gutem Willen, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Auch entspricht eine solche Haltung nicht der Tradition der USA, die – vergessen wir es nicht – ein Einwanderungsland par excellence war und ist.“

Und dritter Streich der US-Regierung: Sie zieht sich auch aus einer Flüchtlingsvereinbarung der UNO zurück. Trump wolle sich nicht länger an der Ausarbeitung des globalen Flüchtlings- und Migrationspaktes beteiligen, erklärte die US-Vertretung am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Die dazu verabschiedete New Yorker Erklärung sei „unvereinbar“ mit der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik der USA, hieß es aus dem Umfeld Trumps. Auch das stößt bei Erzbischof Tomasi auf Unverständnis.

„Gemäß der Katholischen Soziallehre müssen wir uns alle dafür verantwortlich fühlen, was auf der Welt passiert. Wir sind eine einzige Menschheitsfamilie. Was die Frage um die aktuelle Migration auf der Welt betrifft, so können wir die Probleme nicht damit lösen, dass man selektiv vorgeht, also die einen hineinlässt und andere nicht und dass man selber entscheidet, ohne andere mit einzubeziehen. Es bedarf stattdessen einer internationalen Zusammenarbeit. Diese multilaterale Kooperation drückt sich vor allem in der Zusammenarbeit aller Länder bei der UNO aus, die an Lösungen zum Migrationsphänomen arbeiten. Die ablehnende Haltung der USA ist keine Unterstützung für die Lösungssuche auf internationaler Ebene. Es hilft auch nicht, Frieden zu stiften und zu fördern. Wir können die Migration nur auf eine multilaterale Weise angehen. Das bedeutet, dass sich alle Staaten daran beteiligen sollten. Gerade die USA sind sehr wichtig, auch weil sie wegen ihrer langjährigen Tradition im Bereich der Einwanderung sehr viel beitragen könnten.“ (rv)

Eine Stimme des Gewissens bei der UN: Der Heilige Stuhl kämpft für Waffen-Verbot

Im Völkerbundpalast in Genf fand das diesjährige Treffen der Vertragsparteien der UN-Waffenkonvention statt, des Abkommens über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen, kurz CCW. Das CCW umfasst Themen wie Landminen, blendende Laserwaffen und die Entschärfung von explosiven Kriegsrelikten.

Auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Ivan Jurkovič, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, ergriff das Wort und mahnte, dass angesichts der zahlreichen Opfer von Konflikten man sich nicht Untätigkeit oder Kompromisse leisten könne.

„Die Waffenkonvention muss in angemessener Weise das Wesen moderner bewaffneter Konflikte und die damit verbundenen körperlichen, moralischen und seelischen Leiden berücksichtigen.“

Ich hatte die Gelegenheit, mit dem Nuntius über seine Rede und das Thema zu sprechen. Meine erste Frage war was seelisches Leid sei.

„Wie Sie wissen“, so Erzbischof Jurkovic, „hatten wir es in der Vergangenheit mit Konflikten zu tun, die von Staaten ausgetragen wurden, die Akteure bei Konflikten waren Staaten. Gegenwärtig sind es keine Staaten, sondern fundamentalistische Gruppierungen, Gruppen von Menschen mit sehr radikalen Ideen und sehr wenig Respekt vor dem Menschen, wie Terrorgruppen. Ich würde sagen, auch Leute, die aus nichts einen Staat machen wollen. Normalerweise sind diese Leute sehr empfindlich und Religion ist für sie sehr relevant. Das bedeutet, dass für sie heute vor allem wichtig ist, welcher Religion man angehört. Und in jüngster Zeit spüren wir an manchen Orten – der Heilige Stuhl und viele andere Staaten waren auf diesem Gebiet sehr aktiv – ein Klima, das Christen in besonderer Weise zur Zielscheibe macht. Wenn von moralischem und seelischem Leid die Rede ist, beziehen wir uns nicht nur auf die katholische Kirche oder die Christen, wir wollen auch für andere religiöse Gruppen sprechen, die wahrscheinlich weniger geschützt sind als die katholische Kirche, die gut etabliert ist, und deshalb noch rücksichtsloserem und grausamerem Druck ausgesetzt sind. Also ‚Seelisches Leid‘ denke ich ist, wenn man gezwungen wird, seine religiöse Zugehörigkeit zu ändern.“

In seiner Rede vor der UN Konferenz nannte es der Nuntius eine Illusion, über einen „sauberen Krieg“ zu sprechen. Denn der stünde in krassem Wiederspruch zur Realität der dramatischen, humanitären Langzeitfolgen des Einsatzes von Sprengkörpern in bevölkerten Gebieten.

Ich fragte ihn ob es irgendeine Art Krieg gäbe, die „human“, „zivilisiert“ oder menschenwürdig“ sei.

„Wir sprechen hier davon, dass es so etwas wie einen ’sauberen Krieg‘ nicht gibt. Das heißt, Krieg ist immer eine schmutzige Sache, Krieg ist immer eine schwere Niederlage der Menschlichkeit. Wofür wir und die internationalen Organisationen eintreten – nicht so sehr der Heilige Stuhl und die katholische Kirche, aber die internationale Gemeinschaft, ist dass das Verhalten der Agierenden im Konflikt, der am Konflikt beteiligten Staaten, von internationalem humanitären Recht geregelt werden muss. Sich an Internationales humanitäres Recht zu halten, ist besser, als sich nicht daran zu halten. Und nicht nur das: es bedeutet natürlich auch, dass brutale Maßnahmen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen so weit wie möglich (irgendwie) dem humanitären Recht unterstellt sein müssen. Der Heilige Stuhl ist der Ansicht, dass ein Abkommen, auch wenn es Mängel hat, besser ist als gar kein Abkommen. Deshalb stehen wir fest hinter dem Wortlaut des internationalen humanitären Rechts.“

Der Heilige Stuhl bezof sich auch auf den wiederholten Einsatz von Brandwaffen, also Waffen auf der Basis von Chemikalien wie Napalm, Thermit, Magnesiumpulver oder weißen Phosphor. „In diesem Zusammenhang möchte der Heilige Stuhl erneut wiederholen, dass neben der Tatsache, dass der Einsatz jeglicher Waffen gemäß den Regularien des Internationalen humanitären Rechts erfolgen muss, der Einsatz von Brandwaffen einschließlich der vielen Auswirkungen, die sie auf Menschen haben, reguliert oder verboten werden sollte, ungeachtet des Zwecks, für den die Waffen ursprünglich hergestellt wurden“, so Erzbischof Jurkovič in seiner Rede.

Daher auch meine Frage an ihn: „Warum hier ein Entweder/Oder? Warum kein knallhartes Verbot?“

„An solchen Treffen wie diesem teilzunehmen bedeutet für den Heiligen Stuhl immer, Kompromisse einzugehen, „antwortete er,“ das bringt uns in eine Art Zwickmühle. Natürlich ist der Papst ganz klar dagegen, wissen Sie, dagegen. Uns ist klar, dass man hier etwas machen kann. Den anderen allerdings nicht…Das bedeutet also: Kompromisse eingehen, sich anzupassen ist besser als nichts. Und genau das tun wir. Die Kirche muss in erster Linie an die Menschen denken – wenn man Bilder von weinenden Kindern sieht und von Müttern, die umherlaufen und ich weiß nicht was noch alles…das sind die Anliegen der Kirche. Und unsere Teilnahme – wie sage ich das – ist eine Ermutigung für alle, sich in die richtige Richtung zu bewegen. Hoffentlich kann die Menschheit dieses Ziel erreichen.“

„Wissen Sie,“ meinte ich daraufhin, „manchmal scheint es, als ob sich seit der Steinzeit nichts geändert hätte – außer den Waffen und so weiter. Denn im Krieg denken die Menschen scheinbar nicht mehr an Regeln und Bestimmungen, wissen Sie, Regeln und Bestimmungen und Kämpfen passt einfach nicht zusammen – oder?“

Der Erzbischof stimmte mir zu: „Genau das ist eine so traurige Seite der Menschheitsgeschichte! Aber man kann sagen, wenn man es global betrachtet, wenn man das Geschichtsbuch des 21. Jahrhunderts liest, dann denke ich, man ist um die Würde des Menschen mehr besorgt als früher. Und wenigstens verteidigt niemand die Position, man habe ein Recht darauf, ohne Angabe (eines Grundes) oder ohne Begründung zu töten. Das bedeutet also, wir müssen uns auch über kleine Fortschritte freuen. Und der Papst steht weiterhin fest dahinter, dass wir an UN Konferenzen wie diesen hier teilnehmen und uns für die Armen einsetzen und für die, die schutzlos sind. Wir sind fest entschlossen, alles in unserer Macht stehende zu tun, um das Leid derer zu lindern, die schutzlos sind.“

Meine nächste Frage richtete sich auf die Entwicklung hin zur elektronischen Person oder dem rechtlichen Status einer elektronischen Person (im militärischen Zusammenhang).“Können ‚Killerroboter‘ gestoppt oder verboten werden kann?

„Wir haben vor Kurzem an der Diskussion über tödliche, autonome Waffensysteme teilgenommen,“ sagt Erzbischof Jurkovic, „weil der Heilige Stuhl in ihnen eine große Gefahr sieht. Also es gäbe Krieg, Menschen würden getötet und am Ende wäre niemand wirklich verantwortlich? Wenn man aber doch einen Verantwortlichen braucht, würden wir vielleicht einen verantwortlichen Roboter oder eine autonome Waffe finden, die falsch gehandelt hast. Es wäre sicherlich tragisch, wenn jemand zu diesem Schluss käme. Wir sehen das natürlich aus dem menschlichen Blickwinkel, oder sagen wir aus dem religiösen: die Verantwortung liegt nur beim Menschen. Selbst kollektive Verantwortung ist ein Problem, oder? Wie kann man kollektiv verantwortlich werden, wenn (nur) einer sich falsch verhält? (Das bedeutet, dass Tausende von Menschen rechtmäßiger Weise darunter leiden müssten, ethische und moralische Verantwortung für einen Staatspräsidenten oder Verantwortungsträger zu übernehmen.?). Es scheint also, dass wir ein Problem damit haben, diese Begriffe richtig zu gebrauchen und die Menschen so in die Irre führen. Wichtig ist natürlich, dass uns das betroffen macht. Auf diesem Weg sollten wir nicht weitergehen. Wir müssen das beenden. Für gewöhnlich lernen wir aus großen Tragödien – hier hoffen wir jetzt, dass wir einer großen Tragödie zuvorkommen. Das, was wir tun, könnte helfen, eine zukünftige Tragödie zu verhindern, die an der Tür der Geschichte fast schon anklopft. Das bedeutet auch, dass unsere Teilnahme auch eine Frühwarnung sein soll, um eine bestimmte, für den Menschen und die Gesellschaft extrem negative, Entwicklung zu verhindern.“

„Und wir sollten nicht vergessen, ‚meinte ich, „dass letzten Endes auch jemand diese Waffen hergestellt und programmiert hat, es also durchaus Verantwortliche gibt. Aber es ist schwierig, das Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, usw. Aber: Menschen haben das gemacht, sie sind von Menschen geschaffen!“

Dazu Erzbischof Ivan Jurkovič: „Natürlich, das ist völlig richtig. Beim Geschäft mit Waffen (und Krieg) wird extrem viel geheuchelt. Das ist ein Riesengeschäft und der Heilige Vater spricht sich auch immer wieder gegen Waffenhandel aus. Waffenhandel ist der größte Gewerbezweig, größer als Erziehung, größer als soziale Sicherheit, größer als alle anderen. Und immer noch sprechen wir nicht gern darüber, aber wir müssen reden, wir müssen uns dagegen positionieren (dagegen sein) und einen frühen Warnruf abgeben. Wir müssen mutig sein und natürlich voller Hoffnung (oder natürlich hoffentlich so.) Es werden sich Auswirkungen zeigen, vielleicht begrenzt, über die Zeit verteilt, aber wir hoffen natürlich, dass sie zum Nutzen der Menschheit sein werden, ja.“

Ich sagte, dass ich glaube, dass es für ihn als Priester, als katholischer Priester, eine Herausforderung sei, in Konferenzen zu sitzen, wo man hauptsächlich über Krieg redet, darüber, ob man besser auf diese oder jene Art Krieg führt, „Aber mit Ihrer Anwesenheit versuchen Sie ja doch, dort wo es möglich ist, das Leid zu minimieren.“

Erzbischof Jurkovic: „Und wir müssen auch grundsätzlich dahinterstehen, nicht nach „Schema F“ zu arbeiten. Wir sprechen nicht so wie die anderen. Die Ansprachen der anderen sind pragmatisch ausgerichtet, auf Ergebnisse – wir sprechen über das Verhalten, das dem Gewissen der Menschheit Rechnung trägt, dem menschlichen Gewissen, das das religiöse Gewissen ist. Sensibel sein und Eintreten für die, die keine Stimme haben, für die Armen die letztendlich das meiste Leid trifft. Für die Menschen, die unschuldigen Opfer, und für Kinder, die nicht beschützt werden. Reiche Menschen und die, die beschützt werden, können fliehen, aber die Armen bleiben und leiden.“

Ich dankte für das Interview und das wir froh seien, „dass Sie hier sind und diesen – wie Sie es nennen – Warnruf abgeben, damit die Dinge sich hoffentlich ändern.“

Nuntius Jurkovič und seine Delegation hoffen, dass man im nächsten Jahr wesentlich damit vorankommt, gemeinsame ethische Rechtsstrukturen zu schaffen – basierend auf der Würde des Menschen.

Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media. (CNA Deutsch)