Wie geht es weiter nach COP23?

Quo vadis? – Wohin bewegt sich die Menschheit global und wie groß ist der CO2-Fußabdruck, den sie dabei hinterlässt? Schon das Pariser Klimaabkommen 2013 hat deutlich gemacht, dass sich die Menschheit mit großen Schritten in eine falsche Richtung bewegt, was gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem Erde hat.

Papst Franziskus wird nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Armut im ländlichen Raum. Die gute Nachricht ist, dass dieser zum Guten gewendet werden kann: Gegen Klimawandel vorzugehen, schützt Menschen vor seinen Folgen; unterstützt man Menschen darin, ein nachhaltiges Ernährungssystem zu installieren, profitiert auch die Umwelt. Die entscheidende Frage lautet: Wie kann ein nachhaltiges Ernährungssystem geschaffen werden, das den Kleinbauern im ländlichen Raum nützt? Zu diesem Thema lud Hinrich Thölken, der Ständige Vertreter Deutschlands bei den UN-Organisationen in Rom, in dieser Woche zu einer Podiumsdiskussion in die Villa Drusiana ein.

Dabei wurde deutlich: Qualifizierung der Bauern ist ein wichtiges Stichwort. Wir haben bei der Tagung Stefan Schmitz, Referatsleiter für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Ernährungssicherung im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), nach Strategien für Bauern im ländlichen Raum gefragt:

„Wir müssen die Länder dahingehend beraten, dass sie die Möglichkeit haben, ihre eigenen Märkte zu schützen und gleichzeitig die eigene Landwirtschaftsentwicklung voranzutreiben. Das bedeutet, dass der Bauer besseres Wissen braucht und moderne Methoden zur Verfügung haben muss, um produktiver arbeiten zu können, d. h. mehr Ertrag pro Hektar Land zu produzieren. Aber dann geht es ja auch darum, die Lebensmittel trocken und kühl zu lagern. Straßen zu haben, auf denen die Lebensmittel zum Markt transportiert werden. Das ganze Handelswesen muss verbessert werden. Das betrifft die ganze Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Teller des Konsumenten in der Stadt.“

Johannes Cullmann, Leiter der Abteilung Klima und Wasser bei der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), hat in seinem Beitrag auf die Folgen des Klimawandels hingewiesen. Über kurz oder lang, so seine Mahnung, werden auch wir in Mitteleuropa von extremen Wettererscheinungen und dem Ansteigen des Meeresspiegels betroffen sein. Am stärksten sind ländliche und küstennahe Gebiete bedroht, insbesondere Inselstaaten im Pazifik und Regionen Afrikas südlich der Sahelzone. Doch in vielen Fällen leben gerade dort die Ärmsten der Weltbevölkerung; diejenigen also, die den kleinsten CO2-Fußabdruck hinterlassen.

Hilfsorganisationen wie der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kleinbauern in ihrer Arbeit zu unterstützen, so dass sie selbst einen Weg aus der Armut finden. Die Jugend könnte ein Vorreiter darin sein, innovative Ideen in der Landwirtschaft zu etablieren. Wie kann die Jugend dafür gewonnen werden? Stefan Schmitz sagt dazu:

„Alleine in Afrika werden bis 2030 440 Millionen Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt drängen und eine Lebensperspektive suchen. Die Mehrheit von ihnen lebt auf dem Land, und nicht in den Städten. Insbesondere in Afrika ist das Bevölkerungswachstum auf dem Land extrem hoch. Sie suchen eine Perspektive, aber sie werden sie nicht immer bekommen; viele werden auch versuchen, in die Städte oder ins Ausland abzuwandern.“ Es sollte im Interesse aller sein, betont Schmitz auch mit Blick auf die massiven Migrationsbewegungen der letzten Jahre, dass die Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive erhalten könnten.

„Dazu ist notwendig, dass Landwirtschaft produktiver wird; dass jeder einzelne Landwirt, jeder einzelne Bauer mehr produziert, damit er darüber auch ein Einkommen erzielen kann. Das wäre eine Voraussetzung dafür, dass sie ein besseres Leben führen und sich auch z. B. einen Gesundheitsdienst leisten und den Schulbesuch der Kinder bezahlen können. Dafür ist es notwendig, dass Bauern eine Verbindung haben, dass sie sich Märkte erschließen können in den Städten. Wir beobachten zunehmend, wenn man in die Städte Afrikas geht und in die Regale der Supermärkte schaut, dass Produkte aus allen Teilen der Welt angeboten werden, die preiswert eingeführt werden können. Häufig ist die eigene Landwirtschaft dagegen nicht konkurrenzfähig. Da müssen wir nachhelfen.“

Die kürzlich zu Ende gegangene Bonner Klimakonferenz hat auch über einen Gender Action Plan diskutiert und damit die Frage aufgeworfen: Welche Rolle spielen Frauen in der internationalen Klimapolitik und in der nachhaltigen Entwicklung, beispielsweise in der Landwirtschaft? Wird da nicht viel Potenzial verschenkt? Stefan Schmitz mahnt Verbesserungsbedarf an:

„Die Rolle der Frauen ist hier ganz zentral. In Afrika leisten Frauen in der Landwirtschaft etwa 50 Prozent der Arbeit, teilweise sogar mehr, aber sie erwirtschaften nur ein Hauch, etwa 10 Prozent des Einkommens. Das ist ein riesiges Missverhältnis. Frauen haben eine ganz wichtige Schlüsselposition, weil sie auch gleichzeitig für die Ernährung der Familie zuständig sind. In ihren Händen liegt es, nicht nur mit darüber zu entscheiden, was auf dem Feld angebaut wird, sondern auch die Familie richtig und gesund zu ernähren. Diese Doppelrolle macht sie ganz besonders wichtig. Wir schätzen, wenn Frauen den gleichen Zugang zu Bildung oder zur Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich hätten wie Männer, wenn sie die gleichen Rechte hätten, Land zu besitzen und damit auch einen Kredit aufnehmen zu dürfen, dann wäre schon sehr vielen Menschen geholfen und die Produktivität der Landwirtschaft deutlich höher. Die Rechte der Frauen sind in sehr vielen Ländern sehr verbesserungsbedürftig.“

Quo vadis? Die Richtung scheint mehr oder weniger deutlich zu sein. Aber noch sind viele der Hauptakteure zu zögerlich. Vielleicht braucht es einfach jemanden, der mutig vorangeht. Klar ist, dass es in unser aller Sinne ist, uns gemeinsam auf Weg zu machen. (rv)

Parolin im Weißen Haus

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat im Weißen Haus mit US-Vizepräsident Mike Pence gesprochen. Dabei ging es nach Medienangaben um das Thema Menschenrechte und speziell Religionsfreiheit. Auch über die Krise in Venezuela sprachen die beiden; Parolin, ein früherer Nuntius in Caracas, hat mehrfach vergeblich versucht, das Regime von Präsident Nicolas Maduro und die oppositionellen Gruppen zu einem ernsthaften Dialog zusammenzubringen.

Nach Angaben des Weißen Hauses sprachen der vatikanische Regierungschef und Donald Trumps Stellvertreter auch über die Lage in Syrien und im Irak. Pence lobte den Einsatz des Heiligen Stuhls gegen internationalen Menschenhandel und deutete an, dass die USA auf diesem Gebiet mit dem Vatikan zusammenarbeiten wollten. (rv)

Katholische Hilfsorganisationen sprechen über modernen Menschenhandel

Im Oktober organisierte bei den Vereinten Nationen in Genf der Malteserorden ein Podium zu einem oft unterbelichteten Thema: Der Behandlung des Menschen als Ware für Sklaverei und Ausbeutung. Diese ist – wie insgesamt der illegale Schmuggel von Millionen Migranten und Flüchtlingen – ein Milliardengeschäft für kriminelle Organisationen.

Zusammen mit dem Heiligen Stuhl, Caritas Internationalis, der Internationalen Katholischen Migrationskommission und einigen staatlichen Organisationen wollte man das öffentliche Bewusstsein für den Menschenhandel schärfen.

Die Internationale Arbeitsorganisation beziffert die Zahl der Betroffenen dieser bestimmten Form von Schlepperei weltweit auf 20,9 Millionen, die meisten davon in Zwangsarbeit. Menschenhandel ist mit einem geschätzten jährlichen Gewinn von über 150 Milliarden US Dollar ein großes Geschäft. Experten zufolge sind etwa 26 Prozent der Betroffenen noch Kinder, 55 Prozent sind Frauen und Mädchen.

Der Apostolische Nuntius Erzbischof Ivan Jurkovič, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf wies in seiner Rede auf die traurige Tatsache hin, dass Verbrecher wie Menschenhändler von niemandem wirklich angeklagt werden:

„Wir leben heute in einer modernen Gesellschaft, überall Kommunikation, jeder könnte Hinweise geben, um sie ausfindig zu machen, sie zu schnappen – aber keiner kommt, keiner legt Hand an sie. Beim Drogenhandel ist es genauso. In der Kleinstadt Ljubljana [Laibach] beispielsweise können einem schon die Kinder sagen, wo man Drogen verkauft, aber keiner tut irgendwas.“

Er wies auf eine ungewöhnliche Initiative hin, die Papst Franziskus in Santa Marta seinem Wohnsitz in Rom gestartet hat:

„Und in diesem Haus Santa Marta, wo er lebt – ein schöner Ort um dort zu wohnen, ich habe auch schon dort gewohnt – aber es ist nicht so schön wie der päpstliche Palast, der natürlich viel größer ist. In diesem Haus wiegesagt hat er einen Zusammenschluss von Bischöfen und Vollzugsbehörden ins Leben gerufen. Er nennt das die Gruppe von Santa Marta. Denn es ist in der Tat so, dass viele Betroffenen der Polizei nicht trauen. Für die Polizisten ist das natürlich unschön, sie sind dem Schlimmsten ausgesetzt, aber trotzdem traut man ihnen nicht. Die Erfahrung zeigt, dass es den Betroffenen leichter fällt, sich den Mitarbeitern der Kirche anzuvertrauen, als der Polizei.“

Ich habe mit Michel Veuthey dem Hauptorganisator des Forums und einer der beiden neuen Botschafter des Malteser Ordens zur Bekämpfung von Menschenhandel gesprochen und ihn nach dem Ziel der Veranstaltung gefragt:

„Wir wollten mit der Veranstaltung an den europäischen Tag gegen Menschenhandel erinnern. Also haben wir die Initiative ergriffen und das alles in recht kurzer Zeit organisiert. Die Botschaft des Heiligen Stuhls, und die Botschaften der Europäischen Union, des Europarats, Italiens und des Vereinigten Königreichs haben uns dabei geholfen. Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar für diese Unterstützung bin, denn es war für uns gewissermaßen der erste Schritt in die Öffentlichkeit, das Engagement des Malteserordens gegen Menschenhandel zu unterstreichen. Im Vorfeld haben wir Erklärungen abgegeben, wir haben eine Erklärung in Wien abgegeben, wir haben im September, am 27. September in New York eine Erklärung abgegeben und morgen werde ich auch nach Rom fahren, um an einem Workshop des Heiligen Stuhls teilzunehmen… aber das alles ist nur der erste Schritt, würde ich sagen…der erste Schritt dieser Selbstverpflichtung des Ordens, die sich in der Ernennung von zwei Botschaftern gegen Menschenhandel ausdrückt. Einer mit Sitz in Afrika und der andere – ich – in Genf. Was wir möchten, ist zunächst beobachten und dann kämpfen. Um kämpfen zu können, musst du wissen, was auf dem Spiel steht, musst die Interessensgruppen kennen und wer von denen dein Partner sein könnte.“

Teil der Initiative ist für den Orden ein geplantes Netzwerk von Partnern aus UN Organisationen, Regierungen, katholischen und anderen christlichen Institutionen.

„Allen voran die Anglikanische Kirche. Das ist wichtig, weil wir von bewährten Vorgehensweisen anderer lernen wollen. Natürlich sollten wir zunächst zuhören, dann Vertrauen zu anderen Organisationen aufbauen und auf jeden Fall auch zu Regierungen. Wir wollen auch Vorschläge bei der Magistratur des Ordens in Rom einreichen, damit wir durch die Magistratur, also durch den Großkanzler, nationalen Verbänden Anregungen geben können und dann womöglich Botschaftern des Malteserordens rund um die Welt. Es ist eine große Aufgabe und ich bin, wenn Sie so wollen, einfach nur ein Kundschafter, ein Forscher. Ich sage: ja, ich bin ein Botschafter – ein Botschafter allerdings, der nicht sein Prestige oder seinen Titel gebraucht, sondern einfach zuhört, Hände schüttelt und dann schaut, wie man mit anderen zusammenarbeiten kann, die auch schon einige Jahre gegen Menschenhandel arbeiten.“

Das verstärkte Engagement des Malteserordens ist eine Antwort auf den Aufruf von Papst Franziskus zur Beendigung der Zwangsarbeit, der modernen Sklaverei und des Menschenhandels, so Michel Veuthey:

„Es ist sehr wichtig für den Malteserorden als katholischen Orden, das Gebet nicht zu vergessen. Wir müssen für die Betroffenen beten und für die Umkehr derer, die diese Straftaten tatsächlich begehen. Und aus diesem Grund, das darf ich vielleicht erwähnen, werden wir nächstes Jahr am 8. Februar den Festtag der Heiligen Josephine Bakhita feiern. Josephine Bakhita verbrachte den ersten Teil ihres Lebens als Sklavin, kam dann nach Italien, wurde Ordensfrau und half als solche später ehemaligen Sklaven.Seit 2015 ist das ein internationaler Gebetstag für Sklaven. Und ich finde, wir sollten das besonders betonen, denn ein Aktionsplan kann nicht ‚ohne die Hilfe des Himmels‘ funktionieren, würde ich sagen. Wenn wir so tun, als ob wir durch menschliche Anstrengungen alle Probleme lösen könnten, übersehen wir diesen sehr wichtigen Schritt!“

2014 hatten auf Initiative von Papst Franziskus die Vertreter großer Religionen eine Erklärung zum Kampf gegen Sklaverei unterzeichnet. Ziel ist es, moderne Sklaverei bis 2020 weltweit auszumerzen – durch Sensibilisierung, Weisheit, Technologie und den Heiligen Geist: Eine Mission, die nicht unmöglich ist.

Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media. (CNA Deutsch)

Vatikan und UNO: „Für die Beteiligung sehr dankbar“

„Bei dem, was die Kirche tut, sind Sie ganz vorne mit dabei“: Mit diesen Worten hat Papst Franziskus seinen Vertreter bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Ivan Jurkovič, an diesem Montag zu einer Audienz empfangen. Am 24. Oktober 1945 waren die Statuten der Vereinten Nationen in Kraft getreten, seitdem wird dieser Tag als „Tag der Vereinten Nationen“ begangen. Anlässlich dieses Tages haben wir Jurkovič gefragt, was die Rolle des Heiligen Stuhls bei der internationalen Vereinigung ist.

Der Vatikandiplomat weist zuerst auf die Begrüßungsworte des Papstes hin, dann nennt er die wichtigsten Themen, welche vom Vatikan immer wieder vorgebracht würden, darunter das Problem des Waffenhandels und Fragen rund um die Migration.

Dass der Papst das Engagement bei den internationalen Organisationen so deutlich würdigt, habe ihn zunächst überrascht, bekennt Jurkovič. „Selbstverständlich wird die UNO kritisiert, wie alle großen Institutionen, und sie wird unters Vergrößerungsglas gelegt. Aber es ist nun einmal wichtig, einen globalen Bezugspunkt zu haben, wo man sich in schwierigen Momenten zusammensetzt, wie zum Beispiel in diesen Zeiten.“

Jurkovič ist so genannter „ständiger Beobachter“ des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, weitere Beobachter gibt es bei den UNO-Organisationen in Paris, Wien und natürlich in New York. „Beobachter“ sind nicht volle Mitglieder, sie dürfen mitberaten, aber nicht mit abstimmen.

Einfluss habe die Kirche dort aber schon, sagt Jurkovič, vor allem durch die Person Papst Franziskus. „Das liegt natürlich am Stil des Papstes, an seiner direkten Anteilnahme an quasi allen Fragen, welche schwierig sind für die Menschheit,“ sagt der Erzbischof. „Das wird bei den internationalen Organisationen sehr deutlich wahrgenommen, sie sind für die Beteiligung des Heiligen Stuhls sehr dankbar.“ (rv)

Österreich: Politischer Rechtsruck ist schwierig für Christen

Österreich hat entschieden: Die Volkspartei unter Sebastian Kurz ist an diesem Sonntag als deutlicher Sieger aus den Wahlen hervorgegangen, Kurz wird nun mit der Regierungsbildung beauftragt. Möglich scheint in diesem Szenario auch eine Koalition der Volkspartei mit der freiheitlich-populistischen FPÖ. Eine für die Christen im Land schwierige Wahl war es, deren Wahlkampf auch durch gegenseitige Tiefschläge und Populismus gezeichnet war.

Sebastian Kurz könnte allerdings nun ein Hoffnungsträger für die Alpennation werden: Das meint der Wahlbeobachter und katholische Publizist Heinz Nußbaumer. Der politische Rechtsruck sei nicht zu leugnen, müsse nun aber in ruhigere Fahrwasser geführt werden, meint Nußbaumer im Gespräch mit Radio Vatikan. „Beide Parteien – ÖVP und FPÖ – die für einen strengeren, die FPÖ sogar für einen sehr strengen Migrationskurs, eingetreten sind, haben sehr stark gewonnen. Die Themen Sicherheit, Migration, Angst vor Islamismus waren mit Sicherheit die beherrschenden Wahlmotive. Dazu kommt als zweites Phänomen der tief sitzende Wunsch der Österreicher nach Veränderung der politischen Grundkonstanten.“

Nach Einschätzung Nußbaumers hatte gerade diese Themenkonstellation, die im Wahlkampf „massiv hochgespielt“ wurde, für Christen die Abstimmung so kompliziert gemacht: „Das Entscheidende und Prägende für mich als Christ am Wahlsonntag war, dass gerade jene beiden Parteien, deren Führungen sich immer als besonders christliche präsentiert haben, in Fragen der Migration, des Umgangs mit Flüchtlingen, der Verschließung von Fluchtrouten sich als am härtesten erwiesen haben.“

Der christliche Glaube habe dabei als „Zeichen unserer Kultur und Identität“ gestanden, christliche Inhalte fehlten indes. Nußbaumer verweist in diesem Zusammenhang auf den Theologen Paul Michael Zulehner, der bereits vor der Wahl die für Christen prekäre Situation ausgemacht hatte: „Nicht wenige Christen werden diesmal politisch heimatlos, weil das politische Agieren in der Flüchtlingsfrage, diese populistischen Vereinfachungen und das Fehlen einer christlich inspirierten und attraktiven Vision von einem Österreich der Zukunft viele engagierte Gläubige stört und in eine schwierige emotionelle Isolation gebracht hat.“

Das Schüren von Angst vor der drohenden Islamisierung habe somit möglicherweise auch in Österreich die Wahl entschieden, umso wichtiger sei nun ein Umdenken, meint der langjährige Leiter der österreichischen Präsidentschaftskanzlei. „Man muss jetzt schauen, ob diese beiden Parteien [ÖVP und FPÖ, Anm.], sollten sie gemeinsam eine Koalition bilden, in Regierungsverantwortung dann von dieser exponierten Position heruntersteigen.“

Er jedenfalls erwarte sich von einem Bundeskanzler wie Kurz, dass die „Ausgrenzungs-Emotionen“, die man im Wahlkampf beobachtet habe, nun von „einer gemäßigteren und verantwortungsvolleren, aber auch menschenrechtlich und christlich verständnisvolleren Haltung“ abgelöst würden, zeigt sich Nußbaumer zuversichtlich. (rv)

Papst spendet 460.000 Euro für Hilfe im Südsudan

Mit einem Besuch klappt es vorerst nicht, doch ein Zeichen der Verbundenheit sendet Papst Franziskus dennoch nach Südsudan: Eine Spende von 460.000 Euro für die Nothilfe im Land wurde aus dem Vatikan auf den Weg gebracht. Das kündigte der vatikanische Verantwortliche für Frieden und Flüchtlinge, Kardinal Peter Turkson, an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz an. Konkret sollen mit diesen Geldern zwei Krankenhäuser, eine Schule und Werkzeuge für Bauern bezahlt werden. Turkson ist Präfekt des von Franziskus im Zuge der Kurienreform gegründeten Dikasteriums für die Ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Zur Erinnerung: Papst Franziskus hatte im vergangenen Oktober den Wunsch geäußert, den Südsudan zu besuchen. Wie vor Kurzem bekannt wurde, werde dies in diesem Jahr nicht mehr möglich sein. „Da der Heilige Vater nicht dorthin reisen kann, wollte er jedoch etwas Konkretes für das Land unternehmen, um den leidenden Menschen dort beizustehen und die Nähe der Kirche zu bekunden“, so Kardinal Turkson. Aufgrund des aktuellen Konflikts hungerten 7,3 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung.

Die beiden Krankenhäuser, die finanziell unterstützt werden, werden von den Comboni-Missionaren geleitet. Die Schulen hingegen werden von der Hilfsorganisation „Solidarität mit dem Südsudan“ geführt und die landwirtschaftliche Projekte werden von der vatikanischen Caritas-Stiftung gefördert.

Kein zweites Darfur

Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy, war ebenfalls bei der Pressekonferenz im Vatikan dabei. Er betonte, dass die von der UNO ausgerufenen Hilfsprojekte für den Südsudan erst zur Hälfte finanziert worden seien. Da sei ein Verweis auf das nördlich gelegene Darfur unumgänglich, so Roy. Dort leide bereits seit 13 Jahren die Bevölkerung unter einem Konflikt. Der Südsudan dürfe deshalb nicht ein zweites Darfur werden, sagte Roy. (rv)

„Anschlag auf den Sonntag“: Bischof Voderholzer fordert Schutz des Tags des Herrn

REGENSBURG – Es ist der Tag des Herrn, nicht des Einkaufens, und muss als solcher besser geschützt werden: Das hat Bischof Rudolf Voderholzer gefordert.

Der Sonntag sehe sich immer wieder den Begehrlichkeiten von Industrie und Handel ausgesetzt, betonte Bischof Voderholzer bei der heutigen Eröffnung der Wolfgangswoche in der Basilika St. Emmeram in Regensburg.

Die neueste Forderung laute, nicht nur vier, sondern zehn verkaufsoffene Sonntage zu genehmigen. „Ich weise diesen erneuten Anschlag auf den Sonntag zurück. Eine weitere Aushöhlung des Sonntags kann nicht mehr hingenommen werden“, so der Regensburger Bischof.

Sonntag ist als Kulturgut über alle Maßen schützenswert

Es gebe, so Bischof Voderholzer, schon genügend Menschen, die für den Sonntag arbeiten. In der Gastronomie, im Nahverkehr, auch in der Kirche. Jeder Euro könne nur einmal ausgegeben werden. Was man am Sonntag ausgeben würde, könne man am Montag nicht mehr ausgeben und auch nicht am Donnerstag.

Wenn jeder einzelne sich die Rahmenbedingungen seiner Freizeitgestaltung selber schaffe, gäbe es bald keine gemeinsamen Aktionsmöglichkeiten mehr.

Gerade auch als überindividuelle Institution ermögliche der Sonntag, als gemeinsamer Feiertag auch eine Fülle gemeinschaftsstiftender Aktivitäten. Deshalb sei der Sonntag – noch weit über das kirchliche Anliegen hinaus – auch als Kulturgut höchsten Ranges, als soziale Einrichtung, über die Maßen schützenswert gegenüber allen ökonomischen Verrechnungs- und Vereinnahmungsversuchen, betont Bischof Rudolf Voderholzer.

Vernachlässigung des Sonntags zerstört den Glauben

„Gerne verbünde ich mich bei diesem Anliegen auch mit nicht-kirchlichen Organisationen und Institutionen zur ‚Allianz für den Sonntag‘, die den arbeitsfreien Sonntag auch aus rein menschlichen Gründen verteidigen und schützen“, hebt Bischof Voderholzer hervor. Aus kirchlicher Sicht, so der Bischof, sei der Sonntag zwar nicht der einzige Tag der Woche. Der Glaube, der vor allem aber am Sonntag gefeiert werde, müsse sich am Montag bewähren, müsse ausstrahlen in die Woche hinein und das alltägliche werktägliche Leben bestimmen.

Das Salz des Sonntags müsse den Montag und all seine Lebensbereiche würzen. Dort wo der Sonntag vernachlässigt werde, wo die gottesdienstliche Versammlung, das Hören des Gotteswortes und die Feier von Tod und Auferstehung Jesu Christi ausfallen, verdorre der Glaube, verkümmere die Hoffnung und erlahme schließlich auch die Liebe.

Die Wolfgangswoche

Der heilige Bischof Wolfgang starb am 31.10.994. Er ist der 13. Oberhirte der Diözese Regensburg und der erste Bistumspatron. Zur Eröffnung der Wolfganswoche wird der Schrein mit den Gebeinen des Heiligen in einer Prozession aus der Wolfgangskrypta in die Basilika übertragen. Bis zum 24. Juni werden heuer täglich Gottesdienste zu Ehren des Bistumspatrons gefeiert. Höhepunkt bildet die Priesterweihe im Dom St. Peter (Beginn 08:30 Uhr) am letzten Tag der Wolfgangswoche. (CNA Deutsch)

Kardinal Turkson fordert UNO-Reform

Der Vatikanverantwortliche für Frieden und ganzheitliche Entwicklung, Kardinal Peter Turkson, fordert eine umfassende UNO-Reform. Im Gespräch mit einer italienischen Zeitschrift erklärte er, eine Stärkung der UNO sei „unerlässlich“, um die „positiven Effekte der Globalisierung zu verstärken“ und die negativen einzudämmen. Außer einer Vollversammlung, die die Staaten repräsentiere, brauche eine erneuerte UNO aus seiner Sicht auch eine weitere „Versammlung“, in der die Zivilgesellschaft, „also transnationale Sozialverbände“, vertreten sei.

Der afrikanische Kurienkardinal verwies auf die weltweite Migration, um die Dringlichkeit einer UNO-Reform zu verdeutlichen. Wenn man Schätzungen der Weltbank und Statistiken über Binnenmigration innerhalb von Staaten zugrunde lege, komme man zu dem Schluss, dass mehr als eine Milliarde von Menschen heute Migranten seien, „also einer von sieben Erdbewohnern“. Turkson wörtlich: „Migration ist heute ein globales Phänomen und muss von supranationalen Organismen angegangen werden.“

Turkson warnte westliche Länder vor „einer emotionellen Lektüre des Phänomens“, vor „identitärem Abkapseln“ oder einer „neurotischen Suche nach Sicherheitspolitiken“. Schließlich würden 85 Prozent aller Asylbewerber heutzutage „von den ärmsten bzw. von den Entwicklungsländern aufgenommen“.

Scharf kritisierte Kardinal Turkson die Höhe der Militärausgaben in vielen entwickelten Ländern: Sie seien mitverantwortlich für die Konflikte und Kriege und überstiegen außerdem bei weitem die geleistete Entwicklungshilfe. „Wenn wir ehrlicher wären, dann würde uns klar werden: Man kann nicht Länder durch eine Invasion destabilisieren, den Waffenhandel fördern, Ungerechtigkeiten zulassen, die ganze Bevölkerungen demütigen, im Handel ungerechte Regeln durchsetzen – und sich dann beschweren, dass es zu viele Asylbewerber und Einwanderer gibt!“

Turkson beklagte auch den „Totentanz rund um die Atombombe“ und sprach sich für einen internationalen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen aus. Eine entsprechende Initiative werde bereits von mehr als hundert Staaten unterstützt. Es sei eine „schwerwiegende Anomalie“, dass alle Massenvernichtungswaffen durch internationale Konventionen geächtet würden – mit Ausnahme von Atomwaffen. (rv)

Kasachstan: Kardinal Turkson bei Eröffnung der Expo

Astana: Der Name der Hauptstadt von Kasachstan steht im Moment vor allem für die Friedensverhandlungen zu Syrien, die dort an der UNO vorbei laufen. Jetzt aber macht Astana noch mit etwas anderem von sich reden: Die Expo startet dort an diesem Samstag. Ihr Motto heißt „Energie der Zukunft“. Und auch Kurienkardinal Peter Turkson ist beim Expo-Start dabei.

„Der Heilige Stuhl ist von Kasachstan eingeladen worden, an der Expo teilzunehmen – darum sind wir hier“, sagt uns Turkson telefonisch aus Zentralasien. „Schon bei der letzten Expo in Mailand lag der Pavillon von Kasachstan sehr nah am Pavillon des Heiligen Stuhls. Und wir wollen natürlich den guten Willen des Heiligen Stuhls zeigen, an solchen internationalen Ereignissen teilzunehmen.“

Kurienkardinal Turkson leitet die Vatikanbehörde für ganzheitliche menschliche Entwicklung; sie hat den Vatikan-Pavillon auf der Expo organisiert. Turkson hat ihn am Freitag eingeweiht. Die Themen des Vatikan-Beitrags lauten: Gottes Liebe als Ursprung der Schöpfung, Energie als Werkzeug in den Händen des Menschen, ganzheitliche Entwicklung, Pflege des gemeinsamen Hauses. Das sind lauter Themen, die schon in der Schöpungsenzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus anklingen.

„Ich finde, wir haben in unserem Pavillon ein sehr spannendes Narrativ. Von Anfang an haben sich viele Menschen hineingedrängelt – vermutlich wegen der Bilder des Heiligen Vaters und des Vatikans, die am Eingang zu sehen sind – auch Bilder der Päpste Johannes Paul und Benedikt XVI. mit dem kasachischen Präsidenten. Der Pavillon scheint also wirklich attraktiv zu sein, und hoffentlich ist das auch mit der Botschaft, die in seinem Inneren vorgestellt wird.“

Natürlich ist der Heilige Stuhl kein Energie-Unternehmen und kann auch keine Ressourcen zur Ausbeutung bieten. Doch sein Interesse am Thema ist authentisch, versichert der Afrikaner Turkson: Dem Vatikan geht es um Krieg und Frieden.

„Energie interessiert uns in zweierlei Hinsicht: Da wo es Rohmaterial für Energie gibt, kommt es oft zu Konflikten um die wirtschaftlichen Profite. Da geht es um Geld, um Märkte, um Profite, da entsteht Streit um Zugang, um Besitz, um Ausbeutung von Energiequellen. Ganze Staaten können sich da in die Haare geraten. Und zweitens sind die Kriegswerkzeuge heute oft unterschiedliche Formen von Energie. Keiner schießt eine Waffe ab, ohne dass etwas explodiert.“

Das führt den Vatikan in seinem Pavillon dazu, an eine berühmte Forderung des Jesaja zu erinnern: Schwerter zu Pflugscharen. Schon interessant, welchen Dreh der Vatikan dem Thema Energie gibt…

In dem kommenden drei Monaten stellen 115 Länder in Astana rund um das Thema Energie aus, bis zu sieben Millionen Besucher werden erwartet. Die letzte Expo fand 2015 in Mailand statt, 2020 wird Dubai Gastgeber sein. Der Heilige Stuhl beteiligt sich seit 1851 an der Weltausstellung. (rv)

Forderung nach Entschuldigung: Papst lässt sich von Trudeau nicht unter Druck setzen

VATIKAN – Papst Franziskus hat am heutigen Montag den kanadischen Premier, Justin Trudeau, zu einer Privataudienz empfangen. Dieser lud Franziskus ein, nach Kanada zu kommen, um sich persönlich für die Rolle der Kirche im Umgang mit indigenen Kanadiern zu entschuldigen.

Es war nicht der erste Vatikan-Besuch von Trudeau: Im Jahr 1984 begleitete der damals noch kleine Justin seinen Vater, den damaligen Premierminister, Pierre Trudeau. Dieser traf auf den heiligen Papst Johannes Paul II.

Beim 36 Minuten dauernden heutigen Treffen zwischen dem mittlerweile 40 Jahre alten Sohn mit Franziskus freilich waren nicht nur die Zeiten andere. Welche Agenda der kanadische Politiker, begleitet von Gattin Sophie Gregoire-Trudeau, dabei hatte, teilte sein Sprecher, Cameron Ahmad, mit: Die Forderung nach einer Entschuldigung der Kirche, über die bereits im Vorfeld versucht worden war, mit viel Berichterstattung Stimmung zu schüren.

Verpackt wurde diese Forderung in eine Einladung nach Kanada.

Dabei geht es um ein Kapitel der kanadischen Geschichte, bei dem auch die Kirche eine Rolle spielte.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden 150.000 indigene Kinder gezwungen, in staatlichen Schulen – residential schools – ein Programm der „Inkulturation“ zu durchlaufen. Etwa 6.000 Ureinwohner-Kinder starben in den Schulen.

Diese Einrichtungen – wie das gesamte Programm – wurde vom kanadischen Staat verantwortet; doch waren einige der Schulen in kirchlicher Trägerschaft.

Als die Truth and Reconciliation Commission einen 94-Punkte-Plan vorlegte zur Versöhnung und Aufarbeitung, war einer der 94 eine Entschuldigung der Kirche.

Im Jahr 2009 entschuldigte sich bereits Papst Benedikt XVI. für die Rolle der Kirche in einem Treffen mit Phil Fontaine, dem Leiter der National Assembly.

Druck auf den Papst

Mehrere Vatikanisten haben darauf verwiesen, wie ungewöhnlich es ist, die Gesprächsinhalte des eigentlich privaten Treffens eines Staatsoberhauptes mit dem Papst so zu thematisieren – sogar im Vorfeld.

Im Falle Trudeaus liegt dies möglicherweise am Druck, unter dem der Politiker im Heimatland steht. Doch Franziskus lasse sich offenbar nicht unter Druck setzen, kommentierte Vatikanist Christoph Lamb von „The Tablet“; obwohl er, wie schon Benedikt, durchaus in manchen Fällen bereit sei, sich für die Rolle der Kirche zu entschuldigen.

Das kurze Communiqué des Heiligen Stuhls zum heutigen Treffen beschreibt den Sachverhalt als „Themen der Integration und Versöhnung mit den Ureinwohnern Kanadas“.

Das Treffen sei herzlich verlaufen, so das Presse-Amt. Die positiven bilateralen Beziehungen beider Länder sowie „die Beiträge der Katholischen Kirche zum gesellschaftlichen Leben des Landes“ hätten die beiden besprochen.

Danach, „vor dem Hintergrund der Ergebnisse des G7-Gipfels“, hätten Papst und Premier auch über den Nahen Osten gesprochen, sowie andere internationale Fragen.

Der Papst schenkte zum Abschluss des Besuchs dem kanadischen Premier fast das gleiche wie dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump vor einigen Tagen: Neben einer Medaille zum Gedenken des vierten Jahres seines Pontifikates die Enzyklika Laudato Si, die Exhortationen Evangelii Gaudium und Amoris Laetitia, sowie eine handsignierte Kopie seiner Botschaft zum Weltfriedenstag.

Im Gegenzug schenkte der Premier dem Papst eine seltene, sechsbändige Ausgabe der Relations de Jesuits du Canada – das Werk dokumentiert Berichte aus den kanadische Territorien von Jesuiten. (CNA Deutsch)