Kardinalsrat berät zum vierten Mal

KardinalsratZum vierten Mal tagt seit diesem Montag der Kardinalsrat, den Papst Franziskus zu seiner Unterstützung und für die Kurienreform ins Leben gerufen hat. Unter den acht Mitgliedern des Rates ist auch der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. Der Papst selber nimmt regelmäßig an den Sitzungen teil. Erste Ergebnisse der Beratungen waren in der Vergangenheit die Einrichtung des Wirtschaftssekretariates und des Wirtschaftsrates im Vatikan, ferner die Einrichtung einer Institution für den Kinderschutz.

Mit der Einrichtung des Rates direkt nach der Papstwahl und seiner formalen Bestätigung ein halbes Jahr danach reagierte der Papst auf die Wünsche der zum Konklave versammelten Kardinäle, die vatikanischen Strukturen zu erneuern und die Weltkirche in die Beratungen und Entscheidungen in Rom stärker einzubeziehen. (rv)

Portugal: Kardinal José da Cruz Policarpo verstorben

Kardinal da Cruz PolicarpoDer emeritierte Patriarch von Lissabon, Kardinal Policarpo ist am 12. März im Alter von 78 Jahren verstorben. Er leitete das Patriarchat von 1998 bis 2013. Papst Johannes Paul II. erhob ihn am 21. Februar 2001 in den Kardinalsstand mit der Titelkirche „S. Antonio in Campo Marzio“. Policarpo war Mitglied in mehreren Dikasterien in Rom. Durch seinen Tod hat das Kardinalskollegium noch 120 wahlberechtigte und 97 nichtwahlberechtigte Purpurträger für ein künftiges Konklave. (vh)

Vortrag von Kardinal Kasper zu Ehe und Familie veröffentlicht

Kardinal Walter Kasper„Bibel, Eros und Familie“: Unter diesem Titel veröffentlicht die italienische Tageszeitung Il Foglio an diesem Samstag den kompletten Konsistoriums-Text von Kardinal Walter Kasper. Der deutsche Kurienkardinal hatte am Donnerstag letzter Woche bei Kardinalsberatungen mit dem Papst hinter verschlossenen Türen die Auftakt-Rede gehalten; bei den Beratungen ging es um einen Neuentwurf der kirchlichen Ehe- und Familienseelsorge. Während Papst Franziskus Kaspers Text lobte, rief der Vortrag unter den Kardinälen dem Vernehmen nach zahlreiche Wortmeldungen, auch Widerspruch hervor. Am Montag will die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine deutsche Fassung von Kardinal Kaspers Referat publizieren. Es ist sozusagen der Grundlagentext (Kasper selbst spricht von „Ouvertüre“) für die Debatte über Ehe und Familie, die auf vatikanischen Bischofssynoden im Herbst 2014 sowie 2015 geführt werden soll. Was hat Kasper eigentlich gesagt? Unsere Übersicht dazu geht von der italienischen Fassung der Zeitung Il Foglio aus.

„Die Familie macht eine tiefe kulturelle Krise durch“ – dieses Zitat aus dem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ (Nr. 66) von Papst Franziskus steht am Anfang von Kaspers Überlegungen. „Individualismus und Konsumismus stellen die traditionelle Kultur der Familie in Frage, die wirtschaftlichen und Arbeitsbedingungen machen Zusammenleben und Zusammenhalten innerhalb der Familie oft schwierig.“ Darum steige die Zahl derer, „die Angst davor haben, eine Familie zu gründen, oder bei diesem Projekt scheitern, dramatisch an, ebenso wie die Zahl der Kinder, die nicht das Glück haben, in einer geregelten Familie aufzuwachsen“.

„Wir müssen ehrlich sein“

Diese Lage fordere die Kirche, welche Freud und Leid der Menschen teile, heraus. Die Familie sei, wie Johannes Paul II. formuliert habe, „der Weg der Kirche“, und „in allen Kulturen der Geschichte der Menschheit ist die Familie der normale Weg des Menschen“, so Kardinal Kasper. „Auch heute suchen viele junge Leute das Glück in einer stabilen Familie. Wir müssen allerdings ehrlich sein und zugeben, dass sich zwischen der Lehre der Kirche zu Ehe und Familie und den gelebten Überzeugungen vieler Christen ein Abgrund aufgetan hat. Die Lehre der Kirche scheint heute vielen Christen weit von der Realität und weit vom Leben entfernt.“ Und das, obwohl viele Familien („eine Minderheit, doch eine bemerkenswerte Minderheit“) durchaus ihr Bestes gäben, „um den Glauben der Kirche zu leben“.

Schon in den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära sei die Kirche „Ehe- und Familiemodellen konfrontiert gewesen, die sehr anders waren als die, welche Jesus predigte“. Heute könne es der Kirche nicht um „ein liberales Anpassen an den Status quo“ gehen, sondern um eine „radikale Position, die an die Wurzeln geht, also an das Evangelium, und von dort aus nach vorne sieht“. Die kirchliche Lehre zu Ehe und Familie sei nicht statisch, sondern werde immer wieder neu vom Evangelium und der „Glaubenserfahrung des Volkes Gottes aller Jahrhunderte“ am Leben gehalten. „Sie ist eine lebendige Tradition, die heute, wie schon viele andere Male im Lauf der Geschichte, an einen kritischen Punkt gekommen ist und die … fortgeschrieben und vertieft werden sollte.“ Das Evangelium sei „kein juridischer Kodex“, und dementsprechend wolle auch das „Evangelium der Familie keine Belastung sein“, sondern „eine frohe Botschaft, Licht und Kraft des Lebens in der Familie“.

Gretchenfrage: „Wie steht es um den Glauben?“

Kardinal Kasper betont, dass die Sakramente „Sakramente des Glaubens“ seien, das bedeute: „Auch das Ehesakrament kann nur im Glauben wirksam werden und gelebt werden.“ „Die entscheidende Frage lautet: Wie steht es um den Glauben der zukünftigen Eheleute und Ehepartner? In den Ländern alter christlicher Kultur beobachten wir heute den Zusammenbruch dessen, was über Jahrhunderte hinweg Selbstverständlichkeiten des christlichen Glaubens und des natürlichen Verständnisses von Ehe und Familie waren. Viele Personen sind getauft, aber nicht evangelisiert… In dieser Lage können wir nicht von einer Liste von Lehren und Geboten ausgehen oder uns auf die sogenannten brennenden Fragen fixieren.“ Damit zielt Kardinal Kasper unter anderem auf die Frage des kirchlichen Umgangs mit Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

„Wir wollen und können diese Fragen nicht umgehen, aber wir müssen … von der Wurzel des Glaubens ausgehen … und Schritt für Schritt einen Weg des Glaubens zurücklegen. Gott ist ein Gott des Weges; in der Heilsgeschichte hat er einen Weg mit uns zurückgelegt; auch die Kirche hat in ihrer Geschichte einen Weg zurückgelegt. Heute muss sie ihn von neuem zurücklegen, zusammen mit den Menschen der Gegenwart. Sie will den Glauben niemandem aufzwingen. Sie kann ihn nur als Weg zum Glück darstellen und anbieten. Das Evangelium kann nur durch sich selbst und seine tiefe Schönheit überzeugen.“

Nach diesen einleitenden Überlegungen denkt Kasper über „die Familie in der Schöpfungsordnung“ nach. Die Einrichtung der Familie sei „trotz aller Unterschiede“ in verschiedenen kulturellen Kontexten doch „die ursprüngliche Ordnung der Kultur der Menschheit“. Versuchen, heute eine „neue Definition der Familie zu liefern“, könne „kein Erfolg beschieden“ sein, wenn diese Definition „der kulturellen Tradition der ganzen Menschheitsgeschichte widerspricht oder sie ändert“. Die sogenannte Goldene Regel der Bergpredigt (Mt 7,12), die es so ähnlich in nahezu allen Religionen und Kulturen gebe, biete ein „gutes Kriterium“, um Realitäten wie Zwangsheirat oder Prostitution zu beurteilen. „Die entscheidende Frage lautet immer: Was entspricht in der Beziehung zwischen Mann, Frau und Kindern dem Respekt vor der Würde des anderen?“

„Der Mensch ist nicht als Single geschaffen“

Das erste Kapitel des Buches Genesis treffe einige grundlegende Aussagen zum „ursprünglichen Plan Gottes für die Familie“: Die erste sei, dass Mann und Frau „Bild und Gleichnis“ Gottes seien. Der Mensch sei also „nicht als Single geschaffen“, so Kasper; Mann und Frau hätten „die gleiche Würde“, seien deswegen aber „nicht einfach gleich“. „Man wird nicht Mann oder Frau durch die entsprechende Kultur, wie einige neuere Meinungen behaupten. Das Mann- und das Frausein sind ontologisch in der Schöpfung begründet. Die gleiche Würde ihrer Verschiedenheit erklärt die Anziehungskraft zwischen beiden…; sie aus ideologischen Gründen gleichmachen zu wollen, zerstört die erotische Liebe.“

Kasper fährt fort: „Die menschliche Liebe ist etwas Großes und Schönes, aber sie ist nicht von sich aus göttlich.“ Viele Ehen scheiterten heute an „überzogenen Erwartungen“, wenn ein Partner den anderen zunächst überhöhe. „Die Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau mit ihren Kindern zusammen kann nur glücklich sein, wenn sie sich gegenseitig als ein Geschenk verstehen, das sie übersteigt.“

Des weiteren ergebe sich aus dem Ehe- und Familienbild der Genesis, dass Ehe „nicht etwas in sich selbst Verschlossenes“, sondern auf Fruchtbarkeit hin angelegt sei. „Die Ehe zwischen Mann und Frau und die Weitergabe des Lebens sind nicht voneinander zu trennen. Das gilt nicht nur für den Zeugungsakt, sondern weist darüber hinaus. Die erste Geburt setzt sich in der zweiten, der sozialen und kulturellen, fort.“ Aus biblischer Sicht seien Kinder „eine Frucht des Segens Gottes“; Gott lege „die Zukunft des Volkes und die Existenz der Menschheit in die Hände von Mann und Frau“. Darum bedeute „verantwortliche Elternschaft“ sehr viel mehr als das, wofür der Begriff gemeinhin eingesetzt werde. „Es bedeutet, dass Gott das Wertvollste, was er geben kann, nämlich das menschliche Leben, der Verantwortung von Mann und Frau anvertraut.“ Daraus ergebe sich eine große Verantwortung von Eheleuten und Eltern auch der Gesellschaft gegenüber. „Ihrer Sorge und Verantwortung ist nicht nur das menschliche Leben, sondern auch die Erde allgemein anvertraut.“

„Die Familie ist nicht nur eine persönliche, private Gemeinschaft. Sie ist die grundlegende und lebendige Zelle der Gesellschaft, die Schule der Menschlichkeit und der sozialen Tugenden… Ohne sie wird die Gesellschaft zu einer anonymen Masse… Sie ist auch grundlegendes Modell des Staates und der Menschheit als Familie… Das Evangelium vom Leben ist (darum) gleichzeitig ein Evangelium für das Wohl und den Frieden der Menschheit.“

Ehe und Familie nicht romantisieren

Im zweiten Kapitel seines Vortrags kommt Kardinal Kasper dann auf „Strukturen der Sünde im Leben der Familie“ zu sprechen. Das bisher Ausgeführte sei das „Ideal, aber nicht die Wirklichkeit der Familien“, das illustriere auch das Buch Genesis mit seiner Erzählung vom Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies und dem Brudermord an Abel. „Die Entfremdung des Menschen von Gott“ führe zur Entfremdung der Menschen untereinander. Etwas sei grundlegend gestört im Verhältnis von Mann und Frau; Frauen müssten unter Schmerzen gebären, zwischen Brüdern brächen schwere Konflikte auf, und auch in der Beziehung des Menschen zur Natur und zur Welt stimme etwas Wesentliches nicht mehr. „Wenn wir von der Familie, von der Schönheit der Familie sprechen, können wir nicht von einem unrealistischen, romantischen Bild ausgehen. Wir müssen auch die harten Realitäten sehen und an der Trauer, den Sorgen und Tränen vieler Familien Anteil nehmen… Wir dürfen nicht der Versuchung nachgeben, die Vergangenheit zu idealisieren und … die Gegenwart als bloße Geschichte des Niedergangs wahrzunehmen.“

Das dritte Kapitel des Kasper-Vortrags gehört dann dem Platz der Familie „in der christlichen Heilsordnung“. Jesus sei „in eine Familiengeschichte eingetreten“, er habe zu Beginn seines Wirkens nach Angaben des Johannesevangeliums an einer Hochzeit teilgenommen und damit „sein ganzes Wirken unter das Zeichen der Ehe und der Hochzeitsfreude gestellt“. Ausführlich beschäftigt sich Kardinal Kasper mit den berühmten Jesusworten gegen die Ehescheidung in Matthäus 19, 3-9; man dürfe sie „nicht isoliert verstehen, sondern im Kontext seiner ganzen Botschaft vom Gottesreich“. Der Bund zweier Eheleute werde in Jesus` Verkündigung „umarmt und gestützt vom Bund Gottes, der wegen Gottes Treue auch dann weitergeht, wenn das schwache menschliche Band der Liebe schwach wird oder sogar reißt“. „Das endgültige Bundes- und Treueversprechen Gottes nimmt der menschlichen Verbindung das Beliebige; es verleiht ihm Solidität und Stabilität.“

„Unauflöslichkeit der Ehe ist Evangelium“

Augustinus habe daraus die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe entwickelt. „Viele haben heute Schwierigkeiten, diese Lehre zu begreifen“, so Kardinal Kasper. Sie sei aber nichts der Liebe zweier Eheleute „Übergestülptes“, sondern „Evangelium, also endgültiges Wort und Vesprechen, das ewig gültig bleibt. Als solches nimmt sie den Menschen und seine Freiheit ernst. Es ist ein Kennzeichen der menschlichen Würde, endgültige Entscheidungen treffen zu können.“ Wer solche Entschiedungen wieder abstreife, schlage eine „tiefe Wunde“. „Wunden können heilen, aber die Narbe bleibt und schmerzt weiter; man kann und muss aber weiterleben, selbst wenn das Mühe bereitet. Dementsprechend ist die frohe Botschaft Jesu, dass für den, der sich bekehrt, dank der göttlichen Barmherzigkeit Vergebung, Heilung und ein neuer Anfang möglich sind.“

An den Epheserbrief angelehnt schildert Kasper „das Band zwischen Mann und Frau“ als „konkretes Symbol des Bundes Gottes mit den Menschen, der sich in Jesus Christus erfüllt hat“. Das Konzil von Trient habe das auf den sakramentalen Charakter der Ehe bezogen. „Durch sein Eintreten in die Geschichte einer Familie hat Jesus die Familie geheilt und geheiligt; die Heilsordnung umarmt die Schöpfungsordnung. Sie ist nicht körper- und sexualitätsfeindlich, sie schließt Sex, Eros und menschliche Freundschaft ein, reinigt und vervollkommnet sie. So wie die Heiligkeit der Kirche ist auch die Heiligkeit der Familie keine statische Größe, sondern ständig bedroht durch die Hartherzigkeit. Sie muss weitergehen auf dem Weg der Umkehr, der Erneuerung und des Reifens.“ Wie der Zölibat sei auch die Ehe eine „freie Wahl“, beide stützten sich gegenseitig bzw. gerieten gleichzeitig in die Krise, „wie wir das leider derzeit erleben“.

„Das ist die Krise, die wir erleben. Das Evangelium von der Ehe und der Familie ist für viele nicht mehr verständlich, es ist in eine tiefe Krise geraten. Was tun? Schöne Worte allein nützen wenig. Jesus zeigt uns einen realistischeren Weg. Er sagt uns, dass kein Christ allein oder verlassen ist, auch wenn er vom eigenen Partner verlassen wird oder als Kind bzw. Jugendlicher ohne Kontakt zur eigenen Familie aufwächst. Das Evangelium vom Leben konkretisiert sich in der Hauskirche: In ihr kann es von neuem lebbar werden.“

„Seelsorge endet nicht nach dem Scheitern einer Ehe“

Im vierten Redeteil führt Kardinal Kasper dementsprechend aus, was unter der Familie als „Hauskirche“ zu verstehen ist. Hauskirchen hätten schon im frühen Christentum eine wichtige Rolle gespielt, auch das Zweite Vatikanische Konzil habe die Idee von der Hauskirche wieder aufgegriffen. Es gelte nun, der Kernfamilie, die sich seit dem 18. Jahrhundert herausgebildet habe und die heute eine große Strukturkrise durchmache, „im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn neue Häuser zu bauen“. Kasper wörtlich: „Wir brauchen Großfamilien neuen Typs.“ Damit Kernfamilien überleben könnten, bräuchten sie einen „größeren familiären Zusammenhang“: generationenübergreifend, von geistlichen Gemeinschaften geprägt, die ein günstiges Klima und Lebensumfeld für Familien schaffen könnten. Darum müssten Basisgemeinschaften und geistliche Bewegungen in der Kirche gestärkt werden; das hülfe dann auch der Familie.

Das fünfte Kapitel in Kardinal Kaspers Vortrag beschäftigt sich dann mit dem Problem von Geschiedenen, die wiederverheiratet sind: „ein komplexes und dorniges Problem“. „Man kann es nicht auf die Frage der Zulassung zur Kommunion reduzieren. Es betrifft die ganze Ehe- und Familienpastoral. Es beginnt schon mit der Ehevorbereitung, … geht dann weiter mit der pastoralen Begleitung von Eheleuten und Familien und wird aktuell, wenn Ehe und Familie in eine Krise geraten. In dieser Lage werden die Seelsorger alles nur Mögliche tun, um zur Heilung und Versöhnung in der kriselnden Ehe beizutragen. Ihre Sorge endet nicht nach einem Scheitern der Ehe; sie müssen den Geschiedenen nahe bleiben und sie einladen, am Leben der Kirche teilzunehmen.“

„Alle wissen auch“, so Kasper weiter, „dass es Situationen gibt, in denen jeder vernünftige Versuch, eine Ehe zu retten, dennoch umsonst bleibt. Der Heroismus eines verlassenen Partners, der alleinbleibt und alleine weitergeht, verdient unsere Bewunderung und Unterstützung. Aber viele verlassene Partner hängen um des Wohles der Kinder willen von einer neuen Beziehung und einer zivilen Heirat ab, auf die sie nicht verzichten können, ohne neue Schuld auf sich zu laden. Oft lasen diese Beziehungen sie nach den bitteren Erfahrungen der Vergangenheit neue Freude spüren…“

Keine „Barmherzigkeit zu herabgesetztem Preis“

Die Kirche könne in einer solchen Lage „keine Lösung anbieten, die den Worten Jesu entgegengesetzt ist“. Unauflöslichkeit der Ehe und „die Unmöglichkeit einer Wiederheirat, solange der andere Partner noch lebt“, gehörten nun mal zum „bindenden Glaubensgut der Kirche“, das nicht um einer „Barmherzigkeit zu herabgesetztem Preis“ willen aufgegeben werden könne. Gleichzeitig gelte aber auch, dass es wegen Gottes „barmherziger Treue“ keine menschliche Lage gebe, die „ganz ohne Hoffnung und Lösung“ sei. „So tief der Mensch auch fallen kann, er wird nie unter die Barmherzigkeit Gottes fallen.“

„Die Frage ist also, wie die Kirche dieser unauflöslichen Verbindung von Treue und Barmherzigkeit Gottes in ihrer Seelsorge an geschiedenen Wiederverheirateten entsprechen kann. Es ist ein relativ neues Problem, das es … erst seit der Einführung der Zivilehe durch den Code Napoléon von 1804 gibt.“ Wie das letzte Konzil zu neuen Problemfeldern, etwa der Ökumene, Türen geöffnet habe, „ohne die bindende dogmatische Tradition zu verletzen“, könne man sich heute fragen: „Ist nicht auch in dieser Frage eine Weiterentwicklung möglich, die nicht an die bindende Glaubenstradition rührt…?“ Die Antwort könne nur „differenziert“ ausfallen, weil die gegebenen Situationen „sehr unterschiedlich“ seien. „Eine allgemeine Lösung für alle Fälle kann es nicht geben.“

Kardinal Kasper beschäftigt sich etwas ausführlicher mit zwei Fällen, für die er Lösungsmöglichkeiten skizziert. Bei Geschiedenen und Wiederverheirateten, die vor ihrem Gewissen überzeugt seien, dass ihre vorige Ehe eigentlich nicht gültig gewesen sei, frage er sich manchmal, „ob der gerichtliche Weg wirklich der einzige zur Lösung des Problems sein muss und ob nicht mehr seelsorgliche und geistliche Prozeduren möglich wären“. Man könne daran denken, „dass der Bischof diese Aufgabe einem Priester mit geistlicher und seelsorgerischer Erfahrung überträgt“. Kasper wörtlich: „Ist es wirklich möglich, dass man über Wohl und Wehe der Personen in zweiter und dritter Instanz nur auf der Basis von Akten, also von Papier, entscheidet, aber ohne die Person und ihre Situation zu kennen?“

Fünf mögliche Bedingungen für Sakramentenempfang

Der zweite Fall, auf den Kasper eingeht, ist die Frage des Sakramentenempfangs für geschiedene Wiederverheiratete. Er erinnert daran, dass die frühe Kirche für Christen, die dem Glauben in der Verfolgung öffentlich abgeschworen hatten, eine „kanonische Busspraxis als zweite Taufe“ eingeführt hatte, „nicht mit Wasser, sondern mit den Tränen der Reue“. „Für den, der umkehrt, ist Vergebung immer möglich. Wenn sie es für den Mörder ist, dann auch für den Ehebrecher.“ Dementsprechend müsse auch die heutige Kirche „einen Weg jenseits von Rigorismus und Laxismus“ suchen. Reue und Busssakrament hätten die Treue zu Gottes Geboten und Barmherzigkeit Gottes zusammengebracht: „In diesem Sinn war und ist die göttliche Barmherzigkeit keine preisgünstige Gnade, die von der Umkehr dispensiert, und umgekehrt sind die Sakramente nicht ein Preis für jemanden, der sich gut benimmt“.

„Die Frage ist: Ist dieser Weg der Umkehr, der ins Sakrament der Barmherzigkeit, der Busse mündet, auch der Weg, den wir in dieser Frage gehen können? Wenn ein wiederverheirateter Geschiedener 1. das Scheitern seiner ersten Ehe bereut, 2. den Verpflichtungen, die aus der ersten Ehe noch erwachsen, nachkommt, 3. die neue Zivilehe nicht aufgeben kann, ohne neue Schuld auf sich zu laden, 4. sich aber bemüht, seine zweite Ehe im Glauben zu leben und seine Kinder im Glauben zu erziehen, und 5. nach den Sakramenten als Kraftquelle in seiner Lage verlangt – müssen oder können wir ihm nach einer Zeit der neuen Orientierung das Sakrament der Busse und dann der Kommunion verweigern?“

Kasper ermuntert die Kirche zu „geistlicher Unterscheidung, Weisheit und seelsorglichem Augenmass“. Er hoffe, „dass wir im Lauf des synodalen Prozesses eine gemeinsame Antwort finden, um glaubwürdig das Wort Gottes in menschlich schwierigen Situationen zu bezeugen“.

In einer kurzen Schlußfolgerung betont Kardinal Kasper, man dürfe die Debatte über das „Evangelium der Familie“ nicht auf die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen oder ähnliche Streitfälle verengen. „Wir brauchen einen positiven Ausgangspunkt…“ In den Familien treffe die Kirche auf „die Lebensrealität“, sie seien „der Prüfstein der Pastoral“. Kasper wörtlich: „Die Familie ist die Zukunft. Auch für die Kirche ist sie der Weg der Zukunft.“ (rv)

Konsistorium: „Ein bisschen frustrierend“

barbarinGanz so geheim ist es mittlerweile nicht mehr, was der Papst letzte Woche mit seinem Kardinalskollegium alles so besprochen hat. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx und einige andere haben von ihren Eindrücken beim „Konsistorium“ vom Donnerstag und Freitag hinter verschlossenen Türen berichtet. Wir haben noch einmal mit dem Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, gesprochen und ihn vor allem nach dem Stil des neuen Papstes gefragt. Wie ist das denn so, wenn Papst Franziskus zur Beratung in die Synodenaula des Vatikans bittet?

„Das ist ein brüderlicher Moment und gleichzeitig ein bisschen frustrierend, denn jeder spricht zwischen fünf und sieben Minuten, also hört man etwa achtzig Wortmeldungen direkt hintereinander! Es gibt keine wirklichen Diskussionen unter uns. Man spricht mit seinen Sitznachbarn, mit dem, der vor einem sitzt, dem, der hinter einem sitzt, aber sonst hat man kaum brüderliche Kontakte. Es gibt kleine Kaffeepausen, wenn man da etwas auf dem Herzen hat, stürzt man auf einen Kardinal zu und sagt: ‚Weißt du, dies und das wollte ich dir noch sagen…’ Aber das ist schon etwas heftig, an einem Nachmittag 25 Wortmeldungen am Stück zu hören!“

Papst Franziskus will das synodale Element noch stärker betonen als seine Vorgänger, und darum richten sich große Erwartungen auf die angesetzten Bischofssynoden vom Herbst 2014 und 2015. Doch die Art und Weise der Debatten in der Synodenaula hat sich, so ergibt sich aus den Bemerkungen von Kardinal Barbarin, im Vergleich zu früher noch nicht so richtig verändert.

„Man hört allen aufmerksam zu; viele haben ja wirklich neue und interessante Vorstellungen, darum macht man sich Notizen – aber alles in allem hat man da noch nicht die Formel gefunden, man muss sie weiter suchen. Also, ein gutes und brüderliches Klima, ohne Zweifel, man ist auch einfach froh, sich mal wieder zu sehen. Man braucht ja auch diese brüderlichen Kontakte untereinander, man hat sich Dinge zu sagen, lädt sich gegenseitig ein… also, es herrscht da eine gewisse Brüderlichkeit.“ (rv)

Der Methusalem des Papst-Senates

Kardinal CapovillaEr ist nicht nur mit Abstand der Älteste im Kardinalskollegium – Loris Capovilla ist auch in manch anderer Hinsicht außergewöhnlich. Der 98-Jährige war einmal – das ist fünfzig Jahre her! – der Privatsekretär von Johannes XXIII. Ende April nun wird der Roncalli-Papst heilig gesprochen, und Capovilla ist – seit dem vergangenen Wochenende – Kardinal. Im Gespräch mit Radio Vatikan scherzt der Methusalem des Papst-Senates:

„Ich grüße euch als römischer Priester! Ich bin zufrieden darüber, denn diese Tatsache, ein ‚neuer’ römischer Priester zu sein, erinnert mich an meine Berufung.“

Tatsächlich entstand das heutige Kardinalskollegium historisch aus den römischen Pfarreien und Pfarrei-ähnlichen Einheiten, Roms Priester gehörten also zu den ersten Senatoren ihres Bischofs. Kardinal Capovilla war zu alt, um zum Konsistorium nach Rom zu reisen; er hat die Kardinalserhebung am Fernseher mitverfolgt.

„Mein Eindruck von der Predigt des Heiligen Vaters (am Sonntag) war, dass er uns in ein Klima der Heiligkeit eintreten lässt. Tatsächlich wird dieses Jahr ja geprägt vom feierlichen Einschreiben Johannes XXIII. und Johannes Pauls II. ins Buch der Heiligen.“

Es sei kein „Luxus“, heilig zu sein, sondern etwas Notwendiges für das Heil der Welt, sagte Papst Franziskus in seiner Predigt. Capovilla kommentiert:

„Ich habe da an das fünfte Kapitel (des Konzilstextes) Lumen Gentium gedacht, das die Überschrift hat: Universelle Berufung zur Heiligkeit. Nicht der Priester, oder der Kardinal, oder der Bischof, oder der Mönch, sondern alle Christen – alle Männer und Frauen, die Träger von Gottes Licht sind – alle sind wir zur Nächstenliebe berufen, zur Güte, zum Dienst, zur Demut, zum Opfer. Und das soll leuchten in der Welt. Nicht umsonst hat Papst Benedikt XVI. – dem unsere ganze Verehrung gilt – gesagt, der Polarstern des XXI. Jahrhunderts müsse das Zweite Vatikanische Konzil sein. Es geht um die Hoffnung einer Gemeinschaft, die sich auf eine Zivilisation der Liebe zubewegt. Die Ansprachen von Papst Franziskus in diesen Tagen, nein: an allen Tagen, haben mich dazu inspiriert.“

Ein neuer Kardinal trete ein in die Kirche von Rom – nicht in einen Hofstaat. Diese Papstworte vom Sonntag sind von vielen Medien zitiert worden. In dem 98-jährigen Kardinal aus Norditalien sind bei diesen Worten Erinnerungen aufgestiegen.

„Ich habe an das gedacht, was mich Papst Johannes gelehrt hat. Er sagte mir: ‚Loris, sprich von der Gegenwart mit Milde und Zutrauen, verlier nie den Mut. Von der Vergangenheit sprich möglichst gut und sei denen, die vor dir kamen, dankbar für das, was sie geleistet haben, trotz der Grenzen ihrer Zeit, ihrer Bildung und Lage. Und was die Zukunft betrifft: Da mach keine Vorhersagen, das steht dir nicht zu!’ Ich erinnere mich auch an die letzten Worte von Papst Johannes, sein Testament an die Kirche, die er so sehr geliebt hat: Er sagte, um Christ zu sein, müsse man groß denken und weit sehen. Das ist mein Wunsch… Ich habe sehr wenig geleistet in meinem Leben, ich fühle mein ganzes Kleinsein. Aber mit Jesus werde auch ich zu jemandem. Im Namen Jesu kann auch ich in das Haus eines Kranken gehen und sagen ‚Steh auf und geh!’ Im Namen Jesu kann auch ich Gift trinken oder in einem entchristlichten Umfeld leben, ohne dass ich vergiftet werde, denn ich entgifte mich durch das Gebet… Jesus hat mir gesagt, dass ich mit seiner Hilfe alle Sprachen sprechen kann: Sie fließen zusammen in der Sprache der Liebe.“

Capovilla wurde am 14. Oktober 1915 in der Nähe von Padua geboren; ab 1953 war er Sekretär von Angelo Giuseppe Roncalli, der zunächst Patriarch von Venedig und ab 1958 Papst war. Nach dem Tod des Papstes 1963 wurde Capovilla Erzbischof; seit Ende der achtziger Jahre wohnt er im Geburtsort Johannes XXIII., er hat viele Bücher über ihn geschrieben oder herausgegeben.  (rv)

 

Kardinal Müller: „Kardinalswürde ist Zeichen des Vertrauens“

Kardinal MüllerKardinal zu werden ist nicht etwas Schmeichelndes, sondern ein Zeichen des Vertrauens. Das sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, an diesem Montagvormittag bei einem Dankesgottesdienst im Petersdom anlässlich seiner Erhebung zum Kardinal durch Franziskus am Samstag. An dem Gottesdienst nahmen die Mitarbeiter der Glaubenskongregation sowie eine Delegation aus dem Bistum Regensburg teil, wo Müller vor seinem Amt im Vatikan Bischof war. Bei der Eucharistiefeier an der Kathedra Petri konzelebrierten auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie u.a. die deutschen Bischöfe Walter Mixa und Franz-Peter Tebartz-van Elst. (rv)
 

Papst erhebt 19 neue Kardinäle

Papst FranziskusDie Kirche hat 19 neue Kardinäle: Papst Franziskus hat sie an diesem Samstag im Petersdom feierlich eingesetzt. Es war sein erstes Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle überhaupt. Zur allgemeinen Überraschung nahm auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. an der Feier teil; für ihn war es der erste Auftritt in einer größeren Öffentlichkeit seit seinem Amtsverzicht vor ziemlich genau einem Jahr.

„Wir grüßen mit gleicher Zuneigung und Ehrerbietung den emeritierten Papst, Seine Heiligkeit Benedikt XVI., froh über seine Anwesenheit unter uns.“ Beifall brandet auf in San Pietro, als der neue Kardinal Pietro Parolin den emeritierten Papst begrüßt. Benedikt sitzt auf einem eigenen Platz neben den Kardinälen in der ersten Reihe, Franziskus hatte ihn zur Teilnahme eingeladen. Als der amtierende Papst und sein Vorgänger sich zu Beginn kurz begrüßen und umarmen, nimmt Benedikt sein Scheitelkäppchen ab: ein Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Franziskus, dem er nicht die Schau stehlen will.

Zum ersten Mal erweitert der Papst aus Argentinien das Kardinalskollegium. Feierlich setzt er den von ihm ernannten Kardinälen den Roten Hut auf, streift ihnen ihren Ring über den Finger. Kardinäle werden an diesem Samstag, dem Fest Kathedra Petri, auch der neue vatikanische Staatssekretär Parolin und der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller aus dem Bistum Mainz, früherer Bischof von Regensburg. Die neuen Kurienkardinäle sind vier; zwölf hingegen leiten große Bistümer in aller Welt, und drei sind schon älter als achtzig Jahre, dürfen darum an keinem Konklave mehr teilnehmen.

„Danke, Heiliger Vater, für das große Vertrauen, dass Sie uns schenken“, sagt der – ab jetzt darf man sagen: Kardinalstaatssekretär – Erzbischof Pietro Parolin. „Auf dieses Vertrauen wollen wir antworten mit Treue, Großzügigkeit und Standhaftigkeit. Wir wollen bereit sein dazu, uns unerschrocken und mit aller Kraft bis hin zum Vergießen des Blutes einzusetzen für die Förderung des christlichen Glaubens, für den Frieden und das Wohlergehen des Volkes Gottes und für die Freiheit und die Ausbreitung der Heiligen Römischen Kirche.“ Es gehe den neuen Kardinälen um die Nachfolge des Gekreuzigten, so Parolin mit einem Zitat des früheren Papstes Benedikt.

Einer der neuen Kardinäle (aus Elfenbeinküste) sitzt im Rollstuhl; Papst Franziskus steigt von seinem Stuhl vor dem Hochaltar ins Kirchenschiff herunter, um ihn ins Kardinalskollegium aufzunehmen. Zu dieser Aufnahme gehört nicht nur der Rote Hut, der Ring und eine Urkunde, sondern auch die Zuweisung einer Titelkirche in Rom. Das erinnert daran, dass die ersten Kardinäle römische Pfarrer waren. Seinem Nachfolger als Erzbischof von Buenos Aires, Mario Aurelio Poli, weist Franziskus seine eigene frühere Titelkirche zu, St. Roberto Bellarmino im schicken Stadtviertel Parioli. Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, bekommt die barocke Sant`Agnese in Agone an der Piazza Navona zugewiesen. Auch der frühere Sekretär von Johannes XXIII., Loris Capovilla, wird vom Papst in seinen „Senat“ aufgenommen – in Abwesenheit, denn Capovilla ist schon fast hundert Jahre alt und konnte die Reise nach Rom nicht mehr antreten. Ihm wird Santa Maria in Trastevere zur Titelkirche zugewiesen.

„Jesus ging voraus.“ Um dieses Wort aus dem Markusevangelium (Kapitel 10, Vers 32) kreist die Predigt des Papstes. „Auch in diesem Moment geht Jesus uns voraus. Er ist immer vor uns. Er geht vor uns her und bahnt uns den Weg… Und das ist unsere Zuversicht und unsere Freude: seine Jünger zu sein, bei ihm zu sein, ihm nachzugehen, ihm zu folgen…“

Schon bei seiner ersten Messe nach der Papstwahl, am 14. März 2013 in der Sixtinischen Kapelle, sei „Gehen“ – „camminare“ – „das erste Wort gewesen, das der Herr uns vorgelegt hat“, so Franziskus.

„Heute kehrt dieses Wort wieder, aber als eine Geste, als das Handeln Jesu, das fortdauert… Das beeindruckt uns in den Evangelien: Jesus wandert viel umher, und während des Weges unterweist er die Seinen. Das ist wichtig. Jesus ist nicht gekommen, um eine Philosophie, eine Ideologie zu lehren… sondern einen „Weg“ – einen Weg, der gemeinsam mit ihm zurückzulegen ist, und diesen Weg erlernt man, indem man ihn beschreitet, im Gehen. Ja, liebe Mitbrüder, das ist unsere Freude: mit Jesus zu gehen.“

Allerdings: Ein bequemer Weg sei das nicht, denn der Weg Jesu sei „der des Kreuzes“. Anders als Jesu Jünger damals wüssten wir heute, dass Jesus letztlich siege, und dürften deshalb „vor dem Kreuz keine Angst haben, im Gegenteil, im Kreuz liegt unsere Hoffnung“.

„Und doch bleiben auch wir immer noch im Menschlichen verhaftet, sind Sünder und der Versuchung ausgesetzt, wie die Menschen und nicht wie Gott zu denken. Und wenn man weltlich denkt, was ist dann die Folge? Das Evangelium sagt: „Die zehn anderen Jünger … wurden sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes“. Sie wurden sehr ärgerlich. Wenn die Mentalität der Welt vorherrscht, kommen Rivalitäten, Neid und Parteiungen auf…“

Darum sei das Wort, das Jesus heute an uns richte, „sehr heilsam“, urteilt Papst Franziskus. Es solle uns helfen, mit Jesus „völlig im Einklang zu stehen“.

„Lassen wir uns von ihm zusammen-rufen. Und hören wir auf ihn, in der Freude, gemeinsam sein Wort aufzunehmen, uns von diesem Wort und vom Heiligen Geist belehren zu lassen, um in der Nähe des Herrn immer mehr ein Herz und eine Seele zu werden.“

Dann wendet sich der Papst direkt an seine Kardinäle:

„Die Kirche braucht euch, eure Mitarbeit und vor allem eure Gemeinschaft – Gemeinschaft mit mir und untereinander. Die Kirche braucht euren Mut, das Evangelium bei jeder Gelegenheit zu verkünden – gelegen oder ungelegen – und um Zeugnis für die Wahrheit zu geben. Die Kirche braucht euer Gebet… Die Kirche braucht eure Anteilnahme, vor allem in diesem Moment des Schmerzes und des Leidens in so vielen Ländern der Erde. Wir wollen unsere geistliche Nähe zu den kirchlichen Gemeinschaften und zu allen Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung leiden, zum Ausdruck bringen. Die Kirche braucht unser Gebet für sie, damit sie stark im Glauben sind und auf Böses mit Gutem zu reagieren wissen.“

„Männer des Friedens“ sollten die Kardinäle, der Papst und überhaupt die Christen sein, Frieden sollten sie stiften, „Frieden und Versöhnung für die Völker, die in diesen Zeiten von Gewalt, vom Ausschluss und von Krieg heimgesucht sind“.

Nach nicht einmal anderthalb Stunden ist die Feier – keine Messe – vorüber, mit dem Gesang des Salve Regina. Franziskus betet noch einen Moment vor der berühmten antiken Petrusstatue aus Bronze im Mittelschiff der Basilika; die Statue ist wegen des Festes Kathedra Petri mit Prunkgewändern geschmückt. Auch seinen Vorgänger Benedikt grüßt Papst Franziskus noch einmal kurz, dann zieht er zusammen mit seinen neuen Kardinälen aus. Am Sonntag wird er mit ihnen eine Dankmesse zelebrieren. Insgesamt besteht das Kardinalskollegium jetzt aus 218 Trägern des Roten Hutes. 122 von ihnen wären nach jetzigem Stand berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen, 96 sind hingegen schon zu alt dafür. Europa stellt 116 Kardinäle, davon 61 Konklave-tauglich. Zum Vergleich: Aus Lateinamerika kommen 35 Kardinäle, davon 19 papstwahl-berechtigt. Die europäischen Länder, die die meisten Kardinäle stellen, sind Italien (51), Spanien und Deutschland (beide 10), Frankreich (8), Polen (6) und die Schweiz (4). Portugal und Großbritannien beherbergen jeweils drei Kardinäle. Allerdings sind nicht alle darunter wahlberechtigt. (rv)

Papst Benedikt nimmt am Konsistorium teil

Benedikt XVI.Überraschung im Petersdom: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist beim feierlichen Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle anwesend. Vatikansprecher Federico Lombardi zufolge hat Papst Franziskus seinen Vorgänger ausdrücklich zu der Feier eingeladen. Der emeritierte Papst hat auf einen gesonderten Platz verzichtet und stattdessen einen Platz am Rand der Ränge der Kardinäle eingenommen. Er trägt wie gewohnt seine weiße Soutane und nicht den Kardinalspurpur. Die beiden Päpste begrüßten einander kurz vor Beginn der Zeremonie, wobei Benedikt sein Scheitelkäppchen abnahm. Seit seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 ist der emeritierte Papst öffentlich nicht in Erscheinung getreten. Benedikt lebt zurückgezogen in den Vatikanischen Gärten. Beim Konsistorium erhebt Papst Franziskus 19 verdiente Kirchenmänner in den Kardinalsrang.  (rv)
 

Die 19 neuen Kardinäle

KardinalserhebungDie 19 neuen Kardinälen stammen aus zwölf Ländern und fast allen Kontinenten. Davon sind 16 wahlberechtigte Kardinäle. Hier eine kurze Präsentation der neuen Kardinäle zusammengestellt von Mario Galgano und Marion Sendker.

Pietro Parolin (1955)
Der aus der norditalienischen Region Piemont stammende Pietro Parolin empfing 1980 die Priesterweihe. Er studierte Mitte der 80er Jahre an der vatikanischen Diplomatenakademie in Rom. Danach trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. So arbeitete er an den Vatikanvertretungen in Nigeria und Mexiko, kehrte dann wieder in den Vatikan zurück. Dort wirkte er im Staatssekretariat als Länderreferent für Spanien, Andorra, Italien und San Marino. 2002 wurde er zum Untersekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten berufen, fungierte also als stellvertretender Außenminister. Als solcher führte er mehrfach eine Delegation des Heiligen Stuhls an, so zum Beispiel für die Gespräche mit Vietnam oder mit Israel. 2009 wurde er Nuntius in Venezuela. Am 31. August 2013 ernannte ihn Papst Franziskus zum neuen vatikanischen Staatsekretär.

Lorenzo Baldisseri (1940)
Er stammt aus der Toskana und wurde 1963 zum Priester geweiht.
Baldisseri war Student am Päpstlichen Institut für Kirchenmusik, wechselt aber später die Fachrichtung. Im Fach „Kirchenrecht“ promovierte er in Rom an der Päpstlichen Lateranuniversität. Im Dezember 1973trat er den diplomatischen Dienst am Heiligen Stuhl bei. Zunächst war er beigeordneter Sekretär in den Apostolischen Nuntiaturen in El Salvador und Guatemala, 1974 Nuntiatursekretär, 1977 Nuntiatursekretär in Japan, 1980 Uditore in der Apostolischen Nuntiatur in Brasilien, bevor er 1981 nach Paraguay wechselte und zwei Jahre später nach Frankreich versetzt wurde. 1986 wurde er Mitglied des Nuntiaturrat in Simbabwe und im Januar 1992 zum Titularerzbischof von Diocletiana und Apostolischen Nuntius in Haiti ernannt. Die Bischofsweihe folgte einige Monate später (Wahlspruch: Itinere læte servire Domino). 1995 wurde Baldisseri Apostolischer Nuntius in Paraguay, 1999 in Indien, 1999 in Nepal und 2002 in Brasilien. Zehn Jahre später wurde Baldisseri zum Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt. 2013 stieg er zum Generalsekretär der Bischofssynode auf.
Papst Franziskus berief ihn dann am 21. September 2013 zum Generalsekretär der Bischofssynode. Die Kardinalsernennung des Generalsekretärs der Bischofssynode gilt als „ungewöhnlich“, wenn auch Franziskus die Bischofssynode als kollegiales Beratungsgremium des Papstes stärken will.
Baldisseri ist seit 2013 Mitglied in der Kongregation für die Bischöfe und war Sekretär des Konklaves 2013. Themen wie Sakramentspendung für Geschiedene etc. will er „ohne Tabus diskutieren“. Er gilt als wohl der größte Pianist im Kardinalskollegium: Bislang gab Baldisseri regelmäßig Konzerte mit Werken von Mozart und Chopin. Auch Benedikt XVI. spielte er schon vor.

Gerhard Ludwig Müller (1947)
Der heutige Präfekt der Glaubenskongregation ist in Finthen bei Mainz geboren und hat zwei Brüder und eine Schwester. Müller hat in Mainz, München und Freiburg studiert. Am 11. Februar 1978 wurde er in Mainz-Finthen durch Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Ein Jahr zuvor hatte er bei Kardinal Karl Lehmann zum Doktor promoviert. Er war Gastprofessor in Deutschland, Spanien, Schweiz, Brasilien und Indien. Am 1. Oktober 2002 wurde Gerhard Ludwig Müller von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Regensburg ernannt. Bei der Bischofsweihe war auch Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige emeritierte Papst, anwesend. Am 2. Juli 2012 berief Papst Benedikt XVI. Müller an die Römische Kurie und ernannte ihn als Nachfolger von William Joseph Levada zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre sowie zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission. Am 21. September 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus auf diese Posten.

Beniamo Stella (1941)
Es handelt sich wiederum um einen Norditaliener. Stella wurde 1966 zum Priester geweiht. Er ist Kirchenrechtler und trat 1970 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. In seiner diplomatischen Karriere war er in Santo Domingo sowie in Zaire (heutige Demokratische Republik Kongo) sowie auf Malta tätig. 1987 wurde er zum Bischof geweiht. Danach arbeitete er in den Vatikan-Vertretungen in Afrika (Zentralafrikanische Republik, Tschad sowie Republik Kongo). In den 90er-Jahren war er Nuntius auf Kuba und Kolumbien, zwei „heikle Pflaster“ für die katholische Kirche. Papst Benedikt XVI. holte ihn dann 2007 nach Rom zurück, wo er dann die Päpstliche Diplomatenakademie leitete. Papst Franziskus hat ihn am 21. September 2013 zum Präfekten der Kongregation für den Klerus ernannt.

Vincent Gerard Nichols (1945)
Der heutige Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales ist seit 1969 Priester. Er hat in England und Rom studiert und arbeitete seit 1983 in der englisch-walisischen Bischofskonferenz. Am 5. November 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Westminster. Ab 2000 war er dann Erzbischof von Birmingham. Am 3. April 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Westminster und damit zum römisch-katholischen Primas von England und Wales. Nichols ist aber auch im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) mit Sitz im Schweizerischen St. Gallen aktiv: dort ist er verantwortlich für die Bereiche „Katechese, Bildung und Universität“.

Leopoldo Josè Brenes Solorzano (1949)
Der aus Nicaragua stammende Priester (seit 1974) ist Erzbischof von Managua. Er hat u.a. in Rom studiert. Papst Benedikt XVI. ernannte Brenes Solórzano am 8. Oktober 2009 zum Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, wo er oft mit dem heutigen Papst zusammentraf. Mit den 19 neuen Kardinälen bekommt das Kardinalskollegium einen etwas stärkeren lateinamerikanischen Anstrich. Fast ein Drittel (als sechs von 19) der Neuen kommt aus dem Amerika südlich des Rio Grande – eine Tatsache, die sich auch bei vielen Vatikanisten zum Thema niederschlägt. Sie betonen, dass das Weltkirche-Element vom Papst „vom anderen Ende der Welt“ stark berücksichtigt wurde: Immerhin vertreten die 19 neuen Kardinäle, 15 verschiedene Länder.

Gerald Cyprien Lacroix (1957)
Der heutige Erzbischof von Québec trat 1975 dem Säkularinstitut St. Pius X. bei. 1982 legte er die Ewigen Gelübde ab. Sechs Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Danach widmete er sich wieder dem Säkularinstitut: von 1999 bis 2000 baute er Niederlassungen in Kolumbien auf. Von 2001 bis 2004 war er deren Generaldirektor, 2005 wurde er wiedergewählt bis 2009. Das Säkularinstitut St. Pius X. ist ein 1939 gegründetes Institut des geweihten Lebens. Am 22. Februar 2011 wurde er zum Erzbischof von Québec und Primas von Kanada ernannt. Er war somit Nachfolger des kanadischen Kurienkardinals Marc Ouellet. Lacroix ist stellvertretender Vorsitzender des Komitees für das Leben und Familie der kanadischen Bischofskonferenz. Seit 24. September 2011 ist Gérald Cyprien Lacroix auch Großprior der Statthalterei Kanada-Quebec des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Jean-Pierre Kutwa (1945)
Kutwa wurde mit 25 Jahren in Abidjan (Elfenbeinküste) zum Diakon geweiht. Das war 1970. Ein Jahr später wurde er dann zum Priester geweiht. Dreißig Jahre lang wirkte er als Seelsorger in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 15. Mai 2001 zum Erzbischof von Gagnoa. Doch fünf Jahre später hat ihn Benedikt XVI. zum Erzbischof von Abidjan ernannt, somit kehrte er zu seinem „Heimatbistum“ zurück. Kutwa engagiert sich heute sehr stark gegen den langjährigen Bürgerkrieg und forderte konsequente Entwaffnung der Ex-Bürgerkriegskämpfer.

Orani João Tempesta (1950)
Mit 17 Jahren trat Orani Tempesta in das in seiner Heimatstadt gelegene Zisterzienserkloster São Bernardo ein. Er hat Theologie und Philosophie studiert. Mit 19 Jahren legte er seine Ordensgelübde ab und empfing fünf Jahre später die Priesterweihe. 1984 wurde er Prior seines Heimatklosters. Zuvor war er aber als Pfarrer in São José do Rio Pardo tätig. Nach der Erhebung seines Klosters São Bernardo zur Abtei wurde er im September 1996 dessen erster Abt. Am 26. Februar 1997 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von São José do Rio Preto. Am 13. Oktober 2004 berief ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Belém do Pará. Im Mai 2007 nahm er als Delegierter an der durch Papst Benedikt XVI. eröffneten 5. Generalversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) in Aparecida teil, wo er den heutigen Papst kennen lernte. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn am 27. Februar 2009 zum Erzbischof von São Sebastião do Rio de Janeiro. Tempesta war im Juli 2013 Gastgeber des XXVIII. Weltjugendtages in Rio de Janeiro und konnte dort seinen „Freund aus Aparecida“ Papst Franziskus begrüßen.

Gualtiero Bassetti (1942)
Bassetti war eigentlich immer mit dem Erzbistum Florenz verbunden: so weihte ihn der Florentiner Erzbischof und Kardinal Ermenegildo Flortit 1966 zum Priester. Papst Johannes Paul II. ernannte Bassetti zum Bischof von Massa Marittima-Piombino, ein Bistum in der Toskana und in der Nähe der Stadt Florenz. Die Bischofsweihe nahm wiederum ein Erzbischof von Florenz vor, nämlich Kardinal Silvano Piovanelli. Das war am 8. September 1994. Als Wahlspruch wählte er In charitate fundati. Am 21. November 1998 hat ihn der polnische Pontifex zum Bischof von Arezzo-Cortona-Sansepolcro ernannt. Am 16. Juli 2009 wurde er zum Erzbischof von Perugia-Città della Pieve ernannt und wechselte somit Gegend, denn von der Toskana zog er in die Mittelitalienische Region Umbrien um. Am 12. Januar 2014 gab Papst Franziskus bekannt, dass er Gualtiero Bassetti im feierlichen Konsistorium am 22. Februar desselben Jahres zum Kardinal kreieren will.

Mario Aurelio Poli (1947)
Er ist der Nachfolger Jorge Mario Bergoglios auf dem Bischofsstuhl von Buenos Aires: Ähnlich wie sein Vorgänger studierte Mario Aurelio Poli zunächst nicht Theologie sondern Rechts- und Sozialwissenschaften. Bergoglio hatte bekanntlich ein Chemiestudium angetreten. Poli trat dann in das Diözesanseminar in Buenos Aires ein und studierte Philosophie und Katholische Theologie. Am 25. November 1978 empfing er die Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Juan Carlos Aramburu. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 8. Februar 2002 zum Weihbischof in Buenos Aires und somit zur Rechten Hand Bergoglios. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof Jorge Mario Bergoglio am 20. April desselben Jahres. Am 24. Juni 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Santa Rosa. In der argentinischen Bischofskonferenz war er Mitglied der Bildungskommission und ist Präsident der bischöfliche Kommission für die Katechese und die Bibelseelsorge. Wie sein Vorgänger Bergoglio übernahm Poli das Amt des Ordinarius für die Katholiken orientalischer Riten in Argentinien, das der heutige Papst Franziskus seit 1998 innehatte.

Andrew Yeom Soo jung (1943)
Seit genau 40 Jahren ist Yeom Priester: am 8. Dezember 1973 spendete den Erzbischof von Seoul, Kardinal Stephen Kim Sou-hwan, das Sakrament der Priesterweihe. Der heutige Primas der katholische Kirche in Korea gehört einer Familie an, die seit mehreren Generationen bereits katholisch war, jedoch auch der Christenverfolgung in dem Land ausgesetzt war. Yeom hat u.a. auch Psychologie studiert und hat im koreanischen Pastoralinstitut gearbeitet. Am 1. Dezember 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Seoul. Am 10. Mai 2012 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Seoul. Die Amtseinführung fand am 25. Juni desselben Jahres statt.

Ricardo Ezzati Andrello (1942)
Ähnlich wie Jorge Mario Bergoglio hat Ezzati Andrello eine Vorgeschichte als italienischer Auswanderer: Im Gegensatz zum heutigen Papst ist Ezzati Andrello in Italien aufgewachsen, wo er auch das Salesianerkolleg besuchte. Im Jahr 1959 ging er nach Chile, trat dort in die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos ein. Am 31. Januar 1961 legte er die Ordensgelübde ab. Er studierte dann Philosophie und Pädagogik an einem Institut seiner Ordensgemeinschaft. Von 1964 bis 1966 war er als Lehrer in Santiago de Chile tätig. Erst danach studierte er Theologie an der Salesianer-Universität in Rom. Ricardo Ezzati Andrello empfing am 18. März 1970 die Priesterweihe. Später schloss er an der Universität Straßburg Master-Studium in Religionspädagogik ab. Am 28. Juni 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Valdivia. Am 10. Juli 2001 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof in Santiago de Chile. Am 27. Dezember 2006 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Metropolitanerzbischof von Concepción, am 15. Dezember 2010 zum Erzbischof von Santiago de Chile.

Philippe Nakellentuba Ouédraogo (1945)
Seit 41 Jahren ist Ouédraogo Priester. Am 5. Juli 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ouahigouya, wo Ouédraogo zwei kontemplative Klöster gründen konnte. Am 13. Mai 2009 bestellte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos und eines der ärmsten Länder der Welt. Der neue Kardinal fühlt sich sehr verbunden mit dem Seligen Charles de Foucauld. Dass Ouédraogo Klöster gründen konnte, ist nicht selbstverständlich und einfach gewesen: die beiden Einrichtungen befinden sich in der Nähe Malis, wo Islamisten seit Jahren für Unruhe sorgen. Auch scheute sich der Neu-Kardinal bisher nicht, bei politischen Themen seine Meinung zu äußern und den Präsidenten seines Landes auch offen zu kritisieren.

Orlando B. Quevedo (1939)
Zwar trat der philippinische Kirchenmann in seinem Heimatland in das Priesterseminar ein, doch sein Noviziat verbrachte er in Texas (USA). In den Vereinigten Staaten studierte er auch in Washington Religionspädagogik. Orlando Quevedo trat der Gemeinschaft der Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria bei und empfing am 5. Juni 1964 das Sakrament der Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 23. Juli 1980 zum Prälaten der Territorialprälatur Kidapawan. Mit der Erhebung der Territorialprälatur zum Bistum Kidapawan am 15. November 1982 wurde Quevedo dessen erster Bischof. Am 22. März 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Nueva Segovia. Am 30. Mai 1998 folgte die Ernennung zum Erzbischof von Cotabato.

Chibly Langlois (1958)
Unter den neuen Kardinäle ist er der Jüngste: Chibly Langlois ist erst seit dem 22. September 1991 Priester. Er hat auf Haiti und in Rom studiert. Die Weihe fand im Bistum Jacmel statt. Er ist auch der erste haitianische Kardinal und auch der einzige unter den neuen Kardinälen, der nicht Erzbischof ist. Am 8. April 2004 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Fort-Liberté. Am 15. August 2011 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Les Cayes. Seit seiner Ernennung durch Benedikt XVI. ist er auch Präsident der haitianischen Bischofskonferenz. Haiti zählt zu den ärmsten Länder der Welt und ist immer noch von den Wunden des großen Erdbebens vom 12. Januar 2010 gekennzeichnet.

Außerdem ernannte der Papst einige emeritierte Bischöfe zu Kardinälen, die sich „durch ihren Dienst am Heiligen Stuhl oder der Kirche ausgezeichnet haben“:

Loris Francesco Capovilla (1915)
Der Titularerzbischof von Mesembria war früherer Privatsekretär von Johannes XXIII. Die Priesterweihe empfing Capovilla am 23. Mai 1940. Seit 1953 stand er „Papa Roncalli“ zur Seite, als dieser noch Patriarch von Venedig war. Sein Nachfolger Paul VI. ernannte ihn am 26. Juni 1967 zum Bischof von Chieti und spendete ihm am 16. Juli desselben Jahres die Bischofsweihe. Am 10. Dezember 1988 nahm Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch an. Seitdem lebt Capovilla in Sotto il Monte, dem Geburtsort von Giovanni XXIII. Capovilla ist somit ältestes Mitglied des Kardinalskollegiums.

Fernando Sebastián Aguilar (1929)
Der emeritierte Erzbischof von Pamplona ist Mitglied der „Söhne vom Unbefleckten Herz Mariä“ und wurde 1953 zum Priester geweiht. Von 1979 bis 1983 war er Bischof von León. Er wurde am 8. April 1988 zum Koadjutorerzbischof von Granada ernannt. Am 26. März 1993 wurde er zum Erzbischof von Pamplona y Tudela ernannt. Am 31. Juli 2007 nahm Papst Benedikt XVI. Aguilars aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an. Im Januar 2014 erklärte Aguilar, dass homosexuelle Menschen geheilt werden könnten, und verglich Homosexualität mit behandlungsbedürftigen Krankheiten wie Bluthochdruck. Die Staatsanwaltschaft Málaga leitete ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung zum Hass aufgrund sexueller Orientierung ein, nachdem eine Lesben- und Schwulenorganisation Anzeige gegen Aguilar erstattet und das Stadtparlament von Málaga sich einstimmig von den Äußerungen des Erzbischofs distanziert hatte.

Kelvin Edward Felix (1933)
Der emeritierte Erzbischof von Castries empfing am 8. April 1956 die Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 17. Juli 1981 zum Erzbischof von Castries. Am 15. Februar 2008 nahm Papst Benedikt XVI. sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch an. Felix ist der erste je kreierte Kardinal aus Saint Lucia. Er hatte in England u.a. Anthropologie studiert. Unter seinen besonderen Ehrungen zählt auch eine durch die britische Queen Elisabeth 1992. (rv)

Kardinäle und Papst beteten für verfolgte Christen

Pater LombardiPapst Franziskus und das Kardinalskollegium haben für verfolgte Christen in der Welt gebetet. Das gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitag in einem Pressebriefing bekannt. Im Laufe des Außerordentlichen Konsistoriums sei ein „besonderes Gebet für die zahlreichen Christen“ eingefügt worden, „die in verschiedenen Teilen der Welt immer häufiger Intoleranz oder Verfolgung zum Opfer fallen“, so Lombardi. Der Papst und die Kardinäle versicherten diese Christen ihres Gebetes und ermutigten sie, ihren Peinigern zu vergeben und ihrem Glauben treu zu bleiben.

Weiter habe das Kardinalskollegium der Bevölkerung in Südsudan und Nigeria gedacht, wo zahlreiche unschuldige Menschen bei Attentaten sterben und wo ein „wachsendes Klima der Gleichgültigkeit“ spürbar sei, so Lombardi weiter. Auch der Bürgerkrieg in Syrien, das Leid der Zentralafrikanischen Republik und die angespannte Lage in der Ukraine habe besondere Aufmerksamkeit bei den Begegnungen des Papstes mit den Kardinälen erfahren, so der Sprecher.

Angesichts dieser Entwicklungen werde der Einsatz der Internationalen Gemeinschaft für Versöhnung, innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und humanitäre Hilfen in diesen Ländern immer dringlicher, fasste Lombardi die Gespräche zusammen. Wesentlich sei es, die ethnischen, politischen und wirtschaftlichen Ursachen dieser Konflikte zu sehen, die fälschlicherweise oftmals als Konflikte zwischen religiösen Gruppen beschrieben würden.

Präsidenten der Bischofssynode zur Familie ernannt
Lombardi gab weiter bekannt, der Papst habe die Präsidenten für die kommende Bischofssynode zur Familienpastoral bestimmt. Es handele sich um Kardinal André Vingt-Trois, den Erzbischof von Paris, Kardinal Luis Antonio Tagle, den Erzbischof von Manila, und Kardinal Damasceno Assis, den Erzbischof von Aparecida. Sie würden sich während der Bischofssynode im Oktober 2014 abwechseln, so Lombardi. Der Sprecher betonte, dass mit der Wahl drei unterschiedliche Kontinente vertreten seien.

Zum Generalrelator der Bischofssynode hatte Franziskus den Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, gemacht. Das Treffen der Bischöfe wird vom 5. bis 19. Oktober zum Thema der „Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“ stattfinden. Als Sondersekretär jener Synode hatte Franziskus den italienischen Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, ernannt.  (rv)