Capovilla kommt nicht zur Kardinalserhebung nach Rom

CapovillaDas Onlineportal  Vatican Insider hat heute folgende Meldung veröffentlicht:

"Der designierte Kardinal Loris Capovilla wird zur Kardinalserhebung nicht nach Rom reisen. Das teilte der 98-jährige dem Onlineportal Vatican Insider mit. Ursprünglich war seine Anreise geplant und die Ordensschwestern, die bei ihm leben, hätten ihm schon einen roten Talar angefertigt. Jetzt habe Capovilla sich aber für das Konsistorium am Wochenende beim Papst entschuldigt und ihn gebeten, ihn von seiner Präsenz in Rom freizustellen. „Meine Kräfte sind geschwunden und ich fühle mich nicht wohl, wenn ich so viele Menschen treffen muss“, gab der Erzbischof zu. Seit einiger Zeit würde Capovilla das Haus nicht mehr verlassen.

Capovilla werde trotzdem am Samstag in den Kardinalsstand erhoben werden. Die rote Kardinalskappe empfange er einige Tage später von einem Gesandten des Papstes. Aus Vatikankreisen heißt es, dass man Capovilla wohl am 01. März in seinem Aufenthaltsort Sotto il Monte (in der Region Bergamo) aufsuchen wolle. Capovilla war langjähriger Privatsekretär von Papst Johannes XXIII. Er ist nicht der erste Kardinal, der aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Konsistorium nach Rom reist. Schon Kardinal Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., habe seine Kardinalskappe in Paris und nicht im Vatikan empfangen. Grund war in diesem Fall aber ein alter Brauch, der heute nicht mehr in Kraft ist". (Quelle rv)

Zum Höflichkeitsbesuch in den Papstpalast

Erzbischof MüllerNach dem feierlichen Konsistorium vom Samstag können Gäste und Besucher den neuen Kardinälen Höflichkeitsbesuche abstatten. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, wird Gratulanten in der Sala Ducale im Apostolischen Palast empfangen. Dieser Saal befindet sich zwischen Sixtinischer Kapelle und dem vatikanischen Staatssekretariat. Der Zugang ist über den Portone di Bronzo am Petersplatz zugänglich. Die Zeremonie beginnt um 16.30 Uhr und ist auf zwei Stunden begrenzt. Die Höflichkeitsbesuche finden jedes Mal nach Erhebungen in den Kardinalstand statt; sie sind ein willkommener Anlass für Gläubige und Neugierige, einen Blick von innen auf den Apostolischen Palast zu werfen. Die meisten der neuen Kardinäle werden ihre Gäste allerdings in der päpstlichen Audienzhalle empfangen. Der Apostolische Palast als Rahmen für die Höflichkeitsbesuche ist diesmal den neuen Kurienkardinälen vorbehalten; neben Müller sind das die Kardinäle Pietro Parolin, Lorenzo Baldisseri und Beniamino Stella. Einzig der 98-jährige neue Kardinal Loris Capovilla wird keine Höflichkeitsbesuche empfangen.  (rv)
 

Kardinal Kurt Koch bleibt Präsident des Päpstlichen Einheitsrates

Kardinal KochPapst Franziskus hat den aus der Schweiz stammenden Kurienkardinal in seinem Amt bestätigt, wie der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch bekannt gab. Daneben ernannte Franziskus mehrere Berater der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum, die beim Einheitsrat angesiedelt ist, so den Schweizer Priester und Jesuitenpater Christian Rutishauser und den deutschen Theologen Gregor Maria Hoff. Rutishauser gehört den jüdisch-katholischen Dialogkommissionen sowohl der Schweizer als auch der Deutschen Bischofskonferenz als Konsultor an. Er ist auch Provinzial der Jesuitenprovinz Schweiz. Hoff lehrt Fundamentaltheologie und Ökumene an der Universität Salzburg und ist ebenfalls Konsultor der Deutschen Bischofskonferenz. Sekretär der Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum beim Päpstlichen Einheitsrat bleibt der deutsche Salesianerpater Norbert Hofmann. (rv)

Papst Franziskus bestätigt Ostkirchenkongregation

Kardinal SandriKardinal Leonardo Sandri ist von Papst Franziskus als Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen bestätigt worden. Das gab der Vatikan an diesem Mittwoch bekannt. Ebenfalls bestätigt wurde der Sekretär, Erzbischof Cyril Vasil SJ. Zu den Mitgliedern der Kongregation gehören in Zukunft unter anderem der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak, und der chaldäische Patriarch Raphaël I Sako. Weiterhin sind unter anderem die Kardinäle Kurt Koch, Christoph Schönborn, und Reinhard Marx in ihrer Mitgliedschaft für weitere fünf Jahre bestätigt worden. Neu im Rat sind Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Staatssekretär Pietro Parolin, der Erzbischof von Westminster Vincent Nichols und der Erzbischof von Buenos Aires, Mario Aurelio Poli. Alle vier werden am Samstag vom Papst in das Kardinalskollegium aufgenommen. (rv)
 

Haiti dankt dem Papst

LangloisHaitis Bischöfe haben Papst Franziskus für die Erhebung von Erzbischof Chibly Langlois in den Kardinalsstand gedankt. Das sei ein „Zeichen großen Vertrauens, welches das gesamte Volk Haitis ehrt“, heißt es in einer Botschaft des haitianischen Bischofskonferenz. Der bitterarme Karibik-Staat erhält am Samstag seinen ersten Kardinal. Für Haiti sei mit der aktuell laufenden Vermittlung der Kirche auf politischem und sozialem Gebiet überdies ein wichtiger Moment gekommen, so die Bischöfe. Einer kirchlichen Gruppe unter Leitung des Bischofs von Les Cayes, des zukünftigen Kardinals Chibly Langlois, war es zuletzt gelungen, eine Übereinkunft zwischen den verschiedenen politischen Akteuren zur Durchführung einer Parlamentswahl im nächsten Jahr zu finden. Die Unterschrift unter das Abkommen ist allerdings noch nicht gesetzt.  (rv)
 

Nicht in Kasuistik verfallen: Papst Franziskus eröffnet das Konsistorium

KonsistoriumAn diesem Donnerstagmorgen begann im Vatikan die Versammlung der Kardinäle, das Konsistorium. Wir dokumentieren die kurze Ansprache von Papst Franziskus.

Liebe Brüder,

herzlich grüße ich euch und danke mit euch dem Herrn, der uns diese Tage der Begegnung und der gemeinsamen Arbeit schenkt. Insbesondere heißen wir die Mitbrüder willkommen, die am Samstag zu Kardinälen kreiert werden, und begleiten sie im Gebet und mit brüderlicher Zuneigung.

In diesen Tagen werden wir vor allem über die Familie, der Grundzelle der menschlichen Gesellschaft, nachdenken. Von Anfang an hat der Schöpfer seinen Segen auf Mann und Frau gelegt, damit sie fruchtbar sind und sich auf der Erde vermehren; so stellt sich die Familie in der Welt wie der Spiegel des dreieinen Gottes dar.

Unsere Überlegungen werden immer die Schönheit der Familie und der Ehe vor Augen haben, die Größe dieser so einfachen und zugleich so reichen menschlichen Wirklichkeit, die wie das ganze Leben aus Freude und Hoffnung, aus Mühen und Leid besteht. Wir werden die Theologie der Familie zu vertiefen suchen und die Seelsorge, die wir in der gegenwärtigen Lage zum Einsatz bringen müssen. Tun wir es mit Tiefe und ohne in eine „Kasuistik“ zu fallen, denn dies ließe unausweichlich das Niveau unserer Arbeit sinken. Die Familie wird heute gering geschätzt, schlecht behandelt. Es ist an der Zeit zu erkennen, wie schön, wahr und gut es ist, eine Familie zu bilden, heute eine Familie zu sein; wie unentbehrlich es für das Leben der Welt, für die Zukunft der Menschheit ist. Es wird von uns verlangt, den leuchtenden Plan Gottes über die Familie hervorzuheben und den Eheleuten zu helfen, ihn mit Freude in ihrem Leben umzusetzen, indem wir sie in vielen Schwierigkeiten begleiten.

Danken wir Kardinal Walter Kasper für seinen wertvollen Beitrag, den er uns mit seiner Einführung bietet.

Allen danke ich und wünsche einen schönen Tag! (rv)

Kollegengespräch: „Kardinalskollegium wird internationaler“

KonsistoriumZum ersten Mal in seiner Amtszeit als Papst hat Franziskus am Sonntag die Namen neuer Kardinäle bekanntgegeben, die er am kommenden 22. Februar beim Konsistorium kreieren will. Europäer sind dabei in der Minderheit. Will der Papst das Kardinalskollegium internationaler machen? Das wollte Stephanie Stahlhofen von Anne Preckel wissen. Ein Kollegengespräch.

„Seit dem Konzil ist das Kardinalskollegium immer internationaler geworden. Franziskus, erster Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri, setzt diese Linie fort: 15 Länder des Globus deckt die Gruppe der 19 zukünftigen Kardinäle ab. Der Papst spannt dabei einen weiten Bogen, der von Asien über Afrika bis nach Lateinamerika und in die Karibik reicht. Europa ist da mit zwei neuen Kardinälen eher eine Fußnote.“

Der Eindruck scheint sich zu bestätigen, dass Franziskus die Kirche „lateinamerikanischer“ machen will: Knapp ein Drittel der 16 neuen wahlberechtigten Kardinäle kommt aus Lateinamerika.

„Ich würde eher annehmen, Franziskus arbeitet daran, dass sich die Mehrheiten der Katholiken in der Welt auch angemessen in der Führung der katholischen Weltkirche widerspiegeln. In Lateinamerika leben ja fast 40 Prozent aller Katholiken weltweit, der Kontinent ist unter den Papstwählern aber zum Beispiel stark unterrepräsentiert. Eine ähnliche Situation haben wir bei den wachsenden Kirchen in Asien und Afrika, wo das Christentum Zulauf hat und die Zahl der Berufungen steigt. Darauf muss man reagieren, und hier braucht es auch eine starke Präsenz vor Ort in den Ländern selbst. Zu diesen Fragen hat der Papst zuletzt noch in seinem Gespräch mit internationalen Ordensoberen Ende November in Rom Stellung genommen.“

In der Tat gibt es jeweils zwei Ernennungen für Asien und Afrika. Was kann man dazu sagen?

„Ja, für die Philippinen und für Korea, wo viele Katholiken leben, hat der Papst jeweils einen neuen Kardinal ernannt, und weiter für Elfenbeinküste und Burkina Faso. In Elfenbeinküste gab es ja zuletzt große Spannungen und einen Machtkampf; der Erzbischof von Abidjan ist als Sprachrohr des Friedens und der Versöhnung in dem Land bekannt. Der Erzbischof von Ouagadougou in Burkina Faso war jahrelang nationaler Leiter der päpstlichen Missionswerke dort und ist u.a. im Dialog mit den Muslimen sehr aktiv. Überhaupt kann man sehen, dass viele der neuen Kardinäle vor allem der Südhalbkugel der Welt sehr krisenerprobt sind und sich auch besonders für Menschen am Rande einsetzen: Ricardo Ezzati Andrello von Santiago de Chile hat z.B. viel für die Ureinwohner in seinem Land getan, Kelvin Edward Felix von St. Lucia ist so was wie ein Pastoralpionier in der Karibik und Leopoldo Jose Brenes Solorzano von Managua bezieht immer wieder Stellung auch zu politischen Fragen wie Gewalt und dem Schicksal der Migranten – um nur ein Paar Beispiel zu nennen.“

Was waren denn die größten Überraschungen bei den Ernennungen, was war dagegen vielleicht zu erwarten?

„Haiti bekommt zum ersten Mal einen Kardinal! Chibly Langlois ist mit 55 noch recht jung und obendrein kein Erzbischof einer Hauptstadtdiözese. Das ist eine absolute Premiere und Zeichen dafür, dass dem Papst diese sehr arme und zuletzt durch Naturkatastrophen gebeutelte Region am Herzen liegt. Aufmerken lässt auch, dass bei diesem Konsistorium ein Paar traditionelle Kardinalssitze leer ausgehen, dafür aber zum Beispiel die Universitätsstadt Perugia einen Kardinal bekommt: Erzbischof Gualtiero Bassetti, der im Dezember schon auf Wunsch des Papstes in die Bischofskongregation berufen wurde.

Vier Vatikan-Männer werden ebenfalls Kardinäle. Gibt es da Überraschungen?

Ja und nein. Bestimmte Führungsämter sind seit jeher mit dem Kardinalsrang verbunden. Das gilt für Präfekten vatikanischer Kongregationen, in diesem Fall der Glaubenskongregation und der Kleruskongregation, also die Erzbischöfe Müller und Stella, die beide Kardinäle werden. Auch der päpstliche Staatssekretär ist immer ein Kardinal, und folgerichtig erhält nun Erzbischof Pietro Parolin den roten Hut. Aber die vierte vatikanische Kardinalserhebung ist eine Premiere: Noch nie war der Generalsekretär der Bischofssynode ein Kardinal. Erzbischof Baldisseri wird der erste. Und im Gegenzug ist einer leer ausgegangen. Traditionell sind nämlich auch die päpstlichen Bibliothekare Kardinäle. Der französische Dominikaner Jean-Louis Brugues, der dieses Amt innehat, ist aber zumindest in dieser Runde nicht dabei.
Geben die Ernennungen eigentlich auch Hinweise auf die Kurienreform?

„Franziskus hatte ja mehrfach deutlich gemacht, dass er sich gern beraten lässt und dass er auch bei Entscheidungen mehr Kollegialität will. Vor dem Hintergrund soll die Bischofssynode möglicherweise zu einer ständigen Einrichtung werden, heißt es, und deshalb die Erhebung in den Kardinalstand für Erzbischof Baldisseri. Ältester Kardinal der Weltkirche wird der frühere Papstsekretär Loris Francesco Capovilla. Der 98-Jährige assistierte Papst Johannes XXIII., den Franziskus ja in diesem Jahr noch heiligspricht – das gegenüber dem Papst, der das Konzil einberufen hat, eine weitere posthume Ehrenbezeugung. Franziskus schätzt Johannes XXIII. sehr.“
(rv)

Papst erinnert zukünftige Kardinäle an Demut

Papst Franziskus„Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem auf den 12. Januar datierten Brief an die 19 von ihm neu benannten Kardinäle, den der Vatikan an diesem Montag veröffentlichte.

Lesen Sie den Volltext im Folgenden in einer deutschen Arbeitsübersetzung.

Lieber Bruder,

an dem Tag, an dem deine Benennung zum Teil des Kardinalskollegiums bekannt wird, möchte ich dir einen freundlichen Gruß ausrichten und dich meiner Nähe und meines Gebetes versichern. Ich wünsche mir, dass du mir als Teil der Kirche Roms, ausgestattet mit den Tugenden Jesu (vgl. Röm 13, 14), mit brüderlicher Wirksamkeit in meinem Dienst an der universellen Kirche helfen kannst.

Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen. Und dieses Weiter-Sehen- und Universeller-Lieben-Können, mit größerer Intensität, kann man, obwohl das paradox scheint, nur erreichen, indem man dem Weg des Herrn folgt: den Weg des Sich-Kleinmachens und der Demut, wie ein Sklave zu werden (vgl. Phil 2, 5-8). Deshalb bitte ich dich mit Nachdruck, diese Ernennung mit einem einfachen und demütigen Herzen zu empfangen. Und auch wenn du (diese Nachricht, Anm.) mit Wonne und Freude aufnehmen solltest, passe auf, dass dieses Gefühl weit entfernt ist von jedem Ausdruck der Weltlichkeit, von jedem Feiern, dass dem evangelischen Geist der Schlichtheit, Genügsamkeit und Armut nicht entspricht.

Auf Wiedersehen also bis zum 20. Februar, wenn wir zwei Tage der Reflektion über die Familie beginnen. Ich stehe dir zur Verfügung und bitte dich, für mich zu beten und für mich beten zu lassen.

Jesus möge dich segnen und die Heilige Jungfrau dich schützen.

Brüderlich, Franziskus (rv)

Kardinal Poletto begeht heute seinen 80. Geburtstag

Kardinal PolettoDer emeritierte Erzbischof von Turin Severino Kardinal Poletto begeht heute seinen 80. Geburtstag. Poletto war Teilnehmer am Konklave 2013 zur Wahl von Papst Franziskus. Im Jahr 2001 hatte ihn Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche "S. Giuseppe in Via Trionfale" übertragen. Von 1999 bis 2010 leitete er die Erzdiözese Turin und war bis heute Mitglied der Kongregation für den Klerus, des Päpstlichen Rates für die Kulturgüter der Kirche und der Präfektur der wirtschaftlichen Angelgenheiten des Hl. Stuhls. Mit sein Geburtstag sind nur noch 114 der 206 Kardinäle des Kardinalskollegiums wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)

Papst empfängt Kardinäle im Vatikan: „Brüder, forza!“

KonsistoriumFranziskus hat am Freitagmorgen das Kardinalskollegium im Apostolischen Palast empfangen. Der neue Papst, der ohne Stola und Mozzetta auftrat, wich bei seiner Ansprache an einigen Stellen vom Redetext ab. „Cari fratelli, forza!“, „Liebe Brüder, los!“ – mit lebhaftem Blick und ausladenden Gesten rief er die Kardinäle zu neuer Verve bei Verkündigung des Christentums auf. Dazu gelte es vorhandenes Potenzial neu zu nutzen, so Franziskus, der in freier Rede ein Hölderlin-Zitat einfügte:

„Die Hälfte von uns sind alt. Das Alter ist, so drücke ich es gern aus, Sitz der Wissens im Leben. Die Alten haben die Weisheit, dass sie im Leben gegangen sind, wie der alte Simon, die alte Anna vom Tempel. Und diese Weisheit ist es gerade, die sie Jesus hat erkennen lassen. Schenken wir den Jungen diese Weisheit: schenken wir ihnen die Weisheit des Lebens, wie der gute Wein, der mit den Jahren immer besser wird. Mir kommt in den Sinn, was ein deutscher Dichter über das Alter sagte:, Es ist ruhig, das Alter, und fromm’ (Anm. d. Red.: Friedrich Hölderlin: Meiner verehrungswürdigen Großmutter zum 72. Geburtstag): es ist die Zeit der Ruhe und des Gebetes. Und auch die Zeit, den Jungen diese Weiheit zu geben.“

Ausgehend von der intensiven Erfahrung des Konklaves rief der Papst die Kardinäle zur Einheit auf. „Wir haben zusammen gebetet und brüderlich unsere Gefühle, Erfahrungen und Gedanken geteilt“, so Franziskus. Der Papst blickte auf die intensiven Tage des Vorkonklaves und Konklaves zurück:

„In diesem Klima großer Herzlichkeit haben wir uns besser kennengelernt und sind einander gegenüber offen geworden, und das ist gut, denn wir sind Brüder. Jemand sagte mir: die Kardinäle sind die Priester des Heiligen Vaters. Aber wir sind diese Gemeinschaft, diese Freundschaft, diese Nähe, die allen gut tun wird.“

Dieses „Offenwerden“, diese „Brüderlichkeit“ hätten die Kardinäle für die Lenkung durch den Heiligen Geist geöffnet, blickt Franziskus auf das Konklave, das „voll von Bedeutung nicht nur für das Kardinalskollegium, sondern auch für alle Gläubigen“ gewesen sei. Er verwendet hier den Begriff „Paraklet“ aus dem Johannesevangelium – den beistehenden, tröstenden Heiligen Geist:

„Der Paraklet schafft alle Unterschiede in der Kirche, und es scheint, er sei ein Apostel von Babel. Aber andererseits ist er es, der die Einheit dieser Unterschiede nicht in der Gleichheit, sondern in der Harmonie schafft. Ich erinnere mich an den Kirchenvater, der das so fasste: ,Ipse harmonia est’. Dieser Paraklet, der jedem von uns andere Charismen gibt, vereint uns in dieser Gemeinschaft der Kirche, die den Vater, den Sohn und Ihn, den Heiligen Geist, anbetet.“

Ausgehend von der „authentischen und kollegialen Zuneigung“, die das Kardinalskollegium vereine, gab der neue Papst seinem Willen Ausdruck, „dem Evangelium mit erneuerter Liebe“ zu dienen. Der Argentinier rief hier zu einer erneuerten Evangelisierung mit vereinten Kräften auf:

„Geben wir nie dem Pessimismus nach, der Bitterkeit, die uns der Teufel jeden Tag anbietet: geben wir nicht dem Pessimismus nach und der Entmutigung: Wir haben die feste Gewissheit, dass der Heilige Geist der Kirche – mit seinem mächtigem Atem – den Mut gibt, beharrlich neue Wege der Evangelisierung zu suchen, um das Evangelium bis an die letzten Enden der Welt zu tragen (At 1,8).“

Die Wahrheit der christlichen Botschaft sei bis heute unumstößlich:

„Die Wahrheit des Christentums ist anziehend und überzeugend, weil die auf das tiefe Bedürfnis der menschlichen Existenz antwortet und auf überzeugende Weise verkündet, dass Christus der einzige Erlöser des ganzen Menschen und aller Menschen ist. Diese Botschaft bleibt heute wie zu Beginn des Christentums gültig, als die große missionarische Expansion des Evangeliums stattfand.“

Franziskus dankte den Kardinälen für ihre Arbeit während der Zeit der Sedisvakanz und allen Vatikanmitarbeitern, die für einen reibungslosen Ablauf der Papstwahl gesorgt haben. Namentlich nannte er Kardinaldekan Angelo Sodano, den Camerlengo Tracisio Bertone und Giovanni Battista Re, der das Konklave leitete. Weiter erwähnte der Papst hier die Kardinäle, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht am Konklave teilnehmen konnten, wie etwa Kardinal Mejia, der am Mittwoch einen Herzinfarkt erlitten hatte und in einem römischen Krankenhaus liegt.
Besonderer Dank des neuen Papstes ging an seinen Vorgänger:

„Besonders denke ich mit großer Zuneigung und tiefer Dankbarkeit an meinen ehrwürdigen Vorgänger Benedikt XVI., der in diesen Pontifikatsjahren die Kirche mit seinem Lehramt, seiner Güte, seinem Glauben, seiner Demut und seiner Milde – die ein geistliches Erbe für alle bleiben werden – bereichert und neu gestärkt hat. Er hat das Petrusamt, das er mit totaler Hingabe lebte, weise und demütig ausgeübt, mit einem immer fest auf Christus gerichteten Blick, den auferstandenen Christus, der anwesend und lebendig in der Eucharistie ist. Wir werden ihn immer mit unserem inbrünstigen Gebet begleiten, mit unserem nicht abreißenden Erinnerung und unserer unvergänglichen Anerkennung voller Zuneigung. Wir fühlen, dass Benedikt XVI. in der Tiefe unserer Herzen eine Flamme entzündet hat: sie wird weiter brennen, denn sie wird durch sein Gebet genährt, das die Kirche und ihren spirituellen und missionarischen Weg weiter unterstützen.“ (rv)