Kardinäle fordern Klarheit in Kommunionsfrage

UTRECHT – Mit deutlichem Unverständnis und einer scharfen Warnung vor den Konsequenzen hat Kardinal Willem Jacobus Eijk auf die Entscheidung reagiert, im Streit um eine „Pastorale Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) deren Entwürfe neu zu diskutieren und „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden“. Kardinal Gerhard Ludwig Müller forderte bereits zuvor Klarheit und ruft Bischöfe auf, sich zu Wort zu melden. Indessen gibt es auch andere Lösungsvorschläge.

In einem Kommentar für den „National Catholic Register“ schreibt der Erzbischof von Utrecht:

„Einstimmigkeit über was? Falls alle Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, nachdem sie erneut darüber gesprochen haben, einstimmig beschließen, dass Protestanten, die mit einem Katholiken verheiratet sind, die Kommunion empfangen können (etwas, das nicht passieren wird), wird dies dann die neue Praxis in der katholischen Kirche in Deutschland werden – obwohl es im Gegensatz zum Kirchenrecht und zum Katechismus der Katholischen Kirche steht?“

Bei dem Gespräch in Rom am 3. Mai 2018 über eine geplante „pastorale Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ließ Papst Franziskus durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria SJ, mitteilen, dass die deutschen Bischöfe „im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden“ hätten.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller bezeichnete dies gegenüber dem „National Catholic Register“ bereits am 4. Mai als „sehr arm“. Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation bemängelte, dass die Mitteilung seines Nachfolgers „keine Antwort auf die zentrale, wesentliche Frage“ darstelle. Der Papst und die Glaubenskongregation sollten vielmehr eine „sehr klare Orientierung“ leisten, und zwar nicht dahingehend, was persönliche Meinung sei, sondern was „der offenbarte Glaube“ sei. Bischöfe sollten angesichts dieser Situation den Glauben weiter erklären, so Müller. Er hoffe, dass „mehr Bischöfe ihre Stimme erheben, und ihre Pflicht tun“, sagte der Kardinal.

Eine dieser Stimmen ist nun offenbar die des Erzbischof von Utrecht: Die Antwort des Heiligen Vaters, die Entwürfe erneut zu diskutieren sei „völlig unverständlich“, kritisiert Kardinal Wim Eijk in seinem am 7. Mai veröffentlichten Kommentar.

Die Lehre und Praxis der Kirche in dieser Frage sei nicht nur klar, so der niederländische Kardinal, sondern auch die Unterschiede zwischen lutherischem und katholischem Verständnis seien bekannt, offensichtlich und nicht zu ignorieren. Darüber hinwegzusehen sei keine Lösung und führe in der Praxis – davon sei auszugehen – dazu, dass eben nicht „nur in Einzelfällen“ und „unter bestimmten Umständen“ protestantische Ehepartner die Kommunion empfingen: „Und am Ende werden sogar Protestanten, die nicht mit Katholiken verheiratet sind, die Eucharistie empfangen wollen“, so Eijk.

Dies führe nicht zu größerer Einheit, im Gegenteil, warnt der Erzbischof von Utrecht in seinem Text:

„Dadurch, dass keine Klarheit geschaffen wird, entsteht unter den Gläubigen große Verwirrung und die Einheit der Kirche ist gefährdet.“

Klar äußerte sich Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg in der Frage: Bereits Ende April sagte der bayerische Oberhirte in einem Interview, die Mitfeier der Eucharistie sei immer ein Bekenntnis zur Katholischen Kirche und ihrer Glaubensinhalte, an der folglich nur jene daran teilnehmen, die sich zu diesem Glauben bekennen.

Gefahr für Ökumene, Prüfung der Kirche

Für die Ökumene sei Klarheit in diesen Fragen in keiner Weise eine Gefahr, betonte Bischof Voderholzer. Im Gegenteil: Es gehe darum, den Glauben gegenseitig ernst zu nehmen und respektieren. Als Bischof und sogar dem eigenen familiären Umfeld wisse er sehr wohl um die Nöte und Probleme, etwa in gemischt-konfessionellen Familien. Gerade hier sei der Weg der Gemeinsamkeit, hin zu Einheit aber nur begehbar, wenn der Glaube verlässlich verkündet werde „und zwar so, dass sie sich darauf verlassen können, dass es richtig und gut ist“.

In der Frage der Ökumene müsse nicht zuletzt auch die Sicht der Ostkirchen berücksichtigt werden: „Dort wird der Zusammenhang zwischen Kirchengemeinschaft und Eucharistiegemeinschaft noch tiefer gesehen als in der Westkirche. Wenn die katholische Kirche diese Sicht verdunkelt, vergrößert sie erheblich den Graben zu den orthodoxen Kirchen“, warnte Voderholzer Ende April bereits.

Vor einer anderen Gefahr warnt Kardinal Eijk. Angesichts der Pflicht der Bischöfe – allen voran des Nachfolgers Petri – die Glaubenslehre gemäß der Tradition und Bibel zu vertreten sei er an Artikel 675 des Katechismus erinnert, der die „Letzte Prüfung der Kirche“ zum Thema hat:

„Vor dem Kommen Christi muß die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird [Vgl. Lk 21,12;Joh 15,19 -20]. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das ‚Mysterium der Bosheit‘ enthüllen: Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme.“ (Quelle)

Hintergrund

Auslöser war der zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 20. Februar in Bewegung gebrachte Vorstoß für Diözesen in Deutschland: Eine „Orientierungshilfe“ sollte darlegen, wie dort „unter bestimmten Umständen“ und „in Einzelfällen“ evangelischen Ehepartnern der Empfang der Heiligen Kommunion möglich sein sollte.

Die angekündigte Orientierungshilfe – in Form einer „Pastoralen Handreichung“ – wurde am 20. Februar mit Zwei-Drittel-Mehrheit der Teilnehmer beschlossen – wenn auch nach „intensiver Debatte“, und offensichtlich ohne zufriedenstellendes Ergebnis für mehrere Bischöfe: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Hirten fünf bayerischer Bistümer – der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, die Bischöfe Konrad Zdarsa von Augsburg, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Stefan Oster von Passau und Rudolf Voderholzer von Regensburg – sowie Bischof Wolfgang Ipolt von Görlitz wandten sich mit einer Bitte um Klarstellung am 23. März in einem direkten Brief an Kardinal Kurt Koch und Kurienerzbischof Luis Ladaria. Das Schreiben wurde ohne vorherige Absprache mit dem DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx abgeschickt, der wiederum mit einem eigenen Schreiben reagierte.

Es gehe um eine Klarstellung, ob die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner im Rahmen einer nationalen Bischofskonferenz entschieden werden kann, oder ob eine Entscheidung der Universalkirche notwendig ist, so das Erzbistum Köln gegenüber CNA Deutsch in einer Stellungnahme zum Schreiben nach Rom. Eine Klarstellung, die nun auf sich warten lässt, wie auch die weitere Frage, zu der es aus Köln hieß:

„Das Ziel in einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche muss es aus Sicht der Unterzeichner sein, nationale Sonderwege zu vermeiden und in einem ökumenischen Gespräch zu einer weltweit einheitlichen und tragfähigen Lösung zu kommen“.

Andere Lösungen

An eine andere, versöhnliche Lösung erinnert indessen auf der evangelischen Webseite „idea.de“ der katholische Publizist Bernhard Meuser: Die geistige Kommunion – manchmal auch als „geistliche“ Kommunion bekannt. Dabei handelt es sich um eine seit Jahrhunderten übliche und von Heiligen empfohlene Praxis – etwa für Situationen, in denen Katholiken wie andere Christen die heilige Kommunion nicht empfangen können, aber danach sehnen.

Zudem sei es ohnehin vielerorts üblich – auf der Glaubenskonferenz „Mehr“ des Gebetshauses wie in zahlreichen Kirchen – sich mit gekreuzigten Armen nach vorne begeben, um einen Segen zu empfangen, wenn man die Kommunion zu diesem Zeitpunkt nicht leiblich empfangen könne oder wolle, so Meuser.

Buch-Tipp zum Thema: Kardinal Paul Josef Cordes, Geistige Kommunion, erschienen beim fe-Verlag. (CNA Deutsch)

Christen in Jerusalem reagieren auf Vandalismus durch Siedler

JERUSALEM – Vertreter christlicher Kirchen verteidigen die Notwendigkeit einer christlichen Präsenz in der Altstadt Jerusalems angesichts Berichten über zunehmenden Vandalismus, Beschimpfungen, und aggressiven Grundstückskäufen durch jüdische Siedler.

„Die Kirche wird heute massiv bedroht durch bestimmte Siedler-Gruppen. Die Siedler versuchen hartnäckig, die Präsenz der christlichen Gemeinde in Jerusalem zu erodieren“, sagte der griechisch orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III, in einem Interview mit der Zeitung „the Guardian„.

„Diese radikalen Siedler-Gruppen sind hoch organisiert. In den vergangenen Jahren sind wir Zeuge der Schändung und Zerstörung einer bisher nie dagewesenen Zahl von Kirchen und Heiligenstedten geworden, und erhalten immer mehr Berichte von Priestern und Gläubigen vor Ort, die angegriffen und beschimpft wurden“, fuhr der Patriarch fort.

Katholische Institutionen und Gläubige sind auch Opfer solcher Angriffe, so der Priester David Neuhaus, Der dem Päpstlichen Biblischen Institut angehört.

„Was Patriarch Theophilos beschreibt ist richtig, insofern kirchliches Eigentum und einzelne Christen angegriffen worden sind“, sagte Pater Neuhaus gegenüber CNA.

„Die Angreifer unterscheiden nicht zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen“, erklärte Pater Neuhaus weiter. So seien oft auch katholische Einrichtungen und Gläubige Opfer dieser Angriffe Punkt

Die meisten Christen in Israel sind Araber und gehören entweder der griechisch-katholischen Kirche an, der griechisch-orthodoxen, oder der römisch-katholischen Kirche.

Die deutschsprachige Benediktinerabtei Dormitio wurde in den vergangenen Jahren fünfmal mit anti-christlichem Graffiti in hebräischer Sprache beschmiert.

im September 2017 zerschmetterten Angreifer Kirchenfenster und zerstörten eine Statue der Muttergottes in der Stephanskirche in Beit Jamal, einem Salesianer-Kloster im Westen von Jerusalem.

Der Orden vom Heiligen Grab hat vor kurzem eine Spende bewilligt für einen Zaun um eine ebenfalls geschändete Kirche in Nazareth. Dieser soll weitere Angriffe unterbinden helfen.

Für Pater Neuhaus ist es wichtig daran zu erinnern, dass „diese Angriffe auch gegen Muslime verübt werden“, und „viel mehr Moscheen als Kirchen angegriffen werden“. Die Gewalt der Siedler richte sich gegen alle Nichtjuden.

„Die Frage der Siedler und damit verbundener Gewalt ist ein wichtiges Phänomen in der israelischen Gesellschaft und betrifft Christen und Muslime sehr tief“, sagte der US-amerikanische Priester.

Der Direktor von „In Defence of Christians“, Philippe Nassif, sagte gegenüber CNA, dass er besorgt sei über extremistische Angriffe „von allen Seiten“.

„Es ist wichtig, dass Christen sich frei fühlen, ihren Glauben auszuüben, zu arbeiten, und in Israel ohne Angst vor Gewalt durch eine Handvoll Extremisten, und wir bitten die israelische Regierung dringend, die Straftäter solcher Verbrechen auch vor Gericht zu bringen und wirklich zu bestrafen“, so Nassif weiter.

Auch das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hat vergangene Woche die Bedeutung der christlichen Gemeinschaft in Jerusalem betont.

„Die Identität Jerusalems wäre ohne eine lebendige und sichtbare christliche Präsenz nicht vollständig. Die Heiligen Stätten und die Anwesenheit vieler Pilger sind nicht genug, um den christlichen Charakter der Stadt zu bekräftigen: Ohne die Anwesenheit einer lebendigen und aktiven Gemeinde kann es keine Kirche geben „, schrieb Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Apostolischer Administrator des Patriarchats, in einem Brief an die Lateinische Gemeinde in Jerusalem am 3. Mai.

Erzbischof Pizzaballa sagte, die Kirche erwäge, in Jerusalem eine zweite Pfarrei zu gründen, um die christliche Präsenz zu stärken.

„Es ist daher eine Priorität und grundlegend für uns alle, unsere Präsenz in Jerusalem nicht nur zu bewahren, sondern vielmehr zu stärken und den christlichen Charakter der Heiligen Stadt zu bewahren“, schrieb der Erzbischof.

Am 14. Mai werden die Vereinigten Staaten ihre neue Botschaft in Jerusalem eröffnen und die USA zum ersten Land machen, das Jerusalem seit der Gründung des Staates im Jahr 1948 als Hauptstadt Israels anerkennt.

Nachdem Präsident Donald Trump im Dezember vergangenen Jahres diesen Schritt angekündigt hatte, drückte Papst Franziskus seine „tiefe Besorgnis“ aus und appellierte an die internationale Gemeinschaft, sicherzustellen, dass „sich jeder gemäß den einschlägigen Resolutionen der UN dazu verpflichtet, den Status quo der Stadt zu respektieren.“

Papst Franziskus drängte darauf auch im Oktober 2017 bei seinem Treffen mit Theophilos III. – dabei sprachen die Oberhäupter auch über die Sorge des Patriarchen um die christliche Gemeinschaft angesichts der Aggression jüdischer Siedler.

Der Papst sagte: „Jede Art von Gewalt, Diskriminierung oder Intoleranz gegenüber jüdischen, christlichen und muslimischen Anbetern oder Orten der Anbetung muss entschieden abgelehnt werden. Die Heilige Stadt, deren Status Quo verteidigt und bewahrt werden muss, sollte ein Ort sein, an dem alle friedlich zusammenleben können; Sonst wird die endlose Spirale des Leidens für alle weitergehen. “ (CNA Deutsch)

Kreuzdebatte: Innenminister Joachim Herrmann über die Orientierung am Kreuz (Video)

Minister erklärt im Exklusiv-Interview mit EWTN die Entscheidung der Bayerischen Regierung, Kreuze in Behördeneingängen aufzuhängen.

WÜRZBURG – Die bayerische Landesregierung hat mit ihrer Entscheidung, Kreuze im Eingang öffentlicher Verwaltungsgebäude aufzuhängen, für Diskussion gesorgt – wie auch die Kritik von Kardinal Reinhard Marx an der Entscheidung, und das Lob von Bischof Rudolf Voderholzer für andauernden Gesprächsstoff sorgt.

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV sprach am Rande der Investitur des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem am 5. Mai 2018 in Würzburg mit dem bayerischen Innenminister, Joachim Herrmann (CSU), über diese Entscheidung – und seine persönliche Beziehung zum Kreuz.

(CNA Deutsch)

Kardinal: „Franziskus würde sofort nach Syrien reisen“

Papst Franziskus würde ohne zu zögern nach Syrien reisen, wenn es dem Frieden und der Sicherheit der Menschen dort diente. Diese Überzeugung äußerte im Gespräch mit Vatican News Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation.

Gudrun Sailer und Alessandro Gisotti – Vatikanstadt

„Ich habe da keine Zweifel“, so der Kardinal, ein argentinischer Landsmann des Papstes. „Allerdings, Franziskus hat keine Angst um sich selbst, er hat Angst für alle jene, die sich zu seinem Besuch versammeln würden, die sich ihm nähern würden.“ Aus diesem Grund sei der Papst noch nicht in Syrien oder benachbarte Länder des Nahen Ostens wie etwas Irak gereist. Es sei undenkbar, dass der Papst bei einer Reise aus Sicherheitsgründen vom Volk abgetrennt sei, fuhr Sandri fort, das hätte „eine gewisse Theatralik, aber würde dem Volk keine Freude und keine Hoffnung bringen“.

Am kommenden Montag wird Papst Franziskus in Bari zusammen mit katholischen und orthodoxen Religionsführern aus Nahost um Frieden beten. „Das ist ein hochsensibler Moment“, sagte Sandri. Länder wie Irak und Syrien hätten schwer gelitten. Der Papst wolle mit seinen Gästen Seite an Seite „wie Brüder“ beten und zugleich die Welt auf das Leid im Nahen Osten aufmerksam machen sowie „alle zur Gerechtigkeit, zum Friede und zum Respekt der Menschenwürde“ mahnen. Ein besonderer Blick gelte dabei den Christen in den betreffenden Ländern: „jenen, die verfolgt werden, und jenen, die in diesen Gebieten leben und täglich Bombardierungen, Morde, Terrorismus, Rache und Trennung fürchten“.

Kardinal Sandri leitet die Ostkirchenkongregation seit zehn Jahren. Er sei dankbar und erfreut über die vielen Begegnungen, die ihm diese Arbeit ermögliche, sagte der Kardinal. „Als persönliche Erfahrung hat das bei mir zu einer Relativierung vieler Ängste und Vorstellungen beigetragen, die wir hier im Westen so haben, wo es, Gottseidank, Frieden, Sicherheit, Möglichkeiten gibt, während wir uns doch in so vielen ,Dummheiten´ verlieren. Diese Menschen haben mich die Wirklichkeit verstehen lassen, hinter der wir alle her sein müssen: der Triumph des Herrn Jesus in unserem Leben und im Leben der Welt durch Gerechtigkeit und Frieden.“ (Vatican News – gs)

CuraPastoralis: Internationaler pastoraler Aufruf an die Bischöfe der Welt

Die Initiative „CuraPastoralis.org“ ist ein Appell an die Bischöfe der ganzen Welt, die Lehre Christi zu bekräftigen und Fehler beim Empfang der heiligen Kommunion durch Personen die imstand der schweren Sünde leben zu beheben.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Es geht um die Auslegung der Morallehre, wie sie in der Enzyklika „Humanae vitae“ festgeschrieben ist. Die Initiative richtet sich aber auch offen gegen das seit Langem umstrittene Apostolische Dokument „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus. Die Verantwortlichen der Initiative bitten in diesem pastoralen Aufruf die Priester der gesamten Weltkirche um Unterstützung.

Auf der Website „CuraPastoralis.org“ steht der „Pastorale Aufruf an die Bischöfe zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums“ in mehreren Sprachen zur Verfügung. Hier der Originaltext in deutscher Sprache:

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Pastoraler Aufruf an die Bischöfe

zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums

(Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen)

Sonntag des Guten Hirten

22 . April 2018

Eminenz oder Exzellenz,

Als Priester, die geweiht sind, um dem Volk Gottes in der Seelsorge zu dienen, wenden wir uns an Sie, um Ihre Hilfe im Umgang mit einer irreführenden Einstellung im Bereich der christlichen Moral zu erbitten, einer Einstellung, der wir häufig begegnen und die denjenigen, die dadurch irregeführt werden, schweren Schaden zufügt. Wir glauben, dass ein Großteil dieses Schadens geheilt oder gemildert werden könnte, wenn Sie die Lehre Christi bekräftigen und diese Irrtümer durch den Einsatz der vollen Autorität Ihres apostolischen Amtes korrigieren würden. Dies würde nicht nur denjenigen zugute kommen, die Ihnen als ihrem Diözesanbischof anvertraut sind, sondern Sie würden als Nachfolger der Apostel in hohem Maße zur Einheit und zum Wohlergehen der universalen Kirche beitragen. Unsere pastorale Sorge ist es, dass sich die gegenwärtige nachteilige Lage ohne eine solche Hilfe erheblich verschlechtern wird.

In ihrer Grundform enthält die erwähnte irreführende Einstellung die Behauptung, dass diejenigen, die objektiv böse Taten setzen und sich subjektiv als schuldfrei begreifen, die heilige Kommunion empfangen dürfen. In einer weiterentwickelten Form wird bestritten, dass bestimmte Verhaltensweisen in sich böse sind, und behauptet, dass diese Verhaltensweisen entweder unter bestimmten Umständen das realistischere Gute sind, das erreicht werden kann, oder tatsächlich gut sind. Eine noch extremere Version erklärt, dass Gott diese Verhaltensweisen billigen oder gar dazu anregen könnte. Christi Leben und Morallehre werden somit als abstrakte Ideale dargestellt, die an unsere Umstände angepasst werden müssen, und nicht als Realitäten, die bereits darauf gerichtet sind, uns in jeder Situation von der Sünde und dem Bösem zu befreien.

Obwohl dieser Ansatz den Anspruch erhebt, eine neue und legitime Entwicklung zu sein, hat die Kirche seine Prinzipien immer als dem Evangelium widersprechend verstanden. Sie widersetzte sich diesen Theorien im 20. Jahrhundert, vor allem in den fünfzig Jahren seit Humanae Vitae mit besonders energischer und präziser Lehre. Das jüngste Aufleben dieser schädlichen Einstellung trotz entsprechender anhaltender Bemühungen der Kirche zeigt – wie wir glauben – deutlich, dass eine wirksamere pastorale Antwort erforderlich ist, als sie Pfarrer von sich aus leisten können oder die beschränkte Autorität konventioneller diözesaner und regionaler Erklärungen adäquat erbringen kann. Darum bitten wir Sie, die Ausübung Ihrer vollen apostolischen Autorität zu erwägen, indem Sie das Evangelium förmlich bekräftigen und diese Irrtümer korrigieren. Dies würde der gesamten Kirche zum apostolischen Zeugnis, welches alleine in der Lage ist, den Klerus und die Laien in der dringenden Aufgabe zu unterstützen und zu leiten, den Geschädigten zu helfen und authentische pastorale Initiativen zu entwickeln, um die ganze Welt zu erreichen.

Wir sind uns bewusst, dass die Ausübung der apostolischen Autorität und die Art und Weise ihres Ausdrucks Angelegenheiten sind, die jeder Bischof für sich entscheiden muss. Als Priester wollen wir Ihnen in einem brüderlichen und kindlichen Geiste die folgenden Lehren des Evangeliums zur Betrachtung vorlegen, die sich auf zehn entscheidende Punkte konzentrieren, von denen wir hoffen, dass Sie sie verbindlich ansprechen werden. Bitte nehmen Sie diese Punkte als Zeugnis unseres Glaubens auf, den wir in Einheit mit dem Bischofskollegium und seinem Oberhaupt, dem Bischof von Rom bekennen.

1. Gott ist Liebe. Er hat alles zu unserem Besten arrangiert und er hat uns gerufen, sein göttliches Leben in Christus zu teilen. Folglich Gott ist völlig gegen das Böse, die Sünde (d. h. die bewusste und willentliche Hinwendung zum Bösen) und den Schaden, der dadurch verursacht wird. Obwohl sich Gott entschließen mag, die Gegenwart des Bösen und der Sünde zu tolerieren, regt er niemals dazu an und billigt diese Realitäten nicht.

2. Christgläubige, die an der ihnen innewohnenden Gemeinschaft mit Gott teilhaben (d. h. sich im Zustand der Gnade befinden), sind unter allen Umständen von Christus befähigt, treu zu bleiben, indem sie die bewusste und willentliche Ausübung des Bösen vermeiden. Deshalb sind sie verantwortlich für alle Sünden, die sie begehen (vgl. 1 Jh 5,18 und Jak 1,13-15). Das gilt selbst dann, wenn die Haltung der Treue Leid, Entbehrung oder Tod fordert, weil das, was menschlich unmöglich ist, durch Gottes Gnade möglich ist (vgl. Mt 19,26 und Sir 15,15). Daher ist die Treue zu Christus und seiner Lehre realistisch und erreichbar, sie ist kein abstraktes Ideal, welches an die Umstände des Lebens angepasst werden müsste.

3. Christen, die sich der Gemeinschaft mit Gott erfreuen, können in einem gewissen Maße an Unwissenheit oder einem Mangel an Freiheit leiden, was die Schuldhaftigkeit einer bestimmten bösen Tat mindert oder gänzlich aufhebt. Obwohl das, was sie tun, tatsächlich (d. h. objektiv) böse ist und daher auf verschiedene Weise für sie selbst und für andere schädlich, können sie persönlich (d. h. subjektiv) keine Schuld tragen und bleiben daher moralisch schuldlos.

4. Christen, die böse Akte ohne Schuld ausüben, verbleiben in Gemeinschaft mit Gott, sind aber in Situationen gefangen, die tatsächlich schädlich sind und sie daran hindern, an der Fülle des Lebens, das Jesus brachte, vollständig teilzuhaben. Die Aufgabe der Kirche ist es, sich für ihre Heilung und Befreiung einzusetzen, indem sie die Gnade und Wahrheit des Evangeliums Christi geduldig ausspendet.

5. Das Gewissen ist die unmittelbare Verhaltensnorm, aber nicht die unfehlbare Stimme Gottes. Es kann aufgrund unverschuldeter Fehlbildung oder Verzerrungen infolge früherer Sünden falsch urteilen. Gleichwohl kann jemand, der seinem Gewissen folgt oder sich selbst für frei von Schuld hält, dennoch der Sünde schuldig sein. In Anbetracht dieser Einschränkungen müssen die subjektiven Gewissensurteile mit dem von Christus geoffenbarten Evangelium in Einklang gebracht werden, welches er selbst durch das authentische apostolische Zeugnis der Kirche (z. B. das ordentliche und außerordentliche Lehramt) ständig verkündet.

6. Die Ehe ist ein Bund, der von einem Mann und einer Frau, die frei von Hindernissen sind, wissentlich und willentlich mit der nötigen Überlegung und Reife geschlossen wird. Die Ehe ist eine exklusive Verbindung, die durch keine menschliche Macht oder aus irgendeinem Grund aufgelöst werden kann, außer dem Tod eines der Ehegatten. Die bräutliche Verbindung zwischen Christus und der Kirche ist die Grundlage dieses ehelichen Bandes sowohl in der menschlichen Natur als auch im Sakrament der Ehe (vgl. Gen 2,24; Mt 19,3-6; Eph 5,32; und 2 Tim 2,13).

7. Sexuelle Handlungen außerhalb der Ehe sind unter allen Umständen ein schweres Übel. Die schuldhafte Willenszustimmung zu diesem schweren Übel stellt eine Todsünde dar, die, wie jede Todsünde, die Gemeinschaft mit Gott beendet.

8. Um die heilige Kommunion zu empfangen, müssen Christen, die erkennen, dass sie eine Todsünde begangen haben, ihre Sünden wirklich bereuen und den Vorsatz haben, in Zukunft jede Sünde zu meiden. Zudem müssen sie normalerweise zuerst das Bußsakrament empfangen.

9. Der Empfang der Heiligen Kommunion kann nicht auf einen privaten Akt reduziert werden, der auf einem subjektiven Urteil über die eigene Unschuld beruht. Der Kommunionempfang ist nämlich ein öffentliches Zeugnis dafür, dass der Gläubige am gemeinschaftlichen Glauben und dem Leben der Kirche festhält. Unabhängig von der persönlichen Schuld kann von denjenigen, die weiterhin objektiv schwer sündigen, nachdem sie erfahren hatten, dass ihr Glaube oder Verhalten gegen das apostolische Zeugnis der Kirche verstößt, zu Recht erwartet oder – gelegentlich – gefordert werden, dass sie sich der Heiligen Kommunion enthalten. Diese kirchliche Disziplin ist ein pastorales Mittel, um sie dazu zu bewegen, das Böse zu erkennen und ihm zu entsagen, damit sie von ihm befreit werden und an dem reichen Leben Christi größeren Anteil haben. Ein solcher Ansatz spiegelt die Lehre Jesu und der Apostel wider, die die kirchliche Disziplin auf das objektive Versagen mit dem Leben der Kirche übereinzustimmen und nicht auf ein Urteil über Schuldhaftigkeit bezog (vgl. Mt 18,17; 1 Kor 5,11-13; Gal 1,9 und 1 Joh 4,6). Die Heilige Kommunion kann auch vorenthalten werden, um zu vermeiden, dass andere in Bezug auf den Glauben und das Leben entsprechend den Forderungen des Evangeliums irregeführt werden (d. h. einen Skandal verursachen; vgl. Mt 18,6).

10. Der Empfang der Heiligen Kommunion in bestimmten Fällen durch jene, die nach einer Ehescheidung wieder geheiratet haben, hängt vom objektiven Dasein des Ehebandes ihrer ersten Ehe und von der Vermeidung von Sünde und öffentlichem Skandal ab, und nicht lediglich von ihrer privaten Absicht,

künftig sexuelle Handlungen zu vermeiden, ihrer subjektiven Einschätzung der gegenwärtigen Beziehung oder ihrer subjektiven Ansicht, dass sexuelle Aktivität in dieser Beziehung moralisch gut sei (vgl. Mt 5,32).

Durch unseren Aufruf möchten wir Sie ermutigen, den pastoralen Wert der apostolischen Unterstützung und der Richtung, die Sie der universalen Kirche auch als einzelner Bischof geben könnten, nicht zu unterschätzen. Wir sind uns als Priester dessen sehr bewusst, dass viele Kleriker und Laien von den weltlichen Denkweisen und der falschen Moraltheologie vergangener Jahrzehnte so sehr beeinflusst sind, dass sie das apostolische Zeugnis der Kirche lediglich als ein Ideal, als überholt oder sogar grausam ansehen. Daher nehmen sie oft fälschlicherweise pastorale Bekräftigungen dieses Zeugnisses als Abstraktionen, Akte des Legalismus oder persönliche Verurteilungen wahr. Das ist für alle Beteiligten äußerst schmerzhaft. Diese Erfahrung kann auf Priester entmutigend wirken, und könnte uns dazu führen, dass wir eine klare und authentische Darlegung des Evangeliums scheuen. Wir sind jedoch gesegnet, viele Kleriker und Laien zu kennen, deren Leben durch die freudige Annahme der Lehre Christi verändert wurde, auch wenn dies mit Leiden verbunden war. Sie freuen sich jetzt über das Zeugnis der Kirche, das ihnen einst unrealistisch oder feindlich erschien. Gleichzeitig erleben sie die Förderung von Irrtümern, die andere in schädlichen Situationen gefangen halten, ähnlich denen, die sie selbst erlebt haben, mit einem tiefen Gefühl von Trauer und Verrat. Dennoch finden sie Hoffnung und ermutigen uns, indem sie uns ins Gedächtnis rufen, dass sie selbst befreit wurden durch die Kraft der Gnade und der Wahrheit Christi, die im eindeutigen und liebevollen Zeugnis eines bestimmten Priesters oder Laien wirkte. Umso mehr würde dann das persönliche, mit der Sorge um das Heil der Seelen und der vollen Autorität eines Nachfolgers der Apostel gegebene Zeugnis eines Bischofs ein wirksames Werkzeug für Christus sein, sein Volk zu sammeln, zu unterstützen und zu führen.

Wir danken Ihnen für Ihre freundliche Berücksichtigung dieses Aufrufs.

Gott möge Sie in seinem Dienst stärken!

Mit der Bitte um Ihren Segen.

Ihre Brüder im priesterlichen und apostolischen Dienst.

(vh – mm)

 

Opfer sexuellen Missbrauchs durch Karadima würdigen Vergebungsbitte des Papstes

SANTIAGO DE CHILE – „Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“: Das haben drei Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima nach ihrem Treffen mit Papst Franziskus in Rom gesagt.

„Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“ erklärten die drei Opfer des durch den Priester Fernando Karadima verübten sexuellen Missbrauchs, nach dem Treffen mit Papst Franziskus in Rom am 28. und 29. April.

Juan Carlos Cruz, James Hamilton und José Andrés Murillo, die Opfer und Kläger im Missbrauchsfall des Priesters Fernando Karadima, der im Januar 2011 vom Vatikan für schuldig befunden wurde, nahmen am gestrigen 2. Mai an einer Pressekonferenz in Rom teil.

„Wir anerkennen und schätzen diese Geste und die enorme Gastfreundschaft und Großzügigkeit dieser Tage. Wir danken auch Monsignore Jordi Bertomeu, der uns im Auftrag des Papstes begleitet und es geschafft hat, diesen Aufenthalt zu etwas Konstruktivem zu machen“ sagten sie.

Die Kläger verbrachten circa eine Woche in der Casa Santa Marta und trafen den Heiligen Vater für ein mehrstündiges, privates Gespräch. Der Papst „zeigte sich sehr aufgeschlossen, aufmerksam und empathisch“ sagten Cruz, Hamilton und Murillo.

„Fast zehn Jahren lang wurden wir als Feinde behandelt, weil wir gegen sexuellen Missbrauch und Vertuschung in der Kirche kämpfen. In diesen Tagen haben wir das freundliche Gesicht der Kirche kennengelernt – ein ganz anders als das, das wir vorher kannten“ erklärten sie.

„Wir konnten mit dem Papst auf respektvolle und freimütig Weise reden. Wir sprachen schwierige Themen an, wie sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und insbesondere die Vertuschung durch die chilenischen Bischöfe. Das sind Tatsachen, auf die wir uns nicht als Sünden, sondern als Verbrechen und Korruption bezogen haben, die in Chile nicht weniger werden, sondern eine Epidemie darstellen.“

„Eine Epidemie, die Tausende Leben von Kindern und Jugendlichen zerstört hat. Menschen, die vertraut haben und die in ihrem Glauben und in ihrem Vertrauen betrogen worden sind. Wir sprechen aus Erfahrung. Aus einer Erfahrung, die andere nicht überlebt haben.“

Sie betonten aber auch, dass „wir in unserem Leben Priestern, Männern und Frauen begegnet sind, die sich für die Würde der Opfer und für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Ehrliche und mutige Menschen, die in diesem Kampf Fortschritte erzielt haben. Es gibt viele und sie sind sehr wichtig.“

„Wir hoffen, dass der Papst seine liebevollen Worte um Vergebung in beispielhafte und zur Nachahmung anregende Taten verwandle“ erläuterten sie.

„Denn sonst wird all das nur toter Buchstabe sein. Letztendlich möchten wir wiederholen, dass wir diese Einladung im Namen von Tausenden von Menschen angenommen haben, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Vertuschung durch die katholischen Kirche geworden sind. Sie haben unserem Besuch den Sinn verliehen“ endeten sie.

Im Jahr 2015 verklagten Juan Carlos Cruz, José Andrés Murillo und James Hamilton das Erzbistum von Santiago wegen „seelischer Schäden“ und forderten eine Entschädigung in Höhe von 450 Millionen Pesos (circa 640.000 US-Dollar) und eine öffentliche Entschuldigung seitens der Kirche wegen mutmaßlicher Vertuschung von Missbräuchen.

Papst Franziskus empfing die Kläger, nachdem er den Bericht von Monsignore Charles Scicluna gelesen hatte, der nach Chile gereist war, um Informationen über den Bischof von Osorno, Monsignore Juan Barros, zu sammeln, dem die Vertuschung des von Karadima verübten sexuellen Missbrauchs vorgeworfen wird.

In den kommenden Wochen wird Papst Franziskus die chilenischen Bischöfe in Rom empfangen, um mit ihnen über den Bericht von Monsignore Scicluna zu sprechen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Quo Vadis, Petrus? Der hohe Preis der Politik des Heiligen Stuhls mit China

Auf die verschärfte Religionspolitik der Volksrepublik antwortet der Vatikan mit Kompromissen, die der Kirche und den Gläubigen teuer zu stehen kommen können.

Seit der Boxerrevolution von 1900 sei in der Weltpresse noch nie so viel über Chinas Christen geschrieben worden, staunt der Sinologe Anthony Clarke und gesteht, dass er nach zwanzig Jahren der Beobachtung des Verhältnisses zwischen Rom und Peking jetzt zum ersten Mal die Strategie des Vatikans nicht nachvollziehen könne und ihm nur die Frage bleibe: „Quo vadis?“

Während China-Experten jedes Jahr zur Karwoche auf die traditionellen Bischofsentführungen warten, an denen sich die Temperatur des Verhältnisses zwischen Rom und dem Vatikan ablesen lässt, schienen heuer die Augen der ganzen Welt auf das katholische China gerichtet.

„Al Jazeera“ kündigte an, dass ein historisches Abkommen mit dem Vatikan bevorstehe. Die „New York Times“ erklärte ihren Lesern, dass die Regierung Chinas 1957 die Patriotische Vereinigung Chinesischer Katholiken gründete, um sie statt des Vatikans mit der Auswahl der Bischöfe zu betrauen. So seien zwei Hierarchien entstanden, eine „offizielle“, die von Peking ernannt sei, und eine, die Rom treu blieb: die Untergrundkirche.

Chinakorrespondenten aus aller Welt wussten zu berichten, dass jetzt eine neue Variante ausprobiert werde: Zwei von Rom eingesetzte Bischöfe sollten als Ortsbischöfe zurücktreten, um Wunschkandidaten der Regierung Platz zu machen. Das Ganze sollte in privaten Treffen zwischen Mitgliedern der Chinakommission im Vatikan und den Kandidaten selbst ausgetüftelt werden und in einem „freiwilligen Rücktritt“ der beiden Bischöfe münden.

Es sei auch höchste Zeit, war aus manchen Lagern zu hören. War der Antikommunismus seitens der Kirche in China nicht längst überholt und nur noch ein unnötiges Hindernis für die Aussöhnung? Und hatte Rom das Pochen auf die eigene Autorität nicht wichtiger genommen als die Evangelisierung?

Solche Fragen stellen sich nur, weil die de-facto-Praxis der Kirche nie offiziell bestätigt worden war. Peking schlägt längst Kandidaten vor und Rom sagt zu, solange es keine unüberwindlichen Hindernisse gibt.

Auf diese Weise wurde seit Jahrzehnten eine Personalpolitik der Kompromissbischöfe betrieben. Die Priorität Roms war dabei immer, Weihen zu verhindern, die zwar sakramental gültig, aber kirchlich nicht rechtmäßig sind. Die Teilnahme an solchen Weihen wird von einer großen Zahl der Katholiken Chinas als blasphemisch empfunden. Auch die Konzelebration mit exkommunizierten Bischöfen wird nicht akzeptiert. Die Trennungslinie verläuft dabei nicht entlang der Grenze zwischen registriertem „Untergrund“ und registrierter „offizieller Kirche“. Auch in der offenen Kirche ist für die meisten Gläubigen die sakramentale Einheit mit Rom absolut entscheidend. Von regierungsnahen Hardlinern war zwar immer wieder zu hören, diese „Mentalität“ sei engstirnig und hartherzig.

Doch der Brief Papst Benedikts vom 27. Mai 2007 bestärkte Chinas Katholiken in der Überzeugung, dass ihr Verständnis der Sakramente richtig ist. Sie sollten möglichst versuchen, von legitimen Bischöfen und Priestern die Sakramente zu empfangen. Seitens der Regierung hingegen wurde systematisch eine Strategie der sakramentalen Verwirrung verfolgt.

Päpstliche Anerkennung nach einer illegitimen Weihe erfordert Bitte, Reue, Beichte und Vergebung. Die Aufhebung der Exkommunikation ist immer dem Papst vorbehalten. Gerade nachträglich versöhnte und rechtlich anerkannte Bischöfe aber wurden hier regelmäßig zur Zielscheibe staatlicher Aggression. Das Schema ist immer dasselbe: Sie werden erpresst oder entführt und gezwungen zu konzelebrieren, um so Zweifel aufkommen zu lassen, ob sie nicht selbst erneut exkommuniziert sind. Da Rom vermeidet, sich unmittelbar zu äußern, lange prüft und dann privat regelt, macht sich bei den Gläubigen Unsicherheit breit, obwohl sie ein Recht darauf hätten, Bescheid zu wissen, wie es um ihren Bischof steht.

Auch mehr als ein halbes Jahrhundert dieser Strategie der Verwirrung hat es bisher jedoch nicht erreicht, Chinas Katholiken davon abzubringen, die Sakramente ausgesprochen ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte der Missionar Alois Macheiner Recht, der darauf hinwies, dass der Konfuzianismus ein Talent zur Ehrfurcht förderte, was den Katholiken Chinas als sakramentale Propädeutik dienen konnte.

Um vor diesem Hintergrund den Aufschrei der chinesischen Katholiken angesichts des von Peking vorgeschlagen Bischofstausches zu verstehen, ist es hilfreich, die Hauptdarsteller des Dramas näher kennenzulernen.

Peter Zhuan Jianjian kam erst mit 76 Jahren, am Tag seiner Bischofsweihe, im Untergrund an. Bis dahin war sein kirchliches Leben in den Bahnen der offiziellen Kirche verlaufen. 1981, das Jahr des Attentates auf Johannes Paul II., war das erste Jahr der Hoffnung für die Katholiken Chinas seit Maos „langem Marsch“ und seiner Machtübernahme und dem fanatischen Religionshass, den die Kulturrevolution entfesselt und aufgepeitscht hatte. Priesterseminare wurden wieder geöffnet, allerdings unter strikter staatlicher Kontrolle.

Der 51-jährige Peter Zhuan trat trotzdem ein. Als Priester der offiziellen Diözese Shantou war Peter Zhuan automatisch bei der Patriotischen Vereinigung registriert. Nach dem Tod des Bischofs 1997 konnten sich Rom und Peking nicht auf einen Kandidaten einigen, und so akzeptierte Peter Zhuan es im Jahr 2006 mit der Genehmigung des Papstes, auch ohne die Zustimmung der Regierung die Bischofsweihe im Geheimen zu empfangen. Dass er sich damit Repressalien aussetzen würde, war klar. Denn nun war auch er Teil der Kirche, die immer noch, und in mancher Hinsicht zu Recht, als „Untergrundkirche“ beschrieben wird.

Auf der Seite Roms machte seine Weihe deutlich, dass es kein politisches Reinheitsgebot gibt, nach dem Kandidaten aus der offenen Kirche nur auf Regierungsdruck akzeptiert werden. Peking wollte ihn trotz seiner Legalität nicht. Unklar war: Sollte die Diözese prinzipiell vakant bleiben, um die Kirche zu schwächen, oder musste ein Idealkandidat der Regierung außer formeller Zugehörigkeit zur offiziellen Kirche noch andere Eigenschaften haben?

Im September letzten Jahres traf beim mittlerweile 88-jährigen Bischof Zhuan nun ein Brief aus Rom ein, der ihm nahelegte, er solle freiwillig zurücktreten, um einem bisher durch die Regierung anerkannten Bischof Platz zu machen. Peter Zhuan konnte es nicht glauben und wartete erst einmal ab. Im Dezember eskortierten ihn dann Sicherheitsbeamte nach Peking. Kein Priester der Diözese durfte ihn begleiten. Bei einem Treffen habe ein „Bischof des Vatikans“ die gleiche Forderung ausgesprochen. Bischof Zhuan schleuste daraufhin über den Hongkonger Kardinal Zen einen Brief an den Papst, was zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Zen führte.

Nach dem Gespräch war Zen überzeugt, das Ganze beruhe auf einer Intrige hinter dem Rücken des Papstes, während das vatikanische Presseamt verlauten ließ, der Papst und seine Mitarbeiter handelten in vollem Einklang und die Aussagen von Kardinal Zen seien „bedauerlich“. Joseph Huang Binzhang, der 51-jährige Bischof, dem Zhuan Platz machen soll, ist bisher noch exkommuniziert. Priester seit 1991, Abgeordneter des Nationalen Volkskongress seit 1998, zweiter Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung. Huang wurde von Papst Benedikt als Bischofskandidat abgelehnt und erhielt die ausdrückliche Anweisung, sich nicht zur Weihe anzubieten. Dass er sich 2011 dennoch ohne päpstliches Mandat weihen ließ, war nicht nur für die Diözese traumatisch.

Vor seiner illegitimen Weihe tauchte wie üblich eine Großzahl der Priester der Diözese ab. Einige wurden von Sicherheitsbeamten aufgegriffen und gezwungen teilzunehmen. Bischöfe aus anderen Bistümern wurden gegen ihren ausdrücklichen Willen mit Polizeieskorten angeliefert. Nur Bischof Paul Pei Junming aus Shenyang konnte sich retten. Nach einer Abstimmung unter dem Klerus seiner Diözese schützte ihn eine menschliche Mauer von Priestern und Gläubigen in der Kathedrale vor dem Zugriff der Sicherheitskräfte. Seine Treue in der Verkündigung der Lehre der Kirche und die ehrfürchtige Feier der Sakramente machten Peter Zhuang zum respektierten Bischof. Nun soll er seine ganze persönliche Autorität dazu einsetzen, der ihm anvertrauten Herde einen fragwürdigen Hirten zu verkaufen. Am unerklärlichsten an der ganzen Sache bleibt indes, warum Joseph Huang, wenn er als würdiger Nachfolger gelten soll, nicht schon längst mit Rom versöhnt ist.

Wie soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass die römische Kommission die politische Situation der sakramentalen als zweitrangig unterordnet? Was ist die eigentliche Absicht: Chinas Katholiken gute Hirten und Zugang zu den Sakramenten zu geben oder sie so umzuerziehen, dass sie das Fehlen nicht mehr als schmerzlich empfinden? Die Situation des zweiten vom Vatikan vorgeschlagenen Bischofstausches ist extremer. Bischof Vincent Zhan Silu gehört ebenfalls zu den letzten exkommunizierten Bischöfen. Seine Weihe diente keinem pastoralen Zweck, sondern fand im Jahr 2000 als ausdrückliche Geste der Herausforderung gegenüber Johannes Paul II. statt. Zhan verwaltete jahrelang lediglich sein von der Regierung bereitgestelltes Büro und zelebrierte gelegentlich Messen, denen außer Verwandten nur Beamte der Patriotischen Vereinigung beiwohnten. 2006 deklarierte er sich in einer Zeremonie der Selbstinstallation zum Diözesanbischof von Funing.

Die Diözese besteht zu neunzig Prozent aus Untergrundkatholiken und hatte bereits einen rechtmäßigen Bischof, der von der Regierung allerdings nicht anerkannt wurde. Um die Nachfolge in der Diözese zu regeln, bestimmte Papst Benedikt 2008 die Weihe von Vincent Guo Xijin zum Koadjutor der Diözese, obwohl die Regierung nicht zustimmte. Guo übernahm nach dem Tod des Ortsbischofs 2016 dann auch die Diözesanleitung, wurde aber jährlich vor der Karwoche von Sicherheitsbeamten abgeholt und für Wochen von der Kathedrale ferngehalten, um zu verhindern, dass er als Ortsbischof in Gemeinschaft mit seinen Priestern die Chrisammesse zelebrieren und die heiligen Öle für Taufe, Firmung und Krankensalbung weihen kann. Das sollte jeweils Zhan die Möglichkeit geben, als Bischof aufzutreten und eine exkommunizierte Hand im sakramentalen Spiel zu behalten, was ohne die Teilnahme von Klerus und Gläubigen aber nie so recht überzeugte.

Rom forderte nun von Vincent Guo Xijin, genau diesem illegitimen, exkommunizierten und bisher erfolglosen Usurpator freiwillig die Leitung der Diözese zu übertragen. Bischof Guo ließ wissen, er werde dem Papst gehorchen, doch wer hier profitieren solle, schien auch er nicht zu verstehen.

Während die Weltöffentlichkeit durch Zens Einspruch auf die Situation aufmerksam geworden war, wurde Guo wieder pünktlich zur Karwoche abtransportiert. Diesmal erfolgte die Entlassung nach einem Anruf aus Rom zwar bereits am nächsten Tag, doch ohne Effekt auf Guos Sakramentenverständnis. Er werde die Chrisammesse nicht mit Zhan konzelebrieren, schließlich sei dieser noch exkommuniziert.

Zwei der am wenigsten akzeptierten Bischöfe Chinas sind also augenblicklich der Preis, aber für was?

Ein Abkommen, das den Katholiken Chinas im Sonderangebot eine endlose Zufuhr kompromittierter Hirten verspricht, hätte bisher jeder Papst haben können. Was wäre passiert, wenn die Sache durch Kardinal Zens Intervention nicht aufgekommen wäre? Wäre deutlich geworden, dass diese Männer im Gehorsam handelten, oder hätten in der Darstellung des vatikanischen Pressebüros zwei Bischöfe einen versöhnlichen Schritt getan, weil sie erkannten, dass es ein pharisäischer Denkfehler ist, nicht zu kollaborieren? So wie es 2016 ganz unerwartet, nach fünf Jahren Hausarrest, der junge Bischof Ma aus Shanghai tat.

Wurde auf ihn etwa auch von Rom aus Druck ausgeübt? Die Priester und Bischöfe der Untergrundkirche als selbstgerecht und rigide darzustellen, weil ihre oberste Priorität nicht der Dienst an ihren Gläubigen sei, war von Anfang an Strategie der Patriotischen Assoziation.

Die Prinzipien einer selbst bestimmten und radikal unabhängigen Kirche Chinas, auf denen die Patriotische Vereinigung aufbaut, wurden von Papst Benedikt hingegen als mit der katholischen Lehre „nicht kompatibel“ bezeichnet. Ein Beitritt bei der Vereinigung besteht allerdings zunächst nur in einer Unterschrift, die nicht garantiert, dass der Beigetretene den mit der katholischen Kirche inkompatiblen Prinzipien entsprechend handeln wird. Was genau eine Mitgliedschaft konkret erfordert, unterscheidet sich zudem von Ort zu Ort.

Illegitime Weihen hingegen ziehen immer und überall die automatische Exkommunikation nach sich und werden auch von Gläubigen der offenen Kirche als blasphemisch empfunden. Im Vatikan konkurrierten ebenfalls zwei Denkrichtungen in Sachen Kollaboration, wie das Debakel um die irreführende offizielle Übersetzung des Briefs von Papst Benedikt an die Katholiken Chinas zeigte. In der chinesischen Version entstand der Eindruck, eine Mitgliedschaft bei der Patriotischen Vereinigung sei nicht nur möglich, sondern auch Anzeichen wahren pastoralen Eifers, während das Original das Gegenteil sagte. Auch damals war es Kardinal Zen, der Alarm schlug. Papst Benedikt berief daraufhin den Hongkonger Theologen Xavier Hon auf die höchste Stelle innerhalb der Kurie, die je von einem Chinesen eingenommen wurde. Er war wie Zen der Überzeugung, dass es durchaus noch gute Gründe für eine Untergrundkirche gibt. Seine jahrelange Erfahrung als Professor in offiziellen Seminaren auf dem Festland Chinas qualifizierte Hon als Kenner, vor allem auch der offenen Kirche Chinas.

Ein Kurswechsel und Rückkehr zur verhandlungsoptimistischen Kompromissbereitschaft des alten China-Teams war spätestens dann zu vermuten, als Papst Franziskus Erzbischof Hon als Nuntius nach Griechenland versetzte. Dass für China neue Zeiten anbrechen, scheint außer Zweifel. Präsident Xi Jinping hat das politische System autoritärer gemacht und bündelt immer mehr Macht in der eigenen Hand. Es fehlte ihm nur noch eine unbegrenzte Amtszeit, um über China als „Kaiser auf Lebenszeit“ zu herrschen.

Jetzt ist auch das eingetreten. Während der Vatikan verhandelte und der argentinische Kurienbischof Sanchez Sorondo China dafür lobte, die Soziallehre der Kirche weltweit „am besten“ umzusetzen, wurden dort bis zu einer Million uighurische Muslime willkürlich zeitweilig verhaftet.

Peking befürchtet die Infiltration von Extremisten aus Afghanistan und Pakistan. Seit April 2017 werden Muslime, die „starker religiöser Überzeugungen“ verdächtig sind, wie damals die Anhänger von Falung Gong, in psychiatrischen Anstalten gefoltert und in Umerziehungslagern festgehalten. Gleichzeitig scheint das Wachstum der katholischen Kirche zum ersten Mal seit der Kulturrevolution bei elf Millionen zu stagnieren oder eher sogar wieder zu fallen, während die Protestanten Zuwachs haben, und das nicht, weil sie besser kollaborieren. Mindestens zwei Drittel der über sechzig Millionen Protestanten sind nicht registriert, im Jahr 2016 allein wurden 1700 Hauskirchenleiter verhaftet. Während Rom im Dezember 2017 noch schnell versuchte, einen „freiwilligen Rücktritt“ der Untergrundbischöfe zu orchestrieren, und ein Abkommen vor Ostern anpeilte, war den chinesischen Verhandlungspartnern längst klar, welche Restriktionen die Katholiken unter den am 1. Februar in Kraft getretenen neuen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ erwarten würden.

Abkommen gab es im März keines, aber der Mann, der für Tausende von Kreuzentfernungen und den Abriss zahlreicher Kirchen im Jahr 2014 verantwortlich war, wurde in den innersten Zirkel des Präsidenten Xi Jinping befördert. Andere eifern ihm bereits nach.

In drei weiteren sehr katholischen Provinzen werden nun auch Kreuze abmontiert, nicht nur an Untergrundkirchen, sondern auch an offiziell registrierten. Bibeln dürfen chinaweit nicht mehr online verkauft werden und entsprechend den neuen Vorschriften dürfen Minderjährige nicht in Religion unterrichtet werden oder Kirchen betreten. Schilder mit der Direktive „Kein Zutritt für Minderjährige“ wurden bereits an vielen Kirchen angebracht.

In Zhengzhou wurde die Feier des Ostergottesdienstes durch eine Polizeirazzia unterbrochen, in der alle Minderjährigen gezwungen wurden, die Kirche zu verlassen. Dabei scheint es sich nicht um Experimente oder Lokalphänomene zu handeln, denn in allen drei Provinzen wird konsequent und koordiniert vorgegangen. In der Provinz Jiangxi wurden Katholiken informiert, sie hätten in ihren Wohnungen alle Bilder von Jesus durch das Porträt des Präsidenten Xi Jinping zu ersetzten, oder sie würden keine Sozialhilfe mehr erhalten. Auch die vermeintliche Rechtssicherheit einer Registrierung bei der Patriotischen Vereinigung erweist sich nun angesichts willkürlicher und prinzipiell verfassungswidriger Aktionen als nutzlos.

Sollte die Hoffnung auf ein Abkommen mit dem Vatikan sicherstellen, dass der medienwirksamste Papst aller Zeiten zu den Menschenrechtsverletzungen in China weiterhin konsequent schweigen würde?

Außer Zweifel steht, dass die Katholiken Chinas in diese neue Phase der Repression geschwächt eintreten, mit vierzig vakanten Bischofssitzen und zahlreichen Kompromissbischöfen, deren Loyalität sich erst erweisen muss. Mitte April erreichte der Bildersturm einen neuen Gipfel, als ein Bulldozer das Grab des verehrten Untergrundbischofs Peter Li Hongye zerstörte.

Bischof Li hatte nach Gefängnis, Arbeitslagern und Hausarrest bis ins hohe Alter seinen Gläubigen in extremer Armut bis zum letzten Atemzug gedient. Eine bessere Hommage an Bischof Li als ein zerstörtes Grab hätte sich dabei auch kein ins Exil verbannter Aktionskünstler Chinas ausdenken können, denn der beliebte Bischof war 91-jährig während der Feier der Osternacht gestorben, nachdem er über dem Taufwasser die Worte der Weihe gesprochen hatte: „…damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, mit ihm zum Leben auferstehen“.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung für CNA Deutsch von Vatican Magazin. (CNA Deutsch)

Ö/D: Nuntius Zurbriggen und Bischof Voderholzer kritisieren Kardinal Marx (Update:Video)

Die „Kreuzpflicht“ in Bayern erregt nicht nur die deutschen Gemüter, nun hat sich auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen entschieden gegen die deutsche Argumentation geäußert.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Auf der Website der Österreichischen Bischofskonferenz „Katholische Kirche Österreich“ äußerte sich der Nuntius unter der Überschrift: „Kreuzdebatte: Nuntius kritisiert „religiöse Correctness.“

Apostolischer Nuntius Zurbriggen

Mit scharfen Worten kritisierte der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Zurbriggen das Verhalten deutscher Priester und Bischöfe in der hochgeschwappten Kreuz-Debatte. Hierzu sagte der Nuntius am Montag bei einer Veranstaltung in Heilgenkreuz:

„Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen.“

Zurbriggen bezog sich auf die Reaktionen auf den Beschluss des bayerischen Kabinetts und Ministerpräsident Markus Söder, Kreuze in allen Behörden im Freistaat aufhängen zu lassen. Kardinal Reinhard Marx hatte sich zuletzt der Kritik an diesem Beschluss angeschlossen und behauptet, Söder sorge hiermit für „Spaltung“ und „Gegeneinander“ und missverstehe das Kreuz als kulturelles Symbol. Zurbriggen forderte mehr Mut ein und sagte:

„Diese religiöse Correctness geht mir langsam auf den Nerv. Im Gegensatz zu Bischöfen, die bei Pilgerfahrten ins Heilige Land das Brustkreuz versteckten, zeige diesen etwa Kurienkardinal Jean-Louis Tauran: Er sei bei seinem jüngsten Besuch in Saudi-Arabien vom König empfangen worden und habe dabei „ein Kreuz getragen, das zweimal so groß war wie meines – das ist Mut!“

„Wenn Bischöfe und Priester nicht mehr den Mut haben, Zeugnis abzulegen für unseren Herrn Jesus Christus, dann weiß ich nicht, wo wir hingekommen sind.“

Im selben Artikel der österreichischen Website zitierte man sinnigerweise den deutschen Bischof Rudolf Voderholzer.

Bischof Voderholzer

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer begrüßt ausdrücklich den bayerischen Kreuz-Erlass. Bei der Eröffnung des Wallfahrtsjahres in Habsberg am Dienstag äußerte sich Voderholzer mit klaren Worten:

„Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist. Vom Kreuz gehe Segen aus und niemand müsse davor Angst haben. Es gehe auch nicht darum, es zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen. Unser Werteverständnis und der gelebte Glaube begründen diese unsere Gesellschaft in seiner freiheitlichen Grundordnung.“

Der Regensburger Bischof betonte, dass die Bayerische Verfassung mit Recht auf das Kreuz als Fundament für das öffentliche Zusammenleben in Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit verweist.

Die deutsche Kreuz-Debatte ist genauso beschämend wie der Vorstoß der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema „Interkommunion“. Kardinal Marx, als höchster katholischer Würdenträger steht nicht nur in Deutschland im Kreuzfeuer der Kritik, sondern wird nun auch vom Nachbarn Österreich für seine Äußerungen gescholten. In den letzten Monaten hatte bereits Polen mit unmissverständlicher Kritik auf Kardinal Marx reagiert. Die Rufe nach seinem Rücktritt werden immer häufiger und lauter. (vh – mm)

Kardinal über Mexikos ermordete Priester: Kriminalität macht vor nichts mehr halt

MEXIKO-STADT – Der emeritierte Erzbischof von Guadalajara (Mexiko), Kardinal Juan Sandoval Iniguez, hat die andauernde Mordwelle gegen Priester im Land beklagt. Diese zeige, dass die organisierte Kriminalität auch die „Diener Gottes“ nicht verschone, die sich um ihre Herde kümmern.

Gegenüber Medien erklärte der Kardinal, dass in den letzten sechs Jahren „leider viele Priester getötet wurden – etwas, das es vorher nicht gab, weil sie respektiert wurden. Aber jetzt nicht mehr.“

„Warum ist das so? Weil jene aus den Kreisen der organisierten Kriminalität manchmal unter Drogen stehen und in diesem Zustand tun sie alle möglichen Dinge, denn Töten und Stehlen sind mittlerweile zur Gewohnheit geworden“, prangerte der Kardinal an.

Seiner Meinung nach wurden den Mitglieder des organisierten Verbrechens „das Gewissen zerstört und sie haben nicht einmal mehr Achtung vor den Dienern Gottes.“

Mit der Ermordung von Pater Juan Miguel Contreras, am Abend des 20. April, stieg die Zahl der Verbrechen gegen Priester, die in den letzten sechs Jahren verübt wurden, auf 24. Es handelt sich um die gewalttätigste Zeit in der jüngeren Geschichte der Kirche in Mexiko

Nur zwei Tage zuvor war Pater Alcantara Ruben Diaz, Vikar in der Diözese Izcalli, in der Kirche Nuestra Señora del Carmen getötet worden.

Im Februar wurden die Priester Germain Muñiz García und Ivan Añorve Jiménez in ihrem Auto erschossen, aber bislang konnte man das Verbrechen nicht aufklären.

Das sind nur die letzten vier Opfer einer langen Geschichte der Gewalt; seit 1990 wurden Verbrechen gegen einen Kardinal, siebenundvierzig Priester, einen Diakon, vier Ordensleute, neun Laien und einen katholischen Journalisten verübt, wie das Multimediale Katholischen Zentrum von Mexiko (CCM) mitteilte. (CNA Deutsch)

Vatican News: Kardinal Pell bleibt vorerst beurlaubt

Der Heilige Stuhl nimmt die Entscheidung der Justiz in Australien gegenüber Kardinal George Pell zur Kenntnis. Als vatikanischer Finanzchef bleibt der Australier, der sich in seiner Heimat gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigt, im Amt, ist aber weiterhin beurlaubt.

Das steht in einer knappen Mitteilung des Direktors des vatikanischen Pressesaals Greg Burke von diesem Dienstag. Letztes Jahr habe Papst Franziskus dem Kardinal eine Auszeit genehmigt, um sich von den Vorwürfen reinzuwaschen. „Diese Verfügung bleibt gültig“, heißt es in dem Statement.

Ein Gericht in Melbourne hatte am Dienstag nach umfangreichen Voruntersuchungen entschieden, dass gegen den Kardinal ein Prozess wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs eröffnet wird. Pell steht der Anklage zufolge im Verdacht, in den 1970er bis 1990er Jahren als Priester und Bischof in Australien mehrere Jungen belästigt zu haben.

Kardinal Pell ist Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates, das Papst Franziskus zur Kontrolle der Ausgaben und der Geldflüsse im Vatikan eingerichtet hatte. Überdies berief der Papst den australischen Kardinal in den „K9“ genannten Kardinalsrat, der ihn bei der Vorbereitung der Kurienreform unterstützt. (vatican news – gs)