Kardinal Zen: „Der Vatikan ist bereit, sich Chinas Kommunistischer Partei zu ergeben“

VATIKANSTADT – Neue, schwere Bedenken über ein mögliches Abkommen zwischen dem Vatikan und der Regierung Chinas hat Kardinal Joseph Zen angemeldet.

„In den vergangenen Tagen haben die Brüder und Schwestern, die auf dem chinesischen Festland leben, erfahren, dass der Vatikan bereit ist, sich der kommunistischen Partei Chinas zu ergeben, und deshalb sind sie sehr besorgt“, schrieb Zen am 5. Februar in einem Blogpost, den wiederum „Settimo Cielo“, die Webseite des Vatikanisten Sandro Magister bei der italienischen Zeitung „L’Espresso“, übersetzte und veröffentlichte.

„Angesichts der Tatsache, dass die ungültig geweihten und exkommunizierten Bischöfe legitimiert werden sollen und die rechtmäßigen Bischöfe in den Ruhestand gehen, ist es nur logisch, dass die rechtmäßigen und im Untergrund lebenden Bischöfe über ihr Schicksal besorgt sind“, fuhr der Kardinal fort, der emeritierter Erzbischof von Hongkong ist. Zen stellt zudem die Frage:

„Wie viele Nächte des Leids werden die Priester und die Laien durchmachen müssen beim Gedanken daran, sich Bischöfen beugen und gehorchen zu müssen, die jetzt ungültig geweiht und exkommuniziert sind, aber morgen vom Heiligen Stuhl legitimiert werden, mit Unterstützung der Regierung?“

Hintergrund der jüngsten Äußerungen des Kardinals sind Berichte, dass der Heilige Stuhl und die kommunistische Regierung der Volksrepublik kurz davor sind, ein Abkommen zu erreichen.

Gleichzeitig hat China zum 1. Februar mit neuen Maßnahmen der Druck erhöht: Menschenrechtsexperten und Hilfswerke warnen, dass sogar katholische Freizeitlager in einigen Provinzen verboten worden sind. Christen dürfen nur unter staatlicher Kontrolle Kontakt zu Christen im Ausland aufnehmen.

Die Lage der Kirche in China war bereits zuvor komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich streng kontrollierte „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“, deren Priester und Bischöfe ebenfalls von der kommunistischen Regierung überwachte, regimetreue Kandidaten sind.

Das erwartete Abkommen könnte zur Folge haben, dass einige dem Vatikan treue Bischöfe entweder in den Ruhestand gehen oder ungültig geweihten, exkommunizierten Bischöfen unterstellt werden, die regimetreu sind. Wie berichtet soll bereits ein Bischof sich jedoch geweigert haben, einen solchen Schritt zu gehen.

Was die neuen Verordnungen der Kommunisten für Katholiken bedeuten, beschreibt Kardinal Zen in seinem Blog-Eintrag.

„Die heimlichen Priester von Shanghai haben die Gläubigen gebeten, nicht mehr in ihre Messen zu gehen, weil diejenigen, die darauf bestehen, verhaftet werden! Aber fürchtet Euch nicht, denn der Herr heilt die gebrochenen Herzen.“

Bereits Anfang Januar war der 86 Jahre alte Kardinal Zen nach Rom gereist, um persönlich eine Audienz beim Papst wahrzunehmen.

Am 29. Januar schrieb Kardinal Zen über dieses Treffen, und dass Franziskus ihm gesagt habe, er wolle ausdrücklich einen „weiteren Mindszenty-Fall“ vermeiden.

Kardinal Josef Mindszenty (1892-1975) war Primas von Ungarn und ein unerschrockener Gegner der kommunistischen Herrschaft. Er wurde verhaftet, gefoltert und in einem Schauprozess verurteilt. Später wies ihn der Vatikan an, das Land zu verlassen – Teil einer umstrittenen Appeasement-Politik gegenüber den Kommunisten.

Kardinal Zen sagte, der Papst sei „überrascht“ über die Einzelheiten des avisierten Abkommens gewesen und „versprach, sich mit der Angelegenheit zu befassen“. Der Vatikan reagierte jedoch sofort auf diese Äußerung mit einem scharfen Dementi: Franziskus sei sehr wohl über den Dialog mit China gut informiert. Es sei „bedauerlich“, dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Solche Personen – gemeint war offensichtlich Kardinal Zen – würden dadurch „Verwirrung und Kontroversen“ stiften.

In seinen neuen Kommentaren kritisierte Kardinal Zen den Staatssekretär des Vatikans, Kardinal Pietro Parolin. Dieser sagte in einem Interview am 31. Januar, „wir kennen die Leiden der chinesischen Brüder und Schwestern, gestern und heute“.

„Aber weiß dieser kleingläubige Mann, was wahres Leiden ist?“, schreibt Kardinal Zen. „Die Brüder und Schwestern des chinesischen Festlandes haben keine Angst davor, in Armut zu verfallen, ins Gefängnis zu gehen und ihr Blut zu vergießen. Ihr größtes Leiden ist es, zu erleben, wie sie von der eigenen ‚Familie‘ verraten werden.“

Weiter wirft Zen dem Kardinalstaatssekretär vor, in seinem Interview mit „Vatican Insider“ vom 31. Januar Papst Benedikts Brief des Jahres 2007 an die Katholiken Chinas manipulierend zitiert zu haben.

Während Kardinal Parolin Benedikts Ablehnung jedweder Lösung zitiert habe, die „einen andauernden Konflikt mit den legitimen zivilen Autoritäten“ bedeute – so Kardinal Zen – habe Parolin „verschwiegen“, wie der Brief Benedikts fortfährt: „zugleich ist aber eine Fügsamkeit gegenüber denselben nicht annehmbar, wenn diese sich unrechtmäßig in Angelegenheiten einmischen, die den Glauben und die Disziplin der Kirche betreffen.“

Kardinal Zen zitierte auch die Äußerungen von Papst Franziskus an die asiatischen Bischöfe während seines Besuchs des Weltjugendtags in Korea: „Die Voraussetzung des Dialogs ist die Übereinstimmung mit der eigenen Identität“.

Der Kardinal zitierte auch die Worte einer Quelle aus dem Vatikan, die gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters über den Deal gesagt hatte:

„Wir sind wie Vögel in einem Käfig, aber der Käfig kann größer werden, wir verlangen so viel Platz wie möglich.“

Das eigentliche Problem sei aber nicht, „ob der Käfig klein oder groß ist, sondern wer in diesem Käfig sitzt“, so Kardinal Zen.

„Die Untergrundkatholiken sind nicht [im Käfig]. Aber jetzt wollen sie sie hineinzwängen, um sie auf diese Weise mit denen zu versöhnen, die schon drinnen sind!“ Im Käfig seien natürlich bereits Menschen, die darin gefangen gehalten werden, fuhr Kardinal Zen fort, „aber auch unterwürfige und überhebliche Personen, die sich ganz freiwillig darin aufhalten.“

Nebenbei bemerkte Kardinal Zen, dass er in der Vergangenheit gesagt habe: „In China gibt es nur eine Kirche und alle Gläubigen, sowohl die offizielle als auch die Untergrund-Kirche, lieben den Papst.“ Er fügte hinzu: „Aber jetzt wage ich nicht mehr, das zu sagen.“

Zen sagte, er habe bereits vor drei Jahren bei einer Privataudienz mit Franziskus über seine Sicht des Dialogs gesprochen.

„Als ich ihm sagte, dass die offizielle Kirche des chinesischen Festlandes objektiv schismatisch ist (insofern sie eine vom Heiligen Stuhl unabhängige und von der Regierung abhängige autonome Verwaltung hat), antwortete der Papst: ‚Natürlich!'“, schreibt Kardinal Zen.

Die Reaktion des Vatikans auf seine Kommentare vom 30. Januar bezeichnete Zen als „Anschuldigung“. Er habe danach Trost und Zuspruch durch Besuche und Anrufe bekommen.

„Aber das ist ein Missverständnis, denn mich braucht man nicht zu trösten. Sie hätten besser diesen Sprecher getröstet. Er ist es, der ein Vogel in einem Käfig ist und gezwungen ist, solch eine peinliche Funktion auszuüben (und er hat auf jeden Fall verlesen, was andere geschrieben hatten). “

Der Kardinal stimmte mit einem Kommentar in der „South China Morning Post“ überein, dass der Vatikan „seine weltliche Diplomatie, ungeachtet seiner spirituellen Prioritäten, neu ausrichten“ sollte. Doch fügte der Kardinal hinzu: „Aber das sind nicht nur Prioritäten, es sind nicht verhandelbare Prinzipien!“ (CNA Deutsch)

Kurienbischof lobt China als beispielhaft für die katholische Soziallehre

VATIKAN – Der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften hat die Volksrepublik China als eine weltweit führende moralische Autorität in der Ausübung der katholischen Soziallehre und der Verteidigung der Menschenwürde bezeichnet.

Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, ein Argentinier, ist sowohl Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften also auch der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.

In einem Interview mit „Vatican Insider“ sagte er, dass „diejenigen, die derzeit am besten die Soziallehre der Kirche umsetzen, die Chinesen sind“.

Er habe kürzlich China besucht, sagte Sorondo gegenüber „Vatican Insider“, und dabei festgestellt, dass die Chinesen „das Gemeinwohl anstreben, Dinge dem Allgemeinwohl unterordnen.“

„Ich habe ein außergewöhnliches China vorgefunden; was die Leute nicht wissen, ist, dass das zentrale chinesische Prinzip ‚Arbeit, Arbeit, Arbeit‘ ist. …Wie Paulus sagte: ‚Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen‘. Da gibt es keine Elendsviertel, da gibt es keine Drogen, junge Menschen nehmen keine Drogen. Es gibt ein positives Nationalbewusstsein, sie wollen zeigen, dass sie sich verändert haben, sie akzeptieren schon Privateigentum“, so der argentinische Geistliche über seine Reise.

Der Bischof fuhr fort, dass die Volksrepublik China „die Würde der menschlichen Person verteidigt“ habe. Und was den Klimawandel betrifft, so übernehme China „eine moralische Führung, die andere aufgegeben haben“.

Sorondo kritisierte die Vereinigten Staaten. Dort dominiere die Wirtschaft die Politik. „Wie ist es möglich, dass die Öl-Multis [US-Präsident Donald] Trump steuern“, fragte er.

„Liberales Denken hat den Begriff des Gemeinwohls abgeschafft. Dieses wird nicht einmal mehr in Betracht gezogen, sondern als überholte Idee behandelt, die nicht von Interesse ist.“ Die Chinesen dagegen, so Bischof Sorondo, betonen die Arbeit und das Gemeinwohl.

„China entwickelt sich sehr gut“, so der Kurienbischof weiter. Man dürfe nicht glauben, dass das China von heute das China [zur Zeit des Pontifikats von] Johannes Paul II. oder das Russland des Kalten Krieges“ sei.

Kritischere Beobachter der Situation Chinas, darunter Opfer massiver Menschenrechtsverletzungen, das Europa-Parlament und westliche Regierungen, Menschenrechtsgruppen wie „Human Rights Watch“ und Hilfsorganisationen wie „Open Doors“, beschreiben die Lage im Land weniger rosig.

Im Oktober 2017 kritisierte die US-Kongress-Exekutivkommission für China die Menschenrechtspraktiken des Landes.

Die Kommission verurteilte „die andauernden Bemühungen der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei, Dissidenten zum Schweigen zu bringen, Aktivitäten von Menschenrechtsanwälten zu kriminalisieren, die Zivilgesellschaft zu kontrollieren, religiöse Aktivitäten zu unterdrücken und die Aktivitäten ausländischer Medien, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) während der vergangenen 12 Monate einzuschränken“. (CNA Deutsch)

Finanzskandal im Bistum Eichstätt: Bis zu 50 Millionen Schaden für Diözese

Kirche ist Opfer nicht Täter, betont Anwalt – Bischof Hanke ließ Anzeige erstatten.

EICHSTÄTT – Wegen Verdacht auf Betrug und Korruption in zweistelliger Millionenhöhe hat Bischof Gregor Maria Hanke Anzeige gegen einen früheren Mitarbeiter seines Bistums und eine weitere Person erstatten lassen. Beide Verdächtige sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Im Raum stehen fragwürdige Immobiliengeschäfte in den USA, vor allem Texas und Florida, in Höhe von knapp 50 Millionen Euro.

Der Münchner Rechtsanwalt Ulrich Wastl, der das Bistum vertritt, sagte bei einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag, dass er dahinter kriminelle Strategie vermute. Das Bistum selber sei das Opfer, nicht der Täter, betonte der Jurist.

Wie hoch der Schaden letztlich sein wird, kann derzeit noch nicht beziffert werden. Es hängt unter anderem davon ab, wie viel Geld wieder zurückfließen kann, so nach Medienberichten die Auskunft der Staatsanwaltschaft.

Der offizielle Vorwurf lautet auf Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Der aktuelle Stand des Ermittlungsverfahrens veranlasse die Diözese, dies nun öffentlich bekannt zu geben, hieß es bereits gestern aus Eichstätt.

Bischof Hanke teilte mit, das Bistum strebe „eine umfassende Aufarbeitung und gegebenenfalls auch Ahndung der Vorgänge durch die dazu berufenen staatlichen Stellen“ an. Doch aus der „schmerzlichen Lektion“ – wie es Generalvikar Isidor Vollnhals beschrieb – soll nicht nur gelernt werden, sondern wurden bereits Konsequenzen gezogen.

Mehr Transparenz – und ein neuer Finanzdirektor

Neben der Aufarbeitung des konkreten Falls betonen Anwalt wie Bistum, dass es auch darum gehe, im Finanzbereich insgesamt auf mehr Kontrolle statt Vertrauen zu setzen und die weitere Professionalisierung und ein hohes Grad an Transparenz voranzutreiben.

Wie das Bistum ebenfalls heute bekanntgab, wird Florian Bohn die seit mehr als einem Jahr vakante Stelle des Finanzchefs übernehmen. Der 39 Jahre alte gebürtige Münchner war nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einer Zusatzausbildung mit Blickrichtung auf sozialethische Führungsqualitäten bisher in verschiedenen mittelständischen Unternehmen tätig. Neben der Leitung der zuständigen Hauptabteilung soll Bohn auch noch zum Diözesanökonom ernannt werden. (CNA Deutsch)

Argentinien: Papst fordert Rückhalt des argentinischen Episkopats zu „Amoris laetitia“

Quelle: VN (Screenshot am 06. Feb.)

Am letzten Wochenende besuchte die Führungsspitze der argentinischen Bischofskonferenz Papst Franziskus im Vatikan. Hierbei wurde der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Oscar Vicente Ojea begleitet von Kardinal Mario Aurelio Poli, dem Erzbischof von Buenos Aires sowie dem Stellvertreter und dem Generalsekretär der Bischofskonferenz.

Das vatikanische Nachrichtenportal Vatican News berichtet am 03. Februar:

„Papst Franziskus wird Argentinien besuchen, wenn die Zeit dafür richtig ist“.

Im Klartext – der Papst hält es derzeit immer noch für unnötig, seine Heimat in Lateinamerika zu besuchen. Ähnliches hatte Franziskus in der Vergangenheit schon häufiger zum Ausdruck gebracht.

Gesprächsinhalte

Viel interessanter bei dem Gespräch mit dem Papst waren allerdings andere Besprechungsthemen. So berichtete Bischof Ojea:

„Wir haben mit dem Papst etwa über die kommenden Synoden zu Amazonien 2019 und zur Jugend 2018 gesprochen. Es ging auch um die Einheit der Bischöfe mit dem, was der Papst lehrt, wie etwa dem apostolischen Schreiben “Amoris laetitia“. Papst Franziskus hat uns aufgefordert, mutig zu sein“.

Besonders die Themen, Amazonassynode 2019 und das apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ sind gegenwärtig schwer in der Kritik stehende Problemfelder. Gegner werfen dem Papst vor, über die Synode zum Amazonasgebiet den Zölibat in der katholischen Kirche langsam aber sicher aufzulösen. Stichwort „viri probati„. Franziskus bemerkte zu diesem Thema vor einiger Zeit bereits:

“Wir müssen darüber nachdenken, ob “viri probati” (bewährte verheiratete Männer) eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.”

Amoris laetitia (AL)

Die Gegnerschaft zum apostolischen Schreiben AL wächst von Woche zu Woche. Nach dem zum Jahreswechsel 2017/18 drei kasachische Bischöfe ein Glaubensbekenntnis zum Ehesakrament veröffentlicht hatten, haben sich seither offiziell zwei Kardinäle und sechs Bischöfe dem Widerstand gegen Al angeschlossen. Zuletzt Bischof Elmar Fischer von Feldkirch (Österreich). Hinzu kommen noch die Kardinäle und Bischöfe, die durch die Initiative „Correctio filialis“ und das Schreiben der „Dubia-Kardinäle“ bereits an die Öffentlichkeit gegen waren.

Scheinbar hat der Papst den Bischöfen aus seiner argentinischen Heimat stark ins Gewissen geredet. Mit AL steht er immer noch im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit und ebenso mit Teilen des Welt-Episkopats. Franziskus braucht Verteidiger auf der eigenen Seite. Und die argentinischen Bischöfe stehen bereit. Bischof Ojea bemerkte gegenüber Vatican News:

„Jetzt gehe es darum, die „sehr klare und sehr innovative“ Botschaft dieses Papstes den Menschen zu vermitteln. Es gelte, das Evangelium in der Welt von heute leben zu können“.

Argentinien ist zwar Tausende Kilometer weit von Europa entfernt aber Bischof Ojea sollte eigentlich um die Kritikpunkte von AL bescheid wissen. Hier von „sehr klaren und innovativen Botschaften“ zu sprechen ist schlichtweg ein Unding.

Deutsches Episkopat

Viele gläubige Katholiken in Deutschland wünschen sich endlich eine klare Aussage des deutschen Episkopats. Doch wo sind diese Bischöfe? Kardinal Brandmüller und der Regensburger Bischof Voderholzer sind alleine auf weiter Flur. Es gibt in der deutschen katholischen Kirche keine für alle gültige Regelung zu AL. Und der Papst stellt sich nach wie vor gegen jede klärende Diskussion. Papst Benedikt XVI. hätte ein derartig fragwürdiges Dokument niemals veröffentlicht. (vh)

Hat Papst Franziskus 2015 einen Brief mit Vorwürfen gegen Barros erhalten?

VATIKANSTADT – Ein chilenisches Opfer sexuellen Missbrauchs hat nach eigenen Angaben im Jahr 2015 dem Papst einen Brief geschrieben, in dem er Bischof Juan Barros vorwirft, Zeuge von Missbrauch durch seinen Freund, den Priester Fernando Karadima, gewesen zu sein. Franziskus habe jedoch nichts unternommen.

Im April 2015 traf sich Marie Collins, damals Mitglied der Päpstlichen Kommission für Minderjährige des Vatikan (PCMP), zusammen mit drei weiteren Mitgliedern der Kommission mit Kardinal Sean O’Malley, dem Spitzenmann des Papstes für sexuellen Missbrauch. Sie übergab dem Kardinal einen Brief von einem Opfer von Karadima, damit dieser ihm dem Papst gebe, berichtet die „Associated Press“ (AP).

Das Treffen fand nach der umstrittenen Ernennung von Barros zum Bischof von Osorno (Chile) durch Franziskus im Januar 2015 statt.

Collins sagte gegenüber der Agentur AP, O’Malley habe ihr versichert, den Brief an Papst Franziskus zu übergeben. Und der mittlerweile in den USA lebende Autor des Briefes, Juan Carlos Cruz, sagte der AP zufolge, dass O’Malley ihm 2015 zusagte: Der Brief sei Franziskus zugestellt worden.

Der achtseitige Brief – den die BBC in weiten Teilen veröffentlicht hat – teilt mit, dass Barros als junger Priester Zeuge des sexuellen Missbrauchs anderer junger Priester und Teenager durch Karadima gewesen sei, einschließlich des Küssens und Berührens von Genitalien über „unzählige Male“ – und dass er „alles vertuscht“ habe.

Cruz schreibt auch, dass Barros selbst mit Karadima sexuelle Handlungen verübt haben soll.

Karadima wurde 2011 in einem vatikanischen Prozess des sexuellen und psychischen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig befunden und im Alter von 84 Jahren zu einem Leben in Gebet und Einsamkeit verurteilt.

Vor wenigen Tagen erst hatte Papst Franziskus einen Experten für Kirchenrecht und Missbrauchsbekämpfung, Erzbischof Charles J. Scicluna von Malta, zum vatikanischen Delegierten ernannt, der Anschuldigungen gegen Barros untersuchen soll.

Franziskus hat Barros mehrfach vehement verteidigt, darunter beim Rückflug aus Chile am 21. Januar, als er gegenüber Journalisten erklärte, er habe keine Beweise gegen Barros gesehen. Er sagte auch:

„Wenn eine Person kommt und mir Beweise gibt, bin ich der Erste, der auf ihn hört. Wir sollten gerecht sein.“

In einer offiziellen Erklärung vom 30. Januar teilte der Vatikan mit, dass „der Papst nach einigen Informationen, die er kürzlich über den Fall von Juan de la Cruz Barros Madrid erhalten hat, Scicluna gebeten hat, nach Santiago zu reisen“, um diejenigen anzuhören, die den Wunsch geäußert haben, Informationen, die sin in ihrem Besitz haben, mitzuteilen.“

Zusätzlich zur Leitung der Diözese von Malta wurde Scicluna 2015 vom Papst dazu ernannt, das Team zu beaufsichtigen, das mit Beschwerden von Geistlichen befasst ist, die in der Kongregation für die Glaubenslehre des Missbrauchs angeklagt worden sind.

Robert Gahl, Professor für Ethik an der Päpstlichen Universität des Heiligen Kreuzes in Rom, sagte gegenüber CNA am 5. Februar, es sei nicht bekannt, ob Papst Franziskus den Brief von Cruz auch wirklich gelesen habe.

Der Fall von Karadima und Barros sei zudem insofern „etwas besonders“, da Barros zum Zeitpunkt des Missbrauchs noch kein Bischof war – daher „war seine angebliche Nichtberichterstattung keine bischöfliche Fahrlässigkeit. Trotzdem wäre eine Beihilfe, in welcher Form auch immer, ein fahrlässiges Verhalten seitens einer Person, die jetzt Bischof ist“, so der Priester und Ethik-Experte zu CNA.

Im Jahr 2015, dem gleichen Jahr, in dem der Brief an Papst Franziskus weitergegeben wurde, traf der Vatikan Maßnahmen gegen andere Kirchenbehörden, denen vorgeworfen wurde, sexuellen Missbrauch des Klerus in ihren Diözesen zu verschleiern oder nicht zu melden. Mehrere Bischöfe mussten zurückgetreten, weil sie Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht gemeldet oder anderweitig fahrlässig behandelt hatten. (CNA Deutsch)

(Ergänzt um 11:10 Uhr mit direkter Quellenangabe zum Briefinhalt.)

Wir brauchen ’neue Männer‘, fordert Erzbischof Chaput

„Frauen haben ein Recht darauf, wütend zu sein, wenn Männer sie wie Objekte behandeln und sich wie Tyrannen und Schweine verhalten.“

PHOENIX – Vom edlen Ritter bis zum Heiligen: Im Christentum hat die Rolle des Mannes, haben männliche Eigenschaften eine lange, vielfältige Geschichte und Tradition. Wie „männlich“ ist oder soll das Leben als Christ aber im 21. Jahrhundert geführt werden? Und wie sieht ein solches Leben in der Praxis aus? Angesichts der Skandale um sexuelles Fehlverhalten von prominenten Männern in Hollywood und anderswo haben diese Fragen neue, brisante Aktualität gewonnen.

Auf einer eigens dafür abgehaltenen Konferenz haben am 3. Feburar in Phoenix (Arizona) mehrere Bischöfe und Redner zum Thema gesprochen.

Erzbischof Charles Chaput rief vor mehr als 1300 Männern dazu auf, sich daran zu erinnern, wie glaubenstreue Männer früher ihre Leben als Christen führten. Und er hatte klare Worte für die Männer, die hinter den aktuellen Sex-Skandalen stecken.

Die Konferenz stand unter dem Motto Into the Breach – auf Deutsch in etwa „Rein in die Bresche“ – ein Titel, den auch ein vor einiger Zeit von Bischof Thomas Olmsted veröffentlichter Hirtenbrief trägt. Olmsted stellte auch auf der Konferenz ein neues „Handbuch für Männer“ vor.

Wir sind hier, um wieder zu verstehen, was es bedeutet ein Mann zu sein, und vor allem, wie man als Christ ein Leben von Wert und Tugend führt“, sagte Erzbischof Chaput der Konferenz. „Eine Gemeinschaft ohne Gedächtnis stirbt“

Gerade die Geschichte spiele eine wichtige Rolle in der christlichen Kultur, betonte Chaput. „So wie das Erinnerungsvermögen die individuelle Geschichte einer jeden Person verankert, so spielt ein gemeinsames Gedächtnis auch die gleiche Rolle für Kulturen, Nationen und Glaubensgemeinschaften. Die Geschichte ist ein gemeinsames Gedächtnis. Eine Gemeinschaft stirbt, wenn ihr Gedächtnis versagt“, sagte er.

Das Christentum sei immer noch eine „kämpfende Religion“ sagte der Erzbischof von Philadelphia mit Verweis auf ein Zitat von CS Lewis. Das Evangelium zu leben bedeute einen „echten geistlichen Kampf“ um Liebe und Frieden:

„Unsere ersten Waffen sollten immer Großzügigkeit, Geduld, Barmherzigkeit sein, die Fähigkeit zu verzeihen, zuzuhören, ein starkes persönliches Glaubenszeugnis – und in Liebe die Wahrheit klar auszusprechen“.

Der Erzbischof sagte weiter, dass „christliche Gleichberechtigung“ verstehe, dass es wirkliche Unterschiede – und wechselseitige Abhängigkeiten – zwischen Mann und Frau gebe.

„Als Männer sind wir von Natur aus dazu angelegt und durch das Wort Gottes darin bestätigt, drei Dinge zu tun: zu dienen, zu beschützen und zu führen – nicht um unser selbst willen, nicht um der Eitelkeiten und Bedürfnisse willen, sondern im Dienst an anderen.“

Wie Männer diese christliche Männlichkeit zurückbekommen? Dazu lehre die Kirche, dass es „das persönliche Beispiel ihrer Heiligen“ gebe.

„Liebe die Frauen in deinem Leben mit der Ermutigung, Zuneigung, Unterstützung und Ehrfurcht, die sie zurecht verdienen. Sei Deiner Frau in Geist und Körper treu. Erweise den Frauen, denen Du begegnest, Höflichkeit und Achtung, auch wenn sie diese nicht erwidern.“

Und wer heirate, so der Erzbischof weiter, der sollte mehr Kinder haben, und seine Zeit und sein Herz stärker in sie investieren.

Ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität

Chaput verurteilte die jüngsten sexuellen Skandale, die weltweit Schlagzeilen machen, als „Symptom“ einer ganzen Kultur, die ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität habe. „Frauen haben ein Recht darauf, wütend zu sein, wenn Männer sie wie Objekte behandeln und sich wie Tyrannen und Schweine verhalten.“

Ein echter Wandel, eine langfristige Änderung der Kultur wie des eigenen Lebens sei nur durch eine Bekehrung der Herzen möglich, betonte der Erzbischof.

Ein Mann müsse erst etwas für sich entdecken, woran er glauben kann, und dass seinem Leben einen echten Sinn gibt – und somit auch umkrempelt, weil es sein Denken und Verlangen leitet: „Mit anderen Worten, wenn er ein neuer Mann wird.“

„Eine echte Reform wird niemals durch feministische Vorträge zustande kommen, oder das öffentliche Anprangern männlichen Verhaltens bei Preisverleihungen“.

„Deshalb bete ich heute für uns alle, dass Gott den Samen eines neuen Ritterschlags in unsere Herzen pflanzen wird – und uns zu den ’neuen Männern‘ macht, die unsere Familien, unsere Kirche, unsere Nation und unsere Welt brauchen“, schloss Erzbischof Chaput. (CNA Deutsch)

Syrien: Kardinal Zenari fordert ein Ende der Gewalt

Der Krieg in Syrien hat eine neue Qualität erreicht – im negativen Sinn. Kardinal Mario Zenari, der Apostolische Nuntius in Syrien und durchaus hart im Nehmen, schlägt im Gespräch mit Vatican News Alarm: Die Winterkälte und der Bombenhagel bedrohen das Leben von Millionen Familien, während sich neue Fronten bilden.

Christine Seuss und Alessandro De Carolis – Vatikanstadt.

„Hört auf den Schrei der armen Menschen, der Kinder!“, so der Appell des Papst-Botschafters. Der Schrei der Leidenden müsse an das „Gewissen“ der Verantwortlichen rühren, damit sie nach neuen Wegen zum Frieden suchen. Das klingt so, als würde Kardinal Zenari dem von der UNO vermittelten Genfer Friedensprozess für Syrien und einem ähnlich gelagerten, von Russland gesteuerten Dialog nicht viel zutrauen.

Zum siebten Mal jährt sich in Kürze der Beginn des blutigen Konfliktes, der ein ganzes Land in Trümmer gelegt und zu einer Flüchtlingswelle nie gesehenen Ausmaßes beigetragen hat. Doch Frieden scheint – trotz aller internationaler Bemühungen – nach wie vor weit entfernt zu sein, nach dem Einmarsch türkischer Truppen in den kurdischen Teil des Landes vielleicht sogar weiter denn je.

Auch in der vergangenen Nacht habe er in Damaskus kaum schlafen können, erzählt der Kardinal, „denn man hörte den Lärm von Kanonenfeuer, in einigen Zonen der Peripherie auch von Maschinengewehren“. Große Sorgen bereiteten ihm die Nachrichten über „harte Zusammenstöße“ im „ländlichen Gebiet östlich von Damaskus” und in anderen Gebieten – mit einer Konfliktlinie, die seit dem militärischen Eingreifen der Türkei im Kurdengebiet nunmehr auch das nördliche Grenzgebiet einschließt.

Operation Olivenzweig

„Olivenzweig“ nennen die Türken ihre Operation, die mit dem Friedenssymbol allerdings nur wenig gemein hat. Seit dem 20. Januar gehen die türkischen Truppen gegen die kurdischen Kämpfer vor, die noch bis vor wenigen Tagen als unverzichtbare Verbündete der internationalen Allianz gegen die Terroristen des selbst ernannten Islamischen Staates galten. Immer mehr Opfer fordert die Attacke, für die die Stadt Afrin zum traurigen Sinnbild geworden ist. Es seien mittlerweile 800 „Terroristen“, die dort „neutralisiert“, also getötet, verletzt oder gefangenen genommen worden seien, ließ Präsident Erdogan verlauten.

Zivilisten zahlen den höchsten Preis

Doch wer den höchsten Preis für die Kampfhandlungen zahlt, und Kardinal Zenari wird nicht müde, dies immer wieder zu betonen, sind die unbeteiligten Zivilisten. Allein im nördlichen Gebiet seien in zwei Wochen 104 Menschen gestorben und 154 verletzt worden, gaben Krankenhäuser der Enklave Afrin bekannt. Dabei seien es nicht nur die Waffen, die Leben kosteten, erinnert Kardinal Zenari: „Wir befinden uns momentan im Winter, und in einigen Gegenden Syriens herrscht bittere Kälte. Dies verschlimmert ein Leiden, für das leider keine Lösungen in Sicht sind.“

UN fordern Waffenstillstand

Der UN-Chefberater für humanitäre Anliegen im Syrienkonflikt, Jan Egeland, fordert angesichts der sich verschlechternden Situation energisch einen erneuten befristeten Waffenstillstand für die nördliche Provinz Idlib, in der schwere Kampfhandlungen zwischen Oppositions- und Regierungstruppen zu verzeichnen sind. 1,2 Millionen Zivilisten, mehr als die Hälfte der örtlichen Bevölkerung, leben in dem Gebiet bereits als Flüchtlinge. Zwar hegt der Apostolische Nuntius nach wie vor Hoffnung auf einen Waffenstillstand. Doch er ruft die internationale Gemeinschaft zu raschem Handeln auf: „Versucht, alles Mögliche zu unternehmen, um wenigstens zu einem Ende der Gewalt und einem Waffenstillstand zu gelangen… und dann eine politische Lösung des Konflikts zu finden.“ (vatican news)

Vatikan/China: Diplomatische Beziehungen zu welchem Preis?

Quelle: South China Morning Post (Screenshot am 02. Februar)

Im Jahr 1951 hatte die Regierung in Peking die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Seitdem hat die kommunistische Partei Kirchen geschlossen und Geistliche eingesperrt. Katholiken dürfen in der Volksrepublik China ihre Religion nur in sanktionierten Kirchen des Regimes ausüben. Diese stehen nicht unter der Kontrolle des Vatikans und nur von Peking ernannte Bischöfe sind zugelassen. Da diese durch Peking geweihten Bischöfe kirchenrechtlich faktisch automatisch exkommuniziert wurden, hatte der Vatikan sie nicht anerkannt. Rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche können bisher nur im Untergrund arbeiten und sind dem Regime in Peking ein Dorn im Auge.

Kard. Zen Ze-kiun

Durch die Tatsache, dass der emeritierte Erzbischof von Hongkong, Kardinal Zen Ze-kiun in den letzten Tagen den Heiligen Stuhl massiv öffentlich angegriffen hatte, sind Details bekannt geworden, die den Vatikan in seiner Vorgehensweise in kein gutes Licht rücken.

Heute wurden durch die Zeitung „South China Morning Post“ weitere Einzelheiten bekannt. Unter der Überschrift „Peking hat „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern“ ist zu lesen:

„Peking sagte am Freitag, es habe „unermüdliche Anstrengungen“ unternommen, um die Beziehungen zum Vatikan zu verbessern, nachdem die beiden Seiten innerhalb weniger Monate einen Vertrag über die Ernennung von Bischöfen unterzeichnet hätten. Chinas Außenministerium sagte in einer Erklärung, dass die Kommunikation zwischen den beiden Seiten „reibungslos und effektiv“ gewesen sei. … Im Rahmen des Abkommens wird der Vatikan bei den Verhandlungen über die Ernennung von Bischöfen ein Mitspracherecht haben“.

Ferner berichtet die Zeitung:

„Liu Guopeng, ein Experte für Religionswissenschaft an der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte, dass die Antwort des Außenministeriums darauf hindeute, dass Peking eine Einigung erzielt habe, wahrscheinlich über die Ordinierung von Bischöfen, mit der es zufrieden sei“.

„Wenn sich herausstellt, dass es wahr ist, wird Peking das größte Hindernis für die formelle Herstellung von Verbindungen zwischen China und dem Vatikan beseitigen“, sagte Liu und fügte hinzu, dass die Kommentare Pekings Wunsch widerspiegelten, Taiwan weiter zu isolieren. Der Vatikan ist der einzige europäische Staat, der formelle diplomatische Beziehungen mit der selbst verwalteten Insel unterhält. Ein Priester einer katholischen Untergrundkirche auf dem Festland sagte, ein Abkommen zwischen dem Vatikan und Peking sei für die Katholiken in China inakzeptabel“.

„Es bricht uns das Herz, dass loyale und standhafte Bischöfe durch exkommunizierte und illegale ersetzt werden – es ist einfach zu schwer zu akzeptieren“, sagte der Priester, der um Anonymität bat. Er bezog sich auf Huang Bingzhang, der 2011 vom Heiligen Stuhl exkommuniziert wurde, nachdem er ohne Genehmigung geweiht worden war, und ein Mitglied des chinesischen Parlaments ist. Er wird Berichten zufolge Zhuang ersetzen“.

Die durch „South China Morning Post“ veröffentlichen Einzelheiten scheint das Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl kurz vor dem Abschluss zu stehen, lediglich die Frage der Bischofsernennungen scheint noch ein Problem zu sein. Und genau dieses Problem der Bischofsernennungen will der Heilige Stuhl durch die „freiwilligen Rücktritte“ der rechtmäßigen Bischöfe in China erzwingen.

Kardinal Parolin

Das Bekanntwerden der Details des Abkommens mit China kann dem Vatikan nicht gefallen haben. Das beweist auch ein Interview des Kardinalstaatssekretärs Parolin in der Zeitung „La Stampa“ vom Mittwoch, in dem er herablassend, zwar ohne einen Namen zu nennen, aber doch klar an die Adresse von Kardinal Zen Ze-kiun gerichtet sagt:

„Ich glaube, dass es keinen persönlichen Standpunkt gibt, von dem aus jemand exklusiv beurteilen könnte, was gut ist für die Katholiken in China. Wir brauchen mehr Demut und einen Geist des Glaubens – auch mehr Vorsicht und Mäßigung, um nicht in Polemik zu verfallen, die Gemeinschaft verletzt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft blockiert“.

Mitspracherecht bei der Bischofsernennung (?)

In der Verlautbarung des chinesischen Außenministeriums ist die Rede von „einem Mitspracherecht“ bei der Bischofsernennung. Man darf gespannt sein, wie das im Detail aussehen wird. Nach derzeitigem kanonischem Recht ist so etwas eigentlich unmöglich. Der Codex des kanonischen Rechtes sagt:

Can. 377 – § 5:

„In Zukunft werden weltliche Autoritäten keine Rechte und Privilegien in Bezug auf Wahl, Nomination, Präsentation oder Designation von Bischöfen eingeräumt“.

Der Fall Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou

Betrachtet man die Rücktrittsforderung beispielsweise von Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou, sieht die Sache allerdings anders aus. Zhuang wurde aufgefordert, in den Ruhestand zu gehen, um den Weg freizumachen für ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof. Zhuang hatte den Antrag des Heiligen Stuhls zweimal abgelehnt.

Dass Bischöfe der Untergrundkirche in China noch mit hohem Alter im Amt sind, ist hier nichts Ungewöhnliches. Allerdings kann Papst Franziskus Bischof Zhuang durchaus aufgrund seines Alters zum Rücktritt auffordern.

Can 401 – § 1:

„Ein Diözesanbischof, der das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet hat, wird gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird“.

Nach dem Kirchenrecht ist Bischof Zhuang somit längst überfällig. Seine Weigerung resultiert anderseits aus der Tatsache, Platz für einen unrechtmäßigen exkommunizierten Anwärter zu machen. Moralisch und gegenüber seinen Gläubigen zeigt Zhuang viel Mut und Rückgrat.

Der Vatikan und Papst Franziskus gehen in dem China-Abkommen einen sehr zweifelhaften Weg und wie in „Amoris laetitia“ auch, werden bestehende Grundsätze der römisch katholischen Kirche einfach übergangen. (vh)

Entgegen „bedauerlicher“ Berichte: Papst ist „gut über China informiert“, betont Vatikan

VATIKANSTADT – Am heutigen Dienstag hat der Sprecher des Papstes, Greg Burke, überraschend eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, Papst Franziskus sei gut informiert über die Situation der katholischen Kirche in China. Es sei „bedauerlich“, dass einige Mitglieder der Kirche das Gegenteil gesagt hätten. Diese würden dadurch „Verwirrung und Kontroversen“ stiften.

In der Erklärung vom 30. Januar heißt es wörtlich:

„Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere im Staatssekretariat, über chinesische Angelegenheiten und wird von ihnen genau und ausführlich über die Situation der katholischen Kirche in China informiert.“

Papst Franziskus verfolge auch „die Schritte im laufenden Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China“, fährt die Mitteilung fort, und „es ist daher überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Menschen in der Kirche bekräftigt wird, wodurch Verwirrung und Kontroversen gestiftet werden.“

Greg Burkes Aussage im Namen des Papstes widerspricht einem Brief von Kardinal Joseph Zen aus Hongkong, der am 29. Januar schrieb, dass Papst Franziskus bei einer kürzlichen Begegnung „überrascht“ gewesen sei über die Vorgehensweise des Vatikans mit Konflikten zwischen der Kirche und der chinesischen Regierung, – über die er Berichten zufolge im Oktober 2017 informiert worden war.

Der Kardinal von Hongkong gehört zu den Kritikern der Art und Weise, wie die katholischen Kirche und Chinas Regierung Berichten zufolge bemüht sind, ihre Beziehungen zu normalisieren. Die Lage der Kirche in China ist komplex: Neben der im Untergrund fortwährenden, verfolgten Kirche gibt es eine staatlich kontrollierte „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“, deren Priester und Bischöfe ebenfalls regimetreue Kandidaten sind.

Jeder von Peking anerkannte Bischof muss ein Mitglied dieser „patriotischen Vereinigung“ sein, und viele vom Vatikan ernannte Bischöfe werden von der chinesischen Regierung nicht anerkannt oder gebilligt, sind der Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt. Gleichzeitig sind nicht alle von der chinesischen Regierung ernannten Bischöfe vom Vatikan anerkannt und somit sind die Weihen einiger Bischöfe auch kirchenrechtlich ungültig.

„Asia News“ hatte berichtet, dass eine Delegation des Heiligen Stuhls im Oktober 2017 den 88-jährigen Bischof Peter Zhuang Jianjian aus Shantou in der südlichen Provinz Guangdong gebeten hat, in den Ruhestand zu gehen, damit ein regimetreues Mitglied der „patriotischen Vereinigung“, zudem ein nicht gültig geweihter und somit exkommunizierter Bischof, seinen Platz einnehmen kann. Der Vatikan würde diesen Bischof dann anerkennen, hieß es.

Der rechtmäßige Bischof lehnte den Antrag auf Rücktritt ab, ebenso wie eine zweite Bitte im Dezember. Er besuchte im Dezember die vatikanische Delegation in Peking, um seine Sicht des Falls darzulegen.

Die gleiche Delegation des Vatikans soll zudem in der östlichen Provinz Fujian Bischof Joseph Guo Xijin gebeten haben, eine Stelle als Koadjutor unter einem regime-treuen Bischof anzunehmen, der ebenfalls ungültig geweiht wurde.

Ein solches Vorgehen des Heiligen Stuhls könnte letzten Endes dazu führen, dass sieben ungültig geweihte Bischöfe, die treu zum Regime in Peking stehen, vom Vatikan offiziell anerkannt werden. Der Heilige Stuhl könnte im Gegenzug Chinas offizielle Anerkennung von 20 vom Heiligen Stuhl ernannten Bischofskandidaten erwarten, von denen einige bereits heimlich geweiht wurden – zusätzlich zur staatlichen Anerkennung von bis zu 40 Bischöfen in der katholischen Untergrundgemeinde.

Kardinal Zen sagte, er habe sich über die Aktivitäten des Vatikans in China geäußert, weil dies ein kritischer Moment sei und in den Medien „Verwirrung“ herrsche. Ihm gehe es nicht um den Rücktritt legitimer Bischöfe, sondern darum, dass diese Bischöfe gebeten werden, Platz zu machen für „illegitime und sogar exkommunizierte“.

Viele Untergrundbischöfe hätten zudem um einen Nachfolger gebeten, aber keine Antwort aus Rom bekommen, sagte der Kardinal weiter. Andere wiederum hätte einen Nachfolger genannt und sogar die Schreiben mit päpstlicher Unterschrift erhalten, aber seien angewiesen worden, von der Weihe abzusehen „aus Angst davor, die Regierung zu beleidigen“, sagte der Kardinal. (vatican news)

Heiliger Stuhl: Kläglicher Versuch der Rechtfertigung in der China-Diplomatie

Welches Spiel treibt die vatikanische Diplomatie in der Volksrepublik China? Offenbar opfert der Vatikan rechtmäßige katholische Bischöfe der Politik des Papstes. Oder handelt der Vatikan ohne Wissen des Pontifex? Wohl eher nicht.

Was derzeit hinter den Kulissen der chinesisch-vatikanischen Politik abläuft, ist haarsträubend. Da werden durch den Papst in China eingesetzte Untergrundbischöfe, durch den Vatikan, zum Rücktritt aufgefordert. Da reist sogar eine vatikanische Delegation nach Peking unter der Leitung von Kurienerzbischof Maria Celli, dem ehemaligen Präsidenten des päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, und forderte zwei Bischöfe zum Rücktritt auf. Hintergrund der Maßnahmen ist das Vorantreiben diplomatischer Beziehungen des Heiligen Stuhl mit dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China, oder um genauer zu sein, rechtmäßige Bischöfe der katholischen Kirche aufzufordern, zugunsten von exkommunizierten und unrechtmäßigen Bischöfen des chinesischen Staatsapparates zum Rücktritt zu bewegen.

Quelle: Bulletin (Screenshot vom 30. Januar)

Diese Machenschaften sollten sicherlich geheim und ohne großes Aufsehen in der Öffentlichkeit abgewickelt werden. Doch nach dem Appelle der Untergrundkirche an den Heiligen Stuhl ohne Erfolg blieben, machte der chinesische emeritierte Bischof von Hongkong Kardinal Zen Ze-kiun diese unglaublichen Machenschaften öffentlich. AsiaNews veröffentlichte am 22. Januar die Details zum Fall.

 

Durch die Veröffentlichung Zens ist der Heilige Stuhl in Erklärungsnotstand geraten. Vatican News, das offizielle Organ des Vatikans, hatte nach publik werden der Meldung von AsiaNews lediglich Fakten dessen Berichts in verkürzter Form auf der eigenen Website wiedergegeben.

Gestern kam dann die erste offizielle Meldung des Presseamtes des Heiligen Stuhls in Form eines Bulletin. Die Erklärung des Direktors des Pressezentrums, Greg Burke vom 30.01.2018 lautet wie folgt:

„In Bezug auf die verbreiteten Nachrichten über eine angebliche Nichtübereinstimmung von Gedanken und Handlungen zwischen dem Heiligen Vater und seinen Mitarbeitern in der römischen Kurie zu chinesischen Fragen kann ich folgendes erklären: Der Papst steht in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern, insbesondere dem Staatssekretariat, und wird in chinesischen Fragen von ihnen in einer getreuen und detaillierten Weise über die Situation der katholischen Kirche in China und über die Schritte des fortwährenden Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China, die er mit besonderer Sorgfalt begleitet, informiert. Es ist überraschend und bedauerlich, dass das Gegenteil von Personen der Kirche behauptet, und somit Verwirrung und Polemik genährt wird“.

Das Bulletin des Staatssekretariats ist vorsichtig ausgedrückt:

„Ein kläglicher Versuch der Rechtfertigung“.

Greg Burke geht mit keinem Wort auf die Vorwürfe Kardinal Zen Ze-kiuns bezüglich der Rücktrittsforderungen der Untergrundbischöfe ein, ja er unterschlägt sogar Titel und Namen und nennt Kardinal Zen Ze-kiun, eine „Person der Kirche“. Oder meint er vielleicht hintergründig „Persona non grata“, weil Kardinal Zen Ze-kiun die Wahrheit ans Tageslicht gebracht hat? Der Kardinal hatte in der Vergangenheit mehrfach vor dem Regime in China gewarnt. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls geht im Fall der rechtmäßigen Bischöfe der Kirche Chinas einen beschämenden Weg und die brennende Frage, wer diese Vorgehensweise letztlich zu verantworten hat, bleibt weiterhin vollkommen offen. (vh)