Kardinal Müller müht sich um Ausgleich im Streit um „Amoris Laetitia”

Kardinal Gerhard Ludwig Müller bemüht sich um Ausgleich im innerkatholischen Streit um den Weg der Familienseelsorge, den Papst Franziskus mit „Amoris Laetitia” eingeschlagen hat. Das päpstliche Schreiben habe „polarisierende Thesen” über eine eventuelle Wiederzulassung zur Kommunion von Geschiedenen in zivilen Zweitehen hervorgerufen, und diese Thesen bedrohten „die Einheit der Kirche”, beklagt der Kardinal im Vorwort zu einem neuen Buch des italienischen katholischen Politikers Rocco Buttiglione. In einzelnen Fällen sei der Empfang der Sakramente der Buße und der Kommunion für Gläubige in sogenannten irregulären Lebenssituationen möglich, schreibt Müller.

Der Kardinal geht damit auf klare Distanz zu dem als „Dubia“ bekannt gewordenen Brief von vier Kardinälen, die dem Papst das Abrücken von der überlieferten katholischen Lehre in Fragen der Moral vorwerfen. „Amoris Laetitia” stehe keineswegs im Gegensatz zur überlieferten Lehre, führt Kardinal Müller aus. Im Gegenteil bestätige das Schreiben die „innere und äußere Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe“.

Zu vermeiden: „kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und kirchenrechtlichen Vorschriften“

Es gebe aber Lebenslagen, in denen ein verlassener Ehepartner „keinen anderen Ausweg findet, als sich einem gutherzigen Menschen anzuvertrauen“, schreibt Müller. Das Ergebnis seien „eheähnliche Beziehungen“. Hier brauche ein Beichtvater viel geistliches Unterscheidungsvermögen, um mit dem Betroffenen einen Weg der Umkehr zu finden, der nicht in Extreme fällt, so der Kardinal. Zu vermeiden sei eine „billige Anpassung an den relativistischen Zeitgeist“, aber auch „eine kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und der kirchenrechtlichen Vorschriften“.

Ein Punkt, den Kritiker an „Amoris Laetitia“ oft nicht recht verstünden, sei das Gesetz der Gradualität, fährt Müller fort. Graduell sei natürlich nicht das Gesetz, sondern seine Anwendung auf einen konkreten Menschen in seinen konkreten Lebensumständen. „Gott ist dem Menschen besonders nahe, der sich auf dem Weg der Umkehr macht, der zum Beispiel die Verantwortung für die Kinder einer Frau übernimmt, die nicht seine rechtmäßige Ehefrau ist, und der auch nicht die Pflicht vernachlässigt, sich um die Frau zu sorgen. Das gilt auch für den Fall, in dem er […] noch nicht dazu in der Lage ist, alle Erfordernisse des moralischen Gesetzes zu erfüllen.“ Zwar sei eine in sich sündhafte Handlung deshalb weder legitim noch gottgefällig, so Kardinal Müller, doch könne ihre Anrechenbarkeit als Schuld gemindert werden, „wenn der Sünder sich an die Barmherzigkeit Gottes wendet“ und „mit demütigem Herzen“ um Erbarmen bitte.

Priester sollen Menschen in irregulärer Situation nicht öffentlich demütigen

Der Priester könne auch nicht einen Menschen in irregulärer Situation öffentlich demütigen, indem er ihm öffentlich die Kommunion verweigert und seinen Namen vor der Gemeinde beschädigt, so Müller weiter. „In den Umständen des heutigen sozialen Lebens könnte es schwierig sein zu bestimmen, wer ein Sünder ist.“ Zwar müsse der Priester allgemein dazu ermahnen, nicht ohne Beichte zur Kommunion zu gehen, doch nach der Lossprechung in der Beichte „darf die Heilige Kommunion nicht einmal öffentlichen Sündern verwehrt werden“, erinnerte der Kardinal.

Müller, der als weithin respektierter Dogmatiker bis Juli des Jahres die vatikanische Glaubenskongregation leitete, lud Kritiker wie allzu verwegene Interpreten von „Amoris Laetitia“ dazu ein, das päpstliche Schreiben gemeinsam „ohne gegenseitige Vorwürfe und Verdächtigungen“ und im Licht der Tradition zu lesen. Es brauche auch eine „brennende pastorale Sorge für alle jene, die sich in schwierigen Ehe- und Familiensituationen befinden und besonders die mütterliche Unterstützung der Kirche brauchen“.

Buttigliones Buch „Wohlmeinende Antworten auf Kritiker von ‚Amoris laetitia'“ erscheint in Italien am 10. November. Die Zeitung „La Stampa” veröffentlichte vorab lange Auszüge aus Kardinal Müllers Vorwort. (rv)

Internationale Kritik nach französischem Kreuzverbot an öffentlichem Platz

PARIS – Während am vergangenen Wochenende – auf Einladung des Vatikans – die Vertreter der EU über das Verhältnis Europas zum Christentum diskutiert haben, erregt das Verbot eines christlichen Symbols in einer bretonischen Kleinstadt international Aufsehen.

Ein schlichtes, aber großes Kreuz über einer Statue des heiligen Papstes Johannes Paul II. in Ploërmel will das oberste französische Verwaltungsgericht entfernen lassen.

Das Symbol der Christenheit ist auf dem Bogen angebracht, der sich über das Denkmal spannt, das an den Papstbesuch der Region im Jahr 1996 erinnert. Das 2006 errichtete Kunstwerk ist ein Geschenk des Präsidenten der Akademie der Schönen Künste in Moskau.

Nun müsse das Kreuz, das am „Platz Johannes Paul II.“ steht, verschwinden, haben die Richter nach einer Klage entschieden. Die Begründung: Das Kreuz verstoße gegen das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche.

Das Urteil verursachte einen politischen Eklat und sorgte europaweit für scharfe Kritik.

Die Tageszeitung „Il Giornale“ aus Mailand kommentierte bissig:

„Wir befinden uns nicht in Raqqa, der Hauptstadt des Islamischen Staates in Syrien, sondern in der Bretagne, im Herzen Westeuropas“.

Besorgt reagierte Polens Regierungschefin Beata Szydlo. Statt das Denkmal zu zensieren solle man es lieber nach Polen bringen, so die Politikerin, die selber Mutter eines katholischen Priesters ist. Der heilige Johannes Paul II. verkörpere wie kein anderer ein vereintes, christliches Europa.

In den Sozialen Medien kam es zu viralen Reaktionen. Unter anderem wurde behauptet, eine ungarische Grundschule wolle das Kreuz adoptieren:

Tatsächlich veröffentlichten Christen aus aller Welt in den Sozialen Medien unter dem Hashtag „Zeig Dein Kreuz“ – #MontreTaCroix – Bilder öffentlich sichtbarer Kreuze und christlicher Symbole und Denkmäler, auf Gipfeln und auf Gemälden, an Türmen und Halsketten.

Doch warum jetzt die ganze Aufregung über ein einzelnes Kreuz in der Bretagne? Schließlich wird in Frankreich immer wieder das Verbot religiöser Symbole debattiert, zumal bei prominenteren Themen – etwa islamischer Kopfbedeckungen.

Scharfe Worte von Papst Franziskus

Der Grund dafür ist klar, meinen Beobachter: Weil im Jahr 2017 der Fall einer kleinen Gemeinde im Nordwesten Frankreichs die Schicksalsfrage Europas verkörpert, die an Brisanz enorm gewonnen hat, auch weil der Hass auf christliche Symbole und die Aggression gegenüber Christen weltweit erneut gestiegen ist, und damit die Sensibilität für die Frage nach der eigenen Heimat und Identität.

Für diese plädieren auch die Unterzeichner der Pariser Erklärung, darunter gleich mehrere französische Intellektuelle, deren Statement sich für „ein Europa wo(ran) wir glauben können“ einsetzt.

Die Frage nach der Rolle des Christentums in Europa beantwortete indessen auch Papst Franziskus in einer großen Rede am Samstag scharf und deutlich; und er knüpfte damit nahtlos an die Reden seiner Vorgänger Benedikt XVI. und Johannes Paul II. an, die unverdrossen für die christliche Seele Europas kämpften. Franziskus wörtlich:

„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“.

Ein Ratschlag für alle indessen ist am Fuß des umstrittenen Denkmals in der Bretagne angebracht. Es ist ein berühmtes Zitat des heiligen Papstes, dass er den Gläubigen immer wieder auf den Weg gab: n’ayez pas peur – „Habt keine Angst!„. (CNA Deutsch)

Kardinal Marx schlägt Europäischen Konvent vor

 

 

Kardinal Reinhard Marx hat die Einberufung eines neuen Europäischen Konvents vorgeschlagen, um die europäische Idee wieder mit Leben zu füllen. Es sei wichtig, „Räume des Dialogs für den ganzen Kontinent“ zu schaffen, sagte er am Samstagabend auf einem Kongress im Vatikan. Der Europäische Konvent solle „die großen Fragen der Einigung offen beraten“; dabei müssten „sowohl die Einzelnen als auch die gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit zur Beteiligung an der Debatte haben“.

Der Münchner Erzbischof Marx ist Präsident der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (ComECE). Er sprach auf einem von der ComECE organisierten Kongress mit dem Titel „(Re)thinking Europe“ im Vatikan. Dabei bekräftigte er, die Kirche wolle „die Entwicklung einer europäischen Gesellschaft mit befördern“.

Wir geben das Projekt Europa nicht auf

Europa stehe an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung, so Kardinal Marx. Es stelle sich die Frage, ob der Kontinent sich wieder auseinanderentwickle und zu überkommenen Mustern zurückkehre, oder ob er Kraft zu einem neuen Aufbruch finde. Marx wörtlich: „Jetzt ist die Stunde Europas. Jetzt ist die Stunde der Christen in Europa… Wir geben das Projekt Europa nicht auf, sondern nehmen es neu an.“

An der zweitägigen Dialogveranstaltung im Vatikan, die auf eine Anregung von Papst Franziskus zurückging, nahmen etwa 350 Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten teil. Der Papst – Träger des Aachener Karlspreises für Verdienste um die europäische Einigung – rief sie am Samstagabend dazu auf, „Europa wieder eine Seele zu geben“. (rv)

D: Brandmüller warnt vor Schisma in der Kirche

Quell: Radio Vatikan (Screenshot am 28. Oktober)

Kardinal Brandmüller, einer der Dubia Kardinäle warnt vor einem Schisma in der Kirche. „Gelte die erneute zivile Heirat nach der Scheidung in der Kirche nicht mehr als Sünde, führe das zu einem Schisma, einer Spaltung der Kirche, warnte Brandmüller in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Artikel der Kath. Nachrichtenagentur (kna) bei Radio Vatikan (rv) am 28. Oktober 2017.

Zum Artikel:  >> D: Brandmüller verteidigt „Dubia“-Anfrage

Vatikan und UNO: „Für die Beteiligung sehr dankbar“

„Bei dem, was die Kirche tut, sind Sie ganz vorne mit dabei“: Mit diesen Worten hat Papst Franziskus seinen Vertreter bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Ivan Jurkovič, an diesem Montag zu einer Audienz empfangen. Am 24. Oktober 1945 waren die Statuten der Vereinten Nationen in Kraft getreten, seitdem wird dieser Tag als „Tag der Vereinten Nationen“ begangen. Anlässlich dieses Tages haben wir Jurkovič gefragt, was die Rolle des Heiligen Stuhls bei der internationalen Vereinigung ist.

Der Vatikandiplomat weist zuerst auf die Begrüßungsworte des Papstes hin, dann nennt er die wichtigsten Themen, welche vom Vatikan immer wieder vorgebracht würden, darunter das Problem des Waffenhandels und Fragen rund um die Migration.

Dass der Papst das Engagement bei den internationalen Organisationen so deutlich würdigt, habe ihn zunächst überrascht, bekennt Jurkovič. „Selbstverständlich wird die UNO kritisiert, wie alle großen Institutionen, und sie wird unters Vergrößerungsglas gelegt. Aber es ist nun einmal wichtig, einen globalen Bezugspunkt zu haben, wo man sich in schwierigen Momenten zusammensetzt, wie zum Beispiel in diesen Zeiten.“

Jurkovič ist so genannter „ständiger Beobachter“ des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, weitere Beobachter gibt es bei den UNO-Organisationen in Paris, Wien und natürlich in New York. „Beobachter“ sind nicht volle Mitglieder, sie dürfen mitberaten, aber nicht mit abstimmen.

Einfluss habe die Kirche dort aber schon, sagt Jurkovič, vor allem durch die Person Papst Franziskus. „Das liegt natürlich am Stil des Papstes, an seiner direkten Anteilnahme an quasi allen Fragen, welche schwierig sind für die Menschheit,“ sagt der Erzbischof. „Das wird bei den internationalen Organisationen sehr deutlich wahrgenommen, sie sind für die Beteiligung des Heiligen Stuhls sehr dankbar.“ (rv)

Papst Franziskus fordert Ende der Gewalt im Heiligen Land in Botschaft an Christen

VATIKANSTADT – Der Papst hat gestern „mit großer Freude“ seine Seligkeit Theophilos III. empfangen, den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem in einer Audienz im Vatikan. Der Patriarch befindet sich in dieser Woche auf Besuch in Rom und der Papst nutzte die Gelegenheit, eine Botschaft der Ermutigung an die Christen im Heiligen Land zu senden.

Nachdem er kurz an seinen Besuch im Jahre 2014 erinnert und für den herzlichen Empfang gedankt hatte, sprach sich der Papst lobend über die Restaurierung des Heiligen Grabes aus, die vor knapp einem Monat beendet wurde. „Man hat nicht nur die Integrität eines Monuments aus der Vergangenheit bewahrt, sondern auch daran gearbeitet, dass in der Zukunft das Zeugnis erklingt, das vom leeren Grab ausgeht.“

Franziskus drückte erneut all jenen seine Nähe aus, „die aufgrund der Konflikte leiden, die das Heilige Land seit Jahrzehnten belasten.“

„Die Ungewissheit der Situation und das mangelnde Verständnis zwischen den Parteien verursacht weiterhin Unsicherheit, Einschränkungen der Grundrechte und den Auszug aus dem eigenen Land.“

„Deshalb erflehe ich die Hilfe Gottes und bitte alle Beteiligten, ihre Bemühungen zu vermehren, damit die für einen dauerhaften Frieden notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, die auf Gerechtigkeit und Anerkennung der Rechte aller gründen.“

Um das zu erreichen, „müssen wir jedoch mit Entschiedenheit die Anwendung jeglicher Art der Gewalt, jeglicher Form der Diskriminierung sowie jegliche Manifestation der Intoleranz gegenüber Personen oder Stätten der jüdischen, christlichen oder muslimischen Konfession zurückweisen.“

„Die Heilige Stadt, deren Status Quo verteidigt und bewahrt werden muss, sollte ein Ort sein, an dem alle friedlich zusammenleben können; ansonsten wird sich für alle diese Spirale der Gewalt ohne Ende weiterdrehen.“

Den Christen im Heiligen Land „wünsche ich, dass sie weiterhin fester Bestandteil der Gesellschaft sind“ und „ohne müde zu werden zum Gemeinwohl und zum Aufbau des Friedens beitragen.“

Konkret ruft der Papst dazu auf, „die christlichen Familien und Jugendlichen zu unterstützen, damit sie nicht in eine Situation geraten, die sie zwingt, ihr eigenes Land verlassen zu müssen.“

Des Weiteren wünscht sich der Papst die Gemeinschaft zwischen den verschiedenen religiösen Konfessionen, aber auch unter den Christen selbst.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus schreibt Kardinal Sarah zu Magnum Principium

VATIKANSTADT – In der Debatte um die richtige Interpretation von Magnum Principium, des neuen Schreibens zur Übersetzung liturgischer Texte, hat sich Papst Franziskus an Kardinal Robert Sarah gewandt, den Präfekten der zuständigen Kongregation für den Gottesdienste und die Sakramentenordnung.

Der auf den 15. Oktober datierte Brief ist in Antwort auf ein Schreiben von Kardinal Sarah. Dieser hatte dem Papst Ende September für das neue Motu Proprio gedankt. Dieses betrifft die Handhabung von Übersetzungen aus dem lateinischen Original in die jeweilige Landessprache.

Der Kardinalpräfekt hatte dessen Interpretation kommentiert, vor allem die wesentliche Änderung zur bisherigen Regelung aus dem Jahr 2001, Liturgiam Authenticam (LA).

Im Gegensatz dazu gibt das neue Schreiben den Ortsbischöfen mehr Autorität, und räumt der zuständigen Behörde in Rom die Rolle ein, nicht mehr eine „Recognitio“ zu erteilen, sondern eine Confirmatio.

Kardinal Sarah hatte kommentiert, Magnum Principium erleichtere die Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bischofskonferenzen. Dabei sei zu beachten, dass die Confirmatio weiterhin keineswegs eine Formalität sei: Rom müsse alle neuen Übersetzungen prüfen und absegnen. Die Kongregation habe das Recht, ein Veto einzulegen, wenn Übersetzungen nicht dem lateinischen Original treu geblieben sind.

Papst Franziskus dankt in seinem Brief dem Kardinal für sein Engagement und den Kommentar. Gleichzeitig steuere er einige simple „Beobachtungen“ bei, so der Pontifex, „die ich für wichtig halte, besonders für die rechte Anwendung und das Verständnis des Motu Propio, und um jedes Missverständnis zu vermeiden.“

Der erste Punkt des Papsts: Magnum Principium habe den bisherigen, seit 2001 angewendeten Prozess „abgeschafft“.

Die Neuregelung betreffe auch die Begriffe „recognitio“ und „confirmatio“. Diese seien keineswegs synonym zu verwenden, so Franziskus. Die Unterscheidung betone „die unterschiedliche Verantwortung“ des Heiligen Stuhls und der verschiedenen Bischofskonferenzen.

„Magnum Principium erfordert nicht mehr, dass Übersetzungen in allen Punkten den Anforderungen von LA entsprechen, wie es früher der Fall war“, so Franziskus.

Stattdessen müssten einzelne Paragraphen in LA nun „sorgfältig neu-verstanden“ werden. Das gelte auch für Paragraphen 79 bis 84, die bislang eine Genehmigung in Form einer „Confirmatio“ durch Rom erforderten. Diese Paragraphen seien „außer Kraft gesetzt“ und neu formuliert worden mit Magnum Principium.

Weiter betonte Franziskus, dass in der Übersetzung die Bischofskonferenzen sich nicht von der liturgischen Behörde in Rom zu etwas gezwungen fühlen sollten.

Letztlich sei jedoch auch die Confirmatio keineswegs ein rein formaler Akt, sondern notwendig für die Ausgabe der übersetzten liturgischen Bücher.

Abschließend schreibt Franziskus in seinem Brief, dass Kardinal Sarahs Kommentar mehrfach publiziert worden sei, und dass er den Kardinal bitte, seine Antwort an diese Medien weiterzuleiten, wie auch an die Mitglieder und Konsultoren der Kongregation für den Gottesdienst. (CNA Deutsch)

Ratzinger-Preisträgerin: Frauen brauchen „Diakonie des Wortes“

Die Frage der Frau in der Kirche hat in den vergangenen Jahrzehnten breiten Raum eingenommen, doch zu oft wurde und wird über sie nur in der dritten Person gesprochen – als „sie“. Das beanstandet die französische Bibelwissenschaftlerin und Ratzinger-Preisträgerin Anne-Marie Pelletier in einem Vortrag, den die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ am Samstag druckte. Pelletier hatte am 10. Oktober am Centre Sèvres, der privaten Jesuiten-Universität in Paris, zum Thema „Die Frauen, Zukunft der Kirche“ gesprochen. Dabei forderte Pelletier einen Dialog auf gleicher Höhe zwischen Männern und Frauen in der Kirche und Zugang der Frauen zur „Diakonie des Wortes“.

„Gewiss, die Frauen sind in das Feld des lehramtlichen Wortes eingetreten, aber einmal mehr in der gefährlichen Position der dritten Person“, so Pelletier. „In Wirklichkeit ist das eine alte Tradition, die nur mit frischer Farbe präsentiert wird. Das wird auch deutlich, wenn es darum geht, die Weiblichkeit der Kirche zu feiern, ihren marianischen Charakter, ihr bräutliches Wesen. Oder wenn von einer versöhnenden Komplementarität die Rede ist, im Rahmen einer Kirchlichkeit, die zwei Pole ausdeutet, den petrianischen und den marianischen, um somit dem Weiblichen einen privilegierten Ort zu geben – doch das geschieht auf eine Weise, die spekulativ und abstrakt bleibt.“

Adam macht den Mund auf und spricht: über Eva, nicht zu Eva

Als Biblistin ging Pelletier in ihrem Vortrag von der Szene der Genesis aus, in der der Mensch nach der Schöpfung der Frau sagt: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch.“ (Gen 2,23). Diesem anerkennenden Wort fehle freilich das Beziehungshafte, der Mensch spricht von sich selbst als „Ich“, während die Frau in der dritten Person bleibt, die in der Sprachwissenschaft als „Nicht-Person“ gilt.

Zwar habe Papst Johannes Paul II. und vor ihm bereits Paul VI. die Frauen in Botschaften direkt angesprochen, fuhr Pelletier fort. „Dennoch wagen wir zu sagen, dass viele dieser Reden, eben indem sie sich ins Register des Sublimen einfügten, doch wieder nur in das Schema der ,gesprochenen Frauen´ verfielen. … Denn eine Frau, deren Ausnahme-Singularität allzu sehr zelebriert wird, ist wiederum eine Frau, die auf Abstand gehalten wird. Und in Wirklichkeit aus dem Raum herausgehalten wird, in dem die ernsten Fragen verhandelt werden, jene Fragen, die die Entscheidungen und die Effektivität der Macht betreffen.“ So habe dieses wohlwollende Feiern des Weiblichen die Frau letztlich zurückverwiesen auf männliche Vorstellungen, „die auf die eine oder andere Art die Strukturen der Autorität und der Leitung stützen“. Heute hingegen gehe es darum, „dass die Frauen in der Kirche am Wort teilhaben“, erklärte die Theologin.

Heute erforderlich: „dass die Frauen in der Kirche am Wort teilhaben“

Man müsse da präzise sein, es gehe nicht um ein „Sich-Nehmen“, wie die Bastille „genommen“ worden sei, aber auch nicht darum, den Frauen das Wort zu „geben“ nach Art eines Entgegenkommens. Gefordert sei vielmehr eine „Inter-Lokution“ der Frauen mit den Männern, ein Gespräch auf gleicher Ebene. Das Wort der Frauen „muss das Gehege verlassen, in das es verwiesen worden war, und eintreten in das Feld des Zuhörens und des Austauschs“, so die Theologin. Sie verwies auf das alttestamentarische Beispiel des Austausches zwischen König Salomo und der Königin von Saba (1 Kön 1-13), „das Schema einer wirklichen Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau“. Das Thema dieser Begegnung ist Weisheit, „und auf dieser Höhe werden Männer und Frauen in der Kirche heute erwartet. Das ist die Höhe der Diakonie des Wortes. Wir wissen sehr gut, dass die Frauen heute von dieser Diakonie noch sorgfältig ausgeschlossen sind. Wir zelebrieren Maria Magdalena, die wir ,Apostelin der Apostel´ nennen, aber in der Praxis ist es nicht so. Oder, genauer gesagt, die Frauen sind ganz vorne in dieser Diakonie des Lebens der Kirche, aber noch weit entfernt von ihrer institutionellen Anerkennung.“

Anne-Marie Pelletier erhielt 2014 als erste Frau den Ratzingerpreis für Theologie. 2017 gestaltete sie auf Einladung von Papst Franziskus die Meditationen für den päpstlichen Kreuzweg am römischen Kolosseum. (rv)

Papst an Seminaristen: „Erst Priester, dann Doktoren“

 

Papst Franziskus rät angehenden Priestern, das intellektuelle Lernen nicht über das geistliche zu stellen. „Akademismus“ und die Versuchung, „aus dem Studium einfach ein Mittel der Selbstbestätigung zu machen“, drohten am Ende den Glauben zu ersticken, sagte der Papst brasilianischen Seminaristen, die er am Samstag in Audienz empfing. Priester müssten auch menschlich gut miteinander umgehen, gerade Brasilien brauche angesichts seiner derzeitigen sozialen Probleme und „skandalösen Korruption“ einen „vereinten, brüderlichen und solidarischen Klerus“ und katholische Priester, die nicht auf Karriere aus sind. Er sei sicher, dass Brasilien seine Krise überwinde, sagte der Papst den in Rom studierenden Seminaristen, und er vertraue darauf, „dass ihr hier Protagonisten werdet“.

„Vergesst bitte nicht, dass ihr, bevor ihr Gelehrte und Doktoren seid, zuerst immer Priester und Hirten des Gottesvolkes seid und bleiben müsst“, so Franziskus. Als Gegenmittel für solche Versuchungen empfahl der Papst die priesterliche Brüderlichkeit. Durch die Weihe „haben wir alle Teil am einen Priestertum Christi, und wir bilden eine echte Familie.“ Die Gnade des Sakraments verändere auch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Priestern. Franziskus empfahl den Seminaristen ganz praktisch: „Gemeinsam beten, die Freuden und die Herausforderungen des akademischen Lebens teilen; denen helfen, die an Heimweh leiden; miteinander spazieren gehen; wie eine Familie leben, als Brüder, ohne jemanden auszuschließen, auch nicht jene, die gerade in einer Krise sind oder vielleicht auch tadelnswertes Verhalten gezeigt haben, denn die priesterliche Brüderlichkeit schließt niemanden aus.“ (rv)

1,3 Milliarden Gläubige: Zahl der Katholiken stabil oder wachsend – außer in Europa

VATIKANSTADT – Die Zahl der Katholiken weltweit nimmt insgesamt zu: es gibt in aller Welt fast 1,3 Milliarden Gläubige, rund 17,7 Prozent der Weltbevölkerung. Nur in Europa sinkt der Anteil der katholischen Christen.

Wie aus den Daten des Statistischen Jahrbuchs zum Jahr 2015 hervorgeht, die von der vatikanischen Agentur „Fides“ bearbeitet wurden, sind dies 12 Millionen Katholiken mehr als im Vorjahr (2014).

Zum Sonntag der Weltmission am kommenden Sonntag, der dieses Jahr am 22. Oktober 2017 zum 91. Mal gefeiert wird, veröffentlicht der Fidesdienst traditionsgemäß ausgewählte Statistiken zur Übersicht über die missionarische Tätigkeit der Kirche in aller Welt.

Wie aus dem Dossier hervorgeht, leben in Afrika 1, 1 Milliarden Menschen, von denen 19,42 Prozent Katholiken sind (222 Millionen), wobei der Anteil um 0,12 Prozent anstieg.

In Amerika, sind von insgesamt 982,2 Millionen Einwohnern 63,6 Prozent Katholiken (625 Millionen), mit einem Rückgang um 0,08 Prozent.

In Asien sind von 4,3 Milliarden Einwohnern 3,24 Prozent Katholiken, (141 Millionen), die Zahl ist stabil.

In Europa wächst die Weltbevölkerung (716 Millionen), doch im zweiten aufeinander folgenden Jahr geht der Anteil der Katholiken zurück (-0,21 Prozent), so dass er derzeit noch 39,87 Prozent (285 Millionen) beträgt.

In Ozeanien leben insgesamt 38,7 Millionen Menschen, von denen 26,36 Prozent Katholiken sind (10,2 Millionen), was einen Anstieg um 0,24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, so „Fides“. (CNA Deutsch)