Katechismus als Sonderausgabe mit 900 Seiten Kommentar

Eine neue Sonderausgabe des Weltkatechismus ist geboren: Beim vatikanischen Festakt zu 25 Jahren Katechismus am Mittwoch wurde dem Papst ein Exemplar davon überreicht. Enthalten ist auch ein 900 Seiten starker „theologisch-pastoraler Kommentar“, den namhafte Fachtheologen in vier Kapiteln vorlegten. Unter den vertretenen Gelehrten sind unter anderem Erzbischof Luis Ladaria, der neue Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, sowie Kardinal Christoph Schönborn. Als einziger weiterer Theologe aus dem deutschen Sprachraum ist der deutsche Jesuit und Liturgiewissenschaftler Michael Schneider vertreten. In seinem Vorwort sprach Franziskus vom Katechismus als „Weg“, der es erlaube, „die Dynamik des Glaubens zu erfassen“.

Verantwortlich für die neue Sonderausgabe des Katechismus ist die Verlagsgruppe San Paolo im Verein mit dem Vatikanverlag LEV. Die Hinführung stammt von Erzbischof Rino Fisichella, dem Präsidenten des Vatikanischen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung.

(rv)

Betrugsvorwürfe und angebliches Verhältnis: Indonesischer Bischof tritt zurück

Bereits im Juni waren 60 Priester aus Protest zurückgetreten – Über 167 Geistliche hatten ihm zuvor Misstrauen ausgesprochen – Der 58-jährige war 2010 zum Bischof geweiht worden

JAKARTA – Er soll Geld unterschlagen und eine Mätresse unterhalten haben: Der Bischof von Ruteng auf der Insel Flores (Indonesien) ist wegen schwerer Vorwürfe von seinem Amt zurückgetreten. Hubertus Leteng (58) steht in Verdacht, über 100.000 Euro zweckentfremdet zu haben. Der Vatikan ermittelte bereits seit April gegen den Würdenträger.

Leteng wird zur Last gelegt, von seiner Diözese und der indonesischen Bischofskonferenz Geld für eine vorgebliche Jugendhilfe genommen zu haben. Doch von den angeblichen Bildungsmaßnahmen gegen die Summe von über 100.000 Euro für bedürftige Heranwachsende war nie etwas zu sehen, so der Vorwurf.

In Kritik geraten war der Bischof auch für seinen angeblich unkeuschen Lebenswandel: Leteng habe sich eine Mätresse gehalten, hieß es. Dieser bestreitete dies.

Im Juni waren über 60 Priester von ihren Ämtern zurückgetreten aus Protest gegen die Verwaltung der Diözese durch Bischof Leteng. Im Jahr davor hatten 167 Priester einen Brief unterschrieben, in dem sie ihrem Oberhirten das Vertrauen entzogen wegen des Verdachts auf Verstöße gegen die Sittlichkeit und finanzielle Unklarheiten.

Hubertus Leteng wurde 1988 zum Priester der Diözese Ruteng geweiht. Am 14. April 2010 erhielt er die Bischofsweihe. Papst Franziskus nahm am 11. Oktober nun seinen Rücktritt an.

In der überwältigend muslimischen Insel-Nation Indonesien ist die Insel Flores eine katholische Ausnahme: Hier sind seit der Kolonialisierung durch Portgual knapp 90 Prozent der Bevölkerung katholischen Glaubens. (CNA Deutsch)

“Spannender als jeder Tatort”: Wer ist der Mann auf dem Turiner Tuch?

BAMBERG – Für viele ist es der Stoff, in den Jesus Christus im Grab umhüllt war – andere sind sich alles andere als sicher: Das Turiner Grabtuch gehört sicherlich zu den meistdiskutierten Andachtsgegenständen der Welt.

Der Malteserorden hat sich fast wie im Krimi zusammen mit Experten auf Spurensuche gemacht, um zusammenzutragen, welche Indizien die moderne Wissenschaft beitragen kann: Was sagt das Tuch sozusagen über sich selbst aus?

Herausgekommen ist eine Wanderausstellung, die den Betrachter auf den neuesten Stand der Sindonologie, der Grabtuchkunde, bringt. Dabei möchte man Gläubige ebenso ansprechen wie wissenschaftlich Interessierte.

Für Markus Nietert, den Diözesanpressereferenten des Malteserordens in der Erzdiözese Bamberg, ist das Ganze „spannender als jeder Franken-Tatort“.

Beim Rundgang durch die 20 Stelen, vorbei unter anderem an originalgetreuen Nachbildungen des 4,40 mal 1,13 Meter großen Tuches, der Geißeln, und der Dornenhaube, sprudeln die Fakten: Zur Praxis der Geißelung etwa, warum die 1969 von Monsignore Giulio Ricci gezählten 117 kleineren Wunden darauf schließen lassen, dass der Mann auf dem Tuch nach römischer Art, aber in Judäa gegeißelt wurde. Oder zur Frage nach dem fehlenden Finger an der linken Hand; zur „Aussage“ der Brandlöcher.

Erkenntnisse aus neuen Analysen

Viele kennen aus den Medien die Entdeckung des „positiven Negativs“ des Körperabdrucks, durch den Rechtsanwalt Secondo Pia 1898, der das Tuch als erster fotografierte. Sie war der Anfang einer Reihe spektakulärer Untersuchungen, die versuchen, sich mit immer aufwändigeren Methoden dem Geheimnis des Tuches zu nähern. Mittlerweile kann mithilfe eines speziellen Bildanalyse-Computers der NASA (die damit die Marsoberfläche plastisch darstellt) und einem Foto des Tuchs ein perfektes, dreidimensionales Bild eines liegenden Mannes erstellt werden.

Zur Datierung des Tuches werden heute neben der bei verschmutzten Stoffen nur bedingt aussagekräftigen Radiokarbon-Methode gleich drei alternative Verfahren (FT-Infrarotspektroskopie, Raman-Spektroskopie und die sogenannte multiparametrische Methode) eingesetzt. Ergebnis: Der Durchschnittswert aller drei Ergebnisse liegt bei 33 vor Christus, mit einer möglichen Abweichung von maximal 200 Jahren.

Professor Ray Rogers, Chemiker der Los Alamos Nationallaboratorien in den USA, konnte das 2003 durch die Bestimmung des Vanillingehalts des Tuches bestätigen, der sich durch den gleichmäßigen Zerfall des im Leinen enthaltenen Lignins ergibt.

Straßenschmutz aus Jerusalem

Auch Krimifan Nietert begeistern die Funde im Mikrokosmos des Tuchs. Pollen der Distel Gundelia tournefortii und des äußerst seltenen buschigen Jochblatts habe man gefunden, das nur auf dem Sinai und in der Wüste um das Tote Meer wachse. Beide zusammen könne man nur in einem schmalen Streifen zwischen Jerusalem und Hebron finden. Auch der gefundene Straßenschmutz sei eindeutig aus der Gegend um Jerusalem. „Immer wieder schließt sich der Kreis“, findet er und zieht Vergleiche mit Aussagen der Bibel, die durch die Funde eindeutig bestätigt werden.

Die Bamberger Malteser hatten die Ausstellung anlässlich ihres 60-jährigen Jubiläums in ihre Heimatstadt geholt, um sich bei der Erzdiözese zu bedanken. „Sie haben bei mir offene Türen eingerannt“, erklärt Dr. Holger Kempkens, Leiter des Diözesanmuseums.

Selbst vom Tuch fasziniert, freut er sich über das breite Besucherspektrum, das durchaus über den „normalen“ Museumsbesucher hinausgehe. Bamberg sei als Ausstellungsort besonders geeignet:

„Die Malteser – Ausstellung fügt sich nahtlos in die hier bereits vorhandenen Passionsreliquien ein – wobei das Tuch offiziell ja nicht als Reliquie bezeichnet werden soll, sondern als Ikone – aber wenn sie schon hier sind, können die Leute auch auf die anderen Schätze unserer Sammlung aufmerksam werden.“

Die offizielle Haltung der Kirche zum Grabtuch will der Orden auf keinen Fall in Frage stellen. Überhaupt wolle man nicht missionieren, sondern Fakten zeigen, betont Markus Nietert und räumt ein: „Schön wäre es aber schon, wenn sich der eine oder andere Besucher am Ende der Ausstellung fragen würde, welche Konsequenzen es für sein Leben hätte, wenn die Berichte der Bibel tatsächlich wahr wären.“

Papst Franziskus, aus Anlass der Ausstellung des Turiner Grabtuchs am Karsamstag 2013, sagte in einer Video-Botschaft: „Lassen wir uns also von diesem Blick berühren, der nicht unser Auge sucht, sondern unser Herz.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 22.10.2017 im Bamberger Diözesanmuseum zu sehen. Informationen unter domtouristik-info@erzbistum-bamberg.de (CNA Deutsch)

Spaniens Krise: Regierungschef Rajoy trifft Kardinäle Osoro und Omella

MADRID – Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy traf sich am 3. Oktober mit dem Erzbischof von Barcelona, Kardinal Juan José Omella, sowie dem Erzbischof von Madrid, Kardinal Carlos Osoro; inmitten der Krise, die durch das – von Madrid als illegal bewertete – Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens am Sonntag, den 1. Oktober verursacht wurdem sowie die Entscheidung der spanischen Regierung, dieses durch Polizeigewalt brutal zu unterbinden versuchen.

Dieses Treffen hätte – so die Zeitung La Vanguardia – am Dienstag Nachmittag auf Bitten Rajoys im Moncloa-Palast stattgefunden, einige Tage nachdem die ständige Kommission der Spanischen Bischofskonferenz ein Mitteilung veröffentlicht hatte, in der sie zum „offenherzigen und ehrlichen Dialog“ unter den Parteien aufgefordert hatte.

CNA hat versucht, eine Bestätigung dieses Treffens zu erhalten; es wurde aber vom Erzbistum Madrid weder bestätigt noch geleugnet. Auch der Moncloa-Palast hat sich bislang noch nicht geäußert.

Laut Angaben des Internetportals Religión Confidencial könnte die Begegnung zwischen Rajoy und den Erzbischöfen von Barcelona und Madrid eine Reaktion auf die von der Bischofskonferenz veröffentlichte Botschaft zur Unabhängigkeit Kataloniens sein.

Die linkspopulistische Partei Podemos informierte ihrerseits, dass ihr Parteivorsitzender Pablo Iglesias ein Gespräch mit Kardinal Carlos Osara geführt habe, bei dem ihm der Kardinal versichert hätte, er würde versuchen, den Ministerpräsidenten Spaniens, Mariano Rajoy, davon zu überzeugen, mit Carles Puigdemont, dem Präsidenten der „Generalitat Kataloniens“, zu sprechen.

Das Erzbistum Madrid dementierte dies und versicherte, dass es „auf keinen Fall irgendeine Vereinbarung gegeben hat, sondern nur das sei wiederholt worden, was vergangene Woche von allen Bischöfen Spaniens gemeinsam verlautbart worden war.“

Die Unterhaltung zwischen Kardinal Osoro und dem Parteivorsitzenden von Podemos „fällt in den Rahmen jener Gespräche, die üblicherweise mit den verschiedenen politischen Kräften geführt werden“, versicherte das Erzbistum Madrid.

Aufruf, Ruhe zu bewahren

In einem Editorial mit dem Titel „Vor allem viel Ruhe“, das vergangene Woche von der Wochenzeitschrift Alfa y Omega des Erzbistums Madrid veröffentlicht worden war, werden die Katholiken ermutigt, in „diesen entscheidenden Tagen der schweren politischen Krise, die Spanien durchlebt“ extreme Positionen zu vermeiden. Auch erinnert der Artikel daran, dass „der Rechtsstaat über die nötigen Mittel verfüge, um sich durchzusetzen.“

Deshalb betont der Leitartikel der Wochenzeitschrift, dass die Verantwortung der Kirche im aktuellen Moment darin bestünde, „im Sinne der Eintracht zu arbeiten, auch wenn einige ihrer Mitglieder dies nicht getan hätten.“

Im Hinblick auf diejenigen, die die Erklärung der Kommission der Spanischen Bischofskonferenz als zu lasch beurteilt hatten, präzisiert „Alfa y Omega“, dass „dies bedeute, nicht zu verstehen, was in diesen Augenblicken in Spanien auf dem Spiel stehe.“

„Die Verteidigung der Verfassung und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sind im Dokument klar erkennbar, das gleichzeitig die Notwendigkeit des Dialogs anspricht, welcher unmöglich sein wird, solange nicht ein wenigstens minimales Klima von Gelassenheit herrscht“, erläutert die Wochenzeitung.

Sie macht auch darauf aufmerksam, dass es durchaus Menschen gebe, denen daran gelegen sei, das „Klima abzukühlen“ und die daher darauf bestünden, dass sich die radikalen Positionen gegenseitig aufwiegeln würden und dass das Letzte, was die Katholiken tun dürften, wäre, sich in diese Dynamik einzuklinken. Die Verantwortung dafür läge bei allen. Vor allem in Katalonien, aber auch im Rest Spaniens, in dem es kein Haus und keinen Arbeitsplatz gebe, bei dem in diesen Tagen nicht leidenschaftlich über die spanische und katalanische Krise diskutiert würde.

Den gesamten Leitartikel im spanischen Original können Sie hier nachlesen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Salzburger Theologe Prof. Dietmar Winkler: Correcio ist „Dirty Campaigning“

Quelle: Screenshot kathpress am 05. Oktober

Der Salzburger Theologie Prof. Dietmar Winkler hat sich in der Katholischen Presseagentur Österreich (kap) zur „Corretio“ geäußert:

„Die Art der Kritik erinnere ihn sehr an ein „Dirty Campaigning“, auch inhaltlich sei die Kritik am Papst durch nichts zu rechtfertigen, sagte Winkler am Dienstag zur Eröffnung des neuen Studienjahres an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg“.  (vh)

Zum kap-Originalartikel: Theologe Winkler sieht Papst als „Dirty Campaigning“-Opfer

Italien: Darf man in einer Basilika zu Mittag essen?

Darf man in einer Basilika ein Mittagessen einnehmen? Diese Frage tauchte nun im Anschluss an die eintägige Reise des Papstes am Sonntag in Bologna auf. Franziskus aß zusammen mit Flüchtlingen, Bedürftigen und Gefängnisinsassen in der Heilig-Petronius-Basilika der norditalienischen Kirche. In den sozialen Kommunikationsmitteln wie Facebook sorgten die Bilder für Diskussionen. Kritiker werfen den Organisatoren vor, man habe mit dieser Geste die „Heiligkeit des Raumes“ missachtet. Papst Franziskus selber betonte kurz vor dem Mittagessen am Sonntag, dass die Kirche allen gehöre und insbesondere den Armen.

Gemäß dem Kirchenrecht (CIC) ist in Kirchenräumen nur jenes zugelassen, „was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient, und ist das verboten, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“. Im selben Kanon 1210 heißt es auch: „Der Ordinarius kann aber im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.“ Wie steht es nun, mit der Mahlzeit für Arme in einer Kirche? Das haben unsere italienischen Kollegen dem Leiter der Jesuiten-Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ und Franziskus-Kenner, Pater Antonio Spadaro, gefragt:

„Die Heiligkeit des Ortes wird auf keiner Weise durch die karitative Handlung angegriffen. Das gilt vor allem in einer geordneten Situation, wie es am Sonntag geschehen ist. Ich denke deshalb, dass die Geste des Papstes, die von anderen Priester bisher auch in Rom oft gemacht wurde, ein sehr starkes Zeichen ist, der die Zuneigung zu Gott noch verstärkt. … Es ist ein paradox, das Gegenteil zu behaupten. Der grundlegende Sinn des Christentums ist doch die karitative Handlung. Die Tatsache, dass Papst Franziskus im inneren des Kirchgebäudes gegessen hat ist die höchste Handlung der barmherzigen Liebe und somit ein grundlegendes Prinzip des Christentums. Ich würde sogar sagen, dass diese Geste den Einsatz der Kirche am Dienst an den Nächsten unterstreicht.“

Was in Bologna geschehen sei, könne man auch als „Verbindung“ zwischen dem eucharistischen Mahl und dem Mahl für die Armen betrachten. Kritisiert wurde in den Kommentaren, dass die Eucharistiefeier keine „Essensfeier“ sei. Dazu Spadaro:

„Der Herr hat doch gerade dieses Bild des Mahles am Tisch für die Eucharistie ausgewählt. Deshalb finde ich es sehr schön, dass das Brot miteinander geteilt wird und schenkt doch der Eucharistiefeier sogar noch mehr Güte.“ (rv)

Unser Buchtipp: Joseph Ratzinger, Gesammelte Interviews

Joseph Ratzinger: Gesammelte Schriften 13/3 Im Gespräch mit der Zeit. Ein Buchtipp von Pater Bernd Hagenkord

Dass es ein Interview mit Radio Vatikan mal in die Gesammelten Werke eines Theologen schafft, freut uns ungemein. Und wenn dieser Theologe dann auch noch Joseph Ratzinger ist, dann macht uns das stolz. Und so findet sich das Interview von Aldo Parmeggiani zum 75. Geburtstag von Joseph Ratzinger auf den Seiten 1345 bis 1351 von Band 13/3 des soeben erschienenen Bandes.

Eine ganze Reihe von Interviews finden sich hier, Bayerischer Rundfunk und Kleine Zeitung, Herder Korrespondenz und Katholische Nachrichtenagentur, Rheinischer Merkur und Frankfurter Allgemeine Zeitung: wer auch immer Kardinal Ratzinger interviewt hat, der findet sich in diesem Sammelband wieder.

Den Hauptteil des Bandes allerdings machen die drei Interviewbücher mit Peter Sewald aus, Salz der Erde, Gott und die Welt, Licht der Welt. Das letzte der Interviewbücher, Letzte Gespräche, findet sich allerdings nicht in diesem Band.

Bei der Relecture besonders der kleinen Stücke, also der Interviews, nicht der Interviewbücher, fällt besonders auf, dass die Texte klar zeitgebunden sind, aber darüber hinaus auch heute noch relevant sind. Es sind natürlich Zeitdokumente, wie sollte das bei Interviews auch anders ein, aber Kardinal Ratzinger hatte wie später als Papst auch noch die Fähigkeit, sozusagen über den aktuellen Zeitrahmen hinaus zu sprechen. Das fängt mit dem allerersten abgedruckten Interview aus dem Jahr 1969 an, „es muss ganz sicher neu erfahren werden, was Gott eigentlich ist.“ Das ist nicht einfach nur ein Gemeinplatz, liest man sich durch das, was Professor, Kardinal und Papst alles sagen, dann ergibt sich ein Bild. Und schon deshalb lohnt es sich, diese vermeintlich „kleinen“ Stücke in die gesammelten Werke aufzunehmen und wieder einmal zu lesen. (rv)

Deutsche Bischöfe beenden Vollversammlung

„Gerade in dieser Woche, in der so viele andere Themen präsent sind, in Berlin und in der öffentlichen Debatte in Deutschland, ist es gut, daran zu erinnern, das normale Leben geht weiter…“ Mit diesen Worten leitete Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag die Abschlusspressekonferenz zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda ein. Und in der Tat, die Themen, die die Bischöfe seit Montag zu besprechen hatten, waren breit gefächert. Es ging um das Reformationsjubiläum und die Fortschritte in der Ökumene, die deutsch-polnischen Beziehungen, den jüdisch-christlichen Dialog und die Gefahren des Internationalen Terrorismus, aber auch die eingehende Beschäftigung mit der Enzyklika Laudato si und der für Oktober 2018 geplanten Weltbischofssynode „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“.

„Was immer wieder diskutiert wird“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz angesichts der Wahlen zum Deutschen Bundestag vom vergangenen Sonntag, „ist, wie geht es jetzt weiter. Das ist nicht Sache der Kirche, die Politiker müssen sich zusammenraufen, und eine Regierung bilden. Wir sind Verteidiger der Demokratie, rauft euch zusammen, und versucht, für das Gemeinwohl zu arbeiten.“ In diesem Zusammenhang lud der Kardinal erneut zur „verbalen Abrüstung“ ein und erinnerte an die Würde der Institution des Bundestages. „Ich sage noch einmal deutlich und klar, alle Parteien, die im Deutschen Bundestag sitzen, mit denen wird man prüfen und klären, wie ein solches Gespräch stattfinden kann. Es gibt keine generelle Gesprächsverweigerung bei irgendeiner Partei von Seiten der deutschen Bischöfe.“ Es sei Aufgabe der Kirche, die politischen Prozesse kommentierend zu begleiten, so Marx.

Einen ganzen halben Tag habe die Bischofskonferenz sich eingehend mit der Enzyklika Laudato si befasst. Denn, so betonte der ausgewiesene Experte für die Soziallehre Marx, „es geht nicht nur um eine Umweltenzyklika, es geht um eine Sozialenzyklika, es geht um eine neue Fortschrittsidee, da sind wir als Kirche gefordert. Das ist wirklich ein neuer Impuls in der katholischen Soziallehre. Ich habe gesagt, wir müssen zumindest das, was wir beim Studientag diskutiert haben, jetzt einbeziehen in unsere Schlussfolgerung, dass in vielen Diözesen vieles passiert, aber wir noch nicht diesen Vernetzungsgrad erreicht haben, da ist es noch Umwelttext geblieben.“ Dabei solle auch die Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken intensiviert werden.

Stärker wollen sich die Bischöfe in Zukunft um die Verkündigung der christlichen Botschaft bemühen. Man müsse darüber nachdenken, wie angesichts veränderter Kommunikationsformen und Lebensweisen das Evangelium verkündet werden könne. Dabei gehe es bei Weitem nicht nur um das Wachstum der Kirche, unterstrich der Kardinal. „Es muss Freiheit herrschen, und zur Religionsfreiheit gehört, dass jemand die Religion wechseln kann, und dass wir uns auch intensiv darum bemühen. Man drängt nicht eine Botschaft auf, sondern man lädt zu einem Fest ein. Das ist Mission! Nicht, wenn du das nicht glaubst kommst du in die Hölle. Sondern, dass man anders und neu entdecken kann, was heißt das, den Schritt auf Jesus Christus zuzumachen.“

Zufrieden zeigte sich Marx über den Ausgang des Reformationsjubiläums. Ein Schlüsselpunkt des Reformationsjubiläums sei sicher der Gottesdienst von Hildesheim gewesen, unterstrich Marx; dieser habe bei allen Anwesenden großen Eindruck hinterlassen. Natürlich gibt es auch immer wieder Diskussionen, wie weit sind wir denn, was erwarten wir oder was erwarten wir nicht? Meine Position ist da ziemlich deutlich, und das haben die meisten Bischöfe bestätigt, die sich da zu Wort gemeldet haben, dass der Grundwasserspiegel der Freundschaft gestiegen ist – so hat es einer einmal formuliert. Also die intensivere Beziehung zueinander ist gewachsen, und da wird man weiter darauf aufbauen können.“ Gerade die größere Nähe ermögliche es auch, sich über die Differenzen, die in der Beziehung durchaus noch bestünden, auszutauschen, und nicht nur „in den eigenen Gruppierungen“ über die anderen zu reden.

Über den internationalen Terrorismus habe man sich eingehend unterhalten, so Marx. Bei der Präventionsarbeit gegen Radikalisierung von Flüchtlingen, die nach Deutschland gelangten, sei sicherlich auch die Kirche stärker gefordert, fasste der Kardinal die Diskussionen zusammen. „Was können wir tun als Kirche? Mithelfen an der Integration, da wo Menschen zusammenkommen, wo man etwas tut bei Bildungsmaßnahmen, wo diese manchmal ortlosen, jungen Männer in der Regel ja von der Seite und der Seite neue Anhängerschaften suchen, da ist etwas zu tun.“ In diesem Zusammenhang seien auch neue Wege bei der Stadtplanung und Wohnungsbauentwicklung wünschenswert.

Lobend erwähnte der Kardinal die intensive Arbeit der Kontaktgruppe der deutschen und polnischen Bischofskonferenz. Er fände es „großartig“, so Marx, dass die fünf Bischöfe der Kontaktgruppe einen „deutlichen Brief über die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen“ geschrieben hätten. „Das war sehr wichtig und auch mutig, das jetzt zu tun. Ich habe den Brief sofort gelesen und fand das wirklich einen wunderbaren Beitrag und möchte das hier auch noch einmal deutlich machen: da sieht man, dass die Beziehungen stabil sind und auch jetzt in dieser Situation, wo wieder andere Töne versuchen, sich nach vorne zu drängen – damit man dem entgegen treten kann.“

Im Plenum wurde auch die Vorbereitung der Weltbischofssynode 2018 zum Thema Jugend besprochen. Im von Rom angestoßenen Konsultationsprozess hätten die Bischöfe Antworten aus allen Bistümern zusammengetragen und den Entwurf des Antwortschreibens nach Rom in der Vollversammlung erörtert, erläuterte der Kardinal. In den kommenden Wochen sei mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse, die durch Hinweise aus den Diskussionen angereichert würden, zu rechnen. Doch auch die Jugendlichen selbst seien dazu aufgerufen, ihre Stimme einzubringen, erinnerte der Kardinal. Der Fragebogen aus dem Vatikan sei in Zusammenarbeit mit Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie der Initiative „Nightfever“ ins Deutsche übersetzt worden – bis zum 30. November 2017 ist eine Teilnahme noch möglich. (rv)

Kardinal: „Japaner haben Angst vor nordkoreanischen Raketen“

Die Japaner haben vor einem nordkoreanischen Raketen-Angriff Angst – und dies vor allem, weil es sich dabei um atomare Sprengköpfe handeln könnten. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der für die Evangelisierung zuständige Kurienkardinal Fernando Filoni. Er war eine Woche lang auf japanischem Boden unterwegs, um dort die Katholiken zu besuchen. Unter den über 127 Millionen Einwohnern dort gibt es „nur“ 550.000 Katholiken. Eine Minderheit, die aber mit der Mehrheit mitfühlt, wenn es um die Angst vor dem Angriff aus Pjöngjang geht, so Filoni.

„Die Katholiken müssen sich mit vielen Schwierigkeiten auseinandersetzen“, so Kardinal Filoni. „Das Potential des Katholizismus ist aber in Japan vorhanden, auch wenn wir immer noch als ,ausländische Religion´ wahrgenommen werden“, erläutert der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung. Da das Land die bisher einzige Nation ist, über der gleich zwei Atombomben abgeworfen wurden, die etliche Tausende von Toten verursachte, sei die Befürchtung, auch Kim Jong-Un würde einen derartigen Befehl geben, sehr präsent.

„Was Nordkorea betrifft, so ist es wichtig, dass das Problem mit den Atomwaffen zuerst mit dem Dialog angegangen wird“, sagt gegenüber Radio Vatikan der ehemalige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi. „Jetzt neue Mauern aufzubauen und weitere Hindernisse für mögliche Dialoge zu schaffen, scheint mir alles andere als weise zu sein.“

Das Land gehöre zu den ärmsten der Welt und dies sei auch der Schlüssel zur Problemlösung, so der ehemalige Vatikanmann in Genf: „Wir müssen aber das Problem, eine Antwort für den Fall Nordkoreas und ähnlicher Fälle zu finden, in einen größeren Zusammenhang setzen: die Sicherheit, der Wohlstand und der Frieden werden nicht so sehr durch die Drohung der gegenseitigen Zerstörung garantiert, als durch eine Solidarität, die auf die Bedürfnisse der ärmeren und kleineren Staaten antwortet, die versuchen, ihre Existenz auch durch nicht akzeptable Positionen wie die Entwicklung von Atomwaffen zu stärken“, fasst Tomasi zusammen. (rv)

Kardinal Tagle: Migranten ins Gesicht sehen

Die Caritas Internationalis-Kampagne „Begleite die Reise“ ist eine Einladung zu jener „Kultur der Begegnung“, die der Papst Franziskus weltweit fördern will. So erklärt Caritas Internationalis-Präsident Kardinal Luis Antonio Tagle das Anliegen der weltweiten Initiative; der Erzbischof von Manila stellte „Share the Journey“ an diesem Mittwoch im Vatikan vor, kurz nachdem der Papst bei der Generalaudienz darauf eingegangen war. Menschliche Begegnung habe das Potential, Vorurteile abzubauen, was weitreichende Folgen haben könne, sagte Kardinal Tagle gegenüber Radio Vatikan:

„Bevor echte Mauern gebaut werden, gibt es eine Mauer, die davor schon errichtet wurde: die Mauer der Überzeugungen. Diese Caritas-Kampagne ist ein Aufruf zur Bekehrung, zum Mentalitätswechsel durch persönliche Begegnungen – denn wenn wir einen Migranten als Menschen begegnen, von Angesicht zu Angesicht, öffnen sich unsere Augen. Man sieht nicht die Statistik oder eine Zahl, sondern einen echten Menschen, einen Bruder, eine Schwester, meinen Nächsten. Ich sehe in ihm vielleicht das Gesicht meiner Eltern oder Verwandten.“

Kardinal Tagle kann einen solchen Satz mit persönlicher Note sagen: Sein Großvater mütterlicherseits war ein Migrant, der aus China kommend auf den Philippinen eine Zukunft suchte.

Migration ein menschliches Gesichts geben – darum geht es bei „Share the Journey“. Die nationalen Caritasverbände informieren im Rahmen der Aktion über die Ursachen der Flucht, schaffen Räume der Begegnung mit Migranten und begleiten die Schutzsuchenden durch konkrete Hilfsangebote. Dabei geht es auch darum, angesichts der kriminellen Ausschlachtung des Phänomens an die Menschenwürde zu erinnern und diese zu schützen, so der Caritas Internationalis-Präsident weiter.

„Migration ist kein neues Phänomen in der Welt, die Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte der Migration! Heute gibt es jedoch Faktoren und Phänomene, die Migration zum ,Störfaktor‘ machen: die neuen Formen der Sklaverei, die Nutzung der sozialen Medien für den Cyber Sex, der Verkauf von Kindern…Wir wollen die Welt daran erinnern, dass es eine Menschlichkeit gibt, die keine abstrakte Frage ist, sondern die die Würde des Menschen betrifft. Der Papst und Caritas Internationalis stellen diese Würde ins Zentrum.“ (rv)