Wochenkolumne: Der Kardinal und die maltesischen Falken und Tauben

 Warum Kardinal Müller die „Dubia“, aber auch Maltas Lösung nicht gefallen dürfte – und: Welche Optionen Papst Franziskus hat im Streit mit einem alten Ritter-Orden.

MÜNCHEN – Eiskalt und frostig mag der Himmel über dem Vatikan und vielen Teilen der Weltkirche sein; doch „wo die katholische Sonne scheint, gibt es immer Gelächter und guten Rotwein“, wußte schon Hilaire Belloc – und natürlich jede Menge Debatten, die, wenn man ehrlich ist, auch jede Menge heißer Luft produzieren. Fast schon eine eigene Klimazone an heißer Luft produzieren seit Monaten die Debatten um Amoris Laetitia. Von allen Seiten und auf jeder Flughöhe werden in deren Atmosphäre friedliche Tauben, kriegerische Falken und anderes Flügeltier geschickt – diese Woche vor allem durch die Bischöfe auf Malta; während der alten Ritterorden, der seinen Namen ihrer Insel verdankt, direkt Kurs auf den Vatikan genommen hat.

Wobei Uneinheit herrscht darüber, ob nun Maltas Bischöfe eine Taube kreisen lassen und die Malteser einen Falken, oder umgekehrt – und welche Art von Lufthoheit die jüngsten Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller haben. Denn was der Präfekt der Glaubenskongregation einem italienischen TV-Sender sagte, das war nicht nur kritisch gegenüber den „Dubia“ der vier Kardinäle. Es flog auch einen anderen Kurs als die Bischöfe Maltas in Sachen Amoris Laetitia nun eingeschlagen haben.

Zusammenarbeit abgelehnt

Zuerst jedoch zu den Schlagzeilen, die ein uralter Ritterorden macht, eine Ordensgemeinschaft, die sonst eher für Werke der Nächstenliebe in aller Welt bekannt ist, und auch im deutschsprachigen Raum als Hilfsdienst eine wichtige, rühmenswerte Rolle spielt – die Malteser.

Eben diese Malteser wollen nicht mit der Untersuchungskommission des Vatikan kooperieren; das hat der Ritterorden auf seiner Webseite mitgeteilt. Die Nachricht ist die jüngste Meldung zur Auseinandersetzung zwischen der Ordensgemeinschaft und dem Vatikan über den Umgang mit dem ehemaligen Großkanzler, Freiherr Albrecht von Boeselager.

Diese Verweigerung einer Zusammenarbeit erfolge aus „rein rechtlichen Gründen“, betonte Presse-Sprecher Eugenio Ajroldi di Robbiate gegenüber CNA-Romkorrespondentin Elise Harris am 12. Januar.

Gleichzeitig unterstrich Robbiate, dass Freiherr von Boeselager nicht nur gebeten worden sei, von seinem Amt wegen des Skandals über die Verteilung von Verhütungsmitteln zurückzutreten: „Die Gründe für die Entlassung sind vertraulich“, so Robbiate; aber sie seien weitreichender und „komplexer“ als allein der Umgang mit einem Fall der Verteilung von Verhütungsmitteln.

Vielmehr habe Boeselager anfangs gar nicht gewußt, dass Kondome im Rahmen eines Projektes verteilt würden, und als er davon erfahren habe, „stoppte er sofort alle Programme“, so Robbiate zu CNA.

Dieser Vorfall habe somit zwar eine Rolle bei der Entscheidung gespielt, Boeselager um seinen Rücktritt zu bitten. Doch dessen zweimalige Weigerung, der Aufforderung Folge zu leisten und zurückzutreten: Das habe letztlich zu seiner Absetzung geführt, sagte Robbiate; denn damit habe Boeselager sein Gehorsamkeitsgelübde verletzt.

Wie der Ritter-Orden in seiner Mitteilung vom 13. Dezember zudem mitteilte, habe die „Verheimlichung (…) vor dem Großmagisterium“ von „schwerwiegenden Problemen, die sich während [seiner] Amtszeit als Großhospitaller des Ordens der Malteser ereigneten“ eine Rolle gespielt.

Wer verstehen will, warum das so ist, dem empfehlen die Malteser einen Blick in das Annuario Pontifico, das „Päpstliche Jahrbuch“. Dort finde man die Malteser nur einmal, und zwar unter den Staaten, die Botschafter am Heiligen Stuhl akkreditiert haben – nicht etwa unter Orden oder anderen religiösen Einrichtungen.

Der Orden ist bekanntlich nicht „nur ein Orden“. Vielmehr ist der bald tausend Jahre alte „Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“, wie er mit vollem Titel heißt, ein souveränes Völkerrechtssubjekt.

Der Vatikanist Christopher Lamb schrieb im „Tablet“, dass der Papst vor diesem Hintergrund dennoch Handlungsspielräume hat. Er sieht fünf mögliche Optionen für Franziskus:

1. Freiherr von Boeselager wieder in sein Amt zu berufen und eine Art Mediation innerhalb des Ordens versuchen. Nachdem mehrere Medien berichten, der Papst habe vor der Entlassung Boeselagers den Großmeister Fra‘ Matthew Festing in einem Brief gebeten, diesen nicht abzusetzen, wäre dies möglicherweise die Lösung, die sich Franziskus am ehesten wünschen würde, weil er sich Einheit unter den Rittern wünschte, meint Lamb.

 2. Einen externen Bevollmächtigen einsetzen. Damit würden alle religiösen Aspekte des Ordens der Autorität des Vatikans unterstellt. Die diplomatischen Beziehungen und karitativen Tätigkeiten des Ordens wären davon nicht tangiert, schreibt Lamb. Dieses Szenario erfordere jedoch den Rücktritt des jetzigen Großmeisters, Fra‘ Festing.

 3. Den Großmeister und seine Verbündeten von ihren religiösen Gelübden entbinden. Sollte sich Festing weigern, zurück zu treten, könnte ihn der Papst von seinem Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams entbinden. Damit könnte Festing nicht mehr in seinem Amt weiter fungieren. Doch nur etwa 50 Personen des 14.000 Mitglieder starken Ordens hätten diese Gelübde abgelegt, betont Lamb: Die Frage nach der Wirksamkeit eines solchen Schritts sei somit eine offene.

 4. Kardinal Burke versetzen. Zwar spielt dieser als Cardinalis Patronus, entgegen mancher Medien- und „Experten“-Kommentare, keinerlei direkte Rolle in Personalentscheidungen des Ordens. Papst Franziskus könnte den kritischen Kopf zwar mit der Begründung, dieser habe den päpstlichen Wunsch, Boeselager nicht abzusetzen, nicht richtig weitergegeben, meint Lamb. Doch erreichen würde Franziskus mit einer erneuten Degradierung Burkes nur, dass innerkirchliche Spannungen, etwa um Amoris Laetitia weiter eskalieren, warnt Lamb.

 5. Nichts tun. So könne der Papst weiterhin die Kommission arbeiten lassen, aber dann einfach nichts unternehmen, schreibt Lamb. Das Risiko dabei: Der Orden könnte dies als Sieg über den Vatikan sehen und darstellen.

Natürlich habe der Papst theoretisch auch „Atombomben“-Lösungen in der Hand, so Lamb weiter: Er könnte die diplomatischen Beziehungen abbrechen, den Orden aufheben. Doch damit scheint auch der Vatikanist des Tablet nicht zu rechnen, auch wenn er nicht darauf verweist, was Edward Pentin berichtet: Dass beide Seiten, Orden wie Vatikan, an einer schnellen, einvernehmlichen Lösung interessiert seien, und darauf hin arbeiteten.

Einer Lösung harrt auch diese Woche die seit Monaten andauernde Debatte um Amoris Laetitia (AL), zu der nun sowohl die Bischöfe Maltas – der Insel, die dem Ritterorden seinen jetzigen Namen gab – als auch der Leiter der Glaubenskongregation einen Beitrag leisteten.

Kardinal Müller über „Dubia“ und Amoris Laetitia

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, erklärte in einem italienischen TV-Interview, es habe ihm „nicht gefallen“, dass die offenen Fragen zu AL veröffentlicht wurden, die mehrere Kardinäle an Papst Franziskus gestellt hatten. Ein solcher Schritt schade der Kirche, so der Kardinal.

Der deutsche Kardinal wiederholte, dass aus seiner Sicht „Die Freude der Liebe“, wie Amoris Laetitia auf deutsch heißt, weder die Lehre noch die pastorale Praxis ändere.

Sehr wohl ändert sich die Praxis dank „Freude der Liebe“ freilich auf Malta: Die Bischöfe der Insel-Nation haben am gestrigen Freitag neue Leitlinien veröffentlicht, die sich ausschließlich mit dem kontroversen achten Kapitel von Amoris Laetitia befassen.

Mit diesen neuen Leitlinien ist es geschiedenen Wiederverheirateten möglich, nach „ehrlicher Prüfung“ unter Umständen zur Kommunion zu gehen – wenn sie „im Frieden mit mit Gott“ sind. Eine Lösung für Malta mag dieser Beitrag der Bischöfe sein – auch ihr widersprechen dürften jedoch Theologen und Philosophen, darunter renommierte Denker wie Robert Spaemann, John Finnis und Germain Grisez: Sie sehen die grundsätzliche Gefahr einer Unvereinbarkeit von AL mit der katholischen Lehre; der Dogmatiker Helmut Hoping beschrieb umstrittene Passagen von AL gegenüber dem Kölner Domradio als „unseriös“ und warnte vor widersprüchlichen Auslegungen in verschiedenen Bistümern, wie es bereits in Philadelphia und Chicago der Fall sei.

Während in Chicago, auf Malta, aber auch im Erzbistum Freiburg in Deutschland etwa eine Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete unter bestimmten Umständen möglich sein soll, ist dies in anderen Bistümern weiterhin nicht der Fall.

Unklar ist zudem die Frage, ob AL eine „Weiterentwicklung“ der Lehre des heiligen Papstes Johannes Paul II. darstellt, wie etwa Kardinal Christoph Schönborn oder Rocco Buttiglione argumentieren, oder eine Änderung der Lehre darstellt, wie andere Würdenträger meinen – und zwar sowohl Unterstützer einer solchen Änderung als auch Kritiker.

Genau eine Klärung solcher Fragen erbittet der bereits im September an den Papst geschickteBrief von Kardinal Walter Brandmüller, Kardinal Joachim Meisner, Kardinal Carlo Caffara und Kardinal Raymond Leo Burke; eine Abschrift ging auch an den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die Autoren schreiben:

Der Heilige Vater hat entschieden, nicht zu antworten. Wir haben diese seine souveräne Entscheidung als eine Einladung aufgefasst, das Nachdenken und die Diskussion fortzusetzen, friedlich und voller Respekt. Und daher informieren wir das ganze Volk Gottes von unserer Initiative und stellen sämtliche Dokumente zur Verfügung.

Die Kardinäle betonen, ihr Brief sei ein „Akt der Liebe: Wir wollen den Papst dabei unterstützen, Spaltungen und Entgegensetzungen vorzubeugen, indem wir ihn bitten, jede Mehrdeutigkeit zu zerstreuen“. Es sei zudem ein „Akt der Gerechtigkeit: Durch unsere Initiative bekennen wir, dass der Petrusdienst der Dienst der Einheit ist und dass Petrus – dem Papst – der Dienst zukommt, im Glauben zu stärken“.

Wie auch immer man zu Amoris Laetitia und der Debatte stehen mag: Klar ist, dass keine Klarheit oder Einheit herrscht – auch zehn Monate nach der Veröffentlichung über „die Freude der Liebe“; vielleicht muss der Heilige Geist auch hier noch eine Weile kräftig wehen, bevor Falken und Tauben, Spatzen und Möwen wissen, in welche Richtung zu fliegen ist. (CNA Deutsch)

Schweizer Kurienkardinal Agustoni verstorben

Der Schweizer emeritierte Kurienkardinal Gilberto Agustoni ist an diesem Freitag verstorben. Das gab der vatikanische Pressesaal am Samstag bekannt. Der 94-jährige Agustoni leitete von 1994 bis 1998 das höchste Vatikangericht, die Apostolische Signatur, als Präfekt. Vor dieser Berufung war er als Sekretär der Kleruskongregation tätig. Während dieser Zeit hatte er eine aktive Rolle bei der Ausformulierung der Apostolischen Konstitution zur Römischen Kurie „Pastor Bonus“ und in Folge auch der Geschäftsordnung der Römischen Kurie, die sich eng an diesem Text orientierte. Mit dem Tod des Kardinals besteht das Kardinalskollegium aus insgesamt 226 Mitgliedern, davon sind nach wie vor 120 Wähler und 106 Nicht-Wähler. (rv)

Weltverfolgungsindex 2017: Christenverfolgung steigt an

Christen sind nach wie vor die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft der Welt – und die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr nochmals signifikant angestiegen. Dies geht aus dem neuesten Weltverfolgungsindex von Open Doors hervor, den die Hilfsorganisation an diesem Mittwoch vorgestellt hat. Demnach leiden derzeit über 200 Millionen Christen unter Verfolgung. Wir haben mit dem Geschäftsführer von Open Doors, Markus Rode, gesprochen.

Den tatsächlichen Grad der Verfolgung zu messen, sei natürlich schwierig, sagt Rode uns. Open Doors stellt den Betroffenen, aber auch vor Ort tätigem institutionellem Personal 80 Fragen: „Da untersuchen wir fünf Lebensbereiche von Christen: Können sie ihren Glauben als Privatmensch leben? Wie sieht es aus in der Familie, in der Gesellschaft, im kirchlichen Leben und, letztlich, das Leben im Staat. Aus diesen Fragen ergibt sich ein Bild über den Grad der Verfolgung. Dann haben wir noch einen sechsten Bereich, den wir dazu nehmen, nämlich die Anzahl der Gewalttaten, die wir registrieren. Daraus ergibt sich ein Index-Wert, der letztlich versucht, den Grad der Verfolgung zu greifen.“

Vor neun Jahren hatte Open Doors seine neue Methodik zur Messung der Verfolgung eingeführt und mit einer differenzierteren Herangehensweise die damals kursierende Zahl von 200 Millionen Verfolgten um etwa die Hälfte reduziert. Der Grund: Open Doors nahm sich Land für Land vor, um so weit als möglich nahe an der Realität der Menschen vor Ort zu bleiben, anstatt für alle Gläubigen die gleichen Bedingungen anzunehmen. In diesem Jahr wurde nun aber erneut die 200 Millionen-Marke überschritten. Für den Anstieg nennt Rode drei Ursachen: „Das eine ist der arabische Frühling. Den haben wir natürlich damals nicht gehabt. Das heißt, wir mussten jetzt sehen, dass es gerade im Nahen Osten eine Massenvertreibung von Christen gegeben hat. Genauso die islamistische Ausweitung dieser Netzwerke, wie Boko Haram, IS, al-Shabaab, die nicht nur innerhalb ihrer Länder tätig wurden, sondern jetzt richtige internationale Netzwerke gebildet haben und den Druck auf Christen verstärkt haben, sind eine wesentliche Triebkraft der zunehmenden Verfolgung. Und dann kommt noch eines hinzu, und das ist in den Medien und insgesamt in der Öffentlichkeit gar nicht so wahrgenommen worden, nämlich der religiös motivierte Nationalismus in Asien.“

Besonders weit vorne im Weltverfolgungsindex liegen Nordkorea und islamische Länder. „In diesen Ländern erleben wir einen sehr extremen Islam. Besonders hart verfolgt sind jetzt immer mehr diejenigen, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertieren. Das heißt, eine eigentlich übersehene Gruppe von Christen, die sehr stark wächst in den letzten Jahren, die der Konvertiten, steht nun unter besonderem Druck, weil der Abfall vom Islam ein todeswürdiges Verbrechen ist.“

Mit dem Weltverfolgungsindex will Open Doors den verfolgten Christen eine Stimme geben und ihnen zu helfen. „Natürlich ist das, was verfolgte Christen besonders brauchen, das Gebet. Sie sagen an erster Stelle: Bitte betet für uns, damit unser Glaube nicht aufhört. Und an der Stelle sind wir gefordert als Christen zu beten, aber natürlich auch in Projekten die Christen Vorort zu unterstützen und ihnen zu helfen, dass sie zumindest wissen, sie sind nicht vergessen und sie werden nicht im Dunkel gelassen. Das ist unser Ziel.“ (rv)

Italien: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene

Radio Vatikan berichet unter Berufung auf „Vatican Insider“:

„Im Bistum Rom können wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Einzelfällen die Kommunion empfangen. Das geht aus Richtlinien von Kardinalvikar Agostino Vallini zur Anwendung des päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ hervor, aus denen das Internetportal „Vatican Insider“ am Samstag zitierte. Hierbei müssten die Priester übermäßige Strenge ebenso wie Laxheit vermeiden, so Vallini. Katholiken, die nach einer Scheidung erneut standesamtlich geheiratet haben, könnten dies jedoch nicht als Recht einfordern. Franziskus habe in seinem Schreiben keineswegs gesagt, wiederverheiratete Geschiedene müssten die Kommunion bekommen. Er habe nur nicht ausgeschlossen, dass dies in bestimmten Fällen und unter bestimmten Bedingungen möglich sei, betonte der Kardinal.

Die Aussagen Vallinis stammen laut „Vatican Insider“ aus einem Vortrag, den er bereits im September vor Priestern seines Bistums gehalten hatte. Vallini ist der Stellvertreter von Papst Franziskus als Bischof von Rom.“ (rv)

Italien: Requiem für einen Mafia-Boss? Untersagt!

Dass ein Pfarrer einer Heimatgemeinde ein öffentliches Requien für ein Gemeindemitglied feiert, dass weit weg verstorben ist, ist so ungewöhnlich ist. Dass der Bischof strikt dagegen ist, lässt dann schon aufhorchen. Francesco Cacucci, Bischof von Bari-Bitono, hat Michele Delle Foglie aus dem Ort Grumo Appula (Apulien) verboten, öffentlich zu feiern. Der Grund: der Verstorbene Rocco Sollecito galt bei der Polizei Kanadas, wo er lebte, als einer der Hauptköpfe hinter der größten italienischstämmigen Mafiaorganisation des Landes, der Rizzuto-Familie. Er war im Mai erschossen worden, sein Auto wurde von Dutzenden von Kugeln durchschlagen.

Das geplante Requiem für ihn hat italienweit Aufmerksamkeit erregt, angefangen vom Bürgermeister und der Polizei des Ortes, aber auch Mitglieder der Gemeinde waren dagegen, bis der Bischof einschritt. „Es hätte öffentlichen Charakter gehabt und wäre was die Kirche angeht ein Anlass zum Skandal gewesen und was die Stadt angeht eine Störung der öffentlichen Ordnung“, erklärt Bischof Cacucci gegenüber Radio Vatikan seine Entscheidung.

Mafiosi gehören nicht zur Kirche

Jetzt will sich der Priester an den Papst wenden, das hatte er öffentlich gesagt und auch seinem Bischof geschrieben. Der aber lässt sich nicht beeindrucken. „Natürlich hat jeder Priester das Recht, sich an den Papst zu wenden, er kann um eine Audienz bitten; aber es wäre schon merkwürdig, nicht zu erkennen dass wenn eine liturgische Feier Anstoß erregen würde, diese nicht stattfinden kann. Das ist auch schon in vielen anderen Fällen in der Kirche so gewesen.“

Ob ein Appell an den Papst geholfen hätte, ist außerdem fraglich, der Papst hatte bei seinem Besuch in Neapel 2014 gesagt „Diejenigen, die in ihrem Leben, wie die Mafiosi, diesen Weg des Bösen beschreiten, sind nicht in Gemeinschaft mit Gott: Sie sind exkommuniziert!“ Dass Mafiosi nicht zur Kirche gehören, betonte er auch ein Jahr später. In einer Ansprache an die Pilger in einer von der Mafia besonders heimgesuchten Region hatte er betont, dass „äußerliche religiöse Gesten, die nicht von einer wahren und öffentlichen Bekehrung begleitet werden“ nicht ausreichten, um Teil der christlichen Gemeinschaft zu sein. Mit der „typischen Bosheit und Arroganz der Unterwelt“ werde die „Illegalität“ zum Lebensstil der Betreffenden.

Ein Fall des öffentlichen Anstoßes

Es geht aber gar nicht um den Verstorbenen, sondern um das Gebet durch die Angehörigen, lautet der Einwand des Priesters, unter anderem gegenüber italienischen Zeitungen. Das beeindruckt den Bischof nicht. „Ein Bischof kann eine Feier verbieten, wenn diese Feier Zweifel in den Gläubigen erzeugt. Dieser Zweifel ist in diesem Fall sehr klar. Hier mangelt es an Ausgewogenheit und hier fehlt die Klugheit.“

Er habe sich nicht auf vermutliche oder vermeintliche Verbrechen bezogen, sondern ganz einfach auf die völlige Unklarheit, die durch die Einladung entstanden sei. Hat die Kirch nun Verbindungen zur Mafia oder nicht?, das sei erneut unklar geworden. „Ich denke, dass es diesen Glauben immer noch gibt. Ob den Betroffen das klar ist, das wissen nur ihr Gewissen und Gott. Auf jeden Fall aber ist die Aufgabe der Kirche auch eine pädagogische, die nicht nur die Gewissen angeht. Hier geht es auch um die Auswirkungen von solchem Verhalten auf die Menschen. Um jeden möglichen Zweifel zu vermeiden bin ich hier eingeschritten.“ Es dürfe keine Zweifel geben, dass die Kirche keine Verbindungen zur Welt der Kriminalität unterhält, betont der Bischof. Deswegen der Bezug auf den Kanon, der von öffentlichem Anstoß spricht und dem Bischof die Unterbindung erlaubt.

Geht diese prinzipielle Entscheidung nicht auf Kosten der Gläubigen vor Ort? „Ich bin überzeugt, dass die übergroße Mehrheit der Menschen mein Einschreiten versteht, und ich bekomme auch von überall her dauernd Briefe der Unterstützung. Wenn jemand damit aber nicht einverstanden ist, dann ist das Teil seiner eigenen Freiheit.“ (rv)

Malteser lehnen Kommission als „inakzeptabel“ ab

VATIKANSTADT – Die katholische Ordensgemeinschaft der Malteser hat die Entscheidung des Papstes abgelehnt, eine Kommission zur Untersuchung der Absetzung des ehemaligen Großkanzlers Albrecht Freiherr von Boeselager zuzulassen.

Wie der Souveräne Malteserorden auf seiner Webseite mitteilt, habe das Großmagisterium „von der Entscheidung des Heiligen Stuhls erfahren, eine fünf-köpfige Personengruppe zu ernennen, um die Absetzung des ehemaligen Großkanzlers zu beleuchten“. Doch, wie der fast 1.000 Jahre alte Orden weiter mitteilt:

Der Austausch des ehemaligen Großkanzlers ist eine interne Regierungsentscheidung des Souveränen Ordens der Malteser und fällt folglich allein unter dessen Kompetenz.

Die Einberufung einer Kommission sei somit „ein Missverständnis des Staatssekretariates“, so der Orden, der bis heute einen Status als souveränes Völkerrechtssubjekt innehält. Dies habe der Großmeister „respektvoll (…) in einem Brief“ an den Papst mitgeteilt, der auch die Gründe darlege, „warum die Vorschläge des Staatssekretariates inakzeptabel“ seien.

Der Großmeister habe den Papst um seinen Segen für den Souveränen Malteserorden gebeten, „seine 13.500 Mitglieder sowie seine 100.000 Angestellte und Freiwillige, die ihn über 120 Ländern dem jahrhunderte-alten Charisma des Malteser-Ordens gemäß“ dienten, so die Mitteilung weiter.

Der Schritt sei „eine außergewöhnliche Zurechtweisung des Papstes“, schrieb der renommierte Vatikanist John Allen auf „Crux“ zu dem Vorfall.

Hintergrund: Absetzung des Großkanzlers

Der Vorgang, der zu den jetzigen Meldungen führte, wurde offiziell vom Malteserorden selbst durch eine Meldung auf der eigenen Internetseite erklärt: Am vergangenen 6. Dezember habe eine äußerst schwerwiegende und untragbare Situation hinsichtlich des Amtes von Albrecht Freiherr von Boeselager als Großkanzler offenbart, weswegen dieser zu einem Treffen mit dem Großmeister Matthew Festing gerufen worden sei, zusammen mit dem „Großkomtur Fra´Ludwig Hoffmann von Rumerstein und Kardinal Leo Burke, Vertreter des Heiligen Stuhles beim Malteserorden.“

Die Situation war derart ernst, dass der Großmeister den Rücktritt Boeselagers als Großkanzler gefordert hatte und – als dieser sich weigerte – der Großmeister ihm zuerst aufgrund des Gehorsamsversprechens angeordnet hatte, das Amt niederzulegen und, nach einer zweiten Weigerung, ein Disziplinarverfahren einleiten musste, durch das ein Mitglied von der Zugehörigkeit zum Orden und damit von allen Aufgaben innerhalb des Ordens selbst suspendiert wird.“

„Es ist anzumerken“ – so weiter der Malteserorden – „dass es für jedes Mitglied des Ordens tadelnswert ist, einer Anordnung des Großmeisters nicht Folge zu leisten, unabhängig von den Gründen; aber für ein Mitglied, das dem Gehorsam untersteht, bedeutet die Verweigerung einer Anordnung, die Spiritualität und die Gesetzes des Ordens, sowie den eigenen religiösen Oberen und den Vertreter des Heiligen Stuhls im Orden, zu verkennen, der den Großmeister in seinerr Entscheidung unterstützt. Der Großmeister des Ordens bittet alle Mitglieder, in starker Einheit zu verbleiben. Auch wenn einige Mitglieder öffentlich widersprechen, sind deren Aussagen falsch und zeigen einen weiteren Mangel an Respekt gegenüber dem Großmeister.“

Die ernste Situation – heißt es weiter in der Mitteilung – „betrifft schwerwiegende Probleme während der Amtszeit Boeselagers als Großhospitalier des Malteserordens und die anschließende Vertuschung dieser Probleme vor dem Großmagisterium, wie ein beauftragtes Gutachten des Großmeisters im vergangenen Jahr bewiesen hat.“ (CNA Deutsch)

Kardinal Kasper: „Amoris Laetitia ist klar“

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich zum Brief der vier Kardinäle an den Papst geäußert. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte der frühere Präsident des päpstlichen Einheitsrates, aus seiner Sicht sei Franziskus’ Schreiben Amoris Laetitia klar. Vier Kardinäle, darunter die Deutschen Meisner und Brandmüller, hatten dem Papst gegenüber schriftlich „dubia“, Zweifel zu Amoris Laetitia unterbreitet.

„Natürlich kann jeder dem Papst Zweifel und Fragen vorlegen – jeder Kardinal kann das tun. Ob das eine gute Idee war, das öffentlich zu machen, ist eine ganz andere Frage, das würde ich bezweifeln. Meiner Meinung nach ist das Apostolische Schreiben klar; es gibt ja nachträglich auch Erklärungen des Papstes selber, etwa den Brief an die argentinischen Bischöfe, oder auch Erklärungen des Kardinalvikars von Rom. Dort wird klargemacht, was der Papst meint und wie er es versteht. Es haben andere gezeigt, dass da kein Widerspruch zu den Aussagen von Johannes Paul II. besteht, sondern eine homogene Entwicklung. Das ist meine Position, so sehe ich das. Insofern bestehen für mich diese dubia, diese Zweifel nicht.“

Im Brief der vier Kardinäle geht es etwa um die Frage, ob nun wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zu den Sakramenten gehen dürfen oder nicht. Kasper:

„Ich hoffe, dass wir daraus jetzt keine Spaltungen und Feindschaften ableiten, sondern dass man in einer vernünftigen Weise darüber spricht und die Argumente darlegt. Ich denke, der Papst hat das Nötige für die Klarheit getan, und ich verstehe auch nicht den Vorwurf, dass da Unklarheiten vorhanden seien. Es ist eine gewisse Entwicklung, aber die kann legitim sein; das hat ja auch Benedikt XVI. in seiner berühmten Rede zur Hermeneutik des Konzils ganz klar herausgestellt.“ (rv)

Kardinal Burke: Zeitplan für Papst-Zurechtweisung

  Bericht bei Radio Vatikan der US-amerikanischen Website „LifeSiteNews“:

„Kardinal Raymond Leo Burke will eine formale Zurechtweisung von Papst Franziskus. Burke hatte gemeinsam mit drei weiteren Kardinäle, darunter die deutschen Joachim Kardinal Meisner und Walter Kardinal Brandmüller, dem Papst einen Brief geschrieben und diesen dann veröffentlicht. In einem Interview mit einer US-amerikanischen Webseite bekräftigte der Kardinal seine Kritik an der Tatsache, dass Franziskus auf den Brief nicht geantwortet habe.

Dem Portal LifeSiteNews deutete er weiterhin einen konkreten Zeitplan für eine formale Zurechtweisung – eine so genannge Correctio Fraterna, Brüderliche Zurechtweisung – des Papstes an. Diese „wäre direkt“, so Burke, aber nicht wie der Brief als Fragen formuliert, sondern würde „die verwirrenden Aussagen von Amoris Laetitia mit dem konfrontieren, was immer Lehre und Praxis der Kirche war, und dadurch Amoris Laetitia korrigieren.“ Da das Weihnachtsfest bevor stünde, wäre die Zeit nach Epiphanie wohl der richtige Zeitpunkt dafür.

Die Webseite schreibt weiter, dass solche Zurechtweisungen zwar selten seien, aber nicht neu, und zitiert dann einen Fall aus dem 14. Jahrhundert.“ (Original LifeSiteNews bei rv)

Originalbericht bei >> LifeSiteNews

Petition bei LifeSiteNews zu „Amoris Laetitia“ >> Zur Petition

Italien: Kardinal Martino unterstützt den Brief der vier Kardinäle

Radio Vatikan berichtet über Gespräch von Kardinal Martino mit der Internetseite „La Fede Quotidiana„:

„Der emeritierte Kurienkardinal Renato Raffaele Martino stellt sich hinter den Brief der vier Kardinäle an den Papst. Er sehe darin „nichts Schlechtes“, sagte er im Gespräch mit einer Internetseite namens „La Fede Quotidiana“. Es sei „legitim, in Fragen der Doktrin dem Papst eine Meinung zu unterbreiten“, und es sei „auch gerecht, zu antworten“.

Vier Kardinäle, darunter die Deutschen Meisner und Brandmüller, hatten dem Papst schriftlich „Zweifel“ zu seinem Schreiben Amoris laetitia unterbreitet. Dazu gehörte auch die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene nun in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen oder nicht. Die unterzeichnenden Kardinäle hatten den Brief veröffentlicht, nachdem sie keine Antwort des Papstes erhalten hatten.

Zur Frage des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene sagt Kardinal Martino Nein: „Die Lehre hat sich nicht geändert und ändert sich nicht. Das Ehesakrament ist unauflöslich. Dieses Fall-für-Fall, von dem Amoris laetitia spricht, kann zu zweifelhaften Interpretationen führen, auch wenn ich die pastorale Optik verstehe.“ (rv für La Fede Quotidiana)“

Leiter des Opus Dei verstorben: Bischof Echevarría wurde 84 Jahre alt

VATIKANSTADT – Bischof Javier Echevarría, Leiter des Opus Dei, ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren in Rom an Komplikationen infolge einer Lungenentzündung, wie die Personalprälatur mitteilte.

Prälat Echevarría sei am 5. Dezember in eine römische Polyklinik eingeliefert worden. Monsignore Fernando Ocariz habe dem Sterbenden am Nachmittag noch die Sakramente spenden können, teilte das Opus Dei mit.

Die Prälatur leitet nun fürs erste Monsignore Ocariz. Den Statuten gemäß werde er innerhalb eines Monats den Wahlprozess in Gang setzen, der den Nachfolger bestimmt, teilte die Personalprälatur mit. Die Wahl muss letztlich vom Papst bestätigt werden.

Javier Echevarría Rodríguez war der dritte Leiter der Opus Dei.

Geboren wurde er am 14. Juni 1932 in Madrid, Spanien, der Stadt, die auch der Geburtsort des Opus Dei war. Der Jurist gehörte seit 1948 zum „Werk“, wie es umgangssprachlich bezeichnet wird, und wurde am 7. August 1955 zum Priester geweiht. Er war Sekretär des heiligen Gründers des Opus Dei, Josemaría Escrivá, von 1953 bis zu dessen Tod 1975.

Als Álvaro del Portillo im gleichen Jahr an der Spitze des Opus Dei nachfolgte, wurde Echevarría Generalsekretär. Mit der Errichtung als Personalprälatur 1982 wurde Echevarría, der Jurist für Kirchenrecht wie weltliches Recht war, Generalvikar der Prälatur.

Seit 1981 war Echevarría zudem Konsultor der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse und seit 1995 in der Kleruskongregation.

Papst Johannes Paul II. ernannte den heute Verstorbenen am 20. April 1994, nach dessen Wahl, zum Prälaten des Opus Dei und weihte ihn am 6. Januar 1995 im Petersdom zum Bischof.

Das Opus Dei wurde 1928 von Josemaría Escrivá gegründet. Die katholische Organisation wirkt im Bereich der Seelsorge und der geistlichen Bildung von Laien und hat weltweit 90.000 Mitglieder, davon sind 2.000 Priester. In Deutschland hat das „Werk“ nach eigenen Angaben rund 600 Mitglieder. Die Zentrale des Opus Dei ist in Rom. (CNA Deutsch)