Gegen die Mafia: Es darf keine Kirche des Schweigens geben

MafiaMafia-Killer, die sich vor Heiligenbildchen bekreuzen. Mafia-Paten, die in sizilianischen Dorfkirchen auch den Tauf-Paten machen. Mafia und Kirche, das wird gern zusammengesehen, als gehe da eines ins andere über. Dabei passen die beiden Bereiche keineswegs zueinander: „Die Mafia ist das Anti-Evangelium“, titelt ein Buch, das die Bischöfe von Kalabrien jetzt veröffentlicht haben. Es präsentiert kirchliche Stellungnahmen aus hundert Jahren gegen die ’ndrangheta (wie die Mafia in dieser süditalienischen Provinz heißt). „Wir wollen unsere Religiösität reinigen“, schreibt der Erzbischof von Catanzaro, Vincenzo Bertolone, im Vorwort durchaus selbstkritisch; doch zugleich schlägt er auch einen selbstbewussten Ton an: „Die Kirche hat das Gegengift zum Gift der Mafia! Es reicht nicht, anzuzeigen oder zu bestrafen, wir müssen das Evangelium noch mal von vorne verkünden.“

„Die Männer und Frauen der Mafia, der Camorra oder ’ndrangheta stehen außerhalb der Kirche“, erklärt Bertolone, der auch Vorsitzender der Kalabrischen Bischofskonferenz ist, im Radio Vatikan Interview. „Aber gleichzeitig nehmen sie doch am Leben der christlichen Gemeinde teil, gehen bei Prozessionen mit, wollen Taufpaten sein, bitten für ihre Kinder um die Sakramente. Dadurch äffen sie den wahren Glauben nach und wirken innerhalb der Kirche wie ein Gift – wie Unkraut mitten im Weizenfeld… Die Kirche muss den Christen helfen, den Ansprüchen und Forderungen der Mafia niemals nachzugeben, sondern eher ihre Pseudoreligiösität und ihr heidnisches Handeln zu demaskieren.“

Es dürfe jetzt keine Kirche des Schweigens mehr geben, sondern nur noch eine Kirche, die den Mund aufmache. Und dazu gehöre das neue Handbuch. „Hundert Jahre Dokumente! Vor der Wende des Zweiten Vatikanums sprachen viele noch davon, dass die Kirche bestimmte Phänomene ignoriere. Aber nach dem Konzil lud die Kirche in aller Deutlichkeit zum Einhalten der menschlichen und göttlichen Gesetze ein, um das Evangelium leben zu können. 1991 forderte ein sehr schönes, starkes Dokument die „Erziehung zur Legalität“; das war ein Alarmschrei für Italien, und kurz darauf zeigte Tangentopoli, dass dieser Text recht hatte.“ Tangentopoli: Dieser italienische Begriff steht für die Aufdeckung eines parteiübergreifenden Geflechts von Schmiergeld und Korruption, die der jahrzehntelangen Vorherrschaft der Christdemokraten in Italiens Politik Mitte der neunziger Jahre ein Ende machte (und dem Aufsteiger Silvio Berlusconi den Weg freimachte).

Aus der Fastenzeit 1916 stammt das erste Dokument, welches das neue Buch anführt. „Dieser gemeinsame Hirtenbrief der Bischöfe Kalabriens ist genau hundert Jahre alt und legte die Grundlage für eine Katechese der Reinigung der Volksfrömmigkeit. Als Schwachpunkte wurden die Prozessionen, die Rolle der Paten, aber auch die unzureichende Ausbildung des Klerus benannt – Themen, die auch in den späteren Texten immer wieder auftauchen… Es ist interessant, zu sehen, wie die Geschichte dieses Einsatzes der Bischöfe uns die Herausbildung eines eigenen sozialen Lehramts der Bischöfe miterleben lässt. Natürlich – so viel ist gesagt und geschrieben worden, aber viel bleibt auch noch zu tun. Um Priesteramtskandidaten auszubilden, hat die Bischofskonferenz eigene Kurse eingerichtet, auch für den Klerus und die Gläubigen. Uns geht es um Menschen, die wirklich Zeugen Christi sind: gläubig, kohärent, glaubwürdig.“

Ein gewisses „mafiöses System“ hat es in Kalabrien „immer schon gegeben“, zumindest von den Jahren der italienischen Einigung an, sagt Don Giovanni Scarpino; der Geistliche leitet das Kultur- und Medienreferat der kalabrischen Bischöfe und hat die Texte des Buches mit ausgesucht. Die mafiösen Strukturen – „eine traurige, bittere Realität“ – bemühten sich immer um Anerkennung aus der Gesellschaft, darum bedienten sie sich gern kirchlicher Ereignisse und Feste. Die Antwort der Kirche darauf werde immer entschlossener: Auch das lasse sich im neuen Buch detailliert nachvollziehen. (rv)

Piusbruderschaft betont: Kanonische Anerkennung ist nicht wichtigstes Anliegen

cna_Petersplatz1ECÔNE/ROM – Nach Hinweisen auf Fortschritte bei der Versöhnung mit der Piusbruderschaft hat deren Generaloberer betont, dass eine kanonische Anerkennung nicht das erste Ziel der Priesterbruderschaft St. Pius X. (Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X., FSSPX) sei.

Wie Bischof Bernard Fellay am gestrigen Mittwoch mitteilte, bestehe das Ziel der FSSPX vor allem in der Ausbildung der Priester. Im derzeitigen „Zustand des schweren Notstandes“ habe die Priesterbruderschaft „das Recht und die Pflicht, allen Seelen, die sich an sie wenden, geistliche Hilfe zu gewähren“.

Als „ein katholisches Werk“ habe die FSSPX zwar ein Anrecht auf eine kanonische Anerkennung, so Bischof Fellay. Doch habe sie nur ein Bestreben: „In der großen und schmerzhaften Verwirrung, die augenblicklich in der Kirche herrscht“, so die Stellungnahme, „das zweitausendjährige Licht der Tradition sowohl innerhalb der Gesellschaft wie auch der Kirche treu weiter zu tragen“.

Bischof Fellay machte diese Aussagen nach einem Treffen mit den Oberen der FSSPX vom 25. bis 28. Juni.

Hintergrund: Piusbruderschaft

Die FSSPX wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie beschreibt sich selbst als „eine internationale priesterliche Gesellschaft mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde“, deren Ziel „die Ausbildung, Unterstützung und Förderung heiligmäßiger Priester“ sei, „die wirksam den katholischen Glauben auf der ganzen Welt ausbreiten sollen“.

Prägendes Merkmal der FSSPX ist ihre Pflege und Förderung der katholischen Tradition sowie die kritische Ablehnung moderner Tendenzen in der Kirche, einschließlich Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ihre Priester feiern ausschließlich die Messe im überlieferten lateinischen Ritus. Zudem gab ihr Gründer wiederholt kritische Stellungnahmen zum Konzil ab. Diese Haltung führte kurz nach dem Konzil zum Konflikt mit Rom, und jahrelang unfruchtbaren, immer wieder stockenden Verhandlungen.

Im Jahr 1988 weihte Erzbischof Lefebvre ohne Genehmigung von Papst Johannes Paul II. vier Bischöfe, darunter den derzeitigen Generaloberen, Bischof Bernard Fellay, der seit 1994 die FSSPX leitet. Dieser Schritt führte zwischenzeitlich zur Exkommunikation der Bischöfe.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe auf. Seitdem gibt es Gespräche zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan mit dem Ziel, wieder in die „volle Kommunion mit der Kirche“ zu kommen. Diese gerieten im Sommer 2012 zwischenzeitlich ins Stocken, als Bischof Bernard Fellay sich weigerte, eine doktrinelle Präambel zu unterschreiben, die Rom vorgelegt hatte. Im Jahr 2014 wurde der Dialog mit der Glaubenskongregation jedoch fortgesetzt.

Vergangenes Jahr entsandte der Heilige Stuhl dann einen Kardinal und drei Bischöfe, um die Priesterseminare der Bruderschaft zu visitieren. Diese Besuche dienten unter anderem des Aufbaus besserer Beziehungen und der Diskussion doktrineller und theologischer Fragen in einem eher informellen Rahmen.

Im vergangenen September erklärte Papst Franziskus, dass zum Jahr der Barmherzigkeit die Beichte der Piusbruderschaft „gültig und erlaubt“ empfangen werden könne.

Nach eigenen Angaben gehören heute weltweit über 600 Priester der FSSPX an, sowie 187 Seminaristen. Zum Vergleich: Im Erzbistum München und Freising gab es Anfang 2015 nach eigenen Angaben 979 Priester, davon 593 aktive. (CNA Deutsch)

Er floh aus Vietnam in einem Fischerboot. Nun ist er ein Bischof.

AustralienSYDNEY – In den 1970er Jahren stieg ein Teenager in ein Fischerboot, um die Grausamkeit des Kriegs in seiner Heimat zu entkommen.

Als Flüchtling kam er in ein fremdes Land. Jetzt ist er der vierte katholische Bischof der Diözese Parramatta in Sydney, Australien.

„Ich habe viele Wagnisse in meinem Leben unternommen“, sagte der Franziskaner. „Darunter das Wagnis, in den Pazifik zu stechen“, sagte Bischof Nguyen in der St. Patricks Kathedrale von Parramatta.

Deshalb habe er „Duc in Altum“ als sein bischöfliches Motto gewählt. Die Anweisung Jesu, „fahr hinaus in die Tiefe“ aus dem Lukas-Evangelium (Lk 5,4) – in der Einheitsübersetzung als „Fahr hinaus auf den See“ übersetzt – verbindet der Bischof mit seinem eigenen Kampf als Flüchtling.

Der 1961 in Don Nai, Vietnam, geborene Ngyuen war ein Seminarist in der Diözese Xuan Loc, rund 60 Kilometer nördlich von Saigon.

Mit der Eroberung Saigons 1975 zwangen die Kommunisten mit Gewalt alle Seminaristen, ihr Seminar zu verlassen – und machten daraus eine Kaserne. Unruhen und Verfolgung lösten eine Flüchtlingskrise aus. Viele Menschen ließen Heim und Habe zurück, und flohen mit Booten – die berühmten „Boat People“.

Der zukünftige Bischof, im Alter von 18 Jahren, wurde von einem Großteil seiner Familie getrennt. Mit ein paar Verwandten und 146 weiteren Flüchtlingen ging er an Bord eines 16 Meter langen Fischerboots.

Auf dem überfüllten Boot gingen bald – auf hoher See – Lebensmittel und Benzin aus. Die Flüchtlinge wurden zufällig gerettet, weil ihr Boot in die Nähe einer Bohrinsel trieb.

Nach einem Jahr in einem malaysischen Flüchtlingslager kam Nguyen nach Australien. Dort erlebte er einen Kulturschock, Sprachprobleme und sogar einige Fälle von Mobbing.

Schließlich wurde Ngyuen Franziskaner. 1989 wurde er zum Priester geweiht. An der Päpstlichen Universität St. Bonaventura schloss er ein Studium in Christologie und Spiritualität ab. 2005 wurde er der Obere seines Ordens in Australien. Von 2008 bis 2011 war er in Rom als Verantwortlicher seines Ordens für die Region Asien-Ozeanien.

Papst Benedikt XVI. ernannte ihn im Mai 2011 zum Weihbischof von Melbourne. In der Australischen Bischofskonferenz ist er unter anderem für Migranten und Flüchtlinge zuständig.

Nun ist Bischof Ngyuen der Nachfolger von Erzbischof Anthony Fisher O.P., der Erzbischof von Sydney wurde.

Das Bistum Parramatta liegt geographisch in der Mitte Sydneys, aber gute 20 Kilometer westlich von der City. Die Mehrzahl der Einwohner ist katholisch – etwa 330.000 Gläubige leben in 47 Pfarreien. 120 Priester und Ruhestandspriester sind im Einsatz. (CNA Deutsch)

Weihbischof von Shanghai: Vatikan war „nicht direkt informiert“

ChinaDer Vatikan hat keinerlei direkte Kenntnis von den Beweggründen des Weihbischofs von Shanghai, Ma Daqin, sich zur Katholischen Patriotischen Vereinigung zu bekennen. Das erklärte der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, auf Nachfrage von Journalisten. Der Vatikan habe selbst nur aus der Presse und dem Blog des Bischofs selbst von seinen Äußerungen erfahren, die eine klare Kehrtwende gegenüber seinem viel beachteten öffentlichen Austritt aus der offiziellen katholischen Vereinigung Chinas darstellen.

Bei seiner Bischofsweihe im Jahr 2012 hatte er angekündigt, aus der patriotischen Vereinigung austreten zu wollen. Direkt im Anschluss wurde er durch die chinesischen Behörden zu Hausarrest in seinem Seminar verurteilt, die Diözese Shanghai von Verwaltern geleitet. Beobachter hatten geargwöhnt, der Vatikan könnte aus politischem Interesse mit der öffentlichen Revidierung von Ma Daqins Austritt in Verbindung stehen. Dies weist der Pressesprecher klar zurück. Pater Lombardi wörtlich: „Jede Spekulation zu einer angeblichen Rolle des Heiligen Stuhls ist unangebracht”. Der Papst folge jedoch der persönlichen sowie kirchlichen Situation von Ma Daquin mit großer Aufmerksamkeit, genauso wie er die Situation aller Katholiken in China im täglichen Gebet präsent habe, erklärte Pater Lombardi.

Hier finden Sie unsere Nachricht vom 18.06.2016, in der wir von dem Blogeintrag des Weihbischofs berichtet hatten. (rv)

Papst wird mit Welby zusammen beten

Erzbischof Justin WelbyPapst Franziskus und der anglikanische Primas Justin Welby planen einen ökumenischen Gebetsgottesdienst in Rom. Das berichtet der Info-Dienst Aci-Stampa an diesem Montag. Am 4. Oktober wollten sich die beiden Kirchenführer in der Basilika San Gregorio Magno auf dem römischen Celio-Hügel treffen und zusammen beten.

Der Kamaldulenser-Orden, der die Kirche betreut und sich in den ökumenischen Beziehungen zur anglikanischen Weltkirche engagiert, hat den Termin bestätigt. Auch Franziskus’ Vorgänger Johannes Paul und Benedikt haben in den Jahren 1989, 1996 und 2012 solche Gebetsgottesdienste mit dem jeweiligen anglikanischen Primas in San Gregorio Magno durchgeführt.

Papst Franziskus und Erzbischof Welby sind sich im Juni 2013 im Vatikan zum ersten Mal begegnet. (rv)

Syrien: Anschlag auf Kirchgänger

SyrienEin Selbstmordattentäter hat am Sonntag in Qamishli im Nordosten Syriens drei Wachleute mit sich in den Tod gerissen. Das Attentat geschah vor einer Kirche, in der gerade das orthodoxe Pfingstfest gefeiert wurde. Offenbar hatte es der Attentäter auf den syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Ephrem II. Karim abgesehen. Der Kirchenmann blieb unverletzt.

Bisher hat sich noch niemand zum Anschlag bekannt, doch das Vorgehen des Mörders deutet auf einen islamistischen Hintergrund hin. In den letzten sechs Monaten haben Attentäter schon viermal die assyrisch-orthodoxen Gläubigen von Qamishli angegriffen.

Patriarch Ignatius segnete während des Gottesdienstes auch ein neues Mahnmal. Es soll an den Völkermord an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten vor hundert Jahren erinnern. (rv)

Nigeria: Kardinal Okogie wird 80 Jahre

OkogieAnthony Olubunmi Kardinal Okogie begeht heute seinen 80. Geburtstag. Der Nigerianer war von 1973 bis 2012 Erzbischof von Lagos. Papst Johannes Paul II. erhob ihn 2003 in den Kardinalsstand mit der Titelkirche „Beata Vergine Maria del Monte Carmelo a Mostacciano“. Okogie verliert somit sein Papstwahlrecht und von den 213 lebenden Kardinälen haben nur noch 112 ein aktives Wahlrecht bei einem künftigen Konklave.(vh)

Soziale Medien, Weltjugendtag und der „twitterbare“ Papst: Die digitale Neuevangelisierung

cna_WJT2016KRAKAU/ROM – Während sich tausende junger Christen darauf vorbereiten, den Weltjugendtag im Juli in Krakau zu besuchen, arbeiten die Organisatoren primär mit den sozialen, nicht traditionellen, Medien als Plattform für ihre Botschaft und die eines „leicht teilbaren“ Papst Franziskus.

„Franziskus ist ein digitaler Papst, denn er ist physisch. Er hat eine Körperlichkeit, eine Physikalität die sich sehr gut in seiner Körperhaltung ausdrückt, seinen Gesten und Gesichtsausdrücken“, sagte Pater Antonio Spadaro SJ gegenüber CNA.

Die Worte des Papstes würden sichtbar ausgedrückt durch sein Handeln, sagte der Priester, und die „Physikalität“ des Papstes erscheine in den digitalen Medien „fast mit, würde ich sagen, Wirkmächtigkeit“.

Papst Franziskus „spricht nicht in komplizierten Reden“, sondern schlichten Sätzen, „und die sind sehr leicht zu tweeten und teilen. Es ist eine Botschaft, die in den Netzwerken sehr leicht zirkuliert“.

Pater Spadaro, Chefredakteur der Jesuiten-Zeitschrift „La Civilità Cattolica, ist einer von 70 Journalisten, die den Heiligen Vater auf seiner Reise nach Krakau direkt begleiten werden.

Für den erfahrenen Papstreisenden war die Wichtigkeit sozialer Medien bereits 2011 beim Weltjugendtag in Madrid sichtbar. Diese Dimension des Treffens heuer „wird ein wichtiges Moment sein, das es zu reflektieren gilt“, meint der Journalist und Jesuit.

Jamie Lynn Black, eine junge Amerikanerin, die im Internationalen Medienteam für den Krakauer WJT arbeitet, betonte gegenüber CNA, dass die sozialen Medien „eines der wichtigsten Mittel sind, um die Botschaft des Weltjugendtages zum kommunizieren.“

Das Team von Freiwilligen, die von Krakau aus gemeinsam mit Unterstützern in aller Welt zusammenarbeiten, kommuniziert selber in 20 Sprachen.

Gustavo Huguenin koordiniert die sozialen Medien für den WJT. Er sagte gegenüber CNA mit Blick auf das heranrückende Großereignis, dass „wir unsere Arbeit intensivieren müssen, um Pilger zu informieren, Katholiken anzusprechen, und neue Follower anzuziehen, welche dann dieses tolle Erlebnis entdecken“.

Das Social Media Team konzentriert sich auf elf Plattformen: Facebook, Twitter, Periscope, Youtube, Flickr, Instagram, Snapchat, Tumblr, Foursquare, Pinterest, und Soundcloud.

Klar: Nicht alle Medien werden in allen Ländern so genutzt wie etwa Facebook. Das Team setzt verschieden Plattformen gezielt ein – und das nicht nur in Polnisch, Deutsch oder Englisch, sondern unter anderem in den Sprachen Arabisch, Filipino, Japanisch, Kroatisch, Maltesisch, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch und Vietnamesisch.

Für Jaime Black, die aus Philadelphia kommt, war die Begegnung mit dem heiligen Papst Johannes Paul II. im Jahr 2002 im kanadischen Toronto prägend. Die Erfahrung übte einen starken Einfluss auf ihren Glauben aus.

13 Jahre später war sie im Begriff, ihre fortgeschrittenen Studien in Kommunikationswissenschaft an der päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz abzuschließen – und bekam den Auftrag, die internationale Medienarbeit für das Weltfamilientreffen in Philadelphia zu koordinieren. Die Erfahrung wiederum ermöglichte ihr, im Team für Krakau zu landen.

„Rund 2.5 Millionen Pilger“ könnten im Juli nach Krakau kommen, schätzt Jamie Lynne Black; und für jugendliche Teilnehmer werden die sozialen Medien das Mittel und Zweck sein, um mit anderen Bilder, Videos und Erinnerungen zu sammeln und mit Freunden und Familien zu teilen.

Mehr noch: Für alle, die nicht selber teilnehmen können, seien die sozialen Medien „der perfekte Weg, sich nicht nur darüber zu informieren, was los ist – sondern auch, Teil des Dialogs und der Erfahrung zu sein.“

„Wir hoffen aber auch, dass uns die sozialen Medien dabei helfen werden, die Botschaft des Weltjugendtags und von Papst Franziskus, die Botschaft der Barmherzigkeit, an alle weiter zu geben, die sonst vielleicht gar nichts über diese Veranstaltung gewußt hätten.“

Gustavo Huguenin erklärt, dass das internationale Medienteam auch einen Blick auf die Botschaften haben wird, die Papst Franziskus über die sozialen Medien teilen läßt, um zu unterstützen, wie der Heilige Vater selber mit „den jungen Mennschen in der digitalen Welt spricht“. Huguenin empfiehlt, den offiziellen Hashtag #krakow2016 im Auge zu behalten: „Wir werden alle Nachrichten über den WJT weitergeben und Inhalte kreieren, der davon inspiriert ist.“

Als Mittel der Neuevangelisierung, so Pater Spadaro, seien die sozialen Medien nicht nur Werkzeuge der Evangelisierung. Vielmehr schaffen die Netzwerke ihre eigene digitale Umwelt, so der Jesuit. „Das Netz ist kein Instrument als Mittel zum Zweck, sondern eine Lebensumwelt, in der die eigenen Reflektionen, Aufnahmen aus dem eigenen Leben, Dialog mit anderen Menschen, geteilt werden“, sagte er. Dies könne für gute wie schlechte Zwecke genutzt werden.

„Deshalb müssen wir die Mentalität ablegen, die sozialen Netzwerke zu nutzen und anfangen, die digitale Umwelt evangelisierend zu leben…ich glaube dass die Kirche berufen ist, dort zu sein, wo die Menschen sind: Heutzutage sind die Menschen in den sozialen Medien, und daher ist die Kirche aufgerufen, in den sozialen Medien zu sein – und nicht sie zu nutzen.“ (CNA Deutsch)

Großbritannien: Keine Wahlempfehlung, aber…

GroßbritannienDie Bischöfe Nordirlands rufen ihre Landsleute dazu auf, sich am Referendum über einen Verbleib oder einen Ausstieg des Vereinten Königsreichs aus der EU zu beteiligen. Dabei geben sie zwar keine Wahlempfehlung ab, doch nennen sie es „fundamental“, dass die Nordiren bei ihrer Entscheidung nicht den Geist der Gründerväter eines geeinten Europa aus dem Blick verlieren. Die Bischöfe formulieren außerdem, dass die Gründungswerte der EU denen der katholischen Soziallehre entsprächen. Das habe zu Errungenschaften geführt, die jetzt nicht aufs Spiel gesetzt werden dürften.

Ausdrücklich erinnern die Bischöfe auch an die Rolle der EU beim nordirischen Friedensprozess und bei der Normalisierung der Beziehungen zwischen London und Dublin. Es wäre ein Fehler, die EU jetzt rein nach ökonomischen Gesichtspunkten zu beurteilen, so die Bischöfe. Sie können wohl auch deshalb so deutlich werden, weil die Nordiren wie die Schotten in ihrer Mehrheit EU-freundlich gesinnt sind. (rv)

Was kommt nach dem IS für Iraks Christen?

cna_FluechtlingslagerWASHINGTON, D.C. – Tausende Christen leben als Binnenflüchtlinge im Irak von humanitärer Hilfe. Was für eine Zukunft haben sie, wenn der Islamische Staat erst einmal beseitigt worden ist? Das ist die Frage, die besorgte Christen, Menschenrechtler und Aktivisten beschäftigt; auch in Washington und an den Vereinten Nationen.

„Wir sollten uns nun auf die Konsequenzen einer Befreiung der vom IS kontrollierten Gebiete vorbereiten, inklusive Mossul und der Nineveh-Ebene, sowie Regionen in Syrien“, sagte Carl Anderson, Oberster Ritter der Knights of Columbus vor einer Anhörung zum Thema „Die Anerkennung des Völkermords des IS: Was nun?“ im Regierungsviertel Washingtons.

Nach der Terror-Herrschaft des IS müsse „Pluralismus, Selbstverwaltung und Stabilität“ ermöglicht werden, betonte Dr. Tom Farr, Leiter des Projekts für Religionsfreiheit an der Georgetown University bereits Ende April in einer Rede vor dem Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen.

Nach er weiter Teile des Iraks und Syriens im Jahr 2014 eroberte hatte, musste der Islamische Staat im vergangenen März ein Fünftel seines Territoriums einbüßen. Doch die Feldzüge der radikalen Muslime verursachten eine gewaltige Flüchtlingskrise. Hunderttausende Christen flohen vor den Islamisten aus Mossul und der Nineveh-Ebene ins irakische Kurdistan. Dort leben seit bald zwei Jahren die Menschen in Flüchtlingslagern in der Stadt Erbil. Sie überleben dank der Hilfe christlicher Organisationen wie Kirche in Not und anderer Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Ihre Lage bleibt jedoch prekär.

Die kurzfristige Nothilfe kann nicht eine langfristige Strategie ersetzen, eine stabile, wohlhabende und pluralistische Gesellschaft zu schaffen, nachdem der Islamische Staat besiegt worden ist.

Viele vertriebene Christen haben die Region bereits verlassen; manche kamen nach Deutschland, wo sie Gefahr laufen, von der Mehrheit der muslimischen Migranten und ebenfalls islamischen Sicherheitspersonal bedroht und bedrängt zu werden. In Erbil harren weiterhin 70.000 Binnenflüchtlinge, in Schiffscontainern, Wohnwägen und anderen Notunterkünften.

Es muss konkrete Pläne geben, Christen, die in der Region bleiben wollen, sich wieder in ihrer Heimat ansiedeln zu lassen. „Die Menschen sollten entscheiden können, welche Zukunft sie für sich wählen“, sagte Anderson.

„Es wurde viel darüber diskutiert, wie mit den Opfern des IS-Völkermords umzugehen sei“, fuhr Anderson fort. „Einige haben dafür plädiert, die Menschen sicher zurück in die Nineveh-Ebene zu bringen. Andere finden, sie sollten in Kurdistan bleiben können. Und wiederum andere haben vorgeschlagen, sie sollten auswandern. Aber das sind nicht notwendigerweise einander ausschließende, konkurrierende Vorschläge.“

Eine Ausnahme ist Mossul: Die Christen dieser Stadt können nicht heimkehren. Selbst wenn der Islamische Staat von dort vertrieben werden würde, was wahrscheinlich eine gewaltige Kraftanstrengung wäre, ist das Vertrauen der Christen in ihre muslimischen Nachbarn zerstört; möglicherweise für immer. Die bis dahin moderaten Muslime hatten ihre christlichen Nachbarn den Dschihadisten ausgeliefert, als diese im Jahr 2014 die Stadt einnahmen.

Selbst wenn also ihre Häuser noch intakt sein sollten, können Christen nicht unbedingt dorthin zurück und neben ihren ehemaligen Nachbarn leben. Eine andere Lösung muss gefunden werden.

Christen und Jesiden am Kampf beteiligen

Am 19. Mai verabschiedeten die US-Abgeordneten ein Gesetz, an dem zwei Zusatzartikel des Republikaners Jeff Fortenberry aus Nebraska angehängt waren.

Fortenberrys Artikel schaffen eine Blaupause für die Zukunft der Region. „Erstens gehört nun zur US-Strategie im Irak, Sicherheitszonen zu schaffen, in denen Völkermord-Opfer sicher in ihre Heimat zurückkehren können“, sagte er. „Und zweitens ermächtigt eine neue Vorschrift Minderheitengruppen wie Christen und Jesiden, sich mit ihren Verbänden in der integrierten Militärkampagne gegen den IS einzugliedern.“

„Christen, Jesiden und andere sollten weiterhin ein wesentlicher Teil der einst so reichen ethnischen und religiösen Vielfalt des Nahen Ostens sein“, sagte der Abgeordnete.

Doch die Zahl der christlichen Gemeinden im Nordirak ist seit der US-geführten Eroberung des Landes im Jahr 2003 stetig gesunken. Wenn nicht bald Flüchtlinge in der Region neu angesiedelt werden, sondern weiterhin in temporären Unterkünften und Flüchtlingslagern ausharren, dann ist es wahrscheinlich, dass sie das Land für immer verlassen und diese Gemeinden für immer verschwinden.

Diese wäre eine Katastrophe für die Zukunft des Nahen Ostens, betonte Dr. Farr gegenüber den Vereinten Nationen; es würde die religiöse Vielfalt in der Region genauso zerstören wie „jede Chance auf Stabilität, Selbst-Verwaltung und wirtschaftliche Entwicklung.“

Einige Experten, darunter Farr, haben eine „autonome, multi-religiöse, multi-ethnische ‘Sicherheitszone’“ vorgeschlagen, die ermöglichen soll, dass Christen in ihrer angestammten Heimat leben können.

Vorbild hier wären eventuell vergleichbare UN-Zonen der Vergangenheit, in denen internationale Schutztruppen die Bevölkerung vor dem Genozid und weiteren Angriffen durch den IS oder andere muslimische Milizen schützen müssten.

Selbst Farr räumt ein: Vieles müsste geschehen, bevor dieser Plan realistisch und realisierbar ist. Neben militärischem Schutz bräuchte eine solche Zone „eine interne Polizei, wirtschaftliche Anreize, gerechte und effektive Regierung, Behandlung für Traumata und psychologische Leiden, sowie Versöhnungsmechanismen“.

Außerdem müssten benachbarte Länder einer solchen Zone zustimmen, ebenso wie das irakische Kurdistan und die irakische Zentralregierung, so Farr.

Nach einer bestimmten Zeit könnte aus einer „Sicherheitszone“ hoffentlich eine semi-autonome Provinz werden, so Johnny Oram, Geschäftsführer der Chaldäisch-Assyrischen Wirtschaftsallianz in seiner schriftlichen Aussage zur Anhörung.

Die Region müsste sich selber regieren und schützen können müssen, betonte Oram. Nur so könne das Vertrauen der verfolgten Minderheiten wiederhergestellt werden.

Eine Zukunft für Christen

Eine völlig andere Vision für die Christen der Region hat Stephen Hollingshead, von der Gruppe In Defense of Christians. Die IDG ist eine Organisation zur Verteidigung der verfolgten Christen. „Diese UN-’Sicherheitszonen’ haben eine sehr durchwachsene Erfolgsbilanz“, sagte er. „Sie sind generell nicht sicher, und mit einer Ausnahme sind sie nie wirtschaftlich autark.“

Hollingshead leitet das Haven Project der IDG. Er plädiert nicht für eine vorübergehende Sicherheitszone, sondern gleich ein eigenständiges Territorium für Christen und andere Minderheiten, sei es ethnische oder religiöse – Dorf für Dorf.

Christen könnten hier nicht nur überleben, sondern blühen und sich selbst versorgen, schützen und um sich selbst genauso kümmern wie Handelspartner in der Region, so Hollingshead.

Die Nineveh-Ebene liegt zwischen Mossul im Westen und dem irakischen Kurdistan im Norden und Osten. Sie wäre für Hollingshead der geeignete Ort: Christen, die dort seit vielen Jahrhunderten leben, könnten die fruchtbare Ebene weiter landwirtschaftlich nutzen, sich selbst verwalten und vor aggressiven schützen.

Auch dieser Plan hat viele Variablen, räumt Hollingshead ein. Das sind einmal die kurdischen Peschmerga. Sie würden die Ebene einfach annektieren, sobald der IS besiegt wurde, wenn man sie ließe, so Hollingshead. Deshalb müssten Christen und Jesiden auch mit eigenen Kampfverbänden an der Bezwingung des IS beteiligt werden. Nur so wären sie gleichberechtigte Partner bei Friedensverhandlungen.

„Ich glaube, dass die Kurden bereit wären, eine Vereinbarung zu treffen – und ich bitte die USA, eine solche Verhandlung zu führen“, fuhr er fort. Hollingshead ist überzeugt: Die Kurden wären dazu bereit, ihren Anspruch auf die Ebene gegen eine Anerkennung ihres eigenen Rechts auf Selbstbestimmung durch die USA einzutauschen.

Eine solche Lösung ist alles andere als gewährleistet: Christen der Region haben nicht vergessen, dass ich die Kurden am Vökermord gegen die assyrischen Christen vor einem Jahrhundert beteiligten. Und sie sind bis heute argwöhnisch den Peschmerga gegenüber, betont Naomi Kikoler, stellvertretende Direktorin des Simon Skjodt Zentrums für die Prävention von Völkermord am US Holocaust Memorial Museum.

„Religiöse Minderheiten haben weiterhin wenig Vertrauen in die irakischen Sicherheitskräfte und die kurdischen Peschmerga. Sie werfen ihnen vor, sie im Stich gelassen zu haben, als der IS die Niniveh-Ebene angriff“, sagte Kikoler in einem schriftlichen Statement, dass am 26. Mai vor dem House Foreign Affairs Committee verlesen wurde.

„Viele haben weiterhin den Eindruck, als Bauern im politischen Schachspiel zwischen der irakischen Regierung und der kurdischen Regionalregierung um die umstrittenen Regionen verwendet zu werden“. Mit der Folge, dass sich religiöse Minderheiten darüber Sorgen machen, von wem und wie ihre Heimat regiert werde, sollten sie je zurückkehren.

Doch der Plan, darauf beharrt Hollingshead, ist möglicherweise die beste Chance für Christen und Jesiden auf eine langfristig sichere und stabile Heimat in der Region. „Man schiesst nicht auf Leute, mit denen man Handel treibt“, so Hollingshead. Wenn zwischen assyrischen Christen, Kurden und anderen gute Wirtschaftsbeziehungen gegenseitigen Wohlstand sicherten, dann führe dies zu Stabilität und Sicherheit.

So wie der Sindschar-Berg vom Islamischen Staat befreit wurde: So könnten, Schritt für Schritt, auch die Dörfer der Christen und Jesiden befreit werden, meint Hollingshead; durch kurdische, christliche und jesidische Kampftruppen, mit Unterstützung aus der Luft durch US-Streitkräfte. Mit Startkapital ausländischer Investoren könnten neue Betriebe und dadurch Arbeitsplätze entstehen. Ob und wie ein solcher Plan umsetzbar ist und wirklich umgesetzt werden könnte, ist freilich noch unklar – so oder so müßten Experten der internationalen Gemeinschaft, und vor allem der USA, die Region weiterhin sehr genau beobachten. (CNA Deutsch)