USA: Traditionalisten fordern Papst zum Rücktritt auf

USADringender Appell an Papst Franziskus: Traditionalistische Katholiken aus den USA haben das Kirchenoberhaupt dazu aufgefordert, seinen Kurs zu ändern oder zurückzutreten. Die Zeitschrift „The Remnant“ veröffentlichte zum 8. Dezember auf ihrer Webseite einen offenen Brief an den Papst. Eine „wachsende Zahl von Katholiken, darunter Kardinäle und Bischöfe“, begänne einzusehen, dass das Pontifikat „der Katholischen Kirche schweren Schaden zufügt“, heißt es darin unumwunden. „Sie, Heiligkeit, sind nicht im Besitz der Fähigkeit oder des Willens, das zu tun, was die Pflicht jedes Papstes ist“, so der von 13 besorgten Gläubigen namentlich unterzeichnete Brief. „The Remnant“ steht der Piusbruderschaft nahe.

„Mehr als einmal“ habe Papst Franziskus „eine offene und alarmierende Feindseligkeit bezüglich der Lehren, der Disziplin und der traditionellen Gebräuche der Katholischen Kirche“ sowie ihrer Verteidiger an den Tag gelegt und sich stattdessen um „soziale und politische Fragen“ gesorgt, die „die Kompetenzen des Römischen Pontifex übersteigen“.

Begleitet wird der offene Brief von einer Broschüre in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Rumänisch, die Papst Franziskus eine lange Liste von Verfehlungen zur Last legt. Statt der Lehre der Kirche verbreite der amtierende Papst „die eigenen Ideen“, die nach Ansicht der Verfasser der Broschüre bis hin zur „manifesten Irrlehre“ reichen, heißt es in Punkt eins mit besonderem Verweis auf das päpstliche Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“ von 2013. Überdies mache Franziskus apostolische und kirchliche Traditionen lächerlich. Drittens sei die vom amtierenden Papst einberufene Familien-Bischofssynode „ein klarer Versuch, die unfehlbare Lehre der Kirche über Ehe, Fortpflanzung und Sexualität zu verwässern und anzupassen“. Viertens werfen die Schreiber Papst Franziskus vor, nicht genug über Themen wie Abtreibung oder Verhütung und zu viel über Klimawandel zu sprechen, „während die islamistischen Fanatiker die Christen im Nahen Osten, Afrika und im Herzen von Europa selbst abschlachten“. Die Punkte fünf und sechs betreffen die Ökumene, danach geben die Verfasser die Nummerierung auf und gehen in einer langen Anklageschrift chronologisch vor.

„The Remnant“ ist eine 1968 gegründete, zweimal monatlich erscheinende US-amerikanische Zeitschrift, die der schismatisch orientierten Priesterbruderschaft St. Pius XI. nahesteht. Franziskus‘ Vorgänger Papst Benedikt XVI. hatte versucht, auf die kurz „Piusbruderschaft“ genannte Vereinigung von Erzbischof Marcel Lefebvre zuzugehen. „The Remnant“ berichtete positiv über das Pontifikat von Papst Benedikt . (rv)

Italien/Bolivien: Kardinäle Furno und Terrazas Sandoval verstorben

Kardinal Furno Kardinal Terrazas SandovalAm Mittwoch, den 09. Dezember sind die Kardinäle Carlo Furno und Julio Terrazas Sandoval verstorben. Der italienische Kardinal Furno war von 1997 bis 2004 Erzpriester der Patriarchalbasilika S. Maria Maggiore und ist mit 94 Jahren in Rom verstorben. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 1994 zum Kardinal erhoben. Der aus Bolivien stammende Kardinal Terrazas Sandoval war von 1991 bis 2013 Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra und wurde ebenfalls von Johannes Paul II. 2001 in den Kardinalsstand erhoben. Er ist mit 79 Jahren verstorben.

Das Kardinalskollegium umfasst somit noch 117 wahlberechtigte und 99 nichtwahlberechtigte Purpurträger. (vh)

D: Bischof Mussinghoff von Aachen tritt zurück

Bischof MussinghoffDas Bistum Aachen ist vakant: Papst Franziskus hat den Rücktritt von Bischof Heinrich Mussinghoff aus Altersgründen angenommen. Das gab der Vatikan an diesem Dienstag bekannt. Mussinghoff war vergangenen Oktober 75 Jahre alt geworden. Bei Erreichen dieser Altersgrenze sind die katholischen Bischöfe dazu verpflichtet, dem Papst ihren Amtsverzicht anzubieten. Nun läuft das Verfahren zur Bestimmung eines neuen Bischofs für Aachen an. Mussinghoff leitete in der Deutschen Bischofskonferenz seit 2006 die Unterkommission zu Fragen des Judentums in der Ökumenekommission. (rv)

 

50 Jahre Zweites Vatikanum: „Jeder soll Missionar sein“

Erzbischof Schick„Ad gentes“ – „Zu den Völkern“ – Man könnte es als das 1492, die Entdeckung der Neuen Welt des Vatikans bezeichnen. Die katholische Kirche entdeckt ihren ursprünglichen Auftrag neu, nämlich allumfassend, für die ganze Welt da zu sein. Papst Paul VI. hat das Dekret für die Missionstätigkeit der Kirche am 7. Dezember 1965 verabschiedet. Es sei eine Initialzündung für die Öffnung der Kirche gewesen. Das sagte der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, Weltkirchenbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, 50 Jahre nach dem Ende des zweiten Vatikanischen Konzils: „Wir hatten ja bis zum 2. Vatikanischen Konzil vor allen Dingen Europa im Blick, und vielleicht Nordamerika. Aber die große weltweite Kirche haben wir weniger im Blick gehabt. Das 2. Vatikanische Konzil hat wirklich aus der europäischen Kirche eine Weltkirche gemacht. Und in diesem Zusammenhang ist natürlich auch die Mission weltweit geworden.“

Die Kirche hat sich mit dem Zweiten Vatikanum der Welt geöffnet. Die Kirche hat sich neu um die Bedeutung des Wortes „katholisch“ – „allumfassend“ bemüht. Schick ist überzeugt davon, dass die Länder außerhalb Europas wichtige Impulse geben können: „Wir müssen den missionarischen Geist immer wieder erneuern, gerade auch jetzt, auch in Europa. Wir sollten uns viel mehr um die Kirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika mühen, weil wir auch von diesen Kirchen neue Initiative, neue Kraft bekommen. Wir können ihnen sicher materiell helfen, in dem, was wir so an guten, hilfreichen Strukturen aufgebaut haben, aber dort ist junger, frischer Glaube, frischer Wind des heiligen Geistes, der uns neu beleben kann.“

Ad gentes hat sich an eine neue Bestimmung des Begriffs „Mission“ gewagt. Bis zum Konzil sei Mission hauptsächlich durch Rom und die Bischöfe passiert. Schick betonte, dass das Revolutionäre des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen sei, „dass jetzt alle daran teilnehmen, und eigentlich jeder, der getauft ist, Missionar sein soll und die Taufe jeden Menschen begabt, aber auch verpflichtet, missionarisch tätig zu werden, das ist das Neue an Ad gentes. Und das ist auch noch nicht alles realisiert, da müssen wir dranbleiben und weiterwirken.“

Ad Gentes spricht Themen an, die für Europa, aber auch alle anderen Teile der Welt relevant sind. Das Dokument solle laut dem Erzbischof fortgeführt und neu geschrieben werden: „Wir brauchen eine neue Durchdringung unserer Welt mit dem Evangelium. Das Evangelium bringt Frieden, Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Menschenwürde und Menschenrechte. All das wird in Ad gentes angesprochen. Ich denke, wir brauchen unbedingt eine neue Kraft, eine neue Initiative für die Mission, damit unsere Welt auch eine bessere wird.“

Ausführlich beschäftigt sich Radio Vatikan mit Ad gentes am 15. Dezember in der Radioakademie. Im Fokus wird dabei die Umsetzung des Konzilsdokuments in der Praxis sein. (rv)

Österreichische Bischöfe treffen sich zu Vollversammlung

Kardinal SchönbornDie österreichische Bischofskonferenz tagt ab Montag unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn im Salzburger Benediktinerstift Michelbeuern. Die Hauptthemen der Bischofskonferenz seien sehr vom Pontifikat von Papst Franziskus geprägt, so Paul Wuthe, Leiter des Medienreferats der Österreichischen Bischofskonferenz, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Schwerpunkt der Vollversammlung liege auf einer Nachbesprechung der Familiensynode mit den beiden Teilnehmern Kardinal Schönborn und dem Vorarlberger Bischof Benno Elbs.

Eine Sache werde dabei besonders in den Fokus gerückt: „Jenes Thema, das ja in der Bischofssynode dann nicht mehr eigens besprochen wurde, nämlich die Vereinfachung des Ehenichtigkeitsprozesses – hier gibt es seit September auf Initiative des Papstes neue rechtliche Regelungen. Diese müssen umgesetzt werden und damit man hier auch in den österreichischen Diözesen eine gemeinsame Vorgehensweise festlegt, gibt es dazu einen Tagesordnungspunkt, wo intensiver auch mit Offizialen aus den Diözesen beraten werden wird.“

Dringenden Diskussionsbedarf für die Bischöfe gibt es, laut Wuthe, außerdem in der Flüchtlingsthematik. Heuer werden in Österreich rund 85.000 Menschen um Asyl ansuchen. Mehrere Hunderttausend sind in den letzten Wochen in Österreich angekommen – sei es auf ihrem Weg nach Deutschland oder in andere Länder. Wuthe machte deutlich, dass die katholische Kirche in Österreich neben dem Staat jene Organisation sei, die sich am intensivsten mit Flüchtlingen befasst: „Kirche hat hier sehr vieles getan, vieles ist noch zu tun, aber es zeigt sich natürlich auch, dass diese Fragen sowohl Kirche, Gemeinden, Staat, Gesellschaft in einer Weise betreffen, und auch zu spalten drohen oder zumindest sehr ambivalent behandelt werden, dass hier die Bischöfe auch darüber beraten werden und, so ist anzunehmen, eine deutliche Positionierung vornehmen.“

Ein weiteres Thema der Bischofskonferenz werde die Umweltenzyklika des Papstes sein. Die Bischöfe werden sich an einem eigenen Studientag mit Laudato Si beschäftigen: „Es gibt eine ganze Maßnahmenpallette, die auch schon einen guten Sitz im Leben der Kirche haben, und wo es weitere Anstrengungen geben muss. In der Fastenzeit ist ja die Aktion Autofasten bekannt, um die eigene Mobilität auch auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit hin zu überprüfen und so ein prüfungsgerechtes Handeln zu fördern. Es geht also darum, Laudato Si auf die österreichische Situation hin zu lesen und konkret anzuwenden.“ (rv)

Neuer Primas von Belgien: Jozef De Kesel

Kardinal Martinez SistachPapst Franziskus hat neue Erzbischöfe für zwei wichtige europäische Diözesen ernannt. Jozef De Kesel tritt an die Spitze des Erzbistums Mecheln-Brüssel, und Juan José Omella Omella wird Erzbischof von Barcelona. Beide Ernennungen wurden an diesem Freitag im Vatikan bekannt. De Kesel, der bisherige Bischof von Brügge, folgt in der belgischen Hauptstadt-Erzdiözese auf den 75-jährigen Erzbischof André Léonard, dessen Rücktritt aus Altersgründen Franziskus zugleich annahm. Traditionsgemäß ist der Erzbischof von Brüssel zugleich Primas von Belgien und Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz. Erzbischof Léonard war seit 2010 im Amt, wurde aber nicht zum Kardinal erhoben. Jozef De Kesel, Jahrgang 1947, stammt aus Gent und promovierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom über die Theologie Rudolf Bultmanns. Von 2002 bis 2010 wirkte er als Weihbischof und Generalvikar in Brüssel.

Als Erzbischof von Barcelona löst Juan José Omella Omella löst den 78-jährigen Kardinal Lluís Martínez Sistach ab. Der aus Saragossa stammende Omella war seit 2004 Bischof von Calahorra-La Calzada-Logroño in der Region La Rioja gewesen. – Mit Erreichen des 75. Lebensjahres ist jeder Bischof der Weltkirche dazu verpflichtet, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. (rv)

D: „Gutes Gleichgewicht zwischen Rom und Ortskirchen“

Erzbischof SchickDer Bamberger Erzbischof Ludwig Schick befürwortet den Versuch von Papst Franziskus, den Ortskirchen mehr Lehr- und Entscheidungsautorität anzuvertrauen. An sich habe die Kirche das Prinzip der Subsidiarität schon immer praktiziert, sagte Schick im Gespräch mit Radio Vatikan, mitunter habe aber „die obere Autorität mehr getan und mehr an sich gezogen und damit die untere beschnitten. Papst Franziskus versucht jetzt ein gutes Gleichgewicht zu schaffen zwischen der Gesamtkirche, in der der Papst zuständig ist, und den Ortskirchen, für die die Bischöfe zuständig sind.“ Die Autorität und der Dienst der Einheit des Papstes seien aber wichtig, „damit wir katholische Kirche bleiben, die auch eine gemeinsame Identität weltweit hat“.

Die pastorale und karitative Arbeit müsse dann aber vor Ort getan werden. Das könne durchaus auch sehr gut funktionieren, so Erzbischof Schick, der im deutschen Episkopat für die Weltkirche zuständig ist. Voraussetzung sei freilich auch, dass die Ortskirchen selbst ihre Verantwortung wahrnähmen.

„Papst Franziskus will mehr Verantwortung den einzelnen Kirchen anvertrauen, wobei er den Kirchen auch sagt: Jetzt macht aber auch voran und nehmt eure Verantwortung wahr! Denn es war im Laufe der Geschichte auch öfter so, dass man gern von unten nach oben delegiert hat, um nicht Verantwortung zu übernehmen. Es muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gesamtkirche und den Diözesen bestehen, und jeder muss tun, was dem Evangelium und unserem Glauben entspricht. Ich meine, der Papst sieht das klar und richtig und jetzt ist es wichtig, dass wir vor Ort mit ihm vereint unsere Aufgaben erfüllen.“

Erzbischof Schick äußerte sich in einem längeren Interview zum Konzilsdekret „Christus Dominus“ über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche, dessen Verabschiedung durch das Konzil sich am 28. Oktober zum 50. Mal jährte. Das gesamte Interview ist Teil der 16-teiligen „Radioakademie“ von Radio Vatikan zu den 16 Konzilsdokumenten. CDs dieser Sendereihe verschickt Radio Vatikan gegen eine Spende. (rv)

Personalkarussell in Italiens Kirche dreht sich

Kardinal RomeoNeue Erzbischöfe für Palermo und Bologna: Der Papst hat an diesem Dienstag wichtige Ernennungen für die italienische Kirche vorgenommen. Zum neuen Erzbischof von Palermo ernannte Franziskus den bisherigen Pfarrer Corrado Lorefice; er wird Nachfolger von Kardinal Paolo Romeo. Ins Erzbistum Bologna schickt der Papst seinen bisherigen römischen Weihbischof Matteo Maria Zuppi; er folgt im Amt des Erzbischofs Kardinal Carlo Caffarra.

Der neue Erzbischof von Palermo ist für seinen Einsatz gegen die Mafia bekannt. Er war in der Berufungspastoral der sizilianischen Kirche ein Mitarbeiter des seligen Don Pino Puglisi, der 1993 von einem Mafia-Kommando ermordet wurde. Daran erinnert Lorefice einem ersten Brief an sein neues Erzbistum: Er wolle „weiter für eine Kultur der Rechtsstaatlichkeit“ eintreten, und zwar „zusammen mit den Leitern der Behörden und den militärischen Verantwortlichen“.

Bolognas neuer Erzbischof Zuppi kommt aus Rom, wo er seit 2012 Weihbischof ist; er ist der Sohn eines bekannten „Osservatore Romano“-Journalisten und war geistlicher Begleiter der Basisgemeinschaft „Sant’ Egidio“, auch bekannt als die „UNO von Trastevere“. Mit Bologna übernimmt Zuppi ein Erzbistum, an dessen Spitze in den letzten Jahrzehnten immer Repräsentanten des eher konservativen Teils der italienischen Kirche standen, zuletzt der 78-jährige Kardinal Carlo Caffarra.

Eine weitere Ernennung von Papst Franziskus an diesem Dienstag betrifft den Vatikan: Der bisherige Generalvikar des Erzbistums Modena, Giacomo Morandi, wird Untersekretär der Glaubenskongregation. Der 50-Jährige ist Bibel-, Patristik- und Evangelisierungs-Experte.

(rv)

Papst besuchte gestürzten Kardinal im Spital

Kardinal EtchegarayAm Sonntagabend hat Papst Franziskus privat den französischen emeritierten Kurienkardinal Roger Etchegaray im Krankenhaus besucht. Der langjährige Vatikanzuständiger für Gerechtigkeit und Frieden hält sich derzeit in Behandlung in der Gemelli-Klinik in Rom auf. Während der Abschlussmesse zur Synode am Sonntag habe der 93-jährige Kleriker das Gleichgewicht verloren und sich eine Fraktur am linken Oberschenkelknochen zugezogen. Papst Franziskus sei, laut Vatikannote, eine viertel Stunde bei dem Kardinal geblieben und habe ihn gesegnet. Etchegaray sei in einem guten Zustand, müsse jedoch operiert werden, so die Vatikannote.

Der Kardinal sei bereits 2009 mit einem Sturz während der Christmette in die Geschichte eingegangen: Er war von einer Italienerin umgeworfen worden, die auf Papst Benedikt XVI. zugerannt war. Dabei hatte Etchegaray sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. (rv)

Kardinal Korec r.i.p.

Kardinal KorecEine der großen Gestalten des Kardinalskollegiums ist tot: Kardinal Ján Chryzostom Korec starb an diesem Samstagmittag. Er war 91 Jahre alt geworden.

Korec war Jesuit, emeritierter Bischof von Nitra in Slowenien und während des kommunistischen Regimes in der Tschecheslowakei eine der führenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche im Untergrund. Sein Einsatz für Freiheit und Demokratie inspirierte viele Dissidenten verschiedenster Couleur. Schon mit 27 Jahren wurde Korec 1951 heimlich zum Bischof geweiht. Neun Jahre lang arbeitete er in einer Fabrik und wirkte gleichzeitig als Untergrundbischof und –priester; als seine Tarnung 1960 aufflog, wurde er wegen Verrats zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Ein Schicksal, das er mit vielen anderen Priestern teilte: Etwa 200 Priester und sechs Bischöfe begegneten ihm hinter Gittern.

„Die Nacht der Barbaren“

Während des Prager Frühlings 1968 kam der Schwerkranke auf freien Fuß und konnte zum ersten Mal öffentlich die Messe feiern. Im Jahr darauf wurde er vom Regime rehabilitiert und durfte zu einer Begegnung mit Papst Paul VI. nach Rom reisen. Dabei erhielt er – 18 Jahre nach der Bischofsweihe – seine Bischofsinsignien, die er allerdings erst nach der Wende 1989 in der Öffentlichkeit tragen konnte.

Nach der Freilassung arbeitete Korec in Bratislava zunächst als Straßenkehrer, später als Arbeiter in einer Chemiefabrik. 1974 wurde er erneut zu einer Haftstrafe verurteilt, diesmal zu vier Jahren. Wegen seiner Krankheit kam er aber auf freien Fuß und konnte weiter in der Fabrik arbeiten. Etwa 120 Priester hat Ján Chryzostom Korec während des kommunistischen Regimes heimlich geweiht.

Nach der Wende wurde Korec 1990 Bischof von Nitra, ein Jahr später Kardinal und zeitweise auch Vorsitzender der Slowakischen Bischofskonferenz. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter das in viele Sprachen übersetzte „Die Nacht der Barbaren – Als Geheimbischof in der Kirche des Schweigens 1950–1970“. 2014 würdigte ihm die slowakische Post zu seinem 90. Geburtstag mit einem Sonderstempel.

Mit Korec’ Tod sinkt die Zahl der Kardinäle auf 218. 118 von ihnen wären nach heutigem Stand zur Teilnahme an einem Konklave berechtigt. (rv)