Kardinal Dolan: Neue Minderheit in der Kirche

Kardinal DolanKardinal Timothy Dolan von New York nennt die Bemühungen der Bischofssynode um Inklusion „sehr erfrischend“. Auf seinem Blog schreibt er: „Die Kirche, unsere geistliche Mutter, nimmt alle auf, besonders die, die sich ausgeschlossen fühlen können“. Als Beispiele nennt Dolan unter anderem Homosexuelle, Geschiedene oder Flüchtlinge.

Allerdings gebe es aus seiner Sicht mittlerweile „eine neue Minderheit in der Welt und sogar in der Kirche“, fährt der Kardinal fort. Er denke da an „die, die alles tun, um Tugend und Treue zu bewahren“, etwa Ehepaare, die „trotz aller Schwierigkeiten“ an der Unauflöslichekeit der Ehe festhielten, kinderreiche Familien oder Homosexuelle, die „keusch leben“ wollten. „Diese wunderbaren Menschen haben heute oft das Gefühl, in unserer Kultur und manchmal sogar in unserer Kirche nur eine Minderheit zu sein.“

Dolan wörtlich: „Wer unterstützt diese Menschen? Das Fernsehen? Die Zeitungen? Das Kino? Vergessen Sie’s! Sie schauen auf die Kirche, sie schauen auf uns, um Zuspruch und Unterstützung zu erfahren, ein Gefühl der Inklusion. Wir können sie nicht fallen lassen!“ (rv)

Die Teile einer Reise: Ein Kommentar

Bernd HagenkordWas haben die USA und Kuba gemeinsam? Was verbindet die beiden Länder, die beide in einer Reise von Papst Franziskus besucht werden? Gar nicht so einfach zu sagen. Die schnelle Antwort wäre natürlich die Öffnung der beiden Staaten füreinander, bei der der Papst Hilfestellung geleistet hat. Die Reise betont, der Papst hat die Gelegenheit wahrgenommen, deswegen die beiden Staaten in einer Reise.

Das stimmt, und doch ist es zu kurz. Papst Franziskus hatte ja nicht nur eine Absicht, sondern er hat auch gesprochen. Wenn man den Doppelbesuch nun nach dem Ereignis, in der Rückschau, betrachtet, dann ergeben sich noch andere Bilder als im Blick von vorne.

Der Vatikanist John Allen hat die Botschaft des Papstes an das Regime in Kuba so formuliert: die Herausforderung des Papstes lag darin, dass er den Menschen ein „alternatives Narrativ“ darüber angeboten habe, was es heißt, Kubaner zu sein. Kurz: die Revolution ist nicht alles. So kann man das natürlich für die USA nicht übertragen, und doch liegt darin eine Brücke der beiden Besuche. Vor dem US Kongress hat der Papst über das Machen von Politik gesprochen, von Träumen, die sich in politisches Handeln übersetzen durch die Verantwortung, die Menschen – er nannte Lincoln, King, Day und Merton – wahrnehmen. Auch hier liegt die Frage nach Identität versteckt: lasse ich mich in der parteipolitischen Polarisierung gefangen nehmen oder schaffe ich als Politiker den Blick über all das hinaus? In der Struktur ist die Anfrage nicht sehr viel anders als das, was er in Kuba sagte, nur dass es in den USA konstruktiv war, in Kuba eher subversiv.

Obwohl: direkt nach der Rede des Papstes ging das normale politische Tagesgeschäft weiter und der Senat hatte erst einmal mit einem Filibuster zu tun, einem Instrument das Debatte und Abstimmung verhindern soll. Vielleicht täte etwas Subversivität auch den USA ganz gut.

Eine zweite Klammer gibt es: die Familie. Das ist eine Klammer, die der Papst ganz bewusst schon vorher gesetzt hat, als er seine Kuba-Reise auch mit einem Familientreffen enden ließ. In der Wahrnehmung außerhalb der USA ist dieses Thema kaum aufgegriffen worden, was erstaunlich ist, beginnt doch eine Woche nach Ende der Reise die Versammlung der Bischofssynode zu diesem Thema, die mit riesigen Erwartungen aufgeladen ist. Der Papst will aber nicht nur über Familie sprechen, sondern auch bei den Treffen von Familien dabei sein. Das ist die Botschaft, die ich darin lese.

Emotional liegt Kuba bereits weit in der Vergangenheit, was natürlich Unsinn ist, bei der Intensität einer solchen Reise aber verständlich. Da tut es gut, sich die verbindenden Linien noch einmal vor Augen zu führen, bevor der Papst in Philadelphia in die Zielgerade seiner Reise einbiegt.

Aus Philadelphia Pater Bernd Hagenkord (rv)

Kardinal Ortega: Dialog-Modell für die Welt

Kardinal Robles OrtegaDas Aufweichen des US-Embargos gegen Kuba zwei Tage vor der Papstreise ist ein außerordentliches Zeichen. So bewertet der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, die Entscheidung Präsident Barack Obamas, Reise- und Geldverkehr zwischen den beiden Nachbarländern in gewissem Maß zu erlauben. „Angekündigt hat er es ja schon bei der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen, es fehlte aber bislang noch an den konkreten Entscheidungen.“ Die seien aber wichtig dafür, dass das Versprochene auch wirklich Realität werde. Kardinal Ortega äußerte sich in einem ausführlichen Interview mit Radio Vatikan kurz vor Ankunft von Papst Franziskus in seinem Bistum. Er glaube, damit sende Obama ein Signal, so Ortega, dass er die Absichten von Papst Franziskus verstanden habe. „Es stimmt, der Papst war kein Vermittler, er hat auch selber gesagt, dass er kein Vermittler gewesen sei, er war aber vielleicht etwas Wichtigeres als ein Vermittler, er war ein Initiator.“ Die Fähigkeit des Papstes, die Herzen der Menschen zu bewegen, sei außergewöhnlich.

So sei auch die Videobotschaft des Papstes von diesem Donnerstag mit „stillem Respekt“ im Land entgegen genommen worden, es sei deutlich geworden, dass hier der Hirte der universalen Kirche spreche und zwar über Liebe, Vergebung und Glauben. Man habe sich daran gewöhnt, dass der Papst empfangen werde wie ein Staatschef und wie der „Heilige Vater“, „aber dieser Papst hat mit der Sprache eines Priesters gesprochen, der mit Menschen spricht, um mit ihnen über das zu sprechen, was das Wichtigste ist.“ Man spreche über den Papst oft als über jemanden, der Einfluss habe in der Welt und dessen Botschaften gewichtig seien. „Das alles ist wahr“, sagt der Kardinal. „Seine moralische Autorität ist außergewöhnlich. Aber der Papst kommt, um unseren Glauben zu stärken an die Liebe Jesu, er kommt als Missionar der Barmherzigkeit, und diese Barmherzigkeit besteht darin, den Nächsten in dessen Realität zu begegnen.“

Volksglauben: Eine lebendige Kirche

Kardinal Ortega wehrt sich gegen die Aussage, die Kirche in Kuba sei eine Minderheit, das stimme nicht. Auch wenn die aktiven Katholiken nicht viele seien, man lasse weiter Taufen, die Menschen kennen Vater Unser und Ave Maria und es gebe einen weit verbreiteten Volksglauben, den man nicht vernachlässigen dürfe. Die soziologische Sicht Westeuropas, Messbesucher zu zählen, komme nicht weit beim Verstehen des Glaubens auf der Insel. Viel Messbesuch gebe es auch in Europa nicht, „in Lateinamerika ist das viel weniger, in Kuba noch viel weniger. Das heißt aber nicht, dass die Leute nicht für Verstorbene beten, Heiligenfeste feiern, in die Kirche kommen oder Wallfahrten zu den verschiedenen Heiligtümern machen. Es gibt eine Religiosität, die vielleicht nicht aufgeklärt ist oder ausgebildet, sie braucht Verkündigung. Aber es ist diese Religiosität, weswegen die Kirche lebendig ist.“ Papst Franziskus kenne diesen Volksglauben und wisse um die Wichtigkeit für das Leben der Kirche. Er kenne die Probleme des Synkretismus, der leider auch immer dabei sei. Deswegen habe er eine Videobotschaft gehabt, welche die Menschen anspreche.

Dialog ist der neue Name für Liebe

Kardinal Ortega empfängt mit Papst Franziskus bereits seinen dritten Papst, seit 1991 ist er Erzbischof von Havanna. Trotzdem sei es ein vierter Papst, welcher der Kirche Kubas quasi ihr Motto gegeben habe, Paul VI. „Er hat gesagt, dass der Dialog der neue Name für die Liebe sei, damit hat er uns einen unvergesslichen Satz hinterlassen. Auch Johannes Paul II. war ein Mann des Dialogs, er ist um die Welt gereist und hat die Kirche der Welt geöffnet. Sein Satz an uns, Kuba möge sich der Welt öffnen und die Welt Kuba, war ein Aufruf an uns zum Dialog.“

Als sich die beiden Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten vor zehn Monaten die Hände schüttelten, hätten beide Papst Franziskus angesprochen, „er steht am Beginn dieses Dialogs. Papst Franziskus hat dabei eine wichtige und entscheidende Rolle gespielt.“ Das sei in den Augen der meisten Menschen auf Kuba der Neuanfang der Prophezeiung Papst Johannes Pauls II. gewesen. Papst Benedikt hingegen habe eher einen theologischen Weg genommen, um über den Dialog mit der Welt zu sprechen. „Er hat uns damit ein theologisches Monument hinterlassen, das in der Zukunft wichtig sein wird, wenn auch nicht so beliebt wie die Sätze von Johannes Paul II. und Paul VI. Seine Gedanken haben auch tiefen Einfluss auf Papst Franziskus. Er hat aber eine andere Persönlichkeit, er ist Lateinamerikaner, jemand, der unsere Sprache spricht, hier wird er einfach verstanden und das weiß er. Er setzt fort, was die Päpste vor ihm begonnen haben, aber in einem neuen Stil.“

Erst Kuba und dann die Welt

Aber das Ganze geht nicht nur Kuba an. Eindrücklich erinnere er sich an die Rede von Papst Franziskus an das diplomatische Corps im Vatikan. Dort habe er Kuba und die USA zu ihren sich wandelnden Beziehungen beglückwünscht. „Er sagte damals auch, dass er das als Modell für die Welt vorstellen wolle. Deswegen ist diese Reise nicht nur für Kuba und die USA, nicht nur für Lateinamerika. Wir haben das auch bei den Atom-Verhandlungen mit dem Iran gesehen: auch das hat funktioniert. Der US-Außenminister John Kerry hat mir das direkt gesagt, als er praktisch aus Wien von diesen Verhandlungen zu uns kam: Der Papst hat auch da seinen Einfluss gehabt. Der Papst kann noch viel in diesem Sinn in der Welt bewirken und die Welt hat noch viel Kapazität für mehr Menschlichkeit. Diese Reise wird das alles fördern.“

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord (rv)

Kurienkardinal reist doch nicht nach Nepal

Kardinal FiloniKurienkardinal Fernando Filoni muss seine Reise nach Nepal absagen. Das teilte der Vatikan an diesem Dienstag mit. Der Präfekt der Missionskongregation hatte das südostasiatische Land eigentlich besuchen sollen, um seine Solidarität mit den Opfern der Erdbeben vom April zu zeigen. Grund für die Absage sind Sicherheitsbedenken. Nepal wird derzeit von heftigen, landesweiten Protesten gegen die Regierung geprägt. Dabei geht es nicht um die Aufbauhilfen nach den Erdbeben, sondern um die neue Verfassung, die die Mächtigen in Katmandu durchsetzen wollen. Filoni will seine Reise nicht für politische Zwecke missbraucht sehen und zu einem späteren Termin nach Nepal fliegen. Der Besuch in Nepal wäre Filonis dritte Etappe seiner Asienreise gewesen, die ihn bisher nach Bangladesch und Indien geführt hat. (rv)

Auch ein deutsches Ehepaar reist zur Synode

Kardinal Walter KasperDer Vatikan hat die offizielle Teilnehmerliste der kommenden Bischofssynode veröffentlicht. Neben den Vertreter aller Bischofskonferenzen und Ostkirchen sowie Gästen anderer Konfessionen wurden auch die von Papst Franziskus direkt berufenen Vertreter bekannt. Unter ihnen ist wie bereits bei der Synode im vergangenen Jahr der deutsche Kurienkardinal und emeritierte Präsident des vatikanischen Ökumene-Rates, Kardinal Walter Kasper; er hatte 2014 mit einem Grundsatzreferat über Ehe und Familie den synodalen Prozess zu diesem Themenkreis eröffnet.

Weitere Vertreter aus dem deutschen Sprachraum sind – von der Deutschen Bischofskonferenz – Kardinal Reinhard Marx (München-Freising), Heiner Koch (Berlin) und Franz-Joseph Bode (Osnabrück). Aus Österreich kommen der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, sowie Kardinal Christoph Schönborn von Wien, der als einer von 45 vom Papst Ernannten zur Synode reist. Überdies nimmt mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic ein dritter Österreicher an der Synode teil. Er wird auf der Teilnehmerliste unter den Ökumene-Vertretern aus Schwesterkirchen genannt. Aus der Schweiz wird der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, dabei sein. Unter den Ordensvertretern findet sich der Erzabt von St. Ottilien, Jeremias Schröder, auf der Synodenliste.

Neben den Geistlichen und Geweihten gibt es auch einige Ehepaare, die – wie bei der vergangenen Synode vom Oktober 2014 – an der kommenden Synode teilnehmen und ihre Erfahrungen und Zeugnisse einbringen werden. Aus Deutschland wird das Ehepaar Petra und Alois Johann Buch aus Aachen sprechen. Petra Buch ist in der diözesanen Familienseelsorge tätig. Ihr Mann wirkt als Professor für Moraltheologie beim Interdiözesanen Priesterseminar St. Lambert und ist Ständiger Diakon der Diözese Aachen.

Eine weitere deutsche Stimme bei der Synode wird der Gast der evangelischen Kirche sein: Es handelt sich um Thomas Schirrmacher. Er ist Präsident der theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz. (rv)

D: „Der Grundwasserspiegel des Dialogs ist gestiegen“

Bischof BodeNach dem Dialogprozess ist vor dem Dialogprozess: Vielleicht ist das das wichtigste Ergebnis des Beratungs- und Konferenzenmarathons. Die Bischöfe wollen den über die letzten fünf Jahre geknüpften Faden nicht mehr abreißen lassen, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode am Samstag im Gespräch mit Radio Vatikan. „Wir haben beschlossen, an dieser Art und Weise, miteinander zu sprechen, festzuhalten und das in etwa zweijährigem Takt, auf kleinerer Ebene, weiterzuführen, um diese Form des Miteinanders weiter zu pflegen.“

Mitten in der Missbrauchskrise des Jahres 2010 hatte die Gesprächsinitiative begonnen, auf Initiative der Deutschen Bischofskonferenz. An der Schlussversammlung in Würzburg nehmen zur Stunde etwa dreihundert Vertreter kirchlichen Lebens in Deutschland teil, dreißig von ihnen sind Bischöfe. Bode: „Der Grundwasserspiegel des Dialogs, des Miteinanders, auch des Aufeinander-Hörens ist erheblich gestiegen! Und wir haben hier gestern (d.h. Freitag, Anm.d.Red.) einen sehr qualifizierten Bericht aus dem Ganzen gemacht, der auch mit ganz großer Mehrheit verabschiedet worden ist, fast einstimmig. Das, glaube ich, ist etwas, das man nicht unterschätzen darf.“

Der Bericht ruft die deutschen Bischöfe unter anderem dazu auf, mehr für eine „echte Teilnahme wiederverheirateter Geschiedener am Leben der Kirche möglich zu machen“. Angesichts des Priester- und Gläubigenmangels fordert er von den in der Seelsorge Verantwortlichen mehr „Mut zum Experiment“. Kritikern werden die Formulierungen nicht weit genug gehen, doch Bischof Bode findet: „Also, ich kann das nicht gut hören, wenn behauptet wird, da sei viel geredet worden, aber nicht viel herausgekommen. Da reden wir uns selbst oft schlecht. Das finde ich ärgerlich, weil nämlich diejenigen, die etwas vorangebracht haben, dadurch geschwächt werden. Wenn man immer erst sieht, was vielleicht noch nicht gelungen sieht, aber nicht sieht, was gelungen ist.“

Zu den Errungenschaften des Dialogprozesses gehören in den Augen von Bischof Bode Änderungen am kirchlichen Arbeitsrecht, eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen und eine neue Debatte über Ehe, Familie und Sexualität. Gerade was den Ehe-und-Familie-Themenkreis betrifft, nimmt er viele Anregungen mit nach Rom, wo er im Oktober an der vatikanischen Bischofssynode teilnehmen wird. „Ich denke, am wichtigsten ist es, mit den Menschen Wege zu gehen. Dass es nicht so einen Alles-oder-Nichts-Standpunkt gibt, sondern dass man mit Menschen, die miteinander leben wollen, in ihrer Situation einen Weg geht, auch wenn sie nicht in allem sofort den vollen Zielen der Kirche genügen.“

Eine neue, weniger harte Haltung hält der Bischof auch gegenüber dem deutschen katholischen Schwangerenberatungs-Verein „Donum Vitae“ für möglich. Hintergrund ist der schwere Streit um Lebensschutz, Abtreibungen und Beratungsscheine in der deutschen Kirche vom Ende der neunziger Jahre. „Das kann nicht einfach in der Starrheit, wie es damals war, in der Situation stehenbleiben. Wir sind ja auch einige Jahre weiter.“ Der scheidende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hat die Bischöfe in Würzburg ermuntert, auf „Donum Vitae“ zuzugehen. (rv)

GB: Sterbehilfegesetz abgelehnt

GroßbritannienMit 330 zu 118 Stimmen hat das britische Parlament an diesem Freitag einen Gesetzentwurf abgelehnt, der die Sterbehilfe bei unheilbarer Krankheit und unter ärztlicher Aufsicht einführen wollte. In den vergangenen Wochen war dieses Thema heiß diskutiert worden, die Kirche hatte sich mehrfach deutlich gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen. Das Gesetz hätte ein großes Risiko für die Schwächsten Menschen der Gesellschaft bedeutet, es sei gut, dass es abgelehnt wurde, kommentierte der für gesellschaftliche Fragen in der Bischofskonferenz zuständige Bischof Peter Smith. Stattdessen müsse nun vermehrt die Palliativmedizin ausgebaut werden, so Smith in seiner Stellungnahme. (rv)

Synode: „Wer direkte Ergebnisse erwartet, wird enttäuscht“

Erzbischof Stefan Heße„Die Erwartungen an die Synode sind riesig und ich habe ernsthaft die Sorge, dass viele Erwartungen enttäuscht werden“. Das sagt Erzbischof Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, über das wichtigste und emotionalste Thema, das die weltweite Kirche derzeit diskutiert. Heße ist ein ‚Bischof in Ausbildung‘, im Januar diesen Jahres zum Erzbischof ernannt und im März geweiht, absolviert er in diesen Tagen seinen Ausbildungskurs in Rom. 125 Bischöfe nehmen daran teil, die überwiegende Mehrheit derer, die im Laufe des vergangenen Jahres zu Bischöfen geweiht wurden.

In den informellen Gesprächen unter den Bischöfen würden die Debatten um die Synode eine Rolle spielen, so Heße, man spreche über die Unterschiedlichkeit der Situationen von Ehe und Familie in der Kirche. „Ich habe den Mitbrüdern erzählt, wie das in Deutschland ist, das sieht in manchen europäischen Ländern ähnlich aus, aber in Übersee sieht die Welt ganz anders aus. Afrikaner haben wir interessanterweise keinen einzigen in dem Kurs. Ich wette, wenn da noch afrikanische Bischöfe wären, die brächten noch einmal ein anderes Licht in die ganze Diskussion.“ Heße schwärmt von der Vielgestaltigkeit der Kirche, die sich in seinem Kurs zeige. Die Situationen der Kirche sei verschieden, „die Weltkirche ist ziemlich bunt und dadurch ziemlich reich“.

Aber er empfinde es gleichzeitig auch als schwierig, die Sichtweise der eigenen, der deutschen Kirche zu vermitteln. Schade sei, wenn einiges zu schnell abgetan werde, das bedauere er. „Vieles von dem, was an Diagnose gesagt wird, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Ich bin der Meinung, dass wir erst einmal wahrnehmen müssen, was ist, um dann zu schauen, wie die Ideale, die wir als Kirche auch zurecht haben, umsetzbar und lebbar sind. Mir scheint es so zu sein, dass die Wirklichkeit der Menschen, die Wirklichkeit von Ehe und Familie sich so gewandelt hat, dass man fast davon sprechen muss, dass sie sich verflüssigt hat und dass es gar nicht mehr so leicht ist, unsere Ideale in diese veränderten Lebensformen hineinzubringen. Wie wir da eine Brücke schlagen können und das, was wir berechtigt vertreten, so vermitteln können, dass es gelebt werden kann, das scheint mir die entscheidende Frage der Synode zu sein, ohne sie auf „geschieden-wiederverheiratet“ und „Homosexualität“ zu begrenzen.“

Es gehe nicht nur um einzelne Sachfragen, so Erzbischof Heße, er würde sich wünschen, den engen Blick auf eine umfassende Perspektive zu weiten. „Die Erwartungen sind irgendwie geweckt worden, sie stehen im Raum und klar wird ja sein, dass die Synode sicherlich nicht eine Entscheidung trifft – das war noch nie bei einer Synode. Das heißt also, wer jetzt meint, einen Tag nach der Synode die Ergebnisse verkündet zu bekommen, der wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Wie differenziert man da heran geht und wie sich das weiterentwickelt, da bin ich sehr gespannt.“ (rv)

Vatikan-Außenminister: Rückkehr der Flüchtlinge garantieren

Erzbischof Paul Richard GallagherDie internationale Staatengemeinschaft muss alles dafür tun, dass diejenigen, die derzeit aus ihren Heimatländer flüchten, wieder zurückkehren können. Das fordert der vatikanische Außenminister Erzbischof Paul Richard Gallagher am Dienstag bei einer internationalen Konferenz in Paris. Das Treffen wurde von der französischen und der jordanischen Regierung organisiert und behandelte die Gewaltwelle im Nahen Osten und die Verfolgung von religiösen Minderheiten. Der beste Weg, um den Konflikt zwischen den Religionsgemeinschaften beizulegen und den religiösen Fundamentalismus zu verhindern sei der interreligiöse Dialog, so Erzbischof Gallagher. Religion könne niemals eine Rechtfertigung für Gewalt sei. An der Konferenz nahmen Vertreter aus 60 Nationen teil. Das Treffen soll nächstes Jahr in Spanien durchgeführt werden, so die Organisatoren der Konferenz. (rv)

USA: Hoffen auf „Botschaft des Zusammenhalts“ von Franziskus

USADer Erzbischof von Chicago erhofft sich von Papst Franziskus in den Vereinigten Staaten einen Impuls zur Einheit, auch im politischen Sinn. „Nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit“, sagte Erzbischof Blase Joseph Cupich im Gespräch mit Radio Vatikan rund zehn Tage vor Beginn der Papstvisite in den USA, die Franziskus nach Washington, New York und Philadelphia führen wird. Chicago ist das drittgrößte Erzbistum der Vereinigten Staaten. Franziskus hat Erzbischof Cupich dieser Tage in Rom in Audienz empfangen.

Es war ein erster Willkommensgruß an den Heiligen Vater. Der Chicagoer Erzbischof Blase Joseph Cupich nahm in Rom an einer Versammlung der Catholic Extension Society teil, die strukturschwache US-amerikanische Diözesen unterstützt. Dies nahm er zum Anlass, auch Papst Franziskus zu treffen. Dessen Besuch in den USA sieht Cupich als wichtigen Impuls für eine Gesellschaft in der Krise:

„Es gibt heute viele Probleme in den USA, das Einwanderungsgesetz muss geändert und das Geld für Bedürftige besser verteilt werden. Ich hoffe, dass der Papst uns ermutigt, in einer Einheit zusammenzustehen, uns neue Kraft gibt und uns klar macht, dass wir uns „Vereinigte Staaten von Amerika“ nennen. Das Wort „Vereinigt“ sollten wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.“

Die Botschaft Franziskus‘ an die US-Bürger sei nicht an ihre Nationalität gebunden, sondern universal, sagte der Erzbischof. Der Papst müsse die Menschen in den USA dazu aufrufen, einander mehr zu unterstützen und solidarisch zu sein.

„Ich denke, nationale Einheit ist eine wichtige Botschaft für uns in dieser Zeit. Wir sind sehr gespalten und zersplittert. Ich hoffe, er gibt uns eine Botschaft, die an unsere gegenseitige Verantwortung appelliert und die gegenseitige Unterstützung. Das wäre eine Inspiration nicht nur für die Menschen im Allgemeinen, sondern auch für unsere Politiker, die uneins sind in der Führung unserer Nation.“

Neben seinen Besuchen in Washington und New York wird Papst Franziskus auch zum Weltfamilientreffen nach Philadelphia reisen und dort die Abschlussmesse feiern. Das Treffen findet von 22. bis 27. September statt. Der erste Teil des Treffens wird ein Kongress mit mehreren Dutzend Veranstaltungen sein. Als Gäste werden etwa 20.000 Familien erwartet, dazu die offiziellen Delegationen der Weltkirche. Der zweite Teil wird ein Familien-Fest sein, zu dem auch Papst Franziskus kommt und die Abschlussmesse feiert. Hierzu werden eine Million Menschen erwartet.

Bei dem Treffen geht es um einen Austausch von Erfahrungen in der Familienpastoral – unmittelbar vor der Weltbischofssynode im Oktober in Rom. Erzbischof Cupich hofft, dass die Bischöfe mit einem offenen Geist an der Synode teilnehmen werden:

„Papst Franziskus hat betont, dass die Synode ein gemeinsamer Weg ist, auf dem wir uns begleiten, offen für den Heiligen Geist. Das ist ein großer Moment der Gnade für das Leben der Kirche. Ich hoffe, dass die Synodenteilnehmer nicht mit einem vorgefertigten Bild ankommen, sondern dass sie Christus, dem Auferstandenen, erlauben, uns voranzubringen. Sie sollten offen sein für die Einladung des Heiligen Vaters, eine Haltung der Versammlung anzunehmen.“

Erzbischof Cupich brachte dem Papst als Geschenk das persönliche Kreuz des seligen Junipero Serra, das dieser als Missionar der Franziskaner aus Spanien mitgebracht hatte und bis an sein Lebensende bei sich trug. Der Papst wird Serra, der Kalifornien missionierte, während seines USA-Besuchs heiligsprechen.

„Das war eine wichtige Geste, dem Heiligen Vater dieses Kreuz zu geben, er nahm es ganz vorsichtig in die Hand und küsste es. Er war sehr berührt davon. Er ist sozusagen der neue Franziskaner, der das Evangelium in die Vereinigten Staaten bringt. Franziskus kommt so in Berührung mit dem ersten Auftrag von Pater Serra, in die Vereinigten Staaten zu gehen. Hier schließt sich der Kreis. Wir hoffen, dass das Kreuz während seiner Heiligsprechungsmesse auf dem Altar liegen wird.“ (rv)