Heiliges Jahr: Alle Priester dürfen von Abtreibung lossprechen

Heiliges Jahr 2015/16Alle Priester der katholischen Kirche dürfen während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit von der Sünde der Abtreibung lossprechen. Das bestimmt Papst Franziskus in einem Brief, in dem er einiges zur Praxis von Beichte und Ablass während des im Dezember beginnenden Jubiläumsjahres festlegt. Normalerweise ist diese Lossprechung Bischöfen sowie jenen Priestern vorbehalten, die von ihnen den Auftrag dazu bekommen. Ausführlich schreibt der Papst über die verschiedenen Gründe, die zu einer Abtreibung führen können, beginnend vom Verlust der Sensibilität für die Annahme neuen Lebens bis zum Druck, der etwa durch Flucht und Vertreibung entsteht. „Ich weiß, dass dies eine existentielle und moralische Tragödie ist. Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen,“ so der Brief. Die Vergebung Gottes könne aber Menschen, die „mit ehrlichem und aufrichtigem Herzen das Sakrament der Versöhnung“ empfangen wollten, nicht versagt werden. Deswegen habe er „ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen“ entschieden, dass alle Priester die Lossprechung für die Sünde der Abtreibung geben können.

Ablass und Vergebung

In dem Brief, der an den Organisator des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella, gerichtet ist, erläutert der Papst ausführlich genauere Regeln, die um die Frage von Vergebung und Erlass von Sündenstrafen, also den Ablass, kreisen. Es sei sein Wunsch, dass das Heilige Jahr eine „lebendige Erfahrung der Nähe des Vaters“ werde, um „seine Zärtlichkeit gleichsam mit Händen greifen zu können“, so der Papst in dem Brief.

Papst Franziskus regelt in dem Schreiben auch die Frage der Ablässe, also des Erlasses der Strafen für begangene Sünden, die traditioneller Weise mit dem Heiligen Jahr verbunden sind. Er betont, dass die Sakramente der Beichte und der Eucharistie eine besondere Rolle bei diesen Ablässen spielen und schließt ausdrücklich das Gebet für sich und seine Anliegen in die Feiern dieser Sakramente ein. Außerdem legt er fest, dass diese Feiern nicht nur in Rom, sondern an allen dazu eingerichteten so genannten „Heiligen Pforten“, in Bischofskirchen und Wallfahrtsorten, gefeiert werden können.

Der Papst denkt aber auch an diejenigen, die nicht selber an die Orte der Feiern gelangen können, so etwa an alte Menschen, Kranke und Gefangene. Auch sie können durch Gebet an der besonderen Gnade des Heiligen Jahres teilhaben, für Gefängnisinsassen gilt das „jedes Mal, wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet an Gottvater richten. Möge diese Geste für sie den Durchgang durch die Heilige Pforte bedeuten“, so der Brief wörtlich. Einmal mehr ermuntert der Papst zu den leiblichen und den geistlichen Werken der Barmherzigkeit.

Beichte bei der Piusbruderschaft

Abschließend geht der Papst auf die Sakramente ein, die in der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. gefeiert werden. Die Priester dieser schismatisch orientierten Gemeinschaft sind aus kirchenrechtlicher Sicht unerlaubt geweiht. Daher galt bisher die Aufforderung an katholische Gläubige, dort nicht zu den Sakramenten wie etwa zur Beichte zu gehen. Diese Aufforderung hebt Papst Franziskus nun in seinem Brief auf: Während des Heiligen Jahres darf man „gültig und erlaubt“ – wie das Kirchenrecht sagt – die Lossprechung in der Beichte auch bei der Piusbruderschaft empfangen. Der Grund: „Dieses Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit schließt niemanden aus“, so der Papst.

Diese Regelung geht aber in ihrer Perspektive ausdrücklich über das Heilige Jahr hinaus: „Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen.“ (rv)

Haiti-Experte: Sklavenähnliche Zustände bei Arbeitern

HaitiDie Dominikanische Republik und ihr Nachbarland Haiti teilen sich gemeinsam die Karibikinsel Hispaniola. Dennoch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Während an den Stränden der „DomRep“, wie sie Urlauber liebevoll nennen, der Tourismus floriert, grassiert in Haiti die Armut. Um einen Job zu finden, wandern viele Haitianer in den spanischsprachigen Nachbarstaat aus. Dort genießen sie aber nicht gerade große Beliebtheit.

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und gehört zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder. Vom Erdbeben 2010 erholt sich das Land nur allmählich. Noch immer haben Zehntausende Menschen keine Häuser und leben in Elendsvierteln in Wellblechhütten. Die meisten Haitianer haben keine richtige Arbeit. Jeder zweite lebt von weniger als einem US-Dollar am Tag. Kein Wunder also, dass viele das Land verlassen und in die wirtschaftlich deutlich besser dastehende Dominikanische Republik auswandern. Dort arbeiten sie in der florierenden Tourismusbranche, vor allem aber in der Landwirtschaft. Dort herrschen aber Bedingungen wie in der Sklaverei, weiß der Historiker und Haiti-Experte Christophe Wargny.

„Heute arbeiten zehntausende Haitianer als Erntehelfer auf den Zuckerrohrplantagen. In einem Rahmen, der der Sklavenarbeit sehr nahekommt. Die Arbeiter haben keine Papiere, bekommen Gutscheine, die sie in Lebensmittelgeschäften einlösen können. Also das System ist der Sklavenarbeit sehr nahe. Seit einigen Jahren verschlimmert sich die Situation weiter. Die haitianische Regierung reagiert darauf nur sehr wenig.”

Während rund 95 Prozent der Haitianer dunkelhäutig sind, liegt der Anteil der schwarzen Bevölkerung in der Dominikanischen Republik bei rund 12 Prozent. Christophe Wargny, der gemeinsam mit Haitis Ex-Präsidenten Aristide Jean-Bertrand ein Buch über die Probleme des Landes schrieb, erklärt, dass es einen starken Rassismus gegen die haitianischen Einwanderer gibt:

„Vielleicht braucht das Land in Zeiten der Krise einen Sündenbock. Es ist sicher so, dass Haiti diese Rolle spielt. Jedes Mal, wenn die Dominikanische Republik Schwierigkeiten hat, machen sie die Haitianer dafür verantwortlich, etwa, dass sie den anderen die Arbeit wegnehmen. Es stimmt, dass die Haitianer in der Landwirtschaft im Zuckerrohranbau eine große Rolle spielen, sowie im Baugewerbe und der Infrastruktur in der Dominikanischen Republik.“

Auch in der Dominikanischen Republik ist die Armutsquote mit 40 Prozent höher als in anderen Ländern der Region. Dennoch blickt man auf das Nachbarland Haiti mit seinen sozialen Problemen herunter. Die Ursachen für die grundlegenden Unterschiede zwischen beiden Ländern liegen in der Kolonialgeschichte. Sowohl Haiti als auch die Dominikanische Republik waren spanische Kolonien.

Doch als Frankreich Ende des 17. Jahrhunderts Haitis Kolonialherr wurde, begann der Niedergang des Staates. Massiv wurden Wälder gerodet, um Häuser und Schiffe bauen zu können. Durch die fehlende Vegetation brachen die natürlichen Schutzwälle gegen Naturkatastrophen weg, der Grund für zahlreiche Überschwemmungen oder Schlammlawinen in Folge von Erdbeben. Zwar war die Solidarität der Dominikanischen Republik mit Haiti nach dem Erdbeben 2010 groß – es war das erste Land, das nach der Naturkatastrophe Hilfen schickte. Doch auf politischer Ebene fehlt den Haitianern sowohl in der eigenen Heimat als auch in der Dominikanischen Republik die Rückendeckung:

„Internationale Organisationen versuchen zwar, darauf aufmerksam zu machen. Aber mit wenig Erfolg. Auch bei den haitianischen Wahlen war das kein großes Thema. Die Haitianer in der Diaspora sind auf sich alleine gestellt, in New York oder Montreal haben sie weniger Probleme. Aber in der Dominikanischen Republik gibt es eine starke Verschlechterung der Situation und die Einwanderer sind isoliert.“ (rv)

Kardinal Cordes geht nach Brünn

Kardinal CordesPapst Franziskus hat den ehemaligen Präsident von Cor Unum, den deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes, zum Sondergesandten für die Abschlussfeiern des Ersten Nationalen Eucharistischen Kongresses der Tschechischen Republik ernannt. Das teilte der Vatikan an diesem Samstag mit. Die Abschlussfeier des Kongresses findet am 17. Oktober 2015 in Brünn (Brno) statt. (rv)

Studie zur Familie: „Was die Gläubigen denken, ist wichtig“

DiagrammWenige Monate vor Beginn der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie in Rom haben drei Theologiestudenten eine eigene Umfrage mit Katholiken veröffentlicht. Sie wollten mehr über das Verhältnis von kirchlicher Lehre und gelebter Praxis herausfinden, an diesem Mittwoch haben sie die Ergebnisse ihrer Umfrage in Berlin vorgestellt. Auch ein Vertreter des Vatikan, Mitja Leskovar von der Nuntiatur – also der Botschaft – des Vatikan war bei der Pressekonferenz dabei.

Die Resonanz der Umfrage dreier Theologiestudenten zum Glaubensleben der Katholiken war groß: Mehr als 12.000 Katholiken aus 42 Ländern gaben ihnen Antworten zu Themen wie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Zölibat und Diakonat der Frau. Allein aus Deutschland gab es rund 8.000 Antworten. Anna und Tobias Roth von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Sarah Delere von Freie Universität Berlin haben somit einen ehrgeizigen Beitrag zur Familiensynode im Herbst in Rom vorgelegt. Nuntiaturrat Mitja Leskovar, der den Vatikan bei der Präsentation der Studie am Mittwoch in Berlin vertrat, freut sich über so viel Engagement: „Die Studie, soviel ich gehört habe, war auch technisch gut gemacht und nach dem Kanon der Sozialwissenschaften. Die Kirche braucht ja auch die Hilfe der Wissenschaft, auch der weltlichen Wissenschaft."

Die christliche Erziehung, die kirchliche Hochzeit und der Gottesdienstbesuch stehen laut der Studie nach wie vor hoch im Kurs bei den Gläubigen. „Das ist schon wichtig zu wissen, dass diese Antworten von den Gläubigen kommen, die ganz nah in der Kirche sind und am Leben der Kirche auch aktiv teilnehmen," kommentiert Leskovar.

Eindeutig ist das Votum der befragten Katholiken für einen offeneren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, mit dem Zölibat, mit dem Diakonat der Frau und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Eine Segnung homosexueller Paare lehnt die Mehrheit der Menschen in Südeuropa, Polen und Brasilien hingegen ab, während fast drei Viertel der deutschen Befragten sich das wünschen würden. Beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen herrscht hingegen Einigkeit: Von der deutlichen Ablehnung, in Deutschland knapp 90 Prozent, des Ausschlusses dieser Paare von der Kommunion weichen die Umfrageergebnisse in anderen Ländern kaum ab. Ob diese – nicht repräsentativen – Ergebnisse Einfluss auf die Beratungen der Bischöfe bei der Familiensynode haben werden? „Was die Gläubigen denken, ist ganz bestimmt sehr wichtig, ist aber nicht das einzige Element, das bei der Synode auch thematisiert wird“, schätzt Leskovar die Bedeutung der Studie ein. „Da sind auch noch die theologischen Fragen, das Bibelstudium. Aber das ist eines der Elemente, die auch wichtig sind."

Die Studenten jedenfalls wollen die Ergebnisse ihrer Umfrage mit in die Weltbischofssynode zu Ehe und Familie im Oktober tragen. Dafür habe man schon mit einem der teilnehmenden deutschen Bischöfe gesprochen, so die Studenten. Auch der Nuntiaturrat Leskovar weckt ihre Zuversicht:

„Der Papst wird diese Ergebnisse ganz bestimmt haben und auch seine Mitarbeiter in Rom werden sie auch ganz bestimmt bekommen. Und auch ganz gut durchsehen und studieren. Das ist schon klar.“

Ausgangpunkt der Studie waren die zwei päpstlichen Familienumfragen im Vorfeld der Familiensynode in diesem Herbst. Diese hatte der Papst gestartet, um zu erfahren, inwieweit die Lehre der Kirche und Lebensrealität der Gläubigen zueinanderpassen. Mit wissenschaftlicher Begleitung des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften („GESIS") und der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU erstellten die drei Studierenden einen eigenen 26 Punkte-Fragebogen in sieben Sprachen und waren in zwölf Ländern unterwegs.

(rv)

„Macht den ersten Schritt“ – Auf dem Jakobsweg

Jakobsmuschel„Ultreya", weiter geht's! Der Pilgerboom auf dem Jakobsweg ist noch längst nicht abgerissen. Noch immer wandern jährlich tausende Menschen durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich bis ins spanische Santiago de Compostela. Lange bevor Hape Kerkeling sein Buch über die Pilgerreise schrieb, machten sich Monika und Reinhold Hanna von München aus auf den Weg nach Santiago. Mittlerweile haben sie mehrere Bücher und Reiseratgeber herausgegeben. Und so manche Jakobsmuschel auf dem Weg ist ihnen zu verdanken.

Der Jakobsweg zieht jährlich Tausende Menschen aus ganz Europa an – allein 2014 erhielten über 230.000 Ankömmlinge in Santiago die begehrte Pilger-Urkunde. Das fränkische Ehepaar Monika und Reinhold Hanna hat den Weg einmal zurück gelegt, mehr als 2.500 Kilometer an einem Stück. Im Alltag des Termindrucks und der Fremdbestimmung durch Arbeit bietet das Pilgern Entschleunigung, wennauch nicht gleich auf Anhieb, sondern Schritt für Schritt, wie Monika Reinhold erklärt.

„Das erste, was passiert: Man vergisst den Stress des Alltags. Wenn der Körper wehtut, die Beine wehtun, dann denke ich nicht daran, was ich im Job alles hätte anders machen müssen. Da ist also alles weg, da ist nur der Körper dran. Bei uns hat es ungefähr eine Woche gedauert, bis der Körper sich soweit erholt hat, dass dann eigentlich erst der Geist kommt. Dann ist der Körper fit, dann kommt man in die zweite Stufe. Und dann denkt man über alle Probleme nach. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, dann kommt man in diese geistige Phase. Und da erst kann man alles aufnehmen, die Barockkirchen oder die schönen romanischen Kappellchen am Weg. Oder aber auch die Mitpilger, die einem irgendwas erzählen. Am Anfang ist man so mit sich selber beschäftigt."

Beim Pilgern geht es um das Wesentliche. Man steht nicht ewig vor dem Kleiderschrank und überlegt, was ziehe ich an? Auch gibt es keine große Auswahl an Tagesbeschäftigungen. Man zieht eines der beiden T-Shirts an, die man mitgebracht hat und geht los. Von morgens bis abends bewegt man sich fort, isst, macht kleine Pausen und sucht am Ende nach einer geeigneten Unterkunft. Neben diesen sehr essentiellen Dingen kommt ganz langsam, beinahe beiläufig, aber noch eine weitere Dimension hinzu, erzählt Reinhold Hanna:

„Wenn man eine längere Strecke unterwegs ist und dann zu sich selber findet, dann erst beginnt man darüber nachzudenken: Ist mein Leben eigentlich so, wie ich es haben möchte oder will ich da was ändern und was passiert da eigentlich mit mir. Das heißt, wir sind erst unterwegs vom Wanderer zum Pilger geworden und haben dann auch die Ruhe gefunden, zu überlegen, was von dem Stress, was wollen wir eigentlich und was müssen wir ändern um über die Runden zu kommen und gut leben zu können."

In der Tat laufen viele Menschen den Jakobsweg, ohne sich um die spirituelle Dimension des über tausendjährigen Pilgerpfads Gedanken zu machen und merken plötzlich, dass sich bei ihnen da etwas tut. Durch die Begegnungen mit den Menschen unterwegs, körperliche Grenzerfahrung, den Anblick einer schönen Landschaft. Jeder Pilger wird auf sich selbst zurückgeworfen:

„In der Kirche hat man meistens ein direktes Anliegen, Danke sagen oder Bitten. Während, wenn man pilgert, man zunächst mal überhaupt kein Anliegen hat. Man läuft in ein Vakuum rein, in dem man dann plötzlich zu sich selber findet und dann in eine Zwiesprache mit Gott reinkommt, die man gar nicht steuern kann."

Von München nach Santiago sind es 2.700 Kilometer. 120 Tage braucht man im Schnitt, so die Hannas. Sie machten den Weg in fünf Etappen. Damals gab es noch keine Beschilderung des Jakobswegs von München. Dem Ehepaar ist es zu verdanken, dass von München nach Bregenz heute die Jakobsmuschel den Weg weist. Von München nach Santiago kann man die Veränderungen der Landschaft und Kultur hautnah verfolgen – es ist auch eine kleine Zeitreise durch die europäische Kulturgeschichte. Vom bayerischen Barock über die französische Gotik zur spanischen Romanik. Höhepunkt für die Hannas aber war sicher die Ankunft in Santiago:

„Das kann man nicht beschreiben, wenn man monatelang auf ein Ziel zugelaufen ist.. da kommt man vorher durch einen Tordurchgang und da war galizische Musik, das dröhnt in den Ohren und man geht um die Ecke und steht vor dem Haus des Jakob. Also ich kann das Gefühl nicht beschreiben, ich sag nur, wir sind drei Tage lang in Santiago auf Watte gegangen. Und irgendwie waren wir außerhalb dieser Zeit. Und dann kommt man an und trifft alle Leute, die man unterwegs schon mal gesehen hat. Und es ist jedes Mal ein in die Arme fallen und freuen und dieses Gefühl, das vergisst man nie mehr wieder."

Ihre Eindrücke vom Münchner, Schweizer und dem Fränkischen Jakobsweg haben die beiden pensionierten IT-Fachleute in mehreren Büchern, Reiseratgebern und einem Film festgehalten. Auf ihrer Internetseite kann man sie nachlesen. Sie wollen etwas weitergeben von den Erfahrungen, die sie für sich auf diesem Weg gesammelt haben. Und von denen sie auch im Alltag immer wieder zehren können.

„Wenn wir von München aus an die Isar gehen und wir wollen uns entspannen, dann sind wir in 10 Minuten in dieser Stimmung vom Jakobsweg und können auch abrufen, was wir uns gedacht haben. Hoppla, was hast du denn da eigentlich wieder alles vermasselt oder falsch gemacht, du hattest dir doch vorgenommen, dass…Ich kann dieses entspannende Gefühl oder dieses in Meditation fallen lassen abrufen, wenn ich mir die Stimmung vom Jakobsweg wiederhole und das bereichert ungemein."

Wichtig ist für das Pilgern auf dem Jakobsweg vor allem eines, sagen die Hannas: Geduld. Geduld mit sich selbst, dem eigenen Körper und dem Weggefährten. Man sollte sich Zeit nehmen, nicht nur eine Woche oder zehn Tage, sondern an die drei Wochen, um körperlich fit zu werden und geistig wirklich abzuschalten. Erst dann kann man sich wirklich auf das Wagnis Pilger einlassen, so die beiden Experten. Ratgeber hin oder her, am Ende muss jeder Pilger selbst bestimmen, wie er seine Reise gestaltet. Am Ende nämlich zählt nur eines: Machen. „Traut euch doch, macht den ersten Schritt. Geht mal raus, nehmt euch zusammen. Macht den ersten Schritt und dann werdet ihr selber sehen." (rv)

Singapur: Kardinal Parolin erinnert an Rolle der Kirche

Kardinal Pietro ParolinZwar sind nur drei Prozent der Bevölkerung Singapurs Katholiken, doch ihre Rolle in der Gesellschaft und Geschichte des Staates sind sehr wichtig. Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der letzten Etappe seiner Asienreise, die ihn nach Singapur führte. In der 50jährigen Geschichte Singapurs hätten die Katholiken viel zur Entwicklung des Staates beigetragen, sagte Parolin in seiner Abschiedsrede. Parolin betonte vor allem die vielen katholischen Laien, die hochqualifiziert seien und im technologischen oder medizinischen Bereich tätig seien. Diese seien nicht nur in weltlichen Bereichen dank der guten katholischen Bildung qualifiziert sondern auch spirituell gut ausgebildet, unterstrich Parolin. Der vatikanische Kardinalstaatsekretär war in den vergangenen Tagen neben Singapur auch in Osttimor und Indonesien. (rv)

200 Jahre Don Bosco: Herausforderung und Hoffnung

Don BoscoNeben Taizé gedenkt noch eine weitere Gemeinschaft dieser Tage an den Geburtstag ihres Gründers: Die Salesianer haben am Sonntag die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag ihres Gründers Don Bosco beendet. Höhepunkt war ein internationales Jugendfestival in Turin. Etwa 4.500 Jugendliche aus 50 Länder nahmen teil, um den „Jugendheiligen“ zu ehren. Die Hauptstadt der italienischen Region Piemont ist nicht nur Heimat des „Jugendheiligen“ sondern auch Ausgangspunkt des Ordens und dessen weltweiten Engagements für junge Menschen in Not.

Schon früh war für Johannes Bosco klar, dass er sich für andere Menschen einsetzen wollte. In Turin half er bedürftigen Jugendlichen, die mit Beginn der Industrialisierung auf der Strecke geblieben waren. Mit einer Ausbildung wollte er sie fitmachen fürs Leben. Revolutionär zur damaligen Zeit war sein Erziehungsstil, der auf Liebe, Einsicht, Glaube und Prävention aufbaute, anstatt auf harte Strafen. 1859 gründete er die „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ – die Salesianer Don Boscos. Als zweitgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche sind die Ordensmänner heute in 132 Ländern aktiv und erreichen mit ihrer Arbeit mehrere Millionen Mädchen und Jungen auf der ganzen Welt. Zu ihren Aufgaben gehören die Jugendsozialarbeit, Schulen und Tageseinrichtungen. Am 16. August 2015 wäre der „Vater und Lehrer der Jugend“, wie ihn Papst Johannes Paul II. einmal nannte, 200 Jahre alt geworden. Der Generalobere der Salesianer, Angel Fernandez Artime, erzählt von den Feierlichkeiten:

„Es sind Tage der großen Gefühle, Tage des tiefen Gebets, der Reflexion und ich muss sagen, dass wir erstaunt sind über die Resonanz bei den Jugendlichen. Man sah kein einziges trauriges Gesicht, ohne eine einzige Sorgenfalte. Die Feier mit den Jugendlichen war wirklich die beste Art und Weise, den 200. Jahrestag zu beschließen.“

Das Anliegen Don Boscos, jungen Menschen eine Stimme zu geben und ihr Leben selbst zu gestalten, ist auch heute für die Salesianer wichtig: Seien es Sozialprojekte oder Bildungsarbeit. In Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz leben heute rund 265 Salesianer Don Boscos und 70 Don-Bosco-Schwestern an 45 Standorten. In den Einrichtungen für junge Menschen arbeiten die Ordensmitglieder mit rund 2.000 angestellten Mitarbeitern und vielen Ehrenamtlichen zusammen. Aber auch in Regionen, wo es gefährlich ist und Krieg herrscht, sind Salesianer aktiv:

„Mich berührt es zu sehen, dass Salesianer im Nahen Osten, Syrien, in Nigeria, Pakistan oder im Ebola-Gebiet Sierra Leone sagen: Wir wollen für immer dort bleiben und mit den Ärmsten sein. Wie Papst Franziskus es der ganzen Kirche und auch uns aufgetragen hat: Wir müssen wirklich dort hingehen, wo Menschen auf uns warten, die am nötigsten Hilfe brauchen.“

Auch für Menschen, die ihre Heimatländer aufgrund von Krieg, Krankheiten und Armut verlassen, setzt sich der Don-Bosco-Orden ein, insbesondere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Es sei wichtig auch immer wieder an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern, sagt Angel Fernandez Artime:

„Wir können hier nicht Don Bosco feiern und den Glauben, und dann die gleichen Kriterien vertreten, die in Europa in den Institutionen vertreten werden und Schwierigkeiten bringen, wie etwa bei der Einwanderung.“

Auch Papst Franziskus, der persönlich sehr mit dem Orden verbunden ist, hat den Salesianern in einem Brief gratuliert und ihre Arbeit gelobt. Er besuchte ein Salesianer-Internat und sein Vater lernte bei diesem Orden seine Mutter kennen.

Für die Zukunft des Ordens sei es insbesondere wichtig, die Erziehung nach der christlichen Anthropologie auch in der Sprache Sozialer Medien zu gestalten. Des Weiteren brauche es neue Formen der sozialen Freiwilligenarbeit. Hierbei gelte es, eine wirksame Allianz zu schaffen zwischen religiösen und Laienorganisationen. Insbesondere die Familien der Jugendlichen müssten mit einbezogen werden. „Es kann in der Tat keine erfolgreiche Jugendpastoral ohne eine wirksame Familienpastoral geben“, so der Papst. Der Generalobere der Salesianer, Artime, ist zuversichtlicht:

„Wir stehen vor einer großen Herausforderung und einer großen Hoffnung: Wir glauben, dass wir heute den Jugendlichen auf der Welt im Namen Don Boscos viele schöne Dinge bieten können. Somit beginnen wir ein weiteres Jahrhundert mit Don Bosco, weil wir auf diesem Weg der Treue weitergehen wollen.“ (rv)

Ungarn: Kardinal Paskai verstorben

Kardinal PaskaiLászló Kardinal Paskai, der ehemalige Primas von Ungarn ist am Montag im Alter von 88 Jahren verstorben. Er war Angehöriger des Franziskanerordens (O.F.M.) und zuletzt von 1987 bis 2002 Erzbischof von Esztergom-Budapest in Ungarn. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte Paskai 1988 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche “S. Teresa al Corso d’Ialia” zugeteilt. Mit seinem Ableben gibt es derzeit nur noch einen aus Ungarn stammenden Kardinal im Kardinalskollegium. Das Kollegium hat somit noch 219 Kardinäle und von diesen sind 120 wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Rom bekommt einen Martin Luther Platz

Luther_95_ThesenMartin Luther bekommt einen eigenen Platz in Rom. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, einen Platz in der Stadt nach dem Reformator zu benennen. Das teilte die lutherische Gemeinde Roms mit, auf deren Anregung die Benennung geschieht. Bürgermeister Ignazio Marino wird am 16. September den Patz im Parco delle Coplle Oppio direkt am Kolosseum offiziell benennen.

Der junge Augustinermönch Martin Luther war Anfang des 16. Jahrhunderts in Rom, Historiker sind sich über das genau Datum und auch die Motive der Reise noch nicht einig.

(rv)

Irak: Christen wünschen sich Besuch von Papst Franziskus

Patriarch SakoDie Christen im Irak erwarten einen Besuch von Papst Franziskus. Das sagt der chaldäische Patriarch von Bagdad, Louis Raphaël I. Sako. Radio Vatikan interviewte ihn in der süditalienischen Stadt Jelsi, Region Molise, wo der irakische Patriarch am Montagabend einen internationalen Preis zur Verteidigung von Minderheiten entgegennahm. Papst Franziskus hatte im vergangenen Jahr angekündigt, er wäre dazu bereit, an die Ränder des „Islamischen Staates“ zu reisen, um mit den verfolgten Christen dort zu beten. Patriarch Sako:

„Wir brauchen seine Anwesenheit unter uns, damit er uns Kraft und Hoffnung gibt, nicht nur den Christen, sondern allen. Der Papst ist ein Symbol nicht nur für die Christen. Er ist internationale eine spirituelle und moralische Autorität, und alle warten auf seine Anwesenheit unter uns. Das könnte uns so viel Kraft geben, auszuharren und nicht aufzugeben.“

Der internationalen Staatengemeinschaft hingegen wirft der Patriarch von Bagdad Versagen und Egoismus vor. Die westlichen Länder betrieben „eine Politik, die nur ihr wirtschaftliches Interesse sucht und nicht das Wohl der Menschen“, so Sako. „Sie suchen nicht den Frieden“. Ein Grundübel ist aus seiner Sicht der internationale Waffenhandel. „Waffen herzustellen, heißt auch, Krieg herzustellen.“ Um den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“ zu bekämpfen, brauche es freilich eine breite internationale Allianz. Der „IS“ sei tatsächlich ein Staat, erklärte der chaldäische Patriarch: „Er hat Geld, verkauft Öl, hat Waffen und viele Dschihadisten, die immer mehr werden.“

Es brauche aber nicht nur eine Erneuerung der Politik und der Wirtschaft, sondern auch eine Erneuerung des Islam, verdeutlichte Sako. „Die Muslime müssen eine neue Lesart des Islam finden, um die positive Botschaft für das menschliche Leben zu entdecken, den Respekt der Würde des Menschen.“ (rv)