Eine eigene Heilige Pforte für den Weltjugendtag

WJT2016„Der Weltjugendtag in Krakau wird ein echtes ‚Jubeljahr der Jugend’, auch auf weltkirchlichem Niveau“. So beschreibt Kardinal Stanislaw Rylko, Präsident des Päpstlichen Laienrates und damit Vatikanverantwortlicher für den Weltjugendtag (WJT), das Ereignis, das in genau einem Jahr beginnen wird. Es wird der zweite Weltjugendtag in Polen nach 1991 in Częstochowa sein. An diesem Sonntag hatte sich bereits Papst Franziskus offiziell als Teilnehmer angemeldet.

Die Jugend würde eingeladen, über die Barmherzigkeit nachzudenken, die ein Ideal für das Leben sei und auch ein Kriterium für die Glaubwürdigkeit des Glaubens, schreibt der Kardinal in seiner Botschaft. Von Krakau müsse eine Botschaft in die gesamte Welt ausgehen, eine Botschaft der Hoffnung und der barmherzigen Liebe Gottes für jeden einzelnen Menschen auf der Welt. Das geistliche Zentrum dieses Heiligen Jahres der Jugend werde das Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in der Stadt sein und die Kirche das Heiligen Faustina Kowalska, der Botschafterin dieser Barmherzigkeit. Johannes Paul II. hatte das Gotteshaus 2002 geweiht.

Am zentralen Versammlungsplatz für den WJT, den man „Campus Misericordiae“ genannt habe, werde es eine eigene heilige Pforte geben, kündigte der Kardinal weiter an. Papst Franziskus werde diese Pforte gemeinsam mit einigen Jugendlichen zur Vigilfeier vor dem Abschlussgottesdienst am 31. Juli öffnen. Zum Abschluss des WJT würden fünf Gruppen von Jugendlichen mit Kerzen symbolisch auf die fünf Kontinente der Welt geschickt, um das Licht der Barmherzigkeit Gottes zu verbreiten. (rv)

Mit dem Kreuz zur Bundeswehr: Ein Militärpfarrer im Einsatz in der Türkei

Kath. MilitaerkreuzNoch immer steht die Türkei unter Schock: Der Selbstmordanschlag Mitte Juli in der türkischen Grenzstadt Suruc tötete 32 Menschen und verletzte hundert weitere. In der gesamten Region sind seitdem die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Das merken auch die deutschen Bundeswehrsoldaten, die im Südosten der Türkei stationiert sind. Unweit der türkisch-syrischen Grenze ist die deutsche Luftwaffe seit 2013 im Einsatz und unterstützt die NATO-Mission Active Fence Turkey, kurz AF TUR. Mit dem Flugabwehrraketensystem Patriot schützen die Soldaten die Stadt Kahramanmaraş in Südostanatolien vor Luftangriffen aus Syrien. Kein Soldat, aber trotzdem mit dabei in der Millionenstadt Kahramanmaraş ist Joachim Folz: Er ist Militärseelsorger. Vor etwa sechs Wochen hat er seinen Koffer gepackt und ist in die Türkei geflogen. Marion Sendker hat ihn dort getroffen.

Seine Aufgabe ist es da zu sein. Und Militärdekan Joachim Folz ist da: In Kahramanmaraş, etwa 100 Kilometer vor der syrisch-türkischen Grenze, ist er allein für 260 deutsche Soldaten zuständig. Um an die Soldaten ranzukommen, hat der Dekan seine Tricks entwickelt.

Soldaten-Gottesdienst mit Musikgestaltung

"Zu Beginn des Kontingents gehört es immer dazu, Soldaten, die ein Instrument spielen, zu motivieren, auch den Gottesdienst musikalisch zu gestalten usw. also ganz unterschiedliche Zugangswege." Die Strategie kommt bei den Soldaten an: Aktuell unterstützen ihn vor allem Schlagzeuger, Gitarristen und Pianospieler im Gottesdienst. Auch Hauptmann Justin K. geht jeden Sonntag in die Messe – oder was davon übrig geblieben ist: „Das ist eine abgespeckte Form des Gottesdienstes. Eigentlich kann man den so charakterisieren, dass man sich trifft, eine Predigt hört und gemeinsam singt und anschließend gemeinsam Kaffee trinkt.“

Keine Eucharistiefeier – dafür aber ein ganz gemischtes Publikum an Singenden und Betenden. Denn auch Soldaten, die nicht getauft sind, nutzen das Angebot am Sonntag gerne. Konfessionen sind in dem Rahmen zweitrangig. „Wir benutzen momentan zum Beispiel für den Gottesdienst das neue evangelische Soldatengesangbuch, da es zu den Noten auch die Akkorde enthält. Wobei die Lutherübersetzung bei den Psalmen tatsächlich wirklich gewöhnungsbedürftig ist für einen Katholiken.“

Militärdekan lädt zu „Bier mit Gott“

Neben dem Treffen am Sonntag lädt der Militärdekan die Soldaten einmal pro Woche auf ein „Bier mit Gott“ ein: „Da wird dann einfach erzählt, was einen beschäftigt, ob das ein technisches Problem ist oder ein Telefonat mit er Familie ist, mit zu Hause und so weiter und so fort.“

Mehr noch als das offiziell gesuchte Gespräch zählen aber die lockeren und oft zufälligen Begegnungen im Kasernenalltag, erklärt der Seelsorger. „Ja gut, man ist ja sozusagen mit den Soldaten hier, man erträgt ja im dem Sinne auch den Alltag mit den Einschränkungen mit und somit ist es ja etwas, wo wir jetzt nicht von außen her etwas sagen, sondern aus der Mitte heraus versuchen, gemeinsam den Weg ach hier im Einsatz zu gehen. Also es ist jetzt nicht so, dass man hier unmittelbar eine Patentlösung parat hält. Manchmal geht es ja tatsächlich nur um das Aussprechen, was man vielleicht vor dem Kameraden nicht unbedingt machen will. Und wenn man ein Problem ausgesprochen hat, ist es oft so, dass es einem dann viel leichter geht.“

Seelsorger schweigt über Inhalte und organisiert Grillabende

Oft geht es um die Trennung von den Eltern, dem Partner und den Kindern. Das – und alles andere, was besprochen wird – bleibt beim Militärdekan. Der ist aber nicht nur Ansprechpartner für alle Lebenslagen, sondern sorgt auch mit Aktionen für Abwechslung im monotonen Auslandseinsatz. Gerade hat Folz zum Beispiel einen Ausflug nach Tarsus organisiert, dem Geburtsort des heiligen Apostels Paulus. Bei der Planung hat ihm Hauptmann Justin K. geholfen. Für ihn und seine Kameraden bietet die Militärseelsorge noch mehr als nur geistliche Betreuung: „Er hat auch finanzielle Mittel zur Verfügung um beispielsweise Veranstaltungen zu organisieren wie Grillfeste oder dergleichen, sodass man da auch ein bisschen Ablenkung vom Einsatz hat.“

So ein Grillfest hat dann keinen religiösen Bezug und überhaupt spielt Religion in der Militärseelsorge eher eine passive Rolle: „Wenn man den Pfarrer drauf anspricht, dann ist er bereit, entsprechende Themen zu diskutieren, aber wenn man nicht aktiv auf ihn zugeht – wenn man es wirklich nicht will, dann spürt man davon auch nichts.“

Wenige Soldaten sind praktizierende Christen

Nur wenige Soldaten sind getauft oder praktizierende Christen. Als Geistlicher fühlt sich Folz trotzdem nicht fehl am Platz: „Wir sind für alle Soldaten da! In den alltäglichen Begegnungen und bei allgemeinen Problemen ist der Mensch in der jeweiligen Situation entscheidend. Gleichzeitig gilt es, die Einstellung der nicht- oder andersgläubigen Soldaten seitens der Militärseelsorge zu respektieren. Es bedarf auch einer größeren Sensibilität in der Kommunikation, die Rede von Gott oder auch über die Kirche ist oft nicht mehr unmittelbar verständlich oder sogar negativ konnotiert. Vielfach braucht es in der Verkündigung dann Bilder aus dem Alltag, die die christliche Botschaft nachvollziehbarer machen – ähnlich wie die Gleichnisse Jesu selbst, dabei kommt es natürlich vor allem auf eine authentische Haltung des einzelnen Militärgeistlichen an.“

Alles kann, nichts muss. – Mit dieser Devise ist Folz für seine katholischen, evangelischen, muslimischen und atheistischen Soldaten da. Dazu ist er für insgesamt 12 Jahre von seiner Heimatdiözese freigestellt worden – die Hälfte der Zeit hat er mittlerweile hinter sich. Seine Bilanz zum Stellenwert von Religion in der Bundeswehr: „Religion wird generell weniger institutionell und mehr individuell gesehen oder gelebt. Trotzdem bietet die Unmittelbarkeit der Institution der Militärseelsorge vor allem im Auslandseinsatz dem Individuum wieder eine ungezwungene Möglichkeit der direkten Begegnung, ohne bestimmte Absichten auf beiden Seiten. Dabei ergeben sich dann durchaus Gespräche mit religiösen Themen oder es kommt sogar ein Soldat deshalb wieder zum Gottesdienst.“

Manche Soldaten lassen sich von Militärgeistlichen taufen

Viele Soldaten suchen die Gespräche mit dem Militärgeistlichen. Einige von ihnen hätten sich danach sogar taufen lassen, erklärt Folz. Das sind dann die kleinen Sternstunden im Berufsalltag eines Militärpriesters. Ansonsten verlange der Dienst viel Kraft. Folz bleibt kaum länger als ein paar Monate an einem Ort und muss sich immer wieder neu auf Situationen und Menschen einstellen. So anstrengend der Dienst für die Bundeswehr auch sein kann, so wichtig sei die Präsenz eines Geistlichen im Einsatz, findet er:

„Die Militärseelsorge ist Teil des kirchlichen Auftrages in der Welt und somit braucht es immer wieder Priester, die sich für diese Aufgabe begeistern lassen. Es ist sehr bereichernd im Sinne vielfältiger Möglichkeiten und abwechslungsvoller Tätigkeiten, aber auch fordernd in einem zunehmend säkularen Umfeld, die Präsenz der Kirche und damit die Botschaft des Evangeliums zu gewährleisten.“

Komplexer Kontrast von Friedensbotschaft und Tötungsauftrag

Die Friedensbotschaft Jesu Christi mitten im Militär, manchmal mitten im Krieg: Wie passt das zusammen, wie kann ein Militärpfarrer sonntags den Frieden predigen und montags den militärischen Einsatz oder gar den Krieg billigen?

Der Pazifismus ist aber hauptsächlich als radikal bürgerliche Bewegung in der Moderne entstanden und unterscheidet sich maßgeblich von der christlichen Lehre vom gerechten Krieg, die unter anderem auf den heiligen Augustinus zurückgeht und sich auf die Realitäten in dieser Welt gründet anstatt eine Utopie zu propagieren. Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet den Soldaten übrigens ausdrücklich als einen „Diener der Sicherheit und der Freiheit“ und sagt, dass er – also der Soldat – durch seinen Dienst den Frieden festigt.

Gleichzeitig verlangt das 5. Gebot nicht zu töten. Im Berufsalltag eines Soldaten kommt es aber immer wieder zu Waffengewalt. Der Tod gehört im Einsatz zum Militär, wie die Munition in die Waffe. Wer einen anderen Menschen tötet, handelt nicht nur gegen das 5. Gebot, sondern auch gegen Christus ausdrückliche Aufforderung zur Feindesliebe.

"Diese Frage ist sehr populär, aber gleichzeitig äußerst komplex. Zunächst führt der Soldat einen Auftrag aus, der z.B. in Deutschland parlamentarisch – also von uns allen – legitimiert ist. Der Grund liegt dafür zumeist in einer Bedrohung von Menschenleben kann als „ultima ratio“ auch Waffengewalt angewandt werden. Wir sprechen in der Militärethik dann von der „responsibility to protect“, also von einer Schutzverantwortung in Bereichen, in denen z.B. die Menschenrechte verletzt werden und alle diplomatischen Bemühungen ohne Erfolg bleiben. Die Herausforderung der Feindesliebe bleibt natürlich bestehen."

„Das Leben in der Lage“ – wie es im Militärjargon heißt – hat ihn gelehrt, aus jeder Situation das Beste zu holen. Das gilt insbesondere für seine Tätigkeit als Militärdekan; für ihn ist der Job eine tägliche Herausforderung: „Momentan ist es mein Job und momentan versuche ich daraus tatsächlich das Beste zu machen. Als ich vorher in der Schule war, hab ich da versucht, das Beste zu geben. Das Entscheidende ist, dass man als Priester wirkt und alles andere, die Aufgaben die damit dann verbunden werden, können sich ja sowieso immer wieder verändern. Das Grundsätzliche ist die priesterliche Berufung und die umzusetzen in jeder Situation, in die man gestellt wird. Damit fällt einem vieles leichter im Leben. Man muss nicht deshalb unbedingt selber ständig etwas ändern wollen, sondern man versucht es als persönliche Herausforderung positiv zu sehen.“

Wie jeder Militärpfarrer hat Folz eine klare Auftragslage. Wie die Soldaten ihrem Souverän Gehorsam versprochen haben, hat auch Folz bei der Priesterweihe ein Gehorsamsversprechen abgelegt. Aus dieser Perspektive, sind sie sich gar nicht so unähnlich, der Soldat und der Priester. (rv)

USA: Kardinal Baum verstorben

Kardinal BaumDer aus Dalles stammende Kardinal William Wakefield Baum ist am 23. Juli verstorben. Baum war 88 Jahre alt und von 1973 bis 1980 Erzbischof von Washington. Von 1980-1990 war er Präfekt der Bildungskongregation und von 1990 bis 2001 Großpönitentiar der Apostolischen Signatur im Vatikan. Papst Paul VI. hatte ihn 1976 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Titelkirche “S. Croce in Via Flaminia” zugewiesen. Mit seinem Tod zählt das Kardinalskollegium 220 Kardinäle und von diesen sind 120 Eminenzen wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)

Kardinal Filoni: Irak braucht eine neue Logik des Zusammenlebens

Kardinal FiloniEine gute Lösung für die Menschen im Irak und damit auch für die Christen ist kaum mit europäischen Vorstellungen von Staaten und Grenzen zu lösen, diese Logik führe nur zu Machtfragen, nicht aber zu gegenseitigem Respekt. Das sagt Kardinal Fernando Filoni, so etwas wie die Autorität im Vatikan zu Fragen der Christen im Nahen Osten. Zwei Mal war er im Auftrag von Papst Franziskus zu Besuch bei den Christen im Irak, während des zweiten Golfkrieges 2003 war er als Nuntius im Land gewesen und hatte als einziger westlicher Diplomat dort ausgeharrt. Jetzt hat der Präfekt der Missionskongregation ein Buch über die Christen im Irak vorgelegt. „Es ist klar, dass wir uns bei einer modernen Vorstellung von Staat fragen müssen, welche Zukunft der Irak haben kann, der so, wie wir ihn kennen, ja erst 1920 entstanden ist“, erklärt Kardinal Filoni im Interview mit Radio Vatikan. „Nach dem letzten Golfkrieg hat sich der Irak politisch gewandelt, aber die religiösen und politischen Identitäten sind geblieben.“

Ein Ergebnis sei der gegenwärtige Krieg, unter dem vor allem die Minderheiten, darunter die Christen, leiden. „Der Papst hat eine große Rolle gespielt, und alle dort erkennen an, dass er die weltweite Aufmerksamkeit auf diesen Bürgerkrieg und so auf das Schicksal der Christen, die dort vertrieben werden, fokussiert hat.“ Christen, Jesiden und andere Minderheiten seien die Opfer der Vertreibungen, davon habe er sich mehrfach selber überzeugen können, erklärte Filoni.

„Viele Muslime erkennen das Geburtsrecht der Christen an, hier zu sein“

„Die Christen sind integraler Teil der Geschichte des Nahen Ostens und besonders der Geschichte des Iraks. Mir hat man oft gesagt ‚Ihr Christen habt das Geburtsrecht hier, wir sind nachher gekommen, sowohl als Muslime als auch als Menschen, die nachher zugereist sind’. Der Irak war immer ein Durchzugsgebiet, in dem viele Menschen dann blieben. Viele Muslime erkennen an, dass die Christen das Geburtsrecht haben, hier zu bleiben.“

Eine entscheidende Phase der irakischen Geschichte ortet Kardinal Filoni in der Zwischenkriegszeit, als Europa – glücklos – seine Vorstellungen zu Staat und Grenzen nach Nahost exportierte. Durch die europäischen Mächte nach dem Ersten Weltkrieg habe sich im Nahen Osten Druck aufgebaut, erklärt Filoni. Länder wie Syrien, der Irak, der Libanon oder Saudi Arabien seien von Europa aus erst gebildet worden. „Es sind keine Orte mit einer langen Tradition von einheitlichen Staaten. Viele Ethnien und Religionen lebten dort zusammen. Und der Druck entstand dann mit der im Westen ausgedachten Staatenbildung, denn die entsprach nicht den örtlichen Bedürfnissen. Das ist nie überwunden worden.“ Kämpfe um Macht und die gegenseitigen Ansprüche und Forderungen prägten die politische Landschaft, so fühlten sich etwa die Kurden verraten, weil sie keinen eigenen Staat bekommen hätten.

Irak braucht eine neue „Logik des Zusammenlebens“

Die Christen hätten immer mitten in alldem gelebt, sie hätten aber niemals im Irak Gebietsansprüche erhoben, betont Filoni. Ihre Wünsche seien immer gewesen, dort nach ihren Traditionen leben zu können, wo sie waren. Aber das seien keine politischen oder administrativen Forderungen gewesen. „Wir müssen aus der Logik heraus, in der man sich nur mit den Grenzen von Staaten identifiziert und in eine Logik des Zusammenlebens hinein, wo es tiefen Respekt vor dem jeweils anderen gibt. Und das ist dann keine Toleranz, sondern der Respekt vor den Rechten der Anderen. Toleranz ist nur etwas, was ich gewähre. Wenn wir zu einer neuen Logik kommen, welche die Rechte aller anerkennt, die Menschenrechte, die sozialen Rechte, die politischen Rechte, dann kann daraus ein Zusammenleben entstehen.“

Leider herrsche im Augenblick eine Logik, in der die jeweilige Mehrheit ihre Macht wie in einer Diktatur ausübe. „Hier muss es einen Mentalitätswechsel geben, aber dafür braucht es Zeit." Die Basis dazu sei aber etwas, das im Irak zur Zeit radikal fehlt. Filoni: „Wenn es keinen Frieden gibt und wenn der gute Wille nicht da ist, dann bleiben der Irak und der gesamte Nahe Osten Gegenden, in denen es sehr schwer ist, zu leben.“ (rv)

Franziskus ist „mutiger als viele Linkspolitiker“

FrankreichPapst Franziskus ist in seinen Aussagen über Umwelt, Migration und Wirtschaft „mutiger als viele Linkspolitiker“. Das sagt die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, die dieser Tage im Vatikan an einem Treffen von Lokalpolitikern aus aller Welt über Umwelt und Menschenhandel teilgenommen hat. In seiner Enzyklika „Laudato Si“ habe Papst Franziskus ein Konzept vorgelegt, dem sie „vorbehaltlos“ zustimme, erklärte die Pariser Bürgermeisterin: „Die Umwelt ist umfassend. Soziale und Umwelt-Themen sind nicht voneinander abzugrenzen.“ In komplexen Fragen wie dem Umgang mit Flüchtlingen sei „das Wort der Verantwortlichen, auch der religiös Verantwortlichen“ sehr wichtig.

„Das sieht man an den kraftvollen Äußerungen von Papst Franziskus, der mit seiner revolutionären Rede die Frage der Umwelt, des Sozialen und der Wirtschaft wieder zurück auf eine Formel gebracht hat, die viele politische Verantwortliche, auch auf Seiten der Linken, nicht mehr zu sehen wagten.“

Anne Hidalgo leitet seit einem Jahr die Verwaltung der französischen Hauptstadt. Paris hat vor allem in seinem weiten Einzugsbereich eine starke muslimische Bevölkerungsminderheit und nicht wenige Integrationsprobleme zu meistern. Hinzu kommen die Schwierigkeiten sehr vieler westeuropäischer Städte mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Anne Hidalgo, die selbst Tochter spanischer Einwanderer in Frankreich ist,dass sie bei der Vatikan-Tagung „sehr überrascht von dem progressiven Charakter aller Vorschläge der Bürgermeister“ gewesen sei.

„Ich habe nicht einen Bürgermeister gehört, der etwa mit Blick auf die schwierige Frage von Flüchtlingen einem der Angst vor dem Anderen, dem Fremdenhass Raum gegeben hätte. Das fand ich spannend zu sehen: Dass die Diplomatie der Bürgermeister wirklich etwas bewirken kann.“

Es gehe nicht darum, „alles durch die rosa Brille zu sehen“, erklärte Hidalgo.

„Als Bürgermeister von Paris, Rom, Athen oder auch Lampedusa – die Bürgermeisterin der Insel war ja hier vertreten – erleben wir eine Realität. Und es geht nicht darum, sie zu verschönern. Wir haben aber, so denke ich, präsent, dass das öffentliche Wort und unser Wort nicht ein Wort sein kann, das Populismen oder ideologischer Volksverhetzung nachgibt. Wenn einige im politischen Leben die Frage der Migration sehr in den Mittelpunkt stellen und sie instrumentalisieren, um Angst zu schaffen und daraus ein Element des Kontrasts zu machen, und um einen Diskurs des Abschließung zu führen – das ist nicht, was ich hier im Vatikan gehört habe.“

Bürgermeister seien sehr realistisch, fuhr Hidalgo fort. „Denn wir sind jeden Tag mit realen Problemen in großer Bandbreite befasst, und wir müssen uns um alle kümmern: um die Probleme unserer Einwohner, aber auch jener, die ankommen und nicht einfach zurückgeschickt oder ihrem Schicksal überlassen werden können. Das ist komplex und anspruchsvoll. Aber die Besonderheit der Bürgermeister ist, dass sie die Ärmel aufkrempeln und handeln.“ Ein solcher „Optimismus der Handlung“ sei bei der Tagung der Lokalpolitiker im Vatikan greifbar gewesen, sagte die Pariser Bürgermeisterin. (rv)

Vatikan/USA: Los Angeles bekommt drei neue Weihbischöfe

Erzbistum Los AngelesDrei neue Weihbischöfe auf einen Schlag hat Papst Franziskus für das Erzbistum Los Angeles in den USA ernannt. Wie der Vatikan an diesem Dienstag bekanntgab, nahm der Papst den Rücktritt eines der fünf amtierenden Weihbischöfe von Los Angeles, Gerald W. Wilkerson aus Altersgründen an und berief zugleich drei Nachfolger: Joseph V. Brennan, Generalvikar des Erzbistums, den gebürtigen Iren David G. O’Connell und Robert E. Barron, der als Rektor des Priesterseminars in Chicago wirkte und als sehr medienerfahren gilt. Alle drei neuen Weihbischöfe sprechen neben Englisch auch Spanisch. Los Angeles ist mit etwa 4,5 Millionen Katholiken das im Moment größte Erzbistum in den Vereinigten Staaten. Erzbischof ist seit 2011 der gebürtige Mexikaner José Horacio Gómez. (rv)

Burundi: Politiker haben kein Interesse an der Lage im Land

BurundiDas zentralostafrikanische Land Burundi wählt einen neuen Präsidenten. Das wäre an und für sich eine gute Sache, doch die Wahlen riskieren nicht nur zu einem Fiasko zu werden sondern auch noch die Lage in dem von Armut geprägten Land zu verschlechtern. Davon ist der Xaverianer-Missionar Claudio Marano überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan kritisiert er, dass sich weder der Präsident Burundis, Pierre Nkurunziza, noch die Oppositionsparteien „richtig“ auf diese Wahlen vorbereitet hätten. Nkurunziza stellt sich zum dritten Mal zur Wahl, obwohl dies die Verfassung Burundis verbietet, doch niemand beschwere sich dagen, so Pater Marano. Er spricht sogar von einem möglichen Bürgerkrieg in Burundi. „Niemand hat vorgeschlagen, über die Wahlen gemeinsam an einem Tisch zu sprechen. Ich betone: niemand! Wir müssen da Klartext sprechen: obwohl die Regierungen in den Nachbarländer Burundis dazu aufgerufen hatten, sich an die demokratischen und verfassungsmäßigen Regeln zu halten, haben alle in Burundi geschwiegen.“

Selbst als der Präsident Ugandas Yoweri Museveni sich anbot, zu vermitteln, habe sich die Gesellschaft und Politik in Burundi einstimmig dagegen gewehrt und Museveni vorgeworfen, in Uganda für mehr als 100 Tote und 200.000 Flüchtlinge verantwortlich zu sein. „Nkurunziza selber hat nicht die Mentalität eines Politikers. Es herrscht hier sowieso ein Stammes-Denken und wer an der Macht ist, fördert vor allem seinen eigenen Clan. Das war früher so und das scheint auch heute noch zu gelten. In Burundi gibt es dieses Problem: wer an der Macht gelangt, der versucht so viel wie möglich für sich und seine Leute zu bekommen! Es geht nicht darum, die Lage im Land zu verbessern.“

Und Verbesserung wäre dringend notwendig, fügt der Xaverianer-Missionar an. Das Land zählt mittlerweile zu den ärmsten Ländern Afrikas, viele leiden an Hungersnot. „Bevor es Wahlen in Burundi gab, kamen 70 Prozent Auslandshilfen. Damit konnten die Menschen hier zumindest überleben. Jetzt hingegen fehlt das Geld und wir riskieren eine Revolution. Die Landwirtschaft wird planlos betrieben und so kann das auch nicht weitergehen. Auf der anderen Seite gibt es Chinesen, die hier Krankenhäuser, Schulen und sogar den Präsidentenpalast bauen. Das wird natürlich nicht umsonst getan. Dann gibt es ausländische Organisationen, die Geld ausleihen und dafür wieder Geld verlangen und dann gibt es noch die Politiker Burundis, die sowieso nur an sich denken.“ Keine gute Perspektive für ein Wachsen der Demokratie, findet der Missionar. (rv)

Kardinal Tagle schreibt Caritas Brief über „Laudato sì“

Kardinal TagleDer Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Luis Antonio Tagle, hat einen Brief an die Caritas-Gemeinschaft über Papst Franziskus' Enzyklika Laudato Si´ geschrieben. In der Enzyklika erinnere Franziskus die Menschen daran, Konsum durch einen Sinn für Aufopferung zu ersetzen, Geldgier durch Großzügigkeit und Verschwendung durch einen Geist des Teilens. „Wir sind aufgerufen, uns von allem Schweren, Negativen und Verschwenderischen zu befreien und mit unser globalen Familie in Dialog zu treten“, schreibt der philippinische Kardinal.

Kardinal Tagle hebt in dem Brief hervor, dass die Mitarbeiter der Caritas ein Band der Solidarität mit den Ärmsten haben und denjenigen, die vom Klimawandel betroffen sind, ihre Würde zurückgeben. „Als Caritas und als Mitglieder der Menschheitsfamilie spielen wir alle eine Rolle in dieser ökologischen Revolution, zu der uns Papst Franziskus eingeladen hat“, so der Kardinal. Die Organisationen müssten noch besser zusammenarbeiten und sich bei der Arbeit gegenseitig unterstützen. (rv)

Tagungsdokumente zur Theologie der Familie veröffentlicht

Bernd HagenkordEs war eine Tagung zum Thema Theologie und Familie, die viel Aufsehen erregt hat: Am Pfingstmontag diesen Jahres hatten die Bischofskonferenzen Frankreichs, der Schweiz und Deutschlands zu einer Tagung eingeladen, bei der es sechs Impulsvorträge und eine breit angelegte Debatte gab. Die Tagung fand hinter verschlossenen Türen statt um die Offenheit der Aussprache zu garantieren. Die Kritik daran ließ nicht lange auf sich warten.

An diesem Mittwoch haben die drei Bischofskonferenzen die Dokumentation dieser Tagung veröffentlicht, sie liegt auf Französisch, Deutsch und Italienisch vor. Es handelt sich um die sechs Impulsvorträge zu den drei Überschriften

– Jesu Worte zu Ehe und Ehescheidung – Überlegungen zu einer katholischen Bibelhermeneutik
– Sexualität als Ausdruck von Liebe – Überlegungen zu einer Theologie der Liebe
– Das Geschenk des eigenen Lebens- Überlegungen zu einer Theologie der Biographie

„Den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen ging es vor allem darum, die biblischen und theologischen Grundlagen für das Synodenthema zu reflektieren und die Problemstellungen zu erörtern, die die gegenwärtige Debatte um Ehe und Familie bestimmen,“ erläuterte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, laut Pressemitteilung die Tagungsbeiträge und deren Veröffentlichung.

Ein Kommentar von Pater Bernd Hagenkord:

Streit ist gut. Das hatte Papst Franziskus zum Ende der Bischofssynode im vergangenen Jahr gesagt. Es hätte ihn besorgt gestimmt, wenn es keinen gegeben hätte. Diskussionen sind wertvoll, weil sich in ihnen Dinge klären und Widersprüche erkennbar werden, über die man dann sprechen kann.

Leider waren die Monate zwischen den beiden Versammlungen der Bischofssynoden nicht immer mit konstruktivem Streit gefüllt, oft genug war es Polemik, welche die innerkatholische Öffentlichkeit bestimmte. Kardinal Walter Kasper weiß ein Lied davon zu singen. Ähnlich ergangen ist es einer Initiative der französischen, schweizer und deutschen Bischofskonferenzen, die einen Studientag zu Ehe, Bindung, Biographie und Liebe abhielten. Es war unschön zu lesen, wie mit dieser Initiative umgegangen wurde, bis hin zur Verschwörung wurde alles mögliche dort hinein-geheimnisst.

Der Studientag war – wie die Synode selber auch – vertraulich gehalten, damit die Teilnehmer offen reden konnten. Nur die Impulsvorträge sollten veröffentlicht werden. Das ist nun geschehen. Die Bischofskonferenzen haben die Texte in drei Sprachen veröffentlicht, als Beitrag zur Meinungsbildung und zur notwendigen Reflexion der Fragen, die mit Blick auf Ehe und Theologie wichtig sind; Fragen vor denen man sich nicht drücken darf, will man intellektuell redlich handeln.

Manch einer wird den Thesen und Überlegungen widersprechen, andere werden neue Anregungen und Perspektiven entdecken. Und genau darum geht es: Die Themen der kommenden Synode der Bischöfe sollen debattiert werden, und genau dazu habe die Bischofskonferenzen ihren Beitrag geleistet. Es wird auch hier wieder Polemik geben. Aber vom Papst haben wir gelernt, dass konstruktiver Streit etwas Gutes ist. Die vorliegenden Texte können beim eigenen Nachdenken helfen, Anregung und Hilfestellung sein. (rv)

Bürgermeister der Metropolen beraten im Vatikan zu Klimawandel und Menschenhandel

Casina Pio IVRund 60 Bürgermeister der größten Weltmetropolen werden kommende Woche im Vatikan zwei Tage lang über den Klimawandel und Menschenhandel sprechen. Dazu lädt die Päpstliche Akademie der Wissenschaften ein. Die Konferenz wird zusammen mit den Vereinten Nationen durchgeführt und am Schluss der Veranstaltung soll auch eine „gemeinsame Erklärung“ mit „konkreten Vorschlägen“ vorgestellt werden, wie der Kanzler der päpstlichen Wissenschaftsakademie Marcelo Sanchez Sorondo bei der Pressekonferenz an diesem Mittwoch im Vatikan verkündete. Die teilnehmenden Bürgermeister würden die jüngsten Enzyklika Laudato Si´ als Ausgangspunkt ihrer Überlegungen nehmen, so Sorondo.

Unter den Teilnehmern sind auch die Gemeindevorsteher von Paris, Madrid oder Teheran dabei. Auch der kalifornische Gouverneur Edmund G. Brown wird im Vatikan sprechen, so der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Wissenschaften und Sozialwissenschaften. Die Konferenz trägt den Titel „Moderne Sklaverei und Klimawandel: der Einsatz der Städte“ und findet am Dienstag, 21. Juli, in der Casina Pio IV in den Vatikanischen Gärten statt. Bei der Pressekonferenz erläuterte Sanchez Sorondo:

„Vor zwei Jahren hatte mir Papst Franziskus nach seiner Wahl einen handgeschriebenen Brief mitgegeben, in der er festhielt, dass der Einsatz gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei Priorität des Vatikans ist. Es ist das erste Mal, dass wir dazu Bürgermeister aus der ganzen Welt gleichzeitig zu uns einladen, um darüber zu sprechen. Dass wir mit den Bürgermeistern darüber debattieren wollen, liegt daran, dass sie in den meisten Ländern die soziale Politik der Metropolen bestimmen und vor allem sind sie auch meist für die Polizei zuständig.“

Als vor zwei Jahren eine erste Konferenz zu dem Thema im Vatikan abgehalten wurde, habe Sanchez Sorondo festgestellt, dass sich die Bischöfe der Großstädte zwar sehr engagieren, doch die Polizei und Sicherheitskräfte „ihnen nicht gehorchten“. Deshalb habe er vorgeschlagen, mit jenen darüber zu sprechen, die auch „konkret für die Sicherheit der Stadtbürger“ zuständig sind.

Die Päpstliche Akademie geht davon aus, dass rund 30 Millionen Menschen weltweit Opfer von Menschenhandel seien, die meisten würden als „Sex-Sklaven“ missbraucht, so Sorondo.

„Es freut uns, dass so viele Bürgermeister an der Konferenz teilnehmen, um genau darüber zu sprechen und konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten. In der geplanten Abschlusserklärung versprechen die Bürgermeister, dass sie sich gegen die neuen Arten der Sklaverei einsetzen werden und dass sie sich dafür engagieren, dass dies auch in der UNO thematisiert wird.“

Der Kanzler fügte an, dass die Bürgermeister während der beiden Konferenztage auch den Papst treffen werden.

„Unser Ziel ist es, dass jegliche Formen der Unterdrückung verhindert werden und sich die Bürgermeister dafür einsetzen. Diese dramatischen Zustände wurden bereits von Papst Benedikt XVI. aber auch von Papst Franziskus als ,kriminelle Handlungen gegen die Menschlichkeit´ gebrandmarkt. Dazu zählen Zwangsarbeit, Prostitution und Organhandel sowie häusliche Gewalt. Was wir wollen, sind sichere und gleichzeitig auch ökologischere Städte.“

Sanchez Sorondo präzisierte auch, dass die Konferenz dem Vatikan nichts kosten wird, da ein Sponsor 120.000 Euro für die Durchführung des Treffens spenden wird. (rv)