Neuer Bericht: Tausende Fälle sexuellen Missbrauchs und systematischer Vertuschung in USA

Kardinal Wuerl spricht von „schrecklicher Tragödie“, ruft in erster Stellungnahme zu Reue auf.

WASHINGTON, D.C. – Es geht um Vorwürfe tausendfachen, oft schweren Missbrauchs durch hunderte Geistliche, der immer wieder systematisch vertuscht worden sein soll: Ein neuer Untersuchungsbericht, der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in Pennsylvania über mehrere Jahrzehnte dokumentiert, erschüttert Katholiken und Kirche.

Nach 18 Monaten Recherche hat eine Grand Jury festgehalten, wie Angehörige des Klerus in sechs Diözesen im US-Bundestaat Pennsylvania, darunter Pittsburgh, sexuelle Gewalt an Minderjährigen und Schutzbefohlenen verübt haben sollen.

Kardinal Donald Wuerl, Erzbischof von Washington, D.C., und ehemaliger Bischof von Pittsburgh, ist mehr als 200mal namentlich im Untersuchungsbericht erwähnt.

In einer ersten Erklärung unterstrich er, dass die Kirche Reue leisten müsse:

„Wie ich in meinen mehr als 30 Jahren als Bischof deutlich gemacht habe, ist der sexuelle Missbrauch von Kindern durch einige Mitglieder der katholischen Kirche eine schreckliche Tragödie, und die Kirche kann niemals genug unsere tiefe Trauer und Reue für den Missbrauch und für das Versäumnis, prompt und vollständig zu reagieren, zum Ausdruck bringen“.

Nach den Enthüllungen über Erzbischof Theodore McCarrick, der Vorgänger Wuerls in Washington war, sieht sich der Kardinal wiederholt pointierten Fragen ausgesetzt, bis hin zu der nach einem Rücktritt: Bereits vor Veröffentlichung des Untersuchungsberichts wurde er im TV-Sender CBS gezielt darauf angesprochen, ob er die Absicht habe, zurückzutreten.

FBI unterstützte Ermittlungen

Der am 14. August veröffentlichte Untersuchungsbericht beschreibt bis ins Detail, wie über sieben Jahrzehnte lang in den Bistümern Allentown, Erie, Greensburg, Harrisburg, Pittsburgh und Scranton systematisch Missbrauch verübt und vertuscht worden sein soll.

Etwa die Hälfte der rund 3 Millionen Katholiken Pennsylvanias lebt in diesen sechs Diözesen.

Der 884-seitige Bericht wurde von 23 Juroren verfasst, die eineinhalb Jahre lang recherchierten und dabei eine halbe Million Seiten an Dokumenten prüften. Das FBI unterstützte den Ermittlungsprozess der Grand Jury, die als Gremium des amerikanischen Strafprozessrechtsprüft, ob es zu einer öffentlichen Anklage-Erhebung kommt.

Der Bericht dokumentiert ein verheerendes Bild der Bemühungen kirchlicher Behörden, Anschuldigungen zu ignorieren, zu verschleiern oder zu vertuschen – entweder um beschuldigte Priester zu schützen oder Skandale zu vermeiden.

Der Bericht geht sogar so weit, eine Reihe von Vorgehensweisen zu identifizieren, anhand derer Verantwortliche in katholischen Diözesen immer wieder verheimlicht und vertuscht haben sollen, dass Täter sich an – meist männlichen – Minderjährigen vergingen.

Die Bandbreite der Vorwürfe reicht von „unangemessenem Verhalten“ bis hin zu Fällen brutaler Vergewaltigung und anderer Formen sexuellen Missbrauchs. Dem Bericht zufolge konnten einige der Priester ihre Opfer mit Alkohol und Pornografie manipulieren.

Eine strafrechtliche Verfolgung ist in den meisten Fällen aufgrund abgelaufener Verjährungsfristen nicht mehr möglich, auch wenn in zwei Fällen Anklage erhoben wurde. Bisher wurde nur ein Priester verurteilt: Er hatte Anfang der 90er Jahre einen Schüler sexuell genötigt.

Der Bericht der Grand Jury enthält die Namen von 301 Personen; einige wurden aufgrund bereits laufender Prozesse nicht veröffentlicht. Einzelheiten dieser mutmaßlichen Verbrechen wurden ebenfalls ausgespart.

Die Anzahl der Opfer wird auf Tausende geschätzt, aber ist nicht präzise feststellbar, so der Bericht. Die Mehrzahl der Opfer in den untersuchten Fällen war männlich; ihr Alter reichte von vorpubertären Kindern bis hin zu jungen Erwachsenen.

Die Grand Jury dokumentiert in ihrem Bericht sämtliche Vorwürfe des Missbrauchs in den vergangenen 70 Jahren – von 1947 bis 2017 – innerhalb der untersuchten Diözesen.

Dabei zeigt sich, dass die meisten Fälle aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren stammen.

Ed Condon und Christine Rousselle trug zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Entscheidung gefallen: Hausarrest statt Gefängnis für Erzbischof Philip Wilson

ADDIS ABEBA – Ein Richter in Newcastle (Neusüdwales) hat am heutigen Dienstag entschieden, dass Erzbischof Philip Wilson seine Strafe in Form eines Hausarrests bei seiner Schwester verbüßen kann.

Ein Gericht in Neusüdwales hatte, wie CNA Deutsch berichtete, den damaligen Oberhirten von Adelaide im Bundestaat Südaustralien am 22. Mai 2018 der Vertuschung sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden, den ein – mittlerweile verstorbener – Priester in den 1970er und 1980er Jahren begangen hatte. Zu dieser Zeit war Wilson selber noch ein junger Priester. Doch selbst als der pädophile Täter 2004 angeklagt wurde, schwieg Wilson weiter – und machte sich somit der Vertuschung schuldig, so das Urteil.

Der Fall des 67 Jahre alten Bischofs, der nach massivem Druck am 30. Juli zurückgetreten war, gilt nicht nur als wichtiger Präzedenzfall für Australien: Er ist einer von weltweit aktuell mehreren, der Bischöfe und Kardinäle betrifft und die Weltkirche zutiefst erschüttert hat, darunter der des aus dem Kardinalskolleg ausgeschiedenen ehemaligen Erzbischofs von Washington, DC, Theodore McCarrick.

Die Erzdiöse Adelaide leitet bis auf weiteres der seit dem 3. Juni amtierende Administrator, Bischof Greg O’Kelly von Port Pirie. (CNA Deutsch)

USA/Boston: Kardinal O‘Malley ordnet Untersuchung eines Priesterseminars an

Auslöser für die Untersuchung sind veröffentlichte Vorwürfe zweier ehemaliger Seminaristen des St. John´s Seminary Boston in sozialen Medien.

Vaticanhistory – Martin Marker

Kardinal Séan O‘Malley ist seit 30.Juli 2003 Erzbischof von Boston und seit 22.März 2014 Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Somit steht Kardinal O‘Malley in doppelter Verantwortung zu den bekannt gewordenen Vorwürfen. Einerseits ist er leitender Erzbischof der Diözese Boston, andererseits verpflichtet ihn sein Amt im Vatikan zur Klärung der Vorwürfe.

National Catholic Register (NCR) berichtete am Freitag über die Einleitung einer großen Untersuchung des St. John´s Seminary in der Erzdiözese Boston durch Kardinal O‘Malley.

„Anfang dieser Woche wurde mir mitgeteilt, dass zwei ehemalige Seminaristen des St. John’s Seminary in der Erzdiözese Boston Behauptungen auf Social-Media-Sites einschließlich der Facebook-Seite des Erzbistums erhoben hatten, dass sie während ihrer Zeit im Seminar Zeuge von Aktivitäten gewesen seien, die direkt im Widerspruch zu den moralischen Standards und Anforderungen der Ausbildung für das katholische Priestertum stehen“, sagte O’Malley.

„Als Erzbischof von Boston, der für die Integrität des Seminars und die Einhaltung des Programms der Kirche für die Ausbildung der Priester verantwortlich ist, verpflichte ich mich zu sofortigen Maßnahmen, um diese ernsten Angelegenheiten anzugehen.“

Der Kardinal gab bekannt, dass der Rektor des Seminars Msgr. James Moroney, sofort von seinem Amt freigestellt wurde, um eine völlig unabhängige Untersuchung zu ermöglichen. Ferner gab er bekannt, dass Pater Stephen E. Salocks zum Interims-Rektor von St. John´s Seminary ernannt wurde. Salocks ist derzeit Professor am Seminar.

Die Untersuchung der Vorwürfe wird geleitet von Bischof Mark O’Connell, Weihbischof von Boston, Dr. Francisco Cesareo, Präsident des Assumption College und Präsident des USCCB National Review Board, das den USCCB in Fragen der Kinder- und Jugendschutzpolitik berät und Frau Kimberly Jones, CEO der Athena Legal Strategies Group. Die eigentliche Untersuchung wird von Mark Dunderdale, dem Direktor des Erzdiözeseamtes für berufliche Standards und Aufsicht, durchgeführt.

O‘Malley sagte, er habe das Untersuchungsteam angewiesen, ihm „so bald wie möglich“ mit seinen Ergebnissen und einer Reihe von Empfehlungen zu berichten, die angemessene Verhaltensstandards im Einklang mit der Lehre der Kirche auf allen Ebenen des Seminars gewährleisten.

„Die in dieser Woche erhobenen Anschuldigungen bereiten mir als Erzbischof von Boston große Sorgen, betonte der Kardinal. Das Amt des katholischen Priestertums erfordert eine Vertrauensbasis mit dem Volk der Kirche und der weiteren Gemeinschaft, in der unsere Priester dienen. Ich bin fest entschlossen, dass all unsere Seminare diesen Vertrauensstandard erfüllen und die notwendige Ausbildung für Priester schaffen, damit sie in unserer heutigen Gesellschaft eine anspruchsvolle Berufung des Dienstes erfüllen können.“

Nach dem Rücktritt von Kardinal Theodore McCarrick aus dem Kardinalskollegium wegen schwerer Vorwürfe des Missbrauchs und Fehlverhaltens vor wenigen Tagen ist Kardinal O‘Malley um Schadensbegrenzung bemüht. Das Bild der amerikanischen Kirche in der Öffentlichkeit könnte zusätzlichen Schaden nehmen. (vh)

Erzbischof erinnert an Europas „vergessenen Krieg“ in der Ukraine

BALTIMORE, MARYLAND – Vier Jahre der Kämpfe in der Ukraine haben zur „größten humanitären Krise auf dem europäischen Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ geführt, so das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.

Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew forderte die internationale Gemeinschaft und die katholische Kirche auf, die Krise in der Ukraine nicht weiter zu vernachlässigen.

Der ukrainische Würdenträger machte das Plädoyer während seiner Grundsatzrede auf der Konferenz der „Knights of Columbus“ am 7. August.

Seitdem Russland die Krim im Jahr 2014 annektierte, hat der ukrainische Konflikt mehr als 10.000 Menschen das Leben gekostet und nach Angaben der Vereinten Nationen 1,6 Millionen Menschen vertrieben.

„Neben all diesen Verlusten und menschlichen Tragödien gibt es noch eine weitere versteckte Gefahr des Krieges im Osten der Ukraine: Diese Region droht durch überflutete Minen und verseuchtes Trinkwasser eine schwere, lang anhaltende ökologische Katastrophe zu erleiden, die in ihrem Ausmaß mit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 vergleichbar ist“, warnte der Erzbischof.

Bis zu vier Millionen Menschen könnten in der Region ohne sauberes Trinkwasser leben, so der Würdenträger.

„Dies geschieht gerade jetzt, in der Ukraine, dem größten Land Europas“.

Die Kämpfe haben auch die Infrastruktur beschädigt. Die Weltgesundheitsorganisation hat unter anderem zwischen 2014 und 2016 mehrere Angriffe auf Krankenhäuser in der Ukraine dokumentiert.

„Dies ist ein stiller und vergessener Krieg. Weil es ein vermeintlich ‚eingefrorener Konflikt‘ ist, spricht niemand mehr laut über den Krieg in der Ukraine“, sagte der Erzbischof.

Obwohl es in der Ukraine eigentlich einen Waffenstillstand gibt, wurde er im Juli mehr als 1.200 Mal in einer Woche verletzt, berichtete die Sonderbeobachtungsmission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

„Viele Fachleute nennen diesen Krieg in der Ukraine heutzutage einen ‚hybriden Krieg‘, das heißt einen Krieg, in dem nicht nur traditionelle Waffen auf Schlachtfeldern eingesetzt werden, sondern alle verfügbaren Mittel der Zerstörung eingesetzt werden, einschließlich wirtschaftlicher Maßnahmen und die Mittel der Informationstechnik“, erklärte der Erzbischof.

„Dank der Informationstechnologien sind moderne Kriege nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt“.

Der Krieg betreffe nicht nur die Menschen vor Ort, so Schwetschuk weiter. „Jeder in der westlichen Welt erlebt heute die Folgen dieses Informationskrieges, der die Wahrheit ins Visier nimmt, indem er ‚fake news‘ verbreitet und die öffentliche Meinung zu manipulieren versucht“.

Die katholische Antwort

„Wie reagiert die katholische Kirche in der Ukraine und insbesondere unsere griechisch-katholische Kirche auf die Bedürfnisse von Millionen von Menschen, die unter den Folgen des Krieges leiden?“, fragte Schewtschuk.

Die Antwort des Erzbischofs: „Diakonia“, die griechische Bezeichnung für den karitativen Dienst im Neuen Testament. Im Falle der Ukraine bedeutet dieser Dienst, „dem Nächsten zu dienen, sich um die vom Krieg Betroffenen zu kümmern, ihnen geistliche Führung zu geben und oft auch sozialen Dienst zu leisten“, sagte er.

Katholiken sind eine Minderheit in der Ukraine, der größte Teil der Bevölkerung sind orthodoxe Christen.

Am 7. August sprach US-Außenminister Mike Pompeo mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko am Telefon und versicherte ihm die Unterstützung der USA für die „Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine“, so die Sprecherin des Außenministeriums, Heather Nauert.

Ein paar Wochen zuvor hat das Außenministerium in Washington die Krim-Erklärung veröffentlicht, in der Russland aufgefordert wird, seine Besetzung der Krim zu beenden. (CNA Deutsch)

Mehrere Tote nach Brandanschlägen und Angriffen auf Christen und Kirchen in Äthiopien

ADDIS ABEBA – Mindestens sechs Priester und eine unbekannte Zahl von Christen ist bei gezielten Angriffen in Äthiopien ermordet worden, bei denen unter anderem auch mindestens sieben Kirchen in Brand gesteckt wurden. Das meldet die Agentur „Fides“ unter Berufung auf örtliche Medien.

Die Angriffe ereigneten sich in der mehrheitlich von muslimischen Somali bevölkerten Somali-Region rund um Dschidschiga im Osten des Landes. Diese wird seit Tagen von ethnischen Konflikten erschüttert, von denen die hier in der Minderheit lebenden Christen besonders betroffen sind.

Patriarch Matthias I. und die Heilige Synode der äthiopisch-orthodoxen Kirche haben mitgeteilt, die 16 Tage des Fastens und des Gebets vor und nach dem Fest der Entschafung Mariens dem Frieden und der Versöhnung zu widmen.

Die Auseinandersetzungen begannen gegen Ende vergangener Woche, so „Fides“: Kämpfer der somalischen Liyu-Milizen unter Leitung von Abdi Illey (Präsident der Somali-Region) gingen mit Gewalt gegen Demonstranten vor, die Menschenrechtsverstöße anprangern wollten, hieß es. Auf die Gewalt reagierte die äthiopischen Armee mit der Positionierung der Truppen, einschließlich am Gebäude des Regionalparlaments und des Präsidentenpalastes, in dem Abdi Illey residierte.

Daraufhin griffen die somalischen Milizen Minderheiten an, so „Fides“. Abdi Illey soll sich mittlerweile in Gewahrsam befinden.

Die Somali-Region ist seit einiger Zeit instabil. Der äthiopische Premierminister Abyi Ahmed stattete der Region Anfang April seinen ersten Besuch nach Amtsantritt ab. Derzeit werden bereits – so die offiziellen Quellen der orthodoxen Tewahedo-Kirche – über 20.000 äthiopische Binnenflüchtlinge in Pfarreien vor Ort betreut.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche ist mit 35 bis 40 Millionen Gläubigen die größte aus der Familie der orientalisch-orthodoxen Kirchen. (CNA Deutsch)

Bischöfe Chiles präsentieren erste Maßnahmen zur Vermeidung neuer Missbrauchsfälle

SANTIAGO DE CHILE – Die Bischöfe Chiles haben am 3. August zugegeben, angesichts der Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester ihre Pflicht als Hirten vernachlässigt zu haben. Mehrere neue Maßnahmen sollen kurz- und mittelfristig für ein transparentes Vorgehen, Gerechtigkeit und Entschädigung der Opfer sorgen.

In einer Pressekonferenz verlas der Vorsitzende der Chilenischen Bischofskonferenz (CECH), Monsignore Santiago Silva, zusammen mit dem Generalsekretär, Monsignore Fernando Ramos, eine Erklärung, die während der 116. Außerordentliche Versammlung erarbeitet worden war, an der auch Pfarrvikare, Vertreter der Ordensgemeinschaften, Diakone, Laien und Mitarbeiter der Diözese teilgenommen hatten.

Ziel des Treffens war es gewesen, die Ursachen und Wurzeln der aktuellen Situation der chilenischen Kirche zu analysieren, um daraufhin einige Richtlinien zu erstellen, die in den Diözesen des Landes umgesetzt werden sollen.
Die Bischöfe drückte ihre Reue darüber aus, dass sie „nicht immer die Richtlinien des nationalen Präventionsrates im Hinblick auf den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs in allen kirchlichen Instanzen angenommen hätten.“
„Unsere Fehler und Versäumnisse haben Schmerz und Ratlosigkeit verursacht; sie haben die kirchliche Gemeinschaft geschädigt, Bekehrung erschwert und Hoffnung vernichtet“, fügten sie hinzu.

„Auf keinen Fall wollten wir diesen Schaden verursachen oder verschlimmern, aber im Rückblick hätten einige von uns sein aktiver können und aufmerksamer für den Schmerzen, den die Opfer, die Familienangehörigen und die kirchlichen Gemeinschaft erlitten haben.“

Maßnahmen zur Verhinderung von Missbrauch

Die erste Maßnahme ist die Bereitschaft, mit den Ermittlungen der Justiz zusammenzuarbeiten, mit gebührender Rücksicht auf „die Namen der Ankläger und Opfer, die ausdrücklich den Schutz ihrer Identität verlangt haben.“

Die CECH kündigte auch die Veröffentlichung aller früheren Untersuchungen über mutmaßlichen Fälle sexuellen Missbrauch von Minderjährigen an und forderte die Ordensgemeinschaften auf, dasselbe zu tun

Die Bischofskonferenz hat drittens die Anwältin Ana Maria Celis zur Präsidentin des nationalen Rates für Prävention von Missbrauch und Unterstützung der Opfer ernannt. Dieses Amt hatte übergangsweise Monsignore Santiago Silva inne.

Ebenso haben die Bischöfe die neuen Kompetenzen des nationalen Rates für Prävention von Missbrauch bestätigt, so dass dieser aktuelle Informationen über Ermittlungen und Strafprozesse einholen kann.

Darüber hinaus wurde ein Ressort für Missbrauchsprävention errichtet, das vom Rat abhängig und befugt ist, gemäß den kirchenrechtlichen Normen Anzeigen aufzunehmen und Aktionen durchzuführen. Am Ende verkündete die CECH, dass die Liste mit den Namen der strafrechtlich und kirchenrechtlich wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilen Priester auf der Website des Rates veröffentlicht werden wird.

Nach den Besuchen von Papst Franziskus sowie den päpstlichen Gesandten Monsignore Charles Scicluna und Monsignore Jordi Bertomeu in Chile, kam eine Reihe von Fällen sexuellen Missbrauchs, Machtmissbrauchs und Vertuschung durch den Klerus des Landes ans Licht.

Parallel dazu leitete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein, um die Fälle von Missbrauch an Minderjährigen aufzuklären und mögliche Vertuschung durch Mitglieder der Kirche in Chile zu überprüfen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Abt von Wettingen-Mehrerau: Nach zehn Jahren Arbeit trete ich zurück wie Benedikt XVI.

WIEN – Der Abt von Wettingen-Mehrerau, Anselm van der Linde, tritt nach zehn Jahren intensiver Arbeit in diesem Kloster zurück, das in den vergangenen Jahren durch das Geschwür sexueller Missbrauchsfälle erschüttert worden war.

Zehn fordernde Jahre, vielleicht auch ein bisschen gegen den Strom, aber in Zusammenarbeit mit der Diözese Bregenz am Bodensee (Österreich). Jetzt, so schreibt der Abt selbst in einer öffentlichen Mitteilung, wird sich der 47-jährige Zisterzienser von seinem Amt zurückziehen. „Im Hören auf Gott“ habe er erkannt, dass der Moment gekommen sei, die Leitung von Mehrerau abzugeben, und Papst Franziskus hat am 1. August seinen Amtsverzicht offiziell angenommen.

Bis zur Wahl eines neuen Abtes bleibt er jedoch noch de jure verantwortlich für die Gemeinschaft. Abt Anselm hat sich an die „sehr schwierige Zeit“ erinnert, als er im Jahr 2009 die Abtei übernahm und mit dem Skandal des sexuellen Missbrauchs umgehen musste. Das hat „nicht nur mich persönlich erschüttert, sondern auch unsere ganze Ordensfamilie und die Kirche in Österreich und darüber hinaus.“ Der Abt spricht über diese „schändlichen und unverzeihlichen Ereignisse“ die ihn eine „unglaubliche Kraft und Energie gekostet haben.“ Krisen sind immer auch Chancen und so wurden, zusammen mit externen Experten, neue klare Verhaltens- und Verwaltungsregeln erstellt, die für die Schulen der Abtei eine neue Entwicklung bedeutet haben.

Der Abt hat die Wiedereröffnung des Collegium Bernardi erwähnt, nun mit der Möglichkeit dass auch Mädchen die Schulen besuchen, der Erweiterung um die Grundschule, und weitere Perspektiven. Ein anderes Kapitel sei jenes der Finanzen. Eine seiner Hauptaufgaben war es gewesen, eine wirtschaftlich wirksame und tragfähige Basis für die Klostergemeinschaft zu schaffen, so van der Linde. Ein Brand in der historischen Tischlerei und andere Ereignisse hatten das Kloster in eine finanzielle Notlage gebracht, nun ist die Situation dank der Beziehung zur Diözese wieder im Lot.

Neben seiner Arbeit in Bregenz war van der Linde auch Mitglied im Generalrat der Kongregation der Zisterzienser und somit verantwortlich für insgesamt 21 Zisterzienserklöster mit ihren Mönchen in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien.

Diese internationale Aufgabe, die dem Abt von Mehrerau automatisch übertragen wird, erforderte „unzählige Reisen“ und war mit einer große Verantwortung für die einzelnen Klöster verbunden. In den letzten Jahren waren zwei Niederlassungen geschlossen worden; dazu gehörte dann auch der Verkauf des Besitzes und die Neuorganisation der Klostergemeinschaft.

Der Abt hat bislang nicht darüber informiert, welche weiteren Pläne er habe.  Anselm van der Linde wurde am 24. September 1970 in Roodepoort (Südafrika) geboren. Von 1989 bis 1991 studierte er Politikwissenschaften an der Universität von Pretoria und war von 1989 bis 1992 als Angestellter im Außenministerium der Republik Südafrika tätig.

Im August 1994 kam van der Linde in die Abtei Mehrerau und nach einem Jahr als Philosophiestudent im Schweizer Kloster Einsiedeln begann er an der Universität Angelicum in Rom Theologie zu studieren. 1999 wurde er von Bischof Klaus Küng zum Priester geweiht. Im Jahr 2005 erwarb er am Angelicum das Lizenziat in Kirchenrecht und wurde zum Kirchenanwalt der Diözese Feldkirch ernannt. 2006 wurde er Sekretär der Mehrerauer Zisterzienserkongregation. Im Jahr 2009 wählte ihn die Abtei Mehrerau zum Nachfolger von Kassian Lauterer.
Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Anfang 1227 wurde in Wettingen ein Zisterzienserkloster gegründet.

Das Ordensleben im ehemaligen Kloster „Stella Maris“ begann mit einem Abt und zwölf Zisterziensermönchen aus dem Klosters Salem am Bodensee. In der jüngeren Zeit wurde im Jahre 1919 das Kloster auf deutscher Seite um das nahe gelegene Schloss Maurach erweitert, 1923 wurde das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Das Kloster betreibt zudem eine Tischlerei für Möbel und Innenausbau. (CNA Deutsch)

Die tiefen Wurzeln der marianischen Frömmigkeit Portugals

LISSABON ,- Als die Jungfrau Maria 1917 in Fatima drei Hirtenkindern erschien, da hatte Portugal Maria bereits seit Jahrhunderten zur Königin des Landes gekürt: Nach der Krönung Unserer Lieben Frau von der Unbefleckten Empfängnis durch König João IV. 1646 trug kein portugiesischer Monarch je wieder eine Krone.

Die Geschichte der außergewöhnlichen Marienverehrung in Fatima reicht historisch noch weiter zurück.

Vierzehn Meilen vom Fatima-Heiligtum entfernt befindet sich das Kloster der heiligen Maria vom Siege in der Stadt Batalha, wo 1388 mehrere Dutzend Dominikaner beauftragt wurden, einen ewigen Rosenkranz zum Dank für den Schutz der Jungfrau Maria in Portugal zu beten.

Das gotische Kloster in Batalha wurde aus Dankbarkeit für ein erhörtes Gebet errichtet. Im Jahre 1385 schwor König Joao I. der Jungfrau Maria, dass er ein großes Kloster bauen würde, wenn sie ihm den Sieg im Kampf gegen die Spanier bringen würde.

Die Dominikaner waren im Kloster bis zum Jahr 1834: Damals wurden alle Orden aus Portugal vertrieben. Auch heute noch fungiert der Ort als Pfarrgemeinde und Touristenattraktion.

Im nahen Alcobaca steht seit über 800 Jahren ein Zisterzienserkloster zu Ehren Mariens. Der König von Portugal schenkte das Kloster dem Heiligen Bernhard von Clairvaux im Jahre 1153, kurz vor dem Tod des Zisterziensers. Die gotische Kirche wurde 1223 fertig gestellt.

Benedikt XVI. hat den heiligen Bernhard von Clairvaux als „Doktor der Mariologie“ bezeichnet, weil „er ihre wesentliche Rolle in der Kirche verstand und sie als das perfekte Modell des klösterlichen Lebens und jeder anderen Form des christlichen Lebens darstellte“.

Ein Altarbild im Kloster Alcobaca, das 1705 hinzugefügt wurde, zeigt den Tod des heiligen Bernhard unter dem Schutz Mariens. Die Wände im Königssaal des Klosters sind mit blau-weißen Rokoko-Fliesenszenen aus dem 16. In der Sakristei befindet sich eine kunstvolle ovale barocke Reliquienkapelle mit 71 Terrakotta-Reliquienbüsten vom Boden bis zur Decke. Napoleons Truppen plünderten das Kloster 1811, kurz bevor die Zisterzienser, wie die Dominikaner Batalhas, gezwungen wurden, Portugal zu verlassen.

Weniger als 10 Meilen von Alcobaca entfernt liegt die Strandstadt Nazaré, benannt nach einer Statue der Jungfrau Maria, die ein Mönch im 8. Jahrhundert aus Nazareth mitgebracht hat.

Bevor Nazaré zu einem weltberühmten Surfziel mit 80-Fuß-Wellen wurde, war es ein beliebter mittelalterlicher Wallfahrtsort. Im Jahre 1182 jagte ein portugiesischer Ritter einen Hirsch in Küstennähe. Als sein Pferd beinahe über eine der steilen Klippen von Nazaré lief, rief er „“ und sein Pferd hielt direkt am Abgrund neben der kleinen Grotte mit der Nazareth-Statue.

Als Dank für sein Leben ließ der Ritter um die Statue herum eine kleine Kapelle errichten, die so viele Besucher aufnahm, dass der König von Portugal 1377 in der Nähe der Klippen eine größere Kirche für die Statue und ihre Pilger errichtete.

Trotz der jahrhundertelangen Tradition der Marienverehrung in Portugal, als die Muttergottes von Fatima 1917 erschien, blühten die Katholiken im Land nicht auf.

Als die Monarchie 1910 abgeschafft wurde, versuchten die Revolutionäre, den Katholizismus und seine marianische Königin zusammen mit ihm auszurotten, indem sie das gesamte Vermögen der Kirche beschlagnahmten. Eine populäre Illustration der Revolution von 1910 enthält ein Bild von bewaffneten Männern, die Priester mit vorgehaltener Waffe ausrücken.

Der Antiklerikalismus erreichte seinen Höhepunkt in den Jahren vor den Erscheinungen von Fatima und veranlasste den Papst, über die Verfolgung der Kirche unter der Ersten Portugiesischen Republik zu sprechen.

Im Jahre 1911 veröffentlichte der heilige Pius X. eine Enzyklika, Iamdudum in Lusitania, in der er die Säkularisierung in Portugal verurteilte.

„Wir haben gesehen, wie aus einer hartnäckigen Entschlossenheit heraus, jede zivile Organisation zu säkularisieren und keine Spuren der Religion in den Akten des gemeinsamen Lebens zu hinterlassen, die Streichung der Festtage der Kirche von der Zahl der öffentlichen Feste, die Abschaffung der religiösen Eide, die übereilte Verabschiedung des Gesetzes der Scheidung und des Religionsunterrichts aus den öffentlichen Schulen“, schrieb der Papst.

Der Nachfolger des hl. Pius X., Benedikt XV., schrieb am 5. Mai 1917 einen Brief an seinen Staatssekretär für alle Bischöfe der Welt und bat um Gebete an die Jungfrau Maria für den Frieden inmitten der anhaltenden Verwüstung des Ersten Weltkriegs in ganz Europa. In diesem Brief machte der Papst einen zusätzlichen Titel für Maria in der Litanei von Loreto fest: Regina pacis – zu Deutsch: „Königin des Friedens“.

Als Maria neun Tage später in Portugal als Muttergottes des Rosenkranzes erschien, lehrte sie: „Betet jeden Tag den Rosenkranz, um Frieden für die Welt und das Ende des Krieges zu erlangen“. Die portugiesische Tradition des ewigen Rosenkranzes, die mehr als 500 Jahre zurückreicht, wird bis heute fortgesetzt. (CNA Deutsch)

Rücktritt aus Kardinalskollegium: McCarrick soll „Leben in Buße und Gebet“ führen

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Theodore McCarrick aus dem Kardinalskollegium angenommen und weitere Sanktionen gegen den von schweren Vorwürfen des Missbrauchs und Fehlverhaltens belasteten Würdenträger verhängt.

Der Rücktritt, der mit dem heutigen 28. Juli in Kraft tritt, ist mit einer Suspendierung ad divinis verknüpft. Gemäß Canon 133 des Kirchenrechts darf McCarrick somit auch nicht mehr die Rechte und Aufgaben seines Amtes ausüben. Seit dem 20. Juni darf McCarrick nicht mehr öffentlich sein Amt ausüben. Damals legte die Erzdiözese New York die Befunde einer Untersuchung vor, die schwere „glaubhafte Vorwürfe“ gegen McCarrick erhob, der stets seine Unschuld beteuert hatte.

Franziskus trug nun dem 88 Jahre alten Amerikaner auf, „ein abgeschiedenes Leben in Gebet und Buße“ zu verbringen. Der Vatikan teilte weiter mit, dass McCarrick seinen Rücktritt am gestrigen Freitagabend eingereicht habe.

Die Entscheidung des Vatikans ist Folge der seit einem Monat immer weitere Kreise ziehenden Vorwürfe gegen den ehemaligen Erzbischof von Washington, Minderjährige und junge Männer sexuell genötigt, gefügig gemacht und missbraucht zu haben. Über Jahrzehnte soll sich McCarrick als Priester wie Bischof, so der Vorwurf ehemaliger Opfer und Befund neuer Untersuchungen, immer wieder sexuellen Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, besonders gegenüber Seminaristen und jungen Priestern, über die er Macht hatte, aber auch bei mindestens drei Minderjährigen, heißt es.

Das bislang jüngste bekannte Opfer seines Missbrauchs war laut der „New York Times“ der damals elf Jahre alte „James“, den McCarrick über zwei Jahrzehnte missbraucht haben soll.

Auch wenn Franziskus bereits zum zweiten Mal zu diesem Mittel greift: Die nur einem Papst vorbehaltene Annahme eines Rücktritts aus dem Kardinalskollegium ist ein historisch seltener Vorgang. Der erste Rücktritt unter Franziskus war der des mittlerweile verstorbenen Kardinals Keith O’Brien. (CNA Deutsch)

Bischöfe, Priester und Politiker fordern Rücktritt von Erzbischof Wilson

MELBOURNE ,- Auch wenn der Fall in Berufung gehen soll: Der öffentliche Druck auf Papst Franziskus wächst, den wegen der Vertuschung von Kindesmissbrauch zu einer Haftstrafe verurteilten Erzbischof von Adelaide (Südaustralien) zum Rücktritt zu zwingen. Der Nationale Priesterrat des Landes hat nun öffentlich darum gebeten, „dass der Heilige Vater Erzbischof Philip Wilson aus seinem Amt entfernt“.

Der 1970 gegründeten National Council of Priests (NCP), einer von zwei großen Kleriker-Verbänden in Australien, gehören rund 1.700 Geistliche an. In einer auf den 20. Juli datierten Mitteilung des NCP-Vorsitzenden, Pater James Clarke, heißt es, der Erzbischof habe zwar das Recht, seine Verurteilung anzufechten. Sein Amt sei dadurch jedoch kompromittiert.

„Das Wohlergehen des Gottesvolkes der Erzdiözese Adelaide muss Vorrang haben vor dem Wunsch des Einzelnen, im Amt zu bleiben“.

Wenn ein Pfarrer beschuldigt oder verklagt werde, dann werde er bis zur Klärung der Vorwürfe automatisch vom Amt suspendiert, so Clarke weiter. Wilson dagegen habe sein Amt erst nach dem Urteil ruhen lassen: „Ein Affront gegen Priester und Laien“ sei diese Ungerechtigkeit, moniert der Priesterrats-Vorsitzende im Statement.

Deutlich wurde bereits am 13. Juli der angehende Erzbischof von Australiens größter Diözese, Peter Comensoli. Der 54-jährige, bislang Bischof von Broken Bay (Neusüdwales) betonte, er sage öffentlich, wozu er und andere Bischöfe Wilson privat ebenfalls bereits geraten hätten: „Philip Wilson hat sich entschieden, nicht seinen Rücktritt anzubieten, und hat zurecht darauf hingewiesen, dass er ein Recht darauf habe, Berufung einzulegen, was er auch getan hat. Aber bei alledem gibt es auch die Frage, was gut für das Volk Gottes ist unter diesen Umständen, und ganz besonders, was gut wäre für die Menschen in der Erzdiözese Adelaide.“

Im Erzbistum Adelaide lebten im Jahr 2006 rund 275.000 Katholiken – ein gutes Fünftel der 1,3 Millionen Einwohner großen Hauptstadt des Bundestaates Südaustralien.

Wenige Tage später, am 16. Juli, forderte dann der katholische Premierminister Australiens, Malcolm Turnbull, vor einem Treffen mit Bischöfen, der Papst solle Wilson „entlassen“. Oppositionsführer Bill Shorten von der Labor-Partei stimmte Turnbull zu.

Ein Gericht in Neusüdwales hatte, wie CNA Deutsch berichtete, den Oberhirten von Adelaide am 22. Mai 2018 der Vertuschung sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden, den ein – mittlerweile verstorbener – Priester in den 1970er Jahren begangen hatte. Zu dieser Zeit war Wilson selber noch ein junger Priester. Doch selbst als der pädophile Täter 2004 angeklagt wurde, schwieg Wilson weiter – und machte sich somit der Vertuschung schuldig, so das Urteil.

Nun haben Wilsons Anwälte, die unter anderem zur Verteidigung erklärt hatten, ihr Mandant könne sich nicht erinnern, angekündigt, man werde in Berufung zu gehen. Ob der 67-jährige Wilson, der unter anderem an Alzheimer leiden soll, eine Haftstrafe hinter Gittern verbüßen oder einen Hausarrest mit elektronischer Fessel: Das entscheidet die Justiz am 14. August. Bis dahin soll unter anderem die Unterkunft des auf Kaution freien Würdenträgers untersucht und entschieden werden, ob diese für einen Arrest geeignet ist.

Erzbischof Wilson ist der weltweit ranghöchste Kirchenvertreter, der bislang wegen des Vergehens der Vertuschung gerichtlich verurteilt worden ist – und der Fall ist der erste nach Veröffentlichung der „Empfehlungen“ der Royal Commission.

Dieser richterliche Untersuchungsauschuss hatte, wie CNA Deutsch berichtete, jahrelang Fälle sexuellen Missbrauchs in allen gesellschaftlichen Institutionen Australiens, darunter katholischen, untersucht und dokumentiert, mit dem Ergebnis einer ganzen Reihe von Empfehlungen an Staat und Einrichtungen, um Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Für weltweite Aufmerksamkeit sorgte die von manchen Bundesstaaten aufgegriffene Empfehlung, Priester zu zwingen, in Fällen von gebeichtetem Missbrauch das Beichtgeheimnis zu brechen und die Behörden einzuschalten.

Der Fall Wilson wird vor diesem Hintergrund von Beobachtern vor Ort als besonderer Präzedenzfall bewertet, und Opferverbände haben bereits gefordert, dass diesem weitere folgen müssen. Peter Gogarty, selber eines der Opfer des lange vertuschten Missbrauchs im Fall Wilson, sagte gegenüber dem staatlchen Rundfunksender ABC:

„Wenn Wilson der Einzige ist, der strafrechtlich verfolgt wird, dann kann er sich als sehr schlecht behandelt fühlen, denn – wie die Royal Commission deutlich gezeigt hat, war er keineswegs der einzige Vertreter einer Institution, die es versäumt hat, Missbrauchsvorwürfe aufzuklären.“

Das Verhalten des Papstes in diesem Fall indessen könnte eine Signalwirkung für die ganze Weltkirche haben, auch und gerade angesichts der aktuellen Welle von Skandalen, die unter anderem Bischöfe und Kardinäle in Honduras, Chile und den USA betrifft.

Das Tagesgeschäft im Erzbistum Adelaide indessen leitet bereits seit dem 3. Juni ein anderer: Franziskus hat Bischof Greg O’Kelly zum Apostolischen Administrator ernannt. Der Jesuit ist Bischof der Diözese Port Pirie (Südaustralien). (CNA Deutsch)