Papst würde gerne Kenia besuchen

Zentralafrikanische RepublikBei seiner Afrikareise im kommenden November könnte Papst Franziskus womöglich auch Kenia besuchen. Das sagte er an diesem Freitagabend im Gespräch mit Priestern in Rom. Franziskus bestätigte auf die Frage eines afrikanischen Priesters hin, dass er in die Zentralafrikanische Republik und nach Uganda reisen werde. Dann fügte er hinzu: „Kenia ist eine Möglichkeit, aber das ist noch nicht sicher, weil es da Probleme mit der Organisation gibt.“ Kenia ist in den letzten Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen heimgesucht worden. Von Plänen für eine Kenia-Reise des Papstes war bislang nichts bekannt.

Franziskus beantwortete auf einem Welttreffen katholischer Priester im Lateran Fragen. Dabei kündigte er vor den etwa tausend Teilnehmern des Treffens auch an, die katholische Kirche sei dazu bereit, sich mit allen christlichen Kirchen auf einen einheitlichen Ostertermin zu einigen. Erneut sprach der Papst mit Blick auf die armenische Tragödie vor hundert Jahren ausdrücklich von einem „Völkermord“; dagegen hatte unlängst die türkische Regierung protestiert.

„Kirche ohne Diskussion ist ein Friedhof“

Mit Nachdruck mahnte der Papst die Priester, die Kirche dürfe keinen Proselytismus betreiben: „Das ist die Karikatur der Evangelisierung!“ Stattdessen sollten sie es dem Heiligen Geist überlassen, „dass er die Neugier der Menschen weckt, wenn sie sehen, wie jemand mit seinem Leben denen dient, die von anderen ausgesonder werden“. Dabei komme es sehr auf die „Sprache der Gesten“ an: „Niemanden verurteilen, deinem Feind nicht mit gleicher Münze heimzahlen, sich benehmen wie der gute Samariter – Zeugnis geben und dem Heiligen Geist das Übrige überlassen!“

Wie schon bei der Eröffnung der letzten vatikanischen Bischofssynode zur Neuordnung der Ehe- und Familienpastoral warb Papst Bergoglio für die Freiheit der Rede. „Was die Urkirche vor der Spaltung bewahrt hat, war der Mut des Paulus, eine klare Rede zu führen, und der Mut der Apostel, sich der Diskussion zu stellen.“ Eine Kirche, in der nicht diskutiert werde, sei „tot“, sei „ein Friedhof“. Die Priester sollten sich davor hüten, die Laien zu „klerikalisieren“ („Lasst die Laien in Ruhe ihre Arbeit machen!“), und sollten aufpassen, dass sich der Teufel nicht „über das Portemonnaie“ bei ihnen einschleiche. Franziskus wörtlich: „Das Volk Gottes vergibt einem Priester, wenn er mal der Versuchung nachgibt oder wenn er zuviel trinkt – aber nicht, wenn er der Macht und dem Reichtum frönt.“ (rv)

Deutsche Bischöfe verschieben ad-limina-Besuch

DBK_LogoDie deutschen Bischöfe verschieben ihren ad-limina-Besuch im Vatikan: Statt im September werden sie erst vom 16. bis 21. November 2015 nach Rom reisen. Das bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Mittwoch gegenüber Radio Vatikan. Nötig wird die Verschiebung wegen der Vatikan-Planungen zur Kuba-und-USA-Reise des Papstes. Im Oktober findet dann die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie im Vatikan statt. (rv)

Papstbesuch in Turin: Grabtuch, Arbeiter und Waldenser

Turiner GrabtuchNicht nur das Grabtuch: Bei seinem zweitägigen Besuch in der norditalienischen Stadt Turin wird Papst Franziskus am Sonntag, 21. Juni, nicht nur die wohl berühmteste Reliquie der Christenheit besuchen. Das ergibt sich aus dem vom Vatikan vorgestellten Reiseprogramm, das eine Reihe von Begegnungen des Papstes mit verschiedenen Teilen der Turiner Gesellschaft und Kirche vorsieht.

Um 8.15 Uhr in der Frühe wird Franziskus Arbeiter, Arbeitgeber und Angestellte treffen. Turin mit seinen Fiat-Werken ist eigentlich Italiens Automobil-Metropole, doch die schwere Wirtschaftskrise der letzten Jahre hat der Industrie schwer zu schaffen gemacht. Das rund zweistündige Treffen findet auf der Piazzetta Reale in Turin statt. Es folgt dann der eigentliche Höhepunkt mit dem Besuch beim Grabtuch. Der Papst wird um 10.40 Uhr dazu eine Messe auf der Piazza Vittorio feiern. Wir übertragen diesen Gottesdienst live und mit deutschem Kommentar auf unserem Vatican Player. Der entsprechend Link befindet sich auf unserer Homepage.

Am Nachmittag um 15 Uhr besucht der Papst die Salesianer-Gemeinschaft, die den 200. Geburtstag ihres Ordensgründers Don Bosco feiert. Die Welt des Leidens und die Jugendlichen, im Zeichen Don Boscos: Das werden neben dem Gebet am Grabtuch die wesentlichen Elemente des Turin-Besuches sein. Das Leinen, das als das Grabtuch Jesu gilt, wird seit dem 19. April und noch bis zum 24. Juni öffentlich im Turiner Dom gezeigt. In diesen Wochen und Monaten besuchen Hunderttausende von Menschen Turin, um das Grabtuch zu sehen; die Organisatoren gehen sogar von mindestens einer Million Besucher aus.

Ein Treffen des Papstes mit Jugendlichen steht am Sonntagabend ab 17 Uhr auf dem Programm. Dieses Treffen findet ebenfalls auf der Piazza Vittorio in Turin statt. Am Montag, 22. Juni, wird Franziskus dann um 8.45 Uhr die Waldenser-Gemeinschaft in Turin besuchen. Es handelt sich um die größte, vor allem in Norditalien präsente Kirche der Reformation auf der italienischen Halbinsel. Es wird das erste Mal sein, dass ein Papst eine Waldenserkirche betritt. (rv)

Kardinal Pell weist Vorwürfe als „irreführend“ zurück

Kardinal Pell„Ein massiver Stachel im Fleisch“ des Vatikans: So nennt Peter Saunders, Mitglied der von Papst Franziskus einberufenen Kinderschutzkommission, Kurienkardinal George Pell. Saunders äußerte in einer Sendung des australischen Fernsehen, Pell sei wegen seiner Rolle in einem Missbrauchsskandal in Australien für den Vatikan „unhaltbar“.

Vatikansprecher Federico Lombardi betonte gegenüber Journalisten, Saunders habe seine Vorwürfe als Privatperson und nicht etwa im Namen der Kommission erhoben. Saunders sei keineswegs als Mitglied der Kommission dazu berechtigt, Einzelfälle zu untersuchen und über diese Entscheidungen zu treffen, so Lombardi weiter. Im übrigen habe Pell immer sorgfältig auf Anschuldigungen reagiert.

Ein Sprecher des Kardinals nannte die Anschuldigungen „falsch und irreführend“. Saunders habe sich sein Urteil gebildet, ohne jemals mit dem Kardinal gesprochen zu haben. Pell sei als Erzbischof von Anfang an „energisch gegen sexuellen Missbrauch von Kindern vorgegangen“ und habe eine unabhängige Untersuchung ermöglicht. Der Kardinal – ein früherer Erzbischof von Sydney und jetzt Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats – kündigte an, er werde die gegen ihn in der Sendung erhobenen Vorwürfe seinen Anwälten übergeben.

In der vergangenen Woche hatte Kardinal Pell angeboten, sich vor einer australischen Missbrauchskommission persönlich gegen den Vorwurf einer Schweigegeld-Zahlung zu verteidigen. Diesem Vorwurf zufolge soll Pell dem sexuell missbrauchten Neffen des später verurteilten pädophilen Priesters Gerald Ridsdale Geld angeboten haben, wenn er seine Anschuldigungen fallenlasse. Diese Darstellung weist Pell zurück. (rv)

„Instrumentum laboris kommt wohl im Juli“

Kardinal SchererDas Arbeitspapier für die kommende Bischofssynode über Ehe und Familie wird voraussichtlich im Juli veröffentlicht. Das sogenannte „Instrumentum laboris“ sei „auf einem guten Weg“, sagte der Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Odilo Pedro Scherer, nach zwei Tagen der Beratungen des Synodensekretariats. „Ich würde sagen: Neuigkeiten gibt es nicht (in dem Text). Die Themen sind die, die schon die außerordentliche Versammlung der Bischofssynode im letzten Jahr behandelt hat. Nur dass sie jetzt angereichert sind durch Beiträge aus den Bischofskonferenzen, Bistümern, Pfarreien und auch vieler Einzelner. Die eigentliche Neuigkeit wird der Blick auf diese Themen: Es geht nicht mehr darum, den Ist-Stand festzustellen, sondern es geht jetzt darum, zu Bewertungen zu kommen und Aktionspläne aufzustellen. Wir sind also in der zweiten oder dritten Phase unseres Nachdenkens über die Familie, ihre Berufung und ihre Mission in der Kirche und der heutigen Welt.“

Die nächste Bischofssynode zu diesem Thema tritt im kommenden Oktober zusammen. Scherer sagt, er sei sehr zufrieden damit, dass am Montag und Dienstag auch der Papst an den Beratungen der Synoden-Vorbereiter teilgenommen habe. Das gebe den Planern ein Gefühl der Sicherheit. Der brasilianische Kurienkardinal ist in Rom geblieben, um ab diesem Mittwoch auch an der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung teilzunehmen. „Diese Versammlung will vor allem ein kurzes Dokument zum Thema Katechese und Neuevangelisierung entwerfen. Es soll so schnell wie möglich fertig werden. Natürlich wird auch über das Außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit gesprochen, seine Vorbereitung liegt ja in Händen des Rates für Neuevangelisierung.“ (rv)

Myanmar: Das grausame Geschäft mit den Flüchtlingen

Kardinal BoFlüchtlinge und Menschenhandel – zwei Begriffe, die leider unausweichlich zusammen gehören. Die Flüchtlingskatastrophe in Südostasien hat nun eine neue Ebene an Grausamkeit erreicht: Der Fund von rund 140 Gräbern mit jeweils mehrern toten Flüchtlingen der islamischen Minderheit Rohingya im Dschungel im Norden Malaysias lässt nur erahnen, was die Menschen für Qualen erleiden mussten.

In der Nähe der Gräber befinden sich auch rund 30 verwaiste Lager, die vermutlich von Schlepperbanden eingerichtet wurden. Man weiß, wie die Menschenhändler vorgehen: Flüchtlinge zahlen Tausende von Dollar für die Reise über das Meer, doch dann werden sie in geheimen Lagern gefangen halten bis ein Lösegeld ankommt. Kommt dieses Geld nicht an, so werden sie getötet. Nach Initiativen der thailändischen und malaysischen Regierung gegen diese Lager haben die Schlepper tausende von Flüchtlingen auf See im Stich gelassen. 7.000 trieben auf Booten im Meer vor den Küsten Malaysias und Indonesiens, keines der Länder wollte sie zunächst aufnehmen. Inzwischen durften 3.600 Menschen in Malaysia und Indonesien an Land gehen. Massimo Pallottino von Caritas Italien spricht von einer asiatischen Form der Flüchtlingskatastrophe, wie sie sich auch im Mittelmeer abspiele:

„In Europa sehen sie wenigstens Land, in Asien sperren einige Länder ihre Küsten, schmeißen die Boote wieder retour ins Meer. Zusätzlich ist an dieser Katastrophe – paradoxerweise – die Initiative des Kampfes gegen die Schlepper daran schuld, dass die Menschenhändler einfach die Flüchtlinge im Meer alleine gelassen haben. Sie sind geflüchtet aus Angst vor den Konsequenzen.“

Die Flüchtlinge sind vor allem Angehörige der Rohingya, eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Laut UN sind die Rohingya eine der am stärksten verfolgten Minderheiten. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres flohen mindestens 25.000 Rohingya aus Myanmar. Sie haben keine Staatsbürgerschaft und daher interessiert sich kein Staat für sie. Keiner vertritt ihre Interessen, sie haben kein ‚Recht auf eine Identität‘ erklärt Palottini. Sie sind ein Volk, das an zwei Grenzen lebt und die Probleme seien tief verwurzelt.

„Die Rohingya sind eine ethno-linguistische Gruppe und seit vielen Generationen leben sie im Staat Rakhine. Sie haben eine andere Sprachen, eine andere Religion. Also sind sie Ausländer – sowohl für Myanmar, als auch für Bangladesch. Bangladesch hat auch immer wieder in der Vergangenheit die Rohingyas ausgewiesen aus ihrem Land, zurück nach Myanmar. Aber in Myanmar erkennt man das Volk nicht an, im öffentlichen Diskurs kann man nicht mal „Rohingya“ sagen, sondern nur Bangladesh. Sie haben also nicht mal das Recht auf Identität und das kontinuierlichen Ping-Pong zwischen der beiden Ländern verursacht das Problem.“

Papst Franziskus betete vergangenen Sonntag für die Flüchtlinge. Kardinal Charles Maung Bo, Bischof in Myanmar, fordert nun auch die Regierung seines Landes zur Lösung der Rohingya-Krise auf. Myanmar habe eine moralische Verantwortung für die Angehörigen dieser Minderheit, sagte der katholische Erzbischof von Rangun am Montag dem Nachrichtendienst „Asianews“. Die derzeitige Situation sei katastrophal. Er lobte die „große Geste der Menschlichkeit“, dass Malaysia, die Philippinen und Indonesien nun die Türen für Flüchtlinge geöffnet hätten, denn sie seien ähnlich wie Flüchtlinge im Mittelmeer Menschen in Myanmar und Bangladesch auf der Suche nach Würde und Sicherheit. Unterdessen kündigte Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-Moon ein regionales Gipfeltreffen zur „Rohingya-Krise“ am 29. Mai in Bangkok an. (rv)

„Der Terrorismus wird nicht siegen“

Kardinal TauranDer Terror des ‚Islamischen Staats’ macht das Miteinander von Muslimen und Christen weltweit schwieriger. Das sagt der Vatikanverantwortliche für das Gespräch der Religionen, Kardinal Jean-Louis Tauran. In der Schweiz hat sich der Leiter des päpstlichen Dialograts in den letzten Tagen mit Bischöfen und Islamexperten aus vielen Teilen Europas beraten – und kam dabei zu folgendem Schluss: „Wir haben alle einhellig festgestellt, dass sich die Lage heute geändert hat, dass sie vor allem durch das, was im Nahen Osten vorfällt, bestimmt ist, und zwar besonders durch den ‚IS’, das ‚Kalifat’. Die irreguläre Einwanderung führt dazu, dass weiterhin eine große Zahl von Muslimen auf den europäischen Kontinent strömt. Wir haben festgestellt, dass sich Muslime, vor allem junge Muslime, (in Europa) radikalisieren – auch wenn wir alle überrascht sind, warum sich Muslime, die in Europa geboren sind, zum Extremismus der Dschihadisten bekehren lassen.“ Das stelle Europa Fragen, so Tauran: „Was bedeutet das alles? Warum lassen sich diese jungen Leute vom ‚IS’ verführen?“

Der französische Kurienkardinal versuchte sich selber an einer Antwort: „Das ist der Ausdruck einer Frustration, eines Mangels an Möglichkeiten. Natürlich ist für diese Jugendlichen das Geld, das die Organisation ihnen bietet, verlockend, aber sie werden auch von einer Art Lebens-Motivation angezogen. Ich glaube darum: Wir müssen dem Leben – dem persönlichen und dem sozialen Leben – wieder einen Sinn geben.“

Tauran war es gewesen, der letztes Jahr nach dem Aufkommen des ‚Islamischen Staats’ eine scharfe Verurteilung der Terrorgruppe im Stil einer Anklageschrift veröffentlicht hatte: ungewöhnlich für ein Vatikandokument. Aber der Kardinal ist kein Scharfmacher, er weist zum Beispiel auch auf zaghafte Bewegungen innerhalb des Islam hin, die den Koran einer historisch-kritischen Analyse unterziehen. „Ja, das ist etwas sehr Diskretes, fast nicht Wahrnehmbares. Aber wir sehen doch, dass die jungen Leute, vor allem die jungen Muslime, die Zugang zur Kultur und zur Universität haben, sich tatsächlich die Frage nach der historischen Kritik (des Koran) stellen.“ Der Schlüssel dazu ist eine gute Schul- und Universitätsbildung: „Die Ausbildung ist fundamental! Ich bestehe vor allem auf dem Punkt des Geschichtsunterrichts. Das würde es uns erlauben, diese Krise zu überwinden.“

Kardinal Tauran ist fest davon überzeugt, „dass der Terrorismus nicht siegen wird“. „Aber die Wirkungen und Folgen des Terrorismus werden noch lange anhalten. Darum müssen wir dem Leben unserer Bürger dringend Hoffnung und Sinn zurückgeben. Das müsste ein Ehrgeiz sein, den wir alle teilen.“ Zum Dialog sieht er, „auch in Zeiten der Verfolgungen“, keine Alternative. „Aber natürlich ist die Ghettobildung immer eine Versuchung. Die große Frage bleibt weiterhin: Wie kann man beides gleichzeitig, Muslim sein und Europäer werden?“

Muslim sein und Europäer werden

Keine Ghettos bilden – diese Mahnung von Kardinal Tauran gilt nicht nur den Muslimen in Europa, sondern auch den Christen. „Man kann nicht Christ sein und sich in der Kirche einschließen, man muss rausgehen, an die Peripherien, wie der Papst das so oft sagt! Wir haben diese Gnade, die Verschiedenheit in der Einheit zu leben. Und das ist etwas, das wir allen zur Verfügung stellen müssen. Wir müssen uns ansehen, zuhören, zusammen eine Gesellschaft bauen, in der Unterschiede Reichtum bedeuten.“

Muslimen zuhören, das tut kaum jemand so oft wie Kardinal Tauran. Für sich selbst hat er daraus vor allem gelernt, dass man die islamische Welt nicht über einen Kamm scheren kann. „Wissen Sie, unsere muslimischen Gesprächsparter sind sowas von verschieden! Die, die wir in der Schweiz getroffen haben, waren Universitätsdozenten, und mit ihnen zu sprechen ist natürlich sehr leicht. Ich sehe, dass Muslime generell sehr unsere Arbeit im Schul- und Bildungswesen schätzen. Zum Beispiel, dass die Dominikaner vor zwei Jahren mitten im Krieg in Bagdad ein Institut für Sozialwissenschaften eröffnet haben – das ist doch außerordentlich! Es geschieht so viel Positives – da gibt es zum Beispiel ein paar muslimische Familien in Bagdad, die haben schon seit über einem Jahr christliche Familien bei sich aufgenommen. Das sind positive Dinge… Da geht es um den Dialog des Lebens, der ist wichtig, und den gibt es! Das muss man aussprechen.“ Aber spiegelt sich das alltägliche Miteinander von Muslimen und Christen in mehrheitlich muslimischen Ländern denn auch in den Medien wieder? „Nein. Leider nicht…“ (rv)

Kardinal Tagle neuer Präsident von Caritas Internationalis

Kardinal TagleKardinal Luis Antonio Tagle ist der neue Präsident von Caritas Internationalis. Die Generalversammlung wählte den Erzbischof von Manila an diesem Donnerstag zum Nachfolger von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten konnte. Ausgelaufen war ebenfalls die Amstszeit von Generalsekretär Michel Roy, der aber erwartungsgemäß wiedergewählt wurde.

Die Vereinigung der katholischen Wohlfahrtsverbände hält derzeit in Rom ihre Generalversammlung unter dem Titel „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“ statt. (rv)

Caritas Internationalis: Klimagerechtigkeit

Kardinal Rodriguez MaradiagaDer Klimawandel, die Fragen von Migration und Flüchtlingen und der Kampf gegen den Hunger: Das sind nur drei der Themen bei der diesjährigen Generalversammlung von Caritas Internationalis, der Vereinigung der Caritasverbände weltweit. In Rom beginnt an diesem Dienstag ihre 20. Generalversammlung unter der Überschrift „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“. Ein Wichtiger Punkt der Beratungen ist die Wahl eines neuen Präsidenten, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga tritt nach acht Jahren nicht wieder an.

Gemeinsam mit Caritas-Generalsekretär Michel Roy stellte Maradiaga bei einer Pressekonferenz die Generalversammlung vor. „Die Caritas steht vor vielen großen Herausforderungen, vor allem die Einladung des Papstes, zu einer ‚Armen Kirche für die Armen’ beizutragen“, so Maradiaga. „Wir wollen auf diese Einladung antworten, vor allem wenn es um das Wachsen in der Nächstenliebe geht, der ‚Caritas‘, die ja unser Motto ist.“ Das anstehende Jahr sei sehr wichtig in dieser Hinsicht. Kardinal Maradiaga verwies auf die kommende Enzyklika des Papstes zum Thema Ökologie, auf den Weltklimagipfel in Paris und den Millenniums-Gipfel in New York, das seien alles Referenzpunkte auch für die Caritas. Das drücke sich nicht zuletzt im dem Thema der Generalversammlung aus, „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“.

„Für uns ist das nicht so sehr eine Frage der Erderwärmung, über die so viel diskutiert wird. Für uns ist es vielmehr eine Frage der Gerechtigkeit. Das gibt uns eine klare Richtung, vor allem um die Würde des Menschen zu verteidigen.“ Man vergesse nicht die Gleichgültigkeit der Welt den vielen Kriegen gegenüber, den Hunger und die Vertreibungen in der Welt. Man vergesse auch nicht den Nahen Osten, Zentralafrika, den Südsudan, die Ukraine und natürlich Nepal. „In diesen Zusammenhängen halten wir nun unsere Generalversammlung ab“.

Der Dachverband freue sich, diesmal auch neue Mitglieder begrüßen zu können, so sei zum ersten Mal die Caritas Südsudan dabei, fügte Generalsekretär Michel Roy hinzu. Er stellte die fünft strategischen Ausrichtungen vor, an denen in der Tagungswoche gearbeitet würde, und die dann verabschiedet werden sollten.

Der Kirche helfen, eine Arme Kirche für die Armen zu sein, sei die erste Orientierung. Zweitens gehe es um die Reaktion auf Katastrophen, eine Aufgabe welche die Caritas schon immer begleitete. Die Solidarität wachse, was sich zuletzt in der Hilfe für Nepal gezeigt habe. Drittens wolle man die ganzheitliche menschliche Entwicklung fördern, direkt durch Bildung als auch durch Lobbyarbeit. Viertens wolle man an mehr globaler Solidarität arbeiten und Menschen zusammen bringen. Und fünftens gehe es um die Stärkung der nationalen Caritas-Verbände, welche solche Hilfe brauchen.

Außerdem werde es eine neue Leitung geben, er selber trete wieder zur Wahl als Generalsekretär an, andere Leitungsmitglieder wie der Präsident werden aber neu besetzt. „Diese Versammlung ist ein wichtiger kirchlicher Moment, und der Papst wird sie auch eröffnen. Wir sind Teil der Kirche und diese Versammlungen sind Zeiten, in denen die Kirche sich erneuert, und vor allem in einem der drei pastoralen Aufgaben der Kirche, dem Sozialapostolat, die in vielen kirchlichen Organisationen verwirklicht ist, aber die Caritas steht da im Zentrum.“ (rv)

Kardinal Burke nimmt am Marsch für das Leben in Italien teil

Kardinal BurkeUngefähr 40.000 Menschen haben am Sonntag im historischen Zentrum von Rom am „Marsch für das Leben“ teilgenommen. An der Kundgebung gegen Abtreibung und Euthanasie nahm auch der amerikanische Kardinal Raymond Burke teil. Es sei bereits das fünfte Mal, dass er zusammen mit Lebensschützern durch die römische Innenstadt marschiere, erzählte der ehemalige Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur und heutige Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens gegenüber Radio Vatikan:

„Papst Johannes Paul II. hat uns in seiner wundervollen Enzyklika ,Evangelium vitae‘ daran erinnert, die unvergleichliche Schönheit und Unverletzlichkeit des schutzlosen und unschuldigen Lebens öffentlich zu bezeugen. Deswegen ist dieser Marsch in Italien sehr wichtig; er ist ein Zeichen der Menschen, die sich für den Respekt vor dem Leben vom Moment der Empfängnis an bis zum Moment des natürlichen Todes einsetzen. Ich habe jetzt jedes Jahr an dem Marsch teilgenommen; er wird jedes Jahr größer, immer mehr Menschen nehmen teil! Und es ist auch wunderbar, die internationale Beteiligung zu sehen: So viele Leute kommen aus anderen Ländern her, um sich den Italienern und ihrem Zeugnis für die Würde des menschlichen Lebens, das nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde, anzuschließen.“

Papst Franziskus hatte die Lebensschützer am Sonntag nach dem Regina Coeli-Gebet auf dem Petersplatz zu weiteren Initiativen ermuntert. Auch Vertreter anderer Religionen und Konfessionen sind bei der Kundgebung laut Angaben der Veranstalter regelmäßig mit dabei: Orthodoxe, Protestanten, Buddhisten, Muslime und auch Atheisten. Sie wenden sich gemeinsam gegen eine Kultur, in der das ungeborene Leben und der Mensch am Lebensende oftmals als „Abfallprodukte“ herabgewürdigt würden, so Virginia Coda Nunziante, die Sprecherin des „Marsch für das Leben“, im Interview mit Radio Vatikan:

„Diese Sicht rührt von einer Sicht des Relativismus her, der sich in unserer Gesellschaft breit macht. Individualismus wird ins Zentrum gestellt anstatt Menschen in schwierigen Momenten zu helfen: Frauen in der Schwangerschaft oder schwerkranken Menschen am Lebensende. Stattdessen schlägt man ein Euthanasie-Gesetz vor – ein Gesetz, das zur Selbstzerstörung einlädt – statt eine Kultur zu schaffen, die hilft und unterstützt.“

Coda Nunziante spricht hier das in Italien diskutiertes Sterbehilfe-Gesetz an, das Euthanasie an schwerkranken Menschen legalisieren würde. Zuletzt war für eine solche Legalisierung der Euthanasie erneut die italienische Spitzenpolitikerin Emma Bonino eingetreten, die selbst an einem Lungentumor erkrankt ist: „Ich fürchte nicht den Tod, ich empfinde ihn als weit weg von mir“, sagte die ehemalige italienische Außenministerin laut Medienberichten: „Ich habe vor dem Schmerz, dem Leid Angst. Ich bin der Ansicht, dass man mit Würde sterben sollte“, so Bonino. Franziskus hatte die Spitzenpolitikerin der „Radikalen Partei“ (Partito Radicale) vor wenigen Tagen angerufen und ihr Mut bei ihrem Kampf gegen die Krankheit gemacht. Die „Radikale Partei“ setzt sich u.a. für ein „Recht auf Abtreibung und Sterbehilfe“ ein. (rv)