Buchtipp: „Bozzetto“

BozzettoEine Rezension von Mario Galgano.

Spätestens seit Dan Brown gibt es eine neue Romangattung: Thriller im Vatikan, könnte man es nennen. Da wird Wahres und Fiktives gemischt und historische Dokumente als „Beweismittel“ benützt. Der Schweizer Hermann Alexander Beyeler hat mit Gerd J. Schneeweis einen solchen Roman verfasst mit dem Titel „Bozzetto“. Da geht es um den Entwurf Michelangelos des Jüngsten Gerichts für die Sixtinische Kapelle. Rund um diesen „Bozzetto“ – auf Italienisch bedeutet das eben Entwurf – dreht sich der Roman, der rund 600 Seiten lang ist. Roter Faden des Werkes ist ein angeblicher Fluch, den dieser Michelangelo-Entwurf auf sich haben soll. Dieser Fluch beginne 1543, als Michelangelo mit seiner Arbeit am „Jüngsten Gericht“ für die Sixtinische Kapelle beginnt. Sein Entwurf enthält bereits alle Elemente des später weltberühmten Freskos. Zwölf Jahre bleibt die Holztafel in den Archiven des Vatikan, bis Kardinal Farnese sie verschenkt – an Vittoria Colonna, Michelangelos angebliche ehemalige Geliebte und Muse. Von da an wechselt der „Bozzetto“ über die Jahrhunderte immer wieder seinen Besitzer – mächtige Königinnen und Könige, Großinquisitoren, Revolutionäre – bis er 1944 in Paris in die Hände der Nazis fällt. Ihnen, wie allen anderen, die sich die Macht des „Bozzetto“ zu dunklen Zwecken aneignen wollten, bringt er Unglück, Tod, Verderbnis. Wer Thriller-Romane mag, wird an dieser Lektüre Freude haben.

Hermann Alexander Beyeler/Gerd J. Schneeweis: Bozzetto. Roman. Erschienen im Verlag weissbooks.w. (rv)

Dominikaner und Bioethiker: Gespräch mit dem Erzbischof von Sydney

AustralienDie Glaubenskongregation hat seit Mittwoch zwei neue Mitglieder: den französischen Erzbischof Roland Minnerath von Dijon sowie aus Australien den Erzbischof von Sydney, Anthony Colin Fisher. Fisher ist Dominikaner, er hat u.a. in Oxford Bioethik studiert; dementsprechend will er vor allem sein bioethisches Know-How in der Glaubenskongregation zur Geltung bringen. Das sagte er in einem Gespräch mit Radio Vatikan.

„Gerade im Bereich Bioethik und in verwandten Bereichen kommen ständig neue Fragenstellungen auf, die eine Antwort erfordern. Und da sind oft auch aufrechte Katholiken mit soliden Prinzipien untereinander gespalten. Eine dieser Fragen lautet zum Beispiel: Darf ein Ehepartner ein Kondom benutzen, wenn sein Partner mit Aids infiziert ist? Oder: Was tun mit eingefrorenen Embryonen? Oder: Sollte die Kirche das Klonen rundweg verdammen? Jeden Monat, jedes Jahr kommen ernste, neue Fragen auf, über die die Kirche nachdenken muss, nicht nur im bioethischen Bereich, sondern überhaupt in dem der Moral und der kirchlichen Lehre.“

Schon bisher habe er informell immer wieder die Glaubenskongregation in Sachen Bioethik beraten, so Erzbischof Fisher. Er äußerte sich uns gegenüber auch zum synodalen Prozess, mit dem der Papst eine neue Ehe- und Familienpastoral in Gang bringen will. „Synoden sind sehr pastoral von ihrer Ausrichtung, aber natürlich haben die Themen, über die auf ihnen nachgedacht wird, auch Implikationen für die Lehre. Was sehen wir als eine gültige Ehe an? Ist der Ehe-Begriff gewissermaßen dehnbar, oder hat Ehe eine intrinsische Bedeutung, etwas, das im Menschen selbst angelegt ist, so dass das, was wir als Ehe bezeichnen, eine Grenze hat? Wie gehen wir damit um, wenn zwei Menschen desselben Geschlechts sich voneinander sexuell angezogen fühlen, oder wenn eine Ehe scheitert? Das sind alles sehr reelle Fragen, die das Leben der Menschen betreffen, aber natürlich haben sie auch ein Lehr-Element.“

Erzbischof Fisher ist davon überzeugt, dass die Kirche den Menschen von heute eine sehr attraktive Sicht des Menschseins anzubieten hat, die durchaus mit anderen, gängigen Vorstellungen der Moderne konkurrieren kann. „Erstens – und das macht einen großen Unterschied aus – glauben wir, dass Menschen für das gute Leben in diesem Leben und für das ewige Leben gemacht sind – sie sind für Unsterblichkeit gemacht, sie sind für Größe in diesem und im nächsten Leben gemacht! Und das ist doch ein sehr anderer Ansatz, als wenn man sagt, Menschen sind eigentlich Konsumenten von Ressourcen, Objekte des Lustempfindens, oder untereinander austauschbar. Unsere Sicht ist, dass sie von unermesslichem Wert und für das Große gemacht sind.“

Nach der Bischofssynode vom vergangenen Oktober sei er mit sehr vielen Menschen ins Gespräch über die Themen Ehe und Familie gekommen, berichtet der Erzbischof von Sydney; er stoße in diesem Bereich immer auf sehr großes Interesse. „Wir sind zu schnell abgelenkt durch Kontroversen oder modische Themen, mit denen die Medien für Aufmerksamkeit sorgen wollen; dabei stellen diese Synoden sehr grundlegende Fragen, und eine davon heißt: Wie sollen oder können wir lieben? Interessanterweise ist das offenbar die am häufigsten bei Google eingegebene Frage! Die Moderne spricht ständig von Liebe, Liebeslieder werden gesungen, die Leute reden über Sex – aber tief im Innern wissen viele Leute doch, dass sie nicht sehr gut im Lieben sind, dass sie sich nicht über die Opfer, die Liebe mit sich bringt, im Klaren sind, dass sie Angst vor Verpflichtungen haben oder vor der Verletzlichkeit, die das Lieben mit sich bringt. Und auch Angst vor den Folgen, wenn die Liebe scheitert. Also: Obwohl die Menschen der modernen Welt ständig von Liebe reden, sind sie – glaube ich – nicht sehr gut darin.“ (rv)

Kardinal Vlk vertritt den Papst bei den Gedenkfeiern zu Jan Hus

Kardinal VlkPapst Franziskus hat einen Gesandten für die Feiern zum 600. Todestag des tschechischen Reformators Jan Hus ernannt. Der emeritierte Erzbischof von Prag Kardinal Miloslav Vlk wird den Papst bei den Zeremonien am 5. und 6. Juli in Prag vertreten, wie der Vatikan am Samstag mitteilte. Kardinal Vlk hatte seinerzeit die ökumenische Kommission „Husovská” gegründet, die sich mit der Rolle von Jan Hus in der Reformation beschäftigen sollte. Der Theologe und Prediger war beim Konzil von Konstanz als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Schon Papst Johannes Paul II. hatte 1999 sein Bedauern für die grausame Hinrichtung des Reformators und die dadurch entstandene Kirchenspaltung geäußert sowie eine historische Aufarbeitung des Konflikts angeregt. (rv)

Papst besucht 2015 Kuba

KubaPapst Franziskus besucht noch in diesem Jahr Kuba. Der Papst habe die Einladung durch Kirche und Politik angenommen und entschieden, vor seiner Reise in die USA im September einen Abstecher auf die Insel zu machen, gab Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Mittwoch bekannt. Die Etappe war seit einiger Zeit im Gespräch, aber bislang nicht bestätigt worden. Ein genaues Datum für den Abstecher nannte der Sprecher noch nicht. Die Papstreise in die USA zum Weltfamilientreffen, zur UNO und zum US-Kongress ist für September geplant.

Im vergangenen Herbst hatte der Papst als Vermittler zwischen den Regierungen Kubas und der USA geholfen, Gespräche über die Wiederaufnahme von diplomatischen Beziehungen in Gang zu setzen und den seit den 60er Jahren andauernden Konflikt zwischen den Ländern auf dem Dialogweg zu lösen. Zuletzt war Papst Benedikt XVI. 2012 auf der Karibikinsel gewesen. (rv)

USA/Vatikan: Bischof tritt zurück

USAEin US-Bischof, der sich der Vertuschung von Kindesmissbrauch schuldig gemacht haben soll, tritt zurück. Wie der Vatikan am Dienstag mitteilte, hat Papst Franziskus den Amtsverzicht des 62-jährigen Robert W. Finn, Bischof von Kansas City–Saint Joseph, angenommen. Finn war 2012 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er nach Erkenntnissen des Gerichts einen Priester gedeckt hatte, der kinderpornografisches Material besaß. Katholische Gläubige forderten wiederholt die Absetzung des Bischofs. Nach Angaben des „National Catholic Reporter“ fand im September 2014 eine vom Vatikan angeordnete Apostolischen Visitation statt, die die Vorgänge untersuchen sollte.

Der Papst nahm den Rücktritt des Bischofs an diesem Dienstag nach Paragraph 401 §2 des Kirchenrechts an. Das bedeutet, dass der Bischof „aus gesundheitlichen oder anderen schwerwiegenden Gründen“ die Leitung der Diözese aufgibt. Nähere Angaben wurden – wie bei Rücktritten üblich – nicht gemacht. (rv)

USA: Justin Francis Kardinal Rigali feiert 80. Geburtstag

Kardinal RigaliEr emeritierte Erzbischof von Philadelphia begeht heute seinen 80. Geburtstag. Rigali wurde im Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben. Seither ist er Kardinalpriester mit der Titelkirche “S. Prisca”. Von 2003 bis 2011 leitete er die Erzdiözese Philadelphia. Mit seinem heutigen Geburtstag umfasst das Kardinalskollegium 223 Eminenzen und von diesen sind 120 wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Brasilien: Bischöfe für Verfassungsreform

Kardinal SchererDie Bischöfe unterstützen eine Reform der Verfassung. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Odilo Scherer. Ziel der Reform sei es, „mehr demokratische Mittel für die Bürger zu gewährleisten“, so der Erzbischof. Die bisherige Verfassung sei sehr stark „parlamentarisch orientiert“, die Änderungen sehen die Einführung von Volksbefragungen und Referendumsrecht vor. „Dies wären sehr positive und begrüßenswerte Schritte“, sagte Scherer.

Brasiliens Demokratie steckt in einer Krise; ein Korruptionsskandal erschüttert die sozialistische Partei von Präsidentin Dilma Rousseff, und Straßendemonstrationen fordern seit etwa zwei Jahren immer wieder Änderungen im System. Derzeit treffen sich Brasiliens Bischöfe in Aparecida zu ihrer Vollversammlung. (rv)

USA: Kardinal Francis George gestorben

Kardinal GeorgeKardinal Francis E. George, langjähriger Erzbischof von Chicago, ist tot. Er erlag an diesem Freitag im Alter von 78 Jahren einem langen Krebsleiden. George hatte 2014 seinen Rücktritt aus Krankheitsgründen angeboten, sein Nachfolger Erzbischof Blase Cupich.

Kardinal George, der auch für eine Amtszeit bis 2010 Vorsitzender der US-Bischofskonferenz war, war für seine Klarheit in der Auseinandersetzung mit dem Staat bekannt. Vor allem seinem Engagement ist die Auseinandersetzung mit der Regierung Obama um die Gesundheitsversicherung und die daraus folgenden Einschränkungen der Religionsfreiheit zu verdanken. Für lange Zeit war er einer der profiliertesten Bischöfe in den USA.

Mit dem 80. Geburtstag des emeritierten Erzbischofs von Philadelphia, Justin Rigali, an diesem Sonntag sinkt die Anzahl der zur Papstwahl berechtigten Kardinäle auf 120, aus den USA werden es ab Sonntag fünf sein. (rv)

Italien: Roberto Kardinal Tucci verstorben

Kardinal TucciTucci ist am Dienstag in Rom im Alter von 93 Jahren verstorben. In wenigen Tagen, am 19. April, hätte er seinen 94 Geburtstag begangen. Tucci war von 1973 bis 1985 Generaldirektor von Radio Vatikan. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 2001 in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Diakonie “S. Ignazio di Loyola a Campo Marzio” zugeteilt. Bis 2001 war er noch Präsident im Verwaltungsrat von Radio Vatikan.

Das Kardinalskollegium umfasst somit noch 224 Kardinäle und von diesen sind derzeit 122 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)

Italien: Mailands Erzbischof geschockt von Attentat im Justizpalast

Kardinal ScolaDer Mailänder Erzbischof Kardinal Angelo Scola ist schockiert und bedrückt über das Attentat im Mailänder Justizpalast, das am Donnerstagabend drei Menschenleben forderte. Ein italienischer Angeklagter hat in dem Gericht im Zentrum Mailands drei Menschen erschossen, darunter einen Richter und einen Anwalt. Kardinal Scola schreibt von einem „verrückten Tötungsakt“. Die Gewalttat sorge für Angst und Verwirrung. Der Erzbischof der norditalienischen Metropole schreibt, er teile den Schmerz der zurückgebliebenen Familienangehörigen und des ganzen Landes und sicherte sein Gebet zu.

Die nun vorhandene „Unsicherheit und Angst“ in Mailand möge nicht in fruchtlose Polemiken münden, riet Kardinal Scola. Vielmehr solle der tragische Tod der Opfer das Engagement aller für ein gutes Leben bestärken, das auch der Entwicklung Mailands helfe. Jede Institution einschließlich der katholischen Kirche solle keine Anstrengung scheuen, für das Gemeinwohl und die Sicherheit der Bürger zu sorgen.

Der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge wurde der mutmaßliche Täter nach einem Fluchtversuch festgenommen. Der Mann musste sich wegen betrügerischen Bankrotts vor Gericht verteidigen. Er erschoss zuerst seinen Anwalt und den Mitangeklagten, danach den Konkursrichter. Eigenen Aussagen zufolge handelte der 57 Jahre alte Unternehmer aus Rache.

In Mailand öffnet in wenigen Tagen zusätzlich die Weltausstellung EXPO ihre Pforten. Rund 20 Millionen Besucher werden von Mai bis Oktober erwartet. (rv