Irak: Ruf nach US-Bodentruppen

Patriarch SakoOhne Bodentruppen und internationale Unterstützung ist der Irak nicht zu retten. Das sagt der lateinische Patriarch von Bagdad, Luis Raphael Sako im Interview mit Radio Vatikan. Sako hält sich derzeit zu einer Konferenz im Vatikan auf. Er betont, dass die Zukunft des Landes und der Sieg über die Truppen des so genannten ‚Islamischen Staates’ vor allem an der Stärke der USA hänge.

„Das reine Bombardieren ist keine Lösung, das ist nur ein Teil. Die USA müssen Soldaten schicken, um diese Leute zu vertreiben und die Dörfer der Christen und all der anderen zu befreien, so dass diese Vertriebenen nach Hause gehen können.“

Mittlerweile gebe es aber auch schon eine „andere Art IS“, so Sako. Das seien Milizen, die in Bagdad Menschen entführten und aus Häusern vertrieben. Das sei nicht Teil einer militärischen Kampagne, sondern als eine Art Guerilla. Hat der Irak überhaupt noch eine Zukunft? Ja – so Patriarch Sako, unter einer Bedingung:

„Wenn es jemanden gibt, der sie beschützt und eine Garantie übernimmt. Die Menschen haben das Vertrauen verloren, sogar in ihre Nachbarn. Sie brauchen internationalen Schutz.“

Und Sako fügt an: Nur gemeinsam mit dem nicht fundamentalistischen Islam könne man den IS besiegen. (rv)

Vatikan: Deutscher Bischof für Paraguay

ParaguayPater Heinz Wilhelm Steckling OMI ist neuer Bischof von Ciudad del Este in Paraguay. Die Ernennung durch Papst Franziskus gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Der in Werl in Westfalen geborene Pater Steckling ist Mitglied der Kongregation der Hünfelder Oblaten (Oblaten der unbefleckten Empfängnis) und war von 1998 bis 2010 auch ihr Generaloberer. Steckling wird mit dieser Ernennung Nachfolger von Bischof Rogelio Livieres. Das Bistum war in diesem Jahr von Kurienkardinal Santos Abril y Castelló visitiert worden, im Anschluss hatte Papst Franziskus Livieres abgesetzt. Der Papst hatte im Anschluss an die Absetzung zu Versöhnung und Einheit im Bistum aufgerufen. (rv)

Irak: Bischof fordert Befreiung der Niniveebene

IrakDie Ninive-Ebene muss schleunigst befreit werden, sonst ist der Exodus der Christen aus dem Irak nicht mehr aufzuhalten. Das fordert Shlemon Warduni, Weihbischof von Bagdad, im Gespräch mit Radio Vatikan. In der Ninive-Ebene hatten sich zuletzt viele Christen angesiedelt, manche forderten in der Vergangenheit sogar eine Art „Christen-Enkave“. Mittlerweile ist das Gebiet vom Islamischen Staat überrannt worden. Warduni bestätigte auch, dass Hab und Gut von Christen in Mossul zu Gunsten des Islamischen Staats verkauft worden ist. Dies war Thema eines Treffens aller irakischen Bischöfe, das in den vergangenen Tagen in Erbil im kurdischen Teil Iraks stattfand:

„Das Treffen fand vor allem statt, um die Lage der Christen zu untersuchen und zu klären, wie wir ihnen helfen können. Wir haben vor allem darauf gedrängt, dass die Ninive-Ebene befreit wird. Denn wenn das nicht geschieht, werden die Menschen weiterhin auswandern.“

Die Lage sei schwierig, so der auch für die Caritas in dem Land zuständig chaldäische Weihbischof.

„Es gibt über 120.000 christliche Flüchtlinge, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, die noch nicht zur Schule gehen können; deswegen ist ihre Situation katastrophal. Und wir leiden mit ihnen, denn wir schauen zu und können nichts tun. Deswegen haben wir unseren Leuten versprochen, alles zu tun, um etwas an ihrer prekären Lage zu ändern. Die Kirche hat nie aufgehört, sich für die Menschen einzusetzen, und die Leute erwarten das von uns, aber wir fühlen uns machtlos.“

Warduni mahnt an, dass die Ankündigungen zur Zusammenarbeit zwischen Zentralregierung und der kurdischen Autonomiegebiete folgenlos geblieben seien.

„Wir haben nicht nur ein Eingreifen der Zentralregierung in Bagdad gefordert und der Kurden, sondern auch der internationalen Gemeinschaft, und wir haben den Papst um Hilfe gebeten, er möge uns moralisch helfen, denn seine Autorität ist wirklich groß. Wir danken Gott für den Beistand der Hilfswerke: Wir haben sie gebeten, Druck auf die internationale Gemeinschaft auszuüben, damit etwas geschieht.“

Angeblich sollen in Mossul Hab und Gut von Christen verscherbelt und der Erlös an den Islamischen Staat abgeführt worden sein

„Ja es gibt dieses Problem: Es muss etwas getan werden. Viele Menschen nutzen die Abwesenheit der Flüchtlinge aus und begehen Ungerechtigkeiten: Sie verkaufen Häuser ohne Erlaubnis des Besitzers. Das ist bereits geschehen und ist eine furchtbar bösartige Weise, die Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben. Es sind die Nachbarn: Mit was für einem schwarzen Gewissen leben diese Personen eigentlich? Es muss gehandelt werden.“ (rv)

Vatikan fordert „mehr Einsatz“ der UNO für Nahost und Ukraine

UNO-FahneDie Krisenherde im Nahen Osten und in der Ukraine zeigen, dass die UNO „frischen Wind“ braucht. Das betonte der vatikanische Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin, vor der UNO. Er sprach am Montag in New York bei der 69. Generalversammlung der Vereinten Nationen. In seinem Redebeitrag unterstrich der für die vatikanische Diplomatie zuständige Kardinal, dass der Schutz der Menschen Vorrang vor jedweden Interessen habe. Angesichts der blutigen Verfolgung der Christen im Irak und Syrien müssten „jegliche Mittel zu ihrem Schutz“ angewandt werden.

„Es ist sowohl berechtigt als auch nötig, jegliche Aggressionen zu stoppen! Dies soll aber durch eine multilaterale Koalition sowie durch einen nicht unverhältnismäßigen Einsatz von Waffen geschehen. Der Heilige Stuhl hofft, dass die internationale Staatengemeinschaft ihre Verantwortung wahrnimmt und alles Mögliche unternimmt, um Angriffe auf Minderheiten zu stoppen. Dies scheint uns wichtig, damit keine weiteren und schlimmeren Ungerechtigkeiten mehr stattfinden.“

Kardinal Parolin fügte an, dass der bisherige Umgang der internationalen Staatengemeinschaft mit den Krisenherden Syrien und Irak „nicht gut gewesen“ sei. Die Rüge des Kardinals galt wohl in erster Linie dem blockierten UNO-Sicherheitsrat: Statt einer einheitlichen Stimme, um den Opfern zu helfen, sei es nur zu Blockaden gekommen.

„Vor zehn Jahren hat ein UNO-Weltgipfel beteuert, dass die gesamte internationale Staatengemeinschaft unbedingt in einem Geist der Solidarität gegen jegliche kriminelle Handlungen wie Genozid, ethnische Säuberungen und religiös motivierte Verfolgungen vorgehen sollte!“

Würden sich alle Mitgliedstaaten der UNO – beziehungsweise des Sicherheitsrates – auf diesen Grundsatz besinnen, so gäbe es in der Tat „frischen Wind in den Vereinten Nationen“, meinte Parolin. Der Vatikan unterstützt eine Reform der UNO; Papst Franziskus wird womöglich im nächsten Jahr vor der Vollversammlung in New York sprechen. (rv)

Nigeria: 25 Städte in Händen von Boko Haram

NigeriaDie Terrorgruppe Boko Haram hat im Nordosten Nigerias 25 Städte in ihre Gewalt gebracht und marschiert jetzt auf Maiduguri. Das sagt der Bischof der Millionenstadt, Oliver Dashe Doeme. Der Bischof hat sich, zusammen mit mehreren tausend Christen, in eine Pfarrei im Bundesstaat Adamawa in Sicherheit gebracht. Er wirft der nigerianischen Regierung Untätigkeit vor und rechnet damit, dass Maiduguri in die Hände der Islamisten fallen wird. Doeme vergleicht das Vorgehen von Boko Haram mit den Terroristen des „Islamischen Staats“ in Syrien und Irak. Er spricht von einem humanitären Drama: „Tausende von Menschen haben sich in Höhlen, in den Bergen oder Wäldern in Sicherheit gebracht, viele sind auch nach Kamerun geflohen.“ (rv)

D: Ulrich Neymeyr neuer Bischof von Erfurt

© Bistum Mainz

© Bistum Mainz

Erfurt hat einen neuen Bischof. Papst Franziskus hat Ulrich Neymeyr auf den seit fast zwei Jahren leeren Bischofsstuhl berufen. Die Ernennung wurde an diesem Freitagmittag zeitgleich in Erfurt und in Rom bekannt gegeben. Neymeyr ist 57 Jahre alt und war seit 2003 Weihbischof in Mainz. Der gebürtige Wormser folgt in Erfurt auf Bischof Joachim Wanke, der vor knapp zwei Jahren seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen eingereicht hatte. Das ostdeutsche Bistum mit gut 150.000 katholischen Christen, die überwiegend im Eichsfeld leben, wurde seither vom Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke als Diözesan-Administrator geleitet. (rv)

Vatikan-Kardinal: Ursachen für Krieg liegen in der Politik

Kardinal TurksonIn ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht hat die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) den Industrienationen einen Rüffel verpasst: Vor allem ihre Politik habe bei der Krise von 2008 zu einer finanziellen Notlage geführt, heißt es darin. Im Fall einer weiteren Krise wären vor allem ärmere Schichten und Länder beeinträchtigt.

Dass Armut und Benachteiligung zu blutigen Konflikten führen können, zeigt der unerbittliche Kampf um Ressourcen in den ärmeren Ländern der Welt. Dabei ist es aber häufig kein Rohstoffmangel, der Krieg verursacht, sondern die Politik. Darauf weist Kardinal Peter Turkson hin, der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Radio Vatikan sprach mit ihm am Rande der Präsentation des UN-Wirtschaftsberichtes in Rom. Der aus Ghana stammende Kurienkardinal sagte uns:

„Es sind Eigeninteressen, die Ressourcen in einen Grund für Konflikte verwandeln. Das passiert im Kongo, in der Region der Großen Seen. Durch die Bewegung von Kapital hat die Globalisierung zweifelsohne Entwicklung begünstigt. Innerhalb der Länder aber haben wir oft Situationen der Ungleichheit. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Es gibt Korruption und Vetternwirtschaft und eben auch schlechte Politik.“

Turkson spielt hier auf die Ausbeutung des rohstoffreichen Kongo an: Vom Verdienst aus dem Export an Holz und Bodenschätzen sieht die Bevölkerung des Landes kaum etwas, den Löwenanteil nehmen sich ausländische Firmen, die lukrative Geschäfte mit der Regierung machen. Kein Einzelfall, sondern eher die Regel für Afrika, so Kardinal Turkson:

„Ich kenne jemanden, der ein Buch darüber geschrieben hat, warum Afrika immer noch arm ist. Weil es eine gewählte Armut ist, ist seine Antwort. Seltsam, nicht wahr? Eine gewählte Armut heißt, dass die Regierungen Politiken anwenden, die in Wirklichkeit das Wachstum der Armut begünstigen. Es hängt also viel von den Regierungen ab: Man braucht eine gute Regierung, um Entwicklungsstrategien umzusetzen.“

Skeptisch äußert sich der Kardinal über Forderungen an Länder, „investorenfreundlich“ zu sein. Für die armen Länder der Welt bedeute dies in letzter Konsequenz nicht selten gnadenlose Ausbeutung, so Turkson:

„Das bedeutet, dass die Firmen, die in ein Land kommen, Handelsfreiheit und reduzierte Zölle erhalten. Das wird dann als ,investorenfreundliche Bedingungen‘ präsentiert. Ich denke aber, dass die Regierungen an dieser Stelle etwas Reife zeigen müssten: Wenn das Land danach arm zurückbleibt, ist das doch nicht ,investorenfreundlich‘. (…) In einigen Fällen haben wir es auch mit Verträgen zu tun, die vor langer Zeit geschlossen wurden und die immer noch gelten, obwohl die Lage heute anders ist.“

Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit führen unter extremen Bedingungen zu Zwist und Krieg – so liege der Schlüssel für den Frieden auch in der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung auf allen Ebenen, betont der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, der hier Papst Franziskus‘ Vorgänger Benedikt zitiert:

„Um Entwicklung zu erleichtern, müssen wir der Logik des Gebens, einer Art Unentgeltlichkeit, folgen. Man kann keinen dauerhaften Frieden ohne Entwicklung verwirklichen. Man muss all das mit Ethik betrachten: Ethik nicht nur des Gemeinwohls der Völker, eine Ethik auch des Friedens für diese Länder, ohne nur an unseren Vorteil zu denken. Die Einladung von Benedikt XVI. zu einer Logik der Unentgeltlichkeit ist wirklich essentiell: sie lädt uns ein, auf das Wohl der anderen zu schauen, die von diesen Ressourcen abhängen, um zu überleben.“ (rv)

Syrien/Irak: Fordern IS-Kämpfer Schlag des Westens heraus?

IS FahneDie Extremisten des „Islamischen Staates“ (IS) wollen gewaltsam einen sunnitischen Gottesstaat aufbauen, der Syrien, den Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien umfasst. Wenn man sich das Vorgehen bei dieser Invasion ansieht, das die Terroristen durch Videos plakativ zur Schau stellen, könnte man den Eindruck bekommen, sie legen es auf einen Gegenschlag des Westens an. Genau das wollen die Terroristen, sagt der italienische Religionssoziologe Massimo Introvigne, Gründer und Direktor des internationalen Studienzentrums für Neue Religionen in Rom: „Diese Videos sollen den Westen dazu bringen, Angriffe auf den IS zu starten.“

Die Extremisten sähen einen möglichen Krieg mit dem Westen als Vorsehung, als notwendigen Schritt bei der Errichtung des „ersten legitimen Kalifates des sunnitischen Islam nach Abschaffung des Kalifates im Jahr 1924″, so Introvigne im Interview mit Radio Vatikan. Der Traum von einem islamischen Gottesstaat war in jenem Jahr von Atatürk abgeschafft worden, als er das Osmanische Reich für beendet erklärte. Die IS-Kämpfer bezögen sich bei ihrer Vision auf ein „Diktum des Propheten, nach dem es in Dabiq, einer kleinen Stadt in Syrien, eine letzte apokalyptische Schlacht zwischen Muslimen und Christen, den Westlern, geben würde“, so Introvigne. Der Prophet habe auch den Sieg der Muslime bei dieser Schlacht vorhergesehen.

Deshalb müssten die Maßnahmen gegen die Invasion der IS-Terroristen – auf diplomatischer und militärischer Ebene – auch unbedingt multilateral sein, betont Introvigne. Auch muslimische Staaten müssten – sollte es zu einem militärischen Eingreifen gegen den IS im Irak und in Syrien kommen – Soldaten entsenden: Wenn sich die Extremisten einer gemischten, internationalen Armee aus Muslimen und Christen gegenübersähen, könnte man ihnen damit eine „vielleicht entscheidende, sicher sehr wichtige Waffe in ihrer Rhetorik und Propaganda“ nehmen, so der Beobachter. In der Tat gründe sich das Kalifat vor allem auf Propaganda, da es mit diesem Mittel Kämpfer aus der ganzen Welt rekrutiert habe.

NATO-Intervention gegen den Terror: Nur ein muslimisch geprägtes Land dabei
Eine länderübergreifende Allianz gegen den Terror wurde in dieser Woche auf dem NATO-Gipfel in Wales gebildet. Bei dem Einsatz von zehn Staaten unter Leitung der USA und Großbritannien sollen allerdings keine Bodentruppen zum Einsatz kommen. Die Türkei ist in dem Verbund das einzige muslimisch geprägte Land. (rv)

D/Irak: Erzbischof Schick, „Waffenlieferungen ja, aber „

Erzbischof Schick Deutschland liefert ab diesem Donnerstag Rüstungsgüter in den Irak. Panzerabwehrraketen, andere Waffenarten und Ausrüstung sind Teil der Lieferungen, die an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer gehen sollen. Diese verteidigen Hunderttausende Menschen, die vor den bestialischen Taten des „Islamischen Staates“ ins nordirakische Kurdengebiet flüchten konnten. „Der ungerechte Aggressor muss gestoppt werden“ – das hatte auch Papst Franziskus erklärt. Dennoch sieht die katholische Kirche Waffenlieferungen grundsätzlich kritisch. Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg ist in der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen der Weltkirche zuständig. Er sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Wir als Kirche sind grundsätzlich gegen Krieg und deshalb sind wir auch grundsätzlich gegen Aufrüstung. Aber wir müssen auch dafür sein, dass Menschen geschützt werden, wenn sie bedroht sind. Das ist im Irak der Fall. Wenn diese Menschen nicht anders geschützt werden können als mit Waffengewalt, dann muss man dazu, auch wenn man es nicht will, leider Gottes Ja sagen.“

Die katholische Kirche knüpfe ihr Ja zu Waffenlieferungen aber an bestimmte Bedingungen, sagte Erzbischof Schick:

„Es dürfen nur Waffen sein, die die Waffen des „Islamischen Staates“ zerstören und die die Menschen beschützen. Es darf keine Aufrüstung geben durch die Waffenlieferung, sondern eigentlich muss es dahin gehen, dass Waffen zerstört werden, dass es weniger Waffen im Irak werden, zumindest auf Zukunft hin.“

Eine besondere Form von Solidarität mit den Bedrängten im Irak hatte Papst Franziskus ins Spiel gebracht. Er wäre dazu bereit, persönlich in den Nordirak zu reisen, um mit den Menschen zu beten, erklärte Franziskus auf dem Rückflug von Korea. Ob das Vorhaben realistisch ist oder nicht – die Worte des Papstes allein sind ein wichtiges Zeichen, sagt Erzbischof Schick.

„Das ist ein sehr starkes Wort, ein sehr bewegendes Wort, und es hat auch viele Menschen bewegt. Vor allem die Christen im Irak und die Jesiden und viele andere, die dort sehr bedrückt sind. Ob der Papst dorthin gehen kann, ist noch einmal etwas anderes. Da muss wegen der Sicherheit noch gesprochen werden. Aber dass er das gesagt hat, ist eine große Bestärkung für die, die dort leiden, und auch ein Warnsignal an jene, die die Bedrängen dort noch mehr bedrängen. Ich fand diese Aussage sehr gut. Sie muss nicht realisiert werden, aber indem sie gesagt ist, hat sie sicher Wirkung.“

Amnesty International stuft die Vorgänge im Irak als „systematischen Völkermord“ ein. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wurden allein im August 600.000 Menschen im Irak vertrieben. Mehrmals hat Papst Franziskus öffentlich dazu aufgerufen, Solidarität mit den Opfern des „Islamischen Staates“ zu zeigen, auch über den Weg der Aufnahme im eigenen Land. Deutschland tut da noch nicht genug, meint Erzbischof Schick.

„In Deutschland, überhaupt in Europa gibt es auch eine Angst, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, weil man sich in seiner eigenen Existenz bedroht fühlt. Das ist eigentlich eine irrationale Angst. Wenn wir Menschen aufnehmen, müssen wir das erst einmal aus humanitären Gründen tun. Wir wissen aber auch, dass viele Christen und auch andere, die aus dem Irak oder Syrien zu uns gekommen sind, inzwischen auch gute Arbeitskräfte sind und zum Gemeinwohl beitragen. Ich glaube, hier braucht es Sensibilisierung und ein Stück Rationalisierung, damit man aus diesen unreflektierten Ängsten herauskommt und Ja sagt zu den Menschen, die zu uns kommen. Aber da muss viel mehr gemacht werden. Allein mit schockierenden Bildern geht das jedenfalls nicht.“
(rv)

Schweiz: Tagung der Bischofskonferenz zu Irak und Bischofssynode

Schweiz Die Schweizer Bischofskonferenz trifft sich ab diesem Montag zu einer dreitägigen Vollversammlung in der Nähe von Fribourg. Thema ist unter anderem die Solidarität mit den Menschen im Irak, besonders den Christen und anderen Minderheiten. Daneben steht die im Oktober beginnende Versammlung der Bischofssynode in Rom zum Thema Familie auf der Tagesordnung. Als Schweizer Thema wird das 1.500 Jahre-Jubiläum der Abtei Saint Maurice im Wallis Thema sein, besonders auch dessen Verbindung zur koptischen Kirche Ägyptens. Saint Maurice gilt als das älteste Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. (rv)