Am kommenden Donnerstag empfängt Papst Franziskus zwei politische Größen aus dem Nahen Osten: Israels Ex-Präsidenten Shimon Peres und den jordanischen Prinzen El Hassan bin Talal. Das geht aus der Terminplanung des Papstes hervor, wie sie Radio Vatikan vorliegt. Die beiden Politiker begegnen dem Papst nacheinander am Donnerstagvormittag. Shimon Peres traf der Papst zuletzt am 8. Juni beim interreligiösen Friedensgebet im Vatikan, zu dem außer dem israelischen Staatschef auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas und die jeweiligen Delegationen anwesend waren. Peres war nicht mehr Präsident, als der neuerliche Gaza-Krieg ausbrach, der inzwischen mit einem Waffenstillstand beigelegt scheint. Prinz Hassan bin Talal hingegen, Mitglied des jordanischen Herrscherhauses, ist ein wichtiger Ansprechpartner des Heiligen Stuhles für das Gespräch mit der muslimischen Welt. Der studierte Orientwissenschaftler gilt als einer der führenden Exponenten des Dialogs zwischen Muslimen und Christen. (rv)
Kategorie: Weltkirche
Ukraine: Großerzbischof schreibt an Europas Bischöfen
In einem ausführlichen Brief an die katholischen Bischöfe Europas weist das Oberhaupt der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche Vorwürfe von sich, dass die ukrainische Kirche in den militärischen Konflikt der Ostukraine involviert sei. Kritisch äußert sich der Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, in seinem Schreiben gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche, die „einer Propaganda der russischen Politik immer ähnlicher“ werde.
In dem Schreiben nimmt Großerzbischof Schewtschuk Bezug auf ein Schriftstück aus Moskau und der russisch-orthodoxen Kirche, welches die griechisch-katholische Kirche als die Verantwortlichen für die aktuelle Ukraine-Krise deklariert und ihnen vorwarf, gewalttätig gegenüber der orthodoxen Geistlichen und Gläubigen zu sein. Bei den Kämpfen in der Ostukraine seien mehrere Geistliche ums Leben gekommen sowie Kirchen und Klöster zerstört, doch anstatt für Frieden zu sorgen, würde Moskau laut Schewtschuk reine „Diffamierung“ der griechisch-katholische Kirche und auch anderer Konfessionen betreiben. Diese Fehlinformationen würde die ukrainische Kirche noch mehr in Gefahr bringen vor der den militanten Separatisten, die sich als „Kämpfer des orthodoxen Russlands“ sähen, so der Großerzbischof.
Rückblickend fasst Schewtschuk in dem Brief an die europäischen Bischöfe alle Ereignisse der letzten Monate zusammen, die zu der Eskalation der Situation in der Ost-Ukraine führten. Derzeit befinde sich das Land „im Krieg“, die Ukraine sei einer Destabilisierung ausgesetzt, die von der internationalen Gemeinschaft akzeptiert werde. Terroristische Aktivitäten in den Regionen von Donezk und Lugansk demonstrieren dies. Ein tragischer Beweis für das Leiden in der Ukraine sei der Abschuss der Malaysischen Fluglinie gewesen, der somit auch ein Schlag gegen die internationale Gemeinschaft war. Alle Kirchen haben, laut Schewtschuk, immer dieselbe Meinung vertreten und hätten sich gemeinsam gegen dem Regime von Viktor Janukowitsch ausgesprochen, gegen die Annektierung der Krim und gegen eine Spaltung des Landes. Einige Kirchen des Landes und religiösen Gemeinschaften dienten als „Zielscheibe der Diskriminierung“ und wurden „öffentlicher Gewalt“ ausgesetzt.
Die Minderheit der muslimischen Tartaren seien die größten Opfer der Annektierung der Krim gewesen, sie seien täglich Gefahren ausgesetzt und einige Vertreter der Krim-Tataren mussten ins Exil flüchten. Auch römisch-katholische, griechisch-katholische und orthodoxe Pfarreien des Kiewer Patriarchats sowie auch die jüdische Gemeinde auf der Krim wurden bedroht, erläutert Großerzbischof Schewtschuk. Seit April und Ausrufung der selbst-ernannten Republiken von Donezk und Lugansk, die von Russland geführt und finanziert werde, seien die terroristischen Aktivitäten im Gange. Okkupierung von Behörden, Polizei- und Militärstationen und der Terror gegen die Bevölkerung waren die Folge, so Schewtschuk. Ungefähr tausend Menschen, auch Journalisten und Beobachter der Vereinten Nationen, wurden entführt, einige von ihnen gequält und getötet. Heute gäbe es mehr als tausend zivile Opfer.
Insgesamt wurden drei katholische Geistliche entführt – Pawel Witek, Wiktor Wasovic und Tykhon Kulbaka. Letzter wurde für mehr als 10 Tage in Gefangenschaft gehalten.
Die Behausung des griechisch-katholischen Bischofs in Donezk wurde ausgeraubt, sein Auto beschlagnahmt sowie auch ein Mini-Van der Caritas. Der Hof der griechisch-katholischen Kathedrale in Donezk wurde mit Raketen der Separatisten angegriffen und infolgedessen beschädigt. Die griechisch-katholischen Geistlichen wurden, laut Beschreibungen von Schewtschuk, gezwungen die Umgebung von Donezk zu verlassen und einige bewaffnete Separatisten seien in die Kirche eingedrungen und hätten so das Heiligtum entweiht.
Der Großerzbischof machte in seinem Schreiben auch auf den aktuellen Fall aufmerksam, ein uniertes Frauenkloster der Stadt besetzt. Bereits im Juli hatten alle Ordensfrauen das Kloster aus Sicherheitsgründen verlassen. Protestanten mussten laut dem Großbischof das größte Leid ertragen: die Söhne des Hirtens Alexander Pavlenkio und zwei Diakonen der evangelischen Gemeinde „Metamorphose“ wurden während eines Gebetstreffens entführt und tagelang gefoltert. Ihre Körper wurden in einem Graben in Slowiansk gefunden.
Zusammenfassend erwähnt der Großerzbischof in seinem Schreiben, dass die aktuelle Tragödie alle ethnischen und religiösen Gruppen der Ukraine betreffen. Er bittet um eine kritische Betrachtung der Nachrichten aus russischen Medien über die Lage in der Ostukraine. (rv)
USA: Kardinal Szoka verstorben
Der emeritierte Erzbischof von Detroit, emeritierte Präsident der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt und emer. Präsident des Governatorato der Vatikanstadt ist am 20. August in Novi, Michigan verstorben. Edmund Casimir Kardinal Szoka wurde 86 Jahre alt. Im Jahr 1988 erhob ihn Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand mit der Titelkirche „Ss. Andrea e Gregorio al Monte Celio“. Mit seinem Tod umfasst das Kardinalskollegium noch 210 Kardinäle und von diesen sind 117 wahlberechtigt bei einem künftigen Konklave. (vh)
Ist militärische Gewalt im Irak rechtfertigbar? Ein Friedensethiker erklärt
„Es ist legitim, einen ungerechten Aggressor zu stoppen“ – das sagt Papst Franziskus zu den Vorgängen im Nordirak und dem Militäreingriff der USA. Wann und unter welchen Umständen billigt die katholische Kirche militärische Gewalt und ihre Unterstützung in Form von Waffenlieferungen? Darüber sprachen wir mit Heinz-Gerhard Justenhoven, dem Direktor des katholischen Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg.
„Natürlich ist der Einsatz militärischer Gewalt immer einer, der rechtfertigungsbedürftig ist. Er ist dann erlaubbar oder rechtfertigbar, wenn das Übel, das durch ihn angerichtet wird, geringer ist als das Übel, das man verhindern kann. Und das ist im Fall der Selbstverteidigung unter bestimmten Umständen gegeben.“
Im Irak machen die Terrorkämpfer des „Islamischen Staates“ (IS) mit unvorstellbarer Brutalität Jagd auf Christ en, Jesiden und andere Teile der Bevölkerung. Selbstverständlich haben diese Menschen nach katholischer Lehre das Recht auf Selbstverteidigung. Und dann, erklärt Justenhoven, muss man prüfen, wie ihnen zu helfen ist – notfalls auch mit Waffenlieferungen.
„Wenn es ein Recht auf Selbstverteidigung gibt in einer Welt, die so ist, wie sie ist – und wir erleben ja gerade in welchem Ausmaß Gewalt gegen Zivilisten angewandt wird durch die Miliz „Islamischer Staat“ – dann kann es unter Umständen notwendig sein, denen, die sich wehren wollen, das Recht, Waffen zu kaufen, nicht zu verwehren. Insofern bin ich skeptisch, wenn man sagt, wir dürfen generell nicht mit Waffen handeln. Die Frage ist, wie dies in einer angemessenen Weise erfolgen kann und welche Hilfe sie möglicherweise brauchen, wenn sie das nicht selber können.“
Die Jesiden erhalten Schutz durch die kurdischen Kämpfer der Peschmerga, und in Europa tobt nun eine Debatte darüber, ob Waffenlieferungen an die Kurden zulässig und sinnvoll sind, damit diese gewissermaßen die Selbstverteidigung der Jesiden übernehmen können. Ein grundsätzliches katholisches „Nein“ zum Waffenhandel gibt es nicht. Justenhoven:
„Die schwierig zu beurteilende Frage ist, wie viel ist hier notwendig und angemessen? Wer kann, das was notwendig ist, an Hilfe und Unterstützung leisten? Und die zweite Frage ist, welche Waffenunterstützung bräuchten die Peschmerga, und da muss man überlegen, dass es mit dem Liefern von Waffen allein nicht getan ist. Wir erleben ja gerade, dass die Miliz ,Islamischer Staat´ mit schweren Waffen angreift, die sie vorher der syrischen und der irakischen Armee abgenommen hat. Das heißt mit Waffen, die die Amerikaner dorthin geliefert haben. Das ist ein Abwägungsprozess, den auch ich als Ethiker nicht einfach und schnellhin treffen kann. Dazu braucht es eine ganze Menge Kenntnis von vor Ort. Mir scheint wichtig, dass diese Überlegungen mitberücksichtig werden in der Debatte, ob man Waffen liefern soll oder nicht.“
Das Problem der meisten heutigen Konflikte sei, dass solche Fragen zu spät gestellt würden, betont Justenhoven. Immer erst dann, wenn die Lage eskaliert, „und dann viel zu schnell“, werde darüber nachgedacht, wie man Konflikte militärisch entschärfen kann.
„Und das ist etwas, was ich bei den Päpsten der letzten Jahrzehnte immer gesehen habe: der Hinweis, dass wir uns viel früher darum bemühen müssen, Konflikte einzudämmen.“
Häufig entstünden diese Konflikte durch einen Mangel an politischer und ökonomischer Teilhabe.
„Das heißt, die Menschen greifen dann zu Waffen, wenn es ihnen wirtschaftlich schlecht geht, wenn sie Hunger leiden, oder wenn sie politisch ausgeschlossen werden. Und wenn Sie sich den Konflikt im Irak anschauen, sind das genau die Ursachen. Die sunnitischen Stämme haben sich auf die Seiten dieser relativ kleinen islamistischen Miliz gestellt, weil in Bagdad ein Ministerpräsident sie rabiat und konsequent von jeder politischen Teilhabe ausgeschlossen hat.“
Das christliche Leitbild in Konflikten ist das vom „Gerechten Frieden“. Die Grundvoraussetzung dafür ist das Vorhandensein einer politischen Ordnung, die verhindert, dass Konflikte in Gewalt münden. Die zweite Bedingung ist die Beteiligung aller Bürger in einem Gemeinwesen. Im Fall des Irak ist hier ein Hoffnungsschimmer gegeben: der neue Premierminister Haidar al Abadi arbeitet an der Bildung einer Einheitsregierung. In den Gebieten hingegen, die der „Islamische Staat“ kontrolliert, herrschen Terror, Vertreibung und Chaos. Das Äußerste, was Politik leisten könne, sei einen gewaltsamen Konflikt auf seinen politischen Kern zurückzuführen wie etwa derzeit in der Ukraine. Justenhoven:
„Ich kann nicht beurteilen, ob es unmöglich ist, in einer solchen Gruppe einen politischen Kompromiss zu schließen. Wenn dem so wäre, müsste in der Tat einer solchen Gruppe militärisch Einhalt geboten werden, aber auch das kann immer nur der erste Schritt sein. Die eigentliche politische Aufgabe besteht dann darin, zu einer politischen Ordnung auf der Basis der Menschenrecht zurückzukehren, in der alle dort lebenden Menschen ein Minimum an Lebensbedingungen vorfinden.“ (rv)
Wie sehen die Koreaner den Papstbesuch? „Auswirkungen hat das keine“
Papst Franziskus ist jetzt über einen Tag im Land, die Medien haben ausgiebig über seine Ansprache am Donnerstag berichtet und auch die Messe in Daejeon hat viel Aufmerksamkeit bekommen. Zeit, in Korea herum zu fragen, wie denn nun die Erwartungen sind.
Wäre es eine statistische Erhebung, dann wäre das Ergebnis eindeutig: Die meisten Koreaner, die ich hier gesprochen habe, haben die Papstrede vor den Vertretern von Staat und Gesellschaft eindeutig auf die Beziehungen mit Nordkorea bezogen. Stärke zeigen bringe keinen Frieden hat der Papst gesagt, die meisten setzen das gleich in Beziehung zu den drei Raketen die der Norden ebenfalls am Donnerstag ins Meer gefeuert hat. So wie dieser Mann, den ich am Rande der Feiern des Nationalfeiertages an diesem Freitag gefragt habe, ob er Erwartungen an den Papstbesuch hat und daran, dass ich etwas bewegt: „Nein nein, obwohl der Papst versucht, mit Nordkorea zusammen zu arbeiten, will der Norden nicht mit Südkorea kooperieren. Der Norden ist zu starr, sich bewegen zu können. Nein, ich habe keine Erwartungen, total nein.“
Sujin Yoon, selber eine Christin, bezieht das auch sofort auf den einen großen Konflikt: „Ich als Christin weiß, dass es in Nordkorea viele „Götter“ (Idole) gibt und ich hoffe, dass die bald untergehen werden. Ich hoffe, dass Nord- und Südkorea im Evangelium vereint werden. Wir brauchen das mehr denn je und muss dafür mehr beten. Gut, das der Papst herkommt, aber das wird keine Auswirkungen haben.“
Zwei Beispiele nur, aber sie zeigen, wie nüchtern oder vielleicht ernüchtert die Menschen die Chancen für Bewegung sehen. Und wenn mir ein Anschlusskommentar dazu erlaubt ist: Nach so vielen Jahren, in denen von klein an die Menschen lernen, dass die anderen sich nicht bewegen werden und gefährlich sind, ist jeder Impuls zur Veränderung ein riesiges Unterfangen. Es ehrt den Papst, dass er das hier so offen sagt. Auch wenn es die Menschen noch nicht sofort berührt: Steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.
Aus Seoul, Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)
Kardinal Filoni im Nordirak: Kurden spenden 10 Millionen für Flüchtlinge
Der päpstliche Sondergesandte im Irak, Kardinal Fernando Filoni, ist in Erbil im nordirakischen Kurdengebiet eingetroffen. Darüber informierte Vatikansprecher Federico Lombardi in Seoul am Rande einer Pressekonferenz, die der Papstvisite in Korea galt. Filoni habe bereits die Bischöfe des Irak und die Behördenvertreter getroffen, stand in einer SMS, die Lombardi den versammelten Journalisten von seinem Mobiltelefon ablas. Kardinal Filoni hätte als Präfekt der vatikanischen Missionskongregation Papst Franziskus bei seiner Koreareise begleiten sollen. Seine Mission im Irak war aber augenscheinlich dringender.
In einer Presseaussendung des Vatikans wird indes bestätigt, dass Kardinal Filoni bereits am Mittwoch den kurdischen Premier Nechirvan Barzani getroffen hatte. „Es ist die Aufgabe der kurdischen Regierung die geflüchteten Christen, Jesiden und anderen Minderheiten, die in den kurdischen Gebieten Sicherheit suchen, zu schützen und zu unterstützen.“ Das habe Barzani bei dem Zusammentreffen dem Kardinal erklärt. Die kurdische Regierung hat bei diesem Treffen eine weitere Spende von zehn Millionen US-Dollar für den erst kürzlich eingerichteten Flüchtlingsfond angekündigt. Aufgrund der zunehmenden Gewaltbereitschaft der Terrorgruppe IS, habe sich die Zahl der Flüchtlinge in den letzten Tagen verdoppelt.
In den Flüchtlingslagern der Orte Erbil, Duhol und Slamiamni befänden sich demnach mehr als eine Millionen Flüchtlinge. Die hauptsächlich syrischen Kurden, arabischen Iraker, Jesiden und Christen leben am Limit. Die humanitäre Krise wird ständig dramatische, zitiert die Vatikannote Barzani. Es fehle an angemessenen Einrichtungen und an psychologischer Betreuung für die vielen flüchtenden Familien. Parks, Kirchen, Schulen und Baustellen dienen unter anderem als vorläufige Notlager und er appelliere an alle zu helfen und forderte die internationale Gemeinschaft auf zu intervenieren. (rv)
Aus drei Päpsten mach einen: Das Konzil von Konstanz, erinnert an historischer Stelle
Es war das einzige Mal, dass ein Papst auf deutschem Boden gewählt wurde, in Konstanz, beim Konzil. Vorher hatte es drei Päpste gegeben, wohlgemerkt gleichzeitig. Genau 600 Jahre ist der Beginn dieses Weltereignisses nun her, Gelegenheit für das Landesmuseum Baden Würtemberg, dem eine vielgepriesene Ausstellung zu widmen. Und ein guter weil auch irgendwie römischer Ort, meine Sommerreise in diesem Jahr zu einem Ende kommen zu lassen. Man sieht viel, man hört auch viel in der Ausstellung, man steigt ein in die Welt des Spätmittelalters, die uns doch sehr fremd ist. Susanne Rau ist „Projektleiterin Museumspädagogik“ vor Ort. (rv)
Vatikan/Irak: Mehrere diplomatische Initiativen laufen an
Mit ungewöhnlicher Offenheit setzt der Vatikan seine diplomatische Aktion für den Irak fort. Am Freitag wurde bekannt, dass Franziskus Kardinal Fernando Filoni ins Zweistromland schickt; der Sondergesandte soll sich ein Bild von der Lage der Christenverfolgung durch die IS-Terrormilizen machen. Doch damit nicht genug. Franziskus plant auch, die Nuntien des Irak und der umgebenden Regionen zu einem Krisengespräch nach Rom zu rufen. Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi über Radio Vatikan bekannt gegeben.
„Es geht darum, die Lage zu untersuchen, sich über mögliche Initiativen auszutauschen, Ideen zu sammeln und auch auf diese Weise die Nähe des Papstes und der Weltkirche zu diesem Krisengebiet zu bekunden. Dieses Treffen wird wahrscheinlich im September stattfinden.“
Einstweilen hat das vatikanische Staatssekretariat die Nuntien der Region dazu angehalten, den Irak-Appell des Papstes vom vergangenen Donnerstag mit besonderem Nachdruck den Regierungen der jeweiligen Länder vorzulegen. Auch den kirchlichen Autoritäten sollen die Nuntien den Friedensappell von Papst Franziskus weiterleiten,
„damit eine Bewegung des Gebets und der Solidarität entsteht. Sie soll der dramatischen Lage unserer Brüder und Schwestern und aller von dieser Tragödie betroffenen Bevölkerungen entgegenkommen.“
„Von ihren Wurzeln abgeschnitten“
Die Entsendung von Kardinal Filoni als Sondergesandtem in den Irak wertet dieser selbst
als Zeichen der besonderen Sorge des Papstes für die Christen im Zweistromland. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Filoni:
„Diese Fürsorge des Papstes gilt den leidenden Christen dort. Sie haben ihre Häuser verlassen und sehen sich vom ihren Wurzeln abgeschnitten, sie wurden gedemütigt, sie mussten alles zurücklassen und flüchten. Ich hoffe, den Bedürfnissen so vieler Menschen entgegenkommen zu können. So werde ich gemeinsam mit dem Patriarchen überlegen, was wir als Weltkirche unternehmen können.“
Er bereite seine Reise bereits vor, sagte Kardinal Filoni. Den Irak zu erreichen, sei derzeit nicht einfach, man brauche sich aber „auch nicht mehr als nötig abschrecken zu lassen“.
„Ich werde vor allen Dingen versuchen, die Solidarität und Nähe im Gebet mitzubringen, auch in den Taten. Und ich bin überzeugt, dass der Heilige Vater mir vor meiner Abreise genauer sagen wird, was er dieser Bevölkerung vergegenwärtigen möchte, die ihm sehr am Herzen liegt.“
Dass der chaldäische Patriarch Sako derzeit von der Gefahr eines Völkermordes an den irakischen Minderheiten, allen voran den Christen, spricht, kann Filoni durchaus nachvollziehen.
„Patriarch Sako ist vor Ort und kennt von daher gut alle Aspekte, die unsereinem leider entgehen können. Die christliche Bevölkerung jenes Gebiets wird leider nicht zum ersten Mal in die Emigration gezwungen und zu unsäglichem Leid verurteilt. Das begann bereits vor fast einem Jahrhundert und hat sich seither in der neunzigjährigen Geschichte des Irak mehrmals wiederholt, als das Territorium aus dem Osmanischen Reich ausgegliedert und ein unabhängiger Staat wurde wie alle anderen Länder der Region. Es ist also eine Bevölkerung, die in sich noch viel Leiden trägt, und so verstehe ich den Ausdruck des Patriarchen gut.“
Kardinal Filoni ist Präfekt der vatikanischen Missionskongregation und ein erfahrener Diplomat, dem große Fähigkeit zur Deeskalation bescheinigt wird. Den Irak kennt er gut: Von 2001 bis 2006 wirkte er als Nuntius in Bagdad, erinnert Vatikansprecher Lombardi.
„Kardinal Filoni war sechs Jahre im Irak, in der Schlussphase des Regimes von Saddam Hussein, während des Krieges und in den ersten Folgejahren. Während des Krieges blieb er [auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Johannes Paul II.] treu und mutig in Bagdad, trotz der Bombardierungen; er war praktisch der einzige ausländische Diplomat, der in dieser Lage ausharrte. Ein Mann, der seine Liebe zur Bevölkerung des Irak und seiner Region wirklich mit Hingabe bewiesen hat.“ (rv)
Brasilien: Kardinal Hummes feiert 80. Geburtstag
Der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes feiert heute seinen 80. Geburtstag. Hummes war von 1998 bis 2006 Erzbischof von Sao Paulo und anschließend bis Oktober 2010 Präfekt der Kongregation für den Klerus in Rom. Mit seinem Geburtstag verliert er seine Mitgliedschaften in drei Kongregationen und fünf Päpstlichen Räten der vatianischen Kurie. Hummes wurde im Jahr 2001 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und erhielt als Titelkirche „S. Antonio da Padova in Via Merulana“. Zudem verliert er heute sein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Insgesamt umfasst das Kollegium somit noch 117 wahlberechtigte und 94 nicht wahlberechtigte Kardinäle für eine künftige Papstwahl. (vh)
Panama: Papstes schickt Nachricht an lateinamerikanischen Familienkongress
Anlässlich des ersten lateinamerikanischen Kongresses zur Familienpastorale hat Papst Franziskus eine Nachricht an die Kongressteilnehmer geschickt, in der er die Stellung der Familie für die Gesellschaft hervorhob. „Für diejenigen mit existenziellen Problemen und dringenden Nöten ist die Familie ein Zentrum der Liebe, in dem das Gesetz des Respekts und der Gemeinschaft herrscht“, schrieb der Papst in seiner Mitteilung. Gegenüber einer eher materialistisch ausgerichteten Welt, reduziere die Familie die Menschen nicht auf bloße Nützlichkeit, sondern kanalisiere deren tieferen Wünsche, schrieb der Papst weiter. In den Augen des Papstes sei die Familie aus diesem Grund fruchtbar, nicht nur, weil sie auch neues Leben hervorbringe, sondern, weil sie den existierenden Horizont erweitere, neue Wege eröffne und uns trotz aller Verzweiflungen und Herausforderungen glauben lasse, dass ein Zusammenleben, welches auf Respekt und Treue basiert, möglich sei.
Die Familienpastorale findet vom 4. bis 9. August in Panama statt und wird von der lateinamerikanischen Bischofskonferenz „Celam“ veranstaltet. Sie steht in Zusammenhang mit der im Oktober im Vatikan anstehenden Familiensynode. (rv)