Papst: Theologie braucht unabgeschlossenes Denken

JesuitenTheologie braucht offenes, unabgeschlossenes Denken, keine Selbstverliebtheit. Das hat Papst Franziskus vor Mitgliedern des Zusammenschlusses der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom betont. Dazu gehören die päpstliche Universität Gregoriana, das Päpstliche Bibelinstitut, das Päpstliche Institut Orientale und die Stiftung „Fondazione La Gregoriana“. Der Papst empfing sie an diesem Donnerstag in Audienz. Mit dabei war der Generalobere des Jesuitenordens, dem auch der Papst angehört: Pater Adolfo Nicolás. Franziskus sagte bei der Audienz:

„Der gute Theologe und Philosoph hat ein offenes und damit unabgeschlossenes Denken, das immer offen ist gegenüber dem ,Mehr’ Gottes und der Wahrheit, es ist immer in Entwicklung, entsprechend dem Gesetz, das Vinzenz von Lérins so beschreibt: ,Auch das Dogma der christlichen Religion muss diesen Gesetzen folgen. Es schreitet voran, festigt sich mit den Jahren, entwickelt sich mit der Zeit und vertieft sich mit dem Alter’ (Commonitorium Primum, 23: PL 50, 668). Das ist der Theologe mit einem offenen Geist. Der Theologe, der nicht betet und nicht Gott huldigt, endet im verabscheuungswürdigsten Narzissmus. Das ist eine Krankheit der Kirche. Der Narzissmus der Theologen, der Denker und ,Gerechten’ tut sehr weh.“

Der Papst erneuerte bei der Audienz sein Plädoyer für eine „Theologie auf Knien“. Diesen Ansatz hatte er jüngst auch am Werk von Kardinal Walter Kasper lobend hervorgehoben. Eine Herausforderung der Gegenwart sei doch, Wissen zu vermitteln und eine „lebendige Lesart“ desselben anzubieten.

„Es braucht eine wahre Hermeneutik des Evangeliums, um das Leben, die Welt, die Menschen besser zu verstehen, keine Synthese, sondern eine spirituelle Atmosphäre der Forschung und der Sicherheit, die auf den Wahrheiten des Verstandes und des Glaubens gründet. Philosophie und Theologie erlauben es, Überzeugungen zu gewinnen, die die Intelligenz strukturieren und sie stärken und den Willen erleuchten… Doch all das ist nur fruchtbar, wenn man es mit einem offenen Geist und auf Knien vollzieht. Mit offenem Geist und auf Knien. Der Theologe, der sich am eigenen abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig.“

Franziskus erinnerte daran, dass das Konsortium der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom in jesuitischer Hand ist und im Zeichen des Gehorsams gegenüber dem Papst und der katholischen Kirche steht. Der Zusammenschluss war im Jahr 1928 auf Anregung von Papst Pius XI. gebildet worden. Franziskus rief die verschiedenen Institutionen dazu auf, ihre Zusammenarbeit zu verstärken. Ihre Aufgabe sei die Bewahrung der Geschichte ebenso wie ein „globaler“, konstruktiver und mutiger Blick auf Herausforderungen der Moderne.

Der Horizont des Katholischen ist weit

Ein besonderes Merkmal des Konsortiums sei sein internationaler Charakter, unterstrich der Papst, ein „unschätzbarer Reichtum der römischen Institutionen“. Die in den verschiedenen Hochschulen und Instituten arbeitenden Fachkräfte und Studenten bildeten eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Herkunftskirchen und Kulturen ab, so Franziskus:

„Das bietet eine kostbare Gelegenheit für das Wachstum des Glaubens und eine Öffnung des Geistes und des Herzens gegenüber dem Horizont der Katholizität. Innerhalb dieses Horizontes hat die Dialektik zwischen ,Zentrum’ und ,Peripherie’ eine eigene Form, eine Form des Evangeliums, der Logik eines Gottes entsprechend, der das Zentrum erreicht, indem er vom Rand her kommt und zu diesem wieder zurückkehrt.“

Darüber hinaus sei der Standort Rom als Ort der Wurzeln des Glaubens ein besonderer, fuhr der Papst: Die Erinnerung an die Apostel und Märtyrer der katholischen Kirche sei hier ebenso präsent wie das aktuelle Leben einer Weltkirche, die im Dienste der Bedürftigen, der Einheit und der Universalität stehe. Wesentlich für Studium und Forschung seien das Gebet und ein enges Verhältnis zu Gott:

Das ist keine antike Sache

„Euer geistiger Einsatz, in der Lehre und bei der Recherche, beim Studium und der weiterreichenden Bildung, wird umso fruchtbarer und effizienter, als er durch die Liebe zu Christus und zur Kirche belebt ist und umso enger die Beziehung zwischen Studium und Gebet ist. Dies ist keine antike Sache, sondern das Zentrum, hört ihr?“
Zugleich müsse das Studium mit dem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben eine Einheit bilden, fuhr der Papst fort, ebenso mit einem Lebensstil, der durch „brüderliche Barmherzigkeit“ und das „Teilen mit den Armen“ gekennzeichnet sei.
„Eure Institute sind keine Automaten, die Theologen und Philosophen produzieren; es sind Gemeinschaften, in denen man wächst, und dieses Wachstum passiert innerhalb einer Familie.“
(rv)

D: Bischof Tebartz-van Elst wehrt sich gegen Vorwürfe

L_LimburgBischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei Kostenfragen bewusst ausgewichen, habe Kontrollen umgangen und kostspielige Eigenwünsche in das Projekt des Bischofshauses eingebracht. Das sind nur einige der Vorwürfe, die der Bericht der Prüfungskommission der Bischofskonferenz vorlegt. Auf der Grundlage dieses Berichts hat der Papst entschieden, den Rücktritt des Limburger Bischofs anzunehmen. Bischof Tebartz-van Elst hatte im Vorfeld Gelegenheit, seinen eigenen Kommentar zu dem Bericht abzugeben, er versucht in seiner jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme, einige der Hauptvorwürfe richtig zu stellen.

Tebartz-van Elst besteht darauf, dass er Kardinal Giovanni Lajolo, dem vom Papst gesandten Beauftragten, anders als im Prüfbericht dargelegt die ihm damals bekannten Zahlen genannt habe. Wörtlich heißt es im Bericht: „Gegenüber dem Gesandten des Heiligen Stuhls, Giovanni Kardinal Lajolo, wurden Anfang September 2013 durch den Bischof nicht die ihm bereits bekannten Zahlen angegeben.“ Der Bischof besteht darauf, erst am Tag nach der Begegnung mit Kardinal Lajolo die Gelegenheit gehabt zu haben, die Details zu studieren.

Der im Bericht ebenfalls mit Kritik bedachte, mittlerweile emeritierte Generalvikar Franz Kaspar wird vom Bischof für viele Versäumnisse in den Verwaltungsabläufen wie das Unterlassen der Schriftform verantwortlich gemacht. Er betont, dass die Letztverantwortung des Bischofs für sein Bistum nicht in einer „verwaltungsmäßigen All- und Detailzuständigkeit“ liegen könne. Er verstehe den Dienst vielmehr als „Zeuge der Wahrheit“ in der Nachfolge der Apostel.

In Übereinstimmung mit dem Prüfbericht betont Tebartz-van Elst das Durcheinander in der Verwaltung bei seiner Amtsübernahme. Generalvikar Kaspar habe sein volles Vertrauen gehabt. Doch habe dieser immer mehr finanzielle Kompetenzen für sich beansprucht und auch in Eigeninitiative gehandelt.

Der Text des bisherigen Bischofs von Limburg, der ohne Anrede und Unterschrift veröffentlicht wurde, enthält ferner Angaben zu den Gesamtkosten und zum Georgswerk – also dem Fonds, dem Geld entnommen wurde. Bischof Tebartz-van Elst wiederholt seine Sicht, dass er sich in den Fachfragen auf die jeweiligen Verantwortlichen verlassen habe.

Die gesamte Stellungnahme des Bischofs können Sie bei unseren Kollegen vom Domradio einsehen, http://www.domradio.de/sites/default/files/pdf/stellungnahme_bischof_dr._tebartz-van_elst.pdf (rv)

Spanien: Neuer Vorsitz in der Bischofskonferenz

rouco-varelaAuch die spanische Bischofskonferenz hat einen neuen Präsidenten. Auf Kardinal Antonio Maria Rouco Varela folgt Erzbischof Ricardo Blázquez Pérez, der bisherige Vizepräsident der spanischen Bischofskonferenz. Blázquez, der Erzbischof von Valladolid, ist 72 Jahre alt und stammt aus der Nähe von Avila. Die spanischen Bischöfe wählten ihn mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden. Auf Blázquez Pérez entfielen 60 der 79 Stimmen. (rv)

Müller und Gänswein mahnen gerechten Umgang mit Limburger Bischof an

Kardinal MüllerDer Umgang in der Öffentlichkeit mit der Causa Limburg war in den vergangenen Monaten nicht immer glücklich. Im Vatikan haben zwei einflussreiche deutsche Kirchenmänner dazu gemahnt, der Person des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst– ungeachtet eventuellen Fehlverhaltens – Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Gerhard Ludwig Müller stellten sich dem Mikrofon der ARD; die Interviews entstanden wenige Tage vor der Übergabe des Limburger Prüfberichts im Vatikan. Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Müller sagte:

„Erstens ist ihm [Bischof Tebartz-van Elst] nichts an Verfehlungen nachzuweisen, was das Bischofsamt unmöglich machen würde, und auch wenn es dann vorkäme – erst muss noch über die Faktenfrage gesprochen werden – kann man mit einem solchen Menschen auch nicht so umgehen, dass er von Reportern gejagt wird, wo immer er sich aufhält.“

Erzbischof Georg Gänswein, der Sekretär des emeritieren Papstes Benedikt XVI. und Präfekt des päpstlichen Haushaltes, sekundiert Kardinal Müller. Wenn viele der Medienberichte über Limburg …

„… In Bezug auf die Person, auf das was [Bischof Tebartz] getan hat, Realität wären, müsste man sagen, er ist ein Unmensch. In jeder Hinsicht. Aber da ist die virtuelle Realität von der konkreten Realität doch sehr unterschiedlich. Ich möchte auch gar keine Presseschelte anstellen, aber es ist so, dass ihm gegenüber in vielen Punkten einfach Unrecht geschehen ist. Das ist nicht zu akzeptieren, da muss man auch den Mut haben sich dem entgegenzustellen und zu sagen: Das hat dieser Mann nicht verdient.“

Eine Entscheidung für die Zukunft der Bistumsleitung in Limburg wird in den kommenden Tagen erwartet. Viele – nicht alle – Katholiken der Diözese beklagen über die Frage des Umgangs mit Geldern hinaus ein unangenehmes Klima des Misstrauens, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe. Im Bistum führt provisorisch der Generalvikar Wolfgang Rösch die Geschäfte. Papst Franziskus hatte Röschs noch von Bischof Tebartz-van Elst vorgenommene Ernennung um mehrere Monate vorgezogen und gleichzeitig dem Bischof eine Auszeit von der Diözese gewährt.
(rv)

Gerhard Ludwig Müller: Ein Kardinal mit Erfahrungen vom „Ende der Welt“

Kardinal MüllerDie Erfahrungen Lateinamerikas werden die Kirche der Zukunft prägen. Davon ist Bischof Norbert Strotmann überzeugt. Der Herz-Jesu Missionar ist in Peru Bischof von Chosica und war zur Kardinalserhebung und zur Buchvorstellung Gerhard Ludwig Müllers in Rom. Er kennt den Kardinal seit Jahren von dessen Wirken in Peru. Müller war seit Ende der 80er Jahre in den Armenvierteln von Lima seelsorgerisch tätig, außerdem wirkte er durch Vorlesungen bei der Priesterausbildung mit. Dort lernte er 1988 auch den „Vater der Befreiungstheologie“ Gustavo Gutierrez kennen und schätzen.

Müller bringe viel Erfahrung aus Peru mit in sein Amt, die Theologie der Befreiung habe den Kardinal geprägt, ist Strotmann überzeugt, und zwar…

„insgesamt dadurch, dass Theologie stark an den Problemen des Menschen geerdet wird. In der christlichen Gotteserfahrung haben wir ja eine ganz spezielle Sichtweise, weil wir den Gott kennen, der sich um Menschen kümmert, der in Sorge um Menschen lebt. Gerhard Müller hat wiederholt gesagt, dass er Gustavo Gutierrez viel zu verdanken habe, gerade was Theologie angehe. Ich glaube, da geht es darum, Menschwerdung Gottes eben nicht als reine Vergangenheit zu sehen, sondern als tägliche Herausforderung. Was ist Gottes Sorge für den Menschen heute? Das sehe ich als die Fragestellung an, die Gerhard Ludwig Müller bei Gustavo Gutierrez gelernt hat.“

Diese Erfahrungen bringt aber nicht nur Kardinal Müller mit, sie prägen auch Papst Franziskus‘ Denken und Schreiben, etwa in Evangelii Gaudium. Schon als Kardinal habe Jorge Mario Bergoglio die Nähe zu den Menschen gepflegt, das zeige sich nun auch in seiner Amtsführung als Papst. Franziskus hatte bei seinem Amtsantritt die Formulierung einer „armen Kirche für die Armen“ geprägt, die jetzt auch im Titel von Kardinal Müllers neuem Buch „Armut: Herausforderung für den Glauben“ aufscheint. Eine „arme Kirche“ – das sei eine spannende Herausforderung für die gesamte Kirche, vor Ort wie auch im Vatikan, findet der Bischof:

„Arme Kirche, das ist nicht mehr die selbstgefällige Selbstverwaltung von Besitzstandards, sondern der Versuch, Christus nachzufolgen mit dem Risiko, das nicht aus der Position des Besitzenden, sondern aus der Position dessen zu tun, der sich wie Christus ganz einfach auf den Menschen einlässt. Gerade auch auf den, der es am meisten nötig hat. Und das, glaube ich, ist eine schöne Herausforderung für die Kirche der Zukunft, es dürfte aber auch für die römische Zentralbehörde vieles an Neuigkeiten bringen, so dass wir auch da noch nicht wissen, wie es weitergehen wird. Ich bin aber guten Mutes, weil ja Franziskus angedeutet hat, dass er auf jeden Fall insistiert, dass die Mitarbeit und Mitverantwortung der Bischöfe auf Weltebene ganz neu in den römischen Alltag reinkommen soll.“ (rv)

Caritas internationalis nimmt an Expo 2015 teil

Kardinal Rodriguez MaradiagaAn der Expo 2015 in Mailand wird auch Caritas internationalis teilnehmen. Das kündigte der Präsident des katholischen Hilfswerkes, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, an. Damit will der Dachverband, der 164 nationale Caritasverbände bündelt, das Evangelium dort verkünden, wo man über Wirtschaft und Handel spricht, sagte der aus Honduras stammende Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan.

„An der Expo 2015 werden alle Länder der Welt teilnehmen. Deshalb haben wir gedacht, dass es sinnvoll ist, wenn auch wir dort vertreten sind, um die Frohe Botschaft in einem besonderen Kontext zu vermitteln. Es wäre sonst schade, wenn bei einer Weltausstellung nur Wirtschafts- und Handelsfragen behandelt werden.“

Das Motto der Ausstellung lautet „Den Planeten ernähren“. Dazu habe Caritas internationalis einiges zu sagen, findet Kardinal Maradiaga.

„Weil es auch darum geht, etwa die Bedeutung der Landwirtschaft hervorzuheben. Wir müssen leider feststellen, dass in diesem Bereich in den vergangenen Jahren viel Schaden gerichtet wurde. Aber denken wir doch mal darüber nach, welches Potential beispielsweise Afrika im Bereich der Landwirtschaft hätte! Positive Resultate können aber erst erreicht werden, wenn wir alle mithelfen.“

Caritas internationalis führt derzeit eine Kampagne gegen den Hunger durch, die just zum Start der Expo 2015 beendet sein soll. Maradiaga ist einer der engsten Berater von Papst Franziskus. Im Erzbistum Mailand hoffen viele auf einen Besuch des Papstes auf der Expo. (rv)

Kardinal Ricard über wiederverheiratete Geschiedene

Kardinal RicardBei den internen Kardinalsberatungen mit dem Papst letzte Woche hat sich ein möglicher Weg gezeigt, wie die Kirche stärker auf wiederverheiratete Geschiedene zugehen könnte. Das gab der Erzbischof von Bordeaux, Kardinal Jean-Pierre Ricard, im Gespräch mit der Zeitschrift „Famillie Chrétienne“ zu erkennen. Es gehe nicht darum, die Enzyklika Humanae Vitae Pauls VI. in der Schublade verschwinden zu lassen noch die katholische Lehre der Zeit anzupassen, sondern Betroffenen einen Weg anzubieten, der zu ihrer Wiederzulassung zu den Sakramenten führen könne. Am Ausgangspunkt müssten das tatsächliche Scheitern der ersten Ehe und die Tatsache stehen, dass aus der zweiten Ehe Kinder geboren worden seien. Dann müsse der Betreffende den wirklich starken Wunsch nach dem Sakramentenempfang und den Willen haben, seinen Kindern den Glauben weiterzugeben. Hier könnte ein individueller Weg der inneren Buße beginnen, der von der Kirche begleitet werde. Einen Automatismus dürfe es allerdings nicht geben, so Kardinal Ricard, sonst werde der Begriff der christlichen Barmherzigkeit banalisiert. Der Weg der Buße und zurück zu den Sakramenten könne auch keine allgemeine Norm werden, sondern nur in konkreten Einzelfällen beschritten werden.  (rv)
 

Papstbotschaft an Medienschaffende: „Köpfe und Herzen berühren“

SIGNIS2014Die kommunikative Macht der Bilder prägt durch die Massenmedien die Erfahrungen, Hoffnungen und die Sorgen der kommenden Generationen. Das schreibt Papst Franziskus in einer Botschaft für den SIGNIS-Weltkongress katholischer Medien, der an diesem Dienstag in Rom beginnt. Die Botschaft ist von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichnet.

„In einer globalisierten Welt, in der ständig neue Kulturen und neue Sprachen und Symbole geboren werden, entsteht eine neue Vorstellungswelt“, so der Papst. „Katholische Medienschaffende sind ständig herausgefordert, die Weisheit, Wahrheit und Schönheit des Evangeliums in einer Sprache zu vermitteln, welche die Köpfe und Herzen der vielen Menschen berührt, die nach Sinn und Richtung in ihrem Leben suchen.“ Der Papst erhoffe sich von dem Kongress Inspiration, Ermutigung und neue Ideen für diese „aufregende und anspruchsvolle Aufgabe.“

Thema des Kongresses ist „Medien für eine Kultur des Friedens“. Mehr als 300 katholische Medienschaffende werden sich in Workshops, Konferenzen und Podien über Herausforderungen und Entwicklungen austauschen. Es wird unter anderem um Kino und Spiritualität, um „social marketing“ und um Ausbildungsfragen gehen. Die Eröffnungsansprache wird der Leiter der Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“ Pater Antonio Spadaro halten.

Am Donnerstag wird der Papst die Teilnehmer des Kongresses in Audienz empfangen.

SIGNIS ist der weltweite katholische Medienverband, er entstand 2001 aus dem Zusammenschluss verschiedener Organisationen, die ihrerseits bis in das Jahr 1928 zurück gehen. Er wird vom Vatikan als der offizielle katholische Medienverband anerkannt und hat Beobachterstatus unter anderem bei der UNESCO. Der letzte Weltkongress fand 2009 statt. (rv)

Rabbiner Rosen wünscht mehr theologischen Dialog

American Jewish CommitteeDer Dialog zwischen Juden und Katholiken soll sich künftig mehr auf die theologische Ebene verlagern. Das wünscht sich der Rabbiner David Rosen vom „American Jewish Committee“. Er traf am Donnerstag den Papst im Vatikan. Seine Haltung sei freilich auch innerhalb des Judentums umstritten, räumte Rosen bei der Pressekonferenz im vatikanischen Pressesaal ein.

„Kennen Sie diesen Witz über Juden? Zwei Juden, drei Meinungen. Doch dieser Punkt ist sehr wichtig. Es gibt viele Ansichten, wie ein Dialog geführt werden sollte, und das ist gut so. Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich festhalten möchte, ist die Tatsache, dass das ,American Jewish Committee´ keine theologische Organisation ist. Wir vertreten die verschiedenen Seiten des Judentums. Wir vertreten beispielsweise auch atheistische Juden… Ja, das gibt es in der Tat. Als Rabbiner muss ich aber sagen, dass der theologische Dialog mit Katholiken zumindest für das orthodoxe Judentum sehr wichtig ist.“

Es gebe aber unter orthodoxen jüdischen Rabbinern auch die Haltung, dass man theologische Haltungen „ebenso wie „Ehefrauen“ nicht teilen könne, so Rabbi Rosen.

„Diese Haltung besagt, dass der Glaube etwas ganz Persönliches ist. Auch diese Haltung respektieren wir. Doch ich glaube, dass dies mehr ein Ausdruck von Unsicherheit ist. Sicherlich gibt es auch historische Gründe hierfür, misstrauisch zu sein. Ich danke Gott dafür, dass ich mich persönlich nie mit Antisemitismus auseinandersetzen musste. Erst als ich in Südafrika war, wurde ich mit antisemitischen Attacken angegriffen, aber dies nicht aus religiösen, sondern politischen Gründen, weil ich gegen die Apartheid war.“

Man dürfe auch nicht unterschlagen, dass es immer theologische Differenzen zwischen Judentum und Christentum geben werde, so Rosen weiter. Theologische Diskussionen seien kein Zeichen der Untreue gegenüber dem eigenen Glauben. Er stehe dazu, dass der Dialog „auch eine religiöse Aufgabe unseres Glaubens ist.“ (rv)

Schweiz: „Ausländer sind keine Ware“

SchweizDie Schweizer und ihre Haltung zu Nicht-Schweizern im Land: Seit den 70er-Jahren gab es mehrere Abstimmungen darüber, ob und wie man den Ausländeranteil in der Eidgenossenschaft senken könnte. Auch wenn bei Umfragen eine Mehrheit sich gegen Ausländer aussprach, waren die Ergebnisse der Abstimmungen fast immer „ausländerfreundlich“. Am Sonntag könnte es aber anders sein, so zumindest die Berechnungen der Politologen. Die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) will mit ihrer sogenannten „Masseneinwanderungsinitiative“ möglichst viel der zukünftigen Immigration im Land verhindern. Darüber stimmt die Schweiz am Wochenende ab. Die katholische Kirche hat sich dazu klar geäußert: Sie lehnt die Initiative ab. Weshalb, sagt uns der Präsident ad interim der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax“, Thomas Wallimann:

„Auf den ersten Blick sieht es bei dieser Abstimmung danach aus, als ob es sich um eine wirtschaftliche Frage geht. Wenn man aber genauer hinschaut, dann merkt man aber, worum es eigentlich geht: es sind Menschen, die in die Schweiz arbeiten kommen. Sie werden aber nur unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Nutzens betrachtet. Man kann also sagen, dass der Blick der Initiative – und derer Befürworter – sieht in den Ausländer nur Arbeiter, aber keine Menschen. Deswegen wollen die Befürworter auch nicht, dass die Familien der Ausländer mitkommen. Das alles widerspricht einer christlichen Grundhaltung, bei der der Mensch als Mensch gesehen werden muss mit all seinen Beziehungen und nicht nur als Arbeitender.“

Ausländer seien keine Ware, so das Hauptargument von „Justitia et Pax“ gegen die SVP-Initiative. Dass es aber fremdenfeindliche Haltungen in der Schweiz gibt, hänge damit zusammen, dass viele durch die großen sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen verunsichert seien.

„Nicht zuletzt auch wegen hoher Arbeitsbelastungen entsteht ein Zeitdruck bei vielen, um sich überhaupt mit Wertfragen auseinanderzusetzen, die hinter den Veränderungen stecken. Dann würde man merken, dass diese Ängste nur ein Symptom sind für eine fehlende Identitätsfrage. Wir Schweizer sind auch anfällig für ,Bauchentscheidungen´, vor allem wenn die Angstebene angesprochen wird.“

Die katholische Kirche in der Schweiz hat eine Vorbildfunktion, so Wallimann von „Justitia et Pax“. Der Anteil an Ausländern, die im kirchlichen Bereich arbeiten oder aktiv seien, sei höher als in anderen Bereichen der Schweizer Gesellschaft.

„Ich denke, wir können als Kirche zeigen, dass wir miteinander sehr gut zusammenarbeiten können und dass wir die Stärken und Schwächen ausländischer Kulturen im Rahmen der Religion und des Pfarreilebens integrieren können. Wir sehen also auch, wo die Schwierigkeiten liegen: das ist vor allem, wie man miteinander spricht und einander versteht. Beispielsweise werden viele Kirchenmänner nur auf das Priestersein reduziert. Das gilt auch bei ausländischen Seelsorgern. Wenn man also miteinander arbeitet und spricht, dann kann etwas Fruchtbares entstehen.“

Abstimmungen wie jene am Sonntag zeigen nicht nur das Verhältnis der Schweizer zu Ausländern auf. Es gehe auch um die eigene Identitätsfrage, sagt Wallimann.

„Ich denke, wir Schweizerinnen und Schweizer haben gerade weil wir nie eine Kolonialmacht waren ein anderes Verhältnis zu alle dem, was außerhalb unseres Landes geschieht. Wir sind sehr heimatlich-gemütlich orientiert. Wir nehmen zwar Menschen von außen gerne auf, sind dann aber enttäuscht, wenn diese Menschen dann doch ihre eigene Herkunft hervorheben. Das kann ich heute sehr gut feststellen, wenn ich an junge Männer denken, die aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen. Viele spielen dann für die kroatische oder serbische Nationalmannschaft, obwohl sie hier in der Schweiz aufgewachsen sind. Schweizer sind dann enttäuscht und können das nicht verstehen. Aus dieser Enttäuschung heraus entsteht eine Form von Abwehr. Heute stellt sich uns Schweizern jedoch die Herausforderung, angesichts der vielen Ausländer, was unsere Eigenart ist.“ (rv)