„Wir können und müssen Zeugen der Hoffnung für die Menschen sein, die den Sinn des Lebens suchen und die vor großen Herausforderungen stehen." Das hat Kardinal Stanislaw Dziwisz an diesem Sonntag in Litauen betont. Der Kardinal leitete als Vatikanvertreter eine Feier zum 600-Jahr-Jubiläum der Kathedrale von Kaunas. Das Gotteshaus erinnere an die Widerstandskraft zahlreicher Christen in der Zeit des Kommunismus, eines „totalitären, anti-religiösen und unmenschlichen Systems". Der Erzbischof von Krakau würdigte in dem Kontext Johannes Paul II., der die Menschen des Landes auf ihrem Weg in die Freiheit ermutigt habe. Im Jahr des Glaubens wies er weiter auf die Notwendigkeit der Neuevangelisierung hin. „Berührt von der Ideologie des Säkularismus" lebten viele Menschen heute, als ob Gott nicht existierte. (rv)
Kategorie: Weltkirche
Nigeria: „Wer im Namen Gottes tötet, kennt Gott nicht“
Daran hat Kardinal John Onaiyekan erinnert. In einer Messe anlässlich des 30. Jahrestages seiner Bischofsweihe wandte sich der Erzbischof von Abuja entschieden gegen die Instrumentalisierung von Religion und rief die Führung seines Landes zum Schutz der Gerechtigkeit und der Bedürftigen auf. In Nigeria kamen am Freitag bei Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen im zentralen Bundesstaat Taraba derweil 39 Menschen ums Leben, 30 wurden schwer verletzt. Die Gewalt entflammte in der Stadt Wukari. Mitglieder einer christlichen ethnischen Gruppe zogen auf dem Weg zu einem Begräbnis durch ein muslimisches Viertel und riefen Parolen, die die Muslime als provozierend empfanden. Zwei Wochen zuvor hatte die islamistische Terror-Sekte Boko Haram in Baga im Nordosten des Landes ein Blutbad angerichtet. (rv)
Schweiz: Kirchen gegen Verschärfung des Asylgesetzes
Die Kirchen der Schweiz sagen „Nein" zu Verschärfungen des Asylgesetzes. Am 9. Juni stimmen die Schweizer darüber ab, ob die Asylregelung geändert werden soll. Vertreter der römisch-katholischen, reformierten und christkatholischen Kirchen wollten ein klares Zeichen setzen und haben an diesem Donnerstag zu einer Pressekonferenz eingeladen. Ort des Treffens war ein Asylzentrum bei Bern. Die Kirchen sind keine politischen Parteien, aber wenn es um die Würde des Menschen gehe, dann müsse man Klartext sprechen, so die Medienmitteilung der Kirchenvertreter. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Generalsekretär der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax", Wolfgang Bürgstein, weshalb alle Kirchen gemeinsam gegen die Verschärfung des revidierten Asylgesetztes sind.
„Also die inzwischen schon in Kraft getretenen, dringlichen Maßnahmen zur Verschärfung des Asylrechts beinhalten in der Tat positive Aspekte, aber auch negative. Und die Kirchen in der Schweiz sind sich einig darin, dass die Negativpunkte bei Weitem die positiven Aspekte überwiegen. Als wirklich bedenklich stufen die Kirchen ein, dass die Möglichkeit, auch bei Schweizer Botschaften im Ausland einen Asylantrag zu stellen, abgeschafft wird. Das verschlechtert die Situation momentan vor allem für Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea."
Die Gewährung von Asyl sei ein Akt der Humanität und Solidarität. Die Konkurrenz politischer Überzeugungen ende dort, wo die Menschlichkeit selbst auf dem Spiel stehe, betont Bürgstein.
„Was die Kirchen auch kritisieren: Wir haben jetzt bereits die zehnte Asylrechtsreform, und an dem Grundproblem, dass Menschen flüchten müssen, dass sie ihre Heimat verlassen, einer ungewissen Zukunft entgegen, in einem anderen Land, in einem anderen Kontinent, das ändert auch eine restriktive Asylpolitik nicht. Und den Kirchen ist es vor allem wichtig, dass man in dieses Klima der Angst und der Verunsicherung, – und zum Teil wird dieses Klima ja auch geschürt – einen anderen Ton einbringt, dass wir andere Schwerpunkte setzen. Und dass wir den Menschen sagen: Es ist wichtig, vor allem für die Kirchen, hinter all diesen Zahlen auch die Menschen und ihr konkretes Schicksal zu sehen."
Asylsuchende stünden in der Schweiz immer mehr unter dem Generalverdacht, sie seien kriminell und nur darauf aus, den Sozialstaat auszunutzen.
„Die stärkste oder die größte politische Partei in der Schweiz ist die Partei, die mit dem Thema Asyl, Asylsuchende und Ausländer ihre großen Erfolge erzielt hat. Und man muss natürlich neidlos anerkennen, dass diese Partei in den letzten zehn Jahren zumindest dieses Thema in ihrem Sinne sehr gut bearbeitet hat. Die Angst vor den Fremden, vor den Ausländern, vor den Asylsuchenden wird auch ein Stück weit geschürt. Die Medien spielen dabei sicherlich mit eine Rolle. Und durch die direkte Demokratie in der Schweiz sind die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch immer wieder aufgefordert, zu einer Verschärfung oder zu einer bestimmten Reform des Asylrechts ihre Stimme abzugeben und zu entscheiden, ob sie damit einverstanden sind oder nicht. Von daher ist das Thema meines Erachtens bei den Menschen sehr präsent und spielt in der Schweiz tatsächlich eine bedeutende Rolle." (rv)
Belgien: Kardinal Erdö erklärt sich solidarisch mit Erzbischof Léonard
Kardinal Peter Erdö, Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen, hat dem Erzbischof von Mechelen-Brüssel seine Solidarität ausgedrückt. Erzbischof André-Joseph Léonard wurde am vergangenen Dienstag bei einem Vortrag in der Freien Universität Brüssel Opfer einer Attacke durch die Gruppe „Femen". Der Kardinal verurteilte in seinem Statement diese „aggressive Form von religiöser Intoleranz" und verlieh seiner „aufrichtige Nähe und Solidarität" Ausdruck. Zugleich bestärkte er die Position der belgischen Bischofskonferenz: Eine „demokratische Debatte über die Probleme der Gesellschaft ist nur möglich, wenn jeder seine Ideen in gegenseitigem Respekt und Freiheit zum Ausdruck bringen darf." (rv)
CELAM-Präsident nach Papstbesuch: Treffen mit einem alten Freund
Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag leitende Mitglieder des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM empfangen. Carlos Aguiar Retes ist Erzbischof von Tlalnepantia in Mexiko und der Präsident des Rates. Im Interview mit Radio Vatikan erzählte er, wie das Gespräch verlaufen ist:
„Es war das Wiedersehen mit einem Freund, mit einem, mit dem man die Erfahrung des Glaubens geteilt hat und von dem man eine große Freude über die Verantwortung, die er trägt, erfährt. Freude macht aber vor allem die Art, wie er sie trägt: er ist sich dessen sehr stark bewusst, dass er Gott in dieser großen Mission, die dieser ihm übertragen hat, Rechenschaft schuldig ist."
Der Papst habe sein Vertrauen darüber ausgedrückt, dass die Arbeit des Bischofsrates CELAM, über die Erfahrungen der Kirche in Lateinamerika und der Karibik, auch die Weltkirche stärken könne. Aber auch andere Themen seien besprochen worden:
„Vor allem, dass wir ihn mit großer Freude auf dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro erwarten, wo wir ihn sicherlich wieder treffen werden, um das spirituelle Band und den pastoralen Blick, die Vision zu stärken, die in ganz Lateinamerika anwachsen müssen."
Auf die Frage, wie der Papst auf ihn gewirkt habe, antwortete der Erzbischof:
„Sehr gut, sehr gelöst, sehr ruhig und sehr fröhlich, so als ob er – etwa einen Monat nach seiner Wahl – ein tieferes Bewusstsein davon entwickelt hat, was es heißt, der Bischof von Rom und der Nachfolger Petri, also der Papst, zu sein." (rv)
D: Caritas darf Mitarbeiter nach Kirchenaustritt kündigen
Ein Austritt aus der katholischen Kirche rechtfertigt nach einer Entscheidung des deutschen Bundesarbeitsgerichts die außerordentliche Kündigung eines langjährigen Mitarbeiters der Caritas. Die Richter stärkten damit am Donnerstag in Erfurt das gesonderte Arbeitsrecht der Kirchen, das von den Mitarbeitern besondere Loyalitätspflichten verlangt. Gregor Thüsing ist Professor für Arbeitsrecht an der Universität in Bonn. Er sagt zum Urteil gegenüber Radio Vatikan:
„Das Bundesarbeitsgericht hat deutlich gemacht, wer aus der Kirche austritt, der kann grundsätzlich auch entlassen werden und notfalls auch nach langjähriger Zugehörigkeit zum Arbeitgeber. Aus kirchlicher Perspektive ist das klar: Wer aus der Kirche austritt, das ist also ein wirklich schwerwiegender Akt der da passiert und wenn dort die Kirche sagt, ein solcher Mitarbeiter, der sich so deutlich von der kirchlichen Gemeinschaft distanziert, der soll auch nicht mehr im kirchlichen Dienst arbeiten, denn der kirchliche Dienst hat ja seinen eigentlichen Sinn darin, den Heilsauftrag der Kirche in dieser Welt zu realisieren, und das können nur Personen, die sich nicht von der Kirche abgewandt haben, die sich noch mit ihr identifizieren."
Das durch das Grundgesetz gedeckte kircheneigene Arbeitsrecht war zuletzt mehrfach von Gerichten überprüft und auch im Bundestag debattiert worden. Im November hatte das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass Streiks in kirchlichen Betrieben unter stark eingeschränkten Bedingungen erlaubt sein können. Grundsätzlich stärkten die Richter aber das kirchliche Arbeitsrecht. Thüsing:
„Die heutige Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts ist ungemein wichtig. Wir haben eine lange Rechtsprechungslinie, die mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts schon vor 20 Jahren beginnt, zu der Frage, wie weit muss es Besonderheiten geben –auch rechtlicher Natur – für den kirchlichen Dienst, inwieweit haben die Kirchen größere Freiräume, Loyalitätspflichten einzufordern von ihren Mitarbeitern, als das andere Arbeitgeber haben? Hier hatten wir eine lange Linie von Entscheidungen, die jeweils bestätigt haben, dass dieser Freiraum – schon aus verfassungsrechtlichen Gründen – den Kirchen zu gewähren ist."
Da es zuletzt aber auch einen Fall gab, indem die Kündigung eines Chefarztes in einem katholischen Krankenhaus, der wiederverheiratet geschieden war, für ungültig erklärt wurde, habe er die aktuelle Entscheidung mit Spannung erwartet, so Thüsing. Dass immer häufiger kirchenrechtliche Fälle vor Gericht landen, wundert ihn nicht:
„Ohne Frage ist der Wind, der den Kirchen entgegenweht und auch ihren Gestaltungen der Arbeitsbeziehungen, heftiger und schärfer geworden. In einer immer säkularer werdenden Welt ist es schwerer vermittelbar als ehemals, zu erklären, was denn ein kirchliches Krankenhaus von einem kommunalen Krankenhaus unterscheidet und warum an einen Mitarbeiter im kirchlichen Dienst andere Loyalitätsanforderungen zu stellen sind, als an einen Mitarbeiter im kommunalen, weltlichen Dienst."
Hier sieht der Arbeitsrechtler vor allem die Kirchen selbst in der Pflicht:
„Es wird eine der wesentlichen Aufgaben der Kirchen sein, hier stärker noch in eine kommunikative Offensive zu treten und deutlich zu machen, was das spezifisch christliche, das spezifisch kirchliche an einer diakonischen, an einer karitativen Einrichtung ist, und deutlich zu machen, dass es eben nicht ein beliebiges ‚Add on’ ist, wenn sich Mitarbeiter mit diesem besonderen Sendungsauftrag identifizieren, sondern dass es ganz und gar notwendiger Bestandteil der kirchlichen, karitativen und diakonischen Dienstgemeinschaft ist, sich dieser Gemeinschaft zugehörig zu fühlen und diese Werte, die dort realisiert werden, auch für sich selber zu bejahen."
(rv)
Kardinal Pell: „Wir sind kein Kabinett“
Acht Kardinäle sollen den Papst beraten, im Oktober geht es los – jetzt ist erstmals einer dieser Kardinäle, der Australier George Pell, mit Franziskus zusammengetroffen. Wir fragten den Erzbischof von Sydney, wie er sich die Beratungen des neuen Gremiums vorstellt.
„Ich kann Ihnen ja zunächst mal erklären, was wir nicht sind: Wir sind kein Kabinett. Der Papst ist uns in keiner Weise verantwortlich. Wir sind keine Gruppe, die eine Politik entwirft; wir sind keine Exekutive. Wir sind als Berater des Heiligen Vaters da. Wie das funktionieren wird, da bin ich noch nicht so sicher: Es könnte sein, dass er für unsere Treffen bestimmte Themen vorgibt und wir die vorher etwas vorbereiten, damit wir dann darüber sprechen können. Oder es könnte sein, dass er sagt: Wir haben jetzt einen halben Tag zur freien Verfügung, sagt ihr mir doch bitte, worüber wir mal sprechen sollen. Aber in jedem Fall ist es sehr wichtig, die Vorrechte des Nachfolgers Petri zu beachten: Der Papst ist der Bischof von Rom. Er entscheidet – wir sind nur dazu da, ihm zu helfen, da wo wir nützlich sein können. Wir sind nicht mehr als das."
Die acht Kardinäle sollen sich vor allem mit einer Reform der römischen Kurie beschäftigen; unter ihnen ist auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Was kann der Australier Pell in den Gesprächen einbringen?
„Ich glaube, wir Englischsprachigen sind ziemlich praktisch veranlagt, wir können Sachen organisieren. Ich glaube, wir haben bestimmte Gaben, die wir der Weltkirche anbieten können; aber wir haben nicht viele Mystiker, und zum Beispiel im ehemals protestantischen, jetzt säkularisierten Australien oder den USA ist der Geist des heiligen Franz von Assisi bei weitem nicht so stark. Worüber wir mit dem Papst reden werden? Ich denke, über die Haupt-Herausforderungen: Wie geben wir jungen Leuten den Glauben weiter? Zu seiner Zeit hat der Herr Wunder gewirkt und damit Interesse geweckt – was können wir tun, was haben wir anzubieten?"
(rv)
Großbritannien/ Deutschland: Positiver „Franziskus-Effekt“
Knapp anderthalb Monate nach seiner Wahl zum Papst hat Franziskus in vielen Teilen der Weltkirche ein gutes Zeugnis bekommen. So äußerten sich am Wochenende zum Beispiel mehrere deutsche Bischöfe positiv über den Papst aus Lateinamerika. Das Ansehen der katholischen Kirche und ihres Glaubens habe sich deutlich verbessert, sagte Erzbischof Robert Zollitsch in Baden-Baden; nun sei es wieder „interessant, katholisch zu sein". Franziskus predige nicht nur Einfachheit und menschliche Nähe, sondern lebe sie auch. In Großbritannien strahle Franziskus‘ Botschaft der Einfachheit und Demut weit über die katholische Kirche hinaus, sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, Vincent Nichols. Er war in diesen Tagen in Rom.
„Es scheint, dass alle von der Sprache, der Sanftheit und der Demut von Papst Franziskus beeindruckt sind. Im Flugzeug nach Rom saß ich neben einem Paar: Die beiden sprachen von einem Neuanfang für die Kirche mit Papst Franziskus. Am Ende unseres Gespräches fragte ich sie, ob sie katholisch seien und sie sagten mir: ,Nein, aber wir sehen klar, was passiert, und der Papst berührt auch unser Leben‘. (…) Franziskus hat wirklich die Mehrheit der Menschen berührt, nicht nur die katholische Gemeinschaft."
Kardinal Karl Lehmann warnte derweil vor zu hohen Erwartungen an den Papst. Vom Papst alles zu erwarten, sei nicht katholisch, sagte Lehmann am Sonntag in Worms. Da werde ein Mythos aufgebaut; ein Papst könne Anstöße geben und sicher etwas beschleunigen. Man dürfe von ihm aber keine „theologische Neugeburt" erwarten, so Lehmann. (rv)
D/Vatikan: Kardinal Marx über seine neue Rolle im Vatikan
Acht Kardinäle sollen den Papst beraten: Aus den Gesprächen beim Vorkonklave nahm Papst Franziskus die Anregung einer solchen Gruppe auf, die unter anderem zu Fragen um die Reform der vatikanischen Kurie tagen soll. Die acht Kardinäle vertreten die Weltkirche, einer arbeitet im Vatikan, die übrigen sind Bischöfe in den Ortskirchen.
Unter ihnen ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord hat ihn zu seiner neuen Rolle im Vatikan befragt.
Herr Kardinal, waren Sie überrascht über die Einberufung dieser Gruppe?
„Grundsätzlich hat es mich nicht überrascht, weil wir das tatsächlich im Vorkonklave gehört und auch selber zum Ausdruck gebracht haben, dass es eine Beratung aus den Ortskirchen geben müsse und man darüber neu nachdenken müsse. Das Thema Kurienreform war natürlich bei vielen Stellungnahmen ebenfalls ein Thema, so dass die Sache an sich jetzt nicht so überraschend ist. Aber dass es mich getroffen hat und dass es so schnell kommt, das hat mich etwas überrascht."
Was hat den Papst dazu gebracht, Sie zu ernennen? Ist das Ihrem Engagement in der Bischofskonferenz der EU geschuldet?
„Da müsste man den Papst natürlich selber fragen. Es ist jedenfalls der Wunsch offensichtlich, die ganze Welt darzustellen, die verschiedenen Kontinente und auch die Repräsentanten aus verschiedenen Organisationen. Aber das ist nicht strikt auf die Bischofskonferenzen oder deren Vorsitzende bezogen; der Papst ist frei und hat frei ausgewählt. Möglicherweise kommt die europäische Komponente hinzu, aber wohl auch andere Dinge. Es sind jedenfalls Bischöfe aus großen Diözesen berufen worden, die also eine gewisse Verwaltungserfahrung haben. Das ist sicherlich ebenfalls ein Element: Die Vielfältigkeit der Ortskirchen und der Kontinente zu repräsentieren und auch Bischöfe einzuberufen, die vielleicht durch ihre eigene Leitungsverantwortung schon eine gewisse Erfahrung haben."
Es sind ja nicht nur Bischöfe aus verschiedenen Kontinenten, sondern wir haben ja eine auffällige Symmetrie, die Kardinäle kommen aus jedem Erdteil – Lateinamerika, Zentralamerika, Nordamerika, Afrika, Australien, Europa, Asien und Vatikan. Das ist schon sehr symbolisch; wird hier noch einmal deutlich gesagt, dass die Weltkirche den Vatikan berät?
„Das glaube ich schon. Wir haben ja ein wenig das Gefühl gehabt – jedenfalls habe ich es gehabt und so habe ich es auch im Gespräch mit einigen gesagt – als wir nun den Papst hatten und wir uns wieder von Rom verabschieden konnten: Wir fahren jetzt wieder zurück in unsere Diözesen und lassen den Papst hier allein. Allein ist natürlich nicht ganz richtig, weil er natürlich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat und durchaus beraten wird und ihm geholfen wird. Aber ich hatte das Gefühl: Wir sind Kardinäle, wir haben ihn gewählt, jetzt müssen wir auch bereit sein, ihm zu helfen. Ich habe aber nicht daran gedacht, dass das so konkret werden würde. Das gehört aber mit dazu, wenn man in ein solches Amt als Kardinal hinein berufen wird und dann auch am Konklave teilnimmt, nämlich dass man bereit ist, dem Papst zu helfen, wenn er es wünscht und dass man ihn berät, wenn er es wünscht. Da fühle ich mich natürlich in gewisser Weise geehrt. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass er diese Beratung universalkirchlich will. Das finde ich ist ein positives Zeichen."
Kennen Sie sich in der Gruppe der acht Kardinäle untereinander schon?
„Nicht alle in gleicher Intensität, aber den Kardinal von Kinshasa kenne ich schon sehr lange, andere Kardinäle habe ich jetzt beim Konklave kennen gelernt, Kardinal Maradiaga kenne ich auch schon von vielen Begegnungen von Iustitia et Pax her. Es ist eine gewisse Kenntnis der Personen da, aber unterschiedlich. Wir sind jetzt kein Kreis, der sich schon lange vorher getroffen hat oder schon lange vorher in Kontakt war. Durch das Konklave sind wir, glaube ich, in neuer Weise zusammen gekommen."
Von den Inhalten der Beratungen einmal abgesehen, wie geht es jetzt formal weiter? Passiert irgendetwas bis zum 1. Oktober, dem ersten Treffen? Gibt es schon Papiere oder warten Sie erst einmal darauf, was der Papst Ihnen vorgibt?
„Ja, ich muss warten. Ich habe noch keine weiteren Informationen, ob bis dahin was passiert. Man wird sicher überlegen müssen, das Projekt noch genauer zu definieren, aber das ist noch nicht erfolgt. Jetzt ist erst einmal deutlich vom Papst in die Weltkirche hinein gesagt: ‚Ich will diese Beratungen, ich möchte, dass eine Kurienreform passiert, ich wünsche, dass die Weltkirche eingebunden wird’. Und damit wird in gewisser Weise auch das Miteinander von Kurie in Rom und Ortskirchen in neuer Weise angeschaut. Das nehme ich als Signal auf, aber weitere Schritte sind noch nicht überlegt."
Abschließende Frage: Was ist ihr erster Eindruck von diesem Papst?
„Ich bin immer mehr der Überzeugung, dass uns Gott diesen Papst geschenkt hat. Wir waren, als die Wahl dann vorbei war, vielleicht selber überrascht davon, was wir in den zwei Tagen alles erlebt haben. Und dann haben wir uns gefragt, was das jetzt werden wird. Aber wir waren alle überzeugt, dass es ein Fingerzeig des Heiligen Geistes ist. Ich würde nach den ersten vier bis acht Wochen auch sagen, dass sich das bestätigt hat und richtig so gewesen ist. Das empfinden wir alle so, auch in den Begegnungen in den Pfarreien, da herrscht ein großer Zuspruch und eine große Erwartung – manchmal auch eine zu große Erwartung, ein Papst kann auch nicht die Kirche neu erfinden – aber es ist eine positive Grundstimmung da und das macht mir natürlich große Freude."
(rv)
D: Vorbereitungen zum Eucharistischen Kongress auf Hochtouren
Die Vorbereitungen für den Eucharistischen Kongress, der vom 5. bis zum 9. Juni 2013 in Köln stattfinden wird, laufen auf Hochtouren. Verschiedene Interessensgruppen sollen im Programm des Kongresses gesondert angesprochen werden, so beispielsweise die Priester und Ordensleute, denen ein besonderes Treffen gewidmet sein wird. Aber auch eines zentralen Konzilsdokuments soll anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums in einem Festakt gedacht werden: der Konstitution Sacrosanctum Concilium. Der Kongress ist eingebettet in den Gesprächsprozess der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte Erzbischof Robert Zollitsch vor Journalisten:
„Im Gesprächsprozess nimmt das Thema Liturgie dieses Jahr einen besonders großen Raum ein. Sie wissen, dass jedes Jahr des Gesprächsprozesses mit einem Großereignis für die Kirche in Deutschland verbunden sein soll. Und in diesem Jahr ist es der Eucharistische Kongress in Köln. Ich freue mich, dass Kardinal Meisner und ich zu Beginn am Kölner Tanzbrunnen und zum Abschluss des Kongresses im Rhein-Stadion jeweils eine große Messe mit vielen Bischöfen feiern werden. Der Eucharistische Kongress ist eine große Chance, in Zeiten hektischer Betriebsamkeit und mancher Unruhe in der Kirche zu einer gewissen Ruhe und Besinnung zurückzufinden."
Der Kongress findet in der Erzdiözese Köln statt, deren Kardinal Joachim Meisner während einer kürzlich gehaltenen Predigt auf die Zentralität der Eucharistie im christlichen Glauben hinwies und herzlich zur Teilnahme am Kongress einlud.
„Der Eucharistische Kongress im Juni in Köln möchte uns und unseren Gemeinden in Deutschland einen neuen Aufbruch bringen. In jeder Feier der Eucharistie nennen wir den Namen des Papstes. Damit zeigt der zelebrierende Priester oder Bischof an, dass er authentisch die Heilige Eucharistie feiern darf, weil er in Gemeinschaft mit dem Papst, und damit in Gemeinschaft mit Christus steht, so dass er ein legitimer Zeuge seiner eucharistischen Gegenwart in unserer Mitte ist. Und damit, liebe Freunde, ist die Eucharistie das Kostbarste und das Schönste, das uns der Herr anvertraut hat. Werden wir uns dieses unwahrscheinlichen Reichtums bewusst!"
Die Möglichkeit zur verbindlichen Anmeldung zum Kongress und weitere Informationen finden sich auf der eigens eingerichteten Homepage eucharistie2013.de. Rund um das offizielle Programm des Kongresses werden zahlreiche Begleitveranstaltungen stattfinden. Unter anderen Initiativen hat der Malteser Hilfsdienst in Zusammenarbeit mit der Erzdiözese Köln und internationalen Experten eine Ausstellung zum Turiner Grabtuch mit zahlreichen Nachbildungen und Informationsmaterial entwickelt, die am Dienstag vor dem Kongress eingeweiht werden wird. (rv)