D: Kard. Meisner erlaubt Form der „Pille danach“

 

Kardinal Meisner„Die Ärzte in katholischen Einrichtungen sind aufgefordert, sich rückhaltlos der Not vergewaltigter Frauen anzunehmen“. Das schreibt der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, in einer Erklärung von diesem Donnerstag. Eine so genannte „Pille danach“, deren „Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist“, sei nach einer Vergewaltigung seiner Meinung nach vertretbar, um „die Befruchtung zu verhindern“. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkweise der verschiedenen Präparate ergäben sich ebenfalls unterschiedliche ethische Konsequenzen, so Meisner weiter. Ein Präparat einzusetzen, das die Einnistung einer bereits befruchteten Eizelle verhindern solle, sei nach wie vor nicht vertretbar, da eine befruchtete Eizelle unter dem Schutz der Menschenwürde liege.

Es sei aus seiner Sicht aber „nichts dagegen einzuwenden“, wenn katholische Ärzte Vergewaltigungsopfer „auch über Methoden, die nach katholischer Auffassung nicht vertretbar sind, aufklären“. Das schließe auch Informationen über „deren Zugänglichkeit“ ein, so Kardinal Meisner. Allerdings sollten die Ärzte gleichermaßen, „ohne irgendwelchen Druck auszuüben, auf angemessene Weise auch die katholische Position mit Argumenten erläutern“. Jedenfalls müsse aber „in katholischen Einrichtungen die Hilfe für vergewaltigte Frauen weit über die Erörterung solcher Fragen hinausgehen“.

Die Pressestelle des Erzbistums Köln erklärt in einem eigenen Schreiben an diesem Donnerstag einige Hintergründe: „Zu betonen ist, dass sich die Erklärung des Erzbischofs von Köln auf die Situation einer Vergewaltigung bezieht und nicht auf die Situation in einer sakramentalen Ehe, die die Enzyklika „Humanae Vitae“ behandelt.“ Es gehe beim Thema Vergewaltigung nicht um die Ganzheitlichkeit eines liebenden Aktes, sondern um die Verhinderung einer verbrecherischen Befruchtung. Die Kirche sei bei ihrer Einschätzung zunächst von einer Wirkweise der „Pille danach“ ausgegangen, die offenbar nicht mehr Stand der Wissenschaft entspreche. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse müssten berücksichtigt werden und daher eine Differenzierung bei der „Pille danach“ erfolgen. „Dabei gehört es zur Eigenart solcher Erkenntnisse, dass sie nicht selten kontrovers sind. Die Kirche kann dazu nur die moralischen Prinzipien erklären. Der einzelne Arzt einer katholischen Einrichtung muss sich dann unter Voraussetzung dieser Prinzipien gewissenhaft kundig machen und so zu einer verantwortungsvollen Entscheidung kommen“, heißt es wörtlich in dem Schreiben.

Der katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V. (KKVD) begrüßte das von Kardinal Meisner veröffentlichte Schreiben. „Damit dürften manche Unsicherheiten, die es in katholischen Einrichtungen gegeben hat, ausgeräumt sein. Auch wird die Verantwortlichkeit der behandelnden Ärzte gestärkt“, heißt es in einer Pressemitteilung des KKVD von diesem Donnerstag. Der Kardinal benenne den Stand der medizinischen Erkenntnis und ordne ihn positiv in die Wirklichkeit der katholischen Krankenhäuser ein. Zugleich mache er die katholische Position zur Abtreibung deutlich. (rv)

Kuba: Provinz Granma – Kirchenbesitz zurückerstattet

KubaDie Behörden der kubanischen Provinz Granma haben der katholischen Kirche ehemalige Besitztümer auf ihrem Gebiet rückerstattet. Das teilte die kubanische Bischofskonferenz auf ihrer Homepage mit. Es handele sich um ein ehemaliges Kollegium, eine Kapelle sowie zwei Landgüter in der Diözese von Bayamo-Manzanillo. Diese Güter wurden vor 60 Jahren von der Regierung beschlagnahmt. Erst im März des vergangenen Jahres hatte Papst Benedikt XVI. unter großer medialer Beachtung die Insel besucht. (rv)

Polen: Kardinal Glemp verstorben

Cardinali Del Terzo Millennio,edizione 1996 LEVDer ehemalige Primas von Polen, Józef Kardinal Glemp ist am Mittwoch in Warschau verstorben. Glemp war von 1981 bis 2006 Erzbischof von Warschau. Papst Johannes Paul II. hatte ihn am 02.02.1983 in den Kardinalsstand erhoben mit der Zuweisung der Titelkirche „S. Maria in Trastevere“. Mit seiner Vermittlung zwischen der kommunistischen Staatsführung und der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc trug er wesentlich zum Sieg der Freiheitsbewegung 1989 bei. Glemp hatte sich bereits im letzten Jahr wegen eines Lungentumors operieren lassen und ist am 23. Januar im Alter von 83 Jahren verstorben. (vh)

Cor Unum besorgt über Lage in Sahelzone

MaliDer Päpstliche Rat Cor Unum ist besorgt über die Lage in Mali und der gesamten Sahelzone. Die Lage dort habe sich nicht unversehens verschlimmert, vielmehr habe die negative Entwicklung in der afrikanischen Region eine klare Ursache. Das sagt in unserem Wocheninterview mit Mario Galgano der Sekretär von Cor Unum, Giampietro Dal Toso. Alles habe mit der Dürrekatastrophe im Frühjahr 2012 begonnen.

„Also eine Situation, die eigentlich naturbedingt ist. Es gab dort eine Dürre, die im vergangenen Jahr der Bevölkerung sehr große Schwierigkeiten bereitet hat. Unsere katholischen Hilfswerke haben sich dort sehr stark eingesetzt. Diese naturbedingte Krise ist nun auch deshalb prekärer geworden, weil eine politische Instabilität eingetreten ist. Das betrifft Mali besonders stark.“

Was wird Cor Unum unternehmen, um den Menschen in dieser Zone zu helfen?

„Ich werde Anfang Februar im Zusammenhang mit der Stiftung „Johannes Paul II. für die Sahelzone“ in dieser Gegend sein. In Mauretanien wird die Verwaltungsratssitzung der Stiftung stattfinden, wo auch die neuen Länder, die zur Sahelzone gehören, vertreten sein werden.“

Was Mali betrifft, haben Sie gesagt, dass es eigentlich eine naturbedingte Krise ist. Wir sehen aber derzeit auch, dass es eine religiös motivierte Gewalt gibt. Hat also die Krise in Mali auch mit Religion zu tun?

„Das hat mit Religion zu tun, weil es extremistische Gruppen gibt, die in diesem Land wirken. Das betrifft aber nicht nur Mali sondern auch andere Länder in dieser Gegend.“

Wie sieht denn die konkrete Hilfe aus? Wie kann Caritas oder auch Cor Unum selber in einem solchen Kontext helfen? Ist es da nicht schwieriger geworden, wenn nun in einem Land islamische Extremisten wirken?

„Da muss ich sagen – und das ist die Erfahrung unserer Stiftung für die Sahelzone – dass die katholische Kirche auch mit Mitgliedern anderer Religionen zusammenarbeitet. In diesem Falle heißt das, dass wir auch mit Muslimen zusammenarbeiten. Die Hilfe der katholischen Kirche geht an alle, egal ob Christ oder Muslim. In diesem Sinne gibt es sogar eine lange Tradition von Zusammenarbeit und Zusammenleben. Diese Tradition möchten wir unbedingt beibehalten und vorantreiben.“

Was ist denn Ihrer Meinung nach das größte Problem bei der Hilfe in Mali?

„Das Problem ist – wie es ja auch immer wieder der Heilige Vater gesagt hat – dass man Religion nicht als einem politisches Mittel missbrauchen darf oder schlimmer noch, Religion zu einem Mittel der Gewalt umwandelt. Unsere Tätigkeit ist deshalb sehr wichtig, weil durch die Präsenz im humanitären Bereich auch gewisse Spannungen entkräftet werden können.“

Es scheint doch aber so, dass der Westen erst durch den Militäreinsatz Frankreichs ein Land wie Mali wahrnimmt. Ist das für Sie nicht enttäuschend?

„Die Sahelzone ist vielleicht die ärmste Gegend der Welt. Solche Regionen werden erst dann für den Westen interessant, wenn es politisch brisant wird. Ich würde allerdings unterscheiden: eine Sache ist, was in den Zeitungen jeden Tag drin steht und eine andere, was sich im konkreten Leben dort abspielt.“

Monsignore Giampietro Dal Toso, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Weltjugendtag: Kreuzweg und Papstmesse an der Copacabana

WJT Rio2013Wer träumt bei europäischem Winterwetter nicht von Meer, Sonne und Palmen? Alles Bilder, die bei dem Wort ‚Copacabana’ wach werden, wie der berühmte Strand von Rio heißt. Auf ganz besondere Weise stand dieser Strand in der vergangenen Woche im Vatikan im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn auch eher hinter den Kulissen. Aus Rio waren Verantwortliche und Mitarbeiter des Weltjugendtages 2013 angereist, um Einzelheiten für das geplante Großereignis zu besprechen.
Einer der Verantwortlichen hat uns im Interview den Stand der Dinge berichtet, es ist Antonio Agosto Duarte dos Santos, Weihbischof in Rio de Janeiro und Verantwortlicher für die Vorbereitungen des Weltjugendtages am Ort des Geschehens.

„Die Hauptereignisse wie die Eröffnungsmesse, der Empfang des Papstes und auch der Kreuzweg werden an der Copacabana stattfinden, dem weltberühmten Strand. Dort haben wir zum Jahreswechsel etwa 2 Mio. feiernde Menschen gehabt. Wir können also sagen, dass es bereits die notwendige Logistik gibt, so viele Menschen zu versammeln und sie an- und abreisen zu lassen. Dazu kommt natürlich auch die Schönheit dieses Ortes. Für die ‚Carioca’, die Einwohner Rios, ist es ein ganz besonderes Stück Erde, es wird so etwas wie das Symbol für diesen Weltjugendtag werden. Es ist der perfekte Ort für diese Großveranstaltungen und auch das Pressezentrum wird sich dort befinden, wo der Papst empfangen werden wird.“

Eine Nachricht, die wohl insbesondere die zahlreichen Journalisten erfreuen wird, die für die Berichterstattung über dieses Großereignis nach Rio reisen werden.

„Als Johannes Paul II. in Rio war, hat er gesagt, dass die Stadt von zwei Architekten gebaut worden sei: Zunächst einmal vom göttlichen Architekten, dann auch vom menschlichen Bauherrn. Aber es sei der göttliche Architekt, an dessen Wirken man sehen könne, was Rio wirklich sei, nämlich eine Stadt zwischen Meer und Bergen.“

Diese Schönheit habe aber auch praktische Folgen, vor allem, was die Infrastruktur und den Transport so vieler Menschen betreffe. So würden zum Beispiel Sprachgruppen in denselben Regionen der Stadt untergebracht, um die Fahrten zu den Katechesen so einfach wie möglich zu halten. In diesem Sinne gehöre alles zusammen: Die Schönheit der Stadt und die Bemühungen, diese für die Ausrichtung des Weltjugendtages und die besuchenden Pilger zu nutzen.

„Im Augenblick kümmern wir uns vor allem um die zentralen Veranstaltungen, außerdem liegt ein Fokus darauf, möglichst die notwendige Anzahl von Unterbringungsmöglichkeiten für die Gäste zu aufzubringen. Es gehört zu Brasilien und besonders zu Rio, gastfreundlich zu sein. Wir sind ein Land mit verschiedensten kulturellen Traditionen; wer dort ankommt, wird sich gleich zu Hause fühlen. Das wird ein herausragendes Merkmal des kommenden Weltjugendtages sein: Sich zu Haus fühlen. Brasilien ist ein Kontinent voller Verschiedenheiten. Neben der Gastfreundschaft ist es die uns eigene Religiosität, die den Jugendtag prägen wird. Und das ist, wie auch hier in Rom betont wird, eine sehr, sehr freudige Religiosität.“

Gemeinschaft mit Konfessionen und Religionen

Gastfreundschaft, die Besonderheiten der eigenen Religiosität, die Stadt selbst: Das will alles unter einen Hut gebracht werden. Dazu kommt aber noch ein weiteres Element, das Bischof Duarte ganz besonders hervorhebt: Die Gemeinsamkeit mit anderen christlichen Konfessionen und mit anderen Religionen.

„Was auch interessant ist, dass die evangelischen Kirchen sich beteiligen und ihre Kirchen als Orte für den Weltjugendtag anbieten, sie wollen aber auch selber teilnehmen. So wird das auch zu einem ökumenischen Weltjugendtag, es ist ein guter Prozess, der uns auch eine neue Vision für das Gemeinsame geben wird. Es werden sich viele Jugendliche verschiedener Konfessionen versammeln und auch verschiedener Religionen. Ich spreche hier vor allem von den Religionen afrikanischen Ursprungs, von denen es aus historischen Gründen in Brasilien einige gibt. Diese afro-brasilianischen Religionen arbeiten auch mit uns zusammen.“

Bischof Duarte spricht hier vor allem von Candomblé und Ubanda, den beiden Hauptreligionen afrikanischen Ursprungs. Hier habe es vor allem in den vergangenen zehn Jahren einen verstärkten Dialog gegeben, der auch von diesen Religionen ausgegangen sei. Dieser Dialog finde nun in der Zusammenarbeit einen guten Ausdruck. Unter den christlichen Gemeinschaften gebe es nur die so genannte „Universale Kirche vom Königreich Gottes“, die sich einer Zusammenarbeit verweigere, die übrigen Konfessionen hätten keine Aversionen gegen die katholische Kirche gezeigt. Mehr noch: Deren Medien hätten sich schon in der Vergangenheit als sehr hilfreich erwiesen, etwa dabei, Bilder des Papstes im Fernsehen zu verbreiten. Das werde auch für 2013 wieder geplant.
Aber nicht nur im Dialog zeigen sich positive Ergebnisse für das Land.

„Es gibt aber auch jetzt schon erste Früchte des Weltjugendtages. Seit der Bekanntgabe, dass dieses Ereignis in Rio stattfinden wird, haben wir zum Beispiel ein Zentrum für Drogenabhängige gegründet. Wir wollen, dass der Weltjugendtag auch soziale Auswirkungen hat, und gerade diese Maßnahme ist wichtig, da die Droge Crack insbesondere in Brasilien sehr viele neue Opfer findet.“

Vorbereitungen auf ein geistliches Ereignis

3.000 Freiwillige arbeiteten derzeit für den Weltjugendtag, so Bischof Duarte, die meisten davon im Ausland. In Rio selber seien es im Augenblick nur etwa 100, darunter Polen, Argentinier, Bolivianer, Deutsche. Deren Beitrag sei für Rio unglaublich wichtig. Neben all der Organisation dürfe man aber eines nicht übersehen: Dass es ein geistliches Ereignis werden wird. Und auch hierfür gibt es Vorbereitungen:

„Seit dem Weltjugendtag in Madrid 2011 finden in unserem Bistum viele geistliche Veranstaltungen statt, so feiern wir jeden Monat eine Vigilfeier, beginnend um 10 Uhr bis 6 Uhr morgens. Hier nehmen Jugendliche und ganze Familien und immer auch unser Erzbischof teil, es ist eine großartige Erfahrung des Glaubens. Wir wollen damit auch ausdrücken, dass – wie es unser Erzbischof formuliert hat – das Gebet das Zentrum des Weltjugendtages sein wird, das gemeinsame Beten wie auch die eucharistische Anbetung.“ (rv)

Frankreich: „Die Gesellschaft muss sich auf ihre Grundwerte besinnen“

Frankreich„Es sind sehr beunruhigende Zeiten, da müssen wir ein Zeichen der Hoffnung setzen und unsere Gesellschaft daran erinnern, dass sie in Zukunft noch zerbrechlicher werden wird. Deshalb muss sie sehr auf ihre Grundwerte bedacht sein.“

So deutet der Sprecher der französischen Bischofskonferenz, Monsignore Bernard Podvin, im Gespräch mit Radio Vatikan die Botschaft der Großdemonstration gegen die geplante Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen in Frankreich. Wie viele Menschen sich genau an diesem Sonntag in Paris zur Demonstration versammelten, dazu gibt es noch keine offiziellen Zahlen. Die Behörden sprechen von einigen Zehntausend; die Veranstalter geben laut Medienberichten eine halbe Million Teilnehmer an. Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Monsignore Bernard Podvin, bleibt trotz der großen öffentlichen Diskussion in Frankreich zum Thema ‚gleichgeschlechtliche Ehe’ gelassen:

„Das beunruhigt mich nicht, denn ich vertraue auf den gesunden Menschenverstand der öffentlichen Meinung. Die Frage hat natürlich großen Einfluss auf die Werte in der Gesellschaft. Aber die Leute mit Menschenverstand wissen, dass die Familie etwas ist, was uns alle angeht – ganz unabhängig von religiösen oder politischen Ansichten. Jetzt geht es darum, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das Wesentliche ist die Frage: Wie wird Familie morgen aussehen? Und wie wird die Zukunft der Kinder aussehen? Diese Frage geht uns alle an, und die Katholiken im Besonderen.“

Es sei klar, dass die Kirche hier deutlich Stellung beziehe. Auch der großen Bewegung in der Bevölkerung, die das Thema auslöst, könne die Kirche nicht gleichgültig gegenüberstehen. Sämtliche Bischöfe stünden hinter den Aussagen von Kardinal André Vingt-Trois, dem Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz, der den Wert der Familie betont hatte. Die Art und Weise, wie die einzelnen Bischöfe ihre Ablehnung der so genannten „Heirat für alle“ ausdrückten, sei jedoch ihre persönliche Entscheidung. So war ihnen auch frei gestellt, sich an der Demonstration zu beteiligen oder nicht.

Podvin warnte davor, sich in den Diskussionen um die gleichgeschlechtliche Ehe in Polemiken zu verlieren:

„Die Herausforderungen für die Familie und für die Gesellschaft sind so schon groß genug. Ich erlaube mir hier nur an einige Probleme zu erinnern, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, die Schuldenkrise und die Lage der Senioren. Das sind wichtige Fragen und die Franzosen wünschen sich, dass die Energie ihres Landes in diese Themen investiert wird.“

Die Familie sei ein unersetzlicher Wert. Das habe auch der Heilige Stuhl zu Recht noch einmal betont. Papst Benedikt XVI. hatte Ende 2012 die gleichgeschlechtliche Ehe als „echten Anschlag auf die Familie“ bezeichnet. Die Unterstützung aus dem Vatikan in dieser Diskussion habe die Katholiken in Frankreich sehr berührt, so Podvin. Er hoffe sehr, dass nach der Demo vom Sonntag nun weitere Auseinandersetzungen mit dem Thema folgten, so dass schließlich der gesunde Menschenverstand siege. (rv)

Vatikan/Ägypten: Kardinal Sandri besucht kath. Gemeinden

Kardinal SandriKardinal Leonardo Sandri ist für eine Woche zu Besuch bei den katholischen Gemeinden in Ägypten. Am Montag und Dienstag besuchte der Präfekt der Ostkirchenkongregation das lateinische Vikariat und die Nuntiatur in Alexandrien. Dabei würdigte er den Einsatz der ägyptischen Ordensschwestern vom heiligen Herzen Jesu und sprach ihnen Mut zu: „Die Gesellschaft von heute ist zweifellos anders als jene von vor 100 Jahren. Aber es genügt, auf den Ort zu schauen, an dem eure Mission ihren Ursprung genommen hat – Ägypten, dieses gastfreundliche Land, das das Jesuskind aufgenommen hat“, so der Kardinal. Sandri plädierte in diesem Kontext für „neue Formen der Nächstenliebe, die die Situation erfordert“. Weiter ging er auf die Bedeutung der Bekehrung im Jahr des Glaubens ein. Am Mittwochabend trifft der Kardinal den koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, Antonios Naguib. (rv)

D: Streit um Missbrauchserforschung

DeutschlandEs sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren.

„Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.“ So heißt es unverblümt in einem Presse-Statement des Verbands der deutschen Bistümer an diesem Mittwoch. „Das Kommunikationsverhalten“ Pfeiffers „gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern“ habe „leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen“. Um eine „einvernehmliche Lösung“ habe man sich bemüht, doch leider vergebens. Die Bistümer suchen nun nach einem neuen Vertragspartner für eine kriminologische Erforschung des Themas Missbrauch und Kirche. Dazu werde es „in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben“. Den Bischöfen liege weiterhin an einer „gründlichen und transparenten Aufarbeitung“ – das zeigten die Telefon-Hotline, die neuen Leitlinien zum Thema, Schadensersatzzahlungen und ein weiteres Gutachten, durchgeführt von Forschern der Uni Duisburg-Essen. Dieses Gutachten, bereits abgeschlossen, wurde im vergangenen Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Forschungsprojekt, das jetzt in schwieriges Fahrwasser geraten ist, war ehrgeizig: Akten in allen Bistümern sollten ausgewertet, Täter und Opfer befragt werden. Geplant war die global umfassendste Studie zum Thema Missbrauch im kirchlichen Raum seit 1945. Pfeiffer erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Bischöfe: Das Projekt sei „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. Die Kirche wies diese Vorwürfe zurück.

Pfeiffer unterstrich im Deutschlandfunk, dass er sein Forschungsprojekt auf freiwilliger Basis fortsetzen werde. „Wir versuchen jetzt zu retten, was zu retten ist, indem wir bundesweit alle Opfer bitten, die wir sonst über die Kirche gebeten hätten.“ Bereits im vorletzten Jahr habe er im Auftrag der Bundesregierung 11.500 Menschen befragt, ob sie Opfer gewesen seien. Dadurch habe er Informationen zu 500 Personen erhalten, die Opfer von Lehrern, Eltern oder Familienangehörigen geworden seien. „Das möchten wir jetzt gerne vergleichen mit den Angaben derer, die Opfer von Priestern geworden sind, und hoffen, dass sich möglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen.“

Pfeiffer sprach auch von Hinweisen, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet würden. Doch das weist der Vorsitzende des Verbands deutscher Diözesen, Hans Langendörfer, zurück. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte“, so der Jesuitenpater. Das Projekt sei unter anderem an offenen Fragen des Datenschutzes gescheitert, etwa wie man personenbezogene Daten von Opfern und Tätern anonymisiere. Die Kirche habe sich beim Streitpunkt Veröffentlichung der Ergebnisse kompromissbereit gezeigt, betonte Langendörfer. Doch inzwischen sei das Vertrauensverhältnis zu Pfeiffer „zerrüttet“. (rv)

Kuba: Christusstatue von Havanna renoviert

Kardinal Robles OrtegaDie Christusstatue von Havanna auf der Insel Kuba ist renoviert und neu vom Erzbischof der Stadt, Kardinal Jaime Ortega, eingeweiht worden. Die wenige Tage vor der Machtergreifung Fidel Castros 1958 auf einem Hügel errichtete Figur sei „nicht zur Verehrung, sondern zur Erinnerung und Mahnung“, so der Kardinal in seiner Ansprache. Das Original war in Rom hergestellt und von Papst Pius XII. gesegnet worden, bevor es in die Karibik gebracht worden war. Nach der Renovierung sei dies nun „ein neues Bild, denn auch wir sind in einer neuen Zeit, einer neuen Epoche“, so der Kardinal. (rv)

Das wichtigste Ziel erreichen sie immer

Bischof Stephan AckermannSie wollen auch in den Gazastreifen reisen: Bischöfe aus Europa und Nordamerika treffen sich ab diesem Samstag im Heiligen Land. Zum 13. Mal findet dieser Solidaritätsbesuch schon statt, Hauptort ist dieses Jahr Betlehem. 1998 hatte die Bischofskonferenz von England und Wales die Sache ins Rollen gebracht; der Weihbischof von Birmingham William Kenney gehört heute zu den Organisatoren. „Zu den wichtigsten Punkten im Besuchsprogramm gehört diesmal das Treffen mit Flüchtlingen, in Jordanien und in mehreren Gebieten Palästinas“, erklärt Kenney uns von Radio Vatikan. „Bei unserer Visite im Gazastreifen werden wir versuchen zu verstehen, was bei dem Krieg neulich dort geschehen ist und inwiefern das die kleine christliche Minderheit betrifft. Ansonsten werden wir über die anhaltende Besetzung des Westjordanlandes sprechen und über die Lage der Christen.“

Die Bischofsreise findet kurz vor den israelischen Parlamentswahlen statt, bei denen allgemein mit einer Stärkung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gerechnet wird. Dazu kommen, als gar nicht mal so fernes Donnergrollen, der Konflikt in Syrien und der Atomstreit mit dem Iran. „Das alles schafft viel Unbehagen – vor allem die Lage in Syrien. Da ist die Lage ausgesprochen ernst, weil niemand weiß, was passieren wird, wenn ein solches Schlüsselland außer Kontrolle gerät. Und ich fürchte, dass auch hier wieder einmal die Flüchtlinge und die Armen den höchsten Preis zahlen werden.“

Bischof Kenney tut nicht so, als rechne er mit spürbaren politischen Auswirkungen der Bischofsreise auf das komplexe Geschehen in Nahost. „Trotzdem glaube ich, dass diese Besuche immer ihr Ziel erreichen – in dem Sinn nämlich, dass sie den Christen dort signalisieren, dass wir uns auch weiterhin um sie kümmern und sie nicht vergessen haben. Also, dieses Ziel erreichen wir immer. Und wenn wir dann in unsere Länder zurückkehren, versuchen wir jedesmal, auch unsere Regierungen für die Lage der Christen im Nahen Osten hellhörig zu machen.“

Die Solidaritätsreise wird am 10. Januar mit einer Messfeier in der Grabeskirche von Jerusalem und einer Pressekonferenz enden. Auf der Liste der angereisten Bischöfe stehen u.a. die Erzbischöfe Joan-Enric Vives (Spanien) und Richard Smith (Kanada) sowie die Bischöfe William Kenney und Declan Lang (beide Großbritannien), Gerald Kicanas (USA) und Michel Dubost (Frankreich). Deutschsprachig sind die Bischöfe Stephan Ackermann (Deutschland) und Peter Bürcher (Island). (rv)