Eritrea: Regime will Priester mit Waffen ausstatten

Während die internationale Staatengemeinschaft mit Sorge auf Ägypten blickt, befindet sich ein weiteres afrikanisches Land in einer schlimmen Krise. Im westafrikanischen Eritrea leidet besonders die katholische Kirche an den politischen Wirren in dem Land. Stimmen aus der Kirche, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben müssen, haben gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not" beklagt, die Kirche in Eritrea blute durch den erzwungenen Militärdienst personell aus. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan John Newton von dem katholischen Hilfswerk.

„Alle Einwohner Eritreas – auch Frauen – sind gezwungen, mindestens eine Waffe zu besitzen. Die Regierung schafft aber damit eine Atmosphäre der permanenten Kriegsbedrohung, um die Menschen gefügig zu halten. Auch Seminaristen sowohl von katholischen als auch von orthodoxen Einrichtungen mussten vor Kurzem gezwungenermaßen den Militärdienst absolvieren."

Kritik wird in kirchlichen Kreisen daran geäußert, dass die kommunistische Regierung sogar Priester mit Waffen ausstatten will, so Newton. Der Kirche sei zudem die karitative Tätigkeit verboten.

„Die Regierung will, dass sich Seelsorger zwar auf die Kirche und die Sakristei beschränken, aber gleichzeitig auch in ihrem Dienst stehen. Das hat nun dazu geführt, dass in vielen Pfarreien niemand mehr für die Gläubigen da ist. Es fehlen Katecheten oder Messdiener. Alle haben Angst. Und mit dem Militärzwang für Seminaristen wird auch die Ausbildung der künftigen Priester prekär."

Die Zeit des Militärdienstes sei nicht zeitlich begrenzt, so dass er oft viele Jahre dauere. Die Kriegsgefahr werde seitens der Regierung übertrieben, was als Vorwand dazu diene, Militärdienstleistende nicht gehen zu lassen. Manche von ihnen seien bereits seit 16 Jahren in der Armee.

„Generell führt der Militärdienst dazu, dass es in dem Land einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gibt. Davon ist natürlich auch die katholische Kirche sehr betroffen. Dazu kommt, dass viele Eritreer das Land verlassen. Somit geht dem Land wertvolles Potential verloren. Auch Jugendliche, die in Eritrea bleiben, sind im Geiste schon im Ausland. Es gilt hier ein weit verbreiteter Grundsatz: Wer bleibt, ist dumm. Bereits eine Million Eritreer leben im Ausland. Zurzeit leben in dem nordostafrikanischen Land 5,2 Millionen Menschen."

D: Prof. Dr. Rudolf Voderholzer neuer Bischof von Regensburg

Wie das Bistum Regensburg heute bekannt gab, hat Papst Benedikt XVI. den Trierer Dogmatikprofessor Dr. Rudolf Voderholzer (53) zum Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller ernannt. Müller war am 02.07.2012 zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen worden. Seither ist das Bistum Regensburg vakant. Der neue Regensburger Bischof ist ein Ziehsohn Müllers. Rudolf Voderholzer war von 1992 bis 2001 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) in München.

Voderholzer ist am 09.10.1959 in München geboren und absolvierte sein Abitur am Münchner Dante-Gymnasium. In seiner Heimatstadt studierte er in den 80er Jahren Theologie und Philosophie. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 1987 in Freising (Erzbistum München und Freising) und wirkte anschließend als Kaplan in Traunreut, Haar und Zorneding. 1997 promovierte er bei Professor Gerhard Ludwig Müller mit einer Arbeit über Henri de Lubac zum Doktor der Theologie. 2004 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät München. Im selben Jahr weschelte er an das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaften und Philosophie an die Schweizer Universität Fribourg. Hier war er zwischen 2004 und 2005 Präsident des Departements. 2005 wurde Voderholzer ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Nebenher war er als Seelsorger in der Pfarrei St. Nikolaus in Kasel an der Ruwer tätig. Seit dem Jahr 2008 ist er Gründungsdirektor des "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg und seit 2010 Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.(vh)

 

Kard. Turkson: „Armut ist nicht nur von Geld abhängig“

Als Vorsitzender des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden bereist Kurienkardinal Peter Turkson die Welt, um sich aus erster Hand zu informieren, wie es im Kampf gegen Armut, Hunger und Krankheiten steht. Seine Aufgabe ist es, die Menschen zu unterstützen und ihnen die Tradition der Kirche zu Frieden und Menschenrechten nahezubringen – in der Hoffnung, so Strukturen der Ungleichheit und Unterdrückung zu ändern.

Zum Thementag der europäischen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten „Why Poverty?" – „Warum gibt es Armut?" hat Radio Vatikan Kardinal Turkson getroffen. Wir haben mit ihm über seine Kindheit in Ghana, unsere veränderte Vorstellung von Armut und den Beitrag der Kirche im Kampf um Entwicklung und Menschenwürde für alle Menschen gesprochen.

Kardinal Peter Turkson, zu den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen gehört auch die Halbierung der Armut bis 2015. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten dazu ein?

„Haben wir dieses Ziel schon erreicht? Nein, noch nicht. Es gibt Armut und das bedeutet zum Beispiel mit einem Dollar pro Tag über die Runden zu kommen. Aber direkt nach der Ankündigung, dieses ehrenwerte Ziel bis 2015 zu erreichen, gab es auch weiterführende Gedanken zu diesem Thema – etwa eine Neudefinition dessen, was Armut ist… Mittlerweile entwickelt sich die Ansicht weg von der Annahme, dass Ein-Dollar-pro-Tag alleine Armut definiert. Es geht jetzt auch um den Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge und zu einem annehmbaren Lebensstandard… Auch wer am Tag mehr als einen Dollar verdient, hat möglicherweise keinen Zugang zu all diesen Dingen."

Welchen Beitrag kann denn die katholische Soziallehre dazu leisten?

„Sie kann die Grundbedeutung von menschlicher Würde verdeutlichen, die zu verschiedenen Arten der Menschenrechte führt, das Recht auf einen annehmbaren Lebensstandard und Gesundheitsversorgung. Sie kann auf faire Löhne hinweisen und nicht zuletzt geht es uns auch um das Recht auf Energie und sauberes Wasser. Deshalb bin ich grundsätzlich froh darüber, dass wir das Konzept ausweiten. Gesundes Leben ist nicht nur abhängig von dem, was wir in unserem Geldbeutel haben… Außerdem gibt es jetzt auch Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln. Ich habe erst kürzlich mit einem Bischof gesprochen, der über mangelnden Internetzugang in seinem Teil des Kongo klagte. "

Wie war das denn bei Ihnen persönlich? Wie sah Ihre Kindheit in Ghana aus?

„Wir waren zu zehnt, unsere Eltern hatten selbst keine Schule besucht. Mein Vater war Bergzimmermann in einer Bergbau-Firma, meine Mutter handelte auf dem Markt mit Gemüse. Wir hatten kein Auto, oder Fahrrad oder irgendetwas – sicher war nur, dass es drei Mahlzeiten am Tag gab, unsere Schulgebühren bezahlt werden konnten und einmal im Jahr, da gab es neue Kleider – an Weihnachten. Das machte unser Leben lebenswert. Nun hat jeder von uns einen guten Beruf gefunden. Deshalb weiß ich die Erweiterung des Armutskonzepts um die Dinge, die unser Leben lebenswert machen, sehr zu schätzen."

Welche Ziele sollten wir uns denn nach dem Jahr 2015 setzen, nach den Millenium-Entwicklungszielen?

„Da werden noch einige ‘Überhänge’ von den Millenium-Entwicklungszielen sein, die noch nicht wirklich erreicht wurden. Sauberes Wasser zum Beispiel, wird sicherlich weiter auf der Agenda stehen. Oder der Zugang zu Gesundheitsvorsorge und Bildung für alle – das werden sicher Dinge sein, an denen wir noch weiter arbeiten müssen. Für die Kirche geht es außerdem darum, zu erkennen, dass wir über etwas verfügen, was ein Motor für die menschliche Entwicklung sein kann: und zwar ist das die Soziallehre der Kirche. Es ist uns ein großes Anliegen, dass uns die Inhalte davon vertraut werden. In manchen Fällen ist es vielleicht ein vernachlässigtes Wissen – Ausbildungshäuser zum Beispiel wissen darüber oft nur sehr wenig. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt oft auf spirituellen Beziehungen. Das Zweite Vatikanum hat das geändert: Es hat uns dazu gebracht, uns als Familie zu erkennen und den Sinn der Kirche auch in sozialem Einsatz zu sehen."

Kann das aber nicht manchmal auch zu Spannungen zwischen Glauben und Handeln führen?

„Das sollte es nicht. Es gibt wohl keinen, der verneint, dass wir alle soziale Wesen sind… Wir müssen erkennen, was es bedeutet, in einer Gesellschaft zu leben, welche Beziehungen wir haben, und welche Folgen das hat. Die einfachste Definition der Kirchlichen Soziallehre lautet: ‘Wer bin ich, mit meinem christlichen Glauben? Wir sind eingeladen, die Liebe Gottes zu bezeugen – wie engagiere ich mich in der Gesellschaft, im politischen und wirtschaftlichen Leben dafür?’
Wir müssen dabei aber begreifen, dass der Glaube und die Nächstenliebe, die wir einbringen, nicht von allen geteilt werden. Ich spreche hier aber lieber von unterschiedlichen Ansichten, als von Konflikten… Seit dem Zweiten Vatikanum versucht die Kirche herauszufinden, wie wir mit anderen Christen zusammen arbeiten können, mit Menschen anderem Glaubens und mit der Gesellschaft. Wir bei uns haben uns vorgenommen, die Soziallehre der Kirche bekannter zu machen." (rv)

Kard. Becker: „Glaube und Kultur gehören zusammen“

Die katholische Kirche hat bei der Verkündigung der Frohen Botschaft auch auf die verschiedenen Kulturen zu achten. Das war eine der Schlussfolgerungen einer Konferenz an der päpstlichen Universität „Gregoriana" am Wochenende. Die Fakultät für Missiologie würdigte in ihrer Konferenz das 50-jährige Bestehen der Konzilstexte, die wichtige „Leitfaden" für die Missionierung darstellen. Ein besonderer Gast der Versammlung war der deutsche Kardinal und Jesuitenpater Karl Josef Becker. Er hielt eine Lectio magistralis. Sein Fazit:

„Glaube und Kultur gehören zusammen. Glaube ist immer unabhängig von Kultur, aber muss sich ausdrücken in der Kultur. Aus diesem Grund – so sehr ich die scharfe Trennung vollziehe – bestehe ich auf diese große Verbindung." (rv)

Frieden in Kolumbien „eine nahezu unmögliche Aufgabe

Der neue Kardinal aus Kolumbien, Rubén Salazar Gómez, ist nicht sehr optimistisch über die Friedensgespräche zwischen Regierung und FARC-Rebellen. Der blutige Konflikt, in dem sich seit einem halben Jahrhundert marxistische Rebellen, Armee und Paramilitärs gegenüberstehen, sei letztlich nur ein Symptom der vielen ungelösten Probleme in Kolumbien, vor allem der sozialen Ungleichheit, sagte Salazar Gómez im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Kolumbien ist ein Land, das einen in sozialer Hinsicht sehr ernsten Konflikt durchmacht. Ein Land, dem das innere Ungleichgewicht praktisch schon von Geburt an mitgegeben worden ist und wo es – aus einer Vielzahl von Gründen – eine enorme Kluft gibt zwischen Reichen und Armen, Gebildeten und Analphabeten, zwischen Leuten, die am sozialen Leben teilnehmen können, und denen, die am Rand stehen. Auch das hat zu dem bewaffneten Konflikt geführt, der vielleicht der älteste noch anhaltende Konflikt in der Welt ist. Millionen von Menschen sind ihm in etwa fünfzig Jahren schon zum Opfer gefallen."

Nirgendwo in Lateinamerika hat sich die Schere zwischen Arm und Reich so weit geöffnet wie in Kolumbien. Am letzten Dienstag trafen sich in der kubanischen Hauptstadt Havanna Unterhändler von Kolumbiens Regierung und FARC-Rebellen zu einer neuen Gesprächsrunde. Die Verhandlungen scheinen zwar gut voranzugehen, doch stellt die Regierung auch während der Gespräche ihre Armee-Operationen gegen die FARC keineswegs ein. Die FARC haben einen einseitigen Waffenstillstand für zwei Monate Dauer erklärt (ihr erster in mehr als zehn Jahren) und ließen vor ein paar Tagen auch drei entführte Chinesen frei – womit sie ihre Beteuerungen, sie hätten keine Entführten mehr in ihrer Gewalt, selbst Lügen straften. Mitte Dezember wollen beide Seiten in Bogotà über eine Landreform sprechen, das wohl dornigste Problem.

„Hoffen wir auf ein Wunder"
„Jetzt hat es die Regierung endlich geschafft, sich mit Vertretern zumindest einer der Guerillas an einen Tisch zu setzen; die FARC sind womöglich die wichtigste Guerilla-Gruppe. Da müssen wir Christen wirklich hartnäckig darum beten, dass uns der Herr den Frieden schenkt! Die Lage ist ausgesprochen komplex und schwierig; es scheint eine nahezu unmögliche Aufgabe, zwischen Regierung und Guerilla zu einer Abmachung zu kommen. Hoffen wir also, dass der Herr ein Wunder wirkt und die Verhandelnden zu einem Einverständnis bringt, damit endlich der bewaffnete Konflikt aufhört."

In seiner ersten Botschaft als Kardinal hat Salazar Gómez zu mehr Wertschätzung für das menschliche Leben aufgerufen. Ihm scheint das eine der dringendsten Fragen für sein Land derzeit.

„Das liegt daran, dass sich in Kolumbien – vielleicht unter dem Eindruck des Konflikts, bei dem soviel Blut vergossen wurde – eine Mentalität herausgebildet hat, als ob das Leben nichts wert wäre. Dabei haben wir seit 1991 eine Verfassung, die völlig auf dem Prinzip der Grundrechte jeder menschlichen Person aufbaut. Tatsächlich wird in Kolumbien viel von den Rechten gesprochen, die es zum Beispiel für Minderheiten zu sichern gälte; dabei werden aber gleichzeitig Menschenrechte angegriffen, etwa durch einen Gesetzesvorstoß, der Abtreibung völlig liberalisieren möchte."

Der Gesetzesvorstoß stützt sich auf ein Urteil des Verfassungsgerichts in Bogotà von 2006. Danach wäre Abtreibung straffrei bei Gefahr für Leben oder Gesundheit der Mutter, bei schwerer Missbildung des Fötus oder nach einer Vergewaltigung. Ursprünglich galt auch der Erzbischof von Bogotà als Befürworter einer vorsichtigen Liberalisierung beim Abtreibungsverbot, vor allem nach einem Zeitungsinterview Mitte November. Doch auf Bitten aus dem Vatikan präzisierte Salazar Gómez seine Haltung: Er halte Abtreibung für ein „abscheuliches Verbrechen", und ihre Straffreiheit sei keineswegs „als ein Recht zu betrachten". Ähnlich klar ist seine Stellungnahme gegen einen Gesetzesvorschlag zur Sterbehilfe, über den der Kongress von Bogotà debattiert:

„Christliches Volk, aber antichristliche Gesellschaft"
„Ein umfassendes und ausgesprochen gefährliches Euthanasie-Gesetz! Denn es öffnet die Türe dahin, dass praktisch jeder über das Leben von anderen bestimmen kann, über das Leben von Kranken. Auch gegen die Familien werden sehr gefährliche Türen geöffnet. Ich würde sagen: Wir erleben einen Moment, wo das grundlegende, absolute Recht auf Leben aufs Spiel gesetzt wird. Und darum ist es so wichtig, dass wir in Kolumbien eine neue Mentalität entwickeln, die das Leben verteidigt und fördert."

Wie kommt es eigentlich, dass gerade Kolumbien so stark von Gewalt, inneren Konflikten und Ungleichheit geprägt ist? Das Land ist doch christlich: 86 Prozent der Bevölkerung gehören zur katholischen Kirche, die hier schon im frühen 16. Jahrhundert ihre ersten Bistümer gründete. Kardinal Salazar Gómez erklärt:

„Eines der großen Dramen, die wir in Kolumbien – aber auch allgemeiner in Lateinamerika überhaupt – haben, ist dass der Glaube fast immer als eine Privatsache angesehen wird, die im sozialen Leben null Auswirkungen hat. Das hat es überhaupt möglich gemacht, dass wir eine völlig ungerechte Gesellschaft aufgebaut haben, eine antichristliche Gesellschaft – obwohl doch das Volk im wesentlichen aus Christen besteht!"

Rubén Salazar Gómez ist seit vier Jahren Vorsitzender der Bischofskonferenz von Kolumbien, seit zwei Jahren Erzbischof der Hauptstadt Bogotà – und seit ein paar Tagen Kardinal. (rv)

Bechara Boutros Rai: Ein neuer Kardinal für alle Libanesen

„Die Kirche ermutigt alle Anstrengungen, die für den Frieden im Nahen Osten unternommen worden sind": Der Frieden sei jedoch nur dann von Dauer, „wenn er auf dem authentischen Respekt des einen für den anderen basiere". Diese Worte des Papstes anlässlich der Audienz an die neuen Kardinäle und ihre Begleitungen, die an diesem Montag stattgefunden hatte, trafen insbesondere einen der neuen Kardinäle persönlich: Der Libanese Bechara Boutros Rai lebt in einem Land, das täglich unter den Spannungen, die den Nahen Osten umtreiben, leidet und das auf der anderen Seite als Vorbild für das friedliche Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen gilt. Im Interview mit Radio Vatikan erzählte der neue Kardinal, dass seine Erhebung zum Kardinal im ganzen Land, ohne Ansehen politischer und konfessioneller Unterschiede, Freude ausgelöst habe:

„Alle Libanesen, Christen und Muslime aller politischen Lager und aller Glaubensrichtungen, haben diese Geste des Papstes als eine Anerkennung für die Kirche im Land, aber auch für die Libanesen gewürdigt. Und alle haben verstanden, dass sie durch die Ehre des Kardinalsamtes aufgerufen worden sind, auch weiterhin ihr Zeugnis des friedlichen Zusammenlebens abzulegen, und auch die Apostolische Exhortation zu verbreiten. Ich selbst bin dem Papst sehr dankbar. Gleichzeitig fühle ich mich ermutigt, meine Mission trotz der Herausforderungen, die uns im Libanon und im Nahen Osten erwarten, weiterzuführen.

Insbesondere die Tatsache, dass seine Wahl von allen Libanesen so positiv aufgenommen worden sei, sei ihm eine große Ermunterung, so der frischgebackene Kardinal weiter. Erstes Ziel seiner Rückkehr in den Libanon sei es, die in der apostolischen Exhortation festgelegte Marschroute zu verwirklichen. Diese Marschroute, so der Kardinal, werde von Papst Benedikt selbst immer wieder vorgegeben, was auch bedeute, dass er aus den Worten des Papstes immer wieder Mut schöpfen könne – zuletzt bei eben jener Audienz, bei dem sich der Papst mit seinem Appell persönlich und auf Französisch an ihn gewandt hatte. Insbesondere die Situation in Syrien, aber auch der wieder aufgeflammte Konflikt zwischen Hamas und Israel gäben Grund zur Sorge, so der Kardinal:

„Wir sind ein Teil des Ganzen: das ist wie ein System von miteinander verbundenen Becken. Im Nahen Osten sind wir eine Einheit, und deshalb hat alles Schlimme, was in einem Land passiert, Konsequenzen für uns. Das gilt natürlich auch für die positiven Dinge, die passieren. Wir sind besorgt um das Heilige Land, um Syrien, um den Irak und um Ägypten. Aber auch um den Libanon, denn leider nimmt der Radikalismus zu, Wir müssen eine starke Botschaft des Evangeliums überbringen, die wir dem Integralismus und Fundamentalismus, die leider überall Unterstützer finden, entgegen setzen müssen."

Die Ernennung zum Kardinal in einem solchen Klima der Unsicherheit bringe eine große Verantwortung mit sich. Doch der Kardinal ist zuversichtlich:

„Diese Verantwortung wird leichter zu ertragen, weniger drückend, wenn diese eine gemeinsame Vision von Christen und Muslimen wird." (rv)

„Man merkt, dass der WJT jetzt zum Leben der Kirche gehört“

Noch 237 Tage bis zum Weltjugendtag von Rio de Janeiro. In der brasilianischen Stadt treffen sich noch bis zum Mittwoch die Vorbereiter des Großereignisses. Wir haben darüber mit Kardinal Stanislaw Rylko gesprochen, dem Präsidenten des Päpstlichen Laienrates und damit dem Verantwortlichen für die Organisation:

„Wir haben die letzte, heiße Phase der Vorbereitungen für den nächsten Weltjugendtag gestartet. Hier in Rio beraten über 200 Verantwortliche für Jugendpastoral aus 75 Ländern von allen Kontinenten, darunter auch vierzig Vertreter von Verbänden und internationalen Bewegungen; es kommt mir fast wie ein Weltjugendtag im Miniaturformat vor. Man merkt, dass der Weltjugendtag mittlerweile fest zum Leben der Kirche gehört."

Das Treffen in Rio soll nicht nur den Jugendlichen etwas bringen, die von außen anreisen. Es soll vor allem auch nach Brasilien selbst hineinwirken, wie der Päpstliche Nuntius in Brasilien in einer Predigt während der Konferenz formulierte. Brasilien könne so ein „Zeugnis für einen freudigen und gleichzeitig reifen Glauben" gut gebrauchen. Zwar ist Brasilien immer noch weltweit das Land mit den meisten Katholiken (es sind 137 Millionen, was fast zwei Dritteln der Bevölkerung entspricht). Doch viele Katholiken wandern zu Freikirchen ab – ein jahrelanger, ungebremster Trend. Kardinal Rylko berichtet weiter:

„Unsere Vorbereitungen laufen auf zwei Gleisen: erstmal das Organisatorische, die Logistik. Sehr wichtig natürlich. Aber auch die geistliche Vorbereitung ist fundamental: Man muss die Jugendlichen darauf vorbereiten, dass sie sich in Rio auf die Suche nach Christus machen. Symbol dieser Stadt ist ja die große Christusstatue auf dem Corcovado mit ihren geöffneten Armen."

Am Mittwoch, zum Abschluss ihrer Konferenz, wollen die Weltjugendtags-Vorbereiter den Corcovado besuchen und in der Pfarrei von Ipanema mit Jugendlichen beten. (rv)

Vatikan/Philippinen: Was der Westen lernen kann

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die sechs neuen Kardinäle in Audienz empfangen. Am Samstag hatte das Konsistorium mit der Erhebung in den Kardinalsstand stattgefunden, am Sonntag hatte das Kardinalskollegium mit dem Papst die Messe zum Fest Christkönig gefeiert. Es war ein dezidiert weltkirchliches Konsistorium, das erste seit 85 Jahren, in dem zum Beispiel kein Italiener unter den neuen Kardinälen war.

Einer der neuen ist der Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle. Gegenüber Radio Vatikan spricht er davon, dass er seine Kardinalserhebung auch als Zeichen für die Kirche Asiens sehe, ihre Rolle in der Weltkirche zu übernehmen.

„Ich höre häufig von der Angst einiger Kirchen, die daran gewöhnt waren, die Mehrheit zu sein, in der Gesellschaft einflussreich zu sein. Die fürchten die abnehmenden Zahlen und den schwindenden Einfluss. Wenn ich das höre, denke ich mir immer, dass das die Geschichte der Kirche Asiens während der ganzen letzten 2.000 Jahre war. Wir verfallen nicht in Panik. Man muss damit leben. Wir haben unsere Hoffnung in den Auferstandenen und die Hilfe des Heiligen Geistes, der weht, wo er will. Ich sage meiner Kirche, dass vielleicht die Zeit gekommen ist, dass wir unsere Erfahrung mit den Kirchen, die diese Angst haben und nicht gewöhnt sind, die Minderheit zu sein, teilen können." (rv)

Universale Dimension: Ein Papst, ein Hindu, ein Muslim und ein Kommunist sind sich einig

„Es waren starke Momente des Gebetes und der tiefen Gemeinschaft, die wir in diesen wirklich universalkirchlichen Momenten erlebt haben, ein Zeichen der Hoffnung für alle Völker." Papst Benedikt XVI. blickte an diesem Montag in einer Audienz für die neuen Kardinäle und ihre Begleitungen auf die Feiern des Wochenendes zurück, er hatte sechs Bischöfe aus Indien, Kolumbien, Nigeria, dem Libanon, den Philippinen und den USA zu Kardinälen erhoben. Es war ein dezidiert weltkirchliches Konsistorium, das erste seit 85 Jahren, in dem zum Beispiel kein Italiener unter den neuen Kardinälen war.

Auch die Weltkirche und ihre Gäste sehen diese weite Dimension des Konsistoriums und der neuen Kardinäle. Das bestätigen die Gäste, die von weither angereist waren. Es sei ein historischer Moment für Indien, sagt Swami Gururethnam Jnana Thapasw, ein asketischer Hindu. „Für jeden von uns, der der Frieden, Harmonie und den Geist jenseits der Religonen sucht, war dies ein besonderer Moment. Und ich bin stolz, dabei sein zu können." Eine weitere in Indien vertretene Religion stimmt zu: „Das Konsistorium war ein wirklich spiritueller Moment", sagt Imam Jamaluddin Maulavi Mankada, ein muslimischer Geistlicher. „Baselios Cleemis [einer der neuen Kardinäle] arbeitet seit Jahren in Kerala für religiöse Harmonie. Es ist wichtig für unsere Zeit, dass wir die anderen Religionen kennen und mit ihnen arbeiten. Es ist unsere Pflicht, über die Streitigkeiten hinaus zu gehen und für die ganze Menschheit und uns für die Welt einzusetzen." Und selbst die marxistische Politikerin K. Chandrika, Bürgermeisterin der Hauptstadt des Bundesstaates Kerala Thiruvanathapuram, stimmt zu: „Es war ein Symbol religiöser Harmonie. In unserer Gruppe waren Swamis, also Hindu-Lehrer, Imame und Kommunisten wie ich. Das gibt uns eine wichtige Botschaft: Die der Einheit und Geschwisterlichkeit der Menschen. Ich habe das ganz deutlich in der Ansprache des Papstes gespürt. Er hat uns Versammelten allen eine starke Botschaft des Friedens mitgegeben. Ich freue mich von ganzem Herzen darüber, das Konsistorium war wirklich ein himmlisches Ereignis." (rv)

Brasilien: Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro

Die Organisatoren des nächsten Weltjugendtages 2013 in Rio de Janeiro haben die neue Internetseite zum Großereignis freigeschaltet. Auf Portugiesisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Deutsch, Französisch und Polnisch können auf der Seite rio2013.com alle Informationen rund um den Weltjugendtag eingesehen werden, der vom 23. bis 28. Juli 2013 stattfindet. (rv)

Zur offiziellen Website: > > > WJT Rio2013