Vatikan/China: Kardinal Tong Hon kritisiert Ausreiseverbot für chinesische Bischöfe

Kardinal John Tong Hon hat im Vatikan das Ausreiseverbot der chinesischen Regierung für die Bischöfe des Landes kritisiert und einen verstärkten Dialog zwischen dem Vatikan und Peking gefordert. An diesem Donnerstag sagte der Erzbischof von Hongkong gegenüber Journalisten, in China gebe es immer noch zahlreiche Einschränkungen der Religionsfreiheit. Unter anderem hätte Martin Su Yao-wen, Bischof von Taichung, als Delegierter zur derzeit im Vatikan stattfindenden Bischofssynode reisen sollen. Ihm wurde, wie vielen anderen, das Ausreisevisum verweigert. (kna)

Kardinal Meisner: Erstmal bei uns selbst anfangen

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sieht sich selbst als „Synodenveteran": Vor genau 35 Jahren habe er zum ersten Mal eine Bischofssynode besucht, erzählte er am Dienstag vor Journalisten. Damals ging es um Katechese, und Meisner war Weihbischof von Erfurt.

„Wenn ich mal ein Resümee ziehen soll – ganz ehrlich, ich habe das auch in der Aula gesagt: Ich habe mir immer, bei jeder Synode, mehr erwartet, als was dann in der Praxis herauskam. Nun bin ich überzeugt, dass im Haushalt Gottes nichts verloren geht, was wir investiert haben an guten Gedanken, an Anstrengungen und auch an Geld. Mit Blick auf die Vorbereitungstexte der jetzigen Synode sage ich: Wir müssen uns davor hüten, unsere Bemühungen zu sehr nach außen zu richten, sondern vielmehr bei uns selbst anfangen! Wir müssen von einer Selbstsäkularisierung zu einer Selbstevangelisierung kommen."

Man sehe ja „kaum noch Ordensleute, die in der Öffentlichkeit als solche zu erkennen sind", führte Meisner aus: „Die haben sich alle selbst säkularisiert."

„Ich mache immer die Erfahrung, wenn ich in Köln auf dem Hauptbahnhof bin – ich fahr´ auch manchmal mit dem Zug – und eine Ordensfrau da stehen sehe: Die steht gar nicht lange alleine da. Da kommt eine Frau mit Kinderwagen, lässt den für eine Weile bei der Schwester und geht weiter; oder Männer lassen für einen Augenblick ihren Koffer bei ihr usw."

Die „Entsakralisierung" betreffe vor allem die katholische Liturgie, so Meisner, der in der Deutschen Bischofskonferenz für das Thema Liturgie verantwortlich ist.

„Das muss wieder die Feier des Mysteriums Christi sein, das mir Ausgangspunkt und Impuls ist, um draußen in der Gesellschaft wirklich Zeugnis zu geben für Jesus Christus!"

Auch bei „unseren enormen Werken der Caritas" müsse der katholische Charakter wieder erkennbarer sein. Und warum, so fragte der Kölner Kardinal, schicken wir „seelisch belastete Menschen" immer gleich weiter zum Psychologen? „Und das Bußsakrament?"

„Das ist doch wirklich der Gesundbrunnen, der die Menschen dynamisiert! Ich habe mich sehr gefreut, als heute im Lauf des Tages Erzbischof Dolan von New York gesagt hat, das Bußsakrament müsse zum Sakrament der Re-Evangelisierung werden. Wir müssen erst mal nach innen gehen, um dann nach außen dynamisch zu werden!"

Große Christen wie Mutter Teresa seien keine „großen theologisch-pastoralen Strategen" gewesen, sondern „Menschen, in denen etwas geglüht hat".

„Das Christentum hat sich ja bekanntlich nicht durch Propaganda weiterverbreitet, sondern durch Ansteckung und durch Berührung!"

Er wünsche sich von der Synode, „dass, wer mit uns in Berührung kommt, auch wirklich mit Jesus Christus in Berührung kommt", so Kardinal Meisner.

„Herr, erneuere deine Kirche – aber fang bei mir an!" (rv)

Hildegard von Bingen ist Kirchenlehrerin

Die hl. Hildegard von Bingen ist zur Kirchenlehrerin erhoben. Der Papst proklamierte die Äbtissin und Visionärin des 12. Jahrhunderts sowie den hl. Johannes von Avila auf dem Petersplatz feierlich zu „Ecclesiae Universalis doctores". Er tat dies am Sonntag, umgeben von mehreren hundert Bischöfen, bei einer Messfeier zur Eröffnung einer vatikanischen Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung. Eine riesige Darstellung Hildegards – sie ist die erste deutsche Kirchenlehrerin – sowie eine weitere des Johannes von Avila, eines Priesters aus dem 16. Jahrhundert, hing während der Feier von der Fassade des Petersdomes herab. In seiner Predigt warb Benedikt XVI. für das christliche Bild von Ehe und Familie. Die rheinhessische Mystikerin und neue Kirchenlehrerin würdigte er als „eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität". Hildegard ist erst die vierte Frau, die zur Kirchenlehrerin erklärt wird. Insgesamt gibt es etwa drei Dutzend herausragende Christen, die den Titel Kirchenlehrer tragen.

„Laudes Regiae": Es ist eine Liturgie aus dem Frankenreich, mit der die Feier auf der „Piazza San Pietro" startet. Papst Benedikt und die über zweihundert Väter der Bischofssynode, darunter fast fünfzig Kardinäle und mehrere Patriarchen, tragen grüne Messgewänder; insgesamt konzelebrieren über vierhundert Priester. Die Bischofskonferenzen Deutschlands und Spaniens sind mit 75 Bischöfen vertreten, allerdings ist der Petersplatz nur halbvoll – wie oft im Oktober. Dabei sind aus Spanien und auch aus Deutschland viele Pilger eigens angereist. In der Litanei wird unter den Kirchenlehrerinnen erstmals auch die eigenwillige Hildegard von Bingen angerufen, die überhaupt erst im Frühjahr dieses Jahres, nach über achthundert Jahren Wartezeit, in die offizielle Heiligenliste aufgenommen worden ist.

Erste Kirchenlehrerin aus Deutschland

„Johannes von Avila und Hildegard von Bingen haben vor allem auf Gott gehört", erklärt der Präfekt der Heiligenkongregation, Kardinal Angelo Amato, in einer kurzen Ansprache. „Sie haben Gottes Wirken in der Geschichte der Welt in seiner Tiefe wahrgenommen und mit Leidenschaft und Intelligenz neue Horizonte der ewigen, geoffenbarten Schönheit erkundet." Zwei Frauen verlesen die Biografien der neuen Kirchenlehrer; Hildegard wird von der Äbtissin der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen, Clementia Killewald, vorgestellt. Das Kloster ist 1165 von Hildegard gegründet worden.Dann erheben sich alle, und Papst Benedikt XVI. spricht – als einziger sitzend – die lateinische Formel der Proklamation von zwei Kirchenlehrern. Damit ist die Autorin des Visionsbuches „Scivias", die im 12. Jahrhundert Kaisern und Klerikern die Stirn bot, die erste Kirchenlehrerin aus Deutschland. Der einzige weitere deutsche Kirchenlehrer ist Albertus Magnus.

In seiner Predigt konzentriert sich der Heilige Vater vor allem auf das Thema Neuevangelisierung, dem sich die „XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode" verschrieben hat; die eigentlichen Arbeiten und Beratungen dazu starten am Montag im Vatikan. „Die Kirche existiert, um zu evangelisieren… Auch in unserer Zeit hat der Heilige Geist in der Kirche einen neuen Elan, die Frohe Botschaft zu verkündigen, erzeugt – eine geistliche und pastorale Dynamik, die ihren umfassendsten Ausdruck und ihren maßgeblichsten Impuls im Zweiten Vatikanischen Konzil gefunden hat." Das Konzil wurde am 11. Oktober vor genau fünfzig Jahren eröffnet; Benedikt will am exakten Jahrestag, der auf den Donnerstag fällt, von den Synodenvätern umgeben ein eigenes „Jahr des Glaubens" beginnen.

„Ehe ist in sich ein Evangelium"

„Die neue Evangelisierung richtet sich hauptsächlich an die Menschen, die zwar getauft sind, sich aber von der Kirche entfernt haben und in ihrem Leben keine Beziehung zur christlichen Praxis haben. Die Synodenversammlung (will) in jenen Menschen eine neue Begegnung mit dem Herrn begünstigen, der allein dem Leben einen tiefen Sinn verleiht und es mit Frieden erfüllt; um die Wiederentdeckung des Glaubens zu fördern, der eine Quelle der Gnade ist, die Freude und Hoffnung in das persönliche, familiäre und gesellschaftliche Leben trägt."

Etwas überraschend kommt der Papst in seiner Predigt auf das Thema Ehe und Familie zu sprechen. Er wolle eine „vielleicht nicht voll zur Geltung gebrachte Wahrheit deutlicher ins Bewußtsein rufen":

„Die Ehe ist in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute und besonders für die entchristlichte Welt. Die Vereinigung von Mann und Frau, durch die sie „ein Fleisch" werden in der Liebe, in der fruchtbaren und unauflösbaren Liebe, ist ein Zeichen, das mit Nachdruck von Gott spricht, mit einer Beredsamkeit, die in unseren Tagen noch gewichtiger geworden ist, weil die Ehe leider gerade in den seit alten Zeiten evangelisierten Gebieten jetzt aus verschiedenen Gründen eine tiefe Krise durchmacht. Und das ist kein Zufall."

Die Ehe sei in tiefer Weise „an den Glauben gebunden", sie fuße auf einer vom dreifaltigen Gott kommenden Gnade. „Heute können wir im Kontrast zu der schmerzlichen Wirklichkeit so vieler Ehen, die leider schlecht ausgehen, die ganze Wahrheit dieser Aussage erfassen. Es besteht eine offenkundige Entsprechung zwischen der Krise des Glaubens und der Krise der Ehe. Und wie die Kirche seit langem behauptet und bezeugt, ist die Ehe berufen, nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der neuen Evangelisierung zu sein."

„Hildegard – Patronin des guten Rates"

Mit Verve erinnert der Papst auch an die vom Konzil neu in Erinnerung gerufene „allgemeine Berufung zur Heiligkeit". Die Heiligen seien „die wahren Protagonisten der Evangelisierung in all ihren Ausdrucksformen". Ihre Sprache – „die der Liebe und der Wahrheit" – sei „allen Menschen guten Willens verständlich". Benedikt würdigt zunächst den heiligen Johannes von Avila, einen Ordenspriester, der in Südspanien missionierte und übrigens auch unliebsame Bekanntschaft mit der Inquisition machte. Er sei „von einem brennenden missionarischen Geist erfüllt" gewesen. Dann kommt Benedikt auf die neue Kirchenlehrerin zu sprechen:

„Die heilige Hildegard von Bingen, eine bedeutende weibliche Gestalt des 12. Jahrhunderts, hat ihren wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet, indem sie ihre von Gott erhaltenen Gaben zur Geltung brachte, wobei sie sich als eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität erwies. Der Herr schenkte ihr einen prophetischen Geist und eine leidenschaftliche Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu unterscheiden. Hildegard besaß eine ausgeprägte Liebe zur Schöpfung und beschäftigte sich mit Medizin, Dichtung und Musik. Vor allem bewahrte sie immer eine große und treue Liebe zu Christus und seiner Kirche."

Eine Würdigung Hildegard aus dem Mund ihres Landsmannes auf dem Stuhl Petri gibt es später dann auch noch mal auf deutsch: als der Papst zum Abschluß der Messe den „Engel des Herrn" betet.

„Einen frohen Gruß richte ich an die vielen Gäste aus den Ländern deutscher Sprache. Mit der heiligen Messe heute morgen habe ich die 13. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode mit dem Thema „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens" eröffnet. Als Vorbilder für die Weitergabe des Glaubens begleiten uns die beiden neuen Kirchenlehrer: Johannes von Avila und Hildegard von Bingen. Johannes beschreibt die Nachfolge Christi als ein inneres Voranschreiten, das sich auf das persönliche Gebet und die Einübung der Tugenden stützt. Hildegard ist eine Patronin des guten Rates. Sie setzt ihr großes Wissen ein, um Menschen zu helfen, mehr im Einklang mit Gott, unserem Schöpfer und Erlöser, zu leben. Begleiten auch wir mit unserem Gebet diese Synodenversammlung und bitten wir, daß der Heilige Geist uns führe auf allen Wegen!"

Für das am Donnerstag startende Glaubensjahr empfahl Papst Benedikt in seiner Angelus-Ansprache ein häufigeres Beten des Rosenkranzes in den Familien. (rv)

D: Rücktritt der Bischöfe Wanke und Schraml

 Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die Rücktritte von zwei deutschen Bischöfen angenommen. Bischof Joachim Wanke von Erfurt und Wilhelm Schraml von Passau gehen in den Ruhestand. Das gab der vatikanische Pressesaal bekannt. Wanke war 1984 zum Bischof geweiht worden, seit 1994 leitete er das damals neugegründete Bistum Erfurt. Schraml wurde 1984 Weihbischof von Regensburg, seit 2001 war er Bischof von Passau.

Wie das Presseamt der Diözese Erfurt in einer Stellungnahme von diesem Montag bekannt gab, ersuchte Bischof Wanke bereits im Alter von 71 Jahren, also vier Jahre vor dem kanonischen Rücktrittsalter, aus gesundheitlichen Gründen um seinen Rücktritt. Er befinde sich aufgrund einer seit langem bekannten Herzkrankheit in einer labilen gesundheitlichen Situation, die ihn daran hindere, sein bischöfliches Amt wie gewohnt auszuüben, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Rücktritt erfolgt im 32. Jahr nach seiner Bischofsweihe. 1994 war Joachim Wanke, zuvor Apostolischer Administrator des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen, von Papst Johannes Paul II. zum ersten Bischof des neu gegründeten Bistums Erfurt ernannt worden. Zahlreich sind die Stimmen, die den langjährigen Einsatz des Bischofs in seinem Bistum und für die Kirche in Deutschland würdigen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dankte Bischof Wanke in einem Brief für dessen Engagement in der Bischofskonferenz. Dabei hob Zollitsch hervor, dass Bischof Wanke mit seinen Ideen, geistlichen Worten, Dialogen und Wegweisungen sein Bistum, die Deutsche Bischofskonferenz selbst sowie die Kirche in Deutschland, auch während der schwierigen Zeiten der Diaspora in der DDR, geprägt habe. Auch sein Beitrag zur Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testaments, die zum Abschluss der letzten Vollversammlung der Bischöfe vorgelegt worden war, wurde gewürdigt. Der Diözesan-Administrator, der die Amtsgeschäfte im Bistum während der Sedisvakanz weiter führen wird, soll bereits an diesem Dienstag durch das Erfurter Domkapitel gewählt werden.

Papst Benedikt XVI. hat heute auch das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Passau, Bischof Wilhelm Schraml, angenommen. Gleichzeitig hat der Heilige Vater Bischof Schraml für die Zeit der Vakanz des Bischöflichen Stuhls zum Apostolischen Administrator des Bistums ernannt. Schraml hatte bereits zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2010 sein Rücktrittsgesuch eingereicht, damals hatte der Papst dem altersbedingten Amtsverzicht jedoch nicht entsprochen. Große Veränderungen stieß Schraml noch in diesem Jahr an, indem er die Pfarrseelsorge neu strukturierte. Die bisher 285 Pfarreien und 20 Exposituren werden von derzeit 117 auf künftige 86 Pfarrverbände zusammengefasst. Damit soll die Seelsorge für das nächste Jahrzehnt sichergestellt werden. Schraml ist derzeit in die Vorbereitungen des Internationalen Krankentags der katholischen Kirche im Wallfahrtsort Altötting eingebunden, der im Jahr 2013 stattfinden wird. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass er den emeritierten Bischof erst nach Ende der Vakanz, die dieser selbst noch als Administrator überbrücken wird, ausführlich würdigen werde. (rv)

Europäische Bischöfe beraten in St. Gallen

Warum gibt es gerade jetzt eine Wirtschaftskrise in Europa? Dieser drängenden Frage wollen europäische Bischöfe in St. Gallen nachgehen. Dort tagt die diesjährige Vollversammlung des „Rates der europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE). „Es geht darum, zu den Wurzeln der Probleme vorzudringen", sagte CCEE-Präsident, Kardinal Peter Erdö, am Donnerstag zur Eröffnung. Das Treffen fasst einige „heiße Eisen" an, etwa das Verhältnis von Staat und Kirche oder das interreligiöse Zusammenleben in Europa.

Millionen von Menschen in Europa hätten heute mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sagte Erdö. Die europäischen Bischöfe seien sich dessen bewusst. Deshalb wollten sie einen Beitrag zur Lösung der Probleme leisten. Aus ihrer Sicht sei die aktuelle Krise aber nicht in erster Linie eine ökonomische. Auch Papst Benedikt XVI. habe immer gesagt, die Krise sei zunächst eine Krise ethischer und moralischer Natur, so Erdö. Der ungarische Kardinal umschrieb die Malaise mit dem Begriff der „anthropologischen Revolution", die sich derzeit abspiele und zu Hoffnungslosigkeit führe. „Der einzige Wert, der heute zählt, ist das Wohlergehen des Augenblicks." Dadurch riskiere man aber zum einen, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Und zum anderen könne man keine Hoffnung im Hinblick auf die Zukunft haben.

Die Organisatoren der Konferenz finden, dass sich die katholische Kirche in Europa an der Schweiz ein Vorbild nehmen kann. Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Mitorganisator der Vollversammlung und Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz, Walter Müller.
Der CCEE-Vizepräsident, der polnische Erzbischof Jozef Michalik, wies bei der Pressekonferenz darauf hin, dass der CCEE eine „Frucht" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sei. Der Rat sei als Plattform des Austauschs für die europäischen Bischöfe geschaffen worden. So soll der CCEE die Zusammenarbeit und den Kontakt unter den 37 Bischofskonferenzen fördern. Darüber hinaus soll er aber auch die Begegnung mit den Bischofskonferenzen der anderen Kontinente ermöglichen.

Auch Papst Benedikt hat eine Botschaft an die Bischöfe in St. Gallen geschickt. Darin lädt er sie ein, „mit Hoffnung auf die „Ernte" zu blicken, die die Völker Europas sind". Der Papst erinnert an die Projekte Glaubensjahr und Neuevangelisierung: Die Bischöfe sollten „über die ewige Aufgabe der Evangelisierung und deren erneute Dringlichkeit" nachdenken. Die christliche Botschaft schlage da Wurzeln, „wo sie echt und deutlich von einer Gemeinschaft gelebt wird".

Die diesjährige Vollversammlung des CCEE findet in St. Gallen, seit 1978 Sitz von CCEE, statt, um das 1400-jährige Jubiläum der Ankunft des heiligen Gallus im gleichnamigen Kanton zu feiern. Der heilige Gallus, Schüler des heiligen Kolumban, kam mit ihm und anderen Schülern als Missionar aus Irland auf den Kontinent. Nachdem eine Krankheit ihn gezwungen hatte, seine Reise bei Arbon zu unterbrechen, beschloss er, sich dem Einsiedlerleben zu widmen. Bald schon aber zog sein Ruf der Heiligkeit viele andere zu ihm hin, und es entstand eine Klostergemeinschaft, die zum treibenden Zentrum für weitere Missionen unter zahlreichen Völkern wurde. (rv)

D: Müller nimmt Abschied von Regensburg

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller hat Abschied genommen von Regensburg: Der bisherige Bischof der bayerischen Stadt geht als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. Am Sonntag feierte Müller zum Abschied ein Pontifikalamt im Petersdom – dem von Regensburg natürlich. Am Nachmittag kamen etwa 5.000 Menschen zu einer Begegnung auf dem Domplatz. Der Päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, hob in Regensburg hervor, Müller habe sein Bistum vor der „Infizierung" durch den Zeitgeist bewahrt. Nun sei es seine Aufgabe, Strömungen innerhalb der Theologie auf der ganzen Welt zur Einheit des Glaubens zu führen.

Müller selbst lobte das kooperative Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland: Darauf könnten beide Seiten stolz sein. Es gelte, den Blick auf das Positive der Kirche wie auch der ganzen Gesellschaft zu richten und dieses nicht hinter einzelnen kritikwürdigen Fällen zurücktreten zu lassen. Denn nur so könne die Gesellschaft die Zukunft auch meistern. Er werde seiner Heimat verbunden bleiben und dort ein „zweites Standbein behalten", versprach der Erzbischof.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, dankte Müller in Regensburg vor allem für dessen ökumenisches Engagement: Er habe die entsprechende Kommission der Bischofskonferenz „mit hoher Sensibilität" geleitet. Müller bringe „die besten Voraussetzungen mit, um die neue Aufgabe in Rom auszufüllen". Es sei für die deutschen Bischöfe eine Ehre, dass einer der Ihren eine so wichtige Aufgabe im Vatikan übernehme. Müller war 2002 Bischof von Regensburg geworden.

In einem Hirtenwort zum Abschied schreibt Erzbischof Müller, Christen bräuchten auf ihrem „irdischen Pilgerweg" ständige Umkehr, Buße und Erneuerung. „Das ist etwas grundsätzlich Verschiedenes von klug ausgedachten Modernisierungskampagnen, um sich nach dem Maß von Werbeagenturen ein zeitgefälliges Outfit zuzulegen. Den Glauben kann und darf man nicht vermarkten. Denn die Menschen sind nicht schlau angelockte Kunden auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, sondern geliebte Kinder Gottes, für die Christus den Preis seines Lebens bezahlt hat."

Papsthaus in Pentling eingeweiht

Am Samstagabend hatte Müller in Pentling bei Regensburg noch einen besonderen Termin wahrgenommen: Er eröffnete das frühere Wohnhaus von Papst Benedikt XVI. als Begegnungsstätte. Dabei nannte er das Haus, in dem Joseph Ratzinger als Professor wohnte, ein „großes Zeitzeugnis". Es lasse die „Atmosphäre eines deutschen Professorenhaushalts in den siebziger Jahren" lebendig werden.

Im September 2010 hatte der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, den Schlüssel des Gebäudes an den Direktor des „Instituts Papst Benedikt XVI.", Rudolf Voderholzer, übergeben. Der Dogmatikprofessor kündigte im Münchner Kirchenradio an, dass in dem Gebäude künftig Veranstaltungen angeboten werden. (rv)

Italien: Fest der Versöhnung in L´Aquila

Ende August feiern Italiens Katholiken eines der populärsten religiösen Feste ganz Italiens: die so genannte „Perdonanza celestiniana", das Fest der Vergebung des heiligen Cölestin, das alljährlich am 28. und 29. August viele Pilger und Besucher nach L´Aquila führt. Das Fest geht auf das Jahr 1294 zurück, als Papst Cölestin V. in der Abbruzzen-Stadt zum Papst gekrönt wurde und wenig später dort einen jährlichen Generalablass einführte. Die Vergebung der zeitlichen Sündenstrafen knüpfte der fromme Papst an bloß zwei Voraussetzungen: eine aufrichtige Beichte und einen Besuch der Kirche Santa Maria di Collemaggio in L’Aquila – ein Privileg, das damals nur auf einer Wallfahrt ins Heilige Land erworben werden konnte und nicht selten auch ausschließlich gegen eine Geldspende zu haben war. Cölestin V. war bloß wenige Monate Papst. Er war in Sulmona Einsiedlermönch gewesen und ging in die Geschichte ein als einziger Papst, der sein Amt freiwillig niederlegte. Der Bischof von Sulmona, Angelo Spina, fasst zusammen:

„Pietro Angelari, so sein eigentlicher Name, war ein einfacher Mann, der von Anfang an, wie es scheint, besonders war. Seine Eltern waren Bauern, doch die Mutter konnte lesen und schreiben, was selten war, und sie hielt ihren Sohn zum Lernen an. Jung trat er ins Kloster ein und wurde später Priester. Pietro war von Anfang an ein Gottessucher. Als er im Juli 1294 zum Papst gewählt wurde, gab er das Amt nach wenigen Monaten auf. Papst Cölestin V. las in jenen schwierigen Zeiten die Geschichte und sagte: Ich könnte vielen schaden – denn das Papsttum umfasste zu seiner Zeit noch die zeitliche Macht. Es ist aber besser, das Gute zu tun, als das Schlechte zu tun. In einem solchen Fall wird der Verzicht nicht eine Niederlage, sondern eine Tugend."

Pietro war ein fast 80-jähriger Eremit, als er am 5. Juli 1294 überraschend zum Papst gewählt wurde. Erst sträubte sich zunächst, das Amt anzutreten, und ergriff die Flucht, nur zögerlich ließ er sich umstimmen. Der Legende nach ritt er – wie weiland Jesus am Palmsonntag – am 28. Juli 1294 auf einem Esel in L´Aquila ein. Tags darauf wurde er in der von ihm gegründeten Kirche Santa Maria di Collemagggio vor den Stadttoren zum Papst gekrönt.
Cölestin fühlte sich in seinem Amt bald überfordert. Zunehmend rissen Berater die Macht an sich. So ließ der Papst von gelehrten Klerikern prüfen, ob ein Rücktritt vom Papstamt möglich wäre, und erließ dazu auch eine Konstitution. Das Volk wollte die Amtsniederlegung des frommen, durchgeistigten und populären Papstes nicht zulassen, doch am 13. Dezember kündigte Cölestin seinen Rücktritt an und nannte als Grund unter anderem, dass er keine Erfahrung in der Verwaltung der Kurie habe und wieder Einsiedler werden wolle.
Was sagt die Figur dieses Papstes heute der Kirche? Der Bischof von Sulmona:

„Dass man nach oben schauen muss, auf die Heiligkeit. Denn wenn wir unseren Blick immer nur nach unten richten, dann wird das Leben selber platt. Wir sind aber für den Himmel gemacht. Alle Möglichkeiten, die der Herr uns gibt, sind Mittel. Der Heilige Cölestin sagt uns als Gläubige, als Christen und auch mir in meinem Amt als Bischof: klammere dich nicht an die Macht. Betrachte Gott, den Herrn, als deinen einzigen Schatz. Und ängstige dich nicht in dieser Welt."

Der Stadt L´Aquila vermachte dieser einzigartige Papst ein besonderes Geschenk. Ende Sptember 1294 rief er mit einer Bulle den jährlichen Generalablass ins Leben, einen vollen und universalen Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen für die gesamte Menschheit, ohne Unterschied. Die Bulle des Cölestin spricht von Frieden, Solidarität und Versöhnung, und die Kirche von L´Aquila hütet sie als historisches Dokument wie einen kostbaren Schatz, der übrigens auch das verheerende Erdbeben von 2009 unbeschadet überstand. 1294, also sechs Jahre, ehe Cölestins Nachfolger Bonifaz VIII. für 1300 das erste Heilige Jahr der Kirche ausrief, hatte die Abbruzzenstadt ihr universelles Glaubensfest.
Seit rund zwanzig Jahren wird das Fest der Vergebung des Cölestin in L´Aquila wieder wie ein großes Volksfest gefeiert. Am Abend des 28. August findet jeweils die feierliche Öffnung der Heiligen Pforte der Basilika von Collemaggio statt, rundherum gibt es ein farbenfrohes Mittelalter-Spektakel. Die historische Bulle Cölestins bleibt einen ganzen Tag in der Basilika ausgestellt. Welche Bedeutung dieses Dokument für L´Aquila hat, wollten wir von Bischof Spina wissen.
„Die Botschaft des Verzeihens ist universell, sie gilt für alle. Auch für die Stadt L´Aquila, eine großartige Stadt, die so ein tragisches Erdbeben erlebte, einstürzende Häuser, fallende Steine. Es ist Zeit des Wiederaufbaus. Aber vielleicht fielen noch vor den Steinen die Herzen, die menschlichen Beziehungen in sich zusammen. Das Fest der Vergebung besagt, jetzt ist die Zeit, auf das Gemeinwohl zu sehen und nicht auf die eigenen egoistischen Interessen. Tun wir uns zusammen, um L´Aquila wieder aufzubauen – wie ein Adler, der wieder zum Fliegen ansetzt." (rv)

Im Kampf gegen die Krise auf stärkere Einheit setzen

Dazu rät der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco. Der Weg, der vor Italien, aber auch vor dem Rest der Welt liege, sei sehr steinig, sagte er in einer Predigt. Ein Ausweg aus der Krise, die hohe Kosten für Familien, junge Leute, Erwachsene und Pensionäre mit sich bringe, sei nur möglich, wenn er „gemeinsam" gesucht werde: „Wenn die Menschen sich allein vor Schwierigkeiten gestellt sehen, verlieren sie den Mut und geben auf, enden in den Randbereichen des Lebens als einfache Beute des Schlechtesten. Ohne Arbeit und in der Unsicherheit hat das Schlechte leichtes Spiel", so der Erzbischof von Genua. (rv)

„Pakistanisches Mädchen kann nicht lesen und schreiben“

In den Fall Rimsah Masih schaltet sich jetzt auch ein Kardinal ein. Die elfjährige Christin mit Down-Syndrom ist in Pakistan wegen Blasphemie verhaftet worden; sie soll in einem christlichen Slum am Stadtrand von Islamabad Fragmente eines verbrannten Koran mitgeführt haben. Der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sagt zu dem Fall:

„Es handelt sich bei ihr um ein Mädchen, das weder schreiben noch lesen kann. Sie hat Müll aufgelesen, um zu überleben; dabei hat sie auch die Fragmente dieses Buches aufgesammelt, die sie im Abfall gefunden hat. Bevor man behauptet, dass ein heiliger Text geschändet worden sei, sollte man erst einmal die Fakten verifizieren!"

Es ist das erste Mal, dass ein hochrangiger Vatikanmann zu dem Fall Stellung nimmt. Papst Benedikt XVI. hat letztes Jahr öffentlich gefordert, Pakistan solle sein Blasphemiegesetz fallenlassen; das Gesetz gegen religiöse Beleidigung führt immer wieder zur Verhaftung oder Diskriminierung von Christen. Die pakistanische Regierung hatte den Aufruf des Papstes zurückgewiesen. Kardinal Tauran leitet den Päpstlichen Dialograt. In seinem Gespräch mit Radio Vatikan brach er erneut eine Lanze für die Religionsfreiheit:

„Religionsfreiheit ist aus unserer Sicht der Raum, wo der Mensch frei ist, um auf die grundlegenden Fragen eine Antwort zu finden. Außerdem geht es hier um den Platz, den die Religion in der Gesellschaft haben darf. Hier wird auch an die Rolle des Staates bei der Verteidigung der Menschenrechte gerührt; das Recht auf Religionsfreiheit ist so etwas wie die Grundlage für die anderen Menschenrechte." (rv)

Massaker in der Platinmine: Gespräch mit dem Kardinal von Durban

Es waren Bilder, die an die Zeit der Apartheid erinnern: Die Polizei stürmt eine Mine, in der Arbeiter streiken. Auf beiden Seiten kommt es zu heftiger Gewalt. 34 Arbeiter sterben. Die Bilder aus der Platinmine von Marikana im Norden des Landes liessen in den letzten Tagen viele Südafrikaner an die sechziger Jahre denken: Damals – in der Zeit der Rassentrennung – kamen in der Stadt Sharpeville fast siebzig Menschen ums Leben. Präsident Jacob Zuma hat eine staatliche Untersuchung der Vorgänge in der Platinmine angeordnet; die Proteste in Minen und Stollen weiten sich aus. Am Donnerstag wurde in den Kirchen in ganz Südafrika mit Gottesdiensten an die Toten von Marikana erinnert. Kardinal Wilfried Fox Napier, der Erzbischof von Durban, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Was die Südafrikaner im Moment fühlen, kann man in zwei Worte fassen. Das erste ist Trauer oder Bestürzung über das Vorgefallene. Das zweite ist Schock: Schock, weil wir alle nie gedacht hätten, dass es soweit kommen könnte, dass unsere Sicherheitskräfte zu einer solchen Schießerei imstande sein könnten. Das erinnert wirklich an das Massaker von Sharpeville. Man sollte sich jetzt allerdings, was Marikana betrifft, mit Einschätzungen zurückhalten und erst einmal die Ergebnisse der staatlichen Untersuchungskommission abwarten. Dann werden wir erfahren, wie es zu dieser Eskalation kommen konnte. Jedenfalls hätten wir nicht mehr geglaubt, dass es jemals wieder solche Aktionen von Seiten der Polizei geben würde…"

Eines der „tiefgreifendsten Probleme in Südafrikas Gesellschaft" ist nach Ansicht des Erzbischofs von Durban, „dass in den Augen vieler Leute ein Menschenleben seine Bedeutung und seinen Wert verloren hat". Das Gemetzel in der Platinmine werfe aber vor allem ein Schlaglicht auf die schwierige Arbeit in den Minen. Die Kirche ist nach Auskunft von Kardinal Napier „sehr aktiv" im Einsatz für die Arbeiter:

„Ich glaube, dass es in jeder einzelnen unserer Diözesen und in jeder Pfarrei eine Art Lebensmittelhilfe-Programm für die Armen gibt, das auch Kleidung oder Hilfen anderer Art verteilt. Noch aktiver müssen wir wohl werden, wenn es um die Vermittlung bei Konflikten wie dem von Marikana geht. Allerdings wäre es da wahrscheinlich am hilfreichsten, wenn die Kirchen alle zusammen – oder vielleicht sogar alle Religionen zusammen – ihre Vermittlung anbieten würden, und nicht dass eine einzelne Kirche die Verantwortung für eine solche Vermittlung auf sich nimmt." (rv)