Zypern/Türkei: Entweihte Kirchen

Metropolit Chrysostomos II. von Zypern klagt über die Entweihung christlicher Kirchen im türkisch besetzten Teil von Zypern. Viele Kirchen würden in diesem Teil der Insel in Lagerräume, Museen oder Moscheen umgewandelt, sagte das Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche Anfang der Woche auf dem Katholikentreffen im italienischen Rimini. 120 Kirchen seien betroffen, die darin enthaltenen Kunstwerke seien beeinträchtigt bzw. verkauft worden. Der Metropolit beschwerte sich weiter über die Erhebung von Gebühren für Besucher des Grabes des Apostels Barnabas und anderer Heiliger Stätten des Christentums. Zyperns Bevölkerungsmehrheit gehört dem orthodoxen Christentum an, die zumeist türkischsprachigen Muslime machen etwa zwanzig Prozent aus. Nur jeweils ein Prozent der zyprischen Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche sowie den katholischen Maroniten an. Die für diese Christen zuständige Apostolische Nuntiatur wird vom Nuntius für das Heilige Land mitbetreut. (rv)

Syrien: Nuntius gegen Weggang der UNO-Beobachter

Der Umgang mit den Menschenrechten in Syrien wird von Tag zu Tag schlimmer. Das sagt der Vatikanvertreter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, im Interview mit Radio Vatikan. Es seien von allen Seiten viele Fehler begangenen worden, so der Apostolische Nuntius weiter. Besonders der Weggang der UNO-Beobachter nach dem Auslaufen ihres Mandats am letzten Wochenende sei eine große Enttäuschung.

„Vor drei oder vier Monaten gab es die Hoffnung, dass durch die Anwesenheit der UNO-Beobachter die Gewaltwelle gestoppt werde. Es kam anders. Die internationale Staatengemeinschaft darf aber die Syrer nicht alleine lassen! Neue Hoffnung haben wir mit dem neuen UNO-Beauftragten für Syrien."

Die syrischen Regimegegner sind allerdings skeptisch gegenüber dem neuen UNO-Vermittler, dem Algerier Lakhdar Brahimi. Der Einsatz des 78-jährigen Diplomaten dürfe nicht zu einem weiteren „Deckmantel" für die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft werden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung des Rates der Führung der Revolution in Damaskus. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad begrüßt hingegen die Mission Brahimis.

Vernehmlichem russischem Grollen zum Trotz hat US-Präsident Barack Obama – erstmals – von der Möglichkeit einer Militärintervention in Syrien gesprochen. Sollte Syrien den Einsatz chemischer Waffen vorbereiten oder tatsächlich einsetzen, werde eine „rote Linie" überschritten. Nuntius Zenari dazu:

„Es ist nicht meine Aufgabe, auf das, was Obama gesagt hat, einzugehen. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass alle Konfliktparteien sich an die internationalen Menschenrechte halten. Dass es bisher nicht geklappt hat, liegt daran, dass alle Seiten Stück für Stück diese Rechte missachtet haben. … Erfreulich ist, dass die christlichen Gemeinschaften sich weiterhin für den Dialog einsetzen. Sie sind ein schönes Beispiel für uns alle." (rv)

Nigeria: Wachsender Islam und christliche Laxheit

Die politischen und die religiösen Probleme in Nigeria sind nicht voneinander zu trennen, sie überkreuzen sich. Das sagt Bischof Ignatius Kaigama von Jos im Interview mit Radio Vatikan. Der Bürgerkrieg mit den Boko Haram schaffe ein riesiges Problem für das Land, aber man dürfe die Krise nicht zu vereinfacht betrachten.

„Es ist ein Fehler, jede Krise in Nigeria auf Religion zu reduzieren. Es gibt soziale, politische und ökonomische Fragen, es gibt die Probleme der nachwachsenden Generation; all das löst Krisen aus. Irgendwie wird daraus dann eine Krise zwischen Muslimen und Christen. Ich bestehe darauf, dass es eine Trennung gibt: Ja, es gibt religiöse Interessen, aber die sind nicht für die gesamte Krise verantwortlich. Manchmal gehen wir nicht weit genug in unserer Suche nach den wirklichen Wurzeln des Problems. Ich gebe zu, es gibt religiöse Probleme. Es gibt religiöse Spannung, aber wir befinden uns nicht im Krieg zwischen Christen und Muslimen."

Diesen Krieg führe allein die Boko Haram, sie wolle einen islamistischen Staat, aber diese Gruppe dürfe man auf keinen Fall mit dem gesamten Islam identifizieren, so Kaigama, dessen Bistum im Zentrum des Landes und damit an der Grenze zwischen dem relativ ruhigen Süden und den Unruhegebieten im Norden liegt. Die Regierung und die Sicherheitsbehörden scheinen der Gewalt hilflos gegenüber zu stehen. Und da Sicherheit nicht gewährleistet werden könne, gebe es Angst.

„Es könnte entweder zu einem offenen religiösen Konflikt oder zu einem Bürgerkrieg des Nordens gegen den Süden bzw. des Südens gegen den Norden kommen. Wenn das geschieht, dann werden unvermeidlich auch andere Teile Westafrikas in Mitleidenschaft gezogen, schließlich ganz Afrika. Wir wollen also keinen Krieg in Nigeria!"

Man hoffe auf die Hilfe der internationalen Gemeinschaft, um die Situation friedlich lösen zu können. Und im Augenblick seien es gerade die Christen, die unter der Krise besonders litten.

„Es ist ein Kampf ums Überleben für die Christen. Denken Sie nur an Nordafrika, das einmal sehr christlich war. Jetzt wachen wir auf und sehen die Christen in der Minderheit. Die islamischen Gemeinschaften haben Energie und tun alles, um ihren Glauben zu verbreiten und ihre eigene Religion zu beschützen. Wir Christen hingegen – sowohl in Afrika wie auch im Westen – halten uns zurück und sind manchmal sogar die schärfsten Kritiker des Christentums. Ehemals christliche Länder können Sie sagen hören, dass man jetzt in einer nach-christlichen Ära lebe. Der Islam weitet sich aus, und zwar in den verschiedensten Ländern Europas. Und auch in Afrika: In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gab es keine Muslime – und jetzt steht dort eine Moschee. Es gibt eine phänomenale Ausdehnung auf Kosten der Christen, die dem nur Laxheit in der Praxis des Glaubens entgegenzusetzen haben." (rv)

Versöhnung zwischen Polen und Russland: „Der erste und wichtigste Schritt“

 Es war eine feierliche Zeremonie im Warschauer Königsschloß: Die russisch-orthodoxe Kirche und die katholische Kirche Polens wollen sich und ihre Völker untereinander aussöhnen. Dazu unterzeichneten ihre Spitzenvertreter am Freitag Mittag in der polnischen Hauptstadt eine Gemeinsame Erklärung: „Botschaft der Versöhnung an die Gläubigen unserer Kirchen, an unsere Nationen und an alle Menschen guten Willens".

„Unsere Brüdervölker sind nicht nur durch ihre Nachbarschaft vereint, sondern auch durch ein reiches ost- und westkirchliches Erbe", betont der Text. Er bekennt sich zum „Weg eines ehrlichen Dialogs", um „die Wunden der Vergangenheit zu heilen". Für die russische Seite setzte der Moskauer orthodoxe Patriarch seine Unterschrift unter das Dokument; Kyrill I. hält sich derzeit – auch das schon ist eine Premiere – zu einem offiziellen Besuch in Polen auf. Für die polnische Seite unterzeichnete der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Józef Michalik, der die Initiative trotz mancher Kritik vom rechten Rand der polnischen Kirche durchgesetzt hat. „Das ist ein historischer Schritt für unsere beiden Völker", meinte Erzbischof Michalik in einer kurzen Ansprache. „Vielleicht sind einige perplex über diesen Schritt. Aber wir tun ihn im Geist des Evangeliums."

„Wir appellieren an unsere Gläubigen, um Verzeihung zu bitten für die Beleidigungen, die Ungerechtigkeiten und für alles gegenseitig angetane Unrecht", heißt es in der Gemeinsamen Erklärung. Und weiter: „Wir sind davon überzeugt, dass das der erste und wichtigste Schritt ist, um das gegenseitige Vertrauen wiederherzustellen, ohne das es keine dauerhafte menschliche Gemeinschaft und keine volle Versöhnung gibt." Vergebung bedeute nicht Vergessen; die „schwierigen und tragischen" Kapitel der russisch-polnischen Geschichte müssten von Historikern beider Seiten aufgearbeitet werden. „Wir sind davon überzeugt", so die beiden Kirchen, „dass eine dauerhafte Versöhnung als Fundament einer friedlichen Zukunft nur auf der Basis der vollen Wahrheit über unsere gemeinsame Vergangenheit möglich ist." Jeder Pole solle in jedem Russen, und jeder Russe in jedem Polen, „einen Freund und Bruder sehen".

Wie angekündigt gehen die Kirchen in ihrer Erklärung nicht auf die historischen Streitfragen zwischen Polen und Russland ein. Stattdessen beschreiben sie in dem Dokument ausführlich das gemeinsame Ziel, die christlichen Werte in der heutigen Zeit zu verteidigen. Kyrill I. hatte am Donnerstagabend bei einem Empfang am Sitz der katholischen Bischofskonferenz gesagt: „Überlassen wir die Geschichte den Historikern und das, was heute real ist, uns – den
Hirten." Beide Kirchen würden heute in ihren Ländern angegriffen. In Russland gebe es zunehmend eine antikirchliche Stimmung, unter anderem gegen den neuen Religionsunterricht in den Schulen. In Polens Parlament verlange eine Partei, das Kreuz aus dem Sitzungssaal zu entfernen.

Die polnisch-russischen Beziehungen sind unter anderem wegen der Rolle der Sowjetunion zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Ermordung polnischer Kriegsgefangener bis heute belastet. Sowjetische Truppen hatten Polen zwar 1944/45 von den deutschen Besatzern befreit, dem Land aber ein moskautreues Regime aufgezwungen. Russische Historiker wiederum machen Warschau für den Tod Tausender sowjetischer Kriegsgefangener während des polnisch-sowjetischen Kriegs Anfang der 1920er Jahre verantwortlich.

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, hatte am Donnerstag erklärt, die Versöhnungserklärung habe keinen politischen Charakter. Es handele sich um ein ausschließlich religiöses Dokument. „Das ist ein seelsorgerischer Akt", so Michalik. Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Mitgliedern die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. Sie zählt fast alle ehemaligen Sowjetrepubliken zu ihrem Territorium. In Polen hat die katholische Kirche traditionell großen Einfluss. Mehr als 95 Prozent aller Bürger des Landes sind katholisch getauft. Etwa 400.000 der mehr als 38 Millionen Polen sind orthodox. (rv)

Caritas Internationalis zur Not syrischer Flüchtlinge

Assads Macht bröckelt, und Vorschläge für ein mögliches „Danach" werden immer hörbarer. So hatte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Ibrahim, zuletzt einen umfassenden Friedensplan für Syrien vorgelegt. Von einem Neubeginn ist das bürgerkriegsgeschüttelte Syrien allerdings noch weit entfernt. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet Laura Sheahan von Caritas Internationalis vom Schicksal zehntausender syrischer Flüchtlinge, die in die Nachbarländer Jordanien, Libanon und Türkei geflohen sind. Sheahan hat in den vergangenen Tagen dort Flüchtlingslager besucht.

„Die syrische Flüchtlingskrise hat sich im vergangenen Monat verschärft, die Zahl der Flüchtlinge hat zugenommen. Niemand hätte gedacht, dass es so schlimm werden würde. Wir arbeiten hart und mit Mühe daran, allen Menschen zu helfen, brauchen aber noch mehr finanzielle und andere Hilfen."

Nach offiziellen Angaben des Flüchtlingswerkes der Vereinten Nationen UNHCR flohen im vergangenen Monat 120.000 Menschen aus Syrien, die wirkliche Zahl sei aber noch höher, so die Caritas Internationalis-Mitarbeiterin. Auch viele islamische Wohlfahrtsorganisationen seien vor Ort aktiv, um den Menschen zu helfen, berichtet Sheahan. Viele Flüchtlinge seien völlig verstört:

„Das sind Menschen, die schreckliche Dinge in ihrem Land gesehen haben, mit denen sie nie gerechnet hätten. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die Milch für ihre fünf Kinder brauchte. Aus Angst vor den Heckenschützen ging ihr Nachbar für sie. Er wurde angeschossen, sie rannte raus, um ihm zu helfen – und wurde am Bein getroffen. Die Frau überlebte, aber der Nachbar erlag seinen Verletzungen."

In einem Bericht der unabhängigen Syrienkommission des UNO-Menschenrechtsrates werden den syrischen Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition Kriegsverbrechen bescheinigt: Darin ist von Folter, sexueller Gewalt und willkürlichen Verhaftungen die Rede. Insgesamt habe sich die Menschenrechtslage in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Der Vatikan hat mehrfach zur Waffenruhe, zum Zulassen humanitärer Hilfen und zu Dialog aufgerufen. (rv)

US-Kirche stolz auf ihre Ordensfrauen

„Der Heilige Stuhl und die Bischöfe der USA sind zutiefst stolz auf den Beitrag von Ordensfrauen zum Leben der Kirche." So heißt es in einem Statement von Erzbischof Peter Sartain zum Abschluss einer Konferenz von Ordensfrauen. Sartain ist der Vatikan-Beauftragte für die Vereinigung der weiblichen Ordensgemeinschaften, denn der Heilige Stuhl verpflichtete die Leadership Conference of Women Religious (LCWR) im vergangenen April zu Reformen. Außerdem bemängelte die vatikanische Glaubenskongregation einige Abweichungen des Verbands in Glaubensinhalten.

Erzbischof Sartain betont, dass die Ordensfrauen einzigartige Gaben in das Leben der Kirche einbrächten. Sie verdienten den Respekt, die Unterstützung, den Dank und das Gebet der gesamten Kirche. Besonders betont er in seinem Statement den Einsatz der Frauen an den Rändern der Gesellschaft. Ob der Schutz des ungeborenen Lebens oder der Einsatz für die Opfer von Menschenhandel: Überall dort seien Ordensfrauen anzutreffen.
Gemeinsam mit der Leitung des LCWR wolle er nun die vom Vatikan erhobenen Vorwürfe „in einer Atmosphäre des Gebetes und des respektvollen Dialoges" klären. Er hoffe, dass dies erreicht werden könne, ohne einerseits die Lehre der Kirche oder andererseits die Bedeutung des LCWR zu schwächen, so Erzbischof Sartain in seinem Statement.

In ihrer Abschlusspressekonferenz betonte Schwester Pat Farrell, die bisherige Vorsitzende des LCWR, noch einmal die Enttäuschung der Ordensfrauen über das Verdikt aus dem Vatikan. Man wolle aber am wechselseitigen Verständnis arbeiten. Gleichzeitig betonten die Schwestern, dass ihre Art des Ordenslebens ein authentischer Ausdruck einer Berufung sei, der nicht kompromittiert werden dürfe. Sie drückten ihre Hoffnung aus, dass in dem anstehenden Klärungsprozess der Kirchenführung der Auftrag, die Werte und die Handlungsweisen des LCWR besser erklärt werden könnten.

Ein erster Schritt ist direkt im Anschluss an die Versammlung des LCWR getan worden: Erzbischof Sartain nahm an der Leitungssitzung des neugewählten Vorstandes teil. Am vergangenen Wochenende war die Versammlung der LCWR in St. Louis zu Ende gegangen. Sie vertritt nach eigenen Angaben mit 57.000 Ordensfrauen etwa 80 Prozent aller weiblichen Ordensleute in den USA. (rv)

Vatikan/Ukraine: Sondergesandter Tomko

Der slowakische Kardinal Jozef Tomko vertritt Papst Benedikt bei den 600-Jahrfeiern des lateinischen Erzbistums Lemberg in der Westukraine. Das wurde an diesem Samstag im Vatikan bekannt. Die Feierlichkeiten finden am 8. September statt. Erzbischof vom Lemberg ist der frühere Papst-Sekretär Mieczyslaw Mokrzycki. Zu seiner Diözese gehören rund 150.000 Katholiken, die den Gottesdienst im römischen Ritus feiern. Kardinal Tomko ist 88 Jahre alt und seit 2001 im Ruhestand, zuletzt leitete er die einflussreiche vatikanische Missionskongregation. In diesen Wochen machte der rüstige Kirchenmann als „Kommissar" in dem aus drei Kardinälen bestehenden Gremium zur Aufdeckung des Vatileaks-Skandals unter Vorsitz des Spaniers Julian Herranz von sich reden. (rv)

Philippinen: Kardinal Rosales feiert heute seinen 80. Geburtstag

Der emeritierte Erzbischof von Manila, Gaudencio Borbon Kardinal Rosales, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Rosales wurde durch Papst Benedikt XVI. im März 2006 in den Kardinalsstand erhoben. Bis 2011 leitete er die Erzdiözese Manial. Mit seinem Geburtstag verliert er das aktive Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das Kardinalskollegium umfasst derzeit 208 Purpurträger von diesen sind noch 119 Kardinäle wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Schweiz: Bundesgerichtsurteil zu Kirchenaustritt

Wer aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft austritt, kann weiter seine katholische Konfession behalten. Das hat das Schweizer Bundesgericht an diesem Freitag entschieden. Das Gericht fällte ein entsprechendes Urteil zu einem Fall einer Frau aus Luzern, die aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft austreten und gleichzeitig katholisch bleiben wollte. Die Richter urteilten, wer aus der Körperschaft austrete, habe damit keine Rechte und Pflichten mehr gegenüber dieser Institution. Er habe zwar keine Kirchensteuerpflicht oder Stimmrecht in der Gemeinde, dürfe sich aber weiterhin katholisch bezeichnen. Nun gilt es für die katholische Kirche zu klären, welche Bedeutung ein solcher Austritt für die Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft hat. Das sagt die Pressesprecherin des Bistums Basel, Adrienne Suvada, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der konkrete Fall betrifft nämlich das Bistum Basel.

„Bis anhin galt, dass man einen formellen Austritt schreiben musste, danach führte man ein Gespräch mit dem Generalvikar und schließlich wurde entschieden, ob man aus der Körperschaft austreten darf. Den entsprechenden Betrag der Kirchensteuer konnte der Antragssteller dann in einem Solidaritätsfonds einbezahlen. Das ist künftig nicht mehr möglich. Wir müssen den Austritt auf jeden Fall gewährleisten. Das wird das Bistum auch machen. Es ist nun zu klären, wie man die Pflicht zur Unterstützung der Kirche lösen kann."

Ob der Betreffende geistlich einer Kirche angehören wolle, sei aus staatlicher Sicht nicht relevant, urteilte das Gericht.

„Solche Fälle waren bislang sehr selten. Meistens geht es dabei um persönliche Probleme des Betreffenden mit der eigenen Kirchgemeinde. Das ist zum Beispiel durch einen Arbeitskonflikt entstanden. Es kam auch vor, dass man nicht einverstanden war, wie die Gelder in der Kirchgemeinde verwaltet werden und deshalb aus dieser Gemeinde austreten wollte, doch gleichzeitig katholisch bleiben wollte."

Für diese Fälle gibt es in der Regel einen Solidaritätsfonds, in den die Gelder anstatt an die Gemeinde vor Ort fließen. Bei dem Fall in Luzern wollte aber die Frau nichts mit dem Bistum zu tun haben und auch nicht in den Solidaritätsfonds einzahlen. Kirchenrechtlich gesehen handelt es sich bei solchen Fällen dennoch nicht um einen „Austritt aus der Glaubensgemeinschaft, weil diese Personen ausdrücklich katholisch bleiben möchten", so Bistumssprecherin Suvada.

„Dieser Fall war im Kanton Luzern. Aber es gibt schweizweit solche Fälle. Sehr wahrscheinlich werden die Kirchenaustritte künftig sogar mehr sein. Wir werden deshalb auf Bistumsebene eine Regelung ausarbeiten, wie wir damit umgehen sollen. Jedes andere Schweizer Bistum kann dann aber selber entscheiden, wie es selber damit umgehen will. Ich denke aber, dass es auf nationaler Ebene sinnvoll wäre, eine gemeinsame Regelung zu finden, damit es überall gleich gehandhabt wird."

Die neue Regelung des Bistums Basel soll spätestens in zwei Monaten bereit sein, so Suvada. Auf jeden Fall müssten Pfarreien die Sakramente weiterhin kostenlos anbieten.

„Es gab Pfarreien, die eine Tarifordnung hatten, für die Einzelfälle von Ausgetretenen. Als Bistum sind wird dagegen. Die Sakramente sollten weiterhin kostenlos gewährleistet werden, so wie es schon immer üblich war. Es handelt sich bisher auch um Einzelfälle, und wir werden diese Handhabung sehr wahrscheinlich auch weiter behalten." (rv)

Spanien: Die Wirtschaftskrise wächst, die Großzügigkeit der Menschen auch

Die Inflation steigt, die Rezession nimmt zu: Die Wirtschaftskrise in Spanien schädigt nicht die Solidarität der Menschen untereinander, ganz im Gegenteil. Das sagt der Erzbischof von Oviedo, Jesús Sanz Montes, im Interview mit Radio Vatikan.

„Mehr als je zuvor gibt es diese Großzügigkeit, sie nimmt bei den Menschen auch in Zeiten der großen Krise keineswegs ab. Die Bereitschaft, für den Anderen etwas zu tun, Zeit oder auch Geld zu opfern, nimmt zu."

In Europa wandle sich die ökonomische Krise in eine soziale Krise und das verlange nach einer Antwort der Kirche, so Erzbischof Sanz Montes. Besonders müsse man ein Auge auf die Rettungsmaßnahmen der EU werfen.

„Wir müssen zuerst auf die Verwundbarkeit des Systems hinweisen und darauf, dass es sehr weltliche Interessen gibt, die die Stabilität von Staaten wir Spanien und auch Italien schwächen wollen. Wir sind sehr besorgt, weil die daraus resultierende Arbeitslosigkeit stetig zunimmt. Diese Verwundbarkeit wirkt sich eben nicht auf das Bankenwesen oder die Politik aus, sondern trifft die Schwächsten der Gesellschaft, vor allem bei den Jugendlichen.
Wir hoffen aber, dass die Menschen auf eine vernünftige Weise protestieren. Wenn wir die Werte, für die wir stehen, auf den Plätzen aufgeben, hilft das gar nicht. Die Kirche wird hierbei mit neuen Augen gesehen. Wir werden nicht als interessierte Parte wahrgenommen, als Partei in dem Streit."
(rv)