Vatikan/D: Glückwünsche und Kritik für Erzbischof Müller

Die Ernennung des Regensburger Bischofs Müller zum Nachfolger des US Kardinals William Joseph Levada brachte auf der einen Seite Segenswünsche und Gratulationen, auf der anderen Seite aber auch starke Kritik. Kennt man die Biografie und den Führungsstil des ehemaligen Regensburger Oberhirten, so sind die Reaktionen nicht verwunderlich und waren auch zu erwarten. Papst Benedikt XVI. wird klar vorhergesehen haben, dass sein Neuer Pro-Präfekt der Glaubenskongregation in Deutschland aber auch in der Weltkirche nicht kritiklos in sein neues Amt wechseln würde. Schließlich ist die Kongregation für die Glaubenslehre der Katholischen Kirche kein unwichtiges Dikasterium in der Römischen Kurie und somit der Kirche schlechthin. Der Papsts hatte schon immer eine enge Verbindung zu Müller, der früher Dogmatik-Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität in München war.

 

Der neue oberste Glaubenshütter ist in theologischer Hinsicht mit Sicherheit eine sehr gute Wahl, Kritik an seiner Person resultierte meist aus seinem bisherigen Führungsverhalten. Nicht von ungefähr fallen Begriffe wie konservativ und Hardliner wenn es um ihn geht. In seiner knapp zehnjährigen Amtszeit als Diözesanbischof in der Oberpfalz hat Müller unmissverständlich klar gemacht welche Befugnisse ihm als Ordinarius des Bistums zustehen. Bei Priestergehorsam und Begrenzung der Laienorganisationen im Bistum zeigte er seine autoritäre Amtsführung und erhielt mehrfach die Bezeichnung „Unversöhnlicher Bischof“.  Seine Gegner warfen ihm gar fehlende Offenheit, Menschlichkeit und Dialogbereitschaft vor. Als Episkopat wusste er sich zu wehren und hier nicht nur von der Kanzel. Juristische Schritte, im zivilen wie kanonischem Recht, leitet er in seiner Amtszeit vielfach ein, meistens mit Erfolg.

 

 Für seinen neuen Wirkungskreis erhielt Erzbischof Müller viele Glückwünsche:

  • Georg Ratzinger (Papstbruder): „Ich wünsche ihm, dass er die notwendige Zeit der Einarbeitung findet und nicht gleich in stürmische Zeiten hineingeführt wird.“
  • Michael Fuchs (Generalvikar, Regensburg): „Bei aller Freude müssen wir dennoch feststellen, dass das Bistum einen großen Hirten und leidenschaftlichen Seelsorger verliert.“
  • Gloria von Thurn und Taxis (Regensburg): „Ich empfinde ganz große Wertschätzung für den Bischof als Theologen und auch als Führungspersönlichkeit. Die Regensburger weinen ihm mehrere Tränen nach.“
  • Reinhard Kardinal Marx (Erzbischof München und Freising): „Mit unserem MitbruderGerhard Ludwig Müller wird ein weltbekannter und anerkannter Theologe in einer schwierigen Zeit voller Herausforderungen an die Spitze der Glaubenskongregation berufen.“

Andere meldeten sich negativ zu Wort:

  • Hans Küng (Theologe): Konflike in der von Skandalen geschüttelten Kurie und römischen Kirche sind mit Müllers Ernennung vorprogrammiert. Als Präfekt der Glaubenskongregation ist dieser bornierte Scharfmacher fehl am Platz.“
  • Wir sind Kirche (Laienorganisation): „Müllers zehnjährige Amtszeit im Bistum sei von einer Überbetonung des bischöflichen Amtes und der Person des Bischofs gekennzeichnet gewesen.“

 

Die Priesterbruderschaft St. Pius X (FSSPX) war Müller in seiner Amtzeit in Regensburg ein Dorn im Auge. Immerwieder hielt die Priesterbruderschaft in Zaitzkofen (Bistum Regensburg) Priesterweihen ab. Hier unterhält die Priesterbruderscahaft ein Internationales Priesterseminar. In diesem Seminar leugnete der umstrittene ultrakonservative Bischof Richard Williamson gegenüber einem schwedischen TV-Reporter den Holocaust. Durch die Regensburger Staatsanwaltschaft wurde damals ein Strafverfahren eingeleitet. Vor einigen Tagen fanden in Zaitzkofen erneut Priesterweihen statt, dabei soll einer der vier illegitim geweihten Bischöfe der Bruderschaft, Alfonso de Galarreta, Müller als Häretiker, also als jemanden, der den wahren Glauben verleugnet bezeichnet haben. Nun ist Erzbischof Müller nicht nur Pro-Präfekt der Glaubenskongregation sondern auch automatisch Pro-Präsident von drei Kommissionen im Vatikan. Eine dieser Kommissionen ist die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“. Sie wurde von Papst Johannes Paul II. am 02.07.1988 eingesetzt um Anhänger von Erzbischof Marcel Lefebvre zur Communio mit Papst und Römisch-Katholischer Kirche zu führen. Mit apostolischem Schreiben “Motu proprio” vom 02.07.2009 hat Papst Benedikt XVI. die Päpstliche Kommission “Ecclesia Dei” dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre unterstellt. Damit ist Müller in seinem neuen Amt wieder mit der Priesterbruderschaft befasst. Wie die Aussage von Bischof de Gallarate unmissverständlich andeutet, wird die Priesterbruderschaft nicht gerade erfreut über Müllers Ernennung sein. Müller stehen hier sicherlich keine leichten Zeiten bevor. Anderseits hat Müller das Rückrad den Vorstellungen und Wünschen von Papst Benedikt XVI. in den Verhandlungen mit der Priesterbruderschaft gerecht zu werden. Schließlich wünscht der Papst die Priesterbruderschaft als Personalprälatur, ähnlich dem Opus Dei, in den Schoß der Kirche zurückzuführen und das Schisma zu beenden.

 

Da der Präfekt der Glaubenskongregation in der Kardinalstradition steht, wird Erzbischof Müller sich bei der nächsten Kardinalsernennung den „Roten Hut“ – die Kardinalswürde erhalten. (vh)

Bischof Müller neuer Präfekt der Glaubenskongregation

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller als neuen Präfekten der Glaubenskongregation ernannt. Müller wird gleichzeitig zum Erzbischof erhoben. Er folgt auf den US-amerikanischen Kardinal William Levada, der aus Altersgründen zurückgetreten ist. Erzbischof Müller wird künftig auch die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei" leiten, die sich um den Dialog mit den Piusbrüdern kümmert. Des Weiteren wird der neue Präfekt der Glaubenskongregation auch die Päpstliche Bibelkommission und die Internationale Theologische Kommission leiten.

Der 64-jährigen Müller wird somit den drittwichtigsten Posten in der Hierarchie der römischen Kurie besetzen. Bis zu seiner Wahl zum Papst 2005 stand Benedikt XVI. selbst mehr als zwei Jahrzehnte lang dieser Vatikan-Behörde vor, die sich um die katholische Lehre und den Glauben kümmert. Müller kam am 31. Dezember 1947 in der Nähe von Mainz auf die Welt. Am 11. Februar 1978 wurde er in Mainz-Finthen durch Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. 1986 dozierte Müller an der Ludwig-Maximilians-Universität in München auf dem Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte. In der deutschen Bischofskonferenz ist Müller derzeit stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission, Vorsitzender der Ökumenekommission und Mitglied der Kommission „Weltkirche". (rv)

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Kardinal Tauran: „Lügen führen in der Diplomatie selten zum Ziel“

„Ein Diplomat, der lügt, kommt selten ans Ziel". Das hat der Präsident des päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Vatikanveranstaltung zum Thema „Diplomatie und Wahrheit" in Rom betont. Eine Diplomatie, bei der es um Dialog und Vertrauen geht, müsse dagegen im Dienste der Wahrheit stehen, unterstrich Tauran. Dann diene sie Frieden und gesellschaftlicher Harmonie und entwickle die Kraft, zwischen scheinbar unvereinbaren Positionen zu vermitteln und bis zu den Ursachen der Vorgänge vorzudringen, so der Vatikanvertreter, der selbst eine langjährige Erfahrung als Diplomat vorzuweisen hat.

Herausforderungen heutiger Diplomaten
In seinem Vortrag ging Tauran auch auf die neuen Herausforderungen ein, denen Diplomaten heute begegnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich mit dem Völkerbund und den Vereinten Nationen das Bewusstsein einer „globalen Ethik" herausgebildet. Für Menschen mit diplomatischer Verantwortung bedeute dies eine doppelte Verpflichtung: Sie seien ihren eigenen nationalen Regierungen verpflichtet, zugleich aber dem globalem Frieden und der Gerechtigkeit in der Welt. Das habe eine neue Autonomie beziehungsweise eine neue Verantwortung in das Berufsbild eingeführt, folgerte Tauran: ein Diplomat könne heute nicht mehr darauf verzichten, sich auch über „die Moralität der Politik seiner eigenen Regierung" ein Urteil zu bilden.

Sinn des Geheimnisses in der Diplomatie
Im Dunstkreis der Vatileaks-Affäre dürfte so mancher Besucher der Veranstaltung in Rom Anknüpfungspunkte zu den Vorgängen im Vatikan gesehen haben. Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des päpstlichen Kulturrates, der den „Vorhof der Völker" ins Leben rief, nahm im Interview mit Radio Vatikan ein wichtiges Element der Diplomatie in Schutz: das Geheimnis.

„Das Geheimnis hat immer zwei Gesichter. Einerseits ist es sicher Synonym für Diskretion, das heißt also, es geht darum, in bestimmter Hinsicht Elemente zu hüten, die Provokationen und sogar eine Explosion auslösen können. Andererseits hat das Geheimnis eine negative Seite: es kann in einigen Fällen auch heißen, den Völkern eine Wahrheit zu vorzuenthalten, die aber notwendig ist, die zur Gewissensprüfung führt, zur Kritik und möglicherweise zur Veränderung einer Gesellschaft. Deshalb wandeln Diplomaten und Politiker immer auf einem extrem dünnen Grat." (rv)

Piusbruderschaft bleibt skeptisch

Die traditionalistische Piusbruderschaft hat sich skeptisch über eine Aussöhnung mit dem Vatikan geäußert. Der Generalobere könne die zuletzt vom Vatikan vorgelegte Version des Einigungsdokuments nicht unterzeichnen, heißt es in einem als „vertraulich" und „intern" gekennzeichneten Rundschreiben, das seit Dienstag im Internet zirkuliert. Das Dokument trägt die Unterschrift des Generalsekretärs der Bruderschaft, Christian Thouvenot. Anfang Juli werde das Generalkapitel der Bruderschaft tagen und dabei über das Dokument und den gesamten Vorgang beraten.

Thouvenot erklärt unter Berufung auf mehrere nicht genannte Quellen, die letzte vom Generaloberen Bernard Fellay korrigierte Version vom April habe Papst Benedikt XVI. zwar persönlich überzeugt. Mitte Juni habe aber der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, Fellay eine Textfassung vorgelegt, die wieder um einige Monate „zurückgedreht" war. Diese Version des Einigungsdokumentes sei für die Bruderschaft „eindeutig inakzeptabel". Das habe Fellay Levada auch unmittelbar mitgeteilt. Die Korrekturvorschläge der Bruderschaft seien mithin vom Vatikan abgelehnt worden.

Ausgeschlossen von den Beratungen des Generalkapitels ist nach Angaben des Generalsekretärs der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Grund für den von Fellay verhängten Ausschluss seien dessen wiederholte Äußerungen zu den Enigungsbemühungen. Williamson habe „zur Rebellion aufgerufen" und sei beständig ungehorsam gewesen. Mehrere für den 29. Juni vorgesehene Priesterweihen von traditionalistischen Dominikanern und Kapuzinern wurden laut der Mitteilung verschoben. – Das Rundschreiben Thouvenots an die Distriktoberen, Seminare und Häuser der Bruderschaft trägt das Datum vom Montag.

Der Brief ist die neueste Entwicklung eines monatelangen Tauziehens und Schriftwechsels um eine mögliche theologische Einigung. Vorangegangen waren eineinhalbjährige theologische Gespräche von Vertretern des Heiligen Stuhles und der Traditionalisten. Deren Ergebnis war eine sogenannte lehrmäßige Präambel, die der Vatikan im September 2011 als Grundlage einer möglichen Aussöhnung formulierte und den Piusbrüder zur Unterschrift vorlegte. Darin wird die Treue zum Lehramt der katholischen Kirche einschließlich der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils festgehalten.

Die beiden ersten Antworten der Traditionalisten hatte der Vatikan als ungenügend bewertet. Ein drittes Schreiben Fellays Mitte April wurde von der Kardinalsversammlung der Glaubenskongregation Mitte Mai beraten und dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Der Heilige Stuhl hatte zu jedem Zeitpunkt ausschließlich mit dem Oberen der Bruderschaft, Fellay, verhandelt, nicht aber mit den drei übrigen Traditionalistenbischöfen, die ebenfalls 1988 illegal von Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht wurden. Diese drei, unter ihnen Williamson, schlossen eine Rückkehr in die katholische Kirche für die nähere Zukunft grundsätzlich aus.

Für Irritationen hatten in Rom jüngste Äußerungen Fellays gesorgt, Rom verlange von den Piusbrüdern nicht mehr die Akzeptanz des gesamten Zweiten Vatikanums. Im Vatikan hieß es dazu, die Annahme des vollständigen Lehramtes der katholischen Kirche sei und bleibe Grundlage für eine Beendigung des Bruchs zwischen Rom und den Traditionalisten. (rv)

Vatikan: Kardinal in Slowenien

Kardinaldekan Angelo Sodano hat in Slowenien die Stätten der verlustreichen Isonzo-Schlachten des Ersten Weltkriegs besucht. Das teilte das vatikanische Presseamt an diesem Mittwoch mit. Mit der katholischen Bevölkerung habe er der tragischen Ereignisse gedacht und für eine Aussöhnung der Völker gebetet, so die Vatikan-Note. Bei seinem Besuch vom 15. bis 18. Juni traf Sodano demnach auch mit Staatspräsident Danilo Türk und Ministerpräsident Janzez Jansa zusammen. Die zwölf nach dem Fluss Isonzo benannten Schlachten im Ostabschnitt der Front zwischen Italien und Österreich-Ungarn hatten rund eine Million Todesopfer gefordert, ohne große Frontverschiebungen zu erwirken. (rv)

Polen/Vatikan: Ehrendoktorwürde für Kardinal Bertone

Kardinal Tarcisio Bertone hat am Freitag die Ehrendoktorwürde der Universität Krakau verliehen bekommen. In seiner Dankesrede, die er vor den Autoritäten der Universität sowie Vertretern der Regierung und katholischen Kirche in Polen gehalten hatte, ging er auf die Bedeutung der katholischen Universitäten für die Neuevangelisierung, oder Hinführung auf die Frohe Botschaft, ein. Dabei betonte der Kardinal, Evangelisierung sei kein „gelegentliches oder zeitlich beschränktes Werk, sondern regelmäßiger Einsatz und konstitutionelle Notwendigkeit der Kirche". Die größte Gefahr für den Glauben sei dabei nicht der militante Atheismus, der in seiner Abkehr von Gott sich doch mit ihm auseinander setze, sondern eine gewisse Indifferenz und profunde Unkenntnis der Evangelien, die sich mittlerweile in der Gesellschaft breit mache. Die katholischen Universitäten hätten eine wichtige Aufgabe dabei, dieses allgemeine Unverständnis zu bekämpfen. (rv)

Welttreffen der Familien in Mailand: „Es hat zu tun mit Verbindlichkeit“

Etwa eine Million Menschen nimmt in diesen Tagen in der norditalienischen Metropole Mailand am VII. katholischen Welttreffen der Familien teil. Von Freitag bis Sonntag stößt auch Papst Benedikt XVI. dazu. Das Großereignis soll für das kirchliche Bild von Ehe und Familie werben – auch wenn Mailand nicht unbedingt der logischste Ort dafür ist. Walter Brand, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates der deutschen Gemeinde, ist in Mailand aufgewachsen und sagt:

„Patchwork-Familien haben wir sehr viele – wahrscheinlich auch deshalb, weil die Stadt eine sehr weltliche ist. Viel Finanz, viele Familien, bei denen der Mann viel in der Welt herumarbeitet und nur zum Wochenende heimkommt."

Immerhin, auf dem Mailänder Messegelände geben jetzt die Familien den Ton an. Franz-Peter Tebartz-van Elst ist der Familienbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz; er sagte in Mailand unserem Korrespondenten Mario Galgano:

„Es vermittelt sich hier die Katholizität der Kirche: Familien aus allen Kontinenten der Erde, das ist ein sehr vitales und sehr lebendiges Zeugnis. Familien, die unter unterschiedlichen Konstellationen doch das Zeugnis geben, dass Familie Hauskirche ist, Kirche im kleinen. Kardinal Ravasi hat das heute morgen in einem sehr bewegenden Vortrag ja entfaltet, was das heißt: Familie als Haus, die Eheleute als Fundament, die Kinder als lebendige Steine, die vielen Räume, die es zu bewohnen und zu beleben gibt."

Kardinal Gianfranco Ravasi leitet den Päpstlichen Kulturrat. Er stammt aus der Lombardei und hat das Mailänder Treffen eröffnet, zusammen mit dem Erzbischof der Stadt, Kardinal Angelo Scola. Beim Weltfamilientreffen muss Bischof Tebartz-van Elst aus Limburg seine Sprachkenntnisse aufpolieren, denn:

„Es fällt auf, dass Familien vor allem aus den spanischsprechenden Ländern, aus Latein- und Mittelamerika, hier vertreten sind. Das macht mir bewußt, dass ein so großartiges Treffen wie dieses auch bei uns in Deutschland noch mehr Aufmerksamkeit finden muss, um in den kommenden Jahren mehr Familien dort hinzuführen, denen eine solche Stärkung durch gegenseitigen Austausch sehr gut tun würde."

Aber immerhin seien ja die Familien-Verantwortlichen der deutschen Ordinariate und Generalvikariate in Mailand dabei, die trügen ja die Ergebnisse dann in die deutschen Bistümer hinein. Bischof Tebartz-van Elst:

„Es gibt ja bei jungen Menschen eine große Sehnsucht danach, gelingende und stabile Ehe und Familie zu erleben; in diesem Sinne ist es, glaube ich, gut, wenn man von Familien und Eheleuten mitbekommt, wie sie eben diese Berufung leben und wie sie Schwierigkeiten überwinden aus der Kraft des Glaubens heraus. Nichts trägt und belebt so sehr wie das gelebte Zeugnis! Das braucht mehr Raum, das muss sich mehr entfalten können."

Das Gastgeberland Italien ist schon seit vielen Jahren ein Schlußlicht in der EU-Geburtenstatistik. Das liegt vor allem an der Wirtschaftskrise, die hier schon länger spürbar ist als anderswo und jetzt mit neuer Härte zuschlägt, so der Deutsch-Mailänder Walter Brand:

„Besonders diese letzte Krise ist nicht nur für die ärmeren Schichten sehr schwer: Viele steuerliche Maßnahmen zielen auf die Mittelschicht, die eigentlich so eine Stadt wie Mailand aufrechterhalten hat, diese Mittelschicht ist jetzt betroffen. Diese Schicht war nicht wohlhabend, hat aber einigermaßen gut gelebt; plötzlich sind einer oder zwei aus der Familie arbeitslos, und da geht es wirklich an die Reserven."

Der 52-jährige Brand, heute Vater von fünf Kindern zwischen 15 und 26 Jahren, weiß, dass viele junge Paare in italienischen Großstädten sich heute Kinder schlicht nicht leisten können. Überhaupt sei es anstrengend, Kinder in einem solchen Moloch großzuziehen:

„Mailand als Großstadt hat natürlich die ganzen Hindernisse und Gefahren der Großstädte: Viele Menschen, viel Verkehr. Andererseits gibt es durchaus guten Service für Familien, also Schulen, Freizeitmöglichkeiten, Sport, da wird sehr viel angeboten. Wahrscheinlich mehr als in anderen Städten."

Zurück aufs Messegelände: Der Bischof von Limburg hat den Eindruck, dass die Krise von Ehe und Familie heute vielleicht auch zusammenhängt mit der Krise der Berufungen, die die Kirche in den meisten Teilen Europas erlebt.

„Es hat zu tun mit der Verbindlichkeit. Wir beobachten da, wo es Familien gibt, die wirklich in dieser inneren Gebundenheit an Gott Verbindung untereinander gestalten und damit Verbindlichkeit leben, dass aus solchen Keimzellen des Glaubens auch Priesterberufungen und Berufungen fürs gottgeweihte Leben erwachsen. Das hängt zusammen. Insofern ist die Sorge für Ehe und Familie so wichtig – auch im Hinblick auf den geistlichen Nachwuchs."

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, beklagte an diesem Donnerstag bei einem Vortrag in Mailand den „demographischen Winter in Europa". Die Euro-Retter müßten längerfristig mehr auf Familien setzen, denn „mit mehr Konsum und weniger Kindern lassen sich unsere Länder auf Dauer nicht retten", so der Kardinal. Die Kirche sei keineswegs „monothematisch auf das Thema Familie fixiert". Sie mache aber darauf aufmerksam, dass die Familie „die einzige anthropologische Struktur ist, die uns sowas wie Zukunftspläne erlaubt". (rv)

Päpstlicher Kammerdiener im Verdacht

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente ist der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. festgenommen worden. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte die Verhaftung des 46-jährigen Paolo Gabriele am Samstag in einer Mitteilung. Der Hausangestellte befindet sich bereits seit vergangenem Mittwochabend in Haft. Er habe zwei Anwälte benannt und sich mit diesen beraten, so der Vatikansprecher.

Die erste Phase der Erhebungen gegen Gabriele ist nach Angaben von Lombardi bereits abgeschlossen. Durchgeführt wurde sie vom vatikanischen Generalstaatsanwalt Nicola Picardi. Derzeit sei der Untersuchungsrichter Piero Antonio Bonnet am Zug. Die Ermittlungsphase diene dazu, ein angemessenes Gesamtbild der Lage zu erhalten. Danach werde der Untersuchungsrichter den Kammerdiener entweder freilassen oder ein Hauptverfahren eröffnen.

Vor Journalisten erklärte Vatikansprecher Lombardi, bei den Nachforschungen sei nicht von „kurzen Fristen" auszugehen. Welche weiteren Fragen dabei auftauchten, sei ungewiss. So fragen sich beispielsweise etliche Beobachter, ob es noch weitere Verdächtige in der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente gibt. Lombardi ließ anklingen, dass mit der Verhaftung des Kammerdieners noch nicht der Abschluss der Affäre erreicht sei. Bisher sei ausschließlich die vatikanische Justiz mit dem Fall befasst. Der tatverdächtige Kammerdiener wohne auf vatikanischem Staatsgebiet, daher unterliege er „vollständig den vatikanischen Justiznormen".

Der Vatikan habe die Verhaftung erst nach Abschluss der Vorermittlungen bestätigten wollen, erläuterte der Vatikansprecher. Die Festnahme Gabrieles habe im Vatikan „Erstaunen und Schmerz" ausgelöst. „Alle im Vatikan kannten ihn, es gibt großes Mitgefühl mit seiner Familie", betonte Lombardi. Er hoffe, dass die Familie des Mannes „diese Prüfung überstehen" könne.

Der 46-jährige lebte mit seiner Frau und den drei Kindern in einer Wohnung im Vatikanstaat. Er arbeitete seit 2006 als Kammerdiener für Benedikt XVI. Neben vier Ordensfrauen und den beiden Privatsekretären Georg Gänswein und Alfred Xuereb war Gabriele einer der wenigen Vertrauten, die Zugang zu den Privaträumen des Papstes hatten.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder interne Dokumente an italienische Medien weitergegeben worden, in denen es unter anderem um Korruptionsvorwürfe ging. Einige davon sind in dem Buch „Sua Santità" („Seine Heiligkeit") von Gianluigi Nuzzi abgedruckt, das vor einer Woche in Italien erschien. Unter den Dokumenten, die dem Autor zugespielt wurden, sind unter anderem streng geheime und private Briefe des Papstes. Der Vatikan bezeichnete die Veröffentlichung als kriminellen Akt.

Nach ersten Enthüllungen im Januar hatte Benedikt XVI. im April eine Untersuchung der „Vatileaks"-Affäre angeordnet und eine Kommission von Kardinälen unter der Leitung des „Innenministers" des Heiligen Stuhles, Erzbischof Angelo Becciu, mit den Ermittlungen betraut. Im Fokus der Korruptionsvorwürfe stand zumeist das vatikanische Geldinstitut IOR, dessen Präsident Ettore Gotti Tedeschi am Donnerstag zurücktrat. Zuvor hatte ihm der Aufsichtsrat einstimmig das Misstrauen ausgesprochen. Der Vatikan teilte mit, Gotti Tedeschi habe nicht den „grundlegenden Anforderungen" seines Amts genügt. Als Interimschef wurde sein bisheriger Stellvertreter, der Deutsche Ronaldo Hermann Schmitz ernannt. (rv)

Mali: Putschisten bestimmen eigenen Präsidenten

Allen internationalen Absprachen und Friedensplänen zum Trotz haben die Putschisten in Mali einen eigenen Präsidenten bestimmt. Ihr Anführer Amadou Haya Sanogo solle statt Dioncounda Traoré Interims-Staatschef sein. Traoré war einen Tag nach seiner Ernennung zum Übergangspräsidenten in seinem Büro in der Hauptstadt Bamako von Putschanhängern angegriffen und verletzt worden; er ist zur Nachbehandlung nach Paris geflogen. Dieses Vakuum haben sich die Putschisten zunutze gemacht. Unter Führung von Sanogo hatte eine Gruppe von Soldaten Ende März die Macht an sich gerissen und Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt. Nach dem Putsch gelang es Rebellen binnen weniger Tage, große Teile des Nordens unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Lage in dem westafrikanischen Land ist seither äußerst angespannt. (rv)

Südafrika: Die Bischöfe des südlichen Afrika bündeln ihre Kräfte

Die Bischöfe des südlichen Afrika bündeln ihre Kräfte, um so viele Wahlbeobachter wie möglich zu den nächsten Wahlen in mehreren ihrer Länder zu mobilisieren. Das erklären sie in einem gemeinsamen Statement. Sie wollten alles tun, um zu „freien und friedlichen Wahlen" beizutragen, „denn wir haben gesehen, wie Gewalt und Unsicherheit das Leben der Leute belasten und die Entwicklung bremsen". Der Bischofsverband des südlichen Afrika deckt folgende Staaten ab: Südafrika, Botswana, Swaziland, Lesotho, Mosambik, Angola, Sao Tomé und Principe, Namibia und Simbabwe. Die Bischöfe fordern die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft SADC dazu auf, bei anstehenden Wahlen in ihren Mitgliedsländern demokratische Abläufe zu garantieren. Heikel ist vor allem die Lage in Simbabwe. Gerüchte über eine schwere Krankheit von Präsident Robert Mugabe werfen Fragen nach der Zukunft des Landes auf. (rv)