USA: Bistümer leiten Verfahren gegen Obama ein

43 katholische Diözesen, Krankenhäuser, Schulen und kirchliche Organe haben Klagen gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama eingereicht. Mit den insgesamt zwölf Klagen kämpfen sie gegen eine Entscheidung des Gesundheitsministeriums, katholische Organisationen zur Bezahlung von Verhütungsmitteln und Arzneimitteln, die Abtreibungen herbeiführen, zu verpflichten. von New York, der Präsident der US- Bischofskonferenz, betont in einer Erklärung, man habe alles für einen Konsens getan, aber vergeblich. Jetzt werde die Zeit knapp, „und unsere wertvollen Ämter und Grundrechte hängen am seidenen Faden". „Wir müssen uns jetzt daher an den Gerichtshof wenden", so der Kardinal wörtlich. Der Verband „Becket Fund for Religious Liberty" unterstützt die Klagewelle. Das sagte uns seine Medienverantwortliche Emily Hardman. Der Grund hierfür sei, dass es um die Religionsfreiheit insgesamt gehe. Der Staat solle kein Recht darauf haben, religiöse Einrichtungen zwingen zu können, gegen ihren Glauben zu handeln. (rv)

Israel: Kardinal Meisner weiht im Heiligen Land ein Kloster

Kardinal Joachim Meisner hat ein neues deutsches Benediktinerkloster im Heiligen Land eingeweiht. Das Leben der Mönche müsse Maß nehmen am Leben Jesu, sagte der Kardinal in seiner Predigt. Jesu Spuren seien nirgends so greifbar wie im Heiligen Land, fügte der Kölner Erzbischof an, der Vorsitzender des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande ist. Neben dem Generalsekretär des Vereins vom Heiligen Lande, Heinz Thiel, und mehreren Diözesanvertretern waren acht Bischöfe und Äbte angereist, darunter Alt-Patriarch Michel Sabah. Das neue Kloster liegt in Tabgha am See Genezareth, unweit der Ruinen von Kafarnaum. (rv)

Kardinal Brandmüller: „Nostra Aetate nicht dogmatisch bindend“

Der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller hofft auf eine Rückkehr der schismatisch orientierten Piusbruderschaft zur römisch-katholischen Kirche. Das sagte er am Montag im Gebäude von Radio Vatikan in Rom. Der frühere vatikanische Chef-Historiker stellte vor Journalisten ein Buch über das Zweite Vatikanische Konzil vor; dabei sagte er:

„Wir hoffen, dass der Versuch des Heiligen Vaters, die Kirche zu einen, gelingt – auch mit Blick auf die Lefebvrianer. Es ist die Historizität jedes Konzils, die einen Ausgangspunkt für einen fruchtbaren Dialog mit den Lefebvrianern darstellt. Wenn wir uns über den unterschiedlichen kanonischen Charakter der verschiedenen Konzilsdokumente klarwerden, sehen wir, ob sich eine Tür öffnet für eine Fortsetzung des Dialogs über das rechte Verständnis der verschiedenen Dokumente. Es gibt einen großen Unterschied etwa zwischen den großen Konstitutionen, z.B. „Sacrosanctum Concilium", „Dei Verbum" oder „Lumen Gentium", und den einfachen Erklärungen des Konzils…"

Brandmüller reagierte mit diesen Worten auf die Frage einer Journalistin. Weiter führte er aus:

„Seltsamerweise haben die beiden umstrittensten Texte, nämlich „Nostra Aetate" und „Dignitatis Humanae", nach der Einschätzung meines verehrten Professors in Kirchenrecht Klaus Mörsdorf, keinen lehrmäßig bindenden Inhalt. Also kann man darüber reden! Und um die Wahrheit zu sagen: Ich verstehe unsere Freunde von der Piusbruderschaft nicht, die sich fast ausschließlich auf diese beiden Texte konzentrieren. Es tut mir leid – denn das sind die am einfachsten zu akzeptierenden Texte, auch wenn wir ihre kanonische Natur bedenken!"

Mörsdorf war Ordinarius für Kirchenrecht in München, wo er 1989 starb. „Nostra Aetate" und „Dignitatis Humanae" sind beides Erklärungen des Zweiten Vatikanischen Konzils; in der ersten geht es um das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum, in der zweiten um Menschenwürde und Menschenrechte. Auf die Nachfrage eines Journalisten, wie verbindlich diese Konzilserklärungen für einen Christen denn nun seien, erklärte Kardinal Brandmüller:

„Natürlich muss man sie ernstnehmen, als Ausdruck des lebendigen Lehramts! Aber ohne die ganze Kirche binden zu wollen, damit sie diese Formel akzeptiert, in der sie sich befinden."

Brandmüller war von 1998 bis 2009 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften; Papst Benedikt machte ihn 2010 ehrenhalber zum Kardinal. Die Piusbruderschaft zweifelt nicht nur an Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils, sondern geht auch in der Liturgie einen Sonderweg. Die vatikanische Glaubenskongregation hat den Piusbrüdern im September 2011 eine „Lehrmäßige Präambel" überreicht; nur wenn sie diesen Text ohne Vorbehalte akzeptieren, können die Anhänger des verstorbenen schismatischen Erzbischofs Marcel Lefebvre wieder zurück in den Schoß der römischen Kirche.

Einen deutlich anderen Akzent als Brandmüller hat Kardinal Kurt Koch unlängst gesetzt. Bei einem Festakt am Mittwoch letzter Woche in Rom sprach der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates über „Nostra Aetate". Dabei stellte er klar, dass die Konzilsdokumente, einschließlich „Nostra aetate" mit seinen Aussagen zu Kirche und Judentum, für alle Katholiken bindend seien. Man könne nicht Katholik sein, ohne das Zweite Vatikanische Konzil und die daraus folgende kirchliche Lehre zu akzeptieren. „Denn alle Dokumente, Dekrete und Konstitutionen des Konzils sind für jeden Katholiken bindend", so der Kardinal wörtlich. Koch ist der Vatikanverantwortliche für den Dialog mit dem Judentum. Seine wesentlichen Aussagen wurden auch von der Vatikanzeitung „L`Osservatore Romano" wiedergegeben. (rv)

Papst Benedikt hat den Bischof von Trapani auf Sizilien seines Amtes enthoben

Bischof Francesco Micciche' hatte vor einigen Monaten im Mittelpunkt eines Untersuchungsverfahrens zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gestanden. Dabei ging es nach Angaben der Nachrichtenagentur ansa um die Gelder von zwei Stiftungen, die von der Kurie in Trapani verwaltet werden. Die Staatsanwalt von Trapani hatte von etwa einer Million Euro gesprochen, deren Verbleib nicht ausgewiesen seien. Im Juni letzten Jahres habe der Bischof von Mazara del Vallo, Domenico Mogavero, eine Apostolische Visitation im Bistum durchgeführt. Zum Apostolischen Administrator von Trapani machte der Papst an diesem Samstag den früheren Erzbischof von Pisa, Alessandro Plotti. Bischof Micciche' beteuerte in einer ersten Reaktion, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Im Brief des Nuntius an ihn werde keine Begründung für seine Amtsenthebung genannt, aber er gehorche aus Treue zum Papst und zur Kirche. (rv)

Kardinal Filoni: „Evangelisierung ist nicht das Werk einsamer Schiffer“

Das Jahr des Glaubens, die Bischofssynode zur Neuevangelisierung, der 50. Jahrestag zur Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils und Anstrengungen für die Kirche in China – das sind nach den Worten von Kardinal Fernando Filoni die hervorstechendsten Themen für die Kirche in diesem Jahr. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker äußerte sich am Montagabend in seiner Eröffnungsansprache zur Jahresversammlung der nationalen Leiter der Päpstlichen Missionswerke, die derzeit in Rom stattfindet. Dabei betonte er, dass die Evangelisierung „nicht das Werk einsamer Schiffer" sei, sondern den „Weg des Volkes Gottes begleite". Man müsse im Jahr des Glaubens „eine neue Epoche der Evangelisierungstätigkeit einweihen", die durch „die Wiederaneignung unseres Glaubens" und das „authentische Zeugnis des Lebens" geschehe, so der Kardinal wörtlich. Die Jahresversammlung der Leiter der Päpstlichen Missionswerke findet noch bis zum 12. Mai im Exerzitienhaus der Salesianer in Rom statt. (rv)

Vatikan/China: Kritik an illegalen Bischofsweihen

Die vatikanische China-Kommission hat sich zu jüngsten Vorgängen rund um Bischofsweihen in China geäußert. In zwei Fällen in den letzten Tagen hatten sich vom Papst nicht anerkannte Bischöfe an der Weihe von neuen papsttreuen Bischöfen beteiligt. Sie haben mit diesem unerlaubten sakramentalen Akt „nicht nur ihre eigene kanonische Lage verschlimmert", sondern auch „das Gewissen der Priester und Gläubigen in Not gebracht", die bei den Weihen zugegen waren. Das steht in einer Verlautbarung aus dem Vatikan von diesem Donnerstag.

Die China-Kommission hatte sich in den vergangenen drei Tagen über das katholische Glaubensleben in China beraten. An sich ging es dabei um Evangelisierung und die Ausbildung von Priestern und Laien. Allerdings machten die beiden jüngsten Bischofsweihen in China offenbar eine Stellungnahme aus dem Vatikan nötig. Die nicht legitimen Bischöfe hätten mit dem Auflegen der Hände als Zeichen der Weihe eine Macht missbraucht, die ihnen die Kirche gar nicht gegeben hat, heißt es in dem Schreiben.

Umgekehrt hatten sich auch papsttreue Bischöfe in der Vergangenheit an illegalen Bischofsweihen beteiligt, erinnert die China-Kommission. Viele von ihnen hätten inzwischen ihre Position erklärt und um Verzeihung gebeten, was Papst Benedikt „wohlwollend angenommen" habe. Diejenigen, die diesen Weg nicht gegangen seien, seien dazu aufgerufen, dem Beispiel zu folgen. Außerdem verdeutlicht die China-Kommission neuerlich, dass es Aufgabe des Heiligen Stuhles sei, Bischöfe zu ernennen: die Oberhirten „empfangen von Christus, durch die Kirche, ihre Aufgabe und ihre Autorität, die sie in Einheit mit dem Römischen Pontifex und allen Bischöfen der ganzen Welt ausüben."

Die katholischen Laien seien dazu aufgerufen, sich in die Zivilgesellschaft und in die Arbeitswelt einzubringen, so das Papier weiter. Ihr Beitrag bestehe unter anderem darin, „das Leben zu lieben und es zu respektieren, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende; die Familie zu lieben und für die Werte einzustehen, die auch der traditionellen chinesischen Kultur eignen"; das sind deutliche Anspielungen auf die vom Regime auferlegte Einkindpolitik sowie auf die in China praktizierte Todesstrafe.

Die katholischen Laien auch in China haben einen klaren Auftrag zur Mission, heißt es in der Stellungnahme der China-Kommission weiter. Dazu brauche es allerdings als Fundament eine solide christliche Bildung. Angesichts zahlreicher Erwachsenentaufen müssten die Diözesen Bildungsprogramme für Taufwerber und bereits getaufte Katholiken entwickeln. Die Lehren des II. Vatikanischen Konzils seien zu vertiefen, besonders in Fragen der Ekklesiologie und der Soziallehre der Kirche, und zwar ganz besonders dort, wo eine rasche wirtschaftliche Entwicklung verzeichnet wird. Besonderes Augenmerk sollten die Bischöfe auf Phänomene wie innerer Migration und Landflucht legen, mahnt die China-Kommission an.

Die China-Kommission tagte zum fünften Mal seit ihrer Einrichtung durch Benedikt XVI. im Jahr 2007. Der Papst hatte damals einen langen Brief an die Katholiken in China gerichtet, in dem er unter anderem auf die heikle Fragen der Bischofsernennungen einging. (rv)

Papst schreibt an deutsche Bischöfe: „pro multis“ mit „für viele“ übersetzen

Ein Brief aus Rom: Papst Benedikt XVI. hat mit Datum vom 14. April einen Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verfasst und dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, zur Kenntnis gebracht. In diesem Brief geht der Papst auf die angemessene Übersetzung des Kelchwortes im Hochgebet der Heiligen Messe ein. Kernpunkt: Die lateinischen Worte „pro multis" sollen künftig mit „für viele" übersetzt werden. Das Argument der Papstes: Die Treue zu den Worten Jesu, wie sie in den Einsetzungsworten wiedergegeben sind. Dabei sei ihm „bewusst, dass die Übersetzung eine ungeheure Herausforderung an alle bedeutet, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist", schreibt Benedikt XVI. wörtlich.

Dem Papst schien Eile geboten: Schließlich wird bald das neue „Gotteslob" für den deutschen Sprachraum veröffentlicht, da braucht es eine einheitliche Übersetzung des Kelchwortes – um, wie Benedikt schreibt, einer „Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen". Der Papst äußert sich in seinem Schreiben sehr detailliert zu exegetischen Fragen rund um die Einsetzungsberichte in den Evangelien. Dass die deutsche Fassung des Römischen Missale seit den sechziger Jahren „pro multis" mit „für alle" fasste, war für Benedikt XVI. „keine reine Übersetzung, sondern eine Interpretation, die sehr wohl begründet war und bleibt, aber doch schon Auslegung und mehr als Übersetzung ist". Die Übersetzer-Instruktion der Gottesdienst-Kongregation von 2001 habe hingegen „wieder das Prinzip der wörtlichen Entsprechung in den Vordergrund gerückt, ohne natürlich einen einseitigen Verbalismus vorzuschreiben". Benedikt wörtlich: „Das Wort muss als es selbst, in seiner eigenen vielleicht uns fremden Gestalt da sein". In diesem Zusammenhang sei vom Heiligen Stuhl „entschieden worden, dass bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort „pro multis" als solches übersetzt und nicht zugleich schon ausgelegt werden müsse".

Er wisse, dass das normalen Gottesdienstbesuchern „als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen" erscheinen könne: „Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert?" Dieser Unsicherheit müsse „eine gründliche Katechese" abhelfen, so der Papst. „Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt." Der Papst macht eine solche Katechese sogar zur Grundbedingung für das Inkrafttreten des neuen Gotteslobes: „Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten, um sie dann mit den Priestern zu besprechen und zugleich den Gläubigen zugänglich zu machen", erläutert er seine Absicht. Der Papst betont unmißverständlich: Jesus sei für alle gestorben. Aber die Kirche müsse die Formulierungen aus den Einsetzungsberichten des Neuen Testaments respektieren. (rv)

Syrien: Jesuiten stemmen sich gegen das Flüchtlingsdrama

Eine halbe Million Menschen sind in Syrien derzeit auf der Flucht, zwischen 90.000 und 100.000 Syrer, darunter zahlreiche Familien mit kleinen Kindern, sind in das benachbarte Jordanien geflohen. Das geht aus Schätzungen des UNHCR und Berichten des Internationalen Jesuitenflüchtlingsdienstes hervor.

„Ein großes Problem ist, dass die Hilfsorganisationen keine ausländischen Mitarbeiter ins Land bringen können, weil sie keine Visa bekommen. Das heißt, dass ihre Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt ist. Es gibt im Land ein Paar Hilfsorganisationen, doch sind zivilgesellschaftliche Strukturen, zu denen ja auch Nichtregierungsorganisationen und Hilfsorganisationen gehören, aufgrund des politischen Systems nicht stark ausgeprägt."

Judith Behnen von der deutschen Jesuitenmission ist in den vergangenen Tagen mit dem Leiter des Internationalen Jesuitenflüchtlingsdienstes, Pater Peter Balleis SJ, durch Syrien und Jordanien gereist. Während große internationale Hilfsorganisationen immer noch enorme Schwierigkeiten haben, in Syrien humanitäre Hilfe zu leisten, setzt der Jesuitenflüchtlingsdienst auf lokale Netzwerke und Nachbarschaftshilfe, die von Jesuiten vor Ort koordiniert werden, erzählt sie im Interview mit Radio Vatikan:

„Die Jesuiten können in Homs, Aleppo und Damaskus zusammen mit der Caritas und der lokalen Kirche auf einem bestimmten Level Hilfe leisten, zum einen weil die Strukturen für die irakischen Flüchtlinge schon bestehen und zum anderen, weil es viele freiwillige junge Leute gibt, Christen und Muslime, die Nachbarschaftshilfe leisten. Das Ganze funktioniert aber nur über persönliche Kontakte und die lokale Kirche vor Ort, es gibt keine großangelegten Hilfsapparate. Das ist im Moment wirklich nicht möglich."

Der Internationale Jesuitenflüchtlingsdienst kümmert sich seit 2008 in Syrien und Jordanien um irakische Flüchtlinge. Diese bestehenden Hilfsstrukturen würden jetzt für die syrischen Flüchtlinge genutzt, darunter Christen wie Muslime. Ob Lebensmittel, Kochutensilien, Matratzen oder Miethilfen, mit schon ein Paar Euro könne den Menschen geholfen werden, berichtet Behnen. Dabei profitierten die Flüchtlinge auch von der Unterstützung der irakischen Flüchtlinge, die bisher nicht in ihr Land zurückkehren konnten. Ein Prinzip jesuitischer Hilfsarbeit: die Mobilisierung von Flüchtlingen für Flüchtlinge. Dazu Behnen:

„Dieses Prinzip hat große Solidarität zur Folge und schafft Vertrauen. Ich war mit einer älteren Frau aus dem Irak in Jordanien unterwegs, die sagte: ,Das ist genau das, was wir damals erlebten, als wir 2003 oder 2007 aus dem Irak gekommen sind. Seht zu, dass ihr nicht zu lange im Provisorium lebt, schickt eure Kinder sofort in dies Schule, gebt den Traum auf, nach zwei Wochen sofort wieder nach Hause zu kommen, das ist nicht realistisch.’"

Viele der Flüchtlinge haben schon eine regelrechte Odyssee quer durch das Land hinter sich. Neben Unsicherheit, Obdachlosigkeit und Verarmung hätten zahlreiche Menschen, vor allem Kinder, mit psychischen Folgen der Gewalt zu kämpfen.

„Die kommen aus Städten wie Homs, also Orten, die bombardiert werden und wo Familie fliehen vor der Gewalt. Wir haben viele getroffen, die schon mehrfach weitergezogen sind. Eine Familie aus Homs war erst in einem Dorf in Zelten untergebracht, sie hatten nur noch ihr Auto, sind dann weiter nach Damaskus gezogen. Es gibt Flüchtlinge, die schon die zweite, dritte Station hinter sich haben, weil sie Schutz gesucht haben an Orten, die dann zu Schauplätzen kämpferischer Handlungen wurden. Viele der Kinder sind traumatisiert und haben Alpträume, die Eltern lassen sie nicht mehr aus dem Haus."
Was wünscht sich die syrische Bevölkerung mit Blick auf die politische Zukunft ihres Landes? Der Friedensplan der Vereinten Nationen steht auf wackeligen Füßen, ebenso scheint die vereinbarte Waffenruhe immer wieder gebrochen zu werden. Nach zahlreichen Gesprächen mit Kirchenleuten, Christen und Muslimen in Syrien – Behnen war in Aleppo, in Damaskus und in den jordanischen Grenzgebieten unterwegs – kommt sie zu folgendem Schluss:

„Also es ist ganz klar: Es gibt auf christlicher Seite beide politische Positionen und es ist eindeutig kein Religionskonflikt, das geht quer durch. Ich glaube, dass es in dem Konflikt ganz unterschiedliche Interessen gibt, auch politische, dass es eigentlich schon ein regionaler Konflikt ist, weil die Nachbarländer und die Internationale Gemeinschaft mit unterschiedlichen Interessen darauf einwirken. Für die Jesuiten vor Ort ist völlig klar, dass es ihnen selbst nicht um Politik, sondern um humanitäre Hilfe geht. Das Leiden jedes Einzelnen zählt, egal auf welcher Seite er steht."

Das Problem sei freilich, dass die Grenze der Gewalt „von beiden Seiten" überschritten worden sei:

„Beide Seiten haben Grenzen überschritten, wenn man sich anhört, welche Gräueltaten verübt wurden. Dadurch ist eine politische und friedliche Lösung zu finden, man hat das Gefühl, so viele Erinnerungen, so viel Wut, Frustration und Anspannung ist aufgeladen, an der Oberfläche – vor allem in den Zentren der großen Städte – scheint das Leben normal weiterzugehen, doch es droht immer die Gefahr, dass es doch eskaliert. Viele haben uns gesagt: ,Wir glauben nicht, dass Kofi Annans Friedensplan aufgeht, sondern denken, es wird weiter eskalieren." (rv)

Vatikan/USA: Reform für US-amerikanische Frauenorden

Die vatikanische Glaubenskongregation hat eine Reform des Dachverbandes der US-amerikanischen Frauenorden eingeleitet. Als Verantwortlicher wurde Erzbischof Peter Sartain von Seattle eingesetzt. Seine Aufgabe ist es, die Arbeit des Dachverbandes LCWR „wo es nötig ist" zu erneuern und zu leiten, heißt es in einer Mitteilung aus dem Vatikan. Gleichzeitig lobte die Glaubenskongregation die Arbeit US-amerikanischer Schwestern. Der Heilige Stuhl nehme „mit Dankbarkeit den großen Beitrag von Ordensfrauen für die Kirche in den Vereinigten Staaten zur Kenntnis", der sich in vielen Schulen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen niederschlüge. Die Glaubenskongregation beabsichtige nicht, „über den Glauben und das Leben von Ordensfrauen in den Mitgliederkongregationen zu urteilen". (rv)

Syrien/Vatikan: Papst betroffen von Patriarch Daouds Tod

Papst Benedikt XVI. hat seine Betroffenheit über den Tod des emeritierten Patriarchen von Antiochien, Ignace Moussa I. Daoud, bekundet. In einem Beileidschreiben von diesem Samstag an das Patriarchat erinnerte der Papst auch daran, dass das Volk in dem Gebiet des Patriarchats derzeit unter schweren Umständen lebt. Das ehemalige Oberhaupt der syrisch-katholischen Kirche stammt aus der Stadt Homs, die das Epizentrum der derzeitigen Gewaltwelle in Syrien ist. Daoud ist an diesem Karsamstagmorgen um 8 Uhr verstorben, teilte das Patriarchat von Antiochien mit. Er wurde 82 Jahre alt. (rv)

Anmerkung von VH: Der emeritierte Patriarch von Antiochien, Kardinal Daoud, war an seinem Todestag 81 Jahre alt. (vh)