Der letzte Punkt der Papstagenda an diesem Samstag war ein Treffen mit Ordensleuten der Diözese Rom. Es wurde gesungen, gebetet und kam auch zum Frage-Antwortspiel mit dem Papst.
Papst Franziskus nahm sich wie so oft bei den Frage- Antwortgespräch mit den Menschen Zeit und antwortete spontan auf jede einzelne Frage. Er riet den vielen Menschen, die ein geweihtes Leben führen und der Diözese Rom angehören vor allem eines: Auf die Menschen zugehen und lächeln. Er scherzte, dass das geweihte Leben kein Paradies sei, viel mehr das Fegefeuer. Doch es gehe voran.
Das Lächeln und der menschliche Kontakt
Eine dieser vier Fragenden war Fulvia. Schwester Fulvia, die als Augustinerin einem römischen Schwesterkonvent Santi Coronati al Laterano angehört, repräsentierte das Leben in Klausur in einem urbanen Raum wie Rom. Die Stadt mit all ihren Schatten- und Sonnenseiten, und das Klausurleben. Sie erzählte von der Erfüllung des kontemplativen Lebens und fragte schließlich, wie das Klausurleben das Leben der Diözese beeinflussen könnte und wie es sich an den anderen Formen des Ordenlebens bereichern könne, ohne ihren speziellen Charakter zu verlieren.
Über die äußerst lange Einführung der Schwester, scherzte der Papst, der einige Zettel in der Hand hielt. „Das ist die Einführung der Schwester, damit ich mich auch an alles erinnern kann“, ergänzte er blätternd in den Zetteln.
Die Berufung zum Ordensleben sei für Papst Franziskus nicht unbedingt ein Ausgleich, vielmehr eine Spannung, erklärte der Papst. Eine Spannung zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Diese Spannung sei eine lebendige Spannung, die man in dem Ruf Gottes finden könnte. Er rufe dazu auf, dass unsichtbare Leben sichtbar zu machen. Und die Frauen in Klausur seien in dieser Spannung zwischen sichtbar und unsichtbarem: „Wie soll diese Sichtbarkeit sein? Wie soll das verborgene Leben sein? Diese Spannung trägt ihr in eurer Seele. Das ist eure Berufung. Ihr seid Frauen in dieser Spannungsphase….in diesem Verhalten den Herr zu suchen, sich in dem Herrn zu verstecken und der Berufung einen Sinn zu geben. Die Mauern sind nicht ausreichend für diese Zeichen.“
Dennoch soll das Klausurleben nicht ein vollkommener Bruch sein zu Außenwelt, so der Papst. Auch die Nachrichten, nicht der Medienklatsch und Tratsch, aber die Nachrichten über Krieg, Frieden und das Leid in dieser Welt sollte auch die Menschen hinter den Klausurmauern erreichen. Die Klausur, das Ordensleben sei kein Versteck. Es sei wichtig, den Menschen zu zuhören, auf die Menschen zu zugehen. „Das Lächeln der Schwestern, öffnet das Herz. Das Lächeln der Schwestern nährt besser als das Brot. …Vergesst nicht, eine Schwester, die nicht lächeln kann, der fehlt etwas“. Papst Franziskus empfiehl schließlich den menschlichen Kontakt nie abbrechen zu lassen und auch den Dialog mit den Priestern zu suchen und für diese auch zu beten.
Die konkrete und mütterliche Liebe
Eine weitere Nonne richtete sich an Papst Franziskus mit der Frage nach der Ehe und der Jungfräulichkeit. Beides sei ein Ruf der Liebe Gottes, beides verlange Vertrauen. Wie könne man beide Wege erhellen? Ist die Liebe der Ehe mit einer Liebe in das gottgeweihte Leben zu vergleichen?
Papst Franziskus betonte in seiner Antwort, die Weiblichkeit der Kirche. Es sei „die Kirche“, die Gemahlin von Jesus. Die Nonnen seien auch die Ikonen der Kirche und der Muttergottes. Diese Liebe zum gottgeweihten Leben sei vielmehr eine mütterliche und „konkrete Liebe“. Er empfiehl den Nonnen aus dem Matthäusevangelium Kapitel 25 zu lesen.
Die Reform des Dokuments „Mutuae Relationes“
Die dritte Frage stellte ein Scalabrini-Missionar, der sich für Migranten engagiert und seit 24 Jahren ein Fest der Völker veranstaltet und auch eine Mensa für Migranten. Er stellte die Frage, wie all die unterschiedlichen kirchlichen Institutionen, Bewegungen, Kongregationen und Einrichtungen miteinander arbeiten können ohne dabei miteinander zu konkurrieren.
Das Fest sei eine christliche Tradition, die wir oft vergessen. Papst Franziskus erinnerte, dass das Fest eine theologische Kategorie sei. (Dtn 26,5–10) Disziplin sei ein wichtiges Gut, doch das fest sei wichtig und auch die Eucharistie sei ein Fest. Die Probleme der Einheit mit den unterschiedlichen charismatischen Bewegungen mit dem Bischof sei oft schwierig, aber das sei auch menschlich. Um hier eine Regelung zu finden, werde derzeit das Dokument „Mutuae Relationes“ aus der Synode 1994 reformiert, betonte der Papst. Dieses Dokument definiert die Beziehungen und Strukturen von Ordensleuten und Bischöfen.
Frauen in der Kirche
Die letzte Frage stellte Priester Gaetano, der vor zwei Jahren mit Papst Franziskus am Gründonnerstag bei der Fußwaschung im Jugendgefängnis teilnahm. Er ist auch heute noch der zuständige Priester für das Jugendgefängnis. Das gottgeweihte Leben in der Kirche sei zu 80 Prozent weiblich, doch wie sei es möglich diese Präsenz zu würdigen?
Papst Franziskus ging in seiner letzten Antwort wieder auf die Mutterrolle der Frau ein. Diese mütterliche Liebe der Frau, die sie für die Kranken empfinden. Die mütterliche Liebe die wachsen helfe. Er erwähnte auch, dass mehr Frauen in Führungsposition sein sollten und erwähnte die erste Frau, die eine Direktorin an einer päpstlichen Universität sei. Doch das sei die reine Betrachtung der Funktionalität der Frau in der Kirche. Die Entdeckung der wahren Rolle, sei komplexer und tiefgehender.
„Wenn wir Männer ein Problem lösen, kommen wir zu einer Schlussfolgerung. Doch dasselbe Problem kann mit Frauen gemeinsam zu einer anderen Lösung führen. Dieselbe Richtung, doch die Lösung wird intuitiver, reicher und stärker sein.“
Papst Franziskus scherzte nach 30 Minuten Frage-Antwort Spiel: „Das Ordensleben ist das Paradies auf Erden. Nein, oder? Vielleicht das Fegefeuer, aber nicht das Paradies. Es ist nicht leicht voran zu kommen.“ (rv)